21.11.2018 Aufrufe

KEM Konstruktion Kollaborative Robotik 2018

Trendschwerpunkt: Kollaborative Robotik; Messe Automatica 2018; KEM Porträt: Helmut Schmid, Geschäftsführer bei Universal Robots; KEM Perspektiven: Robotik in der Landwirtschaft

Trendschwerpunkt: Kollaborative Robotik; Messe Automatica 2018; KEM Porträt: Helmut Schmid, Geschäftsführer bei Universal Robots; KEM Perspektiven: Robotik in der Landwirtschaft

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Das<br />

Engineering<br />

Magazin<br />

<strong>2018</strong><br />

www.kem.de<br />

Sonderausgabe <strong>Kollaborative</strong> <strong>Robotik</strong><br />

Titelstory – Seite 36<br />

Pleurobot vermittelt<br />

Know-how der Biomechanik<br />

<strong>Robotik</strong> für den<br />

Praxisalltag<br />

Messe Automatica<br />

Seite 10<br />

Cobots machen<br />

Maschinen smart<br />

Expertengespräch<br />

Seite 20<br />

MRK CE-konform<br />

umsetzen<br />

Safety<br />

Seite 56<br />

Im Gespräch | „Cobots sind gerade für KMU interessant“<br />

Helmut Schmid, Geschäftsführer, Universal Robots Deutschland – Seite 14<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 00 <strong>2018</strong> 1


Besuchen Sie uns<br />

Stand 303, Halle B5<br />

19.–22. Juni <strong>2018</strong><br />

ZUSAMMENARBEIT AUF AUGENHÖHE.<br />

Mensch und Roboter rücken enger zusammen. Dabei spielen Sensoren von SICK eine entscheidende Rolle.<br />

Egal ob Robot Vision, Safe Robotics, End-of-Arm Tooling oder Position Feedback – SICK-Sensoren befähigen<br />

den Roboter zu präziserer Wahrnehmung. Und ermöglichen damit Zusammenarbeit auf Augenhöhe.<br />

www.sick.com/robotik<br />

2 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 00 <strong>2018</strong>


EDITORIAL<br />

Kollaborierende Roboter<br />

erobern die Fabrikhallen<br />

„Wir sind die Borg. Sie werden assimiliert. Ihre biologischen und technologischen<br />

Besonderheiten werden den unsrigen hinzugefügt. Widerstand ist zwecklos.“ Im<br />

Star-Trek-Film „First Contact“ sieht sich die Crew des Raumschiffs Enterprise mit<br />

dieser Forderung der Cyborgs konfrontiert. Im Erscheinungsjahr 1996 war das noch<br />

Science Fiction. Im Jahr <strong>2018</strong> sind intelligente Roboter Realität – nicht zuletzt durch<br />

den Einsatz künstlicher Intelligenz. In der Servicerobotik etwa unterstützen sie in<br />

der Alten- und Krankenpflege; auch autonom fahrende Fahrzeuge gehören streng<br />

genommen in diese Kategorie. Mittlerweile erobern intelligente kollaborierende Roboter<br />

aber auch die Fabrikhallen.<br />

Der Einsatz kollaborativer Roboter macht überall dort Sinn, wo heute Menschen<br />

monotone oder schwere Tätigkeiten ausführen müssen. Das kann ein Roboter einfach<br />

besser, wie Helmut Schmid, Deutschland-Chef von Universal Robots, im <strong>KEM</strong><br />

Porträt erklärt (ab S. 14). Möglich wird die Mensch-Roboter-Kollboration (MRK) auf<br />

der einen Seite durch Sensoren und Kameras, die man in die Roboter integriert und<br />

andererseits durch KI-Technologien wie Deep Learning. Niels Appel, CCO von<br />

OnRobot, meint im Trendinterview (ab S. 20), dass die Sinneswahrnehmung von<br />

Robotern sich der menschlichen immer weiter annähert. Zusätzlich forciert wird<br />

der Trend zu kollaborierenden Robotern durch Teach-In-Verfahren, mit denen dem<br />

Roboter durch einfaches Vormachen Arbeitshandlungen „beigebracht“ werden.<br />

Die neuen Generationen von Robotern werden laut Niels Jul Jacobsen, CSO &<br />

Gründer von Mobile Industrial Robots, zunehmend lernfähiger und interagieren stärker<br />

mit ihren menschlichen Kollegen. Die Kombination von Mensch und Maschine<br />

wird auf diese Weise besonders leistungsstark. Dadurch würden Arbeitsplätze<br />

ergonomischer und interessanter als jemals zuvor, glaubt Patrick Schwarzkopf,<br />

Geschäftsführer, VDMA <strong>Robotik</strong> + Automation (ab S. 10). In diesem Sinne viel Spaß<br />

beim Lesen und „Hasta la Vista Baby“ (Filmzitat aus Terminator 2)!<br />

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MESSAUFGABEN<br />

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Präzise und schnelle Messungen auch auf<br />

schwach reflektierenden Oberflächen<br />

Intuitive Bedienung und Konfiguration<br />

Kundenspezifische Lichtleiter bereits ab 1 Stück<br />

Ideal für Systemintegration und Automatisierung<br />

Johannes Gillar<br />

Stellvertretender Chefredakteur<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

johannes.gillar@konradin.de<br />

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Automatica / München<br />

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Sensor+Test / Nürnberg<br />

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Tel. +49 7161 9887 2300<br />

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Inhalt<br />

Sonderausgabe<br />

<strong>Kollaborative</strong> <strong>Robotik</strong><br />

<strong>2018</strong><br />

TITELSTORY<br />

Natürlich<br />

gesteuert<br />

Ein Team der Technischen Hochschule in Lausanne<br />

baut Roboter, um die Geheimnisse der Wirbelsäule zu<br />

ergründen. Angetrieben werden diese von Motoren des<br />

Schweizer Spezialisten Maxon Motor. Erste Erkenntnis:<br />

Bei vielen Tieren übernimmt das Rückenmark die Hauptkontrolle<br />

über die Bewegungen.<br />

Bild: ekkasit919/Fotolia.com<br />

20<br />

Intelligente Roboter erobern die fertigende Industrie.<br />

In vielen Bereichen arbeiten Mensch und<br />

Roboter mittlerweile ohne Schutzzäune zusammen.<br />

Im Gespräch mit der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> erklären<br />

Experten, wie weit die Roboter- Hersteller<br />

in Sachen smarter Maschinen sind.<br />

Magazin<br />

Branchennews<br />

Homag und Kuka schließen strategische Partnerschaft ................... 6<br />

Teradyne übernimmt Mobile Industrial Robots ................................ 8<br />

Messe<br />

Automatica<br />

Roboter sind in der Praxis angekommen ....................................... 10<br />

<strong>KEM</strong> Porträt<br />

Bild: Naio Technologies/Tien Tran<br />

Im Agrarbereich haben sich smarte Roboter in Nischen<br />

etablieren können, die noch von viel Handarbeit dominiert<br />

werden. Der Mensch fällt deswegen nicht aus dem System<br />

– im Gegenteil. Ein paar Hürden sind noch zu nehmen.<br />

Bild: Transfluid Maschinenbau<br />

28<br />

60<br />

Ein von Transfluid entwickeltes Automationssystem<br />

biegt 6 m lange Rohre mit kleinem Durchmesser bei<br />

konstant hoher Geschwindigkeit. Gleichzeitig ist die<br />

Fertigungszelle in der Lage, kürzere Rohrleitungen von<br />

500 mm mit vielfältiger Bogengeometrie in großen<br />

Stückzahlen zu fertigen.<br />

Helmut Schmid, Geschäftsführer Universal Robots<br />

„Über unsere Roboterschnittstelle lassen sich<br />

komplette Systeme integrieren“ .................................................... 14<br />

Trends<br />

<strong>Kollaborative</strong> <strong>Robotik</strong><br />

Ein starkes Team für schwere Lasten ............................................ 18<br />

Expertengespräch: <strong>Kollaborative</strong> Roboter<br />

verändern die Automatisierungswelt ............................................. 20<br />

Machine Learning macht Arbeitsplätze zu lernenden Systeme ..... 26<br />

Produkt-News aus dem Bereich <strong>Kollaborative</strong> <strong>Robotik</strong> .................. 32<br />

<strong>KEM</strong> Perspektiven<br />

<strong>Robotik</strong> in der Landwirtschaft<br />

Digitale Feldarbeiter ....................................................................... 28<br />

Antriebstechnik<br />

Titelstory<br />

Bionik: Maxon-Motoren steuern Salamander-Roboter ................... 36<br />

Elektromotoren<br />

Cloud-basiertes Prozessmonitoring<br />

erhöht die Lebensdauer von Robotern .......................................... 34<br />

Omnidirektionale Antriebe für mobile Serviceroboter ................... 40<br />

Kupplungen & Bremsen<br />

Hoher Bedarf an <strong>Robotik</strong> und Automation ..................................... 42<br />

Zuverlässige Leichtbaubremsen für anspruchsvolle Einsätze ........ 46<br />

4 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


NEU!<br />

FLEX - Flexible Rohrheizkörper<br />

36<br />

Bild: Maxon Motor/Konradin Mediengruppe<br />

HLP - Heizpatronen<br />

RHK - Rohrheizkörper<br />

Automatisierung<br />

Steuerungssysteme<br />

Kompakte Verbindungslösungen für Roboteranwendungen . 48<br />

Sensoren & Messtechnik<br />

Kalibrierbare Vision-Sensoren für Roboterkoordinaten .......... 50<br />

Flexible,sichere und effiziente Messabläufe mit Robotern ... 52<br />

Kraft-Momenten-Sensor für Industrieroboter ....................... 54<br />

Sicherheitssysteme<br />

Mensch-Roboter-Kollaboration CE-konform umsetzen .......... 56<br />

Cobots Claus, Clara & Co:<br />

kollaborative <strong>Robotik</strong> mit Sick-Safety .................................... 58<br />

Maschinenelemente<br />

Montage- & Handhabungstechnik<br />

Effizientes Biegesystem für kurze und lange Rohre ............. 60<br />

Stone Plastics setzt auf Rollon-Linearachsen ....................... 62<br />

Werkstoffe/Verfahren<br />

Leichtbau<br />

Aus Leichtmodulen aufgebauter Dual-Arm-Roboter<br />

für die automatisierte Gurkenernte ....................................... 64<br />

Rubriken<br />

Editorial ................................................................................... 3<br />

Wir berichten über ................................................................ 66<br />

Inserentenverzeichnis ........................................................... 66<br />

Vorschau ............................................................................... 66<br />

Impressum ............................................................................ 66<br />

RP - Rohrwendelpatronen<br />

HP/HPQ - Hohlpatronen<br />

TE - Temperatursensoren<br />

ALW - Leistungswiderstände<br />

><br />

QUALITÄT AUS<br />

DEUTSCHLAND<br />

ACHEMA <strong>2018</strong><br />

Halle 9.2, Stand-Nr. B38<br />

Technischer Support<br />

und weitere Produkte<br />

auf Anfrage<br />

Folgen Sie uns unter @<strong>KEM</strong><strong>Konstruktion</strong> auch auf Twitter<br />

Türk+Hillinger GmbH<br />

78532 Tuttlingen, Germany<br />

Tel. +49 74 61 70 14 0<br />

Fax +49 74 61 70 14 110<br />

info@tuerk-hillinger.de<br />

www.tuerk-hillinger.de<br />

seit 1963


MAGAZIN<br />

BRANCHENNEWS<br />

Automatisierungslösungen für Kunden<br />

Homag und Kuka schließen<br />

strategische Partnerschaft<br />

Die Homag Group und Kuka haben in Nürnberg<br />

den Abschluss einer strategischen Partnerschaft<br />

bekanntgegeben. Vereinbart wurde<br />

die intensive Zusammenarbeit bei globalen<br />

Entwicklungsprojekten. In China und<br />

Deutschland wurden bereits zwei solcher<br />

Projekte gestartet. Ziel der Partnerschaft ist<br />

es, gemeinsam smarte Roboterlösungen für<br />

den weltweiten Markt der Holzbearbeitung<br />

zu entwickeln und zu vertreiben. Kuka bringt<br />

in die Zusammenarbeit seine breite Erfahrung<br />

aus unterschiedlichen Branchen im Bereich<br />

der <strong>Robotik</strong> ein sowie ein großes Netzwerk<br />

aus zertifizierten Partnern, die in zahlreichen<br />

Ländern weltweit ansässig sind und Kuka<br />

Roboter sowohl programmieren als auch<br />

bei den Kunden integrieren. Die Homag<br />

Group verfügt über ein tiefes Prozesswissen<br />

der holzbearbeitenden Industrie sowie ein<br />

globales Vertriebsnetzwerk. Gemeinsam können<br />

die beiden Unternehmen mit neuen,<br />

smarten Roboterlösungen den weltweiten<br />

Trend in Richtung Automatisierung und steigender<br />

Verfügbarkeit bedienen. Pekka Paasivaara,<br />

CEO von Homag: „Wir suchen für unsere<br />

Kunden immer wieder Partner, um un-<br />

ser Lösungsportfolio auszubauen. Zweifelsohne<br />

ist Kuka führend bei Lösungen in der intelligenten<br />

Automatisierung.“ Cristian Reiter,<br />

Leiter der Business Unit Automatisierungstechnik<br />

bei der Homag Group, ergänzt:<br />

„Durch die Partnerschaft mit Kuka können<br />

wir unseren Kunden weltweit noch umfänglicher<br />

integrierte Roboterlösungen aus einer<br />

Hand anbieten“. „Die Zusammenarbeit ist für<br />

uns ein wichtiger Meilenstein in unserem Bestreben,<br />

das Kuka-Angebot von Produkten<br />

und Dienstleistungen in verschiedensten<br />

Branchen weiterzuentwickeln. Wir sind stolz<br />

darauf, dass sich Homag für Kuka als strategischen<br />

Partner für die Automatisierung ihrer<br />

weltweit führenden Holzbearbeitungsmaschinen<br />

entschieden hat“, sagt Stefan Lampa,<br />

CEO Kuka Division Industries.<br />

bt<br />

www.homag.com<br />

Die beiden Unternehmen setzen sich zum Ziel, gemeinsam smarte Roboterlösungen zu entwickeln<br />

und zu vertreiben<br />

Bild: Homag<br />

Anwendung und Implementierung von <strong>Robotik</strong>lösungen<br />

Dematic gründet „Robotics Center of Excellence“<br />

Dematic hat den Geschäftsbereich „Robotics<br />

Center of Excellence“ gegründet, der auf die<br />

Entwicklung und die Technik von Roboter<br />

gestützter Automatisierung spezialisiert ist<br />

Bild: Dematic<br />

Die Dematic GmbH, ein Anbieter integrierter<br />

Automatisierungstechnik, Software und<br />

Dienstleistungen zur Optimierung der Supply<br />

Chain, hat den Geschäftsbereich „Robotics<br />

Center of Excellence“ gegründet, der auf die<br />

Entwicklung und die Technik von Roboter gestützter<br />

Automatisierung spezialisiert ist. Die<br />

neue Sparte ist für die Anwendung und Implementierung<br />

von <strong>Robotik</strong>lösungen verantwortlich,<br />

die die Auftragserfüllung mit Blick<br />

auf die heutigen Anforderungen an einen On-<br />

Demand- und Omni-Channel-Versand effizienter,<br />

produktiver und reaktionsfähiger gestalten<br />

soll. Das Dematic „Robotics Center of<br />

Excellence“ bietet eine breite Palette an automatisierten<br />

Lösungen, basierend auf Prozessverbesserungen,<br />

Robotertechnologie,<br />

neuen Visionen und Software. Vom Wareneingang<br />

bis hin zum Versand können diese Lösungen<br />

in allen Bereichen des Lagers eingesetzt<br />

werden. Typische Lösungen beinhalten<br />

das lagen- und stückweise Depalettieren,<br />

Nachfüllen von Behältern, die Stückgutkommissionierung<br />

mit Robotern, Kitting, die Einführung<br />

von Crossbelt- und Taschensortiersystemen<br />

sowie das Palettieren und Beladen<br />

von Lkw. Die Lösungen sind für die Handhabung<br />

von Stückgut, Kisten, Behältern, Lagen<br />

und Paletten ausgelegt. Crystal Parrott ist Leiterin<br />

des neuen Geschäftsbereichs. Parrott<br />

bringt mehr als 28 Jahre Erfahrung im Bereich<br />

<strong>Robotik</strong> und Automation mit und ist für die<br />

Leitung aller <strong>Robotik</strong>-Initiativen, die Steuerung<br />

des <strong>Robotik</strong>-Fahrplans sowie die Lenkung,<br />

Koordination und Unterstützung der<br />

Roboterlösungen verantwortlich. Bevor sie zu<br />

Dematic kam, war Parrott beim Southwest<br />

Research Institute für die Entwicklung fortgeschrittener<br />

Roboterlösungen zuständig. bt<br />

www.dematic.com/de<br />

6 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


Laufrollenführungen als Kurvensysteme<br />

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Vielfältige Anwendungsgebiete<br />

Linearachsen und kundenspezifische<br />

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THK – Drehmomentwellen<br />

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den Maschinenbau<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 00 <strong>2018</strong> 7


MAGAZIN<br />

BRANCHENNEWS<br />

MiR stärkt Segment der Automatisierungsprodukte der nächsten Generation<br />

Teradyne übernimmt Mobile Industrial Robots<br />

Die kollaborative, autonome, mobile <strong>Robotik</strong><br />

ist ein aufstrebendes Geschäftsfeld im Automatisierungsmarkt,<br />

für das ein schnelles<br />

Wachstum vorhergesagt wird. Vor diesem<br />

Hintergrund hat Teradyne Mobile Industrial<br />

Robots übernommen. Das Wachstum von<br />

MiR soll so weiter beschleunigt werden.<br />

MiR verstärkt die Position von Teradyne im<br />

Segment flexibler, einfach zu bedienender Automatisierungsprodukte<br />

der nächsten Generation<br />

Bild: Mobile Industrial Robots<br />

Mark Jagiela, Präsident und CEO von Teradyne:<br />

„MiR ist führend im schnell wachsenden<br />

Markt kollaborativer, autonomer, mobiler <strong>Robotik</strong>.<br />

Ähnlich wie die kollaborierenden Roboter<br />

von Universal Robots senken auch die kollaborierenden,<br />

mobilen Roboter von MiR die<br />

Barriere für große und kleine Unternehmen<br />

bei der schrittweisen Automatisierung ihrer<br />

Arbeitsabläufe. Dabei ist der Einsatz spezieller<br />

Fachkräfte oder die Umgestaltung bestehender<br />

Prozesse nicht notwendig. Kombiniert<br />

mit einem schnellen ROI eröffnet dies<br />

einen neuen, bedeutenden Automatisierungsmarkt.<br />

Anknüpfend an den erfolgreichen<br />

Weg, den wir mit Universal Robots eingeschlagen<br />

haben, erwarten wir eine wirksame<br />

Nutzung der globalen Kapazitäten von Teradyne,<br />

um die Reichweite von MiR zu erhöhen.“<br />

Mobile Industrial Robots erzielte in<br />

2017 einen Jahresumsatz von 12 Mio. Dollar<br />

und verdreifachte damit seinen Umsatz gegenüber<br />

dem Vorjahr. Allein im ersten Quartal<br />

<strong>2018</strong> betrug der Umsatz von MiR 5 Mio. Dollar.<br />

„Der Beitritt zu Teradyne ermöglicht es<br />

„MiR ist führend im<br />

schnell wachsenden<br />

Markt kollaborativer,<br />

auto -<br />

nomer,<br />

mobiler<br />

<strong>Robotik</strong>.“<br />

Mark Jagiela, Präsident und<br />

CEO von Teradyne<br />

Bild: Teradyne<br />

uns, unsere Investitionen in den Bereichen<br />

<strong>Konstruktion</strong> und Entwicklung voranzutreiben.<br />

Damit möchten wir nicht nur unseren<br />

Kunden einen Mehrwert bieten, sondern<br />

auch unsere Position als Marktführer für autonome,<br />

mobile Industrieroboter weiter ausbauen“,<br />

sagt Thomas Visti, CEO von Mobile<br />

Industrial Robots.<br />

bt<br />

www.teradyne.com<br />

Mechatronikakademie<br />

Roboterschulungen in Tuzla<br />

Einfachere Integration von <strong>Robotik</strong>lösungen in intelligente Maschinen mit EcoStruxure<br />

Kooperation zwischen Stäubli und Schneider Electric<br />

Bild: KUKA<br />

Erstmals bietet die Mechatronikakademie<br />

gemeinsam mit dem Deutschen Kompetenzzentrum<br />

für <strong>Robotik</strong> im aktuellen Weiterbildungsprogramm<br />

Roboterprogrammierschulungen<br />

an. Das Deutsche Kompetenzzentrum<br />

in Tuzla bietet ein internationales Umfeld und<br />

eine enge Verzahnung von Theorie und praktischer<br />

Anwendung im Rahmen ganz konkreter<br />

Anwendungsfälle. Die Trainings werden<br />

von erfahrenen Trainern aus Wissenschaft<br />

und Praxis sowohl in Englisch als auch in<br />

Deutsch durchgeführt. Im Einzelnen werden<br />

über das Weitbildungsjahr verteilt verschiedene<br />

Kurskategorien angeboten.<br />

bt<br />

www.cluster-ma.de<br />

Stäubli Robotics, ein führendes Unternehmen<br />

im Bereich Roboterautomatisierung und<br />

Schneider Electric, führend in den Bereichen<br />

digitale Transformation, Energiemanagement<br />

und Automatisierung, haben ihre Partnerschaft<br />

im April <strong>2018</strong> durch die Unterzeichnung<br />

einer langfristigen Vereinbarung für die<br />

Integration maßgeschneiderter Vier-Achs-<br />

Scara-Roboter der TS-Reihe von Stäubli in die<br />

EcoStruxure Machine-Architektur und -Plattform<br />

von Schneider Electric einen entscheidenden<br />

Schritt vorangebracht. EcoStruxure<br />

ist die IoT-fähige, offene und interoperable<br />

Systemarchitektur und Plattform von Schneider<br />

Electric. Getreu dem Motto „Innovation<br />

at every Level“ verbindet EcoStruxure vernetzte<br />

Produkte, Edge Control und Apps,<br />

Analysen und Services in einer übergreifenden<br />

Plattform. Gepaart mit fachlichem Knowhow<br />

aus dem Bereich Maschinenbau sowie<br />

der gezielten Kombination von Produkten<br />

und Softwarepaketen in Automatisierungslösungen<br />

für OEM-Maschinenbaubetriebe ermöglicht<br />

das System so die Entwicklung intelligenter<br />

Maschinen. Diese Integration bietet<br />

Industrieanwendern wesentliche Vorteile:<br />

Der neue Ausstellungsraum von Stäubli Robotics<br />

in Faverges, Frankreich<br />

Zum einen wird die Programmierung der Roboterbewegungen<br />

durch die Verwendung einer<br />

allgemeinen Programmiersprache nach<br />

IEC 61131-3 Standard deutlich einfacher. Das<br />

Erlernen einer speziellen Roboter-Programmiersprache<br />

ist somit nicht nötig. Zudem<br />

entfällt die proprietäre Robotersteuerung aufgrund<br />

der vollständigen Integration komplett.<br />

Die Anzahl der Schnittstellen, der Verdrahtungsaufwand<br />

sowie der Platzbedarf werden<br />

dadurch maßgeblich reduziert.bt<br />

www.staubli.com<br />

www.schneider-electric.com<br />

Bild: Stäubli<br />

8 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


ZWEI IN EINS!<br />

DREHGEBER MIT NEIGUNGSSENSOR<br />

Der neue magnetische<br />

Multiturn-Drehgeber<br />

mit Neigungsmesssystem<br />

- für die gleichzeitige Winkel- und Neigungsmessung<br />

- mit redundanten Hallsensor zur Winkelmessung<br />

von maximal 64 Umdrehungen<br />

- verfügt zusätzlich über einen redundanten<br />

Einachs-Neigungssensor welcher einen<br />

Neigungswinkel von 0°-360° erfasst<br />

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Halle B6, Stand 119<br />

19. - 22. Juni <strong>2018</strong> in München<br />

www.fernsteuergeraete.de<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 00 <strong>2018</strong> 9


MESSE<br />

AUTOMATICA<br />

Viel Betrieb am Eingang Ost wird auch <strong>2018</strong> auf der automatica erwartet<br />

Bild: Messe München<br />

Falk Senger, Geschäftsführer der Messe München,<br />

hat hohe Erwartungen für die automatica <strong>2018</strong><br />

Bild: Messe München<br />

Mensch-Roboter-Kollaboration erleichtert smarte Produktionskonzepte<br />

Roboter sind in der Praxis angekommen<br />

Die Automatisierungsbranche boomt und die <strong>Robotik</strong>-Hersteller treiben wegweisende Entwicklungen<br />

voran. Das spiegelt sich auf der Messe automatica <strong>2018</strong> wider, die von 19. bis 22. Juni auf dem Gelände<br />

der Messe München stattfindet: Hybride Roboter, Cobots, Doppelarmroboter sowie neue Vier- und<br />

Sechsachskinematiken machen den Weg frei für smarte Produktionskonzepte. Die Konradin<br />

Mediengruppe organisiert dabei erneut das offizielle Forumsprogramm.<br />

Jörn Kehle, Redakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

Der vom International Federation of Robotics (IFR) veröffentlichte<br />

World Robotics Report 2017 spricht eine klare Sprache:<br />

Mit einer durchschnittlichen Roboterdichte von 74 Einheiten pro<br />

10.000 Mitarbeiter (2015: 66 Einheiten) hat der globale Durchschnitt<br />

in der Fertigungsindustrie einen neuen Rekord erreicht. Im<br />

internationalen Vergleich liegt Europa mit 99 Einheiten an der Spitze,<br />

gefolgt von Amerika mit 84 und Asien mit 63 Einheiten.<br />

Deutschland belegt mit 309 Einheiten beim Ranking der am<br />

höchsten automatisierten Länder der Welt hinter Südkorea und<br />

Singapur Platz drei.<br />

Dabei sind die Koreaner nicht mehr nur <strong>Robotik</strong>anwender, sondern<br />

auch Roboterhersteller. Auf der automatica feiert der süd -<br />

koreanische Mischkonzern Doosan Europa-Premiere seiner <strong>Robotik</strong>sparte.<br />

Dabei sollen Lösungen für die Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

im Mittelpunkt des Messeauftritts stehen.<br />

Von der Messe- in die Fabrikhalle<br />

Wie schnell heute wegweisende <strong>Robotik</strong>entwicklungen den Weg<br />

von der Messe- in die Fabrikhalle finden, beweist Klara. Der kollaborative<br />

Roboter von Universal Robots arbeitet in der Audi-<br />

A4-/A5-Montage ohne Schutzzaun Seite an Seite mit Menschen.<br />

„<strong>Robotik</strong> und Automation spielen im<br />

Zuge des globalen Wettbewerbs<br />

eine zentrale Rolle für alle produzierenden<br />

Unternehmen. Diese positive<br />

Entwicklung sowie eine robuste<br />

Konjunktur wird der automatica<br />

hoffentlich auch auf der Besucherseite<br />

Rückenwind bescheren.“<br />

Die „Klebstoffapplikation mit Roboter Assistenz“, kurz Klara, leistet<br />

wertvolle Unterstützung beim Einbau von CFK-Dächern in das<br />

Audi-RS-5-Coupé. Damit setzt Audi erstmals im Stammwerk Ingolstadt<br />

einen MRK-Leichtbauroboter zum Klebstoffauftrag in der<br />

Endmontage ein. Im Karosseriebau sowie in der Motorenmontage<br />

sind bereits ähnliche Roboter in die Produktion integriert.<br />

„Die automatica wächst – wir erwarten insgesamt knapp 900<br />

Aussteller und mehr gebuchte Fläche“, fasst deswegen auch Falk<br />

Senger, Geschäftsführer der Messe München, seine Erwartun-<br />

10 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


DIE WELT<br />

DER LINEARTECHNIK<br />

Entdecken Sie die einmalige Vielfalt der INA-Lineartechnik! Von A wie Antrieb bis Z wie Zubehör – wir bieten das<br />

komplette Programm. Service und Beratung inklusive.<br />

Unser breites Produktprogramm reicht von Linearkugellagern, Gewindetrieben, Wellen- und Laufrollenführungen<br />

über Käfig- und Profilschienenführungen bis hin zu angetriebenen Lineareinheiten, Linearmodulen und Lineartischen.<br />

Mechatronische und kundenindividuelle Systeme ergänzen das Leistungs- und Produktportfolio.<br />

Wir sichern Ihnen für jede Ihrer Aufgabenstellungen eine wirtschaftlich und technisch passende Lösung zu.<br />

Fordern Sie unser Informationspaket an.<br />

info.linear@schaeffler.com ⋅ www.ina.de<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 00 <strong>2018</strong> 11


MESSE<br />

AUTOMATICA<br />

In der Audi-A4-/A5-Montage kommt erstmals im Stammwerk Ingolstadt<br />

ein MRK-Leichtbauroboter in der Endmontage zum Einsatz, der ohne Schutzzaun<br />

Seite an Seite mit Menschen arbeitet<br />

Bild: Audi<br />

Unter dem Motto „industrial intelligence 4.0 beyond automation“ zeigt<br />

Kuka auf der automatica die Zukunft der intelligenten Automatisierung<br />

Bild: Kuka<br />

gen an die Messe zusammen. Erstmalig werde die Messe sechs<br />

Hallen voll belegen. <strong>Robotik</strong> und Automation spielten im Zuge des<br />

globalen Wettbewerbs eine zentrale Rolle für alle produzierenden<br />

Unternehmen. „Diese positive Entwicklung sowie eine robuste<br />

Konjunktur wird der automatica hoffentlich auch auf der Besucherseite<br />

Rückenwind bescheren.“<br />

automatica Forum der Konradin Mediengruppe<br />

Das automatica Forum, organisiert von der Konradin Mediengruppe,<br />

liefert an allen vier Messetagen Expertenwissen aus erster Hand.<br />

Die Fachvorträge und Podiumsdiskussionen analysieren und diskutieren<br />

Best-Practice-Beispiele, wichtige Branchentrends und technologische<br />

Innovationen. Das Forum ist konsequent anwendungsorientiert<br />

und bietet dank vertiefender Einblicke in die Produktionsabläufe<br />

namhafter Industrievertreter wie BMW, Daimler, VW, DHL,<br />

MTU Aero Engines oder Stihl einen wertvollen Know-how-Transfer<br />

rund um das Thema Automatisierung. Im Fokus stehen zudem die<br />

Anwendungsbereiche von morgen: Welche Potenziale bieten aktuelle<br />

Entwicklungen? Was wird die produzierende Industrie in Zukunft<br />

bewegen? Wie lässt sich die Digitalisierung vorantreiben? Das kostenlose<br />

und frei zugängliche Programm läuft während der gesamten<br />

Messe mit deutsch-englischer Simultanübersetzung. Ganz besonders<br />

im Fokus stehen <strong>2018</strong> unter anderem die Themen Digitale<br />

Transformation in der Fertigung und Künstliche Intelligenz (KI) sowie<br />

Mensch Roboter Kollaboration (MRK), Servicerobotik und Arbeit<br />

4.0. Zudem gibt es Vorträge zu <strong>Robotik</strong> und Automation in den Branchen<br />

Food und Pharma. Besonders zu empfehlen sind:<br />

• „Robotics in Silicon Valley“, Prof. Torsten Kröger, Karlsruher Institut<br />

für Technologie (KIT), Dienstag von 14.30 bis 15 Uhr<br />

• „Robotics – Future of Warehouses and Enabler of new Human<br />

Machine Collaboration“, Denis Niezgoda, Robotics Accelerator<br />

Lead am DHL Innovation Center, Mittwoch von 13 bis 13.30 Uhr<br />

• „Collaborative mobile robots boost efficiency and agility at Honeywell<br />

Analytics“, Stuart Harris, Advanced Manufacturing and<br />

Engineering Leader, Honeywell Analytics, und Thomas Visti,<br />

CEO, Mobile Industrial Robots ApS, im Anschluss bis 14 Uhr<br />

• „Fabriken der Zukunft – autonomer Transport zwischen Linien<br />

und Lagern“, Alfred Pammer, Prokurist/Leiter Fertigungsautomatisierung,<br />

cts, von 15.30 bis 16 Uhr.<br />

Cobots und Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

Im Mittelpunkt werden auf der automatica bei den Roboterherstellern<br />

aus aller Welt die Themen Cobots und Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

