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Achtung! Warum Unternehmen Menschenrechte beachten müssen

Bei Menschenrechten geht es um Würde und Achtung. Daran haben sich auch Unternehmen und Staaten zu halten. Aber tun sie das auch? Die aktuelle Ausgabe des Wirtschaftsmagazins UmweltDialog lotet auf 84 Seiten die vielen Facetten des hochaktuellen und brisanten Themas Menschenrechte aus.

Bei Menschenrechten geht es um Würde und Achtung. Daran haben sich auch Unternehmen und Staaten zu halten. Aber tun sie das auch? Die aktuelle Ausgabe des Wirtschaftsmagazins UmweltDialog lotet auf 84 Seiten die vielen Facetten des hochaktuellen und brisanten Themas Menschenrechte aus.

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<strong>Menschenrechte</strong><br />

Mehr Schutz für philippinische Hausmädchen in Kuwait<br />

In Kuwait arbeiten laut eines Spiegel Online-Berichts<br />

rund 250.000 Filipinas als Hausangestellte. Die Arbeit<br />

in diesem Sektor birgt große Risiken, wie aus einer<br />

Südwind-Studie hervorgeht. Durch die isolierte Arbeitsstätte<br />

seien die Frauen der Willkür ihrer Arbeitgeber relativ<br />

schutzlos ausgeliefert. Im Fall von Migrantinnen komme<br />

hinzu, dass sie ihre Rechte oft nicht kennen oder aus<br />

Angst vor Abschiebung oder Verlust des Arbeitsplatzes auf<br />

Hilfsangebote verzichten. Das sogenannte Kafala-System<br />

bindet jeden Gastarbeiter an einen einheimischen Arbeitgeber.<br />

Kündigt der Arbeitnehmer, muss er das Land verlassen.<br />

Menschenrechtsorganisationen vergleichen das Kafala-System<br />

mit Sklaverei, heißt es bei Spiegel Online.<br />

„Es gibt Wichtigeres im Leben.<br />

Zum Beispiel Botox“<br />

Instagram-Star Sondos AlqaHan<br />

Nicht alle Einheimischen haben Verständnis für die Nöte<br />

der Hausangestellten. Der in Kuwait aufgewachsene Instagram-Star<br />

Sondos AlqaHan beschwerte sich kürzlich in<br />

einem Video darüber, dass philippinische Dienstmädchen<br />

nach einer Gesetzesänderung künftig mehr Rechte erhalten<br />

sollen. „Ich würde mir kein philippinisches Hausmädchen<br />

mehr holen. Sie würde nur sechs Tage die Woche arbeiten<br />

und bekäme vier Tage im Monat frei“, zitiert Spiegel Online<br />

die 27-Jährige. Sie beendete ihr Video mit den Worten:<br />

„Ich habe jetzt auch genug von dem Thema. Ich will davon<br />

nichts mehr hören, es gibt Wichtigeres im Leben. Zum Beispiel<br />

Botox.“ Die Debatte über die Behandlung der Gastarbeiterinnen<br />

und die anschließende Gesetzesänderung war<br />

durch den Mord an einer philippinischen Hausangestellten<br />

durch ihren Arbeitgeber angestoßen worden.<br />

Weil sie in ihrer Heimat keinen existenzsichernden Job finden,<br />

zieht es tausende junge, gut ausgebildete Frauen ins Ausland.<br />

Die Philippinen etwa sind eines der größten Herkunftsländer<br />

von Arbeitsmigrantinnen. Zu den größten Beförderern<br />

der Arbeitsmigration gehört die philippinische Regierung<br />

selbst, die im Laufe der letzten Jahrzehnte immer abhängiger<br />

von den Heimatüberweisungen geworden ist. Doch anstelle<br />

der erhofften höheren Löhne wartet auf die Frauen im Zielland<br />

oft eine schlecht bezahlte Beschäftigung unterhalb ihrer<br />

Qualifikation. In Kuwait zum Beispiel arbeiten viele Filipinas<br />

als Hausangestellte – oft unter zwangsarbeitsähnlichen Bedingungen.<br />

Über die Hintergründe informierte Südwind 2017<br />

in der Studie „Frauen, Migration und Arbeit. Ohne Rechte keine<br />

Perspektive“.<br />

Grafik: Artsgraphiques.net / stock.adobe.com<br />

Terror-Unterstützung aus Frankreich<br />

Der Fall des Zementkonzerns<br />

Lafarge ließ 2016 die französische<br />

Presse aufhorchen. Der<br />

Vorwurf: Das <strong>Unternehmen</strong> soll mehrere<br />

Millionen Euro gezahlt haben, um in<br />

Syrien trotz Bürgerkrieg weiterproduzieren<br />

zu können – auch an die Terrormiliz<br />

„Islamischer Staat“. Anfang Juli<br />

2018 leiteten drei Pariser Richter ein<br />

Ermittlungsverfahren gegen Lafarge<br />

ein. Medienberichten zufolge belaufen<br />

sich die Vorwürfe unter anderem auf<br />

„Finanzierung von Terrorismus“ und<br />

„Mittäterschaft bei Verbrechen gegen<br />

die Menschlichkeit“. Als sich 2012<br />

die Situation in Syrien verschärfte,<br />

verließen andere französische Firmen<br />

wie Total oder Air Liquide das Land –<br />

Lafarge blieb. Für den ungehinderten<br />

Zugang zu Rohstoffen, Arbeitern und<br />

Ausrüstungen zahlte der Konzern Medienberichten<br />

zufolge rund 5,5 Millionen<br />

Dollar an bewaffnete Islamisten<br />

und Verbündete. Laut der Zeitung „Le<br />

Canard Enchaîné“ gingen davon mehr<br />

als eine halbe Millionen Dollar an den<br />

IS. Die Abmachung funktionierte bis<br />

zur Besetzung des Werkes durch den<br />

IS im September 2014. Erst zwei Jahre<br />

später kam der Skandal durch die<br />

Tageszeitung Le Monde ans Licht. Seitdem<br />

versucht Lafarge sich zu erklären.<br />

Im Rückblick gestand die Firma nach einer<br />

internen Untersuchung „inakzeptable<br />

Praktiken“ ein. Das Ermittlungsverfahren<br />

wird zeigen, ob sich der Konzern<br />

entlasten kann. Den Lafarge-Geschäftsführern<br />

drohen bis zu zehn Jahren Haft;<br />

dem <strong>Unternehmen</strong> die Schließung.<br />

Ausgabe 10 | November 2018 | Umweltdialog.de<br />

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