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Berliner Kurier 17.10.2018

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10 BERLIN<br />

BERLINER KURIER, Mittwoch, 17.Oktober 2018<br />

Sorgerechts-Streit<br />

umdiesesüßenSittiche<br />

Thai-Masseurin Sompong (44)will ihregeliebten Vögel zurück –doch bisher gibt es kein Happy End<br />

Von<br />

KERSTIN HENSE<br />

Charlottenburg – Sie heißen<br />

„Chokmi“ und<br />

„Michok“, das bedeutet<br />

in Thailand langanhaltendes<br />

Glück.<br />

Doch Jochen Köhler<br />

(49) und seiner<br />

Ehefrau Sompong<br />

(44) ist das<br />

Glück entflogen.<br />

Ihre beiden Wellensittiche<br />

sind<br />

ausgebüxt und<br />

im <strong>Berliner</strong><br />

Tierheim gelandet.<br />

Jetzt bekommt<br />

das Paar<br />

sie nicht mehr<br />

zurück.<br />

Dieser Sorgerechtsstreit<br />

ist tierisch<br />

bizarr: „Wir<br />

möchten unsere Wellis<br />

wieder haben. Meine<br />

Frau weint sich die<br />

Augen aus“, sagt Jochen<br />

Köhler. Er hatte seiner<br />

Frau das Wellensittich-Pärchen<br />

im Juli zum Hochzeitstag<br />

geschenkt –und nun sind<br />

die Vögel verschwunden.<br />

Das Malheur passierte am 25.<br />

August. Sompong Köhler betreibt<br />

ein thailändisches Massage-Studio<br />

an der Deutschen<br />

Oper und hatte während einer<br />

Behandlung ein Fenster leicht<br />

angelehnt, durch das die Sittiche<br />

entfliegen konnten. „Sie<br />

war ganz außer sich und voller<br />

Schuldgefühle“, erinnert sich<br />

Ehemann Jochen. Er schrieb<br />

dem Tierheim Berlin eine Mail<br />

mit einem Foto von Chokmi<br />

und Michok, in der Hoffnung,<br />

dass die Vögel dort abgegeben<br />

worden sein könnten. „Zurzeit<br />

ist bei uns noch kein Fund-Welli<br />

angekommen“, hieß es.<br />

Köhler wurde gebeten, seine<br />

Anfrage alle zwei bis drei Tage<br />

zu wiederholen. Das tat er auch<br />

in regelmäßigen Abständen<br />

und erhielt stets die gleiche<br />

Antwort. Schließlich riet ihm<br />

eine Mitarbeiterin, auf der<br />

Facebookseite des Tierheims<br />

nachzuschauen. Dort werden<br />

aktuell gefundene Tiere gepostet.<br />

Jochen Köhler befolgte<br />

auch diesen Rat und wurde fündig.<br />

Er erkannte Chokmi und<br />

Michok auf den Bildern. Er rief<br />

im Tierheim an und teilte einem<br />

Mitarbeiter das Ergebnis<br />

seiner Recherche mit. „Doch<br />

statt mir zu helfen, wurde diskutiert,<br />

ob es wirklich meine<br />

Vögel<br />

sind.<br />

Mir wurde<br />

gesagt, dass Sittiche<br />

eigentlich<br />

nicht so weit fliegen können,<br />

einer wurde in Falkenberg<br />

gefunden“, sagt Köhler. Er habe<br />

das Gefühl gehabt, dass man<br />

ihm die Tiere gar nicht zurück<br />

geben wollte.<br />

Die Köhlers machte das Verhalten<br />

der Mitarbeiter im Tierheim<br />

wütend. Sie sendeten eine<br />

weitere Mail, in der sie ihren<br />

Kummer über den Verlust ihrer<br />

„Wellis“ noch einmal freundlich<br />

deutlich machten. „Der<br />

Mitarbeiter sagte uns, dass die<br />

Vögel an eine neue Familie vermittelt<br />

worden sind und die<br />

nicht bereit sind, sie wieder<br />

herzugeben, aber wir könnten<br />

dagegen klagen“, so Köhler.<br />

Im Tierheim hieß es nach KU-<br />

RIER-Anfrage, man wolle den<br />

Fall zügig klären und versprach,<br />

den Köhler’s zu helfen.<br />

Wie der KURIER erfuhr, können<br />

rechtlich gesehen auch vermittelte<br />

Tiere innerhalb von<br />

sechs Monaten von ihren Besitzern<br />

zurückverlangt werden.<br />

„Ich hoffe sehr, dass es ein gutes<br />

Ende nimmt und die andere<br />

Chokmi und Michok sind<br />

ein Paar und haben bis vor<br />

zwei Monaten noch zusammen<br />

bei den Köhlers gelebt.<br />

Familie unsere Wellis rausrückt“,<br />

sagt Jochen Köhler.<br />

Vielleicht kommt das Glück<br />

wieder zu ihnen zurück.<br />

Und bleibt dann ein bisschen<br />

länger.<br />

Foto: Christian Schulz/Privat<br />

Bei Facebook will das Paar seinen Chokmi erkannt haben.<br />

Ein Foto im leeren Käfig erinnertdie<br />

Köhlers jetzt an ihrebeiden Wellis.<br />

„Das ist eindeutig Michok“, sagt Jochen Köhler.Der Screenshot entstand auf der Facebook-Seite des Tierheims.

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