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THEATER KULTUR JOKER 3<br />

„Es gibt nur uns – und uns ist alle“<br />

Das Theater Basel eröffnet seine Saison mit einem großartigen, spartenübergreifenden „King Arthur“<br />

„Alles ist Illusion“, sagt<br />

Zauberer Merlin in Henry<br />

Purcells „King Arthur“ – und<br />

gibt damit schon die Überschrift<br />

für den Abend vor.<br />

Purcells Semiopera aus dem<br />

Jahr 1691 nach einem Libretto<br />

von John Dryden über den<br />

siegreichen Kampf der Briten<br />

gegen die Sachsen ist wegen<br />

ihrer speziellen Mischung aus<br />

gesprochenen Texten, Gesang<br />

und Tanz und dem häufigen<br />

Wechsel zwischen Realität<br />

und Fiktion nicht leicht auf<br />

die Bühne zu bringen. Am<br />

Freiburger Theater machte<br />

Regisseur Robert Schuster<br />

daraus vor einigen Jahren ein<br />

brutal überzogenes, völlig unmusikalisches<br />

Drama. 2016<br />

karikierte Herbert Fritsch am<br />

Züricher Opernhaus den Stoff<br />

à la Monty Pythons „Die Ritter<br />

der Kokosnuss“. Stephan<br />

Kimmig hingegen macht bei<br />

dieser spartenübergreifenden<br />

Produktion zur Eröffnung<br />

der Basler Saison das Theater<br />

und seine Imaginationskraft<br />

selbst zum Gegenstand. Die<br />

Bühne von Katja Haß besteht<br />

allein aus schweren roten Vorhängen,<br />

die diesen Spielraum<br />

begrenzen und auch mal unterteilen.<br />

Kimmig setzt ganz<br />

auf die kreativen Kostüme<br />

von Anja Rabes, die hochemotionale<br />

Musik von Henry<br />

Purcell und das grandiose,<br />

körperliche Spiel der Akteure.<br />

Vor allem aber vertraut er der<br />

Sprache. Der Basler Hausautor<br />

und Dramaturg Ewald Palmetshofer<br />

hat eine großartige<br />

Neudichtung des Stoffes geschrieben,<br />

die nicht nur wunderbar<br />

rhythmisiert ist, sondern<br />

den Figuren mehr Profil<br />

und Nuancen verleiht. Lange<br />

Monologe zeigen wie bei den<br />

großmäuligen Kontrahenten<br />

König Arthur (Elias Eilinghoff)<br />

und dem Sachsenkönig<br />

Oswald (Michael Wächter)<br />

den weichen Kern der rauen<br />

Charaktere. Der von beiden<br />

begehrten, anfangs blinden<br />

Emmeline verleiht Lisa Stiegler<br />

Ecken und Kanten. Der<br />

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Abend erzählt von menschlichen<br />

Abgründen, wenn drei<br />

Männern im ersten Akt die<br />

Kehle durchgeschnitten wird,<br />

um die Götter günstig zu stimmen<br />

oder Oswald seine Annäherungsversuche<br />

fast bis zur<br />

Vergewaltigung forciert. Die<br />

vier Tänzer (Frank Fannar<br />

Pedersen, Javier Rodríguez<br />

Cobos, Mirko Campigotto und<br />

die enorm präsente Raquel<br />

Rey Ramos), die auch Sprechrollen<br />

übernehmen, erzählen<br />

in ihrer drastischen Körpersprache<br />

von Gewaltexzessen.<br />

Trotzdem besitzt der umjubelte<br />

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Abend eine Leichtigkeit, die<br />

verzaubert. Besonders Carina<br />

Braunschmidt als kindlichtapsiger<br />

Luftgeist Philidel<br />

mit Ingrid-Steeger-Frisur und<br />

Reibeisenstimme ist ein echtes<br />

Erlebnis. Aber auch Max Mayer<br />

als Zauberer Guillamar mit<br />

Zöpfen und flackerndem Blick<br />

und Vincent Glander als fieser<br />

Erdgeist Grimbald brechen<br />

immer wieder genüsslich den<br />

hohen Ton.<br />

Musikalisch ist der Abend<br />

ebenfalls eine Wucht. Das<br />

La Cetra Barockorchester<br />

Basel unter der Leitung von<br />

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Steffen Höld,<br />

Crina<br />

Braunschmid,<br />

Elias Ellinghof,<br />

Michael<br />

Wächter,<br />

Riccardi Fassi,<br />

Raquel Ray<br />

Ramos<br />

Foto: Sandra Then<br />

Max Mayer,<br />

Lisa Stiegler,<br />

Michael<br />

Wächter<br />

Foto: Sandra Then<br />

Christopher Moulds befeuert<br />

das Geschehen mit markigen<br />

Trommelschlägen und starken<br />

Akzenten, gibt aber auch den<br />

verinnerlichten Momenten<br />

den notwendigen Raum. Sarah<br />

Brady besticht nicht nur in der<br />

Frost-Szene mit reichen Farben<br />

und darstellerischer Präsenz.<br />

Auch Leela Subramaniam (Sopran),<br />

Kristina Stanek (Mezzosopran),<br />

Hyunjai Marco Lee<br />

(Tenor) und der italienische<br />

Bass Riccardo Fassi (Bariton)<br />

singen und spielen in diesem<br />

Gesamtkunstwerk in den verschiedensten<br />

Rollen auf hohem<br />

Niveau – ob auf Rollschuhen<br />

oder einem Karussellpferd.<br />

Der Chor (Leitung: Michael<br />

Clark) ist ähnlich wandlungsfähig<br />

und gibt auch auf der<br />

Tanzfläche alles. Die Polarität<br />

zwischen den Briten und<br />

den Sachsen kulminiert am<br />

Ende im Zweikampf zwischen<br />

Arthur und Oswald. Die beiden<br />

duellieren sich erbittert<br />

mit Kunstblut, das sie dem<br />

Gegner, tragisch und komisch<br />

zugleich, mit dem Mund entgegenspritzen.<br />

Mit den Worten<br />

„Es gibt nur uns – und uns ist<br />

alle ohne Unterschied“, ruft<br />

am Ende Merlin zur Versöhnung<br />

auf und umarmt seinen<br />

noch zögerlichen Widersacher<br />

Guillamar. Selbst der auf<br />

Krawall gebürstete Grimbald<br />

reicht dem zur anderen Seite<br />

übergelaufenen Philidel die<br />

Hand. Liebe ist stärker als<br />

Hass, Gemeinsamkeiten entdecken<br />

schöner als Gegensätze<br />

heraufbeschwören, lautet die<br />

Botschaft des Theaters an die<br />

Wutbürger und Nationalisten.<br />

Weitere Vorstellungen:<br />

1./6./13./18./21./23.<strong>10</strong>.,<br />

1./3./7./18./23.11., 16.12.<strong>2018</strong>.<br />

Georg Rudiger<br />

Badenweiler Musiktage<br />

Echos – ferne Erinnerungen<br />

Minguet Quartett | Jean-Efflam Bavouzet | Jake Arditti |<br />

Arditti-Quartett | GrauSchumacher Piano Duo<br />

www.badenweiler-musiktage.de<br />

08.–11. November <strong>2018</strong><br />

Künstlerische Leitung: Lotte Thaler

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