Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop
Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop
Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Entleiher zurückfließen (z. B. erfolgt bei mehr<br />
als 250.000 Euro Jahresumsatz eine Rückvergütung<br />
von 9 % oder mehr). Um ihr Risiko weiter<br />
zu minimieren (Insolvenz des Verleihers),<br />
errichten Entleiher zusätzliche Ausschreibungshürden<br />
(Mitarbeiterzahl, Umsatz), die in<br />
der Branche sehr kritisch gesehen werden.<br />
„Der Einkauf von Zeitarbeit entspricht in<br />
einer Hinsicht ganz und gar dem Einkauf<br />
einer gewöhnlichen Materialgruppe: Auch<br />
bei ihm steht bei der Kostenoptimierung<br />
das gesamte Instrumentarium von Einsparhebeln<br />
zur Verfügung“ (Nold 2010).<br />
„Die Ausschreibungen werden immer unverschämter,<br />
vor allem von großen Konzernen.<br />
Inzwischen wollen die Firmen Eigenauskünfte<br />
wie meine private Kontonummer, gegen<br />
die ich mich auch schon mal verwehrt habe.<br />
Und wenn man dann in die zweite Runde gekommen<br />
ist, dann stehen Nachbesserungen<br />
an, was immer heißt: Noch einmal mit dem<br />
Preis runter“ (Geschäftsführer Verleiher).<br />
Aufgrund des Preisdrucks ist auch die Verleihgebühr<br />
in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen:<br />
Bei Hochqualifizierten liegt<br />
diese beim 3 bis 3,5-Fachen, bei Hilfskräften<br />
beim 1,8 bis 2,5-Fachen des Stundenlohns. Für<br />
den Verleiher verbleiben nach Abzug von Sozialabgaben<br />
und Verwaltungskosten für einen<br />
Facharbeiter je Arbeitsstunde mehrere Euro,<br />
für einen Helfer ca. 50 Cent oder weniger (IGM<br />
2008a: 22). Auch die laut Überlassungsvertrag<br />
vorgesehene Übernahmegebühr (Ablöse) spielt<br />
kaum noch eine Rolle.<br />
„Mehr als das 2-Fache kann man bei Hilfskräften<br />
schon nicht mehr verlangen, um<br />
dann auf das 1,5-Fache runterzugehen“<br />
(Personaldisponentin).<br />
„Im Helfersegment ist die Marge nicht mal<br />
mehr ein Euro pro Stunde, und man macht<br />
das Geschäft nur, damit man Fixkosten gedeckt<br />
hat und als Türöffner zu einem Entleiher“<br />
(ehemaliger Niederlassungsleiter,<br />
Verleiher).<br />
„Es ist üblich, dass der Verleiher während<br />
eines laufendes Auftrages vom Entleiher<br />
angefragt wird, ob er nicht ein billigeres Alternativangebot<br />
machen könnte, oder dass<br />
andere Verleiher von sich aus tätig werden<br />
und Entleihern quasi als ‚Service‘ anbieten,<br />
die gleiche Leistung zu einem geringeren<br />
Preis anzubieten“ (ehemalige Personaldisponentin).<br />
Um im Preiskampf auch das Verleiherrisiko zu<br />
minimieren (Insolvenz des Entleihers), wird<br />
ebenfalls vorsichtig agiert:<br />
„Ich arbeite mit Auskunfteien zusammen,<br />
denn wenn ich eine Firma nicht kenne, ist<br />
das ein Risiko. Ich möchte dann auch wissen,<br />
mit wem ich zusammenarbeite und ob<br />
ich mein Geld bekomme“ (Geschäftsführer<br />
Verleiher).<br />
Neben dem Arbeitsüberlassungsvertrag können<br />
dem Geschäftsverhältnis von Ent- und Verleiher<br />
noch weitere Modelle zugrunde liegen<br />
(vgl. VBG 2007), welche unterschiedliche Dynamiken<br />
auch für die eingesetzten <strong>Leiharbeit</strong>neh-<br />
DER WETTBEWERB AUF EINEM NACHFRAGEMARKT<br />
<strong>Leiharbeit</strong> als<br />
Materialeinkauf<br />
Konkurrenz und<br />
Misstrauen<br />
29