(MRK) stehen. Wie weit die fortschrittlichsten Ansätze hier<br />

greifen, beweist Kuka unter dem Motto „industrial intelligence 4.0<br />

beyond automation“. Mit einem bunten Mix an Neuheiten reist Stäubli<br />

nach München. Auf dem Messestand demonstriert der Aussteller<br />

seine Vorstellung einer digital vernetzten Produktion. Die Fabrik<br />

von heute und morgen, die individuelle Lösungen zwischen Vollautomation<br />

und manueller Arbeit erfordert, steht auch bei Fanuc im<br />

Mittelpunkt des Messeauftritts. Dabei spielen zuverlässige Komponenten,<br />

gut durchdachte Konzepte und zukunftsorientierte Datenstrukturen<br />

gleichermaßen wichtige Rollen.<br />

Yaskawa wird durchgängige System- und Automationslösungen zeigen.<br />

Ein Highlight am Stand des japanischen Herstellers sind zwei<br />

Motoman HC10 mit 1,2 m Reichweite und 10 kg Handhabungsgewicht.<br />

Epson verweist in München zusammen mit Partnerunternehmen<br />

auf sein breites Lösungsportfolio aus der Automatisierungstechnik.<br />

Im Fokus steht dabei der Launch des WorkSense-<br />

W-01-Doppelarmroboters, der sich besonders für die Produktion individueller<br />

Produkte in niedriger Stückzahl eignet.<br />

Mit einem wichtigen Aspekt bei der <strong>Robotik</strong>- und Industrie 4.0-Euphorie<br />

setzt sich der VDMA <strong>Robotik</strong> + Automation auf der automatica<br />

auseinander. Die Sonderschau „Der Mensch in der Smart Factory“<br />

greift dazu aktuelle Fragestellungen auf: Wie kann der Mensch<br />

im Mittelpunkt bleiben? Welche Rolle spielt der „analoge“ Mensch<br />

in der digitalen Fabrik? „Fingerfertigkeit und Adaptivität des Menschen<br />

werden unerreicht bleiben, doch Assistenzsysteme bringen<br />

manuelle Montagevorgänge erstmals auf die geforderte Null-Fehler-<br />

Qualität“, so Patrick Schwarzkopf, Geschäftsführer, VDMA <strong>Robotik</strong> +<br />

Automation. „Die Kommunikation von Mensch und Maschine wird<br />

intuitiv. Die Kombination von Mensch und Maschine ist besonders<br />

leistungsfähig. Dabei werden Arbeitsplätze ergonomischer und interessanter<br />

als jemals zuvor.“ Wer wissen will, warum der Mensch<br />

zentral bleibt in der digitalen Fabrik, sollte sich den Besuch der Sonderschau<br />

in der Halle B4 nicht entgehen lassen.<br />

www.automatica-munich.com<br />

Details zur automatica und<br />

zum automatica Forum:<br />

hier.pro/FmLMk<br />

12 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


Die DNA von Metrofunk<br />

sichert bei Hitze<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 00 <strong>2018</strong> 13


MAGAZIN<br />

PORTRÄT<br />

Im Gespräch: Helmut Schmid, Geschäftsführer von Universal Robots Deutschland<br />

„Über unsere Roboterschnittstelle<br />

lassen sich komplette Systeme integrieren“<br />

Kollaborierende Roboter gehören zu den Wachstumstreibern der Automatisierungsbranche. Welche<br />

Gründe es dafür gibt und wieso Cobots insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen interessant<br />

sind, erklärt Helmut Schmid, Geschäftsführer der Universal Robots (Germany) GmbH und General<br />

Manager Western Europe, im Gespräch mit <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>.<br />

Interview: Johannes Gillar, stellvertretender Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Der Markt für Cobots soll den<br />

Prognosen zufolge in den nächsten Jahren weiterhin<br />

wachsen und einer der maßgeblichen Wachstumstreiber<br />

des gesamten Automationsmarkts bleiben. Welche<br />

Gründe gibt es dafür?<br />

„Ein Wachstumstreiber<br />

ist für uns die Plattform<br />

Universal Robots+.“<br />

Helmut Schmid, Geschäftsführer<br />

der Universal Robots (Germany)<br />

GmbH und General Manager<br />

Western Europe<br />

Bild: David Klein/Konradin Mediengruppe<br />

Helmut Schmid: Einer der Haupttreiber für die Entwicklung<br />

ist insbesondere in der Leichtbau-<strong>Robotik</strong>, dass sich<br />

kleine und mittlere Unternehmen verstärkt mit dem Thema<br />

Automatisierung auseinandersetzen. Forciert wird<br />

diese Entwicklung durch den Fachkräftemangel, die Überalterung<br />

von Personal sowie natürlich durch die Themen<br />

Produktivität und Kosten. Wichtig ist, dass dies nicht nur<br />

für Europa gilt, sondern eine globale Entwicklung ist, die<br />

auch Asien und die Amerika betrifft. In allen drei Märkten<br />

oder auf allen drei Kontinenten sehen wir eine ähnliche<br />

Entwicklung. Ein weiterer Grund ist, dass es natürlich inzwischen<br />

auch mehr Marktteilnehmer im Bereich der kollaborativen<br />

<strong>Robotik</strong> gibt, was den Markt ebenfalls treibt.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Was genau muss man sich unter<br />

dem Produkt- und Entwickler-Ökosystem Universal<br />

Robots+ vorstellen und wieso sind Sie damit so erfolgreich?<br />

Schmid: Wir hatten letztes Jahr in der Tat ein Wachstum<br />

von knapp 72%. Und ein Wachstumstreiber ist unsere<br />

Plattform Universal Robots+. Das Plus steht für Mehrwert<br />

beziehungsweise für das, was wir als Mehrwert verstehen.<br />

Welchen Ansatz wir damit verfolgen? Ein Roboterarm<br />

ist eigentlich erst einmal nur ein ‚nacktes‘ Produkt,<br />

mit dem sich komplette Anwendungslösungen so<br />

nicht umsetzen lassen. Denn für eine einsatzbereite Applikation<br />

braucht der Kunde noch weitere Komponenten<br />

wie Greifer, Schraubenzieher, Kamera-Lösungen oder<br />

Software. Diese Peripherieprodukte um den Roboter verursachen<br />

natürlich auch Kosten, Zeit und Aufwände. Unsere<br />

Plattform UR+ unterstützt den Kunden nun dabei, eine<br />

ideale Plug-and-Play-Lösung für seine Bedürfnisse zusammenzustellen<br />

und einfach zu integrieren. Mithilfe eines<br />

Plug-Ins lässt sich das Gesamtsystem dann über ein<br />

Teach Panel, also unsere Robotersteuerung, programmieren.<br />

Für den Anwender hat das den Vorteil, dass sich die<br />

Kosten für seine Automatisierungslösung reduzieren.<br />

Denn die Integrationszeit, die Kosten und Adaption für<br />

das Produkt, verringert sich. Dieses Konzept ist einer der<br />

Gründe für unser Wachstum, weil KMUs so einen schnellen<br />

Return on Invest haben und somit ebenfalls Wachstum<br />

generieren. Derzeit haben wir rund 69 Komponenten<br />

auf unserer UR+-Plattform integriert.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Kosten entstehen Nutzern<br />

der Plattform?<br />

Schmid: Bei Universal Robots+ handelt es sich um eine<br />

kostenfreie Entwicklerplattform. Jeder Entwickler, jedes<br />

Unternehmen mit einer tollen Idee kann kostenfrei daran<br />

teilhaben. Wir stellen die Roboterschnittstelle zur Verfügung<br />

und über diese lassen sich dann Kamera, Greifer,<br />

Software, etc. integrieren. Und das wollen wir bis Ende<br />

des Jahres ausbauen, von derzeit knapp 69 auf 250 neue<br />

Lösungen. Unseren Mehrwert sehen wir im großen Nutzen<br />

und den Vorteilen für die Endkunden.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wie offen ist Ihre Roboterschnittstelle?<br />

Können auch Mitbewerber Lösungen<br />

über diese Schnittstelle ein- bzw. anbinden?<br />

14 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


Helmut Schmid, Geschäftsführer<br />

der Universal Robots (Germany)<br />

GmbH und General Manager<br />

Western Europe<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 00 <strong>2018</strong> 15<br />

Bild: David Klein/Konradin Mediengruppe


MAGAZIN<br />

PORTRÄT<br />

Bild: David Klein/Konradin Mediengruppe<br />

Schmid: Unsere Schnittstelle ist offen. Wir stellen auch<br />

ein sogenanntes Starter Kit zur Verfügung, über das wir<br />

die Schnittstellen-Software für die Komponenten zur Verfügung<br />

stellen. Damit lassen sich sowohl einzelne Endeffektoren<br />

als auch komplette Systeme integrieren, beispielsweise<br />

ganze Schraub- oder Lötvorrichtungen. Und<br />

theoretisch ist auch die Kombination mit einem Wettbewerbsprodukt<br />

möglich. Wir sind da ganz offen. Die ganze<br />

Community im Bereich der Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

lebt vom Austausch und davon, dass man neue Ideen<br />

auf den Markt bringt. Unser Ziel ist es, dass der Endkunde<br />

die bestmögliche Lösung mit dem besten Kosten/Nutzen-Verhältnis<br />

bekommt. Und das geht nur, wenn man<br />

über den Tellerrand hinausblickt. UR+ soll eine offene<br />

Plattform sein und kein Lizenzmodell. Denn wir wollen<br />

auch Start-up-Unternehmen mit kleinem Budget aber guten<br />

Ideen einbinden.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Muss man sich die Funktionsweise<br />

dieser Plattform so ähnlich wie einen App Store<br />

vorstellen?<br />

„Wir stellen die<br />

Roboterschnittstelle<br />

zur Verfügung und<br />

über diese lassen sich<br />

dann Kamera, Greifer,<br />

Software, etc.<br />

integrieren.“<br />

Helmut Schmid, Geschäftsführer der<br />

Universal Robots (Germany) GmbH<br />

und General Manager Western<br />

Europe<br />

Schmid: Die Plattform funktioniert so ähnlich wie ein App<br />

Store. Das heißt, viele Kunden können sich über ihr Mobiltelefon<br />

technische Lösungen herunterladen oder sich<br />

über passende Endeffektoren und Software informieren.<br />

UR+ ist nicht als App Store gedacht, aber von der Logik<br />

her ähnlich gestaltet. Kunden die etwa an einer Pick-and-<br />

Place-Anwendung interessiert sind, können sich auf UR+<br />

zum Beispiel ein Video anschauen, dass so eine Anwendung<br />

von einem anderen Unternehmen tatsächlich bereits<br />

in der Praxis umgesetzt wurde. Sie bekommen sozusagen<br />

einen realen Proof of Concept, was gerade für<br />

ein KMUs bei einer Investitionsentscheidung wichtig ist.<br />

Denn der Mittelständler will sicher sein, das sein Geld<br />

auch in eine funktionierende Lösung investiert ist. Die<br />

UR+-Plattform stellt somit gewissermaßen Glaubwürdigkeit,<br />

Proof of Concept und Sicherheit zur Verfügung.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Einsatzmöglichkeiten<br />

bieten kollaborierenden Roboter wie ihre UR-Roboter<br />

in der Praxis, speziell für KMUs?<br />

Schmid: Unsere Roboter sind universal einsetzbar. Limitierungen<br />

gibt es lediglich hinsichtlich des Gewichts. Die<br />

UR-Roboter können drei bis maximal zehn Kilo handeln<br />

unabhängig von der Art des Produkts. Bei Produkten die<br />

schwerer als zehn Kilo sind habe ich ein physikalisches Limit.<br />

Eine weitere Einschränkung stellt die Geschwindigkeit<br />

dar. Denn es geht ja um die Mensch-Roboter-Kollaboration.<br />

Daher muss man bestimmte Normen und Spezifikationen<br />

berücksichtigen. Hier findet das Prinzip Masse<br />

mal Beschleunigung ergibt Kraft Anwendung. Die Norm<br />

15066 legt fest, mit welcher Geschwindigkeit darf mich<br />

der Roboter an Arm, Brust oder Bein treffen. Und je<br />

schneller sich der Roboter bewegt, desto größer ist natürlich<br />

der Krafteinschlag. Der Einsatz kollaborativer Roboter<br />

macht überall dort Sinn, wo heute Menschen monotone,<br />

schwere oder gesundheitsbelastende Tätigkeiten ausführen<br />

müssen. Das kann ein Roboter einfach besser. Deswegen<br />

sagen wir, der Roboter ist in fast allen Bereichen<br />

einsetzbar. Hauptanwendungen sind dabei Maschinenbeladung,<br />

Pick & Place, Verpackung, Etikettierung oder End-<br />

Of-Line-Aufgaben. Auch hinsichtlich der Unternehmensgröße<br />

können wir die ganze Bandbreite vom Kleinbetrieb<br />

bis zum Großkonzern abdecken.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Haben KMUs und große Unternehmen<br />

unterschiedliche Anforderungen wenn es um<br />

den Einsatz kollaborierender Roboter geht?<br />

Schmid: Einer der Hauptunterschiede ist, dass kleinere<br />

und mittlere Firmen naheliegende Lösungen suchen mit<br />

einem durchschnittlichen Return on Invest von sechs bis<br />

neun Monaten. Die schnellste Amortisierung, die wir hatten,<br />

lag bei 34 Tagen, also innerhalb eines knappen Monats.<br />

Für ein KMUs ist das natürlich eine interessante Geschichte.<br />

Wenn ein Roboter monotone sich wiederholende<br />

Arbeiten erledigt, kann das Unternehmen die Mitarbeiter<br />

für höherwertige Aufgaben weiterentwickeln. Bei<br />

großen Unternehmen oder Konzernen geht es eher um<br />

das Thema technische Komplexität. Bei komplexen Prozessen<br />

und Abläufen werden natürlich auch mehrere Roboter<br />

benötigt und man hat einen höheren Aufwand, was<br />

das Ganze teurer macht. Kurz gesagt will ein KMU kostengünstige<br />

schnell umsetzbare Lösungen. Dagegen versucht<br />

ein Konzern mittels optimierter Prozesse die Komplexität<br />

zu verringern.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Welche Rolle spielen dabei die<br />

‚Plug-and-Produce´-Lösungen aus dem Online-Ökosystem<br />

UR+?<br />

Schmid: Plug-and-Produce ist der nächste Schritt um<br />

dem Anwender Automatisierung noch einfacher zugänglich<br />

zu machen. Wenn man sich einen Integrationsschlüssel<br />

anschaut, teilt sich das Thema auf in 30% für den Roboter,<br />

30% für die Integration selbst sowie 30% für die<br />

16 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


Komponenten. Wir wollen mit dem Plug-and-Produce-Ansatz<br />

sowohl den Anteil der Komponenten als auch den<br />

der eigentlichen Integration reduzieren. Ziel ist es, jeweils<br />

20% bis 15% zu erreichen, weil wir dadurch letztendlich<br />

die beim Kunden so wichtige Kosteneinsparung erzielen.<br />

Denn Plug and Produce verringert die Zeit, das Produkt<br />

zu integrieren. So spart sich ein Unternehmen etwa die<br />

Kosten für die Neuentwicklung eines Greifers, da es im<br />

Portfolio des Ökosystems bereits diverse funktionierende<br />

Greifer findet. Gerade für ein KMU ist das sinnvoll,<br />

denn es muss dann nur noch das Werkzeug, sprich etwa<br />

den Endeffektor, wechseln, wenn es einen Roboter mobil<br />

an unterschiedlichen Stationen einsetzt.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Reden wir hier nicht letztendlich<br />

über das Thema Losgröße 1?<br />

Schmid: Ja, oft stehen heute Themen wie kleine Stückzahlen,<br />

Variantenvielfalt oder Losgröße 1 im Vordergrund.<br />

Hier kommen Plug-and-Produce-Lösungen ins Spiel,<br />

denn sie bieten die benötigte Schnelligkeit sowie die<br />

Adaptionsfähigkeit und die Flexibilität, den Roboter wirklich<br />

individuell und universal einzusetzen. Ein mittelständischer<br />

Betrieb, der dieses Konzept nutzt, kann an einer<br />

Fertigungslinie für einen bestimmten Zeitraum ein Produkt<br />

fertigen, im Laufe des Tages kann er den mobilen<br />

Roboter dann an eine andere Fertigungslinie schieben<br />

und dort etwas anderes produzieren. Je nach Aufgabe<br />

haben wir hierfür Roboter unterschiedlicher Gewichtsklassen<br />

im Angebot, die wir etwa mit Kameras oder Greifern<br />

aus dem UR+-Portfolio individuell anpassen können.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Die Unternehmensvision von<br />

Universal Robots ist eine dank schnell zu installierender<br />

´Plug & Produce´ Lösungen kollaborierende Branche,<br />

bis der Roboter ein alltägliches Werkzeug wird.<br />

Können Sie das näher erläutern?<br />

Schmid: Lassen Sie mich das in einem Beispiel erklären.<br />

Wenn man sich im Hobbykeller einen Hammer, eine Zange<br />

oder eine Säge nimmt, weiß man sofort, was damit<br />

gemacht wird. Sie lesen sich keine Bedienungsanleitung<br />

durch, um zu erfahren, dass man mit einem Hammer einen<br />

Nagel in die Wand schlägt. Und dahin wollen wir auch<br />

im Bereich der Cobots kommen. Ziel ist es, die Mensch-<br />

Roboter-Kollaboration auch ohne große Schulungen und<br />

ohne große Programmierkenntnisse zu ermöglichen. Unsere<br />

Vision ist, dass ein Werker in einem Kleinunternehmen<br />

den Roboterarm quasi aus dem Regal nimmt, ihn<br />

mit dem Strom verbindet und mit dem Arbeiten los legt.<br />

Deswegen der Begriff ‚alltägliches Werkzeug‘: Ein Cobot<br />

soll sich – so unsere Vision – wie Hammer, Säge oder<br />

Schraubendreher zu einem selbsterklärenden Werkzeug<br />

entwickeln. Und KMUs sind daher eine logische Zielgruppe<br />

für diesen Ansatz, denn dort fehlen die entsprechenden<br />

Spezialisten oder sie sind einfach zu teuer.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Wo steht Universal Robots derzeit<br />

und wann wird die Vision der selbsterklärenden<br />

Cobots zur Realität?<br />

Schmid: Ich denke, wir sind nicht mehr ganz am Anfang,<br />

aber wir bewegen uns noch im ersten Drittel des Prozesses.<br />

Das heißt man merkt, das sich etwas tut, mehr und<br />

mehr Marktteilnehmer erkennen die Möglichkeiten dieses<br />

Ansatzes. Das bedeutet, dass sich die Entwicklung<br />

zwangsläufig beschleunigt. Daher werden die fehlenden<br />

zwei Drittel der Wegstrecke hin zu selbsterklärenden Cobots<br />

noch zwischen drei und maximal fünf Jahren dauern.<br />

Getrieben wird das Ganze sicher von Branchen wie<br />

der Verpackungsindustrie und der Logistik, da sich hier<br />

über mobile Plattformen eine weit größere Bandbreite an<br />

Applikationen als bisher abdecken lässt. Zudem finden in<br />

diesen Bereichen noch viele manuelle Tätigkeiten statt,<br />

die für die Mitarbeiter oft körperlich anstrengend und monoton<br />

sind. In diesem Umfeld sehen wir für kollaborative<br />

Roboter ein großes Zukunftspotenzial.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Sie haben auch die Online-<br />

Schulungsplattform Universal Robots Academy ins<br />

Leben gerufen. Welche Gründe hatten Sie dafür und<br />

wer sind die Nutzer dieser Plattform?<br />

Schmid: Wie die UR+-Plattform, ist auch die Akademie<br />

ein kostenfreies Tool. Ziel dieser Onlineakademie ist es,<br />

Nutzern diesen bereits beschriebenen „Do-it-yourself“-Ansatz<br />

beizubringen. Die Online-Schulung besteht<br />

aus sechs Bausteinen. Damit ist man in der Lage, einen<br />

Roboter in knapp 90 Minuten zu bedienen. Die Idee hinter<br />

der Akademie ist es, neben dem Kunden, auch Berufsschulen<br />

oder Universitäten mit dem Angebot zu adressieren.<br />

Wir wollen erreichen, dass ein Maschinenführer im<br />

Idealfall lernt, einfache Roboter schon im Lehrbetrieb zu<br />

programmieren. Und für die Akzeptanz dieser Einrichtung<br />

ist es wichtig, dass sie kostenfrei und für alle verfügbar ist.<br />

Wenn es dann komplexer wird, bieten wir natürlich auch<br />

kostenpflichtige Trainings an.<br />

www.universal-robots.com/de<br />

Details zu den kollaborierenden Robotern<br />

von Universal Robots:<br />

hier.pro/RXmjl<br />

Bild: Universal Robots<br />

Die kollaborierenden<br />

Roboter UR3, UR5 und<br />

UR10 bieten vielfältige<br />

Einsatzmöglichkeiten,<br />

speziell für kleine und<br />

mittelständische<br />

Unternehmen<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong> 17


TRENDS<br />

KOLLABORATIVE ROBOTIK<br />

Bild: B&R<br />

Bild: B&R<br />

Roboter übernehmen ergonomisch schwere Arbeitsinhalte und garantieren Wiederholgenauigkeit,<br />

während Menschen mit ihrem feinmotorischen Geschick und ihrer Erfahrung der Schlüssel für hohe<br />

Flexibilität sind<br />

Der Roboter fixiert das Werkstück und ist im sicheren<br />

Halt, während die Scharniere manuell befestigt werden<br />

Sichere Mensch-Roboter-Kollaboration in der Schwerlastrobotik dank B&R-Komponenten<br />

Ein starkes Team für schwere Lasten<br />

Werden die Eigenschaften von Mensch und Roboter kombiniert, können neue Arbeitsabläufe entstehen<br />

oder bestehende entscheidend optimiert werden. Dass Mensch-Roboter-Kollaboration auch in der<br />

Schwerlastrobotik nicht nur Theorie ist, beweist eine Demozelle von EngRoTec, in der die sichere und<br />

automatisierte Montage einer Pkw-Heckklappe gezeigt wird.<br />

Seit einiger Zeit machen Serviceroboter Schlagzeilen, die Menschen<br />

bei der Hausarbeit oder der Krankenpflege unterstützen.<br />

Direkte Mensch-Roboter-Kollaborationen eignen sich für die Montage<br />

und die Handhabung von Kleinteilen. Roboter sorgen für eine<br />

Entlastung der Beschäftigten, wenn zum Beispiel Über-Kopf-Arbeiten<br />

ausgeführt oder ergonomisch ungünstige Haltungen für ihre Tätigkeit<br />

eingenommen werden müssen. Anwendungen dieser Art<br />

zählen zur Leichtbaurobotik, bei der nur geringe Massen mit leistungs-<br />

und kraftreduzierten Antrieben bewegt und deshalb Menschen<br />

nicht gefährdet werden können.<br />

Ganz anders verhält es sich im Bereich der Schwerlastrobotik. Bekannt<br />

sind zahlreiche Anwendungen im Automobilbau, wo hunderte<br />

Roboter in ihren sicheren Behausungen ganze Karossen zusammenschweißen.<br />

„Unter diesen Bedingungen lassen sich heute die<br />

meisten Anwendungsfälle automatisieren“, beschreibt Marc Burzlaff,<br />

Geschäftsführer der EngRoTec-Solutions GmbH & Co. KG, den<br />

technischen Stand. „Zukünftig kommt es darauf an, Menschen im<br />

Arbeitsprozess zu unterstützen und ihre Intelligenz mit den Vorteilen<br />

des Roboters zu kombinieren.“ So können effektivere und flexiblere<br />

Produktionsabläufe entstehen, die den Werker entlasten. „Dieser<br />

Vorteil gewinnt besonders vor dem Hintergrund von Industrie 4.0<br />

und einer damit verbundenen Individualisierung von Produkten zunehmend<br />

an Bedeutung“, sagt Burzlaff.<br />

2015 entwickelte das Technologieunternehmen das AI Roboterführungssystem<br />

und ermöglichte damit den roboterunterstützten und<br />

toleranzoptimierten Verbau einer Heckklappe in ein Fahrzeug. Diese<br />

praxiserprobte und durch die Berufsgenossenschaft zugelassene<br />

Applikation wurde nun in einer neuen MRK-Demozelle weiterent -<br />

wickelt. „Solche Szenarien in Zukunft ökonomisch für den Kunden<br />

umsetzen zu können, war ein Hauptanliegen unserer Arbeit“, sagt<br />

Burzlaff. „Dazu war es notwendig das Automatisierungskonzept als<br />

Ganzes neu zu betrachten.“<br />

Nach intensiver Marktrecherche entschieden sich die Ingenieure für<br />

die Mechanik eines Roboters des Herstellers Comau, der mit einer<br />

frei konfigurierbaren Steuerungstechnik von B&R ergänzt wird. Das<br />

Ergebnis dieser Kooperation heißt open Robotics und ermöglicht<br />

die vollständige Integration eines solchen Roboters in eine Anlage.<br />

„Der Einsatz von B&R-Technologie, bestehend aus flexiblen Hard-<br />

18 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


und Softwarekomponenten kombiniert mit effizienter integrierter Sicherheitstechnik,<br />

ist der Garant dafür, dass sich MRK-Technologie in<br />

der Produktion durchsetzen kann.““, sagt Markus Sandhöfner, Geschäftsführer<br />

der B&R Deutschland GmbH.<br />

Basis für eine sichere Kooperation<br />

Der Automatisierungsspezialist kann bei solcherart Applikationen<br />

die Vorteile seiner Produkte unter Beweis stellen. Steuerung, Antriebe<br />

und integrierte Sicherheitstechnik können frei ausgewählt und<br />

konfiguriert werden. Das Echtzeit-Ethernet Powerlink mit open<br />

Safety und die Abwicklung des kompletten Engineering-Aufwands<br />

mit der Software Automation Studio überzeugte die Konstrukteure.<br />

Dazu kommen die zahlreichen Technologiepakete, mit denen der Automatisierungsspezialist<br />

die Entwicklungsarbeit weiter unterstützt.<br />

Das Technologiepaket safe Robotics liefert wichtige Funktionen, mit<br />

denen MRK-Applikationen unterschiedlichster Aufgabenstellungen<br />

realisiert werden können. Es können zum Beispiel mehrere Flansche,<br />

Gelenke, Monitoring- und Toolpoints und bis zu 20 beliebig im<br />

Raum platzierbare Quader oder Ebenen gleichzeitig sicher überwacht<br />

und auch in Echtzeit neu parametriert werden. Um die Parametrierung<br />

zu erleichtern, können diese Daten direkt aus einem Simulationstool<br />

übernommen werden. Zum Technologiepaket gehören<br />

auch sichere Antriebsfunktionen, die die Bewegung des Tool<br />

Center Point (TCP) des Roboters überwachen. Das sind zum Beispiel<br />

Funktionen für die sichere Position, Geschwindigkeit und Orientierung<br />

des Roboters oder die sichere Position des TCP. Ohne diese<br />

Funktionen wäre eine MRK-Anwendung schwer oder gar nicht zu<br />

realisieren.<br />

Neuer Produktionsstandard für Fabriken<br />

Das so entstandene Szenario beeindruckt den Betrachter: Während<br />

ein Roboter mit einer beachtlichen Reichweite von 2,70 m und einer<br />

maximalen Traglast von 220 kg die komplette PKW-Heckklappe in eine<br />

Aufnahmevorrichtung befördert, wartet Sebastian Filk, Techniker<br />

bei EngRoTec, hinter der roten LED-Leiste im Boden. Diese markiert<br />

den Sicherheitsbereich um seinen Arbeitsplatz. Würde er sie übertreten,<br />

käme der Roboter innerhalb von Millisekunden zum Stehen<br />

oder würde mit einer langsameren Geschwindigkeit weiterarbeiten,<br />

um Menschen nicht zu gefährden. Kaum ist der stählerne Kollege<br />

zum Stillstand gekommen, schlägt die Farbe in Grün um und Filk<br />

darf den freigegebenen Bereich betreten. Er befestigt zwei Scharniere,<br />

verlässt den Bereich wieder und beendet den Arbeitsgang mit<br />

einem Knopfdruck am nächsten Terminal. Der Roboter führt die vormontierte<br />

Heckklappe zur Karosse, wo die exakte Einbauposition<br />

mit einem Laserscanner ermittelt wird. Wenn die grüne LED-Leiste<br />

erscheint, sitzt das Werkstück in der richtigen Position. Filk tritt erneut<br />

in den Arbeitsbereich. Während er die Heckklappe an die Karosserie<br />

schraubt, sendet die Steuerung bereits die Qualitätsdaten<br />

an das ERP-System des Werkes und fordert das nächste Werkstück<br />

an. Diese Form der Teamarbeit wird in Zukunft standardmäßig in vielen<br />

Fabriken unter dem Begriff Industrie 4.0 anzutreffen sein. eve<br />

www.br-automation.com<br />

www.engrotec.de<br />

Details zum Sicherheitsstandard open Safety:<br />

http://hier.pro/DFI8R<br />

afag.com


TRENDS<br />

KOLLABORATIVE ROBOTIK<br />

Bild: ekkasit919/Fotolia.com<br />

Expertengespräch: <strong>Kollaborative</strong> Roboter verändern die Automatisierungswelt<br />

Die Wahrnehmung von Cobots nähert<br />

sich der menschlichen immer weiter an<br />

Intelligente Roboter erobern zunehmend die fertigende Industrie. In vielen Bereichen arbeiten Mensch<br />

und Roboter mittlerweile ohne Schutzzäune zusammen. Im Gespräch mit der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> erklären<br />

Experten, wie weit die Roboter-Hersteller in Sachen smarter Maschinen sind, welche Chancen die<br />

Mensch-Roboter Kollaboration bietet und welche Herausforderungen noch zu meistern sind.<br />

Interview: Johannes Gillar, stellvertretender Chefredakteur <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

