13.12.2018 Aufrufe

SOCIETY 374 / 2018

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

LÄNDERFOKUS ARMENIEN<br />

INTERVIEW<br />

Die St. Hripsime-Kirche von innen<br />

INFO<br />

Die armenisch-apostolische<br />

St. Hripsime-Kirche so wie<br />

auch das Gemeindezentrum<br />

befinden sich in der<br />

Kolonitzgasse 11 im dritten<br />

Wiener Gemeindebezirk.<br />

Jeden Sonntag um 11 Uhr<br />

findet ein alt-armenischer<br />

Gottesdienst statt.<br />

über dem Mausoleum der heiligen Hripsime errichtet<br />

wurde und heute zum UNESCO-Weltkulturerbe<br />

zählt. Die zwei bunten Rundbogenfenster<br />

rechts neben dem Eingangsportal sind der<br />

Blickfang des religiösen Baus in Wien.<br />

Bevor die St. Hripsime-Kirche erbaut wurde,<br />

diente eine im Dezember 1912 in der Dominikanerbastei<br />

10 errichtete Hauskapelle als Ort der<br />

Zusammenkunft für die Gläubigen.<br />

Heute bietet ein zusätzliches Gemeindezentrum<br />

einen weiteren Anlaufpunkt für die in Wien<br />

lebenden Armenier. Neben der Wochenendschule<br />

gibt es unter anderem einen Sportverein, einen<br />

Chor und sogar einen Pfadfinderverein. „Unser<br />

Ziel ist es, dass Gottes Wort für jeden Armenier<br />

zugänglich ist – aber nicht nur als Wissenschaft,<br />

sondern auch als Emotion oder als gelebtes oder<br />

praktisches Leben“, führt der Patriarchaldelegat<br />

dazu aus.<br />

Seit 12. Dezember 1972 ist die armenisch-apostolische<br />

Kirche, die zur Familie der altorientalischen<br />

Kirchen gehört, als Religionsgemeinschaft<br />

durch die Republik Österreich amtlich anerkannt.<br />

Mit dem armenisch-katholischen Mechitaristen-Orden<br />

Wiens steht sie in brüderlicher<br />

Beziehung. „Was die Mechitaristen in den letzten<br />

300 Jahren für die armenische Kultur geleistet<br />

haben, war hervorragend“, so Petrosyan.<br />

Generell sei der Dialog zwischen verschiedenen<br />

Religionen für die Armenier etwas, das<br />

über die Theorie hinausgeht. „Wir haben immer<br />

versucht, den Dialog zu fördern. Am Beispiel der<br />

Armenier kann auch gezeigt werden, wie Menschen<br />

mit verschiedensten Religionszugehörigkeiten<br />

friedlich und mit gegenseitigem Respekt<br />

zusammenleben können“, betont der Pater. Wie<br />

verankert die Religion im Leben der Armenier<br />

ist, unterstreicht eine Studie des Pew Research<br />

Centre, die <strong>2018</strong> veröffentlicht wurde. 82 Prozent<br />

der befragten Armenier gaben dabei an, dass sie<br />

Religion als sehr wichtige oder wichtige Schlüsselkomponente<br />

ihrer nationalen Identität sehen<br />

– im Vergleich dazu waren es etwa in Schweden<br />

oder Estland nur 15 Prozent, der Durchschnittswert<br />

lag bei rund 40 Prozent. „Die armenische<br />

Kirche und die Religion haben seit jeher eine große<br />

Rolle für die Bildung der nationalen Identität<br />

der Armenier gespielt“, sagt Pater Tiran dazu.<br />

Dennoch sieht er die Laisierung zahlreicher Gesellschaften<br />

als eine der größten Herausforderungen.<br />

„Religion verliert generell immer mehr<br />

an Bedeutung und gerät allmählich ins Abseits<br />

des persönlichen Lebens. Wir müssen neue Wege<br />

finden, die Religion in der Gesellschaft lebendig<br />

zu halten“, so der Pater. Vor allem sei dabei die<br />

Jugendarbeit wichtig – man müsse den Jugendlichen<br />

vermitteln, dass sie als aktive Mitglieder für<br />

die Gemeinde wichtig sind.<br />

Seit 2013 hat die armenisch-apostolische Kirche<br />

den Vorsitz des Ökumenischen Rates der<br />

Kirchen in Genf inne. Zudem kooperiert sie mit<br />

der Stiftung Pro-Oriente, der Konferenz Europäischer<br />

Kirchen (KEK) und diversen lokalen<br />

Kirchenräten. „Die armenische Kirche will, dass<br />

alle Kirchen eine gemeinsame Stimme finden,<br />

damit sie als Einheit in der Welt auftreten können.<br />

Sie versucht stets, dazu einen Beitrag zu<br />

leisten“, schließt der Patriarchaldelegat. Die Menschenrechte<br />

seien seiner Kirche ein besonderes<br />

A n l ie g e n .<br />

•<br />

Fotos:society/salas-torrero<br />

82 | <strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2018</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!