DER KONSTRUKTEUR 10/2018
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3D-DRUCK<br />
01 Das Teil eines Gelenks in einem Heuwender zeigt, welche<br />
Umbrüche die Kombination aus Simulation und additiver<br />
Fertigung mit sich bringt; oben das Ausgangsteil, rechts eine<br />
nach bionischem Vorbild optimierte Variante<br />
Die bionische Konstruktionsmethodik, kombiniert mit 3D-Druck,<br />
reduziert laut der Bitkom-Studie „3D-Druck – Erfolgsgeschichte für<br />
den Digitalstandort“ von 2017 sogar das Materialgewicht und den<br />
Gesamtmaterialverbrauch einzelner Teile um bis zu 90 %. Insgesamt<br />
lassen sich durch additive Fertigung bis zu 70 % der Produktionszeit<br />
und 80 % der Herstellungskosten einsparen. Schließlich<br />
senkt 3D-Druck auch die Rüstkosten deutlich, z. B. für die Erstellung<br />
von Formen und Werkzeugen.<br />
MIT ZEITGEMÄSSER TECHNIK AUF DEN<br />
SPUREN <strong>DER</strong> NATUR<br />
Doch wie nutzt man als Konstrukteur diese Möglichkeiten? Eine<br />
aktuelle Konstruktionssoftware alleine ist dafür längst nicht ausreichend.<br />
Notwendig ist eine Vernetzung verschiedener Tools<br />
auf Basis einer einheitlichen Datengrundlage, wie sie die 3D-<br />
Experience-Plattform von Dassault Systèmes bietet. Auf einer<br />
solchen zentralen Plattform stehen idealerweise nicht nur sämtliche<br />
Daten, sondern auch alle benötigten digitalen Werkzeuge<br />
zur Verfügung.<br />
Eine große Rolle beim Entwerfen bionischer, leichter Strukturen<br />
spielen Optimierungsverfahren wie die simulationsbasierte Strukturoptimierung.<br />
Auf der 3D-Experience-Plattform lässt sie sich<br />
WIE<strong>DER</strong>HOLTE SIMULATION,<br />
ANALYSE UND VERBESSERUNG<br />
<strong>DER</strong> KONSTRUKTION FÜHREN<br />
ZUM OPTIMUM<br />
durch die Catia Functional Generative Design Lösung umsetzen –<br />
basierend auf der Technologie von Simulia Tosca Structure. Dabei<br />
wird die optimierte Geometrie eines Bauteils berechnet, welche<br />
die gewünschten Eigenschaften besitzt. Jede dieser Strukturoptimierungen<br />
basiert auf einem Simulationsmodell des jeweiligen<br />
Bauteils. Aufbauend auf aufgebrachten Lasten und Randbedingungen<br />
simuliert die Software dann das Verhalten des Teils in den<br />
modellierten Betriebszuständen. Im Anschluss analysiert das Programm<br />
automatisch die Ergebnisse der Simulation und verändert<br />
die Bauteilgeometrie mit mathematischen Modellen und Algorithmen,<br />
bis sie dem angestrebten Ziel so nah wie möglich kommt.<br />
Dieser Prozess aus Simulation, Analyse und Verbesserung der<br />
Konstruktion wird automatisch mehrfach wiederholt – solange, bis<br />
ein Optimum vorliegt.<br />
Dabei berücksichtigt die Software von Anfang an die Fertigungsbedingungen:<br />
Der Anwender definiert z. B. Kriterien wie Stanzbarkeit<br />
oder Gießbarkeit. Daraufhin errechnet die Software ausschließlich<br />
geometrische Varianten, die dem Herstellungsverfahren gerecht<br />
werden. Im Fall des 3D-Drucks fallen einige Einschränkungen<br />
hinsichtlich der Herstellbarkeit weg, und so kommen automatisch<br />
eine Reihe zusätzlicher Varianten ins Spiel.<br />
BIONIK – VOM ENTWURF ZUM BAUTEIL<br />
In einer Design-Studie hat Dassault Systèmes ein Teil entwickelt,<br />
das aus Kunststoff gedruckt wird. An besonders belasteten Stellen<br />
legt der 3D-Drucker einen dünnen Kevlarfaden ein, bevor die<br />
nächste Schicht aufgespritzt wird. Das Bauteil – Teil eines Gelenks<br />
in einem Heuwender – zeigt exemplarisch, welche Umbrüche die<br />
Kombination aus Simulation und additiver Fertigung mit sich<br />
bringt. Es sieht nicht nur anders aus als sein Vorgänger, der in Metallguss<br />
hergestellt wurde. Statt 8 kg wiegt es auch nur noch 800 g,<br />
bei gleicher Belastbarkeit.<br />
Wie ist so etwas möglich? Durch gezieltes Weglassen aller unnötigen<br />
Strukturen. Schaut man sich die Lasten in der Finite-Elemente-Analyse<br />
(FEA) an, fällt auf, dass an dem alten Bauteil vielleicht<br />
die Hälfte des Volumens keinerlei Last aufnimmt und damit nur unnötig<br />
Gewicht und Kosten verursacht. Das Bauteil und seine Lastpfade<br />
zu optimieren, indem man Material weglässt, widerstrebt jedoch<br />
vielen Ingenieuren. Die Software hilft dabei, umzudenken.<br />
Im Idealfall sieht der Prozess von der Idee zu einem 3D-gedruckten<br />
Produkt so aus: Als Erstes entwirft der Konstrukteur das Bauteil<br />
in einem CAD-Programm. Nun folgt die Topologieoptimierung mit<br />
Simulia Tosca Structure. Die 3D-Experience-Plattform sorgt dafür,<br />
dass dieses optimierte Design mit Functional Generative Design<br />
nahtlos in der CAD-Software erstellt, verarbeitet und für die weitere<br />
konstruktive Optimierung genutzt werden kann. Und sie stellt sicher,<br />
dass auch die Kollegen Zugriff auf diese optimierten Daten haben,<br />
und zwar auf die jeweils aktuelle Version. Mit Hilfe der zentralen<br />
Plattform ist jeder stets auf dem neuesten Stand.<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> <strong>10</strong>/<strong>2018</strong> 91