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September 2018 I Jahrgang 17 I Nr. 195<br />
Politik & Wirtschaft 19<br />
Komplett ausgebucht<br />
Das Interesse der Aussteller an der Wirtschaftsmesse des Landkreises und den Fachkräftetagen<br />
ist groß. Der Veranstalter schafft zusätzliche Flächen für Kurzentschlossene.<br />
Mit „Gut Leben und Arbeiten“<br />
ist die Wirtschaftsmesse<br />
des Landkreises<br />
Schwäbisch Hall überschrieben<br />
und dieses Thema, das neue<br />
Konzept sowie die Kombination<br />
aus beiden Fakten haben dazu<br />
geführt, dass die Messe derzeit<br />
ausgebucht ist, obwohl es bis<br />
zum Veranstaltungsbeginn am<br />
9. November, noch gut zwei Monate<br />
Zeit sind.<br />
Die enge Verzahnung der beiden<br />
Bereiche Leben und Arbeiten<br />
legte es nahe, die beiden<br />
Veranstaltungen – die alle fünf<br />
Jahre stattfindende Wirtschaftsmesse<br />
des Landkreises und die<br />
jährlichen Fachkräftetage der<br />
regionalen Tageszeitung – miteinander<br />
zu kombinieren und sie<br />
vom 9. bis 11. November gemeinsam<br />
in der Arena in Ilshofen<br />
stattfinden zu lassen.<br />
Die Wirtschaftsmesse in Kombination<br />
mit den Fachkräftetagen<br />
bietet den Ausstellern die Gelegenheit,<br />
sich zu präsentieren,<br />
Netzwerke zu knüpfen, Kundenkontakte<br />
zu pflegen und Neukunden<br />
zu akquirieren sowie<br />
neue Mitarbeiter zu gewinnen.<br />
Veranstalter ist die SÜDWEST<br />
PRESSE Hohenlohe, deren Marketingleiter<br />
Peer Ley in der<br />
neuen Verbindung „eine gute<br />
Kontakte: Vom 9. bis zum 11. November präsentieren sich die Wirtschaftsmesse des Landkreises<br />
und die Fachkräftetage der SÜDWEST PRESSE Hohenlohe unter einem Dach.<br />
Foto: SWPArchiv<br />
Symbiose“ sieht. Das spiegle<br />
sich auch in der Hallenbelegung<br />
wider: „Die Ausstellungsfläche<br />
ist bereits komplett belegt.<br />
Derzeit arbeiten wir daran,<br />
zusätzliche Flächen zu<br />
schaffen, um auch kurzentschlossenen<br />
Ausstellern noch<br />
die Möglichkeit zu geben, dabei<br />
zu sein“, so Ley.<br />
Neben Firmen und Dienstleistern<br />
werden sich hier auch die<br />
Gemeinden und der Landkreis<br />
mit ihren infrastrukturellen Projekten<br />
vorstellen. Insgesamt<br />
wird die Messe eine Fläche von<br />
über 5000 Quadratmetern belegen.<br />
Hinzu kommen noch die<br />
Flächen für die Catering- und<br />
Eventbereiche. Abwechslung<br />
verspricht wieder das bunte<br />
Rahmenprogramm: Die Kinder<br />
werden betreut, es gibt Modenschauen<br />
und Tanzvorführungen.<br />
Besuchermagnet wird die<br />
Tierhalle sein.<br />
do<br />
INFO: Ansprechpartnerin für<br />
Messeaussteller ist Ariane Kolb:<br />
Sie ist telefonisch unter<br />
0 79 51 / 40 92 31 und per<br />
E-Mail unter a.kolb@swp.de zu<br />
erreichen.<br />
www.gutlebenundarbeiten.de<br />
Erfreut: Die Gründungsmitglieder des Vereins.<br />
Schraubenhersteller<br />
gründen Verein<br />
15 regionale Unternehmen wollen Museum eröffnen.<br />
Am Markt teilweise im Wettbewerb<br />
zueinanderstehend,<br />
agieren sie hier dennoch miteinander:<br />
Fünfzehn Unternehmen<br />
der Region haben kürzlich einen<br />
gemeinnützigen Verein ins Leben<br />
gerufen, welcher der Förderung<br />
des Schrauben- und Befestigungsclusters<br />
gilt. Die Initiative dieses<br />
Projekts, das ebenso von der Stadt<br />
Forchtenberg und dem Hohenlohekreis<br />
unterstützt wird, ging von<br />
Prof. Dr. h.c. mult. Reinhold<br />
Würth aus. Bei der konstituierenden<br />
Sitzung wurde Dirk Döllner<br />
vom Unternehmen Arnold Umformtechnik<br />
als Vorsitzender und<br />
Andreas Krebs, Geschäftsführer<br />
von BTI Befestigungstechnik und<br />
Vice-President der Berner Group<br />
als Stellvertreter gewählt. Mit der<br />
