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Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop

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„Bei uns haben die <strong>Leiharbeit</strong>er einen Paten<br />

bekommen; der hatte ungefähr ’ne Stunde,<br />

ihn anzulernen. Nach zwei Stunden ist<br />

der Meister vorbeigekommen und hat nur<br />

gefragt: ‚Und schafft er es oder nicht?‘ Wenn<br />

nicht, dann wurde er nach zwei Stunden<br />

nach Hause geschickt“ (ehemaliger Stammbeschäftigter<br />

Entleiher).<br />

„Die Maschinenführerin hasst uns <strong>Leiharbeit</strong>erinnen,<br />

weil wir an der Prämienkürzung<br />

schuld sind. Aber wir können doch<br />

auch nur unser Bestes geben“ (<strong>Leiharbeit</strong>nehmerin<br />

mit Migrationshintergrund).<br />

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich,<br />

dass sich bei <strong>Leiharbeit</strong>nehmern Resignation<br />

ausbreitet. Unter Migranten, die sich um<br />

Stabilität und Integration bemühen, verfestigt<br />

sich der Eindruck von Willkür:<br />

„Gefällt ihnen eine Person nicht, dann<br />

schmeißen sie dich weg und nehmen eine<br />

neue“ (<strong>Leiharbeit</strong>nehmerin mit Migrationshintergrund).<br />

Ausdruck dieser Disziplinierung ist bisweilen<br />

ein Generalverdacht gegenüber <strong>Leiharbeit</strong>nehmer,<br />

sobald Fehler, Sachbeschädigungen oder<br />

Diebstahlsdelikte in Betrieben auftreten („Die<br />

Russen stehlen“). Extremformen von Disziplinierung<br />

zeigen sich in Gestalt von körperlicher<br />

Züchtigung oder der Aufforderung an die <strong>Leiharbeit</strong>nehmer,<br />

sich erkenntlich zu zeigen, um<br />

ihre Chancen auf ein festes Arbeitsverhältnis<br />

zu erhöhen:<br />

39 Damit meint sie die Ablösegebühr, die Entleiher dem Verleiher zahlen.<br />

„Männer zahlen eher, um sich Vorteile zu<br />

verschaffen, bei Frauen läuft das häufig<br />

anders, wenn der Vorarbeiter oder Meister<br />

ein Mann ist“ (ehemalige <strong>Leiharbeit</strong>nehmerin<br />

mit Migrationshintergrund, heute Betriebsrätin).<br />

„Für einen festen Job würde ich schon zahlen.<br />

Denn wer kauft mich mit 50 Jahren denn<br />

noch ab?“ 39 (<strong>Leiharbeit</strong>nehmerin mit Migrationshintergrund).<br />

Dass sich zwischen den Stammbeschäftigten<br />

und insbesondere <strong>Leiharbeit</strong>nehmern mit Migrationshintergrund<br />

eigene soziale Welten aufspannen,<br />

in die auch Geschäftsführungen und<br />

Betriebsräte keinen Einblick haben, zeigt sich<br />

an folgenden Beispielen.<br />

„Die Geschäftsführung hat keine Ahnung,<br />

was hier an der Linie abläuft. Lange glaubten<br />

sie, dass die Migranten Sprachschwierigkeiten<br />

haben, weil sie sich Russisch<br />

oder Polnisch unterhielten, und wollten<br />

Sprachkurse organisieren. Doch dem ist<br />

nicht so, es ist eher eine Gegenreaktion auf<br />

die alltägliche Diskriminierung seitens des<br />

Vorarbeiters, weil sie damit auch ein<br />

Machtmittel in der Hand haben, wenn er sie<br />

nicht versteht“ (ehemalige <strong>Leiharbeit</strong>nehmerin<br />

mit Migrationshintergrund, heute<br />

Betriebsrätin).<br />

„Wir hatten einen Schichtleiter, der sich<br />

immer eine weibliche <strong>Leiharbeit</strong>erin aussuchte<br />

und diese unter Druck setzte, mit<br />

MIGRANTEN AUF DEM LEIHARBEITSMARKT<br />

59

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