20 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


KOLLABORATIVE ROBOTIK<br />

TRENDS<br />

Bild: On Robot<br />

Mensch-Maschine-Kollaboration:<br />

Cobots gehören<br />

mittlerweile in vielen<br />

Bereichen der Industrie<br />

zum Alltagsbild<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Typische Industrieroboter in der Fabrik arbeiten<br />

bisher hinter Schutzzäunen um die Bediener zu schützen,<br />

was die Interaktion mit dem Werker erschwert bzw. unmöglich<br />

macht. Welche Herausforderungen müssen Roboter-Hersteller<br />

meistern, um eine gefahrlose Mensch-Roboter Kollaboration zu<br />

ermöglichen?<br />

Niels Appel (OnRobot): Selbstverständlich müssen Roboterarme<br />

den geltenden Sicherheitsstandards entsprechen. Um Aussagen<br />

über die Sicherheit treffen zu können, ist ein Robotersystem jedoch<br />

immer als Gesamtinstallation zu betrachten. Auch die Endeffektoren<br />

spielen also eine entscheidende Rolle. Die Greifer von On Robot<br />

sind absolut MRK-tauglich: Sie besitzen weder scharfe Kanten<br />

noch spitze Ecken und sollte die Spannungsversorgung einmal verloren<br />

gehen, halten die Greifer Werkstücke zuverlässig weiter. So<br />

besteht selbst bei Stromausfall keine Gefahr durch herunterfallende<br />

Objekte.<br />

Albrecht Hoene (Kuka): Bei der Mensch-Roboter-Kollaboration sollen<br />

Mensch und Roboter eng zusammenarbeiten und sich mit ihren<br />

Stärken ideal ergänzen. Dabei ist das Thema Sicherheit natürlich<br />

zentral. Für den Kontakt mit dem Menschen muss ein Roboter seine<br />

Geschwindigkeit begrenzen, Kollisionen erkennen und Kräfte auf ein<br />

sicheres Maß beschränken können. Der Kuka-Roboter LBR iiwa, der<br />

weltweit erste in Serie gefertigte sensitive Leichtbauroboter für die<br />

Industrie, verfügt über integrierte Gelenkmomentsensoren, mit denen<br />

er die Umwelt sicher „fühlen“, Kollisionen sicher erkennen und<br />

Kräfte sicher beschränken kann. Somit ist er für die Zusammenarbeit<br />

mit dem Menschen freigegeben.<br />

„Um Aussagen über<br />

die Sicherheit zu<br />

treffen, ist ein Robotersystem<br />

immer als<br />

Gesamtinstallation<br />

zu betrachten.“<br />

Niels Appel, CCO, On Robot<br />

Bild: Kuka<br />

„Bei der Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

sollen<br />

Mensch und Roboter<br />

eng zusammenarbeiten<br />

und sich mit ihren<br />

Stärken ideal ergänzen.<br />

Dabei ist das Thema<br />

Sicherheit natürlich<br />

zentral.“<br />

Albrecht Hoene, F&E Director<br />

Human Robot Collaboration, Kuka<br />

Niels Jul Jacobsen (Mobile Industrial Robots): Was das Thema<br />

MRK konkret in der mobilen <strong>Robotik</strong> angeht, ist eine autonome Manövrierfähigkeit<br />

selbst in dynamischen Umfeldern entscheidend.<br />

Denn um gefahrlos neben Mitarbeitern agieren zu können, müssen<br />

mobile Roboter in der Lage sein, Menschen und Gegenstände unmittelbar<br />

wahrzunehmen und schnell auf sie zu reagieren, indem sie<br />

bremsen oder ausweichen. Hierzu sind unsere Roboter beispielsweise<br />

mit speziellen Sensorsystemen und Sicherheitsalgorithmen<br />

ausgestattet: Damit können sie Hindernisse in einer Entfernung von<br />

bis zu acht Metern erkennen und sich sicher in der Umgebung von<br />

Menschen bewegen.<br />

Helmut Schmid (Universal Robots): In der Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

wird das Beste aus zwei Welten zusammengeführt.<br />

Mensch und Maschine machen jeweils genau das, was sie am besten<br />

können. Grundvoraussetzung dafür ist Sicherheit: Nur wenn eine<br />

sichere Zusammenarbeit ohne Schutzumhausung gewährleistet<br />

ist, wird ein Arbeitsumfeld geschaffen, in dem Roboter bereitwillig<br />

angenommen werden. Die UR-Roboterarme sind als solche als sicher<br />

zertifiziert. Wichtig für die Beurteilung der Sicherheit ist aber<br />

der Blick auf die Gesamtanwendung, die erst nach einer erfolgreichen<br />

Risikobeurteilung als sicher bezeichnet werden kann.<br />

Thomas Suchanek (Yaskawa Europe – Robotics Division): In der<br />

ISO/TS 15066 sind die Leistungs- und Kraftbegrenzungen für kollaborierende<br />

Roboter festgelegt. Um für alle Kontaktpositionen des<br />

Manipulators mit dem Werker präzise Begrenzungen einzustellen,<br />

sind sichere Kraftsensoren und Auswerteplatinen notwendig. Eine<br />

Überwachung der Kraftbegrenzung durch Messung des Motorstroms<br />

der einzelnen Achsen ist hingegen nicht zulässig, solange<br />

dies nicht durch zusätzliche Maßnahmen unterstützt wird. Die<br />

TS15066 definiert vier Kollaborationsarten – die „Königsklasse“ ist<br />

der Kraft- und Leistungsbegrenzungsmodus und dafür sind Kraftund<br />

Momentensensoren für jede Achse bzw. jedes Gelenk aktuell<br />

die beste technische Lösung.<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong> 21


TRENDS<br />

KOLLABORATIVE ROBOTIK<br />

Bild: Mobile Industrial Robots<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Ein Stichwort bei der Entwicklung sogenannter<br />

Cobots (collaborative robots) ist deren Vernetzung mit<br />

anderen Systemen. Welche Technologien werden hierbei eingesetzt?<br />

Einerseits hinsichtlich auf diesbezüglich zu integrierende<br />

Bauelemente wie Sensoren und Bildverarbeitungssysteme, andererseits<br />

in Bezug auf die Kommunikation – Stichwort Echtzeitfähigkeit?<br />

Appel (OnRobot): Die Sinneswahrnehmung von Robotern nähert<br />

sich der menschlichen immer weiter an. Ein ausgeprägter Tastsinn<br />

ist Voraussetzung, um beispielsweise hochpräzise Montagevorgänge<br />

zu automatisieren. Kraft-Momenten-Sensorik ermöglicht es Robotern,<br />

schon minimale Gegenkräfte zu erkennen und unmittelbar<br />

darauf zu reagieren. So können sie auch menschliche Berührungen<br />

wahrnehmen. Eine der fortschrittlichsten Technologien sind dabei<br />

optische Sensoren, die außerdem robuster sind als solche, die auf<br />

Dehnungsmessstreifen basieren.<br />

Hoene (Kuka): Der LBR iiwa von Kuka verfügt über eine Vielzahl<br />

von Sensoren, die es ermöglichen, eine große Menge von Prozessdaten<br />

zu sammeln – Stichwort Big Data. Im Hinblick auf Vernetzung<br />

und Kommunikation setzen wir von Feldbus bis Ethernet auf verschiedene<br />

Schnittstellentechnologien. Beim Thema Echtzeitfähigkeit<br />

ist eine schnelle Reaktion wichtig, beispielsweise um ein gutes Regelverhalten<br />

sicherzustellen, was für dynamische Bahnfahrten und<br />

erreichbare Genauigkeiten sehr wichtig ist.<br />

Jacobsen (Mobile Industrial Robots): Prozesse greifen im Kontext<br />

der Industrie 4.0 immer stärker ineinander. Wie Sie schon sagen, ist<br />

eine effiziente Verzahnung einzelner Systeme deshalb unerlässlich.<br />

In unseren Modellen MiR100 und MiR200 sind hierfür verschiedenste<br />

Technologien integriert – etwa ein 360-Grad-Scanner, mit<br />

dem der Roboter vor dem ersten Einsatz eine Karte seiner Umgebung<br />

erstellt. Im laufenden Betrieb lesen dann zwei Flächenscanner<br />

und eine 3D-Kamera die aktuelle Position des Roboters kontinuierlich<br />

ab. Dies sorgt im Austausch mit der eingebauten Echtzeit-Navigation<br />

für einen reibungslosen Einsatz.<br />

„Meist sind <strong>Robotik</strong>-<br />

Lösungen so konzipiert,<br />

dass tiefgreifende<br />

IT-Kenntnisse oder<br />

Expertenwissen in Roboterprogrammierung<br />

auf Anwenderseite gar<br />

nicht erst nötig sind.“<br />

Niels Jul Jacobsen, CSO & Gründer,<br />

Mobile Industrial Robots<br />

Bild: David Klein/Konradin Mediengruppe<br />

„Seit Gründung von<br />

Universal Robots ist<br />

eine der Kernanforderungen<br />

an unser Produkt,<br />

Robotertechnik<br />

für jedermann zugänglich<br />

zu machen.“<br />

Helmut Schmid, Geschäftsführer<br />

der Universal Robots (Germany)<br />

und General Manager Western<br />

Europe<br />

Schmid (Universal Robots): Es ist richtig, dass in den meisten Fällen<br />

der Roboter nicht für sich alleine zu betrachten ist, sondern sich<br />

in einem größeren Zusammenschluss aus verschiedenen Maschinen<br />

wiederfindet. In diesen komplexen Systemen ist es unabdingbar,<br />

dass die einzelnen Teile untereinander kommunizieren können.<br />

UR-Roboter sind daher mit den gängigen Feldbussystemen Profinet<br />

und Ethernet/IP ausgestattet und lassen sich somit einfach und unkompliziert<br />

in einen solchen Verbund integrieren. Diese Feldbussysteme<br />

erfüllen an sich schon die Anforderung einer Echtzeitfähigkeit.<br />

Für die Einbindung von Sensoren oder Bildverarbeitungssystemen<br />

kann in unseren Roboter eine Socketverbindung oder ein RTDE-Interface<br />

(Real Time Data Exchange) verwendet werden. Für diese unterschiedlichen<br />

Applikationen können mit Hilfe unserer UR+ Plattform<br />

eigenständige Lösungen mit Entwicklern konzipiert werden,<br />

um sie einfach über Plug-and-Play mit unserem Roboter zu vernetzen.<br />

Suchanek (Yaskawa Europe): Unser MRK-fähiger Roboter Motoman<br />

HC10 mit Steuerung YRC1000 lässt sich über die Schnittstelle<br />

MotoLogix im gängigen IEC-61131-Umfeld schnell und unkompliziert<br />

über die SPS programmieren und steuern. Aktuell sind dafür<br />

neben Profinet für Siemens-Umgebungen auch die Plattformen<br />

Ethernet/IP und Powerlink freigegeben. Der nächste Schritt bei der<br />

Umsetzung von integrierten Steuerungskonzepten ist dann das vernetzte<br />

Management von Anlagen und Prozessen. Mit der völlig neuen<br />

Industrie-4.0-Plattform „Yaskawa Cockpit“ haben wir zur Hannover<br />

Messe eine entsprechende integrierte und softwarebasierte Lösung<br />

vorgestellt. Alle gängigen Schnittstellen der bisherigen Industrierobotersteuerungen<br />

sind auch mit der YRC1000 voll umfänglich<br />

gegeben.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: Ein weiteres wichtiges Thema in diesem<br />

Zusammenhang ist die Lernfähigkeit der neuen Robotergeneration.<br />

Ist das einfache Einlernen von Robotern ohne spezielle<br />

Programmierkenntnisse tatsächlich schon heute möglich? Oder<br />

geht das Thema Lernfähigkeit sogar darüber hinaus – Stichwort<br />

„Cognitive Computing“?<br />

Appel (OnRobot): Nur wenn <strong>Robotik</strong>-Applikationen leicht zu handhaben<br />

sind, können sie im Arbeitsalltag eine echte Entlastung darstellen.<br />

Unsere Plug-and-Play Greifer lassen sich auch ohne Fachkenntnisse<br />

schnell installieren und in die bestehende Produktionsin-<br />

22 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


KOLLABORATIVE ROBOTIK<br />

TRENDS<br />

frastruktur integrieren. Ihre Steuerung ist so benutzerfreundlich,<br />

dass Werker leicht damit interagieren können, was die Akzeptanz<br />

gegenüber Cobots ungemein steigert. Das wird mitunter dadurch<br />

ermöglicht, dass sie elektrisch statt pneumatisch betrieben werden.<br />

Hoene (Kuka): Ja, das ist durchaus möglich. Den LBR iiwa von Kuka<br />

zum Beispiel können auch Werker programmieren, die nicht über<br />

spezielle Programmierkenntnisse verfügen – durch einfaches Vormachen.<br />

Dabei führt der Bediener den Roboter von Hand in die gewünschten<br />

Positionen, während die Koordinaten angefahrener Bahnpunkte<br />

im Roboterprogramm gespeichert werden. Auch während<br />

des Ablaufs einer Roboterapplikation kann sein menschlicher Kollege<br />

die Bewegungen des LBR iiwa<br />

intuitiv steuern, beispielsweise<br />

durch Berührungen.<br />

zu programmieren. Die Industrie muss wegkommen von komplexen<br />

Programmierungen in Hochsprachen, die ein Nutzer ohne Fachkenntnisse<br />

nicht versteht. Hier sind wir mit unseren Produkten seit<br />

Jahren Vorreiter: Unsere Roboter lassen sich per Handführung programmieren<br />

und intuitiv steuern.<br />

Suchanek (Yaskawa Europe): Über die Sicherheitsaspekte hinaus<br />

stand bei der Konzeption des Motoman HC10 eine besonders nutzerfreundliche<br />

Bedienung im Fokus. Eine Programmierung kann optional<br />

über den „Easy Teaching HUB“ direkt am Roboter erfolgen.<br />

Und stoppt der Roboter bei einem spezifisch eingestellten Kontakt,<br />

kann die Bewegung direkt am Manipulator wieder aktiviert werden.<br />

Jacobsen (Mobile Industrial<br />

Robots): Eine nutzerfreundliche<br />

Handhabung ist<br />

auf jeden Fall schon heute<br />

Realität. Meist sind <strong>Robotik</strong>-<br />

Lösungen so konzipiert, dass<br />

tiefgreifende IT-Kenntnisse<br />

oder Expertenwissen in Roboterprogrammierung<br />

auf<br />

Anwenderseite gar nicht erst<br />

nötig sind. MiR-Roboter können<br />

mit jedem mobilen Endgerät<br />

oder Computer über eine<br />

webbasierte Benutzeroberfläche<br />

intuitiv bedient<br />

werden. Nach einer kurzen<br />

Lernphase ist damit jeder<br />

Nutzer in der Lage, die mobilen<br />

Helfer schnell einzurichten<br />

und ihnen Befehle zu erteilen.<br />

Schmid (Universal Robots):<br />

Seit Gründung von Universal<br />

Robots ist eine der Kernanforderungen<br />

an unser Produkt,<br />

Robotertechnik für jedermann<br />

zugänglich zu machen.<br />

Hierzu zählt nicht nur ein bezahlbarer<br />

Preis, sondern auch<br />

die Möglichkeit, einen Roboter<br />

selbst zu integrieren und


TRENDS<br />

KOLLABORATIVE ROBOTIK<br />

Roboter können den Menschen eintönige, beschwerliche oder gefährliche Arbeiten abnehmen. Längst ist ihr Einsatz in vielen Bereichen etabliert,<br />

so beispielsweise in der industriellen Produktion<br />

Bild: Herrndorff/Fotolia.com<br />

Die Entwicklung intuitiver Bewegungssteuerungen wird zurzeit intensiv<br />

vorangetrieben und an der Integration dieser Steuerungen in<br />

die nächste Generation von sicheren kollaborativen Robotern gearbeitet.<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>: In Zukunft sollen selbstlernende Roboter<br />

autonom bestimmte Aufgaben erfüllen. Letztendlich ist man damit<br />

beim Thema Künstliche Intelligenz. Wie weit ist die Roboter-<br />

Industrie bei diesem Thema – im Allgemeinen und Ihre Firma im<br />

Speziellen?<br />

Appel (OnRobot): Künstliche Intelligenz ist zweifelsfrei ein wichtiges<br />

Zukunftsthema für die <strong>Robotik</strong>, jedoch kein Feld, in dem wir uns<br />

als On Robot derzeit betätigen.<br />

Hoene (Kuka): In Zukunft ist es in der <strong>Robotik</strong> absehbar, dass sich<br />

mithilfe von KI neue Aufgabenstellungen automatisieren lassen, ohne<br />

dass diese Schritt für Schritt programmiert werden müssten.<br />

Wunder sollte man allerdings nicht erwarten. Wir bieten intelligente<br />

Maschinen, die den Menschen unterstützen. Ein für Kuka relevanter<br />

Bereich ist dabei das sogenannte maschinelle Lernen – ein Oberbegriff<br />

für die künstliche Generierung von Daten. Werden diese Daten<br />

gesammelt, überwacht und analysiert, kann die Maschine Muster<br />

erkennen, daraus lernen, Abläufe verbessern und flexibler im Einsatz<br />

werden.<br />

Jacobsen (Mobile Industrial Robots): In der immer engeren Zusammenarbeit<br />

zwischen Mensch und Maschine sehen wir einen<br />

richtungsweisenden Trend. Dabei spielt das Thema KI eine Schlüsselrolle,<br />

denn dank entsprechender Technologien können Roboter<br />

auch in komplexen Umgebungen intelligent und eigenständig operieren.<br />

Diesen Fortschritt machen auch wir bei MiR uns zunutze: Die<br />

neuen Generationen unserer Roboter werden zunehmend lernfähiger<br />

und interagieren stärker mit ihren menschlichen Kollegen. Dies<br />

ist entscheidend, denn je mehr der Roboter erkennt und versteht,<br />

desto effektiver kann er den Mitarbeiter letztlich bei seiner Arbeit<br />

unterstützen.<br />

Bild: ekkasit919/fotolia.com<br />

Schmid (Universal Robots): Die Frage ist hier nicht, wie weit die<br />

technischen Möglichkeiten fortgeschritten sind – technisch realisierbar<br />

ist in diesem Bereich schon sehr viel. Es muss eher die Frage<br />

gestellt werden, ob die Gesellschaft schon weit genug für diesen<br />

Im Rahmen von Industrie 4.0 werden<br />

autonome Roboter in Smart<br />

Factories immer mehr Aufgaben<br />

übernehmen<br />

24 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


Schritt ist. Alleine die bisherige Normungslage macht die Nutzung<br />

solcher Systeme sehr schwierig bis unmöglich. Nehmen Sie beispielsweise<br />

eine einfache Risikobeurteilung, in welcher immer die<br />

bestimmungsgemäße Verwendung einer Maschine definiert, alle<br />

Risiken im Rahmen eines Tasks untersucht und validiert werden<br />

müssen. Dies wird so gut wie unmöglich, wenn ein lernfähiger Roboter<br />

seine Aufgabe ständig anpasst und verändert oder selbstständig<br />

neue Aufgaben übernimmt. Für solche Techniken müssten also<br />

zuerst einmal erhebliche Veränderungen in der bestehenden Normungslage<br />

erfolgen. Damit diese Veränderungen der Norm möglich<br />

werden, muss erst ein Umdenken innerhalb der Gesellschaft stattfinden.<br />

Da diese Grundvoraussetzungen aber noch nicht geschaffen<br />

sind, finden die Entwicklung und Untersuchung der Möglichkeiten<br />

bislang hauptsächlich im Forschungsbereich statt.<br />

„Unser MRK-fähiger<br />

Roboter Motoman<br />

HC10 mit Steuerung<br />

YRC1000 lässt sich<br />

über die Schnittstelle<br />

MotoLogix im gängigen<br />

IEC-61131-Umfeld<br />

unkompliziert über die<br />

SPS programmieren<br />

und steuern.“<br />

Bild: Yaskawa<br />

Thomas Suchanek, Manager<br />

Technical Documentation Safety,<br />

Yaskawa Europe – Robotics<br />

Division<br />

Suchanek (Yaskawa Europe): Weiter in die Zukunft geblickt, führt<br />

wohl auch in unserer Branche kein Weg am Einzug der künstlichen<br />

Intelligenz vorbei. Im Zuge der weltweiten Unternehmensstrategie<br />

„Vision 2025“ schließt Yaskawa aktuell weltweit Vereinbarungen mit<br />

Start-up-Unternehmen rund um das Internet der Dinge (IoT) und<br />

Künstliche Intelligenz (AI), aktuell zum Beispiel mit der japanischen<br />

Firma XCompass Ltd., einem u. a. auf künstliche Intelligenz fokussiertes<br />

Start-up. Ziel dieser Kooperationen ist es, die bisherigen<br />

Hauptgeschäftsbereiche sinnvoll und zukunftsorientiert zu erweitern.<br />

Dafür investierte das Unternehmen in den letzten drei Geschäftsjahren<br />

weltweit rund 2 Mrd. Yen (14,85 Mio. Euro).<br />

www.kuka.com<br />

www.mobile-industrial-robots.com<br />

www.onrobot.com<br />

www.yaskawa.eu.com<br />

www.universal-robots.com/de/<br />

Details zum Thema Service-<strong>Robotik</strong> (engl.):<br />

http://hier.pro/8vAeH<br />

Fügen<br />

mit System!<br />

Einpressen<br />

Fügen<br />

Verpressen<br />

Tiefziehen<br />

Befestigen<br />

Kalibrieren<br />

Biegen<br />

Clinchen<br />

Prägen<br />

Stanzen<br />

Richten<br />

Nieten<br />

aiPRESS-Servopressen zu sehen<br />

in Halle A5, Stand 512 am<br />

19. - 22.06.<strong>2018</strong> in München<br />

www.ief-werner.de


TRENDS<br />

KOLLABORATIVE ROBOTIK<br />

Künstliche Intelligenz und Machine Learning machen Arbeitsplätze zu lernenden Systemen<br />

Schüler und Lehrer zugleich<br />

Vor allem bei monotonen oder gefährlichen Tätigkeiten können Roboter als Assistenzsysteme den<br />

Menschen entlasten. Der Bionic Workplace von Festo ist als kollaborativer Arbeitsplatz konzipiert,<br />

der mit jeder gelösten Aktion dazulernt und sich selbst optimiert. Dank seiner Vernetzbarkeit lassen<br />

sich die erlernten Prozesse auf andere Systeme übertragen. Wissensbausteine werden so geteilt<br />

und erlauben eine flexiblere Produktion.<br />

Wie die Technik den Werker bei seiner Arbeit unterstützt und<br />

ihn bei anstrengenden oder gefährlichen Tätigkeiten entlastet,<br />

zeigt die Festo AG & Co. KG mit seinem Bionic Workplace. Zentraler<br />

Bestandteil der Arbeitsumgebung ist der pneumatische<br />

Leichtbauroboter Bionic Cobot. Der Roboter ist mit IT-Systemen aus<br />

dem Bereich der künstlichen Intelligenz verbunden. Diese sind in<br />

der Lage, gesprochene Fragen des Menschen zu verstehen und zu<br />

interpretieren. So kann der Werker intuitiv mit dem Roboter zusammenarbeiten.<br />

Das lernende System kann auch Bilder der angeschlossenen<br />

Kamerasysteme sowie Positionsdaten und andere Informationen<br />

der übrigen Geräte aus der Arbeitsumgebung verarbeiten<br />

und verknüpfen. Es entsteht eine sogenannte semantische Karte,<br />

die durch maschinelles Lernen ununterbrochen wächst. Anschließend<br />

verteilt das System die Aufgaben sinnvoll auf den Roboter<br />

und die anderen Tools, um den Menschen optimal bei seiner Arbeit<br />

zu unterstützen.<br />

Die dritte Hand an der Werkbank<br />

Der Cobot ist in seinem Aufbau dem menschlichen Arm nachempfunden,<br />

von der Schulter über Oberarm, Ellbogen, Elle und Speiche<br />

bis zur Hand. Er macht sich dabei den natürlichen Wirkmechanismus<br />

von Bizeps- und Trizepsmuskel zunutze, also das effiziente Zusammenspiel<br />

von Beuger und Strecker, und das in allen seinen Gelenken.<br />

Dadurch kann er wie sein biologisches Vorbild sehr feinfühlige<br />

Bewegungen ausführen. Diese Bewegungen werden durch Luft-<br />

druck erzeugt, was ihn nachgiebig macht. So ist er in der Lage, unmittelbar<br />

und sicher mit dem Menschen interagieren. Möglich<br />

macht dies digitalisierte Pneumatik: Das eingesetzte Festo Motion<br />

Terminal eröffnet neue Lösungsräume für die sichere Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

und erlaubt dem Roboter sowohl kraftvolle und<br />

schnelle, als auch weiche und feinfühlige Bewegungsabläufe.<br />

Je nach Aufgabenstellung lassen sich an den Cobot unterschiedliche<br />

Greifer anschließen. Seine Bedienung erfolgt intuitiv über ein eigens<br />

entwickeltes grafisches User Interface: Mit einem Tablet kann<br />

der Anwender die durchzuführenden Aktionen ganz einfach teachen<br />

und parametrieren. Anschließend lassen sich die definierten Arbeitsschritte<br />

per Drag and Drop in einer Zeitleiste beliebig aneinander<br />

reihen. Dabei wird der komplette Bewegungsablauf virtuell abgebildet<br />

und gleichzeitig simuliert. Schnittstelle zwischen dem Tablet<br />

und dem Festo Motion Terminal ist die Open-Source-Plattform<br />

ROS (Robot Operating System), auf der die Bahnplanungen der Kinematik<br />

berechnet werden.<br />

Selbst lernender vernetzbarer Arbeitsplatz<br />

Der Arbeitsplatz ist ergonomisch gestaltet und bis hin zur Beleuchtung<br />

individuell an den Menschen adaptierbar. Sensoren und Kamerasysteme<br />

erfassen die Positionen von Werker, Bauteilen und Werkzeugen,<br />

so dass der Mensch den Cobot über Bewegung, Berührung<br />

oder über die Sprache intuitiv steuern kann. Eine Software verarbeitet<br />

sämtliche Kamerabilder und Inputs der verschiedenen Periphe-<br />

Bild: Festo<br />

In seinen Bewegungsmustern ist der Bionic Cobot dem menschlichen<br />

Arm nachempfunden, von der Schulter über Oberarm, Ellbogen, Elle und<br />

Speiche bis zur Hand<br />

Bild: Festo<br />

Im Bionic Workplace arbeitet der Mensch mit Festos<br />

Bionic Cobot sowie zahlreichen Assistenzsystemen<br />

zusammen, die miteinander vernetzt sind<br />

26 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


iegeräte. Aus diesen Informationen leitet sie den optimalen Programmablauf<br />

ab. Das System lernt mit jeder gelösten Aktion dazu<br />

und optimiert sich selbst. So gelangt man von einem gesteuerten,<br />

programmierten und festen Ablauf zu einem freieren Arbeiten.<br />

Die gelernten und optimierten Prozesse und Fertigkeiten des Bionic<br />

Workplace lassen sich in Echtzeit auf andere Systeme dieser Art<br />

übertragen und global zur Verfügung stellen. So ist es möglich, Arbeitsplätze<br />

künftig als weltweit vernetzten Verbund aufzubauen und<br />

Wissensbausteine darin zu teilen, wobei die Kommunikation der jeweiligen<br />

Landessprache angepasst wird. Die Produktion wird dadurch<br />

nicht nur flexibler, sondern auch dezentraler: Werker können<br />

Produktionsaufträge etwa über Internetplattformen abrufen und sie<br />

eigenständig in Kooperation mit den Maschinen ausführen – abgestimmt<br />

auf individuelle Kundenwünsche und -bedürfnisse. Auch eine<br />

Fernmanipulation des Arbeitsplatzes ist denkbar.<br />

Die Zukunft der Produktion ist flexibel – bei den hergestellten Produkten<br />

ebenso wie beim Arbeitsort und der Gestaltung der Arbeitsumgebung.<br />

Kurze Produktlebenszyklen und eine hohe Variantenvielfalt<br />

sind Anforderungen, die der industrielle Wandel mit sich bringt.<br />

Gleichzeitig ist wird es immer wichtiger, Mitarbeiter schnell und intuitiv<br />

in neue Aufgaben einweisen zu können. Vor allem bei monotonen<br />

oder gefährlichen Tätigkeiten könnten Roboter als Assistenzsysteme<br />

eingesetzt werden und den Menschen entlasten. Die strikte<br />

Trennung zwischen den Arbeitsbereichen von Mensch und Roboter<br />

wird zunehmend aufgehoben; es entsteht ein kollaborativer Arbeitsraum.<br />

Künstliche Intelligenz und Machine Learning machen Arbeitsplätze<br />

zu lernenden Systemen, die sich kontinuierlich weiterentwickeln,<br />

sich optimal an die Anforderungen anpassen und - vor allen<br />

Dingen - die Hand in Hand mit dem Menschen zusammenarbeiten<br />

und sich untereinander vernetzen können.<br />

eve<br />

www.festo.com<br />

Spannen<br />

Clamping<br />

Umformen<br />

Forming<br />

Drehen<br />

Rotating<br />

Auch als APP erhältlich:<br />

Positionieren<br />

Positioning<br />

Schweißen<br />

Welding<br />

Fördern<br />

Conveying<br />

für iPhone<br />

Greifen<br />

Gripping<br />

Dosieren<br />

Dosing<br />

Transportieren<br />

Transporting<br />

für Android<br />

info@tuenkers.de<br />

www.tuenkers-modular-automation.de<br />

Wie ein Mitarbeiter von Festo mit Hilfe des Bionic<br />

Work place das Modell eines Kopfes aus Acrylglasscheiben<br />

herstellt, zeigt ein Video: http://hier.pro/qFLYQ<br />

Mehrsprachige<br />

Katalogproduktion<br />

Für die Produktion Ihrer mehrsprachigen oder versionierten<br />

Kataloge sind wir bestens gerüstet – speziell wenn es<br />

um das Know-how beim Projektmanagement Ihrer hochkomplexen<br />

Aufträge geht.<br />

Individuelle Tools, die perfekt auf Ihr Projekt abgestimmt sind,<br />

beschleunigen und vereinfachen den Gesamtprozess.<br />

Wir können viel für Sie tun, sprechen Sie uns an.<br />

Sensoren und Kamerasysteme erfassen die Positionen von Werker,<br />

Bauteilen und Werkzeugen, so dass der Werker den Cobot über Bewegung,<br />

Berührung oder über die Sprache intuitiv steuern kann<br />

Bild: Festo<br />

intelligent<br />

Medien<br />

produzieren<br />

druck@konradin.de<br />

www.konradinheckel.de<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong> 27<br />

katalog_V1_92x112_4c.indd 1 04.02.2011 15:19:19


TRENDS<br />

PERSPEKTIVEN<br />

Der Oz von Naio Technologies jätet Unkraut: autonom, bodenschonend und ohne Chemie<br />

Bild: Naio Technologies/Tien Tran<br />

<strong>Robotik</strong> in der Landwirtschaft<br />

Digitale Feldarbeiter<br />

Im Agrarbereich haben sich Start-Up-Roboter in Nischen etablieren können, die noch von viel Handarbeit<br />

dominiert werden. Doch auch große OEMs gehen bald mit völlig neuen Konzepten in Serie, die<br />

in der Landwirtschaft für disruptive Veränderungen sorgen könnten. Der Mensch fällt deswegen<br />

nicht aus dem System – im Gegenteil. Ein paar Hürden sind aber noch zu nehmen.<br />

Tobias Meyer, freier Mitarbeiter der <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong><br />

Im Jahr 2010 unterhielt sich Gaëtan Severac mit einem Gemüsebauern,<br />

der ihm dabei sein Leid bezüglich der täglichen Arbeit<br />

klagte: Auf dessen Feldern laufe noch vieles manuell, besonders die<br />

Unkrautbekämpfung nehme viel Zeit in Anspruch. Denn die Regulierung<br />

muss so früh wie möglich stattfinden und sehr regelmäßig erfolgen,<br />

da größeren Pflanzen mit mechanischen Verfahren nicht beizukommen<br />

ist, sie wachsen teilweise einfach wieder an. Anbaugeräte<br />

an Traktoren können inzwischen auch in der Reihe jäten, oft sind<br />

die Gemüsepflanzen – vor allem im sehr frühen Stadium – aber zu<br />

empfindlich oder aufgrund von gemischten Kulturen nur schwer mit<br />

einer einzigen Maschine zu pflegen, weshalb der Landwirt noch immer<br />

vielerorts mit einer klassischen Hacke durch sein Gemüse läuft<br />

und seine kleinen Pflänzchen händisch vom Beikraut trennt.<br />

Für den jungen Ingenieur Severac war das der Schlüsselmoment,<br />

denn sein Spezialgebiet ist die <strong>Robotik</strong>: Er kann sich gut vorstellen,<br />

die schwere manuelle Arbeit der Landwirte an intelligente, autonome<br />

Maschinen zu delegieren. Zusammen mit Aymeric Barthes gründet<br />

er ein Jahr später das Unternehmen Naïo Technologies, entwickelt<br />

erste Prototypen und stößt auf immer mehr Interesse in der<br />

Branche. Während einer Präsentation vor Farmern und Organisationen<br />

im Jahr 2013 verkaufen sie die erste Maschine und stecken das<br />

Geld in die Serienproduktion. 2015 kämpfen bereits 30 der „Oz“ getauften<br />

Roboter gegen Unkräuter, komplett ohne Chemie.<br />

Wenn der Roboter Arbeitsplätze schafft<br />

Auch der französischen Wissenschaftlerin Maët le Lan von der Landwirtschaftskammer<br />

der Region Morbihan (Bretagne) fiel auf, wie<br />

viel Handarbeit noch in dieser landwirtschaftlichen Nische steckt:<br />

28 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


KOLLABORATIVE ROBOTIK<br />

TRENDS<br />

Bild: CNH<br />

CaseIH hat bereits ein autonomes Traktorkonzept vorgestellt.<br />

Durch den bereits hohen Automatisierungsgrad auf<br />

Standardtraktoren mit Fahrer ist der Schritt zur voll -<br />

ständigen Autonomie nicht mehr sehr groß<br />

2014 startete Agco das MARS-Projekt (Mobile Agricultural Robot Swarms) zusammen mit der<br />

Hochschule Ulm, inzwischen wird unter der Marke Fendt Xaver die Serienreife angestrebt<br />

