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igenda Magazin 16-2018

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Keineswegs<br />

immer konstant<br />

Franchisepartnerschaften<br />

im Zeitablauf<br />

Jedem Netzwerkunternehmen ist heutzutage klar, dass die Partner vor Ort vielleicht der<br />

wichtigste Faktor für ein langfristig erfolgreiches Unternehmen sind. In kooperativen<br />

Netzwerken führt der Bedeutungszuwachs der partnerschaftlichen Zusammenarbeit dazu,<br />

dass Franchisegeber hohe finanzielle Ressourcen in die Partnerbetreuung und -bindung investieren,<br />

sodass ein vermeintlich optimales Maßnahmenportfolio zur Zufriedenheit der<br />

Franchisenehmer geboten werden kann. Hat man diesen Punkt erreicht, könnte man meinen,<br />

dass nun weniger Aufwand in die Anpassung der Maßnahmen zur Partnerbetreuung<br />

und Systementwicklung gesteckt werden muss. Aber ist das so? Ein Blick in die Partnerzufriedenheitsdaten<br />

in dieser Datenbank offenbart ein überraschendes Bild. Denn je nach<br />

Dauer der Mitgliedschaft eines Partners in einem System, scheinen die gleichen Leistungen<br />

zu sehr unterschiedlicher Zufriedenheit beim Partner zu führen.<br />

Abweichungen<br />

VOM mittleren Zufriedenheitswert<br />

im Laufe einer Franchisepartnerschaft<br />

Dauer der Partnerschaft<br />

Wenn man die Gesamt- und ausgewählte<br />

Teilzufriedenheiten der Partner gegliedert<br />

nach Länge der Systemzugehörigkeit analysiert,<br />

entdeckt man einen erstaunlichen<br />

Zusammenhang. Es zeigt sich, dass während<br />

der Lebensdauer der Franchisebeziehung charakteristische<br />

Phasen zu identifizieren sind,<br />

die jeweils einen anderen Beziehungsstatus<br />

repräsentieren und spezielle Herausforderungen<br />

an das Netzwerk management stellen.<br />

Zufriedenheiten<br />

tägliche Arbeit A<br />

Beziehung zum Franchisegeber B<br />

geschäftlicher Erfolg C<br />

Leistungen der Franchisezentrale D<br />

Durchnittliche Zufriedenheit ––<br />

„Kater“ nach dem<br />

„Honeymoon“<br />

Die Ergebnisse sind überraschend: So ist auffällig, dass Partner, die weniger als drei Jahre im<br />

System sind, im Durchschnitt sowohl mit der täglichen Arbeit, der Beziehung zum Franchisegeber<br />

und auch mit den Leistungen der Franchisezentrale zufriedener sind als der Durchschnitt<br />

aller Franchisenehmer in der Datenbank. Die Zufriedenheit mit dem geschäftlichen<br />

Erfolg hingegen ist hingegen geringer als im Schnitt der Partner, was sich natürlich dadurch<br />

erklären lässt, dass jeder Partnerbetrieb, auch wenn er auf ein funktionierendes Geschäftsmodell<br />

zugreifen kann, sich erstmal in seinem lokalen Markt etablieren muss. Weiter stellt<br />

sich heraus, dass Franchisenehmer ihren Erfolg mit anwachsender Verweildauer im System<br />

deutlich positiver einschätzen. Die optimale Ertragssituation in der Franchisekooperation<br />

kann offenbar erst in späteren Phasen realisiert werden. Obwohl derartig lebenszyklusnahe<br />

Entwicklungspfade auch für Einstellungs- und Verhaltensgrößen vorzufinden sind, d. h. das<br />

Vertrauen, die Zufriedenheit und die Loyalität mit der Beziehungsdauer ansteigen, zeigen<br />

sich zu Anfang der Kooperation entgegengesetzte Entwicklungstendenzen, die kurzfristig<br />

den sogar den Fortbestand der Beziehung in Frage stellen. Während Franchisekooperationen<br />

unmittelbar nach dem Systemeinstieg noch von Euphorie und Zuversicht geprägt sind,<br />

zeichnet sich die darauffolgende Phase durch einen Rückgang der Beziehungsqualität und<br />

auch der Zufriedenheit mit der Situation als Franchisenehmer aus. Dieser „Honeymoon“-Effekt<br />

gleicht manchen Erfahrungen mit privaten Partnerschaften. Nach einer euphorischen<br />

Phase des frischen Zusammenkommens realisieren die Parteien die Schwächen des Gegenübers<br />

und die anfängliche Euphorie ebbt etwas ab.<br />

Erst mit der Zeit – und das kann durchaus mehrere Jahre dauern – wird ein kontinuierlich<br />

hohes Maß an wirtschaftlicher und beziehungsmäßiger Zufriedenheit erreicht und die Beziehung<br />

wird von beiden Seiten als lukrativ und gefestigt angesehen. Natürlich ist zu bedenken,<br />

dass die Daten dahingehend die Tendenzen etwas überzeichnen, als dass natürlich<br />

mit der Zeit die sehr unzufriedenen Partner ausscheiden. Dennoch ist der Trend belegbar.<br />

Die detaillierten Zusammenhänge werden in der F&C-Studie „Zeitliche Entwicklung von<br />

Netzwerkbeziehungen“ von Heußler/Ahlert/vom Rath (2013) ausführlicher beleuchtet.<br />

Das sollte das Management tun<br />

Die praxisrelevante Frage ist nun, inwiefern Maßnahmen im Franchisenehmermanagement<br />

an den zeitlichen Wandel der Franchisegeber-Franchisenehmer-Beziehung geknüpft<br />

sein sollten. Auch hier zeigt sich, dass es - wie zumeist - keine pauschalen Antworten geben<br />

kann. Um Maßnahmen in der Praxis ableiten zu können, ist im Einzelfall immer ein detailliertes<br />

Erarbeiten von konkreten Ursachen für Unzufriedenheit notwendig. Sinnvoll ist<br />

es immer, zusätzlich zu quantitativen Befragungen einzelne Anlässe zur Unzufriedenheit<br />

in Arbeitsgruppen qualitativ aufzuarbeiten. Aufbauend darauf kann dann im Zusammenspiel<br />

von Zentrale und Partnern ein Maßnahmenkatalog entwickelt werden, der den sich<br />

24 <strong>igenda</strong>.magazin . <strong>2018</strong>_Nr. <strong>16</strong>

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