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Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop

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INTEGRATIONSHEMMNIS LEIHARBEIT<br />

Vertriebsgedanke<br />

in den Arbeitsverwaltungen<br />

48<br />

bewerbern verbreitet. Mehrfach wurde berichtet,<br />

dass <strong>Leiharbeit</strong>sfirmen in Asylbewerberheimen<br />

versuchen billige Arbeitskräfte anzuwerben.<br />

„Immer wieder haben wir das Problem,<br />

dass Zeitarbeitsfirmen Asylbewerber ansprechen,<br />

die noch keine Arbeitserlaubnis<br />

haben, ob sie nicht tageweise arbeiten<br />

möchten. Diese sagen natürlich Ja, weil sie<br />

sich etwas dazuverdienen wollen. Wenn sie<br />

dann kein Geld oder kaum Geld für ihre Arbeit<br />

erhalten, haben die Betroffenen auch<br />

keine Mittel in der Hand, dies einzuklagen,<br />

weil sie ja eigentlich schwarzarbeiten und<br />

sich damit erpressbar machen“ (Mitarbeiter<br />

MigraNet Augsburg).<br />

Die institutionellen Barrieren entstehen durch<br />

das Agieren der jeweiligen Gate-Keeper bei<br />

Behörden, Arbeitsvermittlern, Verleihern und<br />

Entleihern. Das Instrument der <strong>Leiharbeit</strong> bedingt<br />

es, dass eine weitere Auswahlebene eingezogen<br />

wird und damit zusätzliche Personen<br />

darüber entscheiden, welche Tätigkeit bei welchem<br />

Ver- und Entleiher31 ein <strong>Leiharbeit</strong>nehmer<br />

erhält. Diese Entscheidung ist weitreichend, da<br />

sie entweder für den <strong>Leiharbeit</strong>nehmer auch<br />

die Zugangschancen zum ersten Arbeitsmarkt<br />

erhöht oder er in der <strong>Leiharbeit</strong> „dauerhaft geparkt“<br />

wird. Ähnlich wie die Verleiher arbeiten<br />

auch die Arbeitsagenturen nach Zielvorgaben<br />

und Zielsteigerungsraten, um das ‚vertriebsorientierte<br />

Denken zu fördern‘ und ihre Kunden in<br />

Arbeit zu bringen. Jedoch begünstigt der<br />

dadurch ausgeübte Druck eine Kategorisierung<br />

und Hierarchisierung der Klienten nach Arbeitsmarktchancen<br />

und kann dazu führen, dass<br />

das persönliche Vermittlungsbudget des Beraters<br />

verstärkt für „aussichtsreiche Kunden“<br />

eingesetzt wird. Dabei muss mit berücksichtigt<br />

werden, dass sowohl die Beschäftigten der Arbeitsverwaltung,<br />

die Personaldisponenten<br />

beim Verleiher wie auch die Meister, Vorarbeiter<br />

und Schichtleiter beim Entleiher anfällig<br />

sind für Vorurteile und Stereotypen. Konkrete<br />

Beispiele für institutionelle Barrieren sind:<br />

Bei Behörden (ARGE/Jobcenter):<br />

Fehlende Kompetenz der Mitarbeiter, 32 um<br />

die mitgebrachten Qualifikationen von Migranten<br />

einzuschätzen und ihnen auch auf<br />

dem ersten Arbeitsmarkt einen ausbildungsäquivalenten<br />

Arbeitsplatz anzubieten.<br />

Mutmaßung, dass der Ausreisegrund rein<br />

wirtschaftlicher Natur gewesen sei, und daher<br />

nur geringes Engagement, Migranten in<br />

den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln.<br />

Fehlende Zeit und fehlendes Fachvokabular<br />

der Mitarbeiter, um die fachliche, berufspraktische<br />

Sprachkompetenz des Migranten<br />

einzuschätzen, die sich häufig von all-<br />

31 Verschiedene Entleiher übernehmen in regelmäßigen Abständen auch <strong>Leiharbeit</strong>nehmer, andere nie.<br />

32 Viele Arbeitsvermittler sind (Fach-)Hochschulabsolventen, d. h., sie haben selbst in der Regel keine praktische/<br />

duale Ausbildung absolviert, was die Einordnung von „Handwerkerqualitäten“ erschwert.

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