Bild: Agco<br />

Bis zu 50% der Arbeitszeit verschlinge das Unkraut, neun von zehn<br />

Gemüsebauern leiden unter verschiedenen Beschwerden, die unter<br />

Muskel-Skelett-Erkrankungen zusammen gefasst werden, auch<br />

wenn sie noch vor dem 40. Geburtstag stehen. Die Forscherin stellte<br />

daher eine Studie auf die Beine, deren Titel übersetzt lautet: Wie<br />

man Arbeitszeit und Plackerei in der ökologischen Landwirtschaft reduziert.<br />

Eine zentrale Rolle spielt hier der Roboter, häufig wird der<br />

jedoch als Verdränger wahrgenommen und der Gedanke an gefährdete<br />

Arbeitsplätze ist nicht weit. „Eigentlich ist es aber anders herum,<br />

der Roboter verschafft dem Farmer endlich Zeit, in der er sich<br />

um Dinge kümmern kann, die Geld in die Kasse bringen, termingerechte<br />

Ernte und passende, frische Vermarktung etwa“, erklärt die<br />

Forscherin. Ein Landwirt, der den Oz im Einsatz hat, bestätigte ihr<br />

genau das – höhere Erträge, Zeit für bessere Vermarktung – und hat<br />

so nun erstmals soviel Einnahmen, dass man eine zusätzliche Kraft<br />

einstellen konnte. Der Roboter hat einen Arbeitsplatz geschaffen.<br />

Eine Hürde zum großen Erfolg könnte die Skepsis der künftigen<br />

Nutzer gegenüber den Robotern sein, schließlich will niemand die<br />

Verantwortung über sein Geschäft an eine Maschine abgeben. Dazu<br />

wird es aber laut Philippe Jeanneaux nicht kommen, er forscht und<br />

lehrt zu Agrarwirtschaft sowie Farmmanagement an der Universität<br />

von Lyon: Seiner Ansicht nach ist auch diese Angst unbegründet,<br />

denn der Roboter wird dem Landwirt keine Entscheidungen abnehmen.<br />

Er fährt aufs Feld, sammelt dort – eventuell während seiner eigentlichen<br />

Arbeit im Unkraut – Daten zu Wachstum, Nährstoffen im<br />

Boden usw., die der Landwirt auswerten und danach entscheiden<br />

kann, wie die weitere Strategie ausgerichtet wird. Dann schickt er<br />

wieder den Roboter los, der das Ganze umsetzt.<br />

Bild: Seedmaster<br />

Nische vs. Global Player<br />

Dass gerade der flächentechnisch betrachtet als kleine Nische geltende<br />

Gemüsebau als Brutstätte für die ersten kommerziell verfügbaren<br />

Agrar-Roboter fungierte, hat mehrere Gründe: Wie bereits erklärt<br />

herrscht hier noch viel Bedarf, wirklich anstrengende Arbeit zu<br />

mechanisieren. Im klassischen Ackerbau ist mit Lenksystemen,<br />

Computersteuerung der Maschinen oder Pflanzensensoren für<br />

Spritzen und Streuer bereits vieles automatisiert. Der Sprung zum<br />

Roboter ist daher eher klein und für viele Landwirte kein wirklicher<br />

Grund, hier Geld zu investieren. Da von John Deere und Agco über<br />

CNH bis Kubota auch jeder große Konzern an autonomen Schleppern<br />

arbeitet, ist hier wenig Raum für völlig neue Player, die sich mit<br />

ihren Robotern erst noch beweisen müssen, was Qualität und Haltbarkeit<br />

angeht. Der kanadischen Saatspezialist Seedmaster etwa<br />

hat einen eigenen autonomen Geräteträger entwickelt, den DOT.<br />

Nachdem man realisierte, welches Potential autonome Sämaschi-<br />

Der DOT von Seedmaster nimmt seine Geräte längs auf, dreht dann<br />

die Räder um 90° und fährt quer über den Acker<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong> 29


TRENDS<br />

PERSPEKTIVEN<br />

Im Follow-Modus kann der Oz den Menschen auf dem Feld unterstützen, etwa für Transportarbeiten. Unkraut jäten kann der Roboter auch allein und autonom<br />

Bild: Naio Technologies/Tien Tran<br />

nen in sich tragen, wandelte man die Technologie in eine Plattform,<br />

die jede landwirtschaftliche Aufgabe erfüllen können soll. Insgesamt<br />

zeigt das System, wo die Reise neben den autonom gemachten<br />

Standardtraktoren hingehen kann: Der 163-PS-Diesel versorgt die<br />

vier hydraulischen Radantriebe sowie das Arbeitsgerät mit Dampf,<br />

so können zum Beispiel eine 9 m breite Sämaschine, eine Spritze<br />

samt 4500-Liter-Tank oder eine 12-m-Walze und einige andere Geräte<br />

mit DOT betrieben werden, auch andere Hersteller sollen ihre Geräte<br />

für das System anpassen können.<br />

Zudem kaufen sich die Global Player entsprechende Kompetenz in<br />

der Automatisierungstechnik auch einfach zu, Ende 2017 übernahm<br />

John Deere das 60-Mann-Start-Up Blue River für umgerechnet etwa<br />

250 Millionen Euro. Das kalifornische Unternehmen entwickelt Bilderkennungssysteme,<br />

Robotertechnologie und lernende Maschinen,<br />

die Pflanzen erkennen, sie identifizieren und Maßnahmen punktuell<br />

durchführen. Vollflächige Behandlungen sollen so künftig nicht mehr<br />

notwendig sein und der Herbizidaufwand deutlich sinken. Nischenmärkte<br />

wie Gemüse, Obst und auch Wein sind für die großen Agrar-<br />

OEMs nicht völlig unwichtig, ihre Entwicklungsabteilungen konzentrieren<br />

sich aber natürlich mehr auf das Kerngeschäft, den großflächigen<br />

Ackerbau. Daher haben in den flächentechnischen Nischen<br />

die Start-Ups mehr Chancen, einen Markt zu erobern. Außerdem<br />

sind die kompakten Helfer im kleinteiligen Gemüsebau für ein Start-<br />

Up besser zu stemmen.<br />

Der auf Reihenkulturen spezialisierte Oz von Naïo Technologies ist<br />

etwa kniehoch, wiegt 150 kg und kann mit verschiedenen Werkzeugen<br />

zur mechanischen Unkrautbekämpfung ausgestattet werden. In<br />

vier Stunden säubert er laut Hersteller 48 Reihen, jede 100 m lang,<br />

mit Lithium-Ionen-Batterien sollen bis zu zehn Stunden Einsatzdauer<br />

möglich sein. Während der Ernte kann der Roboter außerdem als<br />

autonomer Transporter im Feld eingesetzt werden, der etwa Erdbeer-Kisten<br />

für den Arbeiter trägt und bis zu 90 kg in einer Fuhre<br />

auch an den Feldrand liefert. Zudem wird er auch beim Setzen von<br />

Jungpflanzen verwendet, dabei kann er auch einen bis zu 300 kg<br />

schweren Wagen ziehen, auf dem der Pflanzer samt Vorrat sitzt.<br />

Eine ähnliche Nische wie das Gemüse ist der Weinbau, die dortigen<br />

Herausforderungen sind vor allem steiles Gelände und darauf auch<br />

noch enge, oft verwundene Fahrgassen. Daher wurde der Pflanzenschutz<br />

in Frankreich noch bis 2016 auch vom Hubschrauber aus erledigt.<br />

Da das nun aber verboten ist, müssen Arbeiter in der Sommersonne<br />

in Schutzanzüge steigen und hinter schweren Raupentransportern<br />

zu Fuß über die Hänge steigen. Oder man überlässt das<br />

Ganze den Maschinen, Vitibot schickt die Raupe einfach allein los<br />

und beseitigt das Unkraut mechanisch, aber auch eine intelligente<br />

Sprüheinheit wird derzeit entwickelt. Außerdem kann auch ein zusätzlicher<br />

Mäher angebaut werden, der gleichzeitig die Grünstreifen<br />

im Weinberg stutzt. Das elektrisch angetriebene System mit dem<br />

passenden Namen Bakus soll Ende <strong>2018</strong> auf den Markt kommen.<br />

Gesetzliche Hürden<br />

Auch wenn viele der Roboter technisch bereits marktreif sind, können<br />

sie ihr potential noch nicht vollständig ausspielen: „Der Gesetzgeber<br />

erlaubt völlig autarken Maschinen noch keinen Alleingang auf<br />

dem Feld, daher muss hier global Rechtssicherheit geschaffen werden“,<br />

so Claes Dühring Jæger, er ist Chief Engineer beim dänischen<br />

Robo-Start-Up AgroIntelli. Daher brauchen die Roboter, auch wenn<br />

sie technisch bereits allein arbeiten könnten, immer noch einen Aufseher<br />

am Feldrand, der eingreifen kann, sollte doch einmal ein Fehler<br />

passieren und die Maschine durch den Nachbaracker marodieren<br />

wollen. Der eigentliche Sinn sei aber ja, den Menschen zu entlasten<br />

– und dessen Ausrutscher zu vermeiden. Dessen ist sich auch Gérard<br />

Danibert, Marketingdirektor für Traktoren bei Kubota Europe, bewusst:<br />

„Diese Maschinen dürfen natürlich nicht einfach so überall<br />

hingestellt werden, die Sicherheit geht hier vor.“ Daher wird derzeit<br />

die Norm ISO 18497 entwickelt, in der die Kriterien festgelegt werden,<br />

was einen Feldroboter als sicher gelten lässt.<br />

Auch hinsichtlich Versicherung muss weiter gedacht werden: „Roboter<br />

können prinzipiell als Fahrzeug versichert werden und von ihnen<br />

angerichtete Schäden reguliert eine reguläre Haftpflicht – wie beim<br />

Traktor auch. Dennoch kommen neue Aspekte wie viel leichterer<br />

Diebstahl oder Missbrauch über Cyberattacken hinzu, die aktuell<br />

noch eingeschätzt werden müssen,“ erklärt Coralie Bos vom franzö-<br />

30 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


KOLLABORATIVE ROBOTIK<br />

TRENDS<br />

Der Bakus (hier eine Konzeptstudie) soll in Weinbergen das Unkraut beseitigen<br />

Bild: Vitibot<br />

sischen Versicherer Groupama. Sie war im Vorjahr bereits auf der Fira<br />

(siehe Kasten), die dort gewonnen Erkenntnisse bewogen ihre<br />

Firma dazu, Agrarroboter in künftigen Policen zu berücksichtigen.<br />

Leichter Schwarm statt schwere Boliden<br />

<strong>Robotik</strong>-Professor Simon Blackmore von der britischen Harper<br />

Adams University zeigte mit dem Hands free Hectare-Projekt, dass<br />

es prinzipiell möglich ist, ein Feld ohne menschliche Arbeitskraft zu<br />

bewirtschaften. Blackmores Hauptargument für die Feldrobotik ist<br />

aber nicht die Einsparung von Arbeitskräften, sondern die Bodenschonung.<br />

Seiner Ansicht nach sind die Maschinen bisher nur deswegen<br />

immer größer geworden, weil so ein einzelner Arbeiter immer<br />

mehr Schlagkraft verliehen bekam. Denn dieser ist ein Kostenfaktor,<br />

es können also nicht einfach beliebig viele beschäftigt werden.<br />

Fällt der Mensch aber aus dem System, entstehen auf einmal<br />

völlig neue Möglichkeiten: Statt einer großen Maschine können viele<br />

kleine Roboter im Feld unterwegs sein und dort etwa säen, düngen<br />

oder Unkraut bekämpfen. Da sie nicht viel Gewicht mitbringen,<br />

schonen sie den Boden und können auch bei Nässe problemlos arbeiten.<br />

Fällt eine Einheit aus, kompensiert der vernetzte Schwarm<br />

die Lücke selbstständig, was das Arbeiten in den wettertechnisch<br />

oft engen Zeitfenstern stressfreier machen kann. Starke Bodenbearbeitung<br />

wäre mit den kleinen Schwarmrobotern zwar nicht drin, das<br />

wäre aber gar nicht nötig, denn nach Blackmores Ansicht gingen 90<br />

% der in der Landwirtschaft aufgewendeten Energie sowieso nur in<br />

die Reparatur von Schäden, die nur da sind, weil mit sehr schweren<br />

Maschinen gearbeitet wird: Kommt also kein 300-PS-Traktor mehr<br />

auf den Acker, müsse man auch nicht mehr so tief pflügen.<br />

Bis es zu solchen Szenarien kommt, muss es nicht mehr sehr lange<br />

dauern, denn auch große Hersteller haben das Potential erkannt:<br />

Fendt etwa forscht mit seinem 50 kg leichten Xaver daran, Mais mit<br />

Schwärmen von bis zu zwölf Robotern zu säen, das Ziel ist zusammen<br />

einen Hektar pro Stunde zu schaffen. Der Ablageort und Saatzeitpunkt<br />

für jedes Korn wird dabei genau festgehalten. So sollen<br />

nachfolgende Pflegearbeiten wie Pflanzenschutz oder Düngen präzise<br />

an der Einzelpflanze ausgeführt werden können. Ebenfalls kann<br />

so eine detailliert gesteuerte Sortenmischung geplant werden, in<br />

dem jeder Schwarmroboter mit anderem Saatgut befüllt wird.<br />

Der Mensch wird auf dem Feld künftig mehr managen und planen als<br />

körperlich arbeiten<br />

Keine Ablösung sondern Unterstützung<br />

Trotz immer mehr <strong>Robotik</strong> benötigt die Landwirtschaft nach wie vor<br />

gut ausgebildete Arbeitskräfte, in Planung, Service und Steuerung<br />

sind das aber wesentlich angenehmeren Positionen. Solche Veränderungen<br />

– auch wenn sie disruptiv erfolgen – sind auch in dieser so<br />

traditionell anmutenden Branche nicht neu: Im letzten Jahrhundert<br />

drängten der Mähdrescher und die Melkmaschine massenweise<br />

Knechte und Mägde von den Höfen, Sense, Dreschflegel und Melkschemel<br />

dienen heute nur noch als verklärende Andenken an eine<br />

eigentlich sehr anstrengende Arbeitswelt. Vielleicht gesellen sich<br />

Unkrauthacke und Flächenspritze in naher Zukunft schon dazu.<br />

www.naio-technologies.com<br />

Die Naio-Gründer veranstalten jährlich das International<br />

Forum of Agricultural Robotics (FIRA) in Toulouse,<br />

auf dem Wissenschaftler, Ingenieure und Anwender die<br />

Zukunft der Agrarwelt diskutieren:<br />

www.hier.pro/6iAWn<br />

Bild: Agco<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong> 31


NEWS<br />

KOLLABORATIVE ROBOTIK<br />

Autonom fahrendes Robotersystem von Stäubli erobert die Praxis<br />

Techniker und Roboter arbeiten Seite an Seite<br />

HelMo, das autonom fahrende Robotersystem<br />

von Stäubli, ist inzwischen erwachsen<br />

geworden und bewährt sich auch in der Praxis.<br />

HelMo ist die neue Generation von leistungsfähigen<br />

Robotern, die völlig autonom arbeiten<br />

und an unterschiedliche Arbeitsplätze<br />

fahren, ihr Material selbst zusammenstellen<br />

und dann die Arbeit aufnehmen können.<br />

HelMo verkörpert die nächste Stufe der<br />

Mensch-Roboter-Kollaboration, bei der sich<br />

die Roboter unter die Menschen mischen<br />

und mit ihnen zusammenarbeiten oder monotone<br />

Aufgaben alleine erledigen. Welche<br />

Einsatzszenarien mit HelMo künftig möglich<br />

sind, erprobt Stäubli in der eigenen Ferti-<br />

Bild: Stäubli<br />

gung. Hier arbeiten Techniker und das mobile<br />

Robotersystem bei der Montage Seite an<br />

Seite. HelMo arbeitet auch bei monotonen<br />

und ermüdenden Arbeitsschritten fehlerfrei.<br />

Für das System verwendet Stäubli einen leistungsfähigen<br />

Standardroboter mit möglichst<br />

geringen Modifikationen, in diesem Fall<br />

einen Roboter aus der zuverlässigen und<br />

präzisen TX2-Baureihe. Diese Baureihe gibt<br />

es u. a. in Reinraum- und Stericlean-Ausführungen,<br />

Feuchtraum- und Lebensmittelver -<br />

sionen und als TX2touch-Ausführung für<br />

die direkte Mensch-Roboter-Kollaboration.<br />

HelMo ist modular aufgebaut: Ausgerüstet<br />

mit einem automatischen Werkzeugwechselsystem<br />

kann er die Performance eines<br />

TX2-Sechsachsers noch einmal steigern. bec<br />

www.staubli.com/robotics<br />

Automatica: Halle B5, Stand 321<br />

Service-<strong>Robotik</strong>-Module von Pilz<br />

Die Umsetzung von Roboterapplikationen unterstützen<br />

Bild: Pilz<br />

Als Systemanbieter für Service-<strong>Robotik</strong> kann<br />

Pilz Anwender bei der Umsetzung kompletter<br />

Roboterapplikationen umfassend unterstützen:<br />

Über die notwendige Sicherheitstechnik<br />

hinaus hat der Hersteller auch Schutztürsysteme<br />

oder sichere Sensorik für die Überwachung<br />

von Flächen und Räumen im Portfolio.<br />

Premiere auf der Automatica haben die<br />

neuen Service-<strong>Robotik</strong>-Module. Mit ihnen<br />

können Anwender im industriellen Bereich<br />

ihre individuelle Service-Roboter-Applikation<br />

zusammenstellen. Das neue Lösungsan -<br />

gebot für die Service-<strong>Robotik</strong> besteht aus<br />

einem Manipulatormodul mit sechs Achsen<br />

und einer Traglast von 6 kg, dem Steuerungsmodul<br />

mit Antriebs- und Steuerungstechnik<br />

sowie dem Bedienmodul inklusive einer von<br />

Pilz entwickelten Bedien- und Visualisierungssoftware.<br />

Über die klassischen Service-<br />

<strong>Robotik</strong>-Anwendungen im nicht-industriellen<br />

Umfeld hinaus und den Einsatz von Robotermodulen<br />

bei modularen, teilautomatisierten<br />

Klein-Roboterzellen im industriellen Umfeld<br />

sind die neuen Module insbesondere für<br />

Pick-and-Place-Anwendungen und Anwendungen<br />

mit Fahrerlosen Transport-Systemen<br />

(FTS) von Vorteil. Auf dem Messestand können<br />

die Besucher die Module in Aktion erleben<br />

und mit den Robotersystemen interagieren:<br />

Auf Anforderung verpackt ein Dual-Arm-<br />

Roboter, auch von Pilz, ein Werkstück, das<br />

von einem weiteren Roboter auf einem FTS<br />

zu einem Handarbeitsplatz gebracht und dort<br />

dem Bediener sicher überreicht wird. bec<br />

www.pilz.com<br />

Automatica: Halle B4, Stand 500<br />

Ringbasiertes Führungssystem von HepcoMotion für das lineare Transportsystem Beckhoff XTS<br />

Für Anwendungen im Hochgeschwindigkeitsbereich<br />

HepcoMotion hat sein GfX-Hepco-Führungssystem<br />

für das Beckhoff XTS (eXtended<br />

Transport System) um ein ringbasiertes<br />

Führungssystem erweitert. Wie das Original<br />

ist auch dieses eine Kombination des erfolgreichen<br />

PRT2- und 1-Trak-Führungssystems.<br />

Das Ringführungssystem ist mit allen XTS-<br />

Motorengrößen kombinierbar. Auch hier kann<br />

jeder Mover individuell gesteuert werden,<br />

was komplexe Hochgeschwindigkeits-Bewegungsprofile<br />

ermöglicht, ohne die Positioniergenauigkeit<br />

zu beeinträchtigen. Das ringgetriebene<br />

System ist insbesondere für die<br />

32 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong><br />

Pharma- und Kosmetikindustrie von Interesse,<br />

die mit schnellen Produktionszyklen und<br />

sich oft ändernden Produktgrößen klarkommen<br />

müssen. Das System kann eine Maximalgeschwindigkeit<br />

von 4 m/s erreichen und<br />

trägt je nach Anforderung Lasten von bis zu<br />

5 kg. Besonders effizient und zeitersparend<br />

ist, dass die Mover einzeln durch herausnehmbare<br />

Schienenabschnitte gewechselt<br />

werden können. Auch das Ringsystem nutzt<br />

die bewährten Hepco-V-Nut-Lager. Diese<br />

sind lebensdauergeschmiert und können<br />

schnell ausgetauscht werden. Der Austausch<br />

von vier V-Nut-Lagern dauert nur etwa 10 min<br />

und bedeutet somit einen minimalen<br />

Maschinenstillstand.<br />

bec<br />

www.hepcomotion.com<br />

Automatica: Halle A6, Stand 521<br />

Bild: HepcoMotion


KOLLABORATIVE ROBOTIK<br />

NEWS<br />

Kurvengesteuerte Komponenten von Miksch<br />

Sehr ruhiger Lauf auch bei kurzen Taktzeiten<br />

Die Miksch GmbH ist ein namhafter Hersteller<br />

von Komponenten für die Automatisierungstechnik.<br />

Ihre Produkte werden seit Jahrzehnten<br />

für Automatisierungslösungen in<br />

unterschiedlichen Aufgabenbereichen eingesetzt.<br />

Dazu gehören z. B. Montagelinien,<br />

Verpackungsmaschinen, Transferstraßen und<br />

Pressenautomation. Zu den Vorteilen der kurvengesteuerten<br />

Komponenten gehören u. a.<br />

ein sehr ruhiger Lauf, auch bei kurzen Taktzeiten,<br />

und der absolute Synchronlauf mehrerer<br />

gekoppelter Bewegungen ohne aufwendige<br />

Steuerungen. Der Antrieb erfolgt über energiesparende<br />

Elektromotoren. Gemeinsam<br />

Bild: Miksch<br />

mit den Anwendern erarbeitet Miksch die<br />

optimale Lösung für die jeweilige Automa -<br />

tisierungsaufgabe. Dafür greift man auf<br />

ein umfangreiches Spektrum an Standardkomponenten<br />

zurück, die bei Bedarf vielfältig<br />

angepasst werden können. Das Unternehmen<br />

entwickelt und liefert sowohl Einzelkomponenten<br />

als auch komplette Funktionseinheiten.<br />

Mit den Exponaten auf dem<br />

Messestand werden einige Beispiele für<br />

die vielfältigen Möglichkeiten der Produkte<br />

präsentiert.<br />

bec<br />

www.miksch.eu<br />

Automatica: Halle A5, Stand 112<br />

Hoch dynamisches Hypoid-Kegelradgetriebe mit Roboterflansch von MS-Graessner<br />

Ab sofort als Hohlwellenausführung erhältlich<br />

Das von MS-Graessner weiterentwickelte<br />

Hypoidgetriebe DynaGear mit Roboterflansch<br />

nach EN ISO 9409-1 ist ab sofort als<br />

Hohlwellenausführung erhältlich. Der Roboterflansch<br />

bietet eine schnelle und einfache<br />

Adaption entsprechender Komponenten. Die<br />

neu entwickelte Hohlwelle ermöglicht nun<br />

die Kabel- und Mediendurchführung. Das<br />

DynaGear-Getriebe mit Schutzart IP 64 zeichnet<br />

sich durch ein geringes Gewicht, eine<br />

schmale Bauform und durch eine hohe Präzision<br />

und hohe Drehmomentübertragung aus.<br />

Einstufig ist das Hypoid-Kegelradgetriebe<br />

in den Übersetzungen i = 3 bis i = 15, zweistufig<br />

in den Übersetzungen von i = 16 bis<br />

i = 100 erhältlich. Die verschleißfreie Drehmomentübertragung<br />

durch die kraftschlüssige<br />

Verbindung zwischen Welle und Kegelrad<br />

bewirkt dauerhaft eine hohe Übertragungsgenauigkeit.<br />

In beliebiger Einbaulage lässt<br />

sich das DynaGear bei Betriebstemperaturen<br />

von -10 bis +90 °C einsetzen. Die Lebensdauer<br />

gibt der Hersteller mit<br />

>30.000 h an. bec<br />

www.graessner.de<br />

Automatica: Halle B6,<br />

Stand 515<br />

Bild: MS-Graessner


ANTRIEBSTECHNIK<br />

ELEKTROMOTOREN<br />

Cloud-basiertes Prozessmonitoring erhöht die Lebensdauer von Robotern<br />

Schweißprozesse optimiert<br />

Seit 2016 arbeiten Baumüller und Cloos im Bereich automatisierte Schweißtechnik zusammen. Beim sechsachsigen<br />

Knickarm-Schweißroboter Qirox QRC-290 sorgen sechs DSH1 High-Precision Servomotoren und der neue flexibel<br />

konfigurierbare Mehrachsregler b maXX 5800 für Antrieb. Auf der Hannover Messe <strong>2018</strong> zeigten beide<br />

Entwicklungspartner zudem anhand von zwei vernetzten Robotern, wie mehrere Produktionsanlagen an<br />

verschiedenen Standorten zeitgleich überwacht werden können.<br />

Susanne Reinhard, Pressesprecherin, Stefanie Lauterbach, Unternehmenskommunikation, Baumüller Nürnberg<br />

Bei dem neuen sechsachsigen Knickarmroboter Qirox QRC-290<br />

hat Baumüller wie bereits beim Vorgänger Qirox QRH-280 neben<br />

den Motoren und Umrichtern auch die komplette Automatisierung<br />

für den Cloos-Roboter umgesetzt. Zusätzlich profitiert der Maschinenbauer<br />

von einer Hardware-unabhängigen Steuerungssoftware.<br />

Durch die aufeinander abgestimmten Komponenten aus einer<br />

Hand profitiert der Kunde laut Anbieter von einem effizienten Gesamtsystem<br />

und einer verkürzten Time-to-Market. Der Roboter wird<br />

von sechs DSH1 High-Precision Servomotoren angetrieben. Diese<br />

Motorenserie ist speziell für Anwendungen mit höchstem Anspruch<br />

an Qualität und Laufruhe entwickelt worden. Typische Einsatzfelder<br />

sind z.B. Schweißroboter. Die Regelung der Achsen übernimmt der<br />

neue Mehrachsregler b maXX 5800. Der kompakte Regler für bis zu<br />

sechs Antriebsachsen<br />

kann individuell<br />

und vollkommen<br />

flexibel konfiguriert<br />

werden. Das bedeutet,<br />

der Anwender<br />

kann die Achsleistungen<br />

im Regler<br />

frei kombinieren.<br />

Er kann also<br />

für jede Einzelachse<br />

die genau passende<br />

Achsleistung<br />

integrieren und erhält<br />

so ein Gerät,<br />

das exakt die Anforderungen<br />

seiner<br />

Anwendung erfüllt.<br />

Zusätzlich profitiert<br />

der Maschinenbauer<br />

von einer Hardware-unabhängigen<br />

Steuerungssoftware.<br />

Durch die<br />

aufeinander abgestimmten<br />

Komponenten<br />

aus einer<br />

Hand bekommt der Kunde ein effizientes Gesamtsystem und eine<br />

verkürzte Time-to-Market.<br />

Komplexe Schweißprozesse dokumentieren<br />

Auf der SPS IPC Drives 2017 in Nürnberg durfte der Qirox QRC-290<br />

auf dem Baumüller-Messestand die hohe Dynamik und Präzision<br />

des Schweißprozesses zeigen, indem er präzise und mit hoher Geschwindigkeit<br />

die Kontur eines komplexen Werkstücks abfuhr. Das<br />

Bewegungsprofil des Roboters sowie Strom, Spannung, Drehzahl<br />

sowie weitere prozessrelevante Daten wurden über ein globales<br />

Oszilloskop aufgezeichnet und parallel dazu dargestellt. Messebesucher<br />

konnten sich die Daten des Schweißprozesses in Echtzeit<br />

auf einem Tablet anschauen. Durch die zeitsynchrone Darstellung<br />

der Werte wird die Echtzeit-Diagnosefähigkeit des Roboters erhöht<br />

und die Dokumentation von komplexen Schweißprozessen für Produktionsoptimierung<br />

und –benchmarking vereinfacht. Außerdem<br />

werden Inbetriebnahme und Servicemaßnahmen erleichtert.<br />

Digitalisierung erhöht Verfügbarkeit<br />

Auf der diesjährigen Hannover Messe gingen beide Entwicklunspartner<br />

einen Schritt weiter: Sowohl Cloos in Halle 17 als auch Baumüller<br />

in Halle 14 zeigten einen laufenden Roboter mit OPC-UA-<br />

Schnittstelle. Mit dem Baumüller-Tool für Predicitive Maintenance<br />

und Prozessoptimierung Baudis IoT beziehungsweise dem Cloos-<br />

Gateway waren die beiden Schweißroboter miteinander vernetzt.<br />

Baudis IoT ist eine Lösung zur Vernetzung von Maschinen und Anlagen<br />

weltweit. Über eine nachrüstbare IoT-Box oder aber über einen<br />

handelsüblichen Industrie PC mit OPC UA-Schnittstelle werden mit<br />

Baudis IoT Daten, z.B. Ströme, Temperatur und Drehzahl, gesammelt,<br />

analysiert und übermittelt. Das System kann als nachrüstbare<br />

Brownfield-Lösung für Bestandsmaschinen oder als integrierte Lösung<br />

für neue Maschinen und Anlagen unabhängig vom Hersteller<br />

der Automatisierungskomponenten und der Sensorik eingesetzt<br />

werden. Beispielhaft zeigte Baumüller mit den zwei vernetzten<br />

Messe-Robotern wie mehrere Produktionsanlagen an verschiedenen<br />

Standorten zeitgleich überwacht werden können. Über eine<br />

Cloud, in diesem Fall vom Anbieter T-Systems, konnten die Daten jederzeit<br />

abgerufen werden. Verantwortliche Techniker wurden zudem<br />

automatisiert benachrichtigt, wenn es zu Problemen oder auffälligen<br />

Ergebnissen kam. Mit T-Systems als Partner hat Baumüller einen<br />

Bikl: Cloos<br />

Bei dem sechsachsigen Knickarmroboter Qirox QRC-290 hat Baumüller<br />

wie bereits beim Qirox QRH-280 neben den Motoren und Umrichtern auch<br />

die komplette Automatisierung für den Cloos-Roboter umgesetzt<br />

34 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


ELEKTROMOTOREN<br />

ANTRIEBSTECHNIK<br />

Bikd: Baumüller<br />

Globales Oszilloskop per Tablet: Die Daten des Schweißprozesses werden<br />

in Echtzeit aufgezeichnet und dargestellt<br />

die Prozessoptimierung eingesetzt werden: Durch Sammlung und<br />

Auswertung der Daten, können Informationen über eine optimierte<br />

Maschinenauslastung oder verbesserte Prozessabläufe gewonnen<br />

werden. Baumüller setzt Baudis IoT bereits in der eigenen Fertigung<br />

ein, die Experten am Messestand informierten Besucher über die<br />

Vorteile und Erfahrungen der Industrie-4.0-Lösung.<br />

kf<br />

www.baumueller.de<br />

www.cloos.de<br />

Mehr Informationen zur Antriebselektronik für <strong>Robotik</strong><br />

von Baumüller:<br />

http://hier.pro/FsicK<br />

Bild: Baumüller<br />

Wenn‘s mal schnell gehen muss:<br />

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Der Mehrachsregler b maXX 5800<br />

(oben) enthält bis zu sechs skalierbare<br />

Achsen. Die Servomotoren<br />

DSH1 (unten) punkten mit einem<br />

nicht spürbaren Rastmoment<br />

Ein Grund mehr, warum Sie bei ACE<br />

genau richtig sind. Überzeugen Sie sich<br />

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gewählt, um maximale Sicherheit<br />

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Datenschutzrichtlinien zu ermöglichen.<br />

