Stahlreport 2018.11
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Lifesteel<br />
Berichte<br />
Fotos, 3: Goldhofer<br />
200 t wiegt der<br />
Schaufelradbagger,<br />
der in Kolumbien auf<br />
zwei parallel geführten<br />
Schwerlastkombinationen<br />
verlegt<br />
wurde (links).<br />
Eine 18-achsige<br />
Schwerlastkombination<br />
mit drei Modulen<br />
brachte 700 t<br />
schwere Brückenpfeiler<br />
auf La<br />
Réunion ans Ziel<br />
(rechts oben).<br />
Für den Transport<br />
von Windrädern<br />
durch die Berge<br />
Westkanadas kamen<br />
Pritschenaufleger<br />
mit Luftfedern zum<br />
Einsatz (rechts<br />
unten).<br />
Standards für weltweite Schwertransporte<br />
Mit Luft geht es federleichter<br />
Fahrzeugfedern gelten als klassische Beispiele für technisch anspruchsvolle Stahlverwendung.<br />
Warum sich dazu inzwischen einiges ändert, federleichter geworden ist, haben Continental und<br />
Goldhofer anhand schwerwiegender Beispiele gezeigt: Kolosse nämlich lassen sich besser mit Luftals<br />
mit Blattfedern transportieren.<br />
Noch ist die lange Ladefläche leer, doch die Konzentration<br />
steht dem Lkw-Fahrer ins Gesicht geschrieben.<br />
1.100 km geht es vom kanadischen Küstenort Stewart quer<br />
durch die grünen Berge Westkanadas. Die Fahrt über enge<br />
Bergstraßen und Pässe mit extremen Steigungen ist Teil<br />
einer mehr als einjährigen minutiösen Vorbereitung eines<br />
der spektakulärsten Transportprojekte der Region: Noch nie<br />
zuvor sind Turbinen und Rotorblätter in dieser Größenordnung<br />
durch Britisch-Kolumbien bewegt worden, weshalb das Verkehrsministerium<br />
der Provinz eine Leerfahrt verlangt.<br />
Entsprechend gut vorbereitet findet wenig später der<br />
eigentliche Transport statt, für den das lokale Logistikunternehmen<br />
mehrere luftgefederte Pritschenauflieger der Goldhofer<br />
AG einsetzt. Das Unternehmen aus dem bayerischen Memmingen<br />
ist weltweit einer der großen Anbieter für Sattelanhänger<br />
und Schwerlastmodule, die oft passgenau für die jeweiligen<br />
Sondertransporte gefertigt werden. Um die 60 m langen<br />
Rotorblätter aufnehmen zu können, wurde der Pritschenauflieger<br />
um drei ausziehbare Teleskopstufen verlängert.<br />
Windräder durch die Wildnis<br />
„Man kann sich leicht vorstellen, wie groß die Kräfte sind,<br />
die auf die Luftfedern wirken, zumal bei Transporten mit<br />
großen Lasten“, sagt Hans-Jörg Reinecke, der als Key Accounter<br />
den Bereich Nfz-Luftfeder-Erstausrüstung bei der Conti-<br />
Tech AG betreut. Immerhin kommt der Pritschenauflieger<br />
in seiner europäischen Ausführung bei maximal 56 t Zuladung<br />
auf 12 t Last pro Achse.<br />
Entsprechend statteten Achshersteller ihre Produkte<br />
lange Zeit mit Blattfedern aus, die bei Sattelanhängern und<br />
Aufliegern heute jedoch nur noch selten eingesetzt werden.<br />
Hersteller wie Continental haben längst Alternativen entwickelt.<br />
„Blattfedern benötigen zudem mehr Bauraum, vergrößern<br />
also die Achsabstände. Bei einem Schwerlastkonvoi<br />
über enge Straßen kann das zum Problem werden“, sagt<br />
Reinecke.<br />
Ein weiterer Vorteil von Luftfedern ist die Möglichkeit,<br />
einzelne Achsen des Sattelaufliegers – die sogenannten Liftachsen<br />
– heben oder absenken zu können: eine übliche<br />
Praxis, um Reifenverschleiß, Achsdruck und damit Straßenhaftung<br />
und Kraftstoffverbrauch variieren zu können. „Hebt<br />
man die Liftachse an, wird der Reifenverschleiß reduziert<br />
und man schont Umwelt und Geldbeutel“, nennt Reinecke<br />
ein Beispiel.<br />
Noch schwergewichtigere Beispiele<br />
Dabei sind Windturbinen und Rotoren noch vergleichsweise<br />
leichte Güter. Geht es um den Transport von großen Transformatoren,<br />
Baggern oder kompletten Brückenteilen, braucht<br />
es Schwerlastmodule, die Goldhofer in allen erdenklichen<br />
Varianten entwickelt und produziert. Je nach Verbindung der<br />
Module in sogenannten Schwerlastkombinationen lassen sich<br />
Lasten von 50 bis über 15.000 t bewegen, wie Beispiele zeigen:<br />
z So kamen in Kolumbien zwei parallel geführte Schwerlastkombinationen<br />
mit jeweils drei Modulen und insgesamt<br />
32 Achsen zum Einsatz, um einen 1.200 t schweren Schaufelradbagger<br />
zu verlegen. Vier Tage dauerte der Transport<br />
über die 32 km lange bergige Strecke, die bis zu 5 % Gefälle<br />
aufwies.<br />
z Eine 18-achsige Schwerlastkombination desselben Typs<br />
kam auf die Straße, als es darum ging, 36 jeweils 700 t<br />
schwere Brückenpfeiler für die neue Küstenstraße auf der<br />
Insel La Réunion an ihren Bestimmungsort zu bringen.<br />
Die Kombination aus drei Schwerlastmodulen kam in der<br />
Ausführung 1+1/2 zum Einsatz: Dabei wird an jeweils<br />
einem Schwerlastmodul ein halbes Modul befestigt, um<br />
die Auflagefläche breit genug auszuführen. 2<br />
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