O+P Fluidtechnik 7-8/2018
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HYDRAULIKSYSTEM<br />
1. EINLEITUNG<br />
Wasser im hydraulischen System ist Ursache vieler verschiedener<br />
Schädigungsmechanismen im hydraulischen System. Es führt dazu,<br />
dass die eingesetzten Druckflüssigkeiten durch Hydrolyse bzw.<br />
Oxidation vorzeitig altern und die Wartungsintervalle der Systeme<br />
verkürzt werden müssen. Wasser greift außerdem die eingesetzten<br />
Materialien der Komponenten des Systems an. Metallische Oberflächen<br />
können durch Wasser oxidieren wodurch Partikel herausgelöst<br />
werden können, was weitere Schäden nach sich zieht. Des<br />
Weiteren kann die Funktionalität von Dichtelementen durch Quellen<br />
oder Schrumpfen, hervorgerufen durch die Anwesenheit von<br />
Wasser, beeinträchtigt bzw. gestört werden. Ein weiteres bekanntes<br />
Phänomen von Schädigungen in einem hydraulischen System ist<br />
Kavitationserosion. Durch lokales Absenken des statischen Drucks<br />
entsteht bei Unterschreiten des Sättigungsdampfdrucks eine<br />
Dampfphase und bildet damit Blasen. Wenn der Druck dann<br />
wieder steigt, implodieren diese und bilden Mikrojets, die beim<br />
Auftreffen auf die Wand das Material ermüden und zerstören.<br />
Zuletzt stört Wasser die tribologischen Kontaktpartner. Am Beispiel<br />
von Kegelrollenlager wurde eine deutliche Reduktion der Lebensdauer<br />
in Anwesenheit von Wasser nachgewiesen. Diese vielfältigen<br />
Schädigungsmechanismen wurden im Beitrag „Schädigungen<br />
durch Wasser in hydraulischen Systemen“ in der vergangenen<br />
Ausgabe detailliert betrachtet. Im Folgenden stehen die Orte des<br />
Wassereintritts sowie die erwartete Menge im Fokus.<br />
Ein großer Vorteil der Hydraulik ist die einfache Realisierung von<br />
linearen Bewegungen [Mur12], die mithilfe von Zylindern umgesetzt<br />
werden. Die Energie wird über Kolbenstangen an die Umgebung<br />
geleitet und kann dort abgegriffen werden. Abgedichtet wird<br />
die Kolbenstange mittels eines weichen Dichtelementes. Dadurch<br />
ist ein ordentlicher Druckaufbau gewährleistet. Beim Ausfahren der<br />
Stange schwimmt die Dichtlippe des Elements leicht auf, wodurch<br />
die Reibkraft reduziert wird. Allerdings verbleibt ein dünner Ölfilm<br />
auf der Oberfläche. Das Dichtelement ist derart ausgelegt, dass<br />
dieser Film beim Einfahren wieder mit in das System gelangen<br />
kann. Ein typisches Dichtelement, der Nutring, das eine weite<br />
Verbreitung in der Industrie gefunden hat, ist in Bild 01 gezeigt.<br />
Durch die Möglichkeit des Wiedereinzugs von Flüssigkeit besteht<br />
die Gefahr, dass Wasser mit ins System gelangt. Einen weiteren<br />
Zutrittsort von Wasser stellt die Belüftung des Tanks dar. In Bild 02<br />
ist ein typisches hydraulisches System mit den Zutrittsorten<br />
dar gestellt.<br />
Nachdem im vorherigen Beitrag die Schäden, die durch Wasser<br />
hervorgerufen werden, beleuchtet wurden, werden in diesem die<br />
Zutrittsorte von Wasser diskutiert. Außerdem wird ein Verfahren<br />
zur Bestimmung des Sättigungsverhaltens von typischen Hydraulikölen<br />
vorgestellt, ermittelte Sättigungskurven dargestellt und,<br />
aufbauend darauf, ein Modell zur Beschreibung des Eintrags von<br />
gelöstem Wasser im Ölfilm auf einer Kolbenstange ins System<br />
entwickelt. Die Wassereinträge, die über die verschiedenen Wege<br />
ins System gelangen, werden miteinander verglichen und bewertet.<br />
2. WASSEREINTRITT INS SYSTEM<br />
Wasser kann auf unterschiedlichen Wegen in das hydraulische<br />
System eindringen. Es kann bereits gelöst sein, z.B. wenn Frischöl<br />
hohen Wassergehaltes nachgefüllt wird. Auch im ungelösten<br />
Zustand kann es, z.B. durch Spritzer auf den Belüftungsfilter oder<br />
durch einen Kühlerbruch, eindringen. Das warme Hydrauliköl wird<br />
zur Abkühlung durch den Kühler geleitet und gibt dort die Wärme<br />
an das Kühlmittel ab. Beide Flüssigkeiten sind im Kühler voneinander<br />
getrennt. Im Bruchfall wird diese Trennung ungewollt aufgelöst.<br />
In diesem Fall kommt es zu katastrophalen Verunreinigungen<br />
des hydraulischen Systems. Da Kühlerbrüche unvorhersehbar auftreten<br />
können, nicht systemimmanente Ereignisse sind und zudem<br />
sehr selten auftreten, wendet sich die Studie im nächsten Absatz<br />
Wassereinträgen durch Belüftungsfilter im Tank zu. Im Anschluss<br />
01<br />
02<br />
Typischer Nutring<br />
Zutrittsorte von Wasser in ein hydraulisches System<br />
werden dynamische Dichtstellen als Wassereintrittsort erläutert.<br />
Dazu wird die Berechnungsgrundlage zur Bestimmung der Dicke<br />
des Schmierfilms, der auf der Kolbenstange beim Ausfahren<br />
verbleibt, erläutert. Anhand dieser wird das Einzugspotential freien<br />
Wassers abgeleitet. Es werden ebenfalls gemessene Schmierfilmhöhen<br />
zur Abschätzung des Einzugs freien Wassers herangezogen.<br />
Im letzten Abschnitt wird ein Modell zur Beschreibung des Eintrags<br />
von im Schmierfilm der Kolbenstange gelösten Wassers entwickelt<br />
und im Vergleich mit den anderen Eintragsorten diskutiert.<br />
Wasser kann ebenfalls über undichte Verschraubungen, Verbindungen<br />
und Schläuche ins System gelangen. Diese sind unvorhersehbar<br />
und werden daher im Rahmen dieser Studie nicht weiter<br />
betrachtet.<br />
2.1 LUFTFILTER<br />
In [Jae94] wurden Getriebeentlüftungen hinsichtlich des Wassereintrags<br />
untersucht. Getriebe müssen entlüftet werden, um Volumenänderungen<br />
des Öls durch Temperaturänderung und Leckage<br />
ausgleichen zu können. In hydraulischen Systemen müssen aufgrund<br />
von unsymmetrischen Verbrauchern, wie z.B. Differentialzy<br />
<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> 7-8/<strong>2018</strong> 45