ECHO Top1000 2018
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top 1000 | INTERVIEW<br />
Lehre bei Wittur: Ausbildung<br />
mit vielen Facetten<br />
Im Gespräch. Seit jeher ist die Firma Wittur Ausbildungsbetrieb. Aktuell erlernen hier<br />
18 Lehrlinge einen Beruf. Wir trafen Mag. Michaela Lackinger,<br />
die HR-Verantwortliche des Unternehmens, zum Interview.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie kommen die Bewerber<br />
Innen für eine Lehrstelle im Regelfall<br />
zu Ihnen?<br />
Michaela Lackinger: Prinzipiell<br />
kommen sie über die berufspraktischen<br />
Wochen des polytechnischen Schulwesens,<br />
die jeweils im Frühling und im<br />
Herbst stattfinden. Zusätzlich setzen<br />
wir auf persönliche Ansprache wie den<br />
Besuch von Schulen in der Region,<br />
Messen oder unseren eigenen Tag der<br />
offenen Lehrwerkstätte, der <strong>2018</strong> am<br />
29. November, ab 18.00 Uhr, hier am<br />
Standort Scheibbs stattfindet.<br />
<strong>ECHO</strong>: Welche Kriterien sind ausschlaggebend<br />
für eine Aufnahme in<br />
den Lehrbetrieb?<br />
Lackinger: Wir haben vier Punkte, um zu<br />
entscheiden, wer bei uns seine Lehre beginnen<br />
kann. Erstens der Aufnahmetest über den Stoff<br />
der vierten Klasse Hauptschule, zweitens die<br />
Schnupperwoche im Rahmen des Polytechnikums.<br />
Zudem ziehen wir das Zeugnis der<br />
vierten Klasse Hauptschule als dritten Punkt<br />
heran. Und der vierte, mit Abstand wichtigste,<br />
Punkt ist das persönliche Gespräch.<br />
HR-Managerin Michaela Lackinger und Geschäftsführer Michael<br />
Bach<br />
<strong>ECHO</strong>: Sie unterstützen das Konzept Lehre<br />
mit Matura. Wieso und wie kann man sich das<br />
im Lehralltag konkret vorstellen?<br />
Lackinger: Einerseits ist das Modell derzeit<br />
sehr gefragt, andererseits möchten wir die Lehre<br />
im Betrieb selbst natürlich so attraktiv wie<br />
möglich gestalten und den Auszubildenden<br />
die Möglichkeit geben, sich intern weiterzuentwickeln.<br />
Die Lehrlinge arbeiten 38,5 Wochenstunden.<br />
Freitag ist der sogenannte Lerntag,<br />
an dem die Jugendlichen einen Partnerbetrieb<br />
besuchen und für die Matura lernen. Dauert<br />
der Unterricht länger, wird ihnen die Mehrzeit<br />
auf einem Zeitguthabenkonto gutgeschrieben<br />
und sie können diese Stunden vor der Matura<br />
als Lernzeit konsumieren.<br />
<strong>ECHO</strong>: Was unterscheidet Wittur von anderen<br />
Lehrbetrieben?<br />
Lackinger: Wir bieten eine Vielzahl von Weiterentwicklungsaktivitäten<br />
abseits der fachlichen<br />
Inhalte an, etwa widmen wir uns vor der Auszahlung<br />
der ersten Lehrlingsentschädigung dem<br />
Thema Geld und veranstalten dazu ein Training.<br />
Die Zusammensetzung der Entschädigung, der<br />
Umgang mit dem eigenen Geld und die Kosten,<br />
die ein Unternehmen im Allgemeinen zu bestreiten<br />
hat, um den Betrieb aufrechtzuerhalten,<br />
stehen hierbei im Fokus und sollen den Wert<br />
des Geldes verdeutlichen. Im zweiten<br />
und dritten Lehrjahr bieten wir ein<br />
ganzheitliches Trainingskonzept an, das<br />
die soziale Kompetenz der Lehrlinge<br />
maßgeblich steigern soll. Die Beschäftigung<br />
mit der eigenen Person inklusive<br />
Standortbestimmung und Kommunikation,<br />
Konflikt- und Teammanagement<br />
sowie Lösungsorientierung im<br />
Sinne von Ziele setzen und Selbstverantwortung<br />
übernehmen. Wir glauben,<br />
dass dies eine zusätzliche wichtige Säule<br />
zur Fachausbildung darstellt.<br />
<strong>ECHO</strong>: Wie kommt das bei den Jugendlichen<br />
an?<br />
Lackinger: Das Feedback ist überwältigend<br />
und sie sind dankbar für die Unterstützung,<br />
denn sie merken schließlich auch<br />
selbst, dass ihnen diese Soft Skills bei der Lehrabschlussprüfung<br />
enorm weiterhelfen. Auch<br />
Initiativen wie Lehrlingsaustausch mit anderen<br />
Wittur-Niederlassungen und Teamfindungsevents<br />
finden großen Anklang.<br />
<strong>ECHO</strong>: Stichwort Fachkräftemangel: Müssen<br />
wir uns Sorgen machen?<br />
Lackinger: Die ernüchternde Antwort lautet:<br />
Ja! Die Anzahl der Jugendlichen, die eine Lehre<br />
absolvieren wollen, nimmt ab und der Zuzug<br />
geht in Richtung Schulen. Gerade in Gesprächen<br />
mit den Eltern hören wir heraus, dass die Schule<br />
in Österreich noch immer höher geschätzt wird.<br />
Unser Auftrag für die Politik lautet klar: Lehre<br />
wieder attraktiver machen, denn die Zeiten vom<br />
„schmutzigen“ Handwerk sind in einer „White<br />
Company“ wie Wittur längst vorbei!