Möglich ist die Realisierung<br />

jedoch unabhängig vom gewählten<br />

Cloud-Anbieter. Im Einsatz<br />

als Predictive-Maintenance-<br />

Lösung kann mit Baudis IoT zum<br />

Beispiel die Lebensdauer von<br />

Robotern gesteigert werden,<br />

weil nicht nach einer bestimmten<br />

Anzahl von Betriebsstunden,<br />

sondern abhängig von der tatsächlichen<br />

Achsbelastung die Roboter-Mechanik<br />

oder nur einzelne<br />

Antriebe ausgetauscht werden.<br />

Unerwartete Servicefälle<br />

und unnötig lange Stillstandzeiten<br />

werden durch das Monitoring<br />

vermieden. Service wird<br />

planbar und damit kosteneffizienter.<br />

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ANTRIEBSTECHNIK<br />

TITELSTORY<br />

Bionik: Maxon-Motoren steuern Salamander-Roboter<br />

Natürlich gesteuert<br />

Die Wirbelsäule ist ein Wunderwerk der Natur – und noch längst nicht vollständig<br />

erforscht. Ein Team der Technischen Hochschule in Lausanne baut<br />

Roboter, um die Geheimnisse des Rückgrats zu ergründen. Angetrieben<br />

werden die Roboter von Motoren des Schweizer Spezialisten Maxon Motor.<br />

Erste Erkenntnis der Forschungen: Bei vielen Tieren übernimmt das Rückenmark<br />

die Hauptkontrolle über die Bewegungen.<br />

Adrian Venetz, Redakteur Maxon Motor , Sachseln, Schweiz


TITELSTORY<br />

ANTRIEBSTECHNIK<br />

Bild: Sibylle Kathriner<br />

Nicht zufällig stehen Amphibien im Fokus der biomechanischen Forschung.<br />

Interessant ist ihr Bewegungsapparat, weil er einen graduellen Übergang<br />

der Fortbewegung an Land und im Wasser zulässt<br />

Die Zähne putzen, einen Kaffee zubereiten, eine Tür aufschließen:<br />

Für viele Bewegungen ist das Gehirn die zentrale Steuerinstanz.<br />

So gelangt man leicht zum Schluss, dass ohne Hirn gar<br />

nichts läuft. Doch das ist falsch. Wenn der Arzt mit einem kleinen<br />

Hammer auf unser Knie klopft, schnellt der Unterschenkel nach<br />

vorn. Und wenn wir mit der Hand versehentlich eine heiße Herdplatte<br />

berühren, ziehen wir sie reflexartig zurück. Für solche Bewegungen<br />

ist nicht das Gehirn zuständig, sondern ein anderer Teil des zen-<br />

„Wir nutzen Roboter als<br />

wissenschaftliches Werkzeug,<br />

um die Fortbewegung von<br />

Lebewesen besser zu verstehen.“<br />

tralen Nervensystems, nämlich das Rückenmark. Ein etwas makabrer<br />

Beweis, dass sich ein Lebewesen auch ohne Gehirn bewegen<br />

kann, ist ein geköpftes Huhn. Es flattert noch einige Sekunden umher,<br />

nachdem ihm der Kopf abgeschlagen worden ist.<br />

Bild: Maxon Motor/Konradin Mediengruppe<br />

Rückenmark übernimmt<br />

Hauptkontrolle über Bewegungen<br />

Doch wie funktionieren die motorischen Schaltkreise im Rückenmark?<br />

Welche Kontrollmechanismen liegen Bewegungen von Wirbeltieren<br />

zugrunde? Diesen und vielen weiteren Fragen geht das<br />

17-köpfige Team von Auke Ijspeert an der Technischen Hochschule in<br />

Der Pleurobot ist die raffinierte<br />

Nachbildung des Bewegungsapparats<br />

eines Salamanders. Er wird von<br />

27 Motoren im Wasser und an Land<br />

angetrieben. Die Ähnlichkeit zu<br />

den natürlichen Bewegungen eines<br />

Salamanders ist frappant<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong> 37


ANTRIEBSTECHNIK<br />

TITELSTORY<br />

Der Pleurobot sieht auf den ersten Blick wie eine Art paläontologischer<br />

Skelett-Bausatz aus<br />

Lausanne (EPFL) nach. Die Forscher haben einen eher außergewöhnlichen<br />

Ansatz für ihre Untersuchungen gewählt: Sie bauen Roboter.<br />

Entsprechend heißt ihre Wirkungsstätte Biorobotics Laboratory,<br />

kurz Biorob. „Wir nutzen Roboter als wissenschaftliches Werkzeug,<br />

um die Fortbewegung von Lebewesen besser zu verstehen“,<br />

erklärt Auke Ijspeert. Hier geht es also nicht darum, Roboter zu bauen,<br />

die möglichst spektakulär aussehen oder eigenständig arbeiten<br />

können. „Mit unseren Robotern wollen wir einen Beitrag leisten an<br />

die Forschung in den Bereichen der Neurowissenschaften und Biomechanik.“<br />

Auch die Evolutionsbiologie profitiere davon. „Bei vielen<br />

Tieren übernimmt das Rückenmark die Hauptkontrolle über die Bewegungen,<br />

das finde ich sehr faszinierend.“<br />

Maxon-Motoren treiben Pleurobot an<br />

Für Aufsehen sorgten Auke Ijspeert und sein Team mit dem Pleurobot.<br />

Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Art paläontologischer<br />

Skelett-Bausatz, ist in Wahrheit eine raffinierte Nachbildung<br />

des Bewegungsapparats eines Salamanders. Wer zusieht, wie sich<br />

der von 27 Motoren angetriebene Pleurobot im Wasser und an Land<br />

bewegt, dem bleibt nur noch das Staunen. Die Ähnlichkeit zu den<br />

natürlichen Bewegungen eines Salamanders ist frappierend. Das<br />

Herr der Roboter<br />

Auke Ijspeert ist Professor an der Technischen<br />

Hochschule in Lausanne (EPFL) und dort Leiter<br />

des Biorobotics Laboratory (BioRob). Er studierte<br />

Physik und doktorierte an der Universität<br />

Edinburgh im Bereich Künstliche Intelligenz.<br />

Seine Forschungsinteressen liegen an<br />

der Schnittstelle zwischen <strong>Robotik</strong>, informationsverarbeitenden<br />

Eigenschaften des Nervensystems,<br />

nicht-linearen dynamischen Systemen<br />

und maschinellem Lernen.<br />

http://hier.pro/QOnaO<br />

INFO<br />

Bild: Sibylle Kathriner Bild: Sibylle Kathriner<br />

Peter Eckert (links) und Simon Hauser präsentieren<br />

den Pleurobot im Biorobotics Laboratory<br />

Biorob-Team hat keinen Aufwand gescheut, um den Pleurobot mit<br />

möglichst großer Ähnlichkeit zu einem Salamander zu konstruieren:<br />

Mittels dreidimensionaler Röntgenvideos analysierten sie jedes einzelne<br />

Glied eines sich bewegenden Salamanders. Es folgten akribische<br />

Berechnungen von Mechanik und Motorik.<br />

Gehirn steuert nicht allein<br />

Nicht zufällig stehen Amphibien im Fokus der biomechanischen Forschung.<br />

Interessant ist ihr Bewegungsapparat, weil er einen graduellen<br />

Übergang der Fortbewegung an Land und im Wasser zulässt.<br />

Bereits in früheren Jahren hatten Neurobiologen nachgewiesen,<br />

dass ein Salamander mittels Stimulation des Rückenmarks quasi<br />

„ferngesteuert“ werden kann. Eine schwache elektrische Stimulation<br />

lässt den Salamander gehen; erhöht man die Stimulation, führt<br />

der Salamander nach einem bestimmten Schwellenwert die typischen<br />

Schwimmbewegungen aus. Letztlich bedeutet dies, dass das<br />

Gehirn eines Salamanders nicht die alleinige Kontrolle über den Bewegungsapparat<br />

hat. Vielmehr bilden Rückenmark und Gliedmaßen<br />

ein fast autonomes Steuerungs- und Bewegungssystem. „Das Gehirn<br />

dient lediglich als stimulierende Instanz“, so Ijspeert. Auch der<br />

Pleurobot funktioniert nach diesem System: Um von der Laufbewegung<br />

zur Schwimmbewegung zu gelangen, wird letztendlich einfach<br />

der Strom erhöht. „Wenn wir den Pleurobot fernsteuern, müssen<br />

wir nicht jeden einzelnen Motor kontrollieren. Wir bestimmen – ähnlich<br />

wie das Hirn eines Salamanders – lediglich Richtung, Tempo und<br />

Intensität des Stimulus.“ Die Funktion des Rückenmarks übernimmt<br />

beim Pleurobot ein Mikrocontroller, auf dem – vereinfacht erklärt –<br />

mathematische Modelle von neuronalen Netzen im Rückenmark eines<br />

Salamanders einprogrammiert sind.<br />

38 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


TITELSTORY<br />

ANTRIEBSTECHNIK<br />

Bild: Sibylle Kathriner<br />

Das Team um Auke Ijspeert forscht nicht nur an<br />

Amphibienrobotern. Auch katzenartige Roboter oder<br />

humanoide Roboter gehören zum Inventar des Labors<br />

Bild: Sibylle Kathriner<br />

Serval ist ein vierbeiniger Roboter, mit dem katzenähnliche Fortbewegungen studiert werden.<br />

Er besitzt eine spezielle Beinkonstruktion mit Federn, um sich dem Untergrund besser anpassen<br />

zu können<br />

Verbindung von Biologie und <strong>Robotik</strong><br />

Und wozu der ganze Aufwand? „Das Interesse liegt auf einem fundamentalen<br />

Verständnis, wie das Nervensystem in Wirbelsäulen<br />

funktioniert“, erklärt Ijspeert. Dies sei ein sehr komplexes Gebiet<br />

und noch lange nicht ausschöpfend erforscht. Gerade weil das Rückenmark<br />

gut geschützt im Wirbelkanal der Wirbelsäule liege, seien<br />

hier Messungen der neuronalen Aktivität sehr schwierig, gar<br />

schwieriger als im Gehirn. „Man kann nicht einfach Elektroden ins<br />

Rückenmark eines sich bewegenden Tieres stecken und dann messen,<br />

was da vor sich geht.“ Er möge diese Verbindung von Biologie<br />

und <strong>Robotik</strong> auch deshalb besonders, weil andere Wissenschaftszweige<br />

davon profitieren. Ein grundlegendes Verständnis von Bewegung<br />

helfe beispielsweise bei der Herstellung von Neuroprothesen.<br />

Erkenntnisse im Bereich der neuronalen Systeme und des Rückenmarks<br />

fließen in die Erforschung von neuen Therapien bei Querschnittslähmung<br />

ein.<br />

Bau eines Inspektionsroboters umgesetzt<br />

Darüber hinaus hat das EPFL-Team mit dem Envirobot – einem<br />

schlangenartigen schwimmenden Roboter – bereits auch die Entwicklung<br />

und den Bau eines sogenannten Inspektionsroboters umgesetzt.<br />

Er kommt beispielsweise zum Einsatz, um Gewässerverschmutzungen<br />

zu registrieren und messen. Das Team um Auke<br />

Ijspeert forscht längst nicht nur an Amphibienrobotern. Auch der katzenartige<br />

Roboter namens Serval oder humanoide Roboter gehören<br />

zum Inventar des Labors. Für viele Projekte – so auch für den Pleurobot<br />

– nutzt das Biorobotics Laboratory DC-Motoren von Maxon.<br />

Besonders in der <strong>Robotik</strong> kommen die modularen Dynamixel-Aktuatoren<br />

der Firma Robotis zum Einsatz. In diesen Modulen sind hauptsächlich<br />

Motoren der Schweizer verbaut, also die bewährten bürstenbehafteten<br />

Motoren mit eisenloser Wicklung. „Wir mögen Maxon<br />

Motor sehr“, so das Kompliment von Ijspeert an den Schweizer<br />

Antriebsspezialisten.<br />

jg<br />

www.maxonmotor.com<br />

Details zum Thema <strong>Kollaborative</strong> Roboter:<br />

hier.pro/lUtKt<br />

Automatica: Halle B6, Stand 300<br />

Im Biorobotics Laboratory werden Roboter als wissenschaftliches<br />

Werkzeug entwickelt, um die Fortbewegung von Wirbeltieren besser zu<br />

verstehen<br />

Bild: Sibylle Kathriner<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong> 39


Bild: Fraunhofer IPA<br />

Serviceroboter Care-O-bot im Elektronikfachmarkt<br />

Eine Besonderheit der Antriebsmodule<br />

stellt die integrierte Federung dar<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Das Fraunhofer IPA entwickelt omnidirektionale Antriebe für mobile Serviceroboter<br />

Jedem Manöver gewachsen<br />

Wenn mobile Roboter in Alltagssituationen eingesetzt werden sollen, beispielsweise als Helfer im<br />

Haushalt oder als Verkaufshilfe in einem Elektronikfachmarkt, müssen sie in der Lage sein, Engstellen<br />

zügig zu passieren und Zielpositionen sicher anzufahren. Mit herkömmlichen Antriebssystemen kommt<br />

der Serviceroboter dabei jedoch schnell ins Straucheln. Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik<br />

und Automatisierung IPA beschäftigt sich daher mit der Entwicklung omnidirektionaler Antriebe für<br />

Roboter-Plattformen, die ein Drehen auf der Stelle sowie ein Fahren zur Seite ermöglichen.<br />

Dipl.-Ing. Theo Jacobs, Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA<br />

Helfer auf wendigen Rädern<br />

PLUS<br />

rob@work wurde als<br />

flexibler Assistenzroboter<br />

für Produktionsumgebungen<br />

konzipiert<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Die vom Fraunhofer IPA entwickelten Systeme Care-O-bot- und<br />

rob@work (Bild) nutzen für die Navigation eine omnidirektionale Plattform<br />

mit vier gelenkten und angetriebenen Rädern. Diese Kinematik<br />

ermöglicht es ihnen, sich auf der Stelle zu drehen, vorwärts, rückwärts<br />

oder seitwärts zu fahren und damit auch enge Passagen sicher<br />

zu passieren. Dabei sind die Roboter zudem in der Lage, selbstständig<br />

einen optimalen, kollisionsfreien Weg zu einem gegebenen Ziel zu errechnen<br />

und zu verfolgen. Auftretende Hindernisse wie Möbelstücke<br />

oder Personen werden mit Hilfe von Sensorik erkannt und von den<br />

Robotern automatisch umfahren.<br />

www.care-o-bot.de<br />

Die meisten kommerziell verfügbaren Roboter-Plattformen nutzen<br />

bisher Differentialantriebe oder Dreiradkinematiken. Diese<br />

haben jedoch den Nachteil, dass mit ihnen eine Orientierungsänderung<br />

während des Fahrens und insbesondere ein Fahren seitwärts<br />

nicht möglich ist. Erst der Einsatz omnidirektionaler Antriebe bietet<br />

die geforderte Flexibilität. Roboter mit omnidirektionalem Fahrwerk<br />

sind in der Lage, auch in engen, verwinkelten Umgebungen, ohne<br />

lästige Rangierbewegungen an ihr Ziel zu gelangen. Das Fraunhofer<br />

IPA setzt deshalb seit langem auf Antriebsmodule mit gelenkten<br />

Standardrädern.<br />

Wendig mit gelenkten Rädern<br />

Die Nutzung mehrerer angetriebener und gleichzeitig gelenkter Räder<br />

hat gegenüber herkömmlichen Spezialrädern wie z. B. Mecanum-Rädern<br />

einige wichtige Vorteile: So ist ein sicherer Vortrieb<br />

auch bei glattem oder gar losem Untergrund gewährleistet. Durch<br />

die große Kontaktfläche mit dem Boden lassen sich hohe Traglasten<br />

und ein ruhiger, geräuscharmer Lauf realisieren. Darüber hinaus<br />

können Material und Elastizität der Reifen leicht an den jeweiligen<br />

Einsatzbereich angepasst werden.<br />

Entscheidende Faktoren für den Aufbau einer kompakten mobilen<br />

Plattform sind die vom Boden aus gemessene Höhe des eingesetzten<br />

Fahr-Dreh-Moduls und der benötigte Raum für eine volle Umdrehung<br />

um die Hochachse. Um hier gute Werte zu erreichen, wird<br />

ein Nabenantrieb mit integrierter Getriebeeinheit verwendet. Dieser<br />

fasst Motor, Resolver, Bremse und Planetengetriebe in einem Ge-<br />

40 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


ELEKTROMOTOREN<br />

ANTRIEBSTECHNIK<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Die neueste Version der Antriebsmodule auf dem Teststand<br />

häuse zusammen. Der Abtrieb erfolgt über eine zentrisch auf der<br />

Drehachse angeordnete Reifenbandage. Der Regler für den Servo-<br />

Direktantrieb und die für die Ansteuerung der Bremse nötige Elektronik<br />

sind in den Schaft des Fahr-Dreh-Moduls integriert, so dass<br />

auch hier Bauraum gespart wird. Die Anschlüsse für die Stromversorgung<br />

(48 V Leistungs- und Logikspannung) und die CAN-Bus-<br />

Schnittstelle werden mit Hilfe einer Drehdurchführung oben aus<br />

dem Fahr-Dreh-Modul herausgeführt. Dies ermöglicht beliebige<br />

Lenkbewegungen ohne ein Verdrillen der Kabel. Zur Lenkung des<br />

Antriebsmoduls wird ein externer Servomotor verwendet. Der Antrieb<br />

erfolgt über einen Riemen am Schaft des Moduls. Eine weitere<br />

Besonderheit der Antriebsmodule stellt die integrierte Federung<br />

dar. Sie schützt die im Schaft enthaltene Reglerelektronik und den<br />

gesamten Aufbau des Roboters vor Stößen und verbessert den<br />

Kontakt zwischen Rad und Boden.<br />

Ein einzelnes Antriebsmodul ist für Traglasten zwischen 40 kg und<br />

65 kg geeignet: Für die Integration in eine kompakte, omnidirektinale<br />

Roboterplattform sind die vier verwendeten Fahr-Dreh-Module<br />

möglichst kompakt, verfügen aber dennoch über die nötige Leistung<br />

zum Antrieb der Plattform. Die Getriebeübersetzung der Antriebsmotoren<br />

liegt dabei bei 21, das Spitzenmoment bei 40 Nm. So können<br />

Geschwindigkeiten bis 1,5 m/s erreicht werden. Die Lenkantriebe<br />

verfügen über ein Spitzenmoment von 9 Nm. Durch ihre modulare<br />

Bauweise erlauben die kompakten Fahr-Dreh-Module die <strong>Konstruktion</strong><br />

beliebiger omnidirektionaler Plattformen nach dem Baukastenprinzip.<br />

Durch die Wahl einer anderen Getriebeübersetzung<br />

kann das Verhältnis zwischen Drehzahl und Drehmoment auf den jeweiligen<br />

Anwendungsfall angepasst werden. Bei Bedarf ist selbstverständlich<br />

auch die Verwendung stärkerer Antriebsmotoren in der<br />

Radnabe möglich.<br />

Bild: Fraunhofer IPA<br />

Das neu konstruierte omnidirektionale Antriebsmodul kommt<br />

mit einem sehr geringen Bauraum oberhalb des Rades aus<br />

Jüngstes Antriebsmodul benötigt weniger Bauraum<br />

Die dritte und neueste Generation omnidirektionaler Antriebe stellt<br />

das Fraunhofer IPA auf der diesjährigen Automatica vor. „Weil fahrerlose<br />

Transportsysteme Lasten unterfahren und aufnehmen sollen,<br />

müssen sie möglichst flach sein,“ betont Diplom-Ingenieur Theo Jacobs,<br />

der das neueste Antriebsmodul konstruiert hat. Es kommt mit<br />

einem sehr geringen Bauraum oberhalb des Rades aus, ist aber<br />

dennoch mit einer vollwertigen Federung ausgestattet. Mit zwei parallelen<br />

Rädern pro Modul wird eine hohe Leistungsdichte erreicht:<br />

Bei Bedarf steht die vollständige Motorleistung für den Vortrieb zur<br />

Verfügung. Durch unterschiedliches Ansteuern der beiden Räder<br />

lässt sich eine Drehung des Moduls erreichen – ein zusätzlicher<br />

Lenkmotor entfällt. Auf der Messe präsentiert Jacobs die neueste<br />

Version der Antriebsmodule auf einem Teststand, mit dessen Hilfe<br />

Dauertests auf verschiedenen Untergründen und mit verschiedenen<br />

Bodenunebenheiten durchgeführt werden können.<br />

kf<br />

www.ipa.fraunhofer.de<br />

Details zu den Antriebskonzepten für Serviceroboter:<br />

http://hier.pro/xbJEr<br />

Automatica <strong>2018</strong>: Halle A4, Stand 421<br />

High-Speed im<br />

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Damit hohe Drehzahlen nicht zum<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong> 41


ANTRIEBSTECHNIK<br />

KUPPLUNGEN & BREMSEN<br />

Bild: R+W Antriebselemente<br />

R+W Metallbalgkupplungen übertragen das Drehmoment spielfrei und torsionssteif<br />

Hoher Bedarf an <strong>Robotik</strong> und Automation<br />

Drehmomente spielfrei übertragen<br />

<strong>Robotik</strong> befasst sich überwiegend mit der Servotechnik und ist eine Automatisierungstechnik.<br />

Beide Bausteine tragen im Wesentlichen dazu bei, dass die Qualität und Effizienz der Fertigung<br />

ständig verbessert wird. Bei den Werkzeugmaschinenherstellern hat die Automatisierung schon<br />

längst Einzug gehalten. Die stetig fortschreitende Automatisierung im Maschinen- und Anlagenbau<br />

erfordert Antriebselemente, die den dortigen immer höher werdenden Ansprüchen gerecht werden.<br />

R+W Antriebselemente bietet passende Kupplungslösungen für die automatisierte Produktion.<br />

Sina Cerny und Dirk Hasenstab, Marketing R+W Antriebselemente, Klingenberg<br />

Ohne die Automatisierung vieler Produktions- und Montageprozesse<br />

wäre eine wirtschaftliche Fertigung und Handhabung<br />

vieler Produkte heutzutage nicht mehr möglich. Der technische Fortschritt<br />

sowie ein stetig steigender Automatisierungsgrad stellen die<br />

Maschinen- und Anlagenhersteller dabei permanent vor neue Herausforderungen.<br />

Neben immer schnelleren Taktungen und einer<br />

möglichst hohen Produktivität müssen die teils sehr komplexen Maschinen<br />

zudem eine immer größere Flexibilität aufweisen. Um eine<br />

gleichbleibende Performancequalität und eine immer wichtiger werdende<br />

Prozessstabilität sicherzustellen, ist eine hohe Betriebssicherheit<br />

und Wiederholgenauigkeit der dort eingesetzten Antriebskomponenten<br />

unerlässlich. Der Klingenberger Kupplungshersteller<br />

R+W bietet für die unterschiedlichen Anforderungen Präzisionskupplungen,<br />

die je nach Bedarf das Drehmoment torsionssteif,<br />

schwingungsdämpfend oder drehmomentbegrenzend übertragen<br />

und je nach Modell zudem in gewuchteter Ausführung für hohe<br />

Drehzahlen bezogen werden können.<br />

Positioniergenauigkeit und<br />

Torsionssteife treffen aufeinander<br />

Ist eine hohe Positioniergenauigkeit beziehungsweise eine torsionssteife<br />

Drehmomentübertragung erforderlich, bietet der Kupplungsspezialist<br />

verschiedenste spielfreie Metallbalgkupplungen, die von<br />

0,05 bis 100.000 Nm sowie in den unterschiedlichsten Serien und<br />

Ausführungen bezogen werden können. Zentrales Bauteil einer jeden<br />

Metallbalgkupplung ist hierbei der Metallbalg aus dünnwandigem<br />

Edelstahl, der als Übertragungs- und Versatzausgleichselement<br />

fungiert. Die Auslegung einer solchen Kupplung, wie zum Beispiel<br />

nach dem zu übertragenden Drehmoment oder hinsichtlich<br />

des Wellenversatzes, richtet sich nach den jeweiligen Anforderungen.<br />

Dabei berücksichtigt das Unternehmen zudem Parameter wie<br />

Beschleunigungsmoment, Resonanzfrequenz oder Verdrehwinkel<br />

ebenso bei der Kupplungsauslegung, wie grundsätzliche Anforderungen<br />

an Massenträgheit, Montagefreundlichkeit oder Preiseffizienz.<br />

R+W-Metallbalgkupplungen bieten neben einer Vielzahl unterschiedlicher<br />

Anbindemöglichkeiten zudem weitere Vorteile. Die<br />

verschiedenen Modelle und Serien sind unter anderem mit unterschiedlichen<br />

Klemmnabenausführungen, mit Flansch- oder Passfederverbindung<br />

sowie mit einem Konusspreizdorn für Hohlwellenan-<br />

42 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


Industrie<br />

Das Kompetenznetzwerk der Industrie<br />

Veranstalter:<br />

FORUM<br />

ROBOTICS<br />

KONGRESS<br />

6. Februar 2019<br />

Robotation Academy<br />

Hannover Messe<br />

8. Robotics Kongress<br />

Mit Robotern in die smarte Fertigung<br />

Sensorik & Vision<br />

Erst Sensoren geben Robotern beim Greifen das nötige Feingefühl, ermöglichen<br />

zugleich weitere Arbeitsschritte wie eine Qualitätssicherung<br />

oder Freiraumprüfung. Zusammen mit Vision-Systeme analysieren<br />

sie ihre Umgebung, können auf unvorhergesehene Ereignisse sowie<br />

Objekte reagieren und erkennen zuverlässig Gefahrsituationen. Das gilt<br />

insbesondere für die 3D-Bildverarbeitung.<br />

TOP<br />

EVENT<br />

MRK & Safety<br />

Sicherheit für den Menschen in der Zusammenarbeit mit einem Roboter<br />

versprechen unterschiedlichste Systeme. Allen gemein ist, dass klassische<br />

Einhausungen überflüssig sind. Eine allgemein gültige Patenlösung gibt<br />

es aber nicht. Erfordert die Interaktion zwischen Mensch und Roboter<br />

doch häufig neue Techniken und individuelle Lösungsansätze. Nur ein umfassendes<br />

Sicherheitskonzept mit smarten Komponenten minimiert Gefahren.<br />

Das gilt besonders, wenn immer stärker werdende Roboter in der<br />

MRK Einzug halten, mit dem Menschen und hohen Lasten interagieren.<br />

Mehr Infos unter:<br />

www.industrieanzeiger.de/<br />

robotics-kongress<br />

Bisherige Partner:<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 00 <strong>2018</strong> 43


ANTRIEBSTECHNIK<br />

KUPPLUNGEN & BREMSEN<br />

Drehmomentbegrenzende<br />

Sicherheitskupplungen<br />

schützen vor Drehmomentüberlast<br />

und sind in vielen<br />

unterschiedlichen Ausführungen<br />

für indirekte und<br />

direkte Antriebe erhältlich<br />

Bild: R+W Antriebselemente<br />

bindungen erhältlich. Für eine besonders flexible und schnelle Montage<br />

können weiterhin steckbare Ausführungen angeboten werden.<br />

Diese sind ebenso absolut spielfrei und, bedingt durch ein spezielles<br />

glasfaserverstärktes Kunststoff-Konusstecksegment, elektrisch<br />

als auch thermisch isolierend. Die<br />

Anwender können zwischen einer<br />

synchron- oder mehrfachsteckbaren<br />

Version auswählen. Um die technischen<br />

Eigenschaften der Kupplungen<br />

voll auszunutzen, ist eine präzise<br />

Fertigung der Kupplungen entscheidend.<br />

Der Hersteller produziert<br />

daher die verschiedenen Baureihen<br />

auf hochpräzisen Montagevorrichtungen.<br />

Aufgrund der damit erzielten<br />

hohen Fertigungsqualität wird die Konzentrizität der beiden Bohrungen<br />

zueinander gewährleistet und darüber hinaus geringe Rückstellkräfte<br />

sichergestellt.<br />

„R+W bietet mit der Baureihe<br />

EK verschiedene Modelle von<br />

0,5 bis 25.000 Nm, welche mit<br />

unterschiedlichen Anbindemöglichkeiten<br />

verfügbar sind.“<br />

Schwingungsdämpfung und Robustheit gefordert<br />

Sind in der Applikation Schwingungen oder stoßartige Belastungen<br />

zu erwarten, können Elastomerkupplungen mit dämpfenden Eigenschaften<br />

eingesetzt werden. Die Klingenberger bieten mit der Baureihe<br />

EK verschiedenste Modelle von 0,5 bis 25.000 Nm, welche<br />

mit unterschiedlichen Anbindemöglichkeiten verfügbar sind. Das<br />

Ausgleichselement der Kupplungen ist der sogenannte Elastomerstern.<br />

Dieser besteht zumeist aus thermoplastischem Polyurethan<br />

und ist wegen seiner federelastischen<br />

Eigenschaften in der Lage,<br />

Achsversatz, Schwingungen und<br />

Stöße zu kompensieren. Die verschiedenen<br />

Elastomersterne haben<br />

sehr gute mechanische Eigenschaften<br />

und sind weitgehend<br />

resistent gegenüber vielen<br />

äußeren Einflüssen. Das gute<br />

Dämpfungsverhalten wirkt sich<br />

bei Betrieb in Anlagen mit häufiger<br />

Stoß-, Wechsel- oder Schwingungsbelastung positiv auf die Lebensdauer<br />

der verbundenen Komponenten aus. Für ein optimales<br />

Laufverhalten passt der Hersteller zudem seine Elastomersterne in<br />

die hochgenau gefertigten Naben bzw. Klauen ein. Bei der Auslegung<br />

von Elastomerkupplungen spielen Betriebsparameter wie<br />

Last- / Stoß-, Anlauf- und Temperaturfaktor eine wichtige Rolle. Diese<br />

Einflussfaktoren können die Lebensdauer einer Kupplung deutlich<br />

beeinflussen, sodass R+W diese bei der Auslegung, insbesondere<br />

der Kupplungskränze, mit berücksichtigt. Um für jeden Anwendungsfall<br />

die richtige Kupplung zu erhalten, können Konstrukteure<br />

zwischen Elastomersternen unterschiedlicher Shorehärten auswählen.<br />

Je nach Ausführung sind diese für einen Temperaturbereich zwischen<br />

-30° bis +120° C geeignet. In den meisten Fällen kann so ein<br />

guter Kompromiss zwischen Versatzausgleich, möglicher Drehmomentübertragung<br />

sowie Dämpfungsverhalten und erforderlicher Tor-<br />

Bild: R+W Antriebselemente<br />

Schwingungsdämpfende Elastomerkupplungen<br />

können mit verschiedenen Elastomerkränzen in<br />

unterschiedlichen Shorehärten bezogen werden


KUPPLUNGEN & BREMSEN<br />

ANTRIEBSTECHNIK<br />

sionssteife gefunden werden. Mit einer speziellen elektrisch leitfähigen<br />

Version sind zudem Kupplungen für ATEX Applikationen erhältlich.<br />

Werden noch extreme Anforderungen in punkto Beständigkeit<br />

und Temperaturbereich gefordert, kann das Unternehmen zudem<br />

Elastomerkränze aus Hytrel-Material anbieten, welche in einem<br />

Bereich von -50° C bis +150° C eingesetzt werden können.<br />

Sicherheitskupplungen begrenzen und schützen<br />

Anlagen und Maschinen<br />

Metallbalg- und Elastomerkupplungen sind jedoch nur ein Teilbereich<br />

aus dem großen Produkt- und Leistungsportfolio des Anbieters.<br />

So bietet der Hersteller und Entwickler von Präzisions- und Industriekupplungen<br />

unter anderem auch verschiedene Baureihen<br />

mechanischer Sicherheitskupplungen, die sicher und zuverlässig<br />

Drehmomente von 0,1 bis 250.000 Nm begrenzen. Diese sind in<br />

verschiedenen Ausführungen für indirekte oder direkte Antriebe erhältlich<br />

und zeichnen sich grundsätzlich durch ihre hohe Präzision<br />

aus. Wie alle Sicherheitskupplungen des Herstellers arbeiten diese<br />

nach einem federvorgespannten Kugelrastprinzip und mit eigens<br />

dafür entwickelten Tellerfedern. Im Falle eines Maschinencrashs<br />

trennen diese die An- und Abtriebsseite innerhalb von Millisekunden<br />

und verhindern somit Applikationsschäden sowie teure Maschinenstillstandszeiten.<br />

Um für jeden Anwendungsfall die richtige<br />

Kupplung zu wählen, stehen zahlreiche torsionssteife oder schwingungsdämpfende<br />

