Berliner Kurier 18.12.2018
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8 BERLIN BERLINER KURIER, Dienstag, 18. Dezember 2018*<br />
NACHRICHTEN<br />
Doch SPD-Ausschluss?<br />
Ariel Zurawski (37)<br />
fühlt sich von Berlin<br />
im Stich gelassen<br />
Berlin –Die <strong>Berliner</strong> SPD<br />
will erneut versuchen, den<br />
einstigen Finanzsenator<br />
und umstrittenen Autoren<br />
Thilo Sarrazin aus der Partei<br />
auszuschließen. Eine<br />
Kommission habe sein islamkritisches<br />
Buch „Feindliche<br />
Übernahme“ geprüft,<br />
die SPD hat ein neues Ausschlussverfahren<br />
gegen<br />
Sarrazin eingeleitet.<br />
Kritik vonScheeres<br />
Berlin –Bildungssenatorin<br />
Sandra Scheeres (SPD) hat<br />
kritisiert, dass eine Waldorfschule<br />
die Aufnahme<br />
eines Kindes eines AfD-Abgeordneten<br />
abgelehnt hat.<br />
Es sei „sehr kritisch“, wenn<br />
eine Schule nach der politischen<br />
Gesinnung der Eltern<br />
entscheide, ob ein Kind aufgenommen<br />
wird, sagt sie.<br />
Ostkreuz dicht<br />
Berlin –Mehrere S-Bahnen<br />
kamen zu spät oder fielen<br />
aus, weil der Bahnhof<br />
Ostkreuz gestern früh wegen<br />
eines herrenlosen Koffers<br />
kurzzeitig gesperrt<br />
werden musste. Entschärfer<br />
stellten fest, dass der<br />
Koffer ungefährlich war.<br />
Krawall bei Konzert<br />
Berlin –Bei einem Benefizkonzertes<br />
zugunsten<br />
kurdischer Organisationen,<br />
darunter die verbotene Arbeiterpartei<br />
PKK, kam es in<br />
der Neuköllner Hasenheide<br />
zu gewaltsamen Zusammenstößen<br />
zwischen Polizisten<br />
und Teilnehmern.<br />
Fünf Polizisten wurden<br />
verletzt.<br />
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www.tierschutz-berlin.de<br />
Die Tiervermittlung ist geöffnet:<br />
Mittwoch–Sonntag 13–16 Uhr<br />
Foto: dpa<br />
Foto: Tierheim Berlin<br />
Foto: dpa<br />
Ein Polizist steht vor<br />
dem zerstörten LKW am<br />
Weihnachtsmarkt am<br />
Breitscheidplatz.<br />
Breitscheidplatz-Attentat<br />
Mord-Lkw Die<br />
bittereAnklage<br />
seines Besitzers<br />
Der polnische Speditionsbesitzers<br />
Ariel Zurawski:<br />
Sein Cousin Lukasz U.<br />
wurde getötet.<br />
Berlin – Er verlor seinen Cousin,<br />
seinen Lkw und nun auch<br />
seinen Glauben in die deutsche<br />
Justiz. Rund zwei Jahre<br />
nach dem Terroranschlag<br />
auf dem <strong>Berliner</strong> Breitscheidplatz<br />
hat der polnische<br />
Speditionsbesitzer Ariel Zurawski<br />
seinen Kampf um<br />
deutsche Entschädigungszahlungen<br />
aufgegeben. „Das<br />
ist ein Kampf wie David gegen<br />
Goliath“, sagt der Pole<br />
aus Sobiemysl bei Stettin<br />
(Szczecin). Er hatte sich bei<br />
<strong>Berliner</strong> Behörden unter anderem<br />
um Schadenersatz für<br />
seinen Lkw bemüht.<br />
Der wurde vom Attentäter Anis<br />
Amri zur Terrorwaffe gemacht.<br />
Zunächst hatte dieser Zurawskis<br />
Cousin, den Fahrer des Lkw,<br />
erschossen und das Gefährt<br />
dann am 19. Dezember 2016 auf<br />
dem Weihnachtsmarkt am<br />
Breitscheidplatz in die Menge<br />
gelenkt. 12 Menschen wurden<br />
getötet und über 70 zum Teil<br />
schwer verletzt hatte. Der Lkw<br />
war anschließend schrottreif.<br />
Bislang erhielt Zurawski von<br />
deutschen Behörden 10 000<br />
Euro Schmerzensgeld. Tatsächlich<br />
sei ihm durch den Anschlag<br />
aber ein finanzieller<br />
Schaden von rund 90 000 Euro<br />
entstanden, schätzt der Pole,<br />
dessen fast neuer Lkw nach<br />
dem Attentat verschrottet wurde.<br />
Zwischenzeitlich fürchtete<br />
Zurawski sogar den finanziellen<br />
Ruin seiner Firma, wie er<br />
erzählt.<br />
Dazu kam die Trauer um seinen<br />
Cousin. Lukasz U. wurde<br />
nur 37 Jahre alt und hinterließ<br />
Frau und Sohn. Die Familie des<br />
Mannes funktioniere zwei Jahre<br />
nach der Tragödie wieder irgendwie,<br />
so Zurawski. „Man<br />
kann die Zeit nun mal nicht zurückdrehen“,<br />
sagt der Pole, dessen<br />
Stimme leiser wird. Doch<br />
wenn es um den Umgang deutscher<br />
Behörden mit den Opfern<br />
geht, wird er wieder laut. Dann<br />
mischen sich in Zurawskis<br />
Trauer auch Frust und vor allem<br />
Wut.<br />
„Eigentlich sollte die Entschädigung<br />
der Opfer für ein<br />
reiches Land wie Deutschland<br />
eine Ehrensache sein“, meint<br />
er. Doch das Nachbarland habe<br />
ihm im Stich gelassen. Seinen<br />
bisher erfolglosen Kampf um<br />
mehr Geld hat Zurawski nun<br />
vorerst aufgegeben. „Solange in<br />
Deutschland die Ermittlungen<br />
nicht abgeschlossen sind, habe<br />
ich keine Chance, etwas zu erreichen.“<br />
Und dass der Lkw-<br />
Hersteller Scania auf noch fällige<br />
Leasing-Raten verzichtete<br />
und der Industriekonzern<br />
Thyssen-Krupp auf Schadenersatz<br />
für die verrostete Stahl-Ladung,<br />
sei ebenfalls nicht der<br />
Verdienst der deutschen Regierung<br />
Verdienst gewesen, meint<br />
Zurawski. Die Firmen hätten<br />
sich dem Druck der Medien gebeugt.<br />
N. Skrzypczak