Berliner Kurier 17.10.2018
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8 BERLIN BERLINER KURIER, Mittwoch, 17.Oktober 2018 *<br />
NACHRICHTEN<br />
Gericht soll entscheiden<br />
Foto: dpa<br />
Berlin –Der Senat lehnt<br />
das Volksbegehren für<br />
mehr Videoüberwachung<br />
ab. Das Vorhaben sei<br />
„rechtlich unzulässig und<br />
politisch verfehlt“, so Innensenator<br />
Andreas Geisel.<br />
Es werde daher dem Verfassungsgerichtshof<br />
zur<br />
Entscheidung über die Zulässigkeit<br />
vorgelegt.<br />
Ex-Direktoren klagen<br />
Tiergarten –Am29. Oktober<br />
findet am Arbeitsgericht<br />
ein Gütetermin zur<br />
Kündigungsschutzklage<br />
des entlassenen Vize-Direktors<br />
der Stasiopfer-Gedenkstätte,<br />
Helmuth Frauendorfer,<br />
statt. Auch Gedenkstätten-Chef<br />
Hubertus<br />
Knabe geht gegen seine<br />
Entlassung vor. Einen Verhandlungstermin<br />
für dessen<br />
Klage gibt es noch nicht.<br />
Hitlergruß gezeigt<br />
Oberschöneweide –Ein<br />
Betrunkener (76) hat in der<br />
Edisonstraße SS-Lieder gesungen<br />
und den Hitlergruß<br />
gezeigt. Die Polizei nahm<br />
den Mann fest. Eine Alkoholkontrolle<br />
ergab mehr als<br />
zwei Promille.<br />
Fahrerflucht begangen<br />
Tiergarten –Ein Autofahrer<br />
hat auf der Potsdamer<br />
Straße, Höhe Bissingzeile,<br />
einen Radfahrer (15) angefahren,<br />
der Jugendliche erlitt<br />
Knochenbrüche. Der<br />
Mann stieg am Montag gegen<br />
16.15 Uhr kurz aus, fuhr<br />
dann aber mit seinem Audi<br />
weiter. Die Polizei sucht<br />
nun Zeugen des Unfalls.<br />
ARCHE NOAH<br />
Luisann ... kam als Findling<br />
ins Tierheim und ist Menschen<br />
gegenüber noch sehr<br />
ängstlich. Die hübsche<br />
Samtpfote sucht ein Zuhause<br />
mit katzenerfahrenen<br />
Haltern und der Möglichkeit<br />
zum Freigang.<br />
Vermittlungs-Nr. 18/33431<br />
Tierheim Berlin,<br />
Hausvaterweg 39, 13057 Berlin,<br />
Telefon: 030/768880,<br />
www.tierschutz-berlin.de<br />
Die Tiervermittlung ist geöffnet:<br />
Mittwoch–Sonntag 13–16 Uhr<br />
Foto: Tierheim Berlin<br />
Foto: Oberst,Richard, privat<br />
Vordem Haus in der<br />
Tiefenseer Straße<br />
erinnern Kerzen und<br />
Blumen an Ibrahim<br />
(großes Foto).<br />
Ein Nachbarsjunge (10) warf<br />
den Todesklotz auf Ibrahim<br />
Ein Cousin und eine<br />
Cousine trauern seit<br />
Sonntag um den<br />
kleinen Ibrahim.<br />
Bilder aus einer Überwachungskameraüberführten den Schüler<br />
Von<br />
LUTZ SCHNEDELBACH<br />
und KLAUS<br />
OBERST<br />
Reinickendorf – Was für eine<br />
Tragödie: 48 Stunden nach<br />
dem Tod von Ibrahim A. († 8)<br />
ist das Rätsel um den geworfenen<br />
Holzklotz aus einem<br />
Hochhaus im Märkischen<br />
Viertel gelöst. Polizisten<br />
haben am Dienstagvormittag<br />
einen Jungen (10) aus<br />
der Nachbarschaft festgenommen.<br />
Er soll den todbringenden<br />
Klotz am Sonntag aus einem<br />
Fenster eines Hochhauses<br />
geworfen haben.<br />
Das hat er den Mordermittlern<br />
gestern gestanden.<br />
Auf die Spur des<br />
Verdächtigen waren die<br />
Mordermittler durch<br />
die Auswertung von Videoaufnahmen<br />
gekommen.<br />
Demnach wurde<br />
der Zehnjährige am Tattag<br />
gefilmt, wie er aus<br />
dem Wohnhaus des Opfers<br />
kam. Dabei habe er<br />
sich auffällig verhalten.<br />
„Bei der anschließenden<br />
Durchsuchung der elterli-<br />
Ibrahim (8, großes Foto) wurde von<br />
diesem 20 Kilogramm schweren<br />
Holzklotz erschlagen. Ein Nachbarsjunge<br />
(10) soll ihn geworfen haben.<br />
chen Wohnung ist die bei der<br />
Tatbegehung getragene Kleidung<br />
gefunden worden“, sagt<br />
Martin Steltner, Sprecher der<br />
Staatsanwaltschaft. Kinder<br />
unter 14 Jahre sind laut Gesetz<br />
in Deutschland strafunmündig.<br />
Der zehnjährige Schüler<br />
wohnt mit seiner Familie nicht<br />
im 15-geschossigen Todeshaus<br />
an der Tiefenseer Straße 13,<br />
sondern ein paar Wohnblöcke<br />
nebenan. Er ist unter Aufsicht<br />
und Betreuung zu dem folgenschweren<br />
Wurf befragt worden.<br />
Ermittler schließen indes<br />
nicht aus, dass sich die Familie<br />
des getöteten Jungen an der Familie<br />
des Zehnjährigen rächen<br />
könnte.<br />
Die Ermittlungen hatten gestern<br />
eine schnelle Wende genommen.<br />
Noch am Morgen war<br />
ein anderer Nachbarsjunge (12)<br />
als Täter vermutet worden.<br />
Nachbarn hatten das behauptet.<br />
Doch die Staatsanwaltschaft<br />
wies die Behauptungen<br />
zurück. Sie schloss das Kind als<br />
Täter aus. Der Zwölfjährige hat<br />
zum einen ein wasserdichtes<br />
Alibi, zum anderen wurden am<br />
Tatort keine Spuren von dem<br />
Jungen entdeckt, sagen Fahnder.<br />
Die Staatsanwaltschaft ermittelt<br />
trotz des Fahndungserfolgs<br />
wegen eines vorsätzlichen<br />
Tötungsdelikts. Noch steht<br />
nicht fest, ob der Verdächtige<br />
allein gehandelt hat.<br />
Am Sonntag war aus einem<br />
Flurfenster in der obersten Etage<br />
des Wohnblocks an der Tiefenseer<br />
Straße ein etwa 50 Zentimeter<br />
langer und 30 Zentimeter<br />
dicker Klotz einer Birke aus<br />
dem Fenster geworfen worden.<br />
Dabei traf der Baumstamm den<br />
achtjährigen Ibrahim, der mit<br />
seinem BMX-Rad am Haus vorbeifuhr.<br />
Das Kind war auf der<br />
Stelle tot. Auf dem Fahrrad saß<br />
auch dessen Cousin Halid (10).<br />
Er wurde am Arm verletzt.<br />
Mitarbeit: A. Schmalz