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Achtung! Warum Unternehmen Menschenrechte beachten müssen

Bei Menschenrechten geht es um Würde und Achtung. Daran haben sich auch Unternehmen und Staaten zu halten. Aber tun sie das auch? Die aktuelle Ausgabe des Wirtschaftsmagazins UmweltDialog lotet auf 84 Seiten die vielen Facetten des hochaktuellen und brisanten Themas Menschenrechte aus.

Bei Menschenrechten geht es um Würde und Achtung. Daran haben sich auch Unternehmen und Staaten zu halten. Aber tun sie das auch? Die aktuelle Ausgabe des Wirtschaftsmagazins UmweltDialog lotet auf 84 Seiten die vielen Facetten des hochaktuellen und brisanten Themas Menschenrechte aus.

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<strong>Menschenrechte</strong><br />

Krank durch Kupfer<br />

Peru ist der zweitgrößte Kupferproduzent<br />

weltweit. Der Abbau<br />

des Rohstoffs ist jedoch mit massiven<br />

Umweltproblemen verbunden.<br />

Ein Beispiel dafür ist die Mine Antapaccay<br />

im Süden Perus. Seit Jahren<br />

klagen die Bewohner der Umgebung<br />

über massive gesundheitliche Probleme.<br />

Studien der Regierung zeigen,<br />

dass die Bevölkerung, die unterhalb<br />

des Rückhaltebeckens für Minenschlämme<br />

lebt, stark erhöhte Konzentrationen<br />

von Schwermetallen im Blut<br />

hat. Das Grundwasser der Region ist<br />

ebenfalls verseucht. „Angesichts der<br />

fallenden Rohstoffpreise hat unsere<br />

Regierung die Umweltgesetze in den<br />

vergangenen Jahren sogar noch weiter<br />

abgeschwächt, um Investoren anzuziehen“,<br />

beklagt Menschenrechtler<br />

und Aktivist Flores Unzaga im Interview<br />

mit der Frankfurter Rundschau.<br />

Seit 2013 ist Antapaccay im Besitz<br />

des Schweizer Rohstoffkonzerns Glencore.<br />

Das <strong>Unternehmen</strong> fördert und<br />

vertreibt Rohstoffe wie Kohle, Kupfer<br />

oder Zink. Mittlerweile gehören die<br />

Schweizer zu den weltweit führenden<br />

Rohstoffhändlern. Ähnlich wie in<br />

Peru ist die Situation im sambischen<br />

Mufulira. Glencore betreibt dort seit<br />

2001 mehrere Untertageminen und<br />

eine Kupferhütte. Laut dem Schweizer<br />

Radio und Fernsehen (SRF) sind<br />

die Schwefeldioxid-Emissionen des<br />

Werks derart hoch, dass sie Atemnot<br />

und Lungeninfektionen verursachen.<br />

In einem Gerichtsprozess 2016 sah<br />

es ein sambisches Zivilgericht sogar<br />

als erwiesen, dass die Abgase der<br />

Kupferfabrik Mopani für den Tod der<br />

sambischen Politikerin Beatrice Mithi<br />

verantwortlich seien. Die Schweizer<br />

kamen glimpflich davon. Das Gericht<br />

verurteilte sie zu einer Entschädigungszahlung<br />

von 40.000 Franken,<br />

also rund 35.400 Euro, sowie zur Übernahme<br />

der Gerichtskosten.<br />

Sklaven auf WM-Baustellen?<br />

Korruptionsvorwürfe, katastrophale Arbeitsbedingungen<br />

und Todesfälle auf Stadionbaustellen: Die schon<br />

seit der Verkündung umstrittene Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft<br />

2022 an Katar ist für die FIFA zum<br />

Dauerproblem geworden. Wegen der Menschenrechtsverletzungen<br />

im Ausrichterland haben internationale Gewerkschaften<br />

gegen den Weltfußballverband Klage eingereicht.<br />

„Ich hab' nicht einen einzigen Sklaven<br />

in Katar g'sehn! Die laufen alle frei 'rum,<br />

weder in Ketten gefesselt noch mit<br />

irgendeiner Büßerkappe am Kopf.“<br />

Franz Beckenbauer<br />

Kritik am WM-Gastgeber ertönt auch aus den eigenen Reihen.<br />

Der von Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer geäußerte<br />

Unmut zielt jedoch in eine ganz andere Richtung. „Er verstehe“,<br />

zitiert n-tv den ehemaligen Fußball-Star im Jahr 2013,<br />

„die Kritiker, die die Turnier-Vergabe angesichts der Temperaturen<br />

im Wüsten-Staat im Sommer für ‚wahnsinnig‘<br />

hielten.“ Zu den Menschenrechtsverstößen hingegen sagte<br />

er in einem Interview: „Ich hab' nicht einen einzigen Sklaven<br />

in Katar g'sehn! Die laufen alle frei 'rum“. Also doch keine<br />

Zwangsarbeit in Katar? Amnesty International dokumentiert<br />

seit Jahren, wie katastrophal die Lebens- und Arbeitsbedingungen<br />

für die meist aus Süd- und Südostasien stammenden<br />

Arbeiter tatsächlich sind. „Ihre Pässe werden einbehalten,<br />

sie bekommen ihr Gehalt verspätet oder gar nicht ausgezahlt,<br />

dürfen ohne Genehmigung weder ihren Arbeitgeber<br />

wechseln noch das Land verlassen. Wenn sie sich wehren,<br />

werden sie bedroht und eingeschüchtert“, heißt es in einer<br />

Pressemitteilung aus dem vergangenen Jahr.<br />

Die FIFA hat inzwischen auf die Vorwürfe reagiert und einen<br />

Menschenrechtsrat eingerichtet, der neue Vergabekriterien<br />

für die WM 2026 erarbeiten soll. Wichtigster Aspekt: Der<br />

Schutz der <strong>Menschenrechte</strong> in den Bewerberländern. Allerdings,<br />

so Menschenrechtsrats-Chefin Rachel Davis, gehe<br />

es nicht darum, „die gesamte Menschenrechts-Performance<br />

eines Landes zu beurteilen. Ziel ist, die Risiken in Verbindung<br />

mit der WM zu erkennen, die dann gemanagt werden<br />

<strong>müssen</strong>.“<br />

48 Ausgabe 10 | November 2018 | Umweltdialog.de

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