Modellvarianten in diversen Anbindungsformen<br />

und Funktionsweisen zur Verfügung. Um dem Trend nach steigenden<br />

Bearbeitungsgeschwindigkeiten, niedrigeren Massenträgheitsmomenten<br />

und immer effizienter werdenden Prozessen nachzukommen,<br />

entwickelte das Unternehmen beispielsweise die Modellreihe<br />

SL. Die kompakten Leichtbau-Sicherheitskupplungen bestechen<br />

vor allem durch ihre hohe Leistungsdichte. R+W erreicht dies<br />

durch intelligenten Leichtbau in Kombination mit Hightech-Werkstoffen<br />

und unter Verwendung neuster Fertigungstechniken. Kupplungen<br />

leisten, als auf die Applikation abgestimmte Lösung, einen<br />

wichtigen Beitrag zu einer sicheren und zuverlässigen Antriebstechnik<br />

sowie zum optimalen Automatisierungsprozess. Die Bausteine<br />

der Automatisierungstechnik (Maschinen, Roboter, …) bilden als Bearbeitungszentren<br />

oder Automatisierungsinseln die Grundlage für<br />

den Automatisierungsprozess.<br />

jg<br />

www.rw-kupplungen.de<br />

Details zu R+W-Lösungen für die <strong>Robotik</strong>:<br />

hier.pro/XIiA5<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 00 <strong>2018</strong> 45<br />

GmbH


ANTRIEBSTECHNIK<br />

KUPPLUNGEN & BREMSEN<br />

Zuverlässige Leichtbaubremsen für anspruchsvolle Einsätze<br />

Damit der Roboterarm nicht zittert<br />

Ob in der Medizintechnik oder bei Industrie-Robotern, die in Produktionsstraßen mit Menschen kollaborieren<br />

– Roboterarme dürfen nach Ausschalten des Stroms, bei Stromausfall oder Not-Halt nicht<br />

unkontrolliert absinken oder abstürzen. Dafür sorgen die Sicherheitsbremsen von Mayr Antriebstechnik.<br />

Sie sind mit ihrer schlanken Bauform und dem geringen Gewicht auf die Anforderungen der <strong>Robotik</strong><br />

zugeschnitten und halten den anspruchsvollen Einsatzbedingungen problemlos stand.<br />

Simone Dauer, Pressereferentin, Mayr Antriebstechnik, Mauerstetten<br />

Bild: Mayr Antriebstechnik<br />

jährige Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und<br />

Raumfahrt zurückblicken. „Unsere Leichtbaubremsen, die vor annähernd<br />

20 Jahren im Zuge des Forschungsprojekts LBR II begannen,<br />

haben sich heute als marktfähige Standardlösung etabliert und bewähren<br />

sich tagtäglich in unzähligen <strong>Robotik</strong>-Applikationen weltweit“,<br />

erklärt Bernd Kees, Produktmanager bei Mayr Antriebstechnik.<br />

„Die Herausforderung besteht heute darin, die unterschiedlichsten<br />

Einbausituationen durch ein sinnvolles Baukastenprinzip effektiv<br />

zu bedienen. Ganz aktuell haben wir sehr kleine Bremsen mit einem<br />

Bremsmoment von 0,03 Nm entwickelt. Diese Bremsen kommen<br />

unter anderem in der Medizintechnik, im Krankenhaus in operationsunterstützenden<br />

Robotern, zum Einsatz. Sie halten die Robotergelenke<br />

zuverlässig und sicher in Position. Denn bei einer OP, beispielsweise<br />

am Auge, darf der Roboterarm keinesfalls wackeln oder<br />

absacken.“<br />

Die Roba-servostop-Sicherheitsbremsen sorgen nach Abschalten<br />

des Stromes oder bei Stromausfall für zuverlässigen und sicheren<br />

Halt der Achsen in jeder Position<br />

Die Roboter sind auf dem Vormarsch. In allen wichtigen Industriebranchen<br />

– allen voran in der Automobilindustrie, gefolgt<br />

von der Elektro- und Elektronikindustrie sowie der Metallindustrie –<br />

aber auch in der Medizin wird die Zusammenarbeit von Mensch und<br />

Roboter immer enger. Die Roboterhersteller rechnen daher auch in<br />

den kommenden Jahren weltweit mit einer steigenden Nachfrage.<br />

Deutschland gehört dabei im Bereich der <strong>Robotik</strong> und Automation<br />

zu den führenden Nationen. Und dafür leisten auch die Komponentenhersteller<br />

wie Mayr Antriebstechnik, Spezialist für Sicherheitsbremsen,<br />

Sicherheitskupplungen und Wellenkupplungen aus Mauerstetten<br />

im Allgäu, ihren Beitrag. So kann das Unternehmen zum<br />

Beispiel bei der Entwicklung von Leichtbaubremsen auf eine lang-<br />

Bild: Mayr Antriebstechnik<br />

Mayr Antriebstechnik steht für kundenindividuelle Lösungen: Ganz aktuell<br />

hat das Unternehmen etwa sehr kleine Bremsen entwickelt. Diese kommen<br />

unter anderem in der Medizintechnik zum Einsatz<br />

46 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


KUPPLUNGEN & BREMSEN<br />

ANTRIEBSTECHNIK<br />

Die Roba-servostop- Sicherheitsbremsen sind mit ihrer extrem schlanken<br />

Bauform und dem geringen Gewicht auf die Anforderungen der <strong>Robotik</strong><br />

zugeschnitten<br />

Sicherheit durch Fail-Safe-Prinzip<br />

Diese Bremsen der bewährten Roba-servostop-Baureihe sind ruhestrombetätigte,<br />

elektromagnetische Federdruckbremsen, die nach<br />

dem Fail-Safe-Prinzip arbeiten: Im energielosen Zustand drücken<br />

Schraubenfedern gegen die Ankerscheibe. Der Rotor mit den Reibbelägen,<br />

der direkt mit dem Kundenbauteil verschraubt wird, wird<br />

zwischen der Ankerscheibe und der Bremsplatte gehalten. Wenn<br />

der Strom eingeschaltet wird, baut sich ein Magnetfeld auf. Die Ankerscheibe<br />

wird gegen den Federdruck an den Spulenträger gezogen.<br />

Der Rotor ist frei und der Motor kann durchlaufen. Fail-Safe-<br />

Prinzip bedeutet also, nach Ausschalten des Stroms, bei Stromausfall<br />

oder Not-Halt bremst die Bremse zuverlässig und sicher und hält<br />

die Achsen in jeder beliebigen Position. Dies dient dem Schutz von<br />

Bild: Mayr Antriebstechnik<br />

Reibarbeit bei dynamischen Bremsungen: Normalerweise werden<br />

bei Servoantrieben zugunsten guter Regeleigenschaften und hoher<br />

Dynamik Lastmassenverhältnisse (Last/Motor) von 3:1 oder kleiner<br />

gewählt. Bei den Roba-servostop-Bremsen sind durch hohe zulässige<br />

Reibarbeiten und Reibleistungen Lastmassenverhältnisse von<br />

30:1 und mehr möglich. Die einfache und robuste <strong>Konstruktion</strong> der<br />

Sicherheitsbremsen erlaubt eine einfache, schnelle und zuverlässige<br />

Montage: Der Betriebsluftspalt ist ab Werk vorgegeben. Eine genaue<br />

axiale Positionierung auf der Motorwelle ist im Gegensatz zu<br />

Permanentmagnetbremsen nicht erforderlich. Die Bremsen arbeiten<br />

immer exakt und zuverlässig, der magnetische Luftspalt wird<br />

von der mechanischen Einbausituation nicht beeinflusst. „Jede einzelne<br />

Sicherheitsbremse, die das Werk verlässt, muss nach der<br />

Komplettmontage und Einstellung eine 100%-Prüfung bestehen“,<br />

fasst Bernd Kees zusammen. „Alle ermittelten Messwerte werden<br />

zusammen mit der dazugehörigen Seriennummer der Bremse in<br />

unserer elektronischen Datenbank archiviert. Das gewährleistet eine<br />

100-prozentige Rückverfolgbarkeit – denn Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

kennen keine Kompromisse.“<br />

jg<br />

www.mayr.de<br />

„Die Sicherheitsbremsen von<br />

Mayr Antriebstechnik sind<br />

speziell für die hohen Anforderungen<br />

der <strong>Robotik</strong> konzipiert.“<br />

Personen aber auch Material und ist in der Medizintechnik genauso<br />

wichtig wie beispielsweise bei Industrie-Robotern, die in Produktionsstraßen<br />

mit Menschen kollaborieren. Fällt dort zum Beispiel<br />

während eines Arbeitsvorgangs der Strom aus, muss der Roboterarm,<br />

der den Arbeitsschritt vornimmt, sofort exakt gehalten werden<br />

und darf nicht unkontrolliert absinken oder abstürzen.<br />

Kleine Bremsen mit hoher Leistungsdichte<br />

Die Sicherheitsbremsen des Spezialisten aus Mauerstetten sind<br />

speziell für die hohen Anforderungen der <strong>Robotik</strong> konzipiert und gewährleisten<br />

sichere, konstante Haltemomente über die gesamte<br />

Lebensdauer. Sie zeichnen sich durch kompakte Abmessungen aus<br />

und sind nicht nur sehr leicht, sondern auch im magnetischen Aktuieren<br />

extrem schnell. Gleichzeitig sind sie leistungsdicht, verschleißfest<br />

und auch bei anspruchsvollen Umgebungsbedingungen wie<br />

zum Beispiel Temperaturen innerhalb des Motors bis 120 °C einsetzbar.<br />

Die Bremsen überzeugen zudem durch eine hohe zulässige<br />

Bild: zapp2photo/Fotolia.com<br />

Ob in der Medizintechnik oder in Industrie-Robotern, die in Produktionsstraßen<br />

mit Menschen kollaborieren – die Sicherheitsbremsen von Mayr<br />

Antriebstechnik gewährleisten den Schutz von Personen und Material<br />

Details zu Lösungen für die <strong>Robotik</strong> von Mayr<br />

Antriebstechnik:<br />

hier.pro/dsSpF<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong> 47


AUTOMATISIERUNG<br />

ELEKTROTECHNISCHE KOMPONENTEN<br />

Stäubli bietet kompakte Verbindungslösungen für Roboteranwendungen<br />

Steckverbinder für die 10-kHz-Technik<br />

Steckverbinder und Schnellkupplungen begleiten den Roboter vom Schaltschrank mit Stromversorgung<br />

und Steuerungseinheit über die Roboterverkabelung bis hin zum Werkzeugwechsler. Sie<br />

müssen Leistung, Daten und Signale aber auch Druckluft und Fluide zuverlässig übertragen. Vormalige<br />

Trends wie Leichtbau und Miniaturisierung sind inzwischen zum Industriestandard geworden.<br />

Sie verlangen nach Komponenten, die kompakt, leicht und dennoch leistungsfähig sind.<br />

Die Steckverbinder der Serien PCS135 und PCS150 von Stäubli erfüllen diese Anforderungen.<br />

<strong>Robotik</strong>systeme in modernen Produktionsprozessen werden<br />

immer komplexer und vielseitiger. Sie lassen sich für eine immer<br />

größer werdende Anzahl von Aufgaben einsetzen und wechseln<br />

ihre Tätigkeit flexibel, je nach Auftrag. Präzision, Miniaturisierung<br />

und Energieeffizienz spielen eine zunehmende Rolle. Dies erfordert<br />

hohe Zuverlässigkeit des gesamten Systems, von der mechanischen<br />

Auslegung über die Steuerungseinheit bis zum kleinsten<br />

Daten-Steckverbinder. Wartungsarme und bedienerfreundliche<br />

Komponenten sorgen für Prozesssicherheit und senken die Betriebskosten.<br />

Bild: Stäubli Electrical Connectors<br />

Schlüssel für die Leichtbautechnik<br />

Beim Karosserierohbau in der Automobilindustrie ist die Montage<br />

zu 90 % automatisiert. Zahlreiche Roboter bewegen Werkzeuge,<br />

größtenteils Schweißzangen, mit Massen von zum Teil mehr als<br />

100 kg. Ein erfolgversprechender Weg um hier die Durchlaufzeit zu<br />

verkürzen ist es, die Werkzeuge konsequent in Leichtbautechnik<br />

auszuführen, was den Einsatz kleinerer Roboter mit leichteren Armen<br />

möglich macht. Denn sind die zu beschleunigenden Massen<br />

geringer, können sich die Roboter schneller zu ihrem Einsatzpunkt<br />

bewegen, und die Taktzeiten werden merklich verkürzt.<br />

Durch den Umstieg auf Speisespannungen mit 10 kHz Frequenz anstatt<br />

1000 Hz können die Transformatoren der Roboter-Schweißzangen<br />

um deutlich mehr als 50 % kleiner und leichter ausfallen. Erhebliche<br />

Gewichtseinsparungen ergeben sich auch durch neue technologische<br />

Merkmale bei modernen Leichtbau-Schweißzangen. Wo<br />

man bislang bis zu 110 kg als Werkzeuggewicht akzeptieren musste,<br />

kann man heute gleiche oder noch bessere Ergebnisse mit Werkzeugen<br />

von nur 45 kg Gewicht erzielen.<br />

Jedes Gramm Gewichtseinsparung zahlt auf das Konto „Geschwindigkeit“<br />

ein und verringert den Energie-Einsatz des Roboters. Das<br />

zeigt sich sehr gut bei den Schlauchpaketen: Waren für die herkömmliche<br />

Schweißtechnik Kabelquerschnitte von 25 mm² oder<br />

mehr notwendig, reichen bei der 10-kHz-Technik 16 mm² aus. Spezielle<br />

HF-Schweiß-Kabel, deren Gesamtquerschnitt sich auf einzeln<br />

voneinander isolierte Stränge aufteilt, schaffen Abhilfe gegen den<br />

sogenannten Skin-Effekt, bei dem die Stromdichte im Kabel nicht<br />

gleich verteilt ist, sondern die Landungsträger an die Außenseite<br />

drängen.<br />

Durch die permanente Bewegung der Roboter ist das Schlauchpaket<br />

einer enormen mechanischen Belastung ausgesetzt, welche die<br />

Lebensdauer verkürzt. Deshalb befinden sich an mehreren Positionen<br />

Steckverbinder. Sie ermöglichen es, in kürzester Zeit die Primärkreiszuleitung<br />

am Roboterarm auszutauschen, ohne den Betrieb unzulässig<br />

lang zu unterbrechen. Der Schweizer Steckverbinder-Hersteller<br />

Stäubli Electrical Connectors hatte sich im Bereich der Roboterverkabelung<br />

mit den Steckverbinder-Serien PCS135 und PCS150<br />

und mit dem RobiFix in neuer Bauform einen Namen gemacht.<br />

Nur 80 mm breit, einfach zu<br />

montieren und absolut sicher<br />

im Einsatz: RobiFix-Mini


ELEKTROTECHNISCHE KOMPONENTEN<br />

AUTOMATISIERUNG<br />

Kompakter durch 10-kHz-Technik<br />

Mit der Einführung der 10-kHz-Technik war die Erfahrung der Steckverbinderspezialisten<br />

erneut gefragt. Das Ergebnis ist der RobiFix-<br />

Mini. Der Grundaufbau gleicht dem RobiFix, nur misst die Mini-Variante<br />

im gesteckten Zustand ganze 140 x 80 mm und ist um 25 %<br />

leichter. Das kommt den Roboter-Herstellern entgegen, die aufgrund<br />

der deutlich leichteren Werkzeuge kleinere Roboter mit<br />

schlankeren Armen einsetzen können. Auch die Hersteller der<br />

Schweißzangen, wie Elmatech, begrüßen das schlanke Profil des<br />

Steckverbinders, da auf ihren leichten Werkzeugen nur noch wenig<br />

Montageplatz im zugänglichen Außenbereich besteht.<br />

Wie sein großer Bruder RobiFix zeichnet sich auch die miniaturisierte<br />

Version durch eine Reihe von Eigenschaften aus. Zunächst tragen<br />

die Schnellkupplungen durch ihre leichte Handhabung zur Senkung<br />

von Stillstands-Zeiten und Instandhaltungskosten bei. Die Hersteller<br />

von Schlauchpaketen loben die schnelle Integration und einfache Instandhaltung.<br />

Die Kabelmontage kann so per Hand erfolgen. Stäubli<br />

liefert dazu ein speziell gefertigtes HF-Kabel mit 16 mm² Querschnitt.<br />

Ein voreilender Schutzkontakt, beidseitiger Berühr- und ein<br />

Verpolungsschutz sorgen für die Sicherheit des Wartungspersonals.<br />

Auf dem Transportweg können die offenen Steckverbinderseiten<br />

mit Schutzkappen vor Verschmutzung geschützt werden. Die Kontaktzuverlässigkeit<br />

dieses Steckverbinders ist sprichwörtlich dank<br />

der bewährten Lamellentechnologie Multilam.<br />

RobiFix-Mini gibt es in unterschiedlichen Bauformen. Da ist zunächst<br />

der Transformator-Anschluss zu nennen. An den Gelenken<br />

oder auch am Werkzeug wird meist die flache Bauform eingesetzt,<br />

während es für Durchführungen an Gehäusen eine Flansch-Bauform<br />

von RobiFix-Mini gibt. Ein 4-mm-Sechskantschlüssel dient als einziges<br />

Werkzeug für alle Montageschritte. Die Gehäusebauteile sind<br />

resistent gegenüber Schweißspritzern und weisen im gesteckten<br />

Zustand Schutzart IP67 auf.<br />

Roboter-Werkzeugwechsler MPS 260<br />

Kompakt am Werkzeugwechsler<br />

Die Einsatzbereiche von Robotern lassen sich mit vollautomatischen<br />

Werkzeugwechselsystemen deutlich erweitern, Effizienz und Produktivität<br />

werden gesteigert. Mit den beiden Wechslern MPS 130<br />

und MPS 260 für den mittleren Traglastbereich rundet Stäubli seine<br />

bestehenden Baureihen nach unten ab. Die beiden neuen Baureihen<br />

sind nicht nur für Anwendungen in der Automobilindustrie gedacht,<br />

sondern sollen die Vorteile des automatischen Greifer- und<br />

Werkzeugwechsels auch allen andern Branchen erschließen.<br />

Dabei hat man bei Stäubli Connectors auf eine gewichtsoptimierte<br />

Auslegung der Werkzeugwechsler geachtet, um Anwender davor zu<br />

bewahren, in Roboter der nächst höheren Traglastklasse investieren<br />

zu müssen. So beträgt das Gewicht des MPS 130 roboterseitig nur<br />

1,8 kg, werkzeugseitig gerade einmal 1,1 kg. Beim größeren MPS<br />

260 liegen diese Werte bei 3,8 bzw. 2,2 kg. Der MPS 260 punktet<br />

mit einer maximalen Traglast von 350 kg und einem Biegemoment<br />

von 2.000 NM. Beim kleineren MPS 130 sind es 100 kg Traglast und<br />

900 Nm Biegemoment.<br />

Wie die größeren Modelle erfüllen auch die beiden Werkzeugwechsler<br />

Sicherheitskategorie 3 Performance Level d. Sie lassen<br />

sich kundenspezifisch mit Modulen und Komponenten für Medien-,<br />

Daten- und elektrischer Energieübertragungen ausrüsten. Um maximale<br />

Funktionssicherheit zu garantieren, entwickelt und fertigt Stäubli<br />

als einziger Hersteller weltweit die kompletten Wechsler in Eigenregie.<br />

Alle Komponenten entstehen unter einem durchgängigen<br />

Qualitätsmanagementsystem in hoher Fertigungsqualität. ge<br />

www.staubli.com/electrical<br />

Bild: Stäubli Electrical Connectors<br />

Weitere Details zur<br />

Robi-Fix-Technik:<br />

http://hier.pro/dsLJt<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong> 49


AUTOMATISIERUNG<br />

MESSTECHNIK & SENSOREN<br />

Kalibrierbare Vision-Sensoren vereinfachen die Einrichtung von Pick-and-Place-Anwendungen<br />

Direkte Kommunikation mit dem Roboter<br />

Anstelle mechanischer Zuführungssysteme kommen in Handling- und Montageanwendungen zunehmend<br />

sensorgesteuerte Lösungen zum Einsatz, die sich flexibel an wechselnde Teilegeometrien anpassen<br />

lassen. Damit die von einem Vision-Sensor ermittelten Positionsdaten für den Roboter verwertbar<br />

sind, ist allerdings eine Transformation von relativen Sensor- in absolute Roboterkoordinaten erforderlich.<br />

Diese lässt sich über eine Kalibrierfunktion im Sensor einfach vornehmen.<br />

Bernd Eckenfels, Leiter Marketing Kommunikation bei SensoPart in Gottenheim<br />

Vision-Sensor statt Mechanik<br />

Flexibler ist in dieser Hinsicht eine optisch kontrollierte Teilezuführung.<br />

Werden die Schikanen am Rütteltopf durch einen bildverarbeitenden<br />

Vision-Sensor ersetzt, lassen sich die Rüstzeiten bei Produktwechseln<br />

signifikant reduzieren. Zur Vereinzelung der als<br />

Schüttgut angelieferten Teile bietet sich der Einsatz eines Vibrationsfeeders<br />

an, bei dem die Vereinzelung teileschonend auf einer ebenen,<br />

vibrierenden Plattform stattfindet. Der Sensor erkennt – z.B.<br />

mit Hilfe eines Blob-Detektores – die Position und Ausrichtung jedes<br />

Teils und liefert diese Daten an den Roboter; auch die gleichzeitige<br />

Detektion mehrerer Teile mit einer Bildaufnahme ist möglich. Verbliebene<br />

Agglomerate sowie andere nicht aufnehmbare Teile werden<br />

ebenfalls erkannt und entsprechende Signale an die übergeordnete<br />

Steuerung gesandt, die den Feeder entsprechend „nachrütteln“<br />

lässt.<br />

Damit die Datenübermittlung vom Vision-Sensor zum Roboter reibungslos<br />

klappt, müssen die von der Kamera gelieferten Bildkoordinaten<br />

zuerst in Roboterkoordinaten umgerechnet werden. Dies war<br />

bisher mit einem nicht unerheblichen Programmieraufwand in der<br />

Steuerungssoftware des Roboters verbunden. Effizienter lässt sich<br />

Auf einem Vibrationsfeeder lassen sich Teile effektiv und ohne mechanische<br />

Schikanen vereinzeln. Ein Vision-Sensor der Reihe Visor Robotic von<br />

SensoPart liefert dem Handling-Roboter die exakte Teileposition in Roboterkoordinaten<br />

Bild: SensoPart<br />

Das Handling von Bauteilen und Werkstücken ist ein Standardprozess<br />

bei der Herstellung komplexer Produkte. Dabei liegt<br />

die Herausforderung in der positions- und lagerichtigen Teilebereitstellung:<br />

So müssen bei der Zuführung über einen Vibrationswendelförderer<br />

bei jeder Änderung der Teilegeometrie mechanische<br />

Führungshilfen – sogenannte Schikanen – angepasst werden, wodurch<br />

zusätzliche <strong>Konstruktion</strong>s- und Rüstzeiten anfallen. Zudem<br />

sind solche Vorrichtungen erfahrungsgemäß störanfällig, wodurch<br />

es immer wieder zu Maschinenstillständen kommt.<br />

Bild: SensoPart<br />

Sensor und Roboter arbeiten mit verschiedenen Koordinatensystemen und<br />

Maßeinheiten. Der Ursprung (0,0) der Sensorkoodinaten liegt z.B. in der<br />

Bildmitte und Längenangaben werden in Bildpixeln ausgegeben; der Roboter<br />

hingegen benötigt alle Angaben in Millimetern und bezogen auf einen<br />

realen Ort in der Welt, zum Beispiel seinen Fußpunkt<br />

50 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


MESSTECHNIK & SENSOREN<br />

AUTOMATISIERUNG<br />

die Koordinatentransformation mit Hilfe einer Kalibrierung durchführen,<br />

wie sie der Visor Robotic von SensoPart ermöglicht. Der Vision-<br />

Sensor liefert die ermittelten Positionsdaten dann gleich im passenden<br />

Roboterformat, sodass dieser die Ergebnisse direkt verwerten<br />

kann.<br />

Die Kalibrierung des Vision-Sensors behebt zugleich ein weiteres<br />

Problem: Bei seitlicher Detektion eines dreidimensionalen Objekts<br />

kommt es zwangsläufig zu perspektivischen Verzerrungen, hinzu<br />

kommt die Verzeichnung durch das Objektiv. Damit der Roboter<br />

nicht danebengreift, müssen beide Effekte bei der Koordinatentransformation<br />

berücksichtigt und korrigiert werden.<br />

Teach-in statt Programmierarbeit<br />

Die praktische Durchführung der Kalibrierung ist für den Anwender<br />

wenig aufwändig und erfordert keinerlei Programmierarbeiten. Benötigt<br />

wird nur eine Kalibrierplatte, die SensoPart als Zubehör anbietet.<br />

Diese Platte wird im Sichtfeld des Vision-Sensors platziert. Für<br />

die Anwendung der Teilezuführung mittels Vibrationsfeeder eignet<br />

sich die Methode über eine Kalibrierplatte. Zur Kalibrierung des Visor-Bildes<br />

stehen Kalibriermuster in verschiedenen Größen zur Verfügung.<br />

Über aufgebrachte Referenzmarken kann der Anwender mit<br />

Hilfe einer Messspitze die Lage der Platte bestimmen. Die ermittelten<br />

Koordinatenwerte können über die Visor-Konfigurationssoftware<br />

eingetragen werden. Durch diesen Prozess kann das ursprüngliche<br />

Visor-Koordinaten- in das Roboterkoordinatensystem transformiert<br />

werden. Nach diesem einmaligen Teach-in-Vorgang erfolgt die Umrechung<br />

automatisch.<br />

Sollten sich die Teile der realen Anwendung geometrisch vom Kalibrierteil<br />

unterscheiden oder Teileformen häufiger wechseln, lässt<br />

sich die Kalibrierung auf einfache Weise nachträglich anpassen. So<br />

kann ein vertikaler Versatz (Z-Offset, positiv oder negativ) zwischen<br />

Kalibrier- und Messebene berücksichtigt werden. Außerdem ist eine<br />

Greifpunktkorrektur möglich, falls das Teil nicht mittig, sondern z.B.<br />

an einem seitlichen Anfasser gegriffen werden soll. Mit der Funktion<br />

Greiferfreiraumprüfung kann geprüft werden, ob der verfügbare<br />

Freiraum rund um das zu greifende Teil für eine sichere Aufnahme<br />

ausreicht. Alle diese Funktionen sind im Sensor implementiert, sodass<br />

an keiner Stelle in die Robotersteuerung eingegriffen werden<br />

muss.<br />

Die beschriebenen Kalibrierschritte können auch automatisiert werden,<br />

indem die Robotersteuerung entsprechende Schnittstellenkommandos<br />

über die im Visor integrierten Schnittstellen übermittelt.<br />

Diese Vorgehensweise empfiehlt sich etwa bei einem Umbau<br />

oder einer Nachjustage von Anwendungen, z.B. wenn nach einer<br />

Erstkalibrierung durch den Integrator eine Rekalibrierung durch den<br />

Maschinenbediener vorgenommen werden soll. Besonders komfortabel<br />

gestaltet sich dabei das Zusammenspiel von SensoParts-<br />

Vision-Sensor mit Robotern des Herstellers Universal Robots (UR):<br />

Über das URCap, welches die Schnittstelle zwischen Visor und Roboter<br />

bildet, lässt sich die Kalibrierung direkt aus der Steuerungssoftware<br />

(Programmiergerät) des Roboters heraus vornehmen.<br />

Konfiguration im Sensor statt<br />

Programmierung in der Steuerung<br />

Vor allem bei Bauteilen mit komplexen Geometrien empfiehlt sich<br />

anstelle einer mechanischen Zuführeinrichtung die flexible und teileschonende<br />

optische Teileerfassung mittels Vision-Sensor. Die Kalibrierfunktion<br />

des Visor Robotic von SensoPart ermöglicht dabei eine<br />

einfache Transformation von Bild- in Roboterkoordinaten: Die mit<br />

wenigen Mausklicks durchzuführende Kalibrierung ersetzt die frühere<br />

aufwändige Einrichtung in der Robotersteuerung.<br />

jke<br />

www.sensopart.com<br />

Details zu Visor Robotic<br />

von SensoPart:<br />

http://hier.pro/mpVhI<br />

Bild: SensoPart<br />

Bild: SensoPart<br />

Mit Hilfe der Kalibrierplatte wird einmalig eine Punktepaarliste<br />

von Bild- und Roboterkoordinaten erstellt. Dabei werden auch<br />

perspektivische Bildverzerrungen korrigiert<br />

Zusätzliche Funktionen erleichtern die Einrichtung einer<br />

Pick-and-Place-Anwendung, z.B. die Greiferfreiraumprüfung<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong> 51


AUTOMATISIERUNG<br />

MESSTECHNIK & SENSOREN<br />

Zwei VS-087-Roboter von Denso Robotics sind das Kernstück einer automatisierten Prüfzelle der Handke Industrial Solutions<br />

Bild: Denso Robotics<br />

Flexible, sichere und effiziente Messabläufe mit Robotern<br />

Effiziente Qualitätsprüfung<br />

Die moderne Fertigung in verschiedenen Industrien, wie zum Beispiel bei Automobilzulieferern und<br />

in der Medizinbranche, erfordert vor dem Hintergrund der Industrie 4.0 flexible, exakte und schnelle<br />

Messabläufe zur Qualitätssicherung von Bauteilen. Für einen Automobilzulieferer hat Handke Industrial<br />

Solutions (HIS GmbH) eine automatisierten Prüfzelle mit zwei VS-087-Robotern von Denso Robotics<br />

ausgerüstet. Das Ergebnis: eine flexible, sichere und effiziente Qualitätsprüfung.<br />

Für Automobilzulieferer ist das Qualitätsmanagement ein entscheidender<br />

Faktor. Vor allem beim Einbau einer großen Anzahl<br />

verschiedener, vorgefertigter Bauteile in eine spezifische mechanische<br />

Umgebung ist exaktes Arbeiten nicht nur aus Qualitäts-, sondern<br />

auch aus Sicherheitsgründen unabdingbar. Die frühere, manuelle<br />

Qualitätsprüfung war hier viel zu zeit- und kostenaufwendig und<br />

mit Blick auf menschliche Fehlerquellen nicht sehr sicher. Überdies<br />

ist heute die große Typen- und Bauteilevielfalt eine Herausforderung.<br />

Bei filigranen Werkteilen, die dazu noch in schwer zugänglichen<br />

Umgebungen passgenau montiert sind, geht ohne moderne<br />

Prüftechnik nichts mehr.<br />

Zu diesem Zweck hat die Handke Industrial Solutions GmbH (HIS<br />

GmbH) für einen Automobilzulieferer eine automatisierte Prüfzelle<br />

mit zwei VS-087-Robotern von Denso Robotics entwickelt. Das Unternehmen<br />

mit Sitz in Garbsen bei Hannover entwickelt, vertreibt<br />

und produziert seit 1979 Produkte und Software für die Automatisierungs-<br />

und Elektronikbranche. Die seit Ende 2016 eingesetzte Prüfzelle<br />

kontrolliert die korrekte Montage von Standheizungsapplikationen<br />

für Personen- und Nutzfahrzeuge. „Das eigentliche Basisgerät<br />

ist zwar stets sehr ähnlich, doch je nach Fahrzeugmodell ist die mechanische<br />

