Integrationshemmnis Leiharbeit - Otto Brenner Shop
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Migranten als Beschäftigte<br />
beim Verleiher<br />
Entleiher fordern Verleiher auf, <strong>Leiharbeit</strong>nehmer<br />
nach spezifischen Anforderungsprofilen zu<br />
rekrutieren. Damit wird nicht nur gezielt das<br />
Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG)<br />
umgangen, sondern diese Rastersuche (Geburtsort,<br />
Name, Deutschkenntnisse, Akzent,<br />
nichtdeutsche Ausbildung, branchenfremde Arbeitserfahrung,<br />
Alter, Geschlecht) diskriminiert<br />
Migranten in besonderer Weise. Insbesondere<br />
ältere weibliche Arbeitssuchende mit<br />
Migrationshintergrund und geringen Sprachkenntnissen<br />
gelten als kaum vermittelbar, was<br />
dazu führt, dass sie nahezu jegliche Arbeitsbedingungen<br />
akzeptieren.<br />
Vereinzelt nutzen Verleiher die finanzielle<br />
und rechtliche Zwangslage von Migranten (ungesicherter<br />
Aufenthaltsstatus), um sie unter<br />
Druck zu setzen. Diese Strategie hindert <strong>Leiharbeit</strong>nehmer<br />
daran, sich krank zu melden oder<br />
ausstehende finanzielle Ansprüche/Urlaubstage<br />
einzufordern. Besonderen Diskriminierungsrisiken<br />
unterliegen jene, die ein sprachliches,<br />
kulturelles und (arbeits-)rechtliches<br />
Wissensdefizit aufweisen, da Verleiher damit<br />
kalkulieren, dass diese sich aus Angst oder<br />
Scham nicht wehren. Beispiele sind vorenthaltene<br />
Lohnzahlungen, Blankounterschriften unter<br />
Kündigungen, unzulässige Verhaltens- und<br />
Disziplinierungsvorschriften, unberechtigte finanzielle<br />
Forderungen (z. B. für Arbeitssicherheitsausrüstung).<br />
Einer Sondersituation sehen sich Migranten<br />
gegenüber, die bei ethnischen Verleihern<br />
(vgl. Kap. 7.) beschäftigt sind. Hier bilden sich<br />
in besonderer Weise abgegrenzte soziale Welten<br />
(vgl. Kap. 1.) aus, zu denen Arbeitnehmer<br />
anderer Ethnien, Gewerkschaften und Betriebsräte<br />
kaum Zugang haben. Eine kulturelle<br />
Vertrautheit (Sprache, Arbeitskultur, Fürsorgesystem),<br />
Schutz und eine Form des Rückzuges<br />
als Widerstand stehen dabei der Gefahr von<br />
Isolierung und Ausbeutung gegenüber.<br />
Migranten als <strong>Leiharbeit</strong>nehmer<br />
beim Entleiher<br />
Die für Hilfskräfte typischen Einsatzwechsel<br />
bedingen fortwährende technische Anlernprozesse,<br />
örtliche Neuorientierungen und belastende<br />
soziale Kennenlernprozesse. Diese Instabilitäten<br />
führen nicht nur bei <strong>Leiharbeit</strong>nehmern<br />
mit Sprachschwierigkeiten zu großer<br />
Unsicherheit und infolgedessen zu einer<br />
höheren Fehlerquote, sondern auch bei den<br />
Stammbeschäftigten zu vermehrtem Stress,<br />
Ungeduld bis hin zu einer generellen Ablehnung<br />
von <strong>Leiharbeit</strong>nehmern mit Migrationshintergrund.<br />
Insbesondere beim strategischen dauerhaften<br />
Einsatz von <strong>Leiharbeit</strong> (vgl. Kap. 3.1.)<br />
unterminiert diese erzwungenermaßen den<br />
Tarifvertrag und damit die betriebliche Stabilität.<br />
Handelt es sich bei den <strong>Leiharbeit</strong>nehmern<br />
um Migranten, sind diese besonders der<br />
Gefahr der rassistischen Diskriminierung ausgesetzt.<br />
Da die <strong>Leiharbeit</strong>nehmer im Hierarchiegefälle<br />
des Entleihbetriebes sehr niedrig<br />
angesiedelt sind und selbst Angst um ihren Arbeitsplatz<br />
haben, müssen die Täter kaum Konsequenzen<br />
fürchten.<br />
ZUSAMMENFASSUNG<br />
7