Nr. 23 (IV-2018) - Osnabrücker Wissen
Nr. 23 (IV-2018) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
„Plan des zu demolirenden Ravelins und<br />
Heger Thores“ von J. C. Siekmann, 1814<br />
Wohin führte die Bogenbrücke<br />
am Felix-Nussbaum-Haus?<br />
Wer schon einmal im Felix-Nussbaum-Haus war, der kennt sie ganz bestimmt – die Steinbrücke<br />
am Museumseingang. Manch einer wird sich gefragt haben, was es damit auf sich hat, steht sie<br />
doch scheinbar einfach so ohne erkennbare Verbindung im Stadtraum. Mit welcher spannenden<br />
Geschichte die Brücke aufwarten kann, wissen die wenigsten. Lange Zeit war sie in Vergessenheit<br />
geraten – aber nur beinahe.<br />
Bei Baggerarbeiten für die Fernwärmeversorgung stieß man<br />
im Mai 1996 im damaligen Museumsgarten auf eine besondere<br />
Überraschung, mit der niemand gerechnet hatte. Zutage<br />
kamen Mauern und Brückengewölbe einer alten Wehranlage. Die<br />
Überreste dieser ehemaligen Stadtbefestigung lagen jedoch dem<br />
geplanten Felix-Nussbaum-Haus im Weg. Um die spektakuläre<br />
Entdeckung zu erhalten, veränderte der Architekt Daniel Libeskind<br />
spontan seine Baupläne. Kurzerhand wurde die Brücke in<br />
den Neubau integriert und das Museum 1998 feierlich eröffnet.<br />
Die Ausgrabungen der Stadt- und Kreisarchäologie brachten<br />
drei steinerne Brückenbögen wieder zum Vorschein, insgesamt<br />
15 Meter lang und sechs Meter breit. Als Teil der ehemaligen<br />
Festungsanlage vor dem Heger Tor verband die Brücke das feindseitige<br />
Ufer des Wehrgrabens mit einem Ravelin,<br />
einem dreieckigen Außenwerk<br />
der Hauptbefestigung. Sogar<br />
Reste des hölzernen Baugerüstes<br />
konnten ergraben und dendrochronologisch<br />
untersucht werden.<br />
Demnach wurde die Brücke<br />
um 1671 errichtet. Sie überspannte<br />
den Stadtgraben und bot Platz<br />
Gläserner Gang, Modell © Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück / Plan © NLA OS Dep 03b <strong>IV</strong> <strong>Nr</strong>. 5477 / Hintergrund Mauer © vulcanus<br />
für zwei sich begegnende Fuhrwerke. Die<br />
Archäologen legten zudem die äußere<br />
Mauer des Ravelingrabens auf einer Länge<br />
von 40 Metern frei.<br />
Wie sah das Areal vor<br />
dem Heger Tor aus?<br />
Mit dem Bau der ersten Mauer um die<br />
damalige Altstadt entstand auch das Heger<br />
Tor, zunächst als einfaches Tor, überbaut<br />
mit einem viereckigen Turm, später<br />
dann als Doppeltoranlage. Infolge der<br />
sich rasant entwickelnden Waffentechnik<br />
wurde die nur etwa einen Meter breite<br />
mittelalterliche Stadtmauer bald zu einem<br />
mehrere Meter breiten Wall erweitert.<br />
Rondelle und Bastionen verstärkten ab<br />
Mitte des 16. Jahrhunderts zusätzlich die<br />
Stadtbefestigung. Dem Bau des Rondells<br />
1553/55 am Heger Tor folgte 1632 eine<br />
vorgelagerte kleine Redoute, wie auf dem<br />
Schwedenplan von 1633 zu erkennen.<br />
Vermutlich zehn Jahre später begann<br />
dann der Ausbau zum Ravelin nach neuesten<br />
wehrtechnischen Standards wohl<br />
durch Fürstbischof Ernst August I. Nach<br />
schwierigen Verhandlungen zwischen<br />
Bischof und Stadt hatte man sich geeinigt,<br />
die Stadttore mit Schanzen zu sichern.<br />
Das Vorhaben, alle Festungswerke massiv<br />
zu verstärken, wurde jedoch nur teilweise<br />
umgesetzt.<br />
Wie veränderte<br />
sich der Stadtraum?<br />
Neben Mauern und Wällen war die Stadt<br />
auch durch Wassergräben<br />
gesichert. Dort<br />
wo heutzutage<br />
der vierspurige Heger-Tor-Wall verläuft,<br />
hätte man Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
noch nasse Füße bekommen. Mit Aufhebung<br />
des Festungsgebotes 1843 erweiterte<br />
sich die Stadt über die mittelalterlichen<br />
Grenzen hinaus. Dabei hinderliche alte<br />
Befestigungsanlagen wie Ravelins und<br />
Rondelle mussten weichen. Mauern und<br />
Wälle wurden abgetragen, so auch am<br />
Heger Tor. Ein Plan des Wegbaumeisters<br />
Johann Christian Siekmann zeigt, aus welchen<br />
Bauelementen die Wehranlage kurz<br />
vor ihrem Abbruch 1814 bestand, ehe man<br />
dort zwei Jahre später das Waterloo-Tor errichtete.<br />
Es ist den <strong>Osnabrücker</strong> Soldaten<br />
gewidmet, die gegen die Franzosen unter<br />
Napoleon im Frühjahr 1815 bei Waterloo<br />
in die Schlacht gezogen waren.<br />
Heutzutage sind kaum noch sichtbare<br />
Spuren der mittelalterlichen Stadtmauern<br />
bzw. der Befestigungsanlagen erhalten.<br />
Der Bereich<br />
vor dem Heger<br />
Tor hat sich in<br />
den vergangenen<br />
Jahrhunderten<br />
stark gewandelt<br />
und die Veränderungen<br />
haben<br />
umfassend in die<br />
Raumgestaltung<br />
eingriffen. So liefern<br />
häufig allein<br />
archäologische<br />
Forschungen Erkenntnisse<br />
zum<br />
Stadtbild früherer<br />
Zeiten. | Judith<br />
Franzen<br />
www.gewerbeverein-hasbergen.de<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
JUBILÄUM<br />
In diesem Jahr feierte das<br />
Felix-Nussbaum-Haus sein 20-<br />
jähriges Bestehen. Auch die<br />
Stadt- und Kreisarchäologie<br />
beteiligte sich und startete<br />
die Reihe der 20 Freunde an<br />
20 Tagen mit einer Aktion,<br />
bei der die historische Brücke<br />
im Fokus stand. Wer also den<br />
Spuren entlang des ehemaligen<br />
Ravelins vor dem<br />
Heger Tor folgen möchte findet<br />
weitere Informationen unter:<br />
plus.google.com/+Magischeor<br />
teEu2015.<br />
www.gemeinde-hasbergen.de<br />
© sinus-marketing.de<br />
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