12.11.2018 Aufrufe

Achtung! Warum Unternehmen Menschenrechte beachten müssen

Bei Menschenrechten geht es um Würde und Achtung. Daran haben sich auch Unternehmen und Staaten zu halten. Aber tun sie das auch? Die aktuelle Ausgabe des Wirtschaftsmagazins UmweltDialog lotet auf 84 Seiten die vielen Facetten des hochaktuellen und brisanten Themas Menschenrechte aus.

Bei Menschenrechten geht es um Würde und Achtung. Daran haben sich auch Unternehmen und Staaten zu halten. Aber tun sie das auch? Die aktuelle Ausgabe des Wirtschaftsmagazins UmweltDialog lotet auf 84 Seiten die vielen Facetten des hochaktuellen und brisanten Themas Menschenrechte aus.

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<strong>Menschenrechte</strong><br />

Kaffeegenuss ohne Kinderarbeit bei Tchibo<br />

Vor ähnlichen Schwierigkeiten steht auch Tchibo: Beim<br />

Kaffeeanbau in Guatemala nehmen die Erntehelfer meistens<br />

ihre Kinder mit auf die Felder, da Betreuungsangebote<br />

dort rar sind. Dabei wird häufig die Grenze zur verbotenen<br />

Kinderarbeit überschritten: „Auch ganz kleine Kinder<br />

<strong>müssen</strong> schon jeden Tag den beschwerlichen Weg von der<br />

Hütte auf die Plantage auf sich nehmen, pro Weg etwa anderthalb<br />

Stunden durch unwegsames Gelände in den Bergen.<br />

Und dann haben sie den ganzen Tag nichts zu tun, sie<br />

lümmeln zwischen Spinnen und Schlangen herum. Es ist<br />

heiß, gefährlich und anstrengend“, beschrieb Ulrike von<br />

der Groeben die Situation. Die Moderatorin war Patin eines<br />

Projektes, das Tchibo und Save the Children ins Leben gerufen<br />

haben.<br />

Fotos oben / unten: Tchibo<br />

Bei dem Kinderprojekt in Guatemala hat Tchibo Betreuungsangebote<br />

für die Kinder der Wanderarbeiter geschaffen<br />

sowie insgesamt die Lebensbedingungen der Kinder in<br />

der Region verbessert. Dazu hat das <strong>Unternehmen</strong> gemeinsam<br />

mit Save the Children Kindertagesstätten für die zwei<br />

bis 13-Jährigen eingerichtet. In lokale Schulen integriert,<br />

gibt es zwei aufeinander aufbauende Lernstufen, in denen<br />

ausgebildete Erzieher die Kinder ihrem Alter gemäß den<br />

ganzen Tag über pädagogisch und schulisch betreuen. Das<br />

heißt, es darf gespielt und getobt werden, aber die Kinder<br />

lernen auch viel über Hygiene und gesunde Nahrungsmittel.<br />

Außerdem werden sie ärztlich versorgt und bekommen<br />

frische Mahlzeiten. Das Engagement von Tchibo ging über<br />

die Erntezeit hinaus: Das ganze Jahr über können die Kinder<br />

nun verschiedene Bildungsangebote in lokalen Schulen<br />

nutzen. Dazu gehören beispielsweise Lerngruppen, in denen<br />

Mathematik und Lesen gefördert werden. Elternabende<br />

informieren zusätzlich über internationale Kinder- und<br />

Arbeitsrechte. Für das Projekt sind, auch mit Hilfe des<br />

RTL-Spendenmarathons, rund 2,4 Millionen Euro zusammengekommen.<br />

Bis heute haben mehr als 3.000 Kinder die<br />

Angebote in 35 Schulen genutzt, 500 davon während der<br />

Erntezeit.<br />

Transparenz in tooms Naturstein-Lieferkette<br />

Die Baumarktkette toom sieht sich ebenfalls mit Problemen<br />

aus kinderrechtlicher Sicht konfrontiert. Rund 89<br />

Prozent seiner Natursteine bezieht das <strong>Unternehmen</strong> aus<br />

China. Die Verletzung von Kinder- und <strong>Menschenrechte</strong>n<br />

ist hier eher die Regel als die Ausnahme. Weil die Kinder<br />

in den Minen arbeiten, gehen sie nicht zur Schule. Auch<br />

die gefährliche Krankheit Silikose (Quarzstaublunge) ist<br />

dort weit verbreitet. Die Folgen können tödlich sein. toom<br />

achtet daher ganz besonders auf deren Einhaltung in der<br />

gesamten Lieferkette für Natursteine. Jedes Produkt, das<br />

aus diesem Rohstoff gefertigt wurde, trägt sowohl das Siegel<br />

PRO PLANET als auch das „XertifiX Plus“-Label. Für die<br />

Vergabe durch den unabhängigen Verein XertifiX gelten<br />

gewisse Bedingungen, wie beispielsweise das Verbot von<br />

Kinder- oder Zwangsarbeit.<br />

Regelmäßige Audits garantieren, dass die Anforderungen<br />

umgesetzt werden. Dafür werden sowohl die Verarbeitungsbetriebe<br />

als auch die Steinbrüche überprüft. Zwei<br />

Mal im Jahr macht XertifiX diese Kontrollen, mindestens<br />

eine davon unangekündigt. „Basierend auf den Ergebnissen<br />

erarbeiten wir individuelle Maßnahmenkataloge. Wir<br />

entscheiden, mit wem wir die Zusammenarbeit fortführen,<br />

welche Steinbrüche und Verarbeiter weiter geschult werden<br />

<strong>müssen</strong> oder wo es wegen offenkundiger Mängel keine<br />

Perspektive für eine Zusammenarbeit mit toom geben<br />

kann“, so Dominique Rotondi, Geschäftsführer Einkauf bei<br />

toom. Ganz besonders wichtig ist die Transparenz in der<br />

gesamten Lieferkette. XertifiX und toom haben dazu gemeinsam<br />

einen Prozess entwickelt, bei dem schon die Rohblöcke<br />

in den Steinbrüchen entsprechend gekennzeichnet<br />

werden. „Mit Hilfe dieses Systems kann der Käufer der<br />

Natursteine sicher sein, dass die Produktionsstätten der<br />

gekauften Steine tatsächlich kontrolliert wurden und die<br />

Standard-Kriterien dort erfüllt werden“, informiert der Verein<br />

auf seiner Website. f<br />

Ausgabe 10 | November 2018 | Umweltdialog.de<br />

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