19.07.2018 Aufrufe

O+P Fluidtechnik 7-8/2018

O+P Fluidtechnik 7-8/2018

O+P Fluidtechnik 7-8/2018

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

HYDRAULIKSYSTEM<br />

1. EINLEITUNG<br />

Wasser im hydraulischen System ist Ursache vieler verschiedener<br />

Schädigungsmechanismen im hydraulischen System. Es führt dazu,<br />

dass die eingesetzten Druckflüssigkeiten durch Hydrolyse bzw.<br />

Oxidation vorzeitig altern und die Wartungsintervalle der Systeme<br />

verkürzt werden müssen. Wasser greift außerdem die eingesetzten<br />

Materialien der Komponenten des Systems an. Metallische Oberflächen<br />

können durch Wasser oxidieren wodurch Partikel herausgelöst<br />

werden können, was weitere Schäden nach sich zieht. Des<br />

Weiteren kann die Funktionalität von Dichtelementen durch Quellen<br />

oder Schrumpfen, hervorgerufen durch die Anwesenheit von<br />

Wasser, beeinträchtigt bzw. gestört werden. Ein weiteres bekanntes<br />

Phänomen von Schädigungen in einem hydraulischen System ist<br />

Kavitationserosion. Durch lokales Absenken des statischen Drucks<br />

entsteht bei Unterschreiten des Sättigungsdampfdrucks eine<br />

Dampfphase und bildet damit Blasen. Wenn der Druck dann<br />

wieder steigt, implodieren diese und bilden Mikrojets, die beim<br />

Auftreffen auf die Wand das Material ermüden und zerstören.<br />

Zuletzt stört Wasser die tribologischen Kontaktpartner. Am Beispiel<br />

von Kegelrollenlager wurde eine deutliche Reduktion der Lebensdauer<br />

in Anwesenheit von Wasser nachgewiesen. Diese vielfältigen<br />

Schädigungsmechanismen wurden im Beitrag „Schädigungen<br />

durch Wasser in hydraulischen Systemen“ in der vergangenen<br />

Ausgabe detailliert betrachtet. Im Folgenden stehen die Orte des<br />

Wassereintritts sowie die erwartete Menge im Fokus.<br />

Ein großer Vorteil der Hydraulik ist die einfache Realisierung von<br />

linearen Bewegungen [Mur12], die mithilfe von Zylindern umgesetzt<br />

werden. Die Energie wird über Kolbenstangen an die Umgebung<br />

geleitet und kann dort abgegriffen werden. Abgedichtet wird<br />

die Kolbenstange mittels eines weichen Dichtelementes. Dadurch<br />

ist ein ordentlicher Druckaufbau gewährleistet. Beim Ausfahren der<br />

Stange schwimmt die Dichtlippe des Elements leicht auf, wodurch<br />

die Reibkraft reduziert wird. Allerdings verbleibt ein dünner Ölfilm<br />

auf der Oberfläche. Das Dichtelement ist derart ausgelegt, dass<br />

dieser Film beim Einfahren wieder mit in das System gelangen<br />

kann. Ein typisches Dichtelement, der Nutring, das eine weite<br />

Verbreitung in der Industrie gefunden hat, ist in Bild 01 gezeigt.<br />

Durch die Möglichkeit des Wiedereinzugs von Flüssigkeit besteht<br />

die Gefahr, dass Wasser mit ins System gelangt. Einen weiteren<br />

Zutrittsort von Wasser stellt die Belüftung des Tanks dar. In Bild 02<br />

ist ein typisches hydraulisches System mit den Zutrittsorten<br />

dar gestellt.<br />

Nachdem im vorherigen Beitrag die Schäden, die durch Wasser<br />

hervorgerufen werden, beleuchtet wurden, werden in diesem die<br />

Zutrittsorte von Wasser diskutiert. Außerdem wird ein Verfahren<br />

zur Bestimmung des Sättigungsverhaltens von typischen Hydraulikölen<br />

vorgestellt, ermittelte Sättigungskurven dargestellt und,<br />

aufbauend darauf, ein Modell zur Beschreibung des Eintrags von<br />

gelöstem Wasser im Ölfilm auf einer Kolbenstange ins System<br />

entwickelt. Die Wassereinträge, die über die verschiedenen Wege<br />

ins System gelangen, werden miteinander verglichen und bewertet.<br />

2. WASSEREINTRITT INS SYSTEM<br />

Wasser kann auf unterschiedlichen Wegen in das hydraulische<br />

System eindringen. Es kann bereits gelöst sein, z.B. wenn Frischöl<br />

hohen Wassergehaltes nachgefüllt wird. Auch im ungelösten<br />

Zustand kann es, z.B. durch Spritzer auf den Belüftungsfilter oder<br />

durch einen Kühlerbruch, eindringen. Das warme Hydrauliköl wird<br />

zur Abkühlung durch den Kühler geleitet und gibt dort die Wärme<br />

an das Kühlmittel ab. Beide Flüssigkeiten sind im Kühler voneinander<br />

getrennt. Im Bruchfall wird diese Trennung ungewollt aufgelöst.<br />

In diesem Fall kommt es zu katastrophalen Verunreinigungen<br />

des hydraulischen Systems. Da Kühlerbrüche unvorhersehbar auftreten<br />

können, nicht systemimmanente Ereignisse sind und zudem<br />

sehr selten auftreten, wendet sich die Studie im nächsten Absatz<br />

Wassereinträgen durch Belüftungsfilter im Tank zu. Im Anschluss<br />

01<br />

02<br />

Typischer Nutring<br />

Zutrittsorte von Wasser in ein hydraulisches System<br />

werden dynamische Dichtstellen als Wassereintrittsort erläutert.<br />

Dazu wird die Berechnungsgrundlage zur Bestimmung der Dicke<br />

des Schmierfilms, der auf der Kolbenstange beim Ausfahren<br />

verbleibt, erläutert. Anhand dieser wird das Einzugspotential freien<br />

Wassers abgeleitet. Es werden ebenfalls gemessene Schmierfilmhöhen<br />

zur Abschätzung des Einzugs freien Wassers herangezogen.<br />

Im letzten Abschnitt wird ein Modell zur Beschreibung des Eintrags<br />

von im Schmierfilm der Kolbenstange gelösten Wassers entwickelt<br />

und im Vergleich mit den anderen Eintragsorten diskutiert.<br />

Wasser kann ebenfalls über undichte Verschraubungen, Verbindungen<br />

und Schläuche ins System gelangen. Diese sind unvorhersehbar<br />

und werden daher im Rahmen dieser Studie nicht weiter<br />

betrachtet.<br />

2.1 LUFTFILTER<br />

In [Jae94] wurden Getriebeentlüftungen hinsichtlich des Wassereintrags<br />

untersucht. Getriebe müssen entlüftet werden, um Volumenänderungen<br />

des Öls durch Temperaturänderung und Leckage<br />

ausgleichen zu können. In hydraulischen Systemen müssen aufgrund<br />

von unsymmetrischen Verbrauchern, wie z.B. Differentialzy­<br />

<strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> 7-8/<strong>2018</strong> 45

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!