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ECHO Top1000 2018

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top 1000 | Export<br />

Wirtschaft – um ein nicht zu vernachlässigendes<br />

Handelsvolumen. Güter im Wert<br />

von rund einer Milliarde Euro exportieren<br />

heimische Betriebe in den US-Markt, ein Volumen,<br />

das durch Handelsbeschränkungen<br />

wie Zölle erheblich Schaden nehmen könnte.<br />

Sanktionen hemmen Export<br />

Auch beim Sorgenfaktor Nummer zwei spielen<br />

die USA eine gewisse Rolle. Nach dem<br />

Vorbereiten auf den D-Day<br />

Wenige Monate vor dem Austritt des<br />

Vereinigten Königreichs aus der<br />

Europäischen Union steigen bei Politik,<br />

Wirtschaft und Interessensvertretern die<br />

Anstrengen, einen möglichst reibungslosen<br />

Übergang zu gewährleisten. Leichter gesagt<br />

als getan, denn noch ist immer nicht klar, wie<br />

der Abschied der Briten aussehen wird. Vom<br />

weitreichenden Assoziationsabkommen à la<br />

Norwegen bis zum Hard Brexit mit Drittstaaten-Status<br />

ist alles möglich. „Je näher der<br />

Brexit kommt, desto verworrener wird die<br />

Lage”, beurteilte kürzlich Christian Kesberg,<br />

Wirtschaftsdelegierter im Außenwirtschafts-<br />

Center (AC) London, beim Wirtschaftsdelegierten-Sprechtag<br />

in der WKNÖ die Lage.<br />

Er hat sich bereits mit Worst-case-Szenarien<br />

auseinandergesetzt und rät niederösterreichischen<br />

Unternehmen, dass sie sich genau<br />

überlegen sollten, was auf sie zukommen<br />

könnte, wie sie sich vorbereiten könnten und<br />

welche Umsetzungen wirklich Sinn machten.<br />

Checklisten, um einzuschätzen, wie stark das<br />

eigene Unternehmen betroffen sein wird,<br />

gibt es auf der Website der Wirtschaftskammer<br />

Österreich. Vor allem Unternehmen,<br />

die wenig Know-how mit Export in Nicht-<br />

EU-Länder haben oder just-in-time liefern,<br />

werden sich auf Veränderungen durch den<br />

BREXIT gefasst machen müssen. Christian<br />

Kesberg prognostiziert strengere Zollverfahren<br />

und Steuernachteile, trotzdem ist<br />

er überzeugt: „Großbritannien wird auch<br />

einseitigen Ausstieg aus dem sogenannten<br />

Atomabkommen mit dem Iran und dem<br />

Verhängen neuer Handelssanktionen drohen<br />

die USA nun auch europäischen Unternehmen,<br />

die weiterhin Handelsbeziehungen<br />

mit der islamischen Republik unterhalten,<br />

mit schweren Konsequenzen. Mit Erfolg,<br />

wie die Rückzugsankündigungen von verschiedenen<br />

multinationalen Konzernen zeigen.<br />

Zu wichtig ist in den meisten Fällen der<br />

<br />

„Die Auswirkungen<br />

hängen vom Ausstiegsabkommen<br />

ab.“<br />

Landesrat Martin Eichtinger<br />

weiterhin die zweitgrößte Volkswirtschaft in<br />

Europa bleiben.”<br />

Eher zurückhaltend beurteilte Martin<br />

Eichtinger, Niederösterreichs Landesrat für<br />

internationale Beziehungen und ehemaliger<br />

Botschafter in London, kürzlich beim ecoplus-<br />

Symposium im Schloss Laxenburg die aktuellen<br />

Entwicklungen rund um den Brexit: „Die österreichische<br />

EU-Ratspräsidentschaft nutzen wir<br />

intensiv, um Niederösterreich noch tiefer in der<br />

EU zu verankern. Inwieweit sich der Brexit auf<br />

Niederösterreich auswirken wird, hängt jetzt<br />

von dem Ausstiegsabkommen ab und wie das<br />

künftige Verhältnis zwischen Großbritannien<br />

und der EU aussehen wird.“<br />

US-Markt, während das Geschäft mit dem<br />

Iran oft vernachlässigbar erscheint. Auch<br />

Nieder österreichs Exportbilanz würde im<br />

Fall eines Totalrückzugs von im Iran tätigen<br />

Unternehmen wenig Schaden nehmen, zu<br />

gering ist das Handelsvolumen (2017 österreichweit<br />

ca. 300 Millionen Euro) mit der<br />

Volkswirtschaft im mittleren Osten. Schon<br />

schwerer wiegen dagegen die von der EU<br />

gemeinschaftlich verhängten und seit mehreren<br />

Jahren intakten Handelssanktionen<br />

gegenüber Russland, das für Niederösterreichs<br />

Wirtschaft immer ein traditionell starker<br />

Markt war. Zwar konnten die niederösterreichischen<br />

Exporte nach Russland im vergangenen<br />

Jahr um 12,1 Prozent auf insgesamt<br />

292 Millionen Euro zulegen, gebremst wird<br />

das Potenzial aber trotzdem noch deutlich.<br />

IV-NÖ-Präsident Salzer dazu: „Ein – zumindest<br />

schrittweiser – Abbau der Sanktionen<br />

würde ein noch größeres Wachstum bringen.“<br />

Fragezeichen Brexit<br />

Last but not least sorgt die nach wie vor<br />

ungewisse Situation um den Abschied der<br />

Briten vom gemeinsamen europäischen<br />

Markt für Verunsicherung. Obwohl die<br />

Vertreter von UK und EU nach wie vor um<br />

einen tragbaren Kompromiss ringen, wächst<br />

die Wahrscheinlichkeit für einen sogenannten<br />

Hard Brexit mit jedem Tag. Mit unabsehbaren<br />

Folgen auch für Betriebe in Niederösterreich,<br />

die im Vorjahr Waren im Wert<br />

von 477 Millionen Euro ins UK exportierten<br />

(2,19 Prozent der niederösterreichischen Exporte).<br />

Aber nicht nur die direkten Exporte<br />

niederösterreichischer Produkte würden<br />

durch die bei einem ungeordneten Brexit unvermeidbaren<br />

Handelsschranken dramatisch<br />

reduziert werden. Stark betroffen wären auch<br />

Unternehmen, die Bestandteile an andere europäische<br />

Unternehmen, wie etwa die Autoindustrie,<br />

zuliefern. Verlässliche Schätzungen,<br />

wie groß die Verluste bei diesem Szenario<br />

wären, gibt es zwar nicht, tatsächlich aber hat<br />

Niederösterreichs Waren export nach UK<br />

schon im Vorjahr nachgelassen. Noch ganz<br />

ohne Hard Brexit. <br />

Josef Temper<br />

Fotos: Martin Hörmandinger<br />

54 <strong>ECHO</strong> TOP 1000 UNTERNEHMEN <strong>2018</strong>

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