Berliner Kurier 25.11.2018
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Viele drücken ihren Verlust mit Gräbern und einer<br />
Trauerfigur wie dieser aus. Sie steht auf dem<br />
historischen St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg.<br />
Eric Wrede ist ein<br />
etwas anderer<br />
Bestatter.Seine<br />
Ware ist,Zeit zu<br />
haben. Die Kunden<br />
sollen bestimmen,<br />
wassie und wohin<br />
sie wollen.<br />
ge Atmosphäre.<br />
Dann sind da noch<br />
Lego-Figuren im<br />
Schaufenster. Es<br />
sind Beerdigungsszenen,<br />
spielerisch in Szene<br />
gesetzt. Sie gefallen<br />
besonders Kindern,<br />
sagt er.<br />
Bevor Eric Wrede sich<br />
dem letzten Kapitel des<br />
menschlichen Lebens widmete,<br />
managte er Musiker wie Selig<br />
oder Marius Müller-Westernhagen,<br />
feierte Partys und<br />
hatte irgendwann genug vom<br />
Rock’n’Roll.<br />
Er lehnt sich zurück: „Ich<br />
hab das Beste erlebt, was ein<br />
junger Mann Mitte 20 haben<br />
kann, der selbst Musikfan ist,<br />
dann in der Plattenindustrie<br />
zu arbeiten Doch irgendwann<br />
mit 30 fragt man sich, was<br />
möchte ich denn machen,<br />
wenn ich 50 bin, wenn ich<br />
60 bin? Was sind Sachen,<br />
die mich langfristig erfüllen?“<br />
Eric Wrede hatte damals<br />
die Wahl. Er wollte etwas mit<br />
Menschen machen, immerhin<br />
habe er ein „ausgewiesenes<br />
Helfersyndrom“ und er<br />
liebe es, sich in andere hineinzuversetzen.<br />
Er erzählt davon, wie er seine<br />
ersten Schritte in den Job<br />
machte und sich mit vielem Unangenehmen<br />
konfrontiert sah.<br />
Es ging kaum um die Menschen,<br />
sondern oftmals nur um<br />
Zack-zack und Profit.<br />
„Ich lernte eine Menge“, sagt<br />
er, fügt hinzu: „Ich bekam Einblick<br />
in ein Geschäft, das<br />
durchsetzt ist von Vorschriften<br />
und Regeln, von fehlender<br />
Menschlichkeit und vom Streben<br />
nach Gewinnmaximierung;<br />
das sich als rein technischer<br />
Dienstleister für die Bestattung<br />
sieht. Oft eine reine Beutelschneiderei,<br />
die trauernde Angehörige<br />
uninformiert, aber um<br />
einiges ärmer zurücklässt.“<br />
Er habe ein System kennengelernt,<br />
„in dem das Bedürfnis<br />
nach Zeit und Ruhe zum Trauern<br />
nicht berücksichtigt wird!“<br />
Er lehnt sich zurück und fügt<br />
hinzu: „Bestatter haben sich in<br />
Deutschland den Ruf von<br />
Schlüsselnotdiensten erworben.“<br />
Oft hätten Angehörige gar keine<br />
Zeit mehr, die Verstorbenen<br />
zu sehen. Ärzte würden ihnen<br />
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