Berliner Kurier 25.11.2018
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BERLINER KURIER, Sonntag, 25. November 2018<br />
Franziska<br />
Hutschenreuther<br />
kämpft gegen<br />
ihr Krebsleiden,<br />
suchte sich<br />
jüngst ihr<br />
Grab aus.<br />
VonANNE-KATTRIN<br />
PALMER (Text)<br />
und VOLKMAR<br />
OTTO (Fotos)<br />
In ihren Träumen wacht mitunter<br />
ein Männlein an ihrem<br />
Bett.<br />
Es ist liebevoll und raunt ihr<br />
zu: „Komm mit.“<br />
Dann antwortet sie trotzig:<br />
„Lass mich. Ich bin noch nicht<br />
so weit.“<br />
Franziska Hutschenreuther<br />
möchte noch nicht sterben.<br />
Sie weint oft über die Ungerechtigkeit<br />
des Lebens, den<br />
Tod und das Abschiednehmen.<br />
Über ihren Sohn Hugo, der gerade<br />
erste sechs Jahre alt ist<br />
und den sie nichtalleine lassen<br />
möchte. Und über ihren Mann<br />
Ronny, den sie liebt.<br />
Sie ist doch erst 42.<br />
Wir treffen Franziska<br />
Hutschenreuther daheim. Die<br />
<strong>Berliner</strong>in wirkt benommen<br />
vom Schlaf, tastet sich langsam<br />
zu dem Tisch in der Mitte<br />
des Raumes.<br />
Ronny reicht ihr eine Decke,<br />
damit sie nicht friert.<br />
“<br />
Ich möchte<br />
einfach so<br />
lange wie<br />
möglich<br />
da sein.<br />
“<br />
Franziska Hutschenreuther<br />
Sie fröstelt oft – selbst im<br />
Sommer trägt sie draußen<br />
Lammfell-Boots. Dann starren<br />
die Menschen die Frau im<br />
Rollstuhl oft an. „Aber das<br />
schert mich längst nicht<br />
mehr“, sagt sie.<br />
Franziska Hutschenreuther<br />
ist schwer krank. Am 8. Oktober<br />
dieses Jahres sagten ihr die<br />
Ärzte, dass ihr Körper nicht<br />
mehr lange mitmachen und sie<br />
jederzeit einfach einschlafen<br />
könnte.<br />
Dass sie austherapiert sei.<br />
Sie saß nur da und weinte.<br />
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