_flip_joker_2018-10
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
12 KULTUR JOKER KUNST<br />
Kluge Köpfe und pfiffige Ideen<br />
„Blickkontakt. Gesichter einer Sammlung“ – Ausstellung in der<br />
Städtischen Galerie Karlsruhe<br />
Manche Augenpaare scheinen<br />
dem Betrachter mit ihrem<br />
Blick bis zum Ende des Raums<br />
zu folgen. Andere schauen in<br />
die Ferne oder betont züchtig<br />
zu Boden, wie die junge Braut,<br />
die sich um die Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts porträtieren ließ<br />
und das Frauenbild ihrer Zeit<br />
widerspiegelt. In der Ausstellung<br />
„Blickkontakt. Gesichter<br />
einer Sammlung“ lässt sich<br />
vieles herauslesen. Zum einen,<br />
welche Auswahl an Porträts die<br />
Städtische Galerie Karlsruhe in<br />
ihrem Bestand hat, Kuratorin<br />
Hannah Schreiber konnte aus<br />
dem Vollen schöpfen. Und zum<br />
anderen, wie sich Rolle und<br />
Darstellung bzw. Selbstdarstellung<br />
im Porträt im Lauf der Zeit<br />
wandeln. Die Städtische Galerie<br />
Karlsruhe beleuchtet die vielfältigen<br />
Spielarten von der Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts bis heute.<br />
Gleich im Entree der erste,<br />
offensichtliche Kontrast. Auf<br />
der einen Seite schauen Kaiser<br />
Wilhelm II, der Großherzog und<br />
die Großherzogin von Baden<br />
staatstragend aus ihren schweren<br />
Rahmen. Die Uniformen,<br />
das herrschaftliche Dekor im<br />
Hintergrund, sorgen für Distanz<br />
zum Betrachter. Gegenüber die<br />
kleineren bürgerlichen Porträts,<br />
gedacht als Erinnerungsstücke<br />
und deutlich persönlicher im<br />
Ausdruck. Am lebendigsten<br />
wirkt ausgerechnet das Bildnis<br />
des Wilhelm Nokk. Mit<br />
angeregtem Gesichtsausdruck<br />
scheint er direkt den Kontakt<br />
zum Publikum zu suchen. Dabei<br />
war der badische Minister<br />
für Justiz, Kultus und Bildung<br />
schon verstorben, als sein Porträt<br />
1904 gemalt wurde und<br />
Nokks Charakter für die Nachwelt<br />
festhielt.<br />
Viele Künstler spielten in<br />
Selbstbildnissen und den Darstellungen<br />
von Menschen aus<br />
ihrem Umfeld mit Ausdrucksformen,<br />
die sie bei zahlenden<br />
Kunden weniger offensiv eingesetzt<br />
hätten. Das macht die<br />
Auswahl dieser Stücke so interessant.<br />
Ausgehend von 1842,<br />
relativ dicht gehängt wie in der<br />
Eremitage von St. Petersburg,<br />
offenbaren sich erstaunliche<br />
An- und Einsichten. Diese werden<br />
noch unterstrichen durch<br />
den Trick, einige Werke aus der<br />
Menge heraus zu nehmen und<br />
einzeln zu beleuchten. Nur die<br />
grau umrandete Markierung im<br />
jeweiligen Originalformat zeigt,<br />
wo das Bild eigentlich zwischen<br />
den anderen hängen würde.<br />
Wie immer legt die Städtische<br />
Galerie einen Schwerpunkt auf<br />
die Karlsruher Kunstszene.<br />
Dora von Sibelius hatte 1897<br />
ihr Studium an der Karlsruher<br />
