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ECHO Top1000 2018

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top 1000 | arbeitsmarkt<br />

Integration mit<br />

Hindernissen<br />

Arbeitsmarkt. Fachkräftemangel ist zurzeit das größte Risiko für Österreichs Unternehmen.<br />

Die offenen Stellen mit Asylwerbern zu besetzen und diese damit auch in<br />

den Arbeitsmarkt zu integrieren, gestaltet sich aber schwierig.<br />

An kaum einem anderen Thema hat<br />

sich die öffentliche Diskussion in Österreich<br />

heuer so entzündet wie am<br />

Thema Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt.<br />

Befeuert durch stark polarisierte Positionen<br />

und die gegensätzlichen Zugänge von<br />

Vertretern einer Law-and-Order-Politik einerseits<br />

und Gruppierungen mit einem liberaleren<br />

Gesellschaftsentwurf andererseits blieben differenzierte<br />

und pragmatische Standpunkte in<br />

der öffentlichen Diskussion oft unberücksichtigt.<br />

Die Debatte gibt es natürlich schon länger,<br />

aber so wirklich aufgeheizt hatte sie sich an der<br />

Frage, ob Asylwerber in Lehrausbildung bei<br />

einem negativen Asylbescheid ihre Ausbildung<br />

abschließen dürfen oder aber von sofortiger<br />

Abschiebung bedroht sind. Tatsächlich handelt<br />

es sich – auf die reinen Zahlen bezogen – um<br />

einen Nebenschauplatz der großen Asyl- und<br />

Integrationsdebatte. Österreichweit sind knapp<br />

tausend Asylwerber in einem Lehrberuf tätig,<br />

ARBEITSMARKT – BESCHÄFTIGUNG<br />

in Niederösterreich weniger als 50. Wie viele<br />

der in Ausbildung befindlichen Asylwerber betroffen<br />

wären ist ungewiss, denn nur bei einem<br />

negativen Bescheid droht Abschiebung.<br />

Wirtschaftlicher<br />

Pragmatismus<br />

Dass sich die Diskussion über dieses Thema<br />

über einen so langen Zeitraum zog und mit so<br />

viel Vehemenz geführt wurde, hat aber auch<br />

einen weiteren Grund. Seit Jahren klagen heimische<br />

Betriebe über den stetig zunehmenden<br />

Facharbeitermangel und über die Schwierigkeit,<br />

Jugendliche für eine Ausbildung in bestimmten<br />

Berufen zu begeistern. Zahlreich waren und<br />

sind die Bemühungen von Politik, Interessensvertretern<br />

und Wirtschaft, diesen Problemen<br />

entgegenzuwirken. Wenig überraschend also,<br />

dass zumindest bei den Vertretern der Wirtschaft<br />

und wirtschaftsnaher Organisationen die<br />

Ankündigung der Bundesregierung, asylwer-<br />

Arbeitslose oder in Schulung vorgemerkte anerkannte Flüchtlinge und subsidiär<br />

Schutzberechtigte in Jahr 2017<br />

35.000<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

0<br />

JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ<br />

SchulungsteilnehmerInnen<br />

arbeitslos vorgemerkte Personen<br />

Es ist eine Frage<br />

des politischen<br />

Hausverstandes,<br />

zuerst aus den zigtausend<br />

arbeitslosen<br />

Asylberechtigten<br />

Lehrlinge auszubilden,<br />

bevor<br />

man zulässt, dass<br />

durch die Hintertüre ein gesetzlich nicht<br />

gegebener Asylgrund geschaffen wird. Genau<br />

hier müssen wir ansetzen. Jene Menschen,<br />

die ein Bleiberecht haben und bei denen eine<br />

sehr hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie<br />

bei uns bleiben dürfen, sollen eine Ausbildung<br />

absolvieren.<br />

Niederösterreichs FP-Landesrat<br />

Gottfried Waldhäusl<br />

<br />

<br />

bende Lehrlinge mit negativem Asylbescheid<br />

abzuschieben, auf mehr oder weniger offen artikulierte<br />

Ablehnung stieß. Auszubildende auszuschließen,<br />

die vielleicht gerade in den oft geschmähten<br />

Mangelberufen den grassierenden<br />

Lehrlings- und Fachkräftemangel ausgleichen<br />

könnten, widerspricht dem wirtschaftlichen<br />

Pragmatismus.<br />

Risiko Fachkräftemangel<br />

Die Hoffnung der Wirtschaft, mit zugewanderten<br />

Arbeitskräften, die immer größer werdende<br />

Lücke zwischen Angebot und Nachfrage<br />

bei Fachkräften zu füllen, ist durchaus berechtigt.<br />

Dabei geht es selbstverständlich nicht nur um<br />

das Arbeitskräftepotenzial durch den starken<br />

Zuzug an Asylwerbern in den vergangenen<br />

Fotos: Wikimedia Commons (Karl Gruber), AMS (Fotostudio B&G), Tanja Wagner<br />

6 <strong>ECHO</strong> TOP 1000 UNTERNEHMEN <strong>2018</strong>

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