Gründung der ersten Schrauben<br />
produzierenden Eisenwarenfabrik<br />
L. & C. Arnold in Ernsbach be-<br />
Foto: Würth<br />
gann 1898 die Industrialisierung<br />
in Hohenlohe. Aus dieser ersten<br />
Keimzelle haben sich bis heute<br />
über zwanzig Unternehmen in der<br />
Region entwickelt, die entweder<br />
selbst Schrauben- und Befestigungsteile<br />
herstellen oder damit<br />
handeln. Das Wissen über diese<br />
Historie, die Entwicklung von<br />
Technologien sowie den gesellschaftlichen<br />
Beitrag dieses Clusters<br />
möchte der Verein für zukünftige<br />
Generationen dokumentieren<br />
und in einem geplanten Museum<br />
thematisieren. Ein geeigneter Ort<br />
dafür ist auch schon gefunden:<br />
Der am Kocher gelegene, historische<br />
Backstein-Mühlenbau in<br />
Forchtenberg-Ernsbach. Derzeit<br />
befindet man sich in der Abstimmungsphase<br />
eines interessanten<br />
Konzepts für Jung und Alt, um im<br />
Jahr 2019 mit der Sanierung zu<br />
beginnen.<br />
pm<br />
Gastkommentar<br />
Ist der Förderalismus in Gefahr?<br />
Höhere Finanzmittel und gleichzeitig mehr Zuständigkeiten für die Länder – das ist unmöglich.<br />
Ministerpräsident Winfried<br />
Kretschmann warnte vor<br />
wenigen Wochen vor einer<br />
„Aushöhlung des Föderalismus“.<br />
Er warf dem Bund vor, „Zuständigkeiten<br />
zu vermengen, Verantwortlichkeiten<br />
zu vermischen<br />
und den Einfluss des Bundes auf<br />
die Aufgabenerfüllung der Länder<br />
und Kommunen in einem Umfang<br />
auszudehnen“, den er nicht für<br />
möglich gehalten habe.<br />
Der Reihe nach: Nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg wollten die Siegermächte<br />
mit der Errichtung der föderalen<br />
Struktur die Macht des<br />
Zentralstaates in Deutschland<br />
ganz bewusst begrenzen. Der Länderföderalismus<br />
hat also seine<br />
sehr nachvollziehbare historische<br />
Begründung.<br />
Die Länderkammer, der Bundesrat,<br />
hat eine im Grundgesetz verankerte<br />
hohe Bedeutung und ein<br />
deutliches Mitspracherecht bei<br />
der Gesetzgebung erhalten:<br />
„Durch den Bundesrat wirken die<br />
Länder bei der Gesetzgebung und<br />
Verwaltung des Bundes mit“, so<br />
das Grundgesetz 1949.<br />
In den 1970er-Jahren stieg die<br />
Zahl der zustimmungspflichtigen<br />
Gesetze an, wodurch sich der Bundesrat<br />
hin zu einem parteipolitischen<br />
Blockadeinstrument entwickelte.<br />
Diese Blockaden – eine andere<br />
Mehrheit im Bundesrat als<br />
im Bundestag – läuteten das Ende<br />
sowohl der Kanzlerschaft von Helmut<br />
Kohl als auch der von Gerhard<br />
Schröder ein.<br />
Folge: Föderalismuskommissionen<br />
sollten die Zuständigkeiten<br />
zwischen Bund und Ländern entflechten.<br />
Die erste von Edmund<br />
Stoiber und Franz Müntefering geleitete<br />
Kommission scheiterte vor<br />
allem an und wegen der Bildungspolitik.<br />
Es folgte eine weitere Kommission,<br />
die eine ganze Reihe an<br />
Veränderungen im Bund-Länder-<br />
Verhältnis mit sich brachte: Die<br />
Rahmengesetzgebung des Bundes<br />
wurde abgeschafft. Der Bund<br />
wurde alleine für das Melde- und<br />
Ausweiswesen, die Kernenergie,<br />
das Waffen- und Sprengstoffrecht,<br />
das Kriegsfolgenrecht, das Notarrecht<br />
sowie den Schutz deutschen<br />
Kulturgutes gegen Abwanderung<br />
ins Ausland zuständig. Als Ausgleich<br />
hierfür erhielten die Länder<br />
das Recht, ihre Beamtenbesoldung<br />
autonom zu regeln. Ferner<br />
bekamen sie die Zuständigkeit für<br />
das Gesundheitsrecht, das Ladenschluss-<br />
und Gaststättenrecht, das<br />
Versammlungsrecht und das Presserecht.<br />
Die Länder bekamen<br />
Landesvater: Winfried Kretschmann fordert mehr Geld und mehr<br />
Kompetenzen für die Länder – das passt nicht zusammen. Foto: NPG-Archiv<br />