Kunstakademie begonnen und<br />
demonstriert in ihrem Selbstporträt<br />
alle Attribute einer<br />
damals emanzipierten Frau.<br />
Wilhelm Trübner, Professor an<br />
der Karlsruher Kunstakademie,<br />
stellte sich als beladenen Esel<br />
dar, sah er sich selbst doch als<br />
„lebenslänglichen Angestellten<br />
einer Malanstalt“. Emil Firnrohr<br />
schuf 1952 ein Selbstporträt in<br />
Bewegung, das ihn gleich zwei<br />
Mal zeigt, einmal frontal dem<br />
Betrachter zugewandt, daneben<br />
seitlich an der Staffelei malend.<br />
Die zweite Hälfte des 20.<br />
Jahrhunderts brachte munteres<br />
Experimentieren. Von Timm<br />
Karl Hubbuch:<br />
Lissy im Café,<br />
1930/32. Städtische<br />
Galerie<br />
Karlsruhe.<br />
© Karl Hubbuch<br />
Stiftung<br />
Freiburg<br />
Foto: Heinz Pelz<br />
Ulrich sieht man nur die leere<br />
Fläche zwischen den Messern,<br />
eine Fotoserie am rechten Rand<br />
dokumentiert, wie der Künstler<br />
sich tatsächlich einem Messerwerfer<br />
stellte, um dieses eigenwillige<br />
Porträt zu schaffen. Bekannte<br />
Köpfe sieht man auch,<br />
nur auf eine andere Art. Thomas<br />
Bayrle setzte das ikonenhafte<br />
Porträt von Marilyn Monroe<br />
aus blauen, roten und gelben<br />
Kuhköpfen der Marke „La vache<br />
qui rit“ zusammen, Pop Art<br />
vom Feinsten. Gerhard Richter<br />
ließ die Konturen des Fotos von<br />
Verleger Johannes Wasmuth gekonnt<br />
verschwimmen. Daneben<br />
hängt das „Porträt Fräulein Monika<br />
Würtenberger“ der Karlsruher<br />
Malerin Waltraud Kriss.<br />
Das 1981 entstandene Bild<br />
scheint aus der Zeit gefallen,<br />
denn die Porträtierte trägt ein<br />
historisches Kleid und hält sich<br />
an einer altertümlichen Kaffeekanne<br />
fest.<br />
Keines der insgesamt 140<br />
Gemälde, Grafiken und Zeichnungen<br />
gleicht den anderen, so<br />
wenig wie ein Gesicht oder ein<br />
Charakter dem anderen gleicht.<br />
Alle Porträts laden dazu ein,<br />
sich Geschichten über die dargestellten<br />
Menschen auszudenken,<br />
sagt Brigitte Baumgart, die<br />
Leiterin der Städtischen Galerie.<br />
Bis zum 20. Januar 2019 gibt<br />
es hier die Gelegenheit, kluge<br />
Köpfe und pfiffige Ideen zu<br />
studieren.<br />
„Blickkontakt. Gesichter einer<br />
Sammlung“, Städtische Galerie<br />
Karlsruhe, Mi-Fr <strong>10</strong>-18 Uhr,<br />
Sa/So 11-18 Uhr. Bis 20. Januar<br />
2019.<br />
Nike Luber<br />
MUSEEN / AUSSTELLUNGEN<br />
FREIBURG 0761/<br />
ALTER WIEHREBAHNHOF<br />
- „50 Jahre iz3w - Schaut her: 50<br />
Jahre Unerhörtes” -21.<strong>10</strong>.<br />
Archäologisches Museum<br />
Colombischlössle<br />
- „Arman Vahanyan - Visuelle<br />
Formationen” -30.06.19<br />
- „Eisen, Macht, Reichtum - Kelten<br />
am südl. Oberrhein” b.a.w.<br />
- „Kultur - Umwelt - Wandel:<br />
Steinzeit und Bronzezeit am südl.<br />
Oberrhein” b.a.w.<br />
- „Tales and Identities - Deine<br />
Entscheidung, deine Geschichte”<br />
