Lebensgeschichten von Opfern des Nationalsozialismus
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A.<br />
EvA<br />
Eva A. mit 5 Jahren<br />
im Kindergarten FotoS:<br />
Eva A. Erinnerungen 115<br />
So, nun hat sich‘s<br />
ausgeflirtet …<br />
Eva A., Neuseeland, geboren 1924<br />
Eva A. wurde 1924 in Wien geboren. In ihrem Tagebuch, das sie 1934 als Belohnung<br />
für ein gutes Schulzeugnis bekommen hat, beschreibt sie die für sie unmittelbaren<br />
Folgen <strong>des</strong> „Anschlusses“: Sie durfte wie viele andere jüdische Schülerinnen und<br />
Schüler die Schule nicht mehr besuchen.<br />
Wien, 29. April 1938<br />
So, nun hat sich’s ausgeflirtet in der Schule, und gründlich!! Wir sind nämlich <strong>von</strong> wegen unserer<br />
Rasse aus der Schule rausgeflogen, nun alles der Reihe nach:<br />
Wir erfuhren es gestern durch die Zeitung, trafen uns heute alle vier um 1 /410 Uhr, um die<br />
Bücher zurückzutragen. Wie wir am Schüttel [2. Wiener Gemeindebezirk] waren, sahen wir<br />
drüben auf der Lände [3. Bezirk] den Kurtl!! Juli und Boxi. Wir waren meschugge, plötzlich<br />
sehen wir am Schüttel Katz, Beran, Fast und Baar auch die Bücher zurücktragen. Die Lilly traf<br />
vorher schon den Juli, redete ihn an (!) und fragte, was los sei. Er sagte, er käme in die Hessgasse<br />
und wir in die Radetzkyschule. Wir gingen dann rauf, der Katz holte den Lindner aus dem<br />
geom. Zeichensaal (er wurde dabei ganz rot), und gaben die Bücher ab. Der Heinzl Baar fragte<br />
uns, wohin wir kommen, er war überhaupt sehr nett, der Katz war ein bissl arrogant. [...] Dann<br />
kam der Spovi, wir verabschiedeten uns <strong>von</strong> ihm, er wünschte uns alles Gute und sagte, es tue<br />
ihm um uns, seine guten Lateinstudenten, leid. Dann kam der Prof. Walter, sah uns, sprach mit<br />
uns rührend, man sah ihm an, dass es ihm schwer war, und ich hätte am liebsten geheult. Dann<br />
gingen wir zum Didi [Direktor] rein, der war auch sehr nett und sagte uns, wir kommen in den<br />
20. Bezirk in die Schule, schrecklich!!! Er gab uns dann die Hand, obwohl er uns gar nicht kennt.