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Unser Norden Dezember 2018

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Swusch – swusch … Wer auf dicken, pflichtgemäß über<br />

die Straßenschuhe gestreiften Filzpantoffeln durch<br />

die Räume des Schlosses Ahrensburg gleitet, hört außer<br />

dem feinen Geräusch der eigenen Schritte auf den<br />

erlesenen Holzfußböden nicht viel. Andere Besucher<br />

sprechen, wenn überhaupt, im Flüsterton miteinander.<br />

Nur das Ticken verschiedener Uhren übertönt die Stille.<br />

Und das leise Knarzen der Dielen. Geräusche, die genau<br />

so für Jahrhunderte in diesen elegant-gediegenen Räumen<br />

für Generationen von Bewohnern zu hören waren.<br />

Glanz und Gloria erfüllen in unterschiedlichen Stilen<br />

verschiedener Epochen bis heute jeden der Räume des<br />

Schlosses: die 1765 in Paris maßgefertigte hölzerne<br />

Wandvertäfelung des Speisezimmers im Erdgeschoss<br />

und das Meißner Porzellan etwa, die in hochwertigster<br />

Handwerkskunst gefertigten Parkettböden und Möbelstücke,<br />

die nach kühnen statischen Berechnungen<br />

zwei Stockwerke durchbrechende Rokoko-Treppe, opulente<br />

Kronleuchter und Kristall-Lüster, Stuckdecken<br />

und Kunst.<br />

Oft stehen für Besucher kleine Sitzbänke bereit, um dieses<br />

einmalige Ambiente in Ruhe wirken zu lassen. Man muss<br />

nur lange genug sitzen bleiben, auf die hypnotisierenden<br />

Rhythmen der Uhren lauschen und den Duft<br />

der Hölzer einsaugen, um mit der Zeit zu verschmelzen.<br />

Geschichten um Schlösser und Adel, Herrschaft<br />

und Bedienstete faszinieren viele Menschen. Belege<br />

dafür dürften die Erfolge von TV-Serien wie jüngst<br />

»Downton Abbey«, »Das Haus am Eaton Place« aus<br />

den frühen 1970er-Jahren oder royale Filmmonumente<br />

wie »Sissi« sein, das aus dem Leben der jungen<br />

österreichischen Kaiserin Elisabeth erzählt.<br />

Das Schloss Ahrensburg bietet mit seiner originalen<br />

Einrichtung reichlich Gelegenheit, adeliger Wohnkultur<br />

nachzuspüren. Allein der prachtvolle Festsaal von 1855<br />

mit seiner Haydn-Melodien spielenden Flötenuhr dürfte<br />

Augen leuchten und Wangen erglühen lassen.<br />

Doch wo waren eigentlich die Toiletten? Und wer hat für<br />

die Herrschaft Staub gewischt, sie bekocht und ihr das<br />

Badewasser eingelassen? Und wie soll man so ein großes<br />

Haus im Winter bloß warm bekommen? Antworten<br />

auf solche und ähnliche, gar nicht adelige Alltagsfragen<br />

finden Schlossbesucher im »Historienkabinett«,<br />

der landesweit vielleicht kleinsten, aber mit reichlich<br />

interaktiven Elementen umfassend informierenden<br />

musealen Dauerausstellung. Sie erzählt Geschichten<br />

aus dem Schloss und von seinen Bewohnern, vor allem<br />

aus dem Leben der Bediensteten. Eine anrührende<br />

Brücke in die Vergangenheit schlagen etwa ein paar<br />

deutlich gebrauchte Buntstifte und kleine Spielzeuge,<br />

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