Umgebung anders angelegt“, erklärt Matthias Scheel, Geschäftsführer<br />

der HIS GmbH, „es gibt bei Halterungen, Abgas- und<br />

Luftansaugung insgesamt 250 Varianten, mit denen die Prüfzelle arbeiten<br />

muss.“ Diese schafft im Dreischichtsystem täglich insgesamt<br />

1.500 Bauteile (jeweils bis zu 60 x 60 x 60 mm groß).<br />

Qualitätsprüfung mit einem System<br />

Während die Qualitätsprüfung früher mit drei Kamerasystemen und<br />

nur auf linearen Achsen umgesetzt wurde, ist das jetzt in einem einzigen<br />

System möglich: Dank der sechsachsigen VS-087 Roboter<br />

sind selbst schwer zugängliche Bereiche in der Montage erreichbar.<br />

Damit wird die Qualitätsprüfung höchst flexibel; je Bauteil werden<br />

für die Qualitätsprüfung nur 30 Sekunden benötigt. Neben dieser<br />

Effizienz- und Qualitätssteigerung spart der Zulieferer aufgrund der<br />

wegfallenden Rückläufer nicht exakt eingebauter Werkteile durch<br />

den Automobilhersteller erhebliche Kosten – und die automatisierte<br />

Qualitätsprüfung schließt menschliche Fehler aus. Darüber hinaus<br />

werden alle Kameraaufnahmen für einen definierbaren Zeitraum gesichert<br />

und signiert, um bei Bedarf den korrekten Zustand des Produktes<br />

beim Verlassen der Produktion zu dokumentieren. „Wir haben<br />

uns für Denso-Roboter entschieden, da sich diese leicht integrieren<br />

lassen und dank ORiN (Open Resource interface for the Network),<br />

das Denso Robotics zur Verfügung stellt, für die Schnittstellenkommunikation<br />

unkompliziert ausgelegt sind“, sagt Matthias<br />

Scheel. Eingesetzt mit dem RC8 Controller des Herstellers, ermöglicht<br />

ORiN die Zusammenarbeit mit externen Geräten wie eben Kameras<br />

und vielem mehr. Die Programmierung erfolgte in .NET C#<br />

sowie WPF. ORiN war ursprünglich als Standardplattform für robotergestützte<br />

Anwendungen entwickelt worden. Heute dient die Lösung<br />

in der industriellen Produktion als Entwicklungssoftware für eine<br />

ganze Reihe von Anwendungen – von Robotern bis zu anderen<br />

Produktionselementen wie SPS und numerischer Steuerung (NC).<br />

52 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


Wir<br />

bewegen etwas!<br />

Schlanker, mechanischer Aufbau<br />

„Entscheidend für die Wahl waren auch die sechs Achsen der VS-087<br />

Modelle“, sagt Matthias Scheel, „denn sie ermöglichen eine größtmögliche<br />

Beweglichkeit in alle Richtungen, zumal die Anbauteile der<br />

Standheizungsapplikationen in mitunter schwer zugänglichen Montagepositionen<br />

sitzen.“ Überdies bieten die Roboter-Spezialisten einen<br />

schlanken mechanischen Aufbau, da die Motoren platzsparend im Roboter<br />

eingebaut sind. Dank dieser Voraussetzungen war es sehr einfach,<br />

das Prüfsystem sofort zu nutzen und in einer hoch entwickelten<br />

Computersprache im Gesamtsystem zu steuern, das heißt, die Roboter<br />

mussten nicht programmiert werden. Die übergeordnete Steuerung<br />

der Anlage erfolgt über eine eigene Software-Lösung der HIS<br />

GmbH, die Roboter, Kamera- und Bildverarbeitungssystem sowie die<br />

Beleuchtung koordiniert. Im Zusammenspiel mit der Bildverarbeitungsbibliothek<br />

kann je nach Kunde beziehungsweise Bauteil ein eigener<br />

Prüfablauf modular angelegt werden.<br />

„Entscheidend für die Wahl von<br />

Denso Robotics waren die 6 Achsen<br />

der VS-087-Modelle.“<br />

Die eingebauten Bauteileträger werden auf einem Transportsystem<br />

automatisch in die 3 x 3 Meter große Prüfzelle geschleust und dort<br />

von zwei VS-087-Robotern mit aufgesetzten Kameras kontrolliert.<br />

Diese Kamerasysteme sind anstelle des Greifers am Roboterarm installiert<br />

und bestehen aus einer Gigabit-Ethernet-Kamera (The Imaging<br />

Source) sowie einem Beleuchtungsring. Sie liefern hochauflösende,<br />

in unterschiedlichen Farben dargestellte Kontrastbilder. Die eigentliche<br />

Qualitätsprüfung erfolgt durch den Einsatz unterschiedlichster<br />

Bildverarbeitungswerkzeuge einer Bildverarbeitungsbibliothek<br />

(Halcon von MVTec). Kamera und Bibliothek prüfen die Bilddaten und<br />

melden, zu welchem Grad Muster und Werkteil (das heißt die unterschiedlichen<br />

Anbauteile der Standheizungsapplikation) sowie dessen<br />

Einbauposition übereinstimmen. Bei einer Fehlermeldung wird das<br />

Bauteil automatisch aussortiert. Die Kommunikation zwischen Robotern<br />

und den angeschlossenen Gigabit-Ethernet-Kameras ist sehr einfach,<br />

auch die Kabelzuführung gestaltet sich unkompliziert, denn die<br />

VS-Roboter bieten einen optionalen Kommunikationsflansch zum direkten<br />

Anschluss von Kameras und Greifern an der 6. Achse des Roboters<br />

– Denso Robotics ist nach eigenen Angaben der einzige Hersteller,<br />

der diese Technologie anbietet.<br />

Alle in der Prüfzelle generierten Daten werden in einem MES-System<br />

zur Überwachung und Analyse gespeichert; daher sind IoT-Services<br />

und eine Industrie 4.0-Integration leicht umsetzbar. Die Anwendung<br />

lässt sich leicht auf andere Baugruppen übertragen, zum Beispiel<br />

Lichtmaschinen oder Klimaanlagen. Auch Anwendungen außerhalb<br />

der Automotive-Industrie sind vorstellbar. Gegenwärtig wird eine ähnliche<br />

Prüfzelle unter anderem für die Überprüfung von Dichtungen<br />

eingesetzt.<br />

jg<br />

www.denso-robotics.com<br />

www.his-handke.com<br />

Details zu Roboter-Lösungen von Denso Robotics:<br />

hier.pro/hBu1V


AUTOMATISIERUNG<br />

MESSTECHNIK & SENSOREN<br />

OptoForce präsentiert Kraft-Momenten-Sensor für Industrieroboter<br />

Tastsinn für Leichtbauroboter<br />

Das ungarische Unternehmen OptoForce möchte mit seinem sechsachsigen Kraft-Momenten-Sensor<br />

HEX-70-XE auch Industrierobotern im deutschen Sprachraum einen Tastsinn verleihen. Der Sensor<br />

bietet neue Perspektiven in der industriellen Automatisierung von komplexen Arbeitsabläufen. Zum<br />

Einsatz kommt er vor allem bei empfindlichen Materialien oder in unstrukturierten Produktionsverhältnissen<br />

– dort, wo bisher menschliches Fingerspitzengefühl notwendig war.<br />

Bild: OptoForce<br />

Der sechsachsige<br />

Kraft-Momenten-<br />

Sensor HEX-70-XE<br />

verleiht Industrierobotern<br />

einen Tastsinn<br />

Bild: OptoForce<br />

Die Sensoren minimieren<br />

auch die Fehleranfälligkeit<br />

bereits bestehender Anwendungen.<br />

Das beschleunigt<br />

den Produktionsprozess<br />

und spart Kosten<br />

Weltweit ist die Automatisierungsindustrie auf Wachstumskurs.<br />

Doch wo Roboterarme auf unstrukturierte Umgebungen<br />

trafen, kam die Automatisierung an ihre Grenzen – zumindest<br />

bisher. Genau diesen Umstand möchte OptoForce, ein junges Unternehmen<br />

aus Budapest, nun ändern. „Seit Roboter immer enger<br />

mit Menschen zusammenarbeiten, müssen sie ihr Umfeld exakt<br />

wahrnehmen und zunehmend Aufgaben erfüllen, die die Fingerfertigkeit<br />

einer menschlichen Hand erfordern“, so Ákos Dömötör, CEO<br />

und Mitbegründer des Unternehmens. „Unser Ziel ist es, Roboter<br />

mit eben diesem Tastsinn auszustatten.“ Mit sechsachsigen Kraft-<br />

Momenten-Sensoren will das Unternehmen mit Sitz in der ungari-<br />

High-Tech aus Ungarn<br />

PLUS<br />

OptoForce ist ein 2012 gegründetes High-Tech-Unternehmen<br />

mit Sitz in Budapest/Ungarn. Die Unternehmensidee kam im<br />

Zuge eines gemeinsamen Universitätsprojekts der Gründer<br />

Ákos Tar Ph.D. and József Veres Ph.D., die im selben Kurs<br />

Bionik und <strong>Robotik</strong> studierten. Gemeinsam bauten sie einen<br />

zweibeinigen Roboter, den sie mit Sinnen ausstatten<br />

wollten. Heute produziert das Unternehmen vielachsige<br />

Kraft-Momenten-Sensoren mit einer optischen Technologie,<br />

die Industrierobotern einen Tastsinn geben.<br />

schen Hauptstadt auch im deutschen Sprachraum Leichtbaurobotern<br />

einen Tastsinn verleihen und neue Perspektiven in der industriellen<br />

Automatisierung eröffnen.<br />

Erweiterte Automatisierungsmöglichkeiten<br />

„Mit den Sensoren von OptoForce ausgestattete Roboter spüren,<br />

ob sie ein Objekt am richtigen Ort platzieren oder nachjustieren<br />

müssen“, erklärt Dömötör. „Im Bedarfsfall korrigieren sie automatisch<br />

ihren Weg. So werden ganz neue Aufgabenbereiche automatisierbar.<br />

Gleichzeitig minimieren die Sensoren auch die Fehleranfälligkeit<br />

bereits bestehender Anwendungen. Das beschleunigt den<br />

Produktionsprozess und spart Kosten.“ Die Anwendungsmöglichkeiten<br />

sind vielfältig; vor allem in Feinmontage, Oberflächenbehandlung<br />

und der Überwachung von Prozesskräften bieten die Sensoren<br />

Endnutzern einen spürbaren Mehrwert. Eine Besonderheit der Sensoren<br />

des Herstellers ist, dass die für unterschiedliche Anwendungen<br />

notwendige Software gleich mitgeliefert wird. So lassen sich<br />

beispielsweise die Mittelpunktserkennung von Objekten, Polieranwendungen<br />

oder die exakte Wegaufzeichnung des Roboterarms innerhalb<br />

weniger Minuten einrichten. Die Hardware hingegen zeichnet<br />

sich durch ihre Robustheit und ihre hohe Auflösung von 0,1 N<br />

oder 0,001 Nm aus. Mit 200 Gramm sind die Sensoren zudem ein<br />

echtes Leichtgewicht. Kompatibel sind sie derzeit mit den Robotermodellen<br />

von Universal Robots und Kuka, in naher Zukunft auch mit<br />

den Modellen von ABB und Yaskawa.<br />

54 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


MESSTECHNIK & SENSOREN<br />

AUTOMATISIERUNG<br />

Bild: OptoForce<br />

„Mit den Sensoren von<br />

OptoForce ausgestattete<br />

Roboter spüren,<br />

ob sie ein Objekt am<br />

richtigen Ort platzieren<br />

oder nachjustieren<br />

müssen“, erklärt<br />

Àkos Dömötör<br />

Deutsches Vertriebsnetz im Aufbau<br />

In Zukunft möchte das ungarische Unternehmen sein Vertriebsnetzwerk<br />

in Deutschland, Österreich und der Schweiz weiter auf- und<br />

ausbauen. Dazu sollen strategische Partnerschaften mit Systemintegratoren<br />

und Distributoren im Bereich <strong>Robotik</strong> und Automatisierung<br />

geschlossen werden. Erste Zusammenarbeiten in diesem Bereich<br />

sind bereits vereinbart, wie beispielsweise mit dem Unternehmen<br />

WMV Robotics: „Unser Ziel ist es, Automatisierungstechnologie<br />

jedem zugänglich machen“, sagt Torsten Woyke, Geschäftsleiter<br />

von WMV Robotics. „Unter diesem Aspekt passen die Kraft-Momenten-Sensoren<br />

von OptoForce hervorragend in unser Portfolio.<br />

Sie transformieren die komplexen Herausforderungen unserer Kunden<br />

in einfach zu handhabende Plug&Play-Lösungen. Damit können<br />

wir kleinen und mittelständischen Unternehmen dabei helfen, ganz<br />

neue Aufgabenbereiche zu automatisieren.“ Auf der Hannover Messe<br />

2017 war das Unternehmen mit einem eigenen Stand vertreten.<br />

„Den meisten Industrieunternehmen ist bereits bewusst, dass sie<br />

nur durch Automatisierung die Effizienz und Flexibilität erreichen<br />

können, die heutzutage für ein Bestehen im Wettbewerb erforderlich<br />

ist“, sagt Àkos Dömötör. „Viele sind aber erstaunt darüber, wie<br />

groß die Möglichkeiten der Automatisierung tatsächlich sind – vor allem<br />

im Bereich komplexerer Arbeitsschritte. Dementsprechend ist<br />

unser Kraft-Momenten-Sensor auf großes Interesse gestoßen“ jg<br />

www.optoforce.com<br />

Details zum 6-Achsen Kraft-/Drehmoment-Sensor von<br />

OptoForce:<br />

hier.pro/Kba1P<br />

BE PART OF THE REVOLUTION!<br />

ZIMMER GROUP HRC<br />

Konzept HRC<br />

Modularbaukasten<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 00 <strong>2018</strong> 55


AUTOMATISIERUNG<br />

SICHERHEITSSYSTEME<br />

Was müssen Konstrukteure<br />

bei der Umsetzung zukünftiger<br />

MRK-Konzepte in puncto funktionale<br />

Sicherheit beachten?<br />

Bild: Sergey/Fotolia.com<br />

Mensch-Roboter-Kollaboration CE-konform umsetzen<br />

Was ist sicherheitstechnisch zu beachten<br />

Das Thema Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK), also die Zusammenarbeit von Mensch und Roboter,<br />

gewinnt in der Industrie an Bedeutung. Heute kennt jeder die Roboterzelle mit Schutzumhausung, in<br />

der zum Beispiel Karosserieteile verschweißt werden. Doch die Anlagentechnik entwickelt sich weiter.<br />

Wie sehen nun zukünftige MRK-Konzepte aus, und was müssen Konstrukteure bei ihrer Umsetzung in<br />

puncto funktionale Sicherheit beachten?<br />

Dipl. Ing (FH) Marcus Peineke, Functional Safety Engineer, Phoenix Contact Electronics GmbH<br />

In traditionellen Industrieanlagen gibt es bereits Bereiche, die<br />

Mensch und Roboter gemeinsam nutzen. So legt ein Produktionsmitarbeiter<br />

beispielsweise Teile für die Fertigung in eine Vorrichtung<br />

ein, die der Roboter dann entnimmt und weiter bearbeitet. Beide<br />

Parteien halten sich in der Regel nicht gleichzeitig im Raum auf.<br />

Während der Mensch tätig ist, wird der Bereich für die Bewegungen<br />

des Roboters gesperrt. Das geschieht über einen sicherheitsbewerteten<br />

überwachten Halt des Roboters. In diesem Zusammenhang<br />

sprechen die Fachleute überwiegend von Koexistenz statt von<br />

Mensch-Roboter-Kollaboration, da entweder der Roboter oder der<br />

Mensch Arbeiten im gemeinsamen Raum verrichten kann. In der EN<br />

ISO 10218-1:2011 werden folgende Kollaborationsarten aufgeführt:<br />

Handführung, sicherheitsbewerteter überwachter Halt, Geschwindigkeits-<br />

und Abstandsüberwachung sowie Leistungs- und Kraftbegrenzung.<br />

Zunächst ist zu klären, welche Schutzmaßnahmen sich<br />

für die Applikation eignen, und ob die verschiedenen Ansätze verknüpft<br />

werden müssen, wenn kein Schutzzaun vorhanden ist.<br />

Sichere Geschwindigkeitsüberwachung<br />

Zu Beginn der Planung hat sich der Anwender ferner Gedanken darüber<br />

zu machen, welche Leistung und Geschwindigkeit vom System<br />

erwartet wird. Ein hochdynamisches Robotersystem, das mit<br />

schweren Lasten hantiert, lässt sich kaum für eine dauerhafte Zusammenarbeit<br />

mit dem Menschen auslegen, weil bei einer möglichen<br />

Kollision hohe Kräfte auftreten. Durch die Kombination von Geschwindigkeits-<br />

und Abstandsüberwachung sowie der Leistungsund<br />

Kraftbegrenzung kann im Allgemeinen eine höhere Zykluszeit<br />

des Roboters erreicht werden. Dazu muss der Roboter jedoch während<br />

der Zeiten des Werkereingriffs seine Geschwindigkeit reduzie-<br />

ren. Dabei ist zu beachten, dass die Geschwindigkeitsüberwachung<br />

unbedingt sicherheitsgerichtet ausgelegt sein muss. Ist sie nicht gemäß<br />

EN ISO 10218 als Sicherheitsfunktion in den Roboter integriert<br />

worden, muss immer die maximale Geschwindigkeit angenommen<br />

werden. Unterschiedliche Leichtbauroboter vereinfachen die Einbindung<br />

von MRK-Lösungen, da sie aufgrund der geringeren Massenträgheitsmomente<br />

bei einem Zusammenstoß systemseitig geringere<br />

dynamische Kräfte erzeugen.<br />

Darstellung des Kraft- oder Druckverlaufs<br />

Bild: DIN ISO/TS15066, Phoenix Contact<br />

56 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


SICHERHEITSSYSTEME<br />

AUTOMATISIERUNG<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

Grenzwerte für spezifische Körperbereiche<br />

Zur Umsetzung einer sicheren Roboteranlage reicht es allerdings<br />

nicht, wenn lediglich Leichtbauroboter eingesetzt werden. In der EN<br />

ISO 10218 sind die Sicherheitsanforderungen für den Bau und die<br />

Integration von Robotern beschrieben. Der Standard umfasst auch<br />

die Forderung nach einer Leistungs- und Kraftbegrenzung. Die in einer<br />

früheren Ausgabe aufgeführte maximale Leistung von 80 W sowie<br />

maximale Kraft von 150 N wurden in der Folgeversion der Norm<br />

wieder gestrichen, weil Erkenntnisse belegen, dass diese Werte<br />

nicht für alle Körperregionen einen ausreichenden Schutz bieten.<br />

Die aktuelle Ausgabe EN ISO 10218-1:2011 verweist hinsichtlich des<br />

Betriebs von kollaborierenden Robotern auf die ISO/TS 15066, die<br />

zusätzliche Informationen und Hinweise beinhaltet. So enthält die<br />

ISO/TS 15066 im informativen Anhang biomechanische Grenzwerte<br />

für spezifische Körperbereiche. Durch die Festlegung derartiger Daten<br />

am Körpermodell sollen Belastungen vermieden werden, die im<br />

Fall eines Kontakts zwischen Bedienperson und Roboter zu Verletzungen<br />

führen könnten. Dabei sind sowohl die Kraftgrenzen als<br />

auch der zulässige Druck einzuhalten. Bei einer großen Kontaktoberfläche<br />

erweist sich eher die Kraftgrenze als begrenzender Faktor,<br />

während bei einer kleinen Fläche eher die Druckgrenze entscheidend<br />

ist. Große sowie abgerundete Flächen wirken sich positiv aus.<br />

Frühzeitige Berücksichtigung sämtlicher Parameter<br />

Welche Grenzen zu erfüllen sind, wird durch eine eingehende Risikobeurteilung<br />

unter Berücksichtigung der ISO/TS 15066 definiert.<br />

Bereits bei der Planung der Anlage müssen sämtliche Parameter für<br />

eine MRK-Anwendung beachtet werden. Auf diese Weise lässt sich<br />

frühzeitig vor der Beschaffung und Errichtung von Roboter und<br />

Werkzeugen erkennen, ob eine geeignete Auswahl getroffen worden<br />

ist, die Schutzkonzepte passen oder ob der Prozess anders konzipiert<br />

werden muss. Durch Fehlplanung entstehende Kosten können<br />

somit verhindert werden. Für den jeweiligen Einsatzzweck ist<br />

also zu beurteilen, inwieweit bei der Anwendung mit den entsprechenden<br />

Vorrichtungen und Greifwerkzeugen die zulässigen Kraftund<br />

Druckwerte unter Berücksichtigung der Körperregion eingehalten<br />

werden. Zu diesem Zweck sind die Geometrien der Kontaktflächen<br />

baldmöglichst in die Überlegungen einzubeziehen.<br />

Bei einer potenziellen Klemmung können für einen sehr kurzen Zeitraum<br />

Spitzenwerte von Kraft und Druck entstehen. Diese Spitzenwerte<br />

dürfen den Wert für den maximalen transienten Kontakt nicht<br />

überschreiten. Nach 0,5 s ist dann ein Übersteigen des Wertes für<br />

den quasistatischen Kontakt nicht mehr zulässig. Die Kräfte lassen<br />

sich mit speziellen Messgeräten dynamisch kontrollieren.<br />

Risikobeurteilung der gesamten Applikation<br />

Wie schon erwähnt, haben die Geschwindigkeiten in Kombination<br />

mit der Masse von Roboter und Körper ebenfalls einen maßgeblichen<br />

Einfluss auf die auftretenden Kräfte. Der zulässige Geschwindigkeitsgrenzwert<br />

für den transienten Kontakt – also den freie Stoß<br />

– kann unter Berücksichtigung der effektiven Masse des Roboters,<br />

der maximalen Druck- respektive Kraftwerte, der effektiven Federkonstanten<br />

sowie der effektiven, jeweils auf die Körperregion bezogenen<br />

Masse errechnet werden. Wird die sichere Geschwindigkeit<br />

erst durch die Detektion von Personen eingeleitet, ist zu beachten,<br />

dass die jeweiligen Sicherheitsabstände für die Sensorik ermittelt<br />

werden müssen. Hierbei hat der Planer auch die Annährungsgeschwindigkeit<br />

des Menschen zu bedenken.<br />

Sind alle Maßnahmen realisiert, müssen sie anschließend validiert<br />

und dokumentiert werden. Kräfte, die möglicherweise vorkommen<br />

können, sind über eine Messung zu prüfen. Als unvollständige Maschine<br />

bildet der Roboter selbst nur zusammen mit den für die Arbeitsaufgabe<br />

notwendigen Greifern und Vorrichtungen eine vollständige<br />

Maschine gemäß Maschinenrichtlinie. Vor diesem Hintergrund<br />

ist bei der Risikobeurteilung immer die gesamte Applikationen mit<br />

sämtlichen Bestandteilen in die Überlegungen einzubeziehen.<br />

Komplettes Leistungsspektrum in allen Zyklusphasen<br />

Wie bei jeder Maschine muss der Anlagenbauer respektive Systemintegrator<br />

auch für die Roboterapplikation eine EG-Konformitätserklärung<br />

ausstellen und ein CE-Zeichen anbringen. Die Mitarbeiter<br />

des Competence Center Safety von Phoenix Contact unterstützen<br />

im Bereich der funktionalen Sicherheit und Maschinenrichtlinie in allen<br />

Phasen des Sicherheitslebenszyklus mit umfassenden Dienstleistungen<br />

und Schulungen.<br />

ge<br />

www.phoenixcontact.de/safety<br />

Darstellung des Sicherheitslebenszyklus<br />

Bild: Phoenix Contact<br />

Geschwindigkeiten zur Ermittlung der Sicherheitsabstände<br />

Weitere Informationen<br />

bietet das DGUV-Dokument:<br />

http://hier.pro/j91pg<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong> 57


AUTOMATISIERUNG<br />

SICHERHEITSSYSTEME<br />

Auch wenn sich die Cobots langsam bewegen, generell kann ein Roboterarm einem Bediener lebensbedrohlich nah kommen<br />

Bild: Sick<br />

Cobots Claus, Clara & Co: kollaborative <strong>Robotik</strong> mit Sick-Safety<br />

Schlanke MRK-Lösung bei Continental<br />

Die zunehmende Modell- und Variantenvielfalt an Fahrzeugmodellen und Derivaten bei kürzeren<br />

Produktlebenszyklen in der Automobilindustrie erhöht auch die Dynamik bei Zulieferern wie Continental.<br />

In starr verketteten Fertigungslinien wirken sich Veränderungen und Störungen an einzelnen Stationen<br />

auf die Ausbringung der gesamten Linie gravierend aus. Je größer die Störungen ausfallen, desto<br />

schwieriger wird eine Kompensation. Mobile Cobots gestalten den Komponenten-Test nun flexibel.<br />

Achim Sorg und Niclas Steidl, Sick Vertriebs-GmbH, Düsseldorf, und Simon Ruenzi Sick AG, Waldkirch<br />

Im Werk Babenhausen laufen rund um die Uhr alle 15 s Komponenten<br />

für Auto-Cockpits vom Band. Da ist wenig Luft nach oben,<br />

um Stillstandszeiten aufzuholen. Deshalb ersetzt Continental derzeit<br />

starre Prüf- und Bestückungslinien durch flexible redundante<br />

kollaborative Prüflinien: Die Cobots Claus und Clara bestücken die<br />

Prüfautomaten, und zwar dort, wo sie benötigt werden. Beschäftigte<br />

gehen ihnen, wenn nötig, sozusagen zur Hand. Für die Sicherheit<br />

im kollaborativen Miteinander sorgt eine Safety-Lösung von Sick bestehend<br />

aus Sicherheits-Laserscannern S300, Sicherheitsschaltern<br />

TR4 und Software-programmierbaren Sicherheitssteuerungen Flexi<br />

Soft. In der komplett neu aufgebauten Prüflinie gibt es drei Prüfstände,<br />

die mit Robotern (Cobots) bestückt werden. Der Cobot nimmt<br />

sich ein Teil von einem Band, legt das in den Prüfautomaten ein,<br />

nimmt das geprüfte Gerät wieder mit und legt das auf ein nächstes<br />

Band.<br />

Effiziente Mensch-Roboter-Kollaboration<br />

„Claus (Clever automatisiertes universelles Roboter-System) und<br />

Clara (Clever automatisierte Roboter Applikation) sind halbmobile<br />

Leichtbauroboter, die stationär arbeiten, aber mobil einsetzbar sind“,<br />

beschreibt Heiko Liebisch, Industrial Engineering, Robotics, Continental<br />

Automotive GmbH, die Cobots und ihre Vorteile: „Mit diesem<br />

Konzept ist es möglich, den Roboter auszuheben und für eine andere<br />

Schicht an einen anderen Platz zu fahren. Somit besteht die Möglichkeit,<br />

an zwei Anlagen mit denselben Robotern zu arbeiten.“<br />

„Alles, was zum Thema Sicherheit in dem ganzen System steckt,<br />

wird über die Sicherheitssteuerung Flexi Soft gesteuert. D.h., die<br />

Flexi Soft schaut nach, ob der codierte Sicherheitsschalter da ist.<br />

Wenn nicht, dann passiert gar nichts. Dann löst sie eine Fehlermeldung<br />

aus. Wenn der Schalter verifiziert wird, laden die Sicherheits-<br />

Laserscanner (S300 Advanced) die Feldsätze, die passend zu dem<br />

Arbeitsplatz hinterlegt sind und geben dem Cobot überhaupt erst<br />

einmal die Freigabe, sein Programm zu laden und starten zu können“,<br />

beschreibt Heiko Liebisch die Initialisierung.<br />

Die Linie bietet die Möglichkeit, ausgeschleuste Prüfteile wieder als<br />

Rückläufer in die laufende Anlage zu bringen. Hierfür geht ein Bediener<br />

im laufenden Betrieb zur Prüfanlage bzw. zum Cobot, legt das<br />

58 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


SICHERHEITSSYSTEME<br />

AUTOMATISIERUNG<br />

Für die Sicherheit sorgt eine Safety-Lösung bestehend aus Laserscannern,<br />

Sicherheitsschaltern und Sicherheitssteuerung Flexi Soft<br />

Bild: Sick<br />

Mit der Software FlexiSoftDesigner werden die Applikationen programmiert,<br />

parametriert und überwacht<br />

Bild: Sick<br />

Prüfteil irgendwohin, wo gerade Platz ist, läuft wieder raus und der<br />

Cobot weiß selbstständig, da liegt was, das muss ich noch prüfen<br />

und macht ganz normal weiter. Die Sicherheits-Laserscanner, die<br />

diagonal angebracht für die Rundum-Überwachung sorgen, zeigen<br />

frontseitig per Leuchtmelder in Ampelfarben die Schutzfeldzonen<br />

bzw. deren Verletzung an. Damit Bediener dies quasi bereits im Augenwinkel<br />

wahrnehmen können, leuchtet der ganze Korpus unter<br />

dem Cobotarm entsprechend der Signalampel-Automatik. Im kollaborativen<br />

Modus gibt Claus ein gelbes Signal und reduziert die Geschwindigkeit.<br />

Im roten Modus bleibt er komplett stehen. Verlässt<br />

der Bediener das rote Schutzfeld, läufen das System und somit<br />

Claus automatisch wieder an. Der Bediener muss nicht quittieren.<br />

Am Anfang steht die<br />

Risikobeurteilung – auch bei Cobots<br />

Auch wenn Claus und Clara sich relativ langsam bewegen, generell<br />

kann ein Roboterarm einem Bediener lebensbedrohlich nah kommen.<br />

„Man muss immer das Gesamtkonzept beurteilen; deswegen<br />

haben wir die Greifer, die wir vorne einsetzen, lasergesintert – ohne<br />

spitze Kanten, alles verrundet.“ Auch der Kollaborationsraum muss<br />

grundlegende Anforderungen erfüllen, z. B. hinsichtlich von Mindestabständen<br />

zu angrenzenden begehbaren Bereichen mit<br />

Quetsch- oder Einklemmgefahren. Normative Grundlage für die<br />

funktionale Sicherheit von MRK-Anwendungen sind zum einen generelle<br />

Normen wie die IEC 61508, die IEC 62061 und die ISO<br />

13849-1/-2. Darüber hinaus sind die ISO 10218-1/-2 zur Sicherheit<br />

von Industrierobotern und speziell die ISO TS 15066 über Roboter<br />

für den Kollaborationsbetrieb zu berücksichtigen. Das Team um Heiko<br />

Liebisch hat sich bzgl. der Auslegung, Richtlinien, gesetzlichen<br />

Vorgaben und Normen für <strong>Kollaborative</strong> <strong>Robotik</strong> von Sick beraten<br />

und schulen lassen.<br />

Funktionale Sicherheit bei der<br />

Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK)<br />

Arbeiten Mensch und Maschine jetzt noch enger und dennoch sicher<br />

zusammen, ist die funktionale Sicherheit in modernen Fertigungssystemen<br />

ein Schritt auf dem Weg zu mehr Flexibilität. Hierzu<br />

sind nicht nur ein umfassendes Verständnis der Roboteranwendungen,<br />

sondern auch Fachwissen bei der Risikobewertung und das<br />

entsprechende Portfolio an Sicherheitslösungen notwendig. Bei bestimmten<br />

Anwendungen müssen der Mensch und der bewegte Roboter<br />

eng miteinander interagieren. In diesen sogenannten kollaborativen<br />

Szenarien stellen Kraft, Geschwindigkeit, Bewegungsbahnen<br />

des Roboters und das Werkstück Gefahren für den Werker dar.<br />

Diese müssen entweder durch inhärente Schutzmaßnahmen oder<br />

zusätzliche Maßnahmen zur Risikominderung beschränkt werden.<br />

Ein Beispiel, wie die Vernetzbarkeit mehrerer Sicherheits-Laserscanner<br />

die Lösung der Applikation erleichtert, ist die lückenlose<br />

360°-Rundum-Absicherung von Robotern oder AGVs und AGCs mit<br />

S300 Mini, S300, S3000 oder dem microScan3 Core im Verbund mit<br />

der Sicherheitssteuerung Flexi Soft. Die herstellerspezifische EFI-<br />

Schnittstelle (Enhanced Function Interface) erlaubt eine direkte sicherheitsgerichtete<br />

Kommunikation der Geräte untereinander. Die<br />

Nutzung dieser Schnittstelle minimiert den sonst erforderlichen, hohen<br />

Verkabelungsaufwand für den Anwender – und damit gleichzeitig<br />

auch das Risiko von Verdrahtungsfehlern insbesondere in der Inbetriebnahmephase.<br />

Durch die zentrale Integration der Flexi Soft im<br />

Fahrzeug oder Roboterkorbus ist neben der einfachen Konfiguration<br />

auch eine verbesserte Diagnose des Laserscanner-Gesamtsystems<br />

von einer Stelle aus möglich. Heiko Liebisch und Dejan Pfaff haben<br />

die 4.0-Prüflinie der Continental Automotive geplant und die Cobots<br />

konstruiert. Weitere werden folgen.<br />

ge<br />

www.sick.de<br />

Weitere Informationen über die<br />

Sensorlösungen für mobile Plattformen<br />

http://hier.pro/Bl5a0<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong> 59