-30.06.19<br />
Artkelch<br />
- „Mardayin - Aboriginal Art von<br />
Maningrida Arts” -<strong>10</strong>.<strong>10</strong>.<br />
Atelier 4e GAlerie<br />
- „In Gestalt gegossen - Bronze”<br />
-29.12.<br />
CENTRE CULTUREL FRANÇAIS<br />
- „Archifoto 2017” -31.<strong>10</strong>.<br />
C.G. Jung-Gesellschaft<br />
- „Rosa Andrea Martin - Aus mir<br />
heraus”-26.<strong>10</strong>.<br />
ELISABETH-SCHNEIDER-STIF-<br />
TUNG<br />
- „Dirk Michael Flach - Aquarellmalerei”<br />
-24.<strong>10</strong>.<br />
E-WERK<br />
- „Material Gestures - Material und<br />
Materialität in der Gegenwartskunst”<br />
-22.<strong>10</strong>.<br />
Fischmüllers Kabinett<br />
- „OT - Jacob Ott” -11.11.<br />
DEPOT.K<br />
- „Kleine Objekte” -14.<strong>10</strong>.<br />
Galerie Albert Baumgarten<br />
- „Johannes Hüppi - Museums-<br />
Bilder” -27.<strong>10</strong>.<br />
GLAshaus Rieselfeld<br />
- „Sprichtkunst - Ausstellungsreihe<br />
im öffentlichen Raum”<br />
15.<strong>10</strong>.-30.11.<br />
HILDA 5 / KUlturaggregat<br />
- „ Dorothee Himpele, Katrin<br />
Krumm & Minz&Kunst - Wie wir<br />
hysterisch wurden” -27.<strong>10</strong>.<br />
KUNSTHAUS l6<br />
- „Annette Voit” -04.11.<br />
KUNSTRAUM ALEXANDER<br />
BÜRKLE<br />
- „Ansichtssache - Wie Bilder<br />
werden“14.<strong>10</strong>.-13.01.19<br />
KUNSTVEREIN FREIBURG<br />
- „Amy Lien & Enzo Camacho”<br />
-28.<strong>10</strong>.<br />
LANDRATSAMT BR.-HOCH-<br />
SCHwarzwald, Stadtstr. 3<br />
- „Marco Schuler - Nuff un Nabb”<br />
23.<strong>10</strong>.-04.12.<br />
MECKELHALLE<br />
- „<strong>10</strong>0 Jahre Frauenwahlrecht”<br />
<strong>10</strong>.<strong>10</strong>.-02.11.<br />
- „Seelenbretter - Die farbigen<br />
Wächter des Lebens”-<strong>10</strong>.<strong>10</strong>.<br />
MODO VERLAG<br />
- „Katharina Mayer - Familienbande”<br />
-26.<strong>10</strong>.<br />
Museum Für Neue Kunst<br />
- „To Catch a Ghost”<br />
27.<strong>10</strong>.-24.03.19<br />
- „Your North Is My South - In<br />
Kooperation mit La Kunsthalle<br />
Mulhouse” -07.<strong>10</strong>.<br />
Museum Natur und Mensch<br />
- „Mensch Biene! - Mitmach-Ausstellung”-<strong>10</strong>.02.19<br />
- „Säule der kulturellen Vielfalt<br />
- Interkulturelles Künstlerinnen-<br />
Projekt” -18.11.<br />
Stadtbibliothek Freiburg,<br />
Münsterplatz<br />
- „In Freiburg übersetzt - Vom<br />
Träumen” 05.<strong>10</strong>.-20.<strong>10</strong>.<br />
Stiftung für Konkrete<br />
KunsT Roland PhlePs<br />
- „René Dantes - Mitte und Maß”<br />
-28.<strong>10</strong>.<br />
Zähringer strasse 44<br />
- „Eva Maria Übelhör & Gabi Kuch<br />
- Pop Up-Ausstellung”<br />
25.<strong>10</strong>.-28.<strong>10</strong>.<br />
aNTIKENMUSEUM<br />
- „Der Basilisk - Zeus und die verschleppten<br />
Professoren” -23.12.<br />
- „Die Griechen und ihre Welt -<br />
Identität und Ideal” (Dauer)<br />
BASEL 0041 61/<br />
Fondation Beyeler<br />
- „Balthus”-13.01.19<br />
