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Achtung! Warum Unternehmen Menschenrechte beachten müssen

Bei Menschenrechten geht es um Würde und Achtung. Daran haben sich auch Unternehmen und Staaten zu halten. Aber tun sie das auch? Die aktuelle Ausgabe des Wirtschaftsmagazins UmweltDialog lotet auf 84 Seiten die vielen Facetten des hochaktuellen und brisanten Themas Menschenrechte aus.

Bei Menschenrechten geht es um Würde und Achtung. Daran haben sich auch Unternehmen und Staaten zu halten. Aber tun sie das auch? Die aktuelle Ausgabe des Wirtschaftsmagazins UmweltDialog lotet auf 84 Seiten die vielen Facetten des hochaktuellen und brisanten Themas Menschenrechte aus.

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Foto: Matej Kastelic / stock.adobe.com<br />

<strong>Menschenrechte</strong><br />

waren die Portfoliomanager dann aber<br />

doch interessiert. „Denn um die Ölund<br />

Finanztitel zu ersetzen, hatte ich<br />

natürlich nach Ersatzunternehmen<br />

gesucht.“ Mit einem Mal entstand so<br />

ein Portfolio, das relativ unkorreliert<br />

war, entsprechend zur Diversifikation<br />

beigetragen hat und in Wirklichkeit<br />

Risiken und Volatilitäten extrem gesenkt<br />

hat.<br />

Informelle Treffen wird es unter anderem mit dem Management<br />

der Bürosoftware-Schmiede SAP geben. Meetings<br />

dieser Art sind eine zweite Schiene, auf die die Plattform<br />

setzen will. Es handelt sich dabei um ein subtileres Mittel,<br />

durch das man abseits der großen HV-Bühne auf die <strong>Unternehmen</strong><br />

einwirken will.<br />

Doch wie vertragen sich die hehren Ansinnen der Plattform<br />

mit den Zwang, Rendite zu erwirtschaften? Denn dass die<br />

Ausschließung von Investments aufgrund von nachhaltigen<br />

Kriterien Ertrag kosten kann, hat ziemlich prominent und<br />

medienträchtig der norwegische Staatsfonds ausgewiesen.<br />

Konfrontiert man Meggiolaro mit den Kalkulationen der<br />

Skandinavier, kommt Emotion auf. „Ich kenne diese Zahlen.<br />

Das ist lächerlich.“ Der angebliche Minderertrag belaufe<br />

sich auf 0,1 Prozent pro Jahr. Näher an der Null könne man<br />

gar nicht sein – eine vernachlässigbare Größe also.<br />

Eine Gegenfrage<br />

Doch wenn dem so ist, wenn diese 0,1 Prozent tatsächlich<br />

vernachlässigbar sind, was darf Nachhaltigkeit eigentlich<br />

kosten? Bei dieser Frage wird die Schwäche des gesamten<br />

Themenbereichs deutlich – er bleibt, trotz aller erfolgter<br />

Quantifizierung, schlussendlich eines: schwammig. Dem<br />

kann sich auch Meggiolaro nicht entziehen. Also beantwortet<br />

er die Frage mit einer Gegenfrage: „Was bringt es mir,<br />

wenn ich 80 Prozent Rendite habe, aber dann die Umwelt<br />

zerstört ist?“<br />

Dass das Thema Nachhaltigkeit ein finanzielles Zukunftsthema<br />

werden würde, war Meggiolaro jedenfalls schon<br />

2003 klar. Damals erstellte er für die Banca Etica im Rahmen<br />

seiner Tätigkeit als Head of CSR Research ein Portfolio,<br />

das den Faktor „Nachhaltigkeit“ beinhaltete. Das Resultat<br />

war eine Exklusion der Finanz- und Ölbranche. „Man<br />

hat mich damals zunächst einmal für verrückt erklärt“,<br />

erinnert sich der Italiener zurück. Auf den zweiten Blick<br />

An dieser Stelle gibt es eine Art inhaltlicher<br />

Versöhnung mit dem norwegischen<br />

Staatsfonds: Auch dieser hat<br />

ja zuletzt empfohlen, Öltitel aus dem<br />

Portfolio zu nehmen. Die Argumente<br />

sind von einem Portfoliostandpunkt<br />

dieselben, die Meggiolaro 15 Jahre zuvor ins Feld geführt<br />

hatte – Risikostreuung.<br />

Doch ist dieser Aspekt der Nachhaltigkeit am Ende nicht<br />

doch nur eine Art Modeerscheinung? Ein Verkaufsargument,<br />

mit dem man neue Kundenstöcke erschließt, einen<br />

Hype kreiert, der in einen Boom mündet und sich schlussendlich<br />

als ebenso nachhaltig erweist wie der Neue Markt<br />

in Frankfurt? Meggiolaro verneint das entschieden. Es<br />

stimme schon, das Umfeld habe sich verändert, das Konzept<br />

der Nachhaltigkeit sei zu einer Industrie geworden,<br />

was es kleineren Spezialisten schwerer mache, ein allein<br />

stehendes Geschäftsmodell zu finden. „Jede große Fondsgesellschaft<br />

bietet jetzt nachhaltige Produkte an“, so Meggiolaro.<br />

Insgesamt wertet er das aber als einen positiven Trend, als<br />

eine Art Entwicklungsschritt: „Das ist vielleicht das Zeichen<br />

dafür, dass wir in eine postmoderne Finanzwelt getreten<br />

sind.“ Es ist zwar nach wie vor unmöglich, Investoren<br />

mit „rein ethischen Argumenten von einem Finanzprodukt<br />

zu überzeugen“. Man muss Mehrwert in Form von Rendite<br />

oder Risikominderung oder Diversifikation anbieten<br />

können. Auf der anderen Seite fällt es aber auch immer<br />

schwerer, Investments ohne einen nachhaltigen Überbau<br />

zu argumentieren. Am Ende wird Nachhaltigkeit also kein<br />

Sonderthema, sondern eine Selbstverständlichkeit sein.<br />

Für Meggiolaro würde das bedeuten, dass es seinen Job<br />

nicht mehr gibt. „Stimmt“, lacht er. „Ich arbeite an meiner<br />

Selbstauflösung. Das wird aber noch dauern.“ f<br />

Im Original erschienen in<br />

Ausgabe No. 1/2018, Institutional Money<br />

Ausgabe 10 | November 2018 | Umweltdialog.de<br />

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