KEM Konstruktion 04.2017
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TRENDS<br />
DIGITALISIERUNG<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welches Mitarbeiterprofil suchen Sie?<br />
Schunk: Bisher waren es vor allem Mechaniker, Mechatroniker<br />
oder Maschinenbau-Ingenieure – in Zukunft brauchen wir vor allem<br />
Software-Entwickler. Ich kann mir vorstellen, dass wir in wenigen<br />
Jahren eine eigenständige Ausbildung zum Software-Entwickler anbieten<br />
werden. Denn Software wird bei uns zur Kernkompetenz –<br />
und wird damit sehr wichtig für uns, weil unser Erfolg auf der kontinuierlichen<br />
Innovationskraft, der kontinuierlichen Internationalisierung<br />
und dem Bestreben beruht, Kunden stets ein optimales Produkt<br />
zu liefern – also einen Kundennutzen zu bieten. Wir produzieren<br />
einen neuen Greifer nur dann, wenn der Kunde damit einen echten<br />
Nutzen hat. Unser Vorteil ist, dass wir das über ein großes Produktspektrum<br />
zu tun vermögen.<br />
Mithilfe digitaler Zwillinge von Schunk-Greifern werden Konstrukteure<br />
und Anlagenplaner schon bald in der Lage sein, komplette Montageanlagen<br />
im dreidimensionalen Raum zu simulieren. Damit lässt sich der gesamte<br />
Engineering-Prozess vom Konzept über Mechanik, Elektrik und Software<br />
bis hin zur Inbetriebnahme virtuell abbilden<br />
legung der Komponenten hinsichtlich Verfahrweg und Hub sowie<br />
der Kollisionsberechnung – können von der Engineering-Software<br />
vollständig virtuell abgedeckt werden.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Gibt es in Ihrem Unternehmen eine strategische<br />
Arbeitsgruppe Industrie 4.0 oder haben Sie das zur Chefsache<br />
erklärt?<br />
Schunk: Bei mir als CEO ist ein sogenanntes Digital Lab angesiedelt.<br />
Und in der operativen Ebene unterhalb unseres CTOs Dr.<br />
Markus Klaiber arbeiten zwei promovierte Mitarbeiter, die sich tagein,<br />
tagaus damit beschäftigen, wie die neuen Möglichkeiten unsere<br />
Produktlinien verbessern können. Zudem setzen wir auf Kooperationen<br />
– aber nicht mit Wettbewerbern. Vorwettbewerbliche Kooperationen<br />
kosten meiner Ansicht nach einfach zu viel Zeit. Doch klar<br />
ist: Industrie 4.0 bekommen wir nur zum Laufen, wenn wir kooperieren<br />
– mit Hochschulen, mit Softwareanbietern. Die Kooperationsnotwendigkeit<br />
wird durch Industrie 4.0 exponentiell steigen.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Mit welchen Hochschulinstituten kooperieren<br />
Sie?<br />
Schunk: Wir arbeiten seit vielen Jahren mit dem Fraunhofer-Institut<br />
für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart intensiv<br />
zusammen, ebenso mit dem Karlsruher Institut für Technologie KIT.<br />
Wir vergeben an solche Institute auch Projektaufträge. Und wir bieten<br />
die Möglichkeit, Masterarbeiten und Dissertationen mit unseren<br />
Fragestellungen zu verknüpfen. Auf diese Weise haben wir schon<br />
viele fähige Mitarbeiter gewonnen – und das wird in Zukunft für uns<br />
noch wichtiger.<br />
Bild: Schunk<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Seit 2008 gibt es bei Schunk die ‚Expert<br />
Days‘. Was ist das Geheimnis hinter deren Erfolg?<br />
Schunk: Die extrem gut vernetzte Wissenschaftswelt kommt uns<br />
zu Hilfe. Dort machte man Mund-zu-Mund-Propaganda für unsere<br />
Veranstaltung, bei der wir von Anfang an auch auf ein Wohlfühlklima<br />
geachtet haben. Zudem ist diese Veranstaltung mit rund 100 Gästen<br />
klein genug, dass sich alle Teilnehmer untereinander austauschen<br />
können. Unser Charme ist, dass wir mitten in der Montage Stand -<br />
fläche für die teilnehmenden Institutionen und Unternehmen anbieten<br />
können. Der glaubwürdige Charakter mitten in einer Produk -<br />
tionsstätte für Greiftechnik macht unser Symposium einzigartig. Ein<br />
Höhepunkt für mich war dabei der nur zehnminütige Aufbau des<br />
Serviceroboters ‚Care-O-bot‘des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts IPA<br />
auf einer Bühne.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wird sich Schunk bei Service-Robotern<br />
über die Greifhand hinaus künftig stärker engagieren?<br />
Schunk: Wir werden uns weiterhin auf Komponenten für die Greiftechnik<br />
konzentrieren. Wenn das Umsatzvolumen auch künftig zweistellig<br />
wächst, haben wir bereits gut zu tun, die Greifer für vielerlei<br />
Anwendungen fit zu machen. Wenn wir ganze Roboter produzieren,<br />
würden wir uns verzetteln.<br />
<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Abschließend noch eine Frage – was<br />
wünscht sich der Unternehmer Henrik Schunk?<br />
Schunk: Dass die künftige Bundeskanzlerin oder der künftige Bundeskanzler<br />
ab 2020 zur Besichtigung unserer vernetzten Smart<br />
Factory nach Lauffen kommt. Mit Smart Factory meine ich eine IT-<br />
Verzahnung der Wertschöpfungskette von der Produktion über das<br />
Büro zum Lieferanten und umgekehrt – mit dem Menschen als<br />
Dirigent.<br />
www.schunk.com<br />
Details zum<br />
Co-act Greifer JL1:<br />
http://hier.pro/j3fWo<br />
Hannover Messe: Halle 17, Stand B26<br />
30 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 04 2017