- „Sammlung der Klassischen<br />
Moderne” <br />
(Dauer)<br />
HAUS DER ELEKTRONISCHEN<br />
KÜNSTE<br />
- „Eco-Visionairies” -11.11.<br />
KUNSTHALLE BASEL<br />
- „Sanya Kantarovsky - Disease of<br />
the Eyes”-11.11.<br />
- „Tania Pérez Córdova”<br />
26.<strong>10</strong>.-05.01.19<br />
KUNSTHAUS BASELLAND<br />
- „Beehave - A Summary”-11.11.<br />
- „Vittorio Brodmann - Jahresaussenprojekt<br />
<strong>2018</strong>”-31.12.<br />
KUNSTMUSEUM BASEL<br />
- „Füssli - Drama und Theater!”<br />
20.<strong>10</strong>.-<strong>10</strong>.02.19<br />
- „Martha Rosler, Hito Steyerl -<br />
War Games-02.12.<br />
- „Thaster Gates - The Black<br />
Madonna”-21.<strong>10</strong>.<br />
Museum Tinguely<br />
- „Gauri Gill - Traces”-01.11.<br />
SPIELZEUG MUSEUM WELTEN<br />
- „Exquisite Kostüme venezianischer<br />
Karnevalsbälle” -07.<strong>10</strong>.<br />
- „Mut zum Hut - Vom Alltagsobjekt<br />
um 1750 zu Designerkreationen<br />
von heute” 20.<strong>10</strong>.-07.04.19<br />
ANDERE ORTE<br />
ALBSTADT<br />
Kunstmuseum<br />
- „Otto mit + ohne Farbe - Otto<br />
Dix, der Pinsel und der Zeichenstift”<br />
-24.02.19<br />
Amsterdam<br />
Kahmann Gallery<br />
- „Jeroen Toirkens - Borealis:<br />
Halfway” -20.11.<br />
Moco Museum<br />
- „Iranian Street Artists Icy<br />
and Sot - A Moment Of Clarity”<br />
-15.01.19<br />
Antwerpen<br />
Museum Platin-Moretus<br />
- „Baroque Book Design”-06.01.19<br />
SnijdersRockox Haus<br />
- „Cokeryen - Foto, Film, Food von<br />
Tony Le Duc” -13.01.19<br />
AUGSBURG<br />
Galerie Noah<br />
- „Günther Baumann” -04.11.<br />
- „Utopie - Zwischen Traum und<br />
Wirklichkeit” -<strong>10</strong>.01.19<br />
Baden-Baden<br />
Museum LA8<br />
- „Wilhelm Busch - Bilder und<br />
Geschichten”-03.03.19<br />
Museum Frieder Burda<br />
- „James Turrell - The Substance<br />
of Light“-28.<strong>10</strong>.<br />
Staatliche Kunsthalle<br />
- „Alina Szapocznikow - Menschliche<br />
Landschaften“-07.<strong>10</strong>.<br />
BAD-KRozingen<br />
Haus der Kurseelsorge<br />
- „Alain Scorb - Mobile, Skulptur,<br />
Klang, Musik” 03.<strong>10</strong>.-28.<strong>10</strong>.<br />
Mediathek<br />
- „Susanne D. Agostini-Wurow -<br />
Mixed Media” -13.<strong>10</strong>.<br />
Universitäts-Herzzentrum<br />
- „Wolfgang Faller” -26.<strong>10</strong><br />
Barcelona<br />
Museu Nacional d‘Art de Catalunya<br />
- „Gala Salvador Dalí” -14.<strong>10</strong>.<br />
BERLIN<br />
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus<br />
- „Vivian Maier - In her own<br />
hands” -07.01.19<br />
Gropius Bau<br />
- „Bestandsaufnahme Gurlitt”<br />
-07.01.19<br />
- „Bewegte Zeiten - Aräologie in<br />
Deutschland” -06.01.19<br />
- „Lee Bul - Crash” -13.01.19<br />
Museum für Kommunikation<br />
- „Geheimnis - Ein gesellschaftliches<br />
Phänomen“ 12.<strong>10</strong>.-<strong>10</strong>.03.19<br />
Schwules Museum<br />
- „Claudia Reiche - Hijara Fantastik“<br />
-19.11.