23.11.2018 Aufrufe

Leo Dezember 2018

  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

MUSIK<br />

NACHGEFRAGT<br />

Im Prinzip ist sie ein Kumpeltyp:<br />

RITA ORA<br />

Wer die bunten Blätter liest,<br />

gewinnt den Eindruck, Rita<br />

Ora sei vor allem eins: ein oberflächliches<br />

Partygirl. Ein gutes Jahr<br />

war die Sängerin mit dem Musiker<br />

Calvin Harris liiert, danach wurde<br />

sie angeblich immer wieder mit<br />

anderen Männern gesichtet. So<br />

geisterte es zumindest durch die<br />

Boulevardpresse. Dennoch fragt<br />

man sich, ob diese Frau nicht mehr<br />

zu bieten hat. Ein Treffen mit der<br />

28-Jährigen in einem Hotel im<br />

Londoner Stadtteil Notting Hill soll<br />

Licht ins Dunkel bringen.<br />

Schon der erste Eindruck ist vollkommen<br />

anders als erwartet. Rita Ora tritt nicht<br />

etwa im knappen Glitterfetzchen, das viel<br />

nackte Haut zeigt, zum Interview an. Abseits<br />

der Bühne zieht sie bequeme Klamotten<br />

vor: Baggy Pants, Pullover, Turnschuhe.<br />

„Privat laufe ich meistens so rum“, stellt sie<br />

klar. Im Prinzip ist sie ein Kumpeltyp. Mit<br />

ihr kann man einfach drauflosquatschen.<br />

Sie mag Körperkontakt, manchmal berührt<br />

sie während des Gesprächs den Arm ihres<br />

Gegenübers. Wie passt das mit der öffentlichen<br />

Rita zusammen, die so divenhaftglamourös<br />

wirkt? Ist das nur eine Fassade,<br />

die die Künstlerin der Musikwelt entgegenhält?<br />

„Für meine Auftritte“, sagt sie,<br />

„bringe ich mich in den Performer-Modus.<br />

Wenn ich mein Bühnenoutfit anziehe, fühle<br />

ich mich um einiges selbstbewusster.“ Sie<br />

sucht nach den passenden Worten: „Ich<br />

werde praktisch unberührbar.“<br />

Das kommt an. Ihr Debütalbum „Ora“<br />

führte 2012 wochenlang die britischen<br />

Charts an, ein Nummer-eins-Hit jagte den<br />

nächsten. Dennoch gleicht ihre Karriere<br />

einer Achterbahnfahrt. Erst nach einem<br />

Rechtsstreit konnte sich die gebürtige<br />

Kosovo-Albanerin, die als Einjährige mit<br />

ihrer Familie nach London emigrierte, aus<br />

dem Vertrag mit ihrer früheren Plattenfirma<br />

aussteigen. Ihr Ex-Freund Calvin Harris<br />

wollte nach der Trennung plötzlich nicht<br />

mehr, dass sie seine Songs sang. Nächster<br />

Schock: Die Single „Girls“ löste einen<br />

Shitstorm aus, der durch die Social-Media-<br />

Kanäle tobte. Das Lied sei voller Klischees,<br />

hieß es. Besonders Frauen regten sich über<br />

Zeilen wie „Wenn ich Rotwein trinke, will<br />

ich einfach Mädchen küssen“ auf. Solche<br />

Aussagen hätten zur Folge, dass man die<br />

Liebe zwischen zwei Frauen nicht ernst<br />

nehmen könne, schimpfte zum Beispiel<br />

die lesbische Sängerin Hayley Kiyoko auf<br />

Twitter.<br />

Diese Kritik lässt Rita Ora nicht gelten.<br />

„Ich bin mit mehreren Homosexuellen<br />

befreundet, die ich seit meiner Kindheit<br />

kenne“, kontert sie. „Also habe ich hautnah<br />

mitgekriegt, was sie durchmachen mussten.“<br />

Einige hatten wegen ihrer sexuellen<br />

Orientierung Stress mit ihren Eltern, andere<br />

brauchten einen Therapeuten, weil sie<br />

nicht mit sich zurechtkamen. Das berührte<br />

Rita Ora. Sehr sogar: „Mit ,Girls‘ ergriff ich<br />

Partei für die LGBTIQ*-Community, die<br />

ich seit jeher unterstützt habe. Mein Lied<br />

sendet diese Botschaft: Fühlt euch frei,<br />

seid stolz auf euch.“<br />

Wenigstens in ihren Konzerten kommt das<br />

an: „Meine Fans schwenken Regenbogenflaggen<br />

und singen mit mir ,Girls‘.“ Darum<br />

findet sich dieser Titel – eine Kooperation<br />

mit Cardi B, Bebe Rexha und Charli<br />

XCX – nun auch auf Rita Oras zweiter CD<br />

„Phoenix“. In ihren neuen Liedern zeigt<br />

sie sich erwachsener. Die Ballade „Soul<br />

Survivor“ schlägt einen Bogen zu Krisenmomenten<br />

– seien es Rita Oras unschöne<br />

Erfahrungen mit der Musikindustrie<br />

oder die Krebserkrankung ihrer Mutter.<br />

Tracks wie „Cashmere“ oder „Let you love<br />

me“ locken auf den Dancefloor. Zu den<br />

persönlichen Favoriten der Musikerin zählt<br />

die Midtempo-Nummer „Falling to Pieces“:<br />

„Ich mag das dezente Beatles-Flair und die<br />

vielseitige Instrumentierung.“<br />

*Interview: Dagmar Leischow

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!