MASCHINENELEMENTE<br />

MONTAGE- & HANDHABUNG<br />

Bild: Transfluid Maschinenbau<br />

Die Biegeroboter können kurze oder lange Rohre gleichermaßen effektiv biegen<br />

Effizientes Biegesystem für kurze und lange Rohre<br />

Flexiblere Fertigungszelle mit<br />

biegenden Robotern und Kodierung<br />

Ein von Transfluid entwickeltes Automationssystem biegt 6 m lange Rohre mit kleinem Durchmesser bei<br />

konstant hoher Geschwindigkeit. Gleichzeitig ist die Fertigungszelle in der Lage, kürzere Rohrleitungen<br />

von 500 mm mit vielfältiger Bogengeometrie in großen Stückzahlen zu fertigen. Damit die Produktion<br />

sicher, schnell und sorgfältig umgesetzt werden kann, hat der Maschinenbauer zwei Roboter, die als<br />

Biegemaschinen im Einsatz sind, mit jeweils unterschiedlichen Magazinen ausgestattet.<br />

Gerd Nöker, Geschäftsführer, Transfluid Maschinenbau GmbH, Schmallenberg<br />

Sind die Anforderungen komplex, ist eine Lösung gefragt, die<br />

dynamisch und vielseitig zum Ergebnis führt. Und manchmal<br />

auch gleich zu mehreren, wie bei diesem aktuellen Projekt der<br />

Transfluid Maschinenbau GmbH. Hier biegt das speziell entwickelte<br />

Automationssystem 6 m lange Rohre mit kleinem Durchmesser<br />

bei konstant hoher Geschwindigkeit. Gleichzeitig ist die Transfluid-<br />

Fertigungszelle in der Lage, kürzere Rohrleitungen von 500 mm mit<br />

vielfältiger Bogengeometrie in großen Stückzahlen zu fertigen. Anspruchsvoll<br />

ist ebenfalls die Handhabung der beschichteten Rohre<br />

im Prozess. Denn bei den empfindlichen Oberflächen bedarf es<br />

besonderer Vorsicht und Sorgfalt im Rahmen der Bearbeitung.<br />

Kettenförderer und clevere Kodierung<br />

Damit die Fertigung sicher, schnell und sorgfältig umgesetzt werden<br />

kann, hat Transfluid zwei Roboter – die als Biegemaschinen im Einsatz<br />

sind – mit jeweils unterschiedlichen Magazinen ausgestattet.<br />

Ein Magazin ist ein sogenannter Kettenförderer. Er führt dem Biegeroboter<br />

lange Rohre zu. Anhand der vorher per Kodierung markierten<br />

Rohre erkennen die Roboter, welche Geometrien sie umsetzen<br />

müssen. Dabei sind sie in der Lage, ein langes Rohr jeweils von<br />

einer Seite zur Mitte hinzubiegen. Im Anschluss an die Bearbeitung<br />

wird das Werkstück auf einer Rutsche abgelegt.<br />

Zusätzlich verfügt die Biegezelle über einen separaten Stufenförderer.<br />

Er führt die kurzen Rohrlängen zu – falls erforderlich auch zwei<br />

unterschiedliche Rohre. Jeder Roboter verarbeitet dann je nach Fall<br />

eine andere Geometrie oder Rohre mit einem anderen Durchmesser.<br />

So kann sehr effizient eine größere Serie kurzer Bauteile parallel<br />

gefahren werden. Und ebenso effektiv auch lange Bauteile.<br />

60 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


Bild: Transfluid Maschinenbau<br />

Wie bei jeder herkömmlichen Biegemaschine können auch die<br />

Biegeroboter über einen Datenfile direkt aus dem CAD-System die<br />

notwendigen Daten laden und in eine Biegegeometrie umwandeln<br />

Besuchen Sie uns auf der<br />

AUTOMATICA <strong>2018</strong>:<br />

Halle A5, Stand 303<br />

Bild: Transfluid Maschinenbau<br />

Neuester Stand. Nicht Standard.<br />

Innovativ, funktional, effizient: Mit Vakuum-Komponenten<br />

und Spezialgreifern von Schmalz holen Sie stets das Beste<br />

aus Ihrem Automationssystem.<br />

Ein Magazin ist ein sogenannter Stufenförderer; er führt dem<br />

Biegeroboter Rohre zu<br />

Für große Einsatzvielfalt<br />

„Eine weitere Herausforderung bei der Entwicklung unserer Automationslösung<br />

war es, dass die Rohre alle beidseitig mit umgeformten<br />

Enden versehen sind oder hier bereits über aufgezogene<br />

Schneidringe verfügen“, so Stefanie Flaeper, Geschäftsführerin bei<br />

Transfluid. „Per Robotertechnik kann an beiden bereits montierten<br />

Enden mit extrem kurzer Distanz zum Bogen mit der Biegegeometrie<br />

begonnen werden. Und der Ablauf – erst die Enden präparieren<br />

und dann biegen – kann mit dieser Biegetechnik konsequent bei<br />

allen Rohren umgesetzt werden.“<br />

Damit ist die vorherige Bearbeitung der Enden um ein Vielfaches<br />

kostengünstiger und schneller realisierbar. Es gibt keine geome -<br />

trischen Einschränkungen durch diesen Ablauf, und das Rohr kann<br />

vorher mit Stopfen verschlossen werden. So ist es nach dem<br />

Biegen sofort einsetzbar.<br />

Datenfile zum Biegen direkt aus dem CAD-System<br />

Zusätzlich zur Flexibilität sorgt eine weitere Stärke des Automa -<br />

tionssystems für einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Die Roboter<br />

müssen nicht programmiert werden. Wie bei jeder herkömm -<br />

lichen Biegemaschine können auch die Biegeroboter über ein<br />

Datenfile direkt aus dem CAD-System die notwendigen Daten<br />

laden und in eine Biegegeometrie umwandeln. So gehört auch die<br />

Hemmschwelle des Programmierens der Vergangenheit an. Und<br />

online können die Systeme mit allen relevanten Messsystemen<br />

verknüpft werden.<br />

bec<br />

www.transfluid.net<br />

Detaillierte Informationen zu Automatisierungs -<br />

systemen für die Rohrbearbeitung:<br />

hier.pro/FwUSq<br />

WWW.SCHMALZ.COM/AUTOMATION<br />

T: +49 7443 2403-201<br />

J. Schmalz GmbH · Johannes-Schmalz-Str. 1 · 72293 Glatten · schmalz@schmalz.com<br />

THE GEAR COMPANY<br />

19. – 22. Juni <strong>2018</strong><br />

Messe München<br />

Halle B6<br />

Stand B6.515<br />

Die neue Roboter-Generation<br />

hat gut lachen.<br />

Königsklasse trifft <strong>Robotik</strong>. Denn das einzigartige DynaGear Getriebe gibt<br />

es dank neuem Roboterflansch jetzt auch für weitere <strong>Robotik</strong>-Anwendungen.<br />

Mit schneller, einfacher Adaption entsprechender Komponenten durch<br />

den Roboterflansch. Mit neuentwickelter Hohlwelle für Kabel- und Mediendurchführung.<br />

In Verbindung mit der großen Übersetzungsvielfalt, bei gleichbleibender<br />

Baugröße, bietet das DynaGear damit Vorteile für Anwender in<br />

Automation und <strong>Robotik</strong>.<br />

Telefon: 07157 123-0 . www.graessner.de


MASCHINENELEMENTE<br />

MONTAGE- & HANDHABUNG<br />

Roboter für die Spritzgusstechnik: Stone Plastics setzt auf Eigenentwicklung und verwendet Rollon-Linearachsen<br />

Schnelle Entnahme von Kunststoffteilen<br />

Standardroboter zur Entnahme von Spritzgussteilen sind häufig teurer und weniger flexibel als Eigenentwicklungen.<br />

Deshalb baut die amerikanische Stone Plastics & Manufacturing Inc. ihre kartesischen<br />

Roboter selbst und verwendet dafür Rollon-Linearachsen. Als idealer Automatisierungspartner bietet<br />

das Düsseldorfer Unternehmen eine große Vielfalt an modularen Systemlösungen. Diese bilden die<br />

Basis für die Automatisierung von Prozessen vor allem in der Handhabung, Fertigung und Logistik.<br />

Für die x-, y- und z-Achsen setzt Stone Plastics auf die Smart-Serie von Rollon.<br />

Klaus-J. Hermes, Marketingleiter, Rollon GmbH, Düsseldorf<br />

Stone Plastics betreibt<br />

68 Spritzgussmaschinen<br />

mit Größen von 8 bis 1000 t,<br />

die hauptsächlich für Produkte<br />

der Auto mobil- und<br />

Verbrauchsgüterindustrie<br />

eingesetzt werden<br />

Bild: Rollon<br />

Stone Plastics baut im eigenen Haus anwenderspezifisch<br />

anpassbare kartesische Roboter für die Herstellung von<br />

Kunststoff teilen. So kann das Unternehmen die Kosten besser steuern<br />

und überwachen und mehr Branchen bedienen. Für die linearen<br />

Bewegungen seiner Roboter setzt Stone Plastics Linearachsen von<br />

Rollon ein. Bei der Entnahme von Kunststoffteilen aus den Spritzgussformen<br />

spielen diese Linearachsen eine besonders wichtige<br />

Rolle.<br />

Anwenderspezifische Roboter für die Teileentnahme<br />

Stone Plastics betreibt 68 Spritzgussmaschinen mit Größen von<br />

22 bis 1000 t, die hauptsächlich für Produkte der Automobil- und<br />

Verbrauchsgüterindustrie eingesetzt werden. Dazu kommen etwa<br />

800 verschiedene Formen mit jeweils bis zu 16 Kavitäten. Neben<br />

den Teilen für die Auto- und Verbrauchsgüterindustrie produziert<br />

Stone Plastics Kunststoffteile für andere Branchen wie Möbelhersteller,<br />

Freizeiteinrichtungen oder die Hersteller von Baumaschinen<br />

und Werkzeugen.<br />

Die anwenderspezifischen Dreiachsroboter von Stone Plastics mit<br />

Werkzeugen am Ende des Arms (end-of-arm tooling oder Eoat) entnehmen<br />

die Kunststoffteile aus den Formen. Das Eoat-Werkzeug ist<br />

mit Saugnäpfen ausgestattet, die die fertigen Teile anheben und<br />

auf einem Förderband ablegen. Die durchschnittlichen Zykluszeiten<br />

liegen dabei je nach Anwendung zwischen 10 und 30 s.<br />

Stone Plastics baut im eigenen Haus anwenderspezifisch anpassbare<br />

kartesische Roboter für die Herstellung von Kunststoffteilen, um die<br />

Kosten besser steuern und überwachen zu können<br />

Flächeneffizienz intelligent erhöht<br />

Dank des Einsatzes eigener Entwicklungen kann Stone Plastics<br />

auch seine Produktionsflächen effizienter nutzen. So können die<br />

Teile jetzt am Ende der Presse statt wie bisher an der Seite der<br />

Presse entnommen werden. Dadurch können die Pressen näher<br />

zusammenrücken. Außerdem können die Bedienplätze für mehrere<br />

Pressen dicht beieinander angeordnet werden, um das Material<br />

direkt am Gang effizient zu handhaben. Da Ausfallzeiten kostenträchtig<br />

sind, benötigte man bei Stone Plastics zuverlässige Linearachsen.<br />

Nach der Überprüfung ihrer technischen Eigenschaften,<br />

ihrer Leistungsmerkmale und ihrer Fähigkeiten war schnell klar,<br />

dass Rollon-Linearachsen die logische Lösung waren.<br />

Stone Plastics setzt bei ihren Dreiachsrobotern drei verschiedene<br />

Rollon-Linearachsen ein:<br />

• R-Smart 160 SP6 für die x-Achse<br />

• R-Smart 120 SP4 für die y-Achse<br />

• S-Smart 65 SP für die z-Achse<br />

Bild: Rollon<br />

62 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


MONTAGE- & HANDHABUNG<br />

MASCHINENELEMENTE<br />

Die Achsen der R-Smart Serie sind wegen ihrer hohen Belastbarkeit<br />

und ihrer geringen Abmessungen die ideale Lösung für Stone Plastics<br />

Linearachsen der Smart-Serie bieten genau die richtigen Leistungsmerkmale:<br />

• hohe Geschwindigkeit und Beschleunigung<br />

• hohe Belastbarkeit<br />

• hohes zulässiges Biegemoment<br />

• geringe Reibung<br />

• lange Lebensdauer<br />

• geringe Geräuschentwicklung<br />

Die Achsen R-Smart 120 und 160 sind wegen ihrer hohen Belastbarkeit<br />

und ihrer geringen Abmessungen die ideale Lösung. Die Serie<br />

R-Smart erreicht ihre Leistungswerte mit zwei parallelen Profilschienen<br />

anstelle einer einzelnen Profilschiene. Ein weiterer Vorteil der<br />

hohen Momentübertragung ist die Tatsache, dass ein freitragendes<br />

Portal eingesetzt werden kann, wenn der Platz knapp ist. Statt eines<br />

Portalsystems kann die R-Smart auch in einem freitragenden<br />

xyz-System eingesetzt werden.<br />

Bild: Rollon<br />

Robust und wirtschaftlich<br />

Die S-Smart-z-Achse ist hauptsächlich wegen ihres günstigen Preis-<br />

Leistungs-Verhältnisses ausgewählt worden. Sie hat einen robusten<br />

und gut konzipierten festen Antriebskopf aus eloxiertem Aluminium<br />

sowie ein robustes Profil aus stranggepresstem Aluminium mit<br />

einem Querschnitt von 65 mm. Diese hochwertige Linearachse wird<br />

von einem Polyurethanriemen mit Stahllitzen in einer Omega-<br />

Konfiguration angetrieben. Die Lasten werden von einer einzelnen<br />

Linear-Profilführungsschiene mit zwei Führungswagen mit Kugelumlauflagern<br />

problemlos getragen. Das senkt nicht nur die Kosten<br />

gegenüber doppelten Linearachsen für die x-Achse, sondern<br />

vermeidet auch zusätzliche Komplikationen und Kosten durch<br />

Steuerungen, Getriebe, Motoren, Verbindungswellen usw. Durch<br />

den Einsatz der R-Smart in den x- und y-Achsen spart Stone Plastics<br />

sowohl kurz- als auch langfristig.<br />

bec<br />

www.rollon.de<br />

Detaillierte Informationen zu den Linearachsen der<br />

Smart-Baureihen:<br />

hier.pro/JNuFk<br />

Automatica: Halle A5, Stand 328<br />

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Global. Modern. Dynamisch.<br />

Spitzenqualität auf höchstem Niveau.<br />

KTS+ Silence<br />

„Darf es etwas leiser sein.“<br />

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K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 00 <strong>2018</strong> 63


WERKSTOFFE/VERFAHREN<br />

LEICHTBAU<br />

Gurkenflieger werden die landwirtschaftlichen Fahrzeuge genannt, auf denen bis zu 50 Erntehelfer im Einsatz sind<br />

Bild: Fraunhofer IPK<br />

Aus Leichtmodulen aufgebauter Dual-Arm-Roboter für die automatisierte Gurkenernte<br />

Grüne Objekte in grünem Umfeld orten<br />

Nicht nur automatisierungsintensive Branchen wie die Automobilindustrie setzen auf Roboter – auch<br />

in Teilen der Landwirtschaft ersetzen Automationssysteme immer häufiger die mühevolle Handarbeit:<br />

Im EU-Projekt Catch entwickelt und testet das Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und<br />

<strong>Konstruktion</strong>stechnik IPK derzeit einen Dual-Arm-Roboter für die automatisierte Gurkenernte.<br />

Die Leichtbaulösung soll den Gurkenanbau in Deutschland rentabel halten.<br />

Britta Widmann, Redakteurin und Pressereferentin, Fraunhofer-Gesellschaft, München<br />

Einlegegurken werden hierzulande von Hand geerntet, meist<br />

mithilfe von Gurkenfliegern, Fahrzeugen mit angebauten Tragflächen.<br />

Die Erntehelfer liegen bäuchlings auf den landwirtschaft -<br />

lichen Maschinen und pflücken die Gurken. Aufgrund der aufwen -<br />

digen und kräftezehrenden Handarbeit wird diese Form der Ernte<br />

zunehmend unwirtschaftlich. Hinzu kommt, dass sich seit der Einführung<br />

des Mindestlohns in Deutschland die Kosten pro Frucht<br />

erhöht haben. Vielen deutschen Anbauregionen droht deshalb das<br />

Aus: Schon jetzt verlagert sich der Gurkenanbau nach Osteuropa<br />

und Indien.<br />

Das Projekt<br />

PLUS<br />

Das Projekt „Cucumber Gathering – Green Field Experiments<br />

Catch“ wird im Rahmen von Echord++ Experiment aus<br />

Mitteln der EU gefördert. Echord zielt auf die Einführung von<br />

<strong>Robotik</strong>technologien in die Industrie. Die Forschung erfolgt<br />

in Konsortien aus Wissenschaft und Industrie. Partner im<br />

Projekt Catch sind neben dem Fraunhofer IPK:<br />

• CSIC-UPM Centre for Automation and Robotics, Spanien<br />

• Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB)<br />

Verbesserte Erntetechnologien sind daher dringend erforderlich, um<br />

den Gurkenanbau in Deutschland rentabel zu halten. Gemeinsam<br />

mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Spanien und<br />

Deutschland untersuchen Experten des Fraunhofer IPK in Berlin im<br />

EU-Projekt Catch – kurz für Cucumber Gathering - Green Field Experiments<br />

– das Automatisierungspotenzial der Gurkenernte. Partner<br />

im Projekt sind das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie<br />

(ATB), Potsdam, und das spanische CSIC-UPM Centre for Automation<br />

and Robotics.<br />

Ziel der Forscher: ein aus Leichtmodulen aufgebautes, kostengünstiges<br />

Dual-Arm-Robotersystem zu entwickeln und zu testen, das<br />

sich für die automatisierte Gurkenernte, aber auch für andere landwirtschaftliche<br />

Anwendungen nutzen lässt. Der Ernteroboter soll<br />

kostengünstig, leistungsstark und zuverlässig sein und selbst bei<br />

widrigen Witterungsbedingungen erntereife Gurken erkennen und<br />

diese dann mit seinen beiden Greifarmen schonend pflücken und<br />

ablegen. Dabei helfen moderne Steuerungsverfahren, die den Roboter<br />

mit taktilem Feingefühl ausstatten und die Anpassungsfähigkeit<br />

an Umgebungsbedingungen ermöglichen. Sie erlauben ihm auch,<br />

menschliche Bewegungen zu imitieren. So will man u. a. vermeiden,<br />

dass die Pflanzen beschädigt oder gar mitsamt Wurzelwerk aus dem<br />

Boden gezogen werden. Eine weitere Voraussetzung: Der automa -<br />

tisierte Erntehelfer muss mindestens so effektiv sein wie die Pflücker.<br />

Ein geübter Pflücker schafft bis zu 13 Gurken pro Minute.<br />

Blog zum EU-Projekt Catch: hier.pro/rN3Z0<br />

64 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


LEICHTBAU<br />

WERKSTOFFE/VERFAHREN<br />

Der Prototyp des Dual-Arm-Robotersystems bei ersten Feldtests<br />

Bild: Fraunhofer IPK<br />

Die auf Basis der OpenBionics Robot Hand modifizierte Gurken-Hand<br />

des Fraunhofer IPK im Ernteeinsatz<br />

Bild: Fraunhofer IPK<br />

Hohe Trefferquote<br />

Optisches und taktiles Erfassen, Beurteilen und Bewerten ist eine<br />

große Herausforderung für autonome Systeme. Noch größer wird<br />

sie, wenn wie bei der Gurkenernte grüne Objekte in grünem Umfeld<br />

geortet werden müssen. Darüber hinaus wachsen die Früchte ungeordnet<br />

auf dem Feld und sind mitunter von Blättern verdeckt. Veränderliche<br />

Lichtverhältnisse erschweren die Aufgabe zusätzlich. Multispektralkameras<br />

und intelligente Bildverarbeitung sollen helfen, die<br />

Gurken zu lokalisieren und die Greifarme des Roboters an die rich -<br />

tige Stelle zu dirigieren. Diese Aufgabe obliegt dem spanischen Projektpartner<br />

CSIC-UPM. Ein spezielles Kamerasystem gewährleistet,<br />

dass die Gurken mit einer hohen Trefferquote von etwa 95 % registriert<br />

und lokalisiert werden. Geplant ist jedoch, alle reifen Gurken<br />

zu pflücken, um das Wachstum der neuen, nachwachsenden<br />

Gurken nicht zu behindern. Das Fraunhofer IPK hat die Roboterarme<br />

mit je fünf Freiheitsgraden auf Basis von Hardwaremodulen der in<br />

Köln ansässigen Igus GmbH entwickelt.<br />

„Die Leichtbaulösung soll<br />

den Gurkenanbau in Deutschland<br />

rentabel halten.“<br />

Suchen nach menschlichem Vorbild<br />

Aufgabe der IPK-Experten im Projekt ist es, drei verschiedene Greiferprototypen<br />

zu entwickeln: einen Greifer auf Basis von Vakuumtechnik,<br />

einen bionischen Greifbacken (FinRay) und eine auf Basis der<br />

OpenBionics Robot Hand modifizierte Gurken-Hand. Sie setzen dabei<br />

auf Arbeiten aus einem anderen europäischen Forschungs projekt<br />

auf, in dem sie bereits eine Dual-Arm-Robotersteuerung mit effizienter,<br />

aufgabenorientierter Programmierung für den Workerbot I entwickelt<br />

hatten, einen humanoiden Roboter für die industrielle Montage.<br />

Diese Steuerung wird jetzt für die Planung, Programmierung und<br />

Regelung des Roboterverhaltens bei der Gurkenernte erweitert.<br />

Die vorprogrammierten Verhaltensmuster ermöglichen dem Roboter<br />

das bi-manuelle Suchen der Gurken nach menschlichem Vorbild:<br />

„So kann er Blätter beispielsweise durch symmetrische und asymmetrische<br />

oder kongruente und inkongruente Bewegungen zur Seite<br />

schieben. Auch ein automatisches On-the-Fly-Bewegungswechseln,<br />

um sich einer identifizierten Frucht zu nähern und sie dann<br />

zu greifen, ist damit gegeben“, sagt Dr.-Ing. Dragoljub Surdilovic,<br />

Wissenschaftler am Fraunhofer IPK. Ziel der Forschenden ist eine<br />

intelligente Steuerung mit Urteilsvermögen, die die Aufgaben<br />

zwischen den Greifarmen verteilt, den Pflückprozess überwacht<br />

und Ausnahmen behandeln kann.<br />

Ein erster Feldtest des Robotersystems fand im Juli 2017 auf dem<br />

Versuchsfeld des Leibniz-Instituts für Agrartechnik und Bioökonomie<br />

mit verschiedenen Gurkensorten statt. Dabei wurde auch die Ernte<br />

neuer Sorten getestet – mit Merkmalen, die eine automatische<br />

Erkennung erleichtern. Die ersten Tests haben die grundlegenden<br />

Funktionen bestätigt. Seit Herbst 2017 setzen die Projektpartner<br />

ihre Experimente in einem ATB-Glashaus fort. Der Fokus der Untersuchungen<br />

liegt darauf, die Effizienz und Robustheit des Systems<br />

gegenüber Störungen zu prüfen. Nach Abschluss der Tests soll der<br />

Leichtbauroboter zur Marktreife geführt werden. Das Interesse<br />

seitens der Gurkenanbauer, Unternehmen und Landwirtschafts -<br />

verbände ist groß. Das Projekt wurde auf der Agritechnica 2017<br />

erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Auf dem Stand<br />

der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft DLG e.V. stieß das<br />

Exponat auf positives Feedback vonseiten der Fachwelt und<br />

verschiedener Unternehmen.<br />

bec<br />

www.ipk.fraunhofer.de<br />

Mehr Informationen zum Projekt Catch (Cucumber<br />

Gathering – Green Field Experiments) im Video:<br />

hier.pro/SbA5H<br />

Automatica: Halle A4, Stand 212<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong> 65


K|E|M<br />

INSERENTENVERZEICHNIS<br />

ACE Stoßdämpfer GmbH,<br />

Langenfeld .............................. 35<br />

AFAG Automation AG,<br />

CH-Huttwil .............................. 19<br />

ANT GmbH Antriebstechnik,<br />

Schweinfurt ............................ 53<br />

Chr. Mayr GmbH + Co. KG<br />

Antriebstechnik,<br />

Mauerstetten..........................<br />

41<br />

Fernsteuergeräte Kurt Oelsch<br />

GmbH, Berlin............................<br />

9<br />

Festo Vertrieb GmbH & Co. KG,<br />

Esslingen ................................ 23<br />

MS-GRAESSNER GmbH & Co.<br />

KG THE GEAR COMPANY,<br />

Dettenhausen ......................... 61<br />

VORSCHAU<br />

Bild: TU München/Micro-Epsilon<br />

Dr. Johannes Heidenhain GmbH,<br />

Traunreut ................................ 68<br />

IEF-Werner GmbH,<br />

Furtwangen ............................ 25<br />

Indunorm Bewegungstechnik<br />

GmbH, Waiblingen....................<br />

7<br />

ITM UNITEC GmbH,<br />

Backnang ................................ 33<br />

LACOM Vertriebs GmbH,<br />

Lauchheim .............................. 63<br />

Metrofunkkabel-Union GmbH,<br />

Berlin ...................................... 13<br />

MICRO-EPSILON-MESS-<br />

TECHNIK GmbH & Co. KG,<br />

Ortenburg ................................. 3<br />

Engineering-Know-how regelmäßig?<br />

Sonderausgabe <strong>Kollaborative</strong> <strong>Robotik</strong><br />

<strong>Robotik</strong> für den<br />

Praxisalltag<br />

Messe Automatica<br />

Seite 10<br />

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Engineering<br />

Magazin<br />

<strong>2018</strong><br />

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Titelstory – Seite 36<br />

Pleurobot vermittelt<br />

Know-how der Biomechanik<br />

Cobots machen MRK CE-konform<br />

Maschinen smart umsetzen<br />

Expertengespräch<br />

Seite 20<br />

Safety<br />

Seite 56<br />

Im Gespräch | „Cobots sind gerade für KMU interessant“<br />

Helmut Schmid, Geschäftsführer, Universal Robots Deutschland – Seite 14<br />

Online finden Sie uns unter<br />

www.kem.de, auf Twitter unter<br />

@<strong>KEM</strong><strong>Konstruktion</strong><br />

Schaeffler Technologies AG &<br />

Co. KG, Homburg .................... 11<br />

J. Schmalz GmbH, Glatten 61<br />

Schmidt-Kupplung GmbH,<br />

Wolfenbüttel ........................... 45<br />

SICK AG, Waldkirch...................<br />

2<br />

Tünkers Maschinenbau GmbH,<br />

Ratingen ................................. 27<br />

Türk & Hillinger GmbH,<br />

Tuttlingen .................................. 5<br />

VMA Verbindungs-Meß-u.<br />

Antriebstechnik GmbH,<br />

Großostheim .......................... 45<br />

Zimmer GmbH, Ettlingen 55<br />

Die <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> liefert monatlich Trend- und Praxiswissen für<br />

die Produktentwicklung. Schwerpunkte liegen auf dem Maschinen-<br />

Anlagenbau, Sonderausgaben beleuchten detailliert auch<br />

und<br />

a ngrenzende Branchen und Fachgebiete sowie Sonderthemen wie<br />

das Systems Engineering und die Automobilkonstruktion. Wenn<br />

Sie an einem Probeexemplar interessiert sind, schicken Sie uns<br />

doch ein Mail mit dem Betreff „Probe <strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong>“ an:<br />

kem.redaktion@konradin.de<br />

Mit dem Hyperloop in Rekordgeschwindigkeit von A<br />

nach B reisen – das ist die Vision von Tesla-CEO Elon<br />

Musk, der die Entwicklung dieses Fortbewegungsmittels<br />

antreibt. Bei diesen Hochgeschwindigkeitstransporten<br />

spielt präzise Sensorik für Überwachungsaufgaben<br />

eine wesentliche Rolle. So wird beispielsweise<br />

die Oberflächentemperatur der Antriebsräder durch<br />

äußerst kompakte Infrarot-Temperatursensoren von<br />

Micro-Epsilon in Echtzeit kontrolliert, aber auch Batteriespannung,<br />

Strom, Motortemperatur, Motordrehzahl,<br />

Beschleunigungen, Umgebungsdruck oder Druck im<br />

Pneumatiksystem sind wichtige Daten.<br />

INFO<br />

<strong>KEM</strong> <strong>Konstruktion</strong> – Sonderausgabe Verkehrstechnik – erscheint am 28.08.<strong>2018</strong><br />

ISSN 1612–7226<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Verlag:<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Redaktion:<br />

Chefredakteur:<br />

Dipl.-Ing. Michael Corban (co), Phone + 49 711 7594–417<br />

Stellvertretende Chefredakteure:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Gees (ge), Phone +49 711 7594–293;<br />

Johannes Gillar (jg), Phone + 49 711 7594–431;<br />

Redakteure:<br />

Dr.-Ing. Ralf Beck (bec), Phone +49 711 7594–424;<br />

Jörn Kehle (jke), Phone +49 711 7594–407;<br />

Irene Knap B.A. (ik), Phone +49 711 7594–446;<br />

Bettina Tomppert (bt), Phone +49 711 7594–286<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Gabriele Rüdenauer,<br />

Phone +49 711 7594–257<br />

E-Mail: kem.redaktion@konradin.de<br />

Layout:<br />

Matthias Rösiger, Phone +49 711 7594–273<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Andreas Hugel, Phone +49 711 7594–472<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 53 vom 1.10.2017<br />

Auftragsmanagement:<br />

Annemarie Olender, Phone +49 711 7594–319<br />

Leserservice:<br />

Ute Krämer,<br />

Phone +49 711 7594–5850<br />

Fax +49 711 7594–15850<br />

E-Mail: ute.kraemer@konradin.de<br />

<strong>KEM</strong> erscheint monatlich und wird kostenlos nur an<br />

qualifizierte Empfänger geliefert.<br />

Bezugspreise: Inland 85,00 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt.; Ausland: 85,00 € inkl. Versandkosten.<br />

Einzelverkaufspreis: 8,60 € inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier<br />

Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />

werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />

von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien: Jens Smith Partner ship, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: media@jens.demon.<br />

co.uk Schweiz: IFF media ag, Frank Stoll, Technoparkstr.3,<br />

CH-8406 Winterthur, Phone +41 52 633 08 88, Fax +41 52<br />

633 08 99, E-Mail: f.stoll@iff-media.ch USA: TD.A. Fox Advertising<br />

Sales, Inc., Detlef Fox, 5 Penn<br />

Plaza, 19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212<br />

8963881, Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung des Autors,<br />

nicht unbedingt die der Redaktion dar. Für unverlangt<br />

eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Alle in <strong>KEM</strong><br />

erscheinenden Beiträge sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Alle Rechte, auch Übersetzungen, vorbehalten. Reproduktionen<br />

gleich welcher Art, nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Verlages.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Stuttgart.<br />

Druck: Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen.<br />

Printed in Germany.<br />

© 2017 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen.<br />

EDA<br />

66 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> KOLLABORATIVE ROBOTIK <strong>2018</strong>


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mühelos gelingen?<br />

Einen Faden durchs Nadelöhr zu stecken, ist selbst für eine sehr ruhige Hand und ein scharfes Auge eine echte<br />

Herausforderung. Es gilt schließlich, sehr kleine Gegenstände positionsgenau aufzunehmen, kollisionsfrei durch<br />

den Raum zu bewegen und dann exakt zu platzieren. Gelenkarmroboter müssen für derart komplexe Aufgabenstellungen<br />

und Abläufe bis zu sieben Stellmotoren aufeinander abgestimmt mit hoher Dynamik und Genauigkeit<br />

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68 K|E|M <strong>Konstruktion</strong> 00 <strong>2018</strong>

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