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Leo Dezember 2018

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MUSIK<br />

NACHGEFRAGT<br />

MARCO MENGONI<br />

„Die Deutschen sind sehr warm“<br />

Der aufstrebende Popsänger<br />

Italiens ist mit seinem neuen<br />

Album „Atlantico“ bereit für den<br />

großen internationalen Sprung.<br />

Die neu entdeckte Weltläufigkeit des Marco<br />

Mengoni, von der hier noch die Rede sein<br />

wird, lässt sich schon direkt zur Begrüßung<br />

feststellen: Der in Mailand lebende Italiener<br />

spricht mittlerweile ein solch formidables<br />

Englisch, dass er seine Interviews (im<br />

Gegensatz etwa zum 25 Jahre älteren<br />

Kollegen Eros Ramazzotti), nun ohne Übersetzung<br />

in englischer Sprache hinbekommt,<br />

nur ab und zu muss er seine Managerin<br />

nach einem Wort oder einer Formulierung<br />

fragen. „Es ist wirklich viel besser geworden<br />

als vor zwei Jahren“, sagt Mengoni, der am<br />

ersten Weihnachtstag dreißig Jahre alt wird.<br />

„Aber ich muss noch viel lernen.“<br />

Die Karriere des adretten Marco hat in der<br />

jüngsten Vergangenheit einen weiteren<br />

kräftigen Sprung nach vorne gemacht. Er<br />

ist sehr viel herumgekommen, hat seinen<br />

Horizont erweitert, seitdem er mit seinem<br />

vorherigen Album „Parole In Circolo“ zum<br />

ersten Mal nennenswert aus Italien rauskam.<br />

In der Heimat freilich ist Mengoni ein<br />

Topstar, seit er 2009 bei der Castingshow<br />

„X Factor“ gewann, 2013 beim Sanremo-<br />

Festival siegte und deshalb beim Eurovision<br />

Song Contest mitmachen durfte, wo er<br />

mit der Ballade „L’essenziale“ einen sehr<br />

achtbaren siebten Platz belegte. „Italien ist<br />

toll, aber ich möchte Konzerte in ganz Europa,<br />

auf der ganzen Welt spielen“, umreißt<br />

Marco Mengoni das Ziel. „Die Deutschen<br />

zum Beispiel sind ein echtes Weltklassepublikum.<br />

Ich erinnere mich an eine Show<br />

in Köln, bei der die Menschen so warm und<br />

leidenschaftlich waren, wie ich das sonst<br />

nur aus Neapel kenne.“<br />

Und Marco, schon jetzt der populärste<br />

junge Sänger aus Italien seit vielen Jahren,<br />

ackert für seinen Traum. „Das neue Album<br />

ist das Ergebnis einer langen Reise“, sagt<br />

er, und das ist wörtlich zu nehmen, der<br />

Titel „Atlantico“ kommt keineswegs von<br />

ungefähr. „Ich bin viele Male über den<br />

Atlantischen Ozean geflogen, habe in New<br />

York, der Karibik und in Florida geschrieben<br />

und produziert, ich wollte raus aus meinem<br />

normalen Alltag, damit ich besser nachdenken<br />

und mich auf die neue Musik konzentrieren<br />

konnte.“ In New York, wo er etwa die<br />

poppig-fetzige Nummer „Voglio“ schrieb, sei<br />

er total auf sich allein gestellt gewesen. „Ich<br />

wollte mitten in dieser krassen und schnellen<br />

Stadt einsam sein“, sagt er, „um dann<br />

über dieses Gefühl ein Lied zu machen. Ich<br />

habe extra meine New Yorker Freunde nicht<br />

angerufen, um alleine zurechtzukommen<br />

und auch ein bisschen für mich im Kopf<br />

aufzuarbeiten, was ich alles erlebt und<br />

erfahren habe.“<br />

Dass die neuen Songs ein ganzes Stück<br />

internationaler klingen, dürfte niemanden<br />

überraschen. „Hola (I Say)“ singt Marco im<br />

Duett mit dem englischen Kollegen Tom<br />

Walker, die Stimmen der beiden Jungs harmonieren<br />

ganz vorzüglich. „Amalia“ ist von<br />

der portugiesischen Fado-Legende Amalia<br />

Rodrigues inspiriert, das sehr lebenslustige<br />

„Buona Vita“ lässt an Strand und Kokosnüsse<br />

denken, die Abwechslung von ruhigen<br />

bis zu ausschweifenden Stücken ist enorm.<br />

„Ich wollte auf dem Album den Kontrast<br />

zwischen tiefgründigem oder traurigem<br />

Text und fröhlichem Arrangement stärker<br />

herausarbeiten.“<br />

Der Höhepunkt jedoch ist ein Duett mit<br />

Adriano Celentano, der Italo-Pop-Ikone<br />

schlechthin. Gemeinsam mit der mittlerweile<br />

80-jährigen Multibegabung („Er war<br />

absolut freundlich“) hat Marco Mengoni<br />

„La Caja Azul“ aufgenommen, ein Lied über<br />

seine Heldin, die mexikanische Malerin<br />

Frida Kahlo, „deren sehr dramatisches und<br />

heftiges und starkes Leben mich sehr, sehr<br />

bewegt hat. Frida Kahlo ist ein Symbol für<br />

Leidenschaft und Mut, sie steht für alles,<br />

was großartige Kunst so einzigartig macht.“<br />

*Interview: Steffen Rüth

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