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HINNERK LIEBT 13<br />
Marcel Schenk moderiert seit<br />
2009 für diverse Radio- und<br />
Fernsehstationen. Aktuell sieht<br />
man ihn bei 1-2-3.tv (Deutschlands<br />
drittgrößtem Shoppingsender).<br />
Marcel liebt die<br />
Popmusik der 1980er-Jahre und<br />
Kultserien wie „Falcon Crest“<br />
und „Lindenstraße“.<br />
IST Sunny<br />
Wie hast du dich in die Rolle eingearbeitet?<br />
Um sich als Schauspieler<br />
auf die realistische Darstellung<br />
einer Transfrau vorzubereiten,<br />
reicht es doch sicher nicht, nur das<br />
Drehbuch zu lesen.<br />
Ich habe sehr viel Fachliteratur gelesen,<br />
war im Internet unterwegs und arbeitete<br />
mich durch Begriffe wie Crossdressing<br />
und Cisgender. Letztlich hat mir aber am<br />
meisten geholfen, dass mir die Produktion<br />
ermöglichte, mich am Set der<br />
LINDENSTRASSE mit echten Transfrauen<br />
zu treffen. Hier durfte ich wirklich alle<br />
Fragen stellen und erfuhr sehr schnell,<br />
dass es nichts gibt, was es nicht gibt. Es<br />
geht um nicht mehr und nicht weniger<br />
als um ein glückliches und selbstbestimmtes<br />
Leben. Das klingt so selbstverständlich,<br />
ist es aber für viele betroffene<br />
Transgender leider noch nicht. Es gibt<br />
alle Formen von Selbstakzeptanz und<br />
Nicht-Akzeptanz.<br />
Welche Reaktionen von Transfrauen<br />
kamen auf dich zu, als das Thema<br />
von der LINDENSTRASSE auf den<br />
Bildschirm gebracht wurde?<br />
Sie waren sehr dankbar. Sie fühlten,<br />
dass unsere Geschichte ohne Klischees<br />
erzählt wird, und sie sprachen mir von<br />
Anfang an ihr Lob für meine Darstellung<br />
aus. Dies bedeutet mir wirklich viel.<br />
Was war dein erster Gedanke, als du<br />
in Frauenkleidern vor der Kamera<br />
standst?<br />
Ich muss nicht versuchen, eine Transfrau<br />
zu spielen, sondern ich muss mich in<br />
eine Frau hineinversetzen. Transfrauen<br />
sind von Geburt an Frau, nur im falschen<br />
Körper. Sie denken auch nicht wie ein<br />
Mann. Es soll natürlich aussehen, auch<br />
wenn es nicht von Anfang an perfekt<br />
sein kann.<br />
Deine Rolle hat, nachdem die<br />
Transgender-Geschichte in der<br />
LINDENSTRASSE deutlich wurde,<br />
sehr stark polarisiert. Wie bist du<br />
mit dem Feedback der Zuschauer<br />
umgegangen? Hättest du gedacht,<br />
dass eine solche Storyline auch<br />
2016 noch derart für Aufregung<br />
sorgt?<br />
Ich habe nicht damit gerechnet, dass<br />
Sunny so viele Zuschauerreaktionen<br />
auslösen würde. Es kamen von Anfang<br />
an jede Menge positive Nachrichten<br />
über die sozialen Netzwerke, auch<br />
speziell das Feedback von Transgendern.<br />
Mir wurde dadurch bewusst, dass ich<br />
mit meiner schauspielerischen Arbeit in<br />
der LINDENSTRASSE anderen Menschen<br />
die Augen öffnen kann, ihnen<br />
Kraft gebe und sie indirekt vielleicht<br />
darin unterstütze, für ihr eigenes Leben<br />
Entscheidungen zu treffen. Das erfüllt<br />
mich schon mit Stolz, das darf ich sagen.<br />
Natürlich gibt es aber auch negative<br />
Kommentare und Nachrichten im Internet<br />
von Leuten, die es abscheulich und<br />
widerlich finden, einen Mann in Frauenkleidern<br />
zu sehen. Ich hoffe, dass Sunny<br />
dazu beitragen kann, den Zuschauern<br />
das Transidentitätsthema näherzubringen,<br />
und es der LINDENSTRASSE damit<br />
gelingt, für mehr Toleranz und Akzeptanz<br />
zu werben. Alle Nörgler wird man<br />
nie zufriedenstellen können.<br />
„Ich brauche<br />
den Sport“<br />
Du hast einen muskulös definierten<br />
Körper. Viele Männer werden da<br />
neidisch sein – aber ist nicht speziell<br />
dein Körper dann auch ein Problem<br />
für die Darstellung von Sunny?<br />
Ich kann zum Glück relativ schnell Muskelmasse<br />
antrainieren. Für viele Filme<br />
werde ich auf eher männlich-sportive Rollen<br />
besetzt, wofür mein Aussehen dann<br />
natürlich gut passt. Ich versuche aber,<br />
diese Projekte nach Möglichkeit so zu<br />
terminieren, dass immer auch noch Zeit<br />
bleibt, um vor den nächsten Drehs für die<br />
LINDENSTRASSE dann wieder Muskelmasse<br />
zu verlieren. Sunny ist als Rolle<br />
nicht androgyn ausgelegt. Das erleichtert<br />
vieles. Aber ich brauche den Sport, er<br />
gehört zu meinem Leben dazu und macht<br />
mir Spaß. Ich mag meinen Körper so, wie<br />
er ist.<br />
Wie sicher bist du inzwischen auf<br />
High Heels?<br />
Sehr sicher! Ich muss nicht mehr trainieren,<br />
schlüpfe in Sunnys Stöckelschuhe<br />
und lege los ...<br />
*Interview: Marcel Schenk<br />
www.marcel-schenk.de