obendrein eine Stärkung ihrer<br />
Kompetenzen im Bildungsbereich<br />
und der Bund zog sich aus der Finanzierung<br />
des Hochschulbaus<br />
und den direkten Finanzhilfen für<br />
Schulen zurück.<br />
Bert Rürup, Chefökonom des<br />
„Handelsblatt Research Instituts“<br />
und ehemaliger Vorsitzender der<br />
Wirtschaftsweisen, stellte dieser<br />
Tage fest: „Im Zeichen der Großen<br />
Koalitionen wandelte sich die<br />
Länderkammer von der heimlichen<br />
Opposition zu einer gigantischen<br />
Geldforderungsmaschine.<br />
Letztlich musste sich die Bundesregierung<br />
die Zustimmung des<br />
Bundesrats zu größeren Reformen<br />
immer öfter dadurch erkaufen,<br />
dass der Bund das Gros der<br />
Kosten schulterte – und im Gegenzug<br />
die Länder ein wenig von ihren<br />
Zuständigkeiten an den Bund<br />
abtraten. Das letzte große Beispiel<br />
ist die Reform der Bund-Länder-Finanzbeziehungen<br />
im Jahr 2017,<br />
die den Bund ab dem Jahr 2020<br />
rund zehn Milliarden Euro pro<br />
Jahr kosten wird, für die er im Gegenzug<br />
größere Kompetenzen<br />
beim Bau von Fernstraßen, in der<br />
Steuerverwaltung und bei Investitionen<br />
in Schulen erhielt. Laut<br />
Bundesrechnungshof wurden so<br />
in den vergangenen Jahren 75 Milliarden<br />
Euro vom Bund zu Ländern<br />
und Kommunen geschoben.“<br />
Der Bund übernahm und übernimmt<br />
die Flüchtlingskosten, er finanziert<br />
mittlerweile nicht nur<br />
den Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen,<br />
sondern auch deren<br />
Unterhalt. Beim geplanten Rechtsanspruch<br />
auf Ganztagsbetreuung<br />
für Grundschulkinder wird der<br />
Bund laut Koalitionsvereinbarung<br />
der laufenden Kostenbelastung<br />
der Kommunen „Rechnung tragen“.<br />
Und weiter haben die Koalitionäre<br />
beschlossen, dass der<br />
Bund die Gebäude und IT-Infrastruktur<br />
von Schulen mitfinanzieren<br />
kann, den Ländern Geld für<br />
den sozialen Wohnungsbau überweist<br />
und Verkehrsinvestitionen<br />
im kommunalen Bereich mitfinanziert,<br />
damit der Nahverkehr attraktiver<br />
wird.<br />
Verkaufen die Länder ihre Kompetenzen?<br />
Anders gefragt: Immer<br />
mehr Geld für weniger Kompetenzen?<br />
Macht das Sinn? Passt das zusammen?<br />
Zumindest für „unseren“<br />
Ministerpräsidenten nicht.<br />
Kretschmann wirft der Bundesregierung<br />
vor, die Länder „mit Almosen<br />
zu ködern“. Er forderte die<br />
Bundesregierung dazu auf, auf<br />
Dr. Walter Döring<br />
Der gebürtige Stuttgarter war lange eine<br />
der Gallionsfiguren der FDP. Er war Gemeinderat<br />
in Schwäbisch Hall, Vorsitzender der<br />
Landtagsfraktion und Wirtschaftsminister<br />
von Baden-Württemberg. Heute arbeitet<br />
der 64-Jährige als Consultant und hält Vorlesungen<br />
an Hochschulen. Im Kreistag ist er<br />
für die Freien Demokraten politisch aktiv.<br />
Döring ist Initiator und Mitorganisator des<br />
Kongresses „Gipfel der Weltmarktführer“<br />
in Schwäbisch Hall und gründete die Akademie<br />
Deutscher Weltmarktführer.<br />
eine Grundgesetzänderung zu verzichten,<br />
die die Kompetenzen der<br />
Länder und Landtage untergrabe.<br />
Denn: Wer den Föderalismus retten<br />
will, der sollte eigentlich ein<br />
Interesse an kompetenzstarken<br />
Bundesländern haben. Aber es<br />
geht halt eben doch nicht „nur“<br />
um Kompetenzen: Winfried<br />
Kretschmann weiter: „Wenn man<br />
der Meinung ist, Bildung und sozialer<br />
Wohnungsbau seien unterfinanziert,<br />
dann ist eben ein höherer<br />
Anteil am Steueraufkommen<br />
für Länder und Kommunen die Lösung.“<br />
Knapp zusammengefasst:<br />
Der baden-württembergische Ministerpräsident<br />
will beides: Mehr<br />
Geld und mehr Kompetenzen. Viel<br />
Erfolg dabei.<br />
Foto: Hans Kumpf