Nr. 23 (IV-2018) - Osnabrücker Wissen
Nr. 23 (IV-2018) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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TOPTHEMA<br />
Gibt es in Osnabrück Orte, die man<br />
nach Einbruch der Dunkelheit meiden sollte?<br />
Interview mit Michael Maßmann, Leiter der Polizeiinspektion Osnabrück<br />
AUSBILDUNG & KARRIERE<br />
OSNABRÜCKER WISSEN: Herr Maßmann,<br />
nach amtlicher Erhebung ist die Zahl<br />
angezeigter Straftaten in den vergangenen<br />
Jahren bundesweit stark rückläufig. Dennoch<br />
fühlen sich viele Deutsche im öffentlichen<br />
Raum und zuhause unsicherer und bedrohter<br />
als früher. Wie erklären Sie sich diese<br />
Diskrepanz?<br />
Michael Maßmann: In Osnabrück können<br />
wir den bundesweiten Trend ebenfalls<br />
feststellen. Die Zahl der angezeigten Straftaten<br />
ist in den vergangenen Jahren stark<br />
rückläufig.<br />
Nichtsdestotrotz kann das subjektive Empfinden<br />
ein anderes sein. Erklären kann<br />
man das vielleicht damit, dass das Thema<br />
Kriminalität in der Öffentlichkeit in den<br />
letzten Jahren, insbesondere durch die mediale<br />
Präsenz (Printmedien, TV, Internet),<br />
immer mehr an Bedeutung gewonnen hat<br />
und von der Bevölkerung bewusster wahrgenommen<br />
wird.<br />
Aus der aktuellen Studie „Ängste der Deutschen“<br />
geht hervor, dass die Angst vor<br />
Straftaten erst an 18. Stelle steht. Zudem<br />
kann anhand der Studie festgestellt werden,<br />
dass mit zunehmendem Alter auch die<br />
Ängste der Menschen wachsen. Und wir<br />
haben eine immer älter werdende Gesellschaft.<br />
OSNABRÜCKER WISSEN: Auch in Osnabrück<br />
soll es Orte geben, die „man“ nach<br />
Einbruch der Dunkelheit besser meidet,<br />
etwa die Johannisstraße oder das Rosenplatzquartier.<br />
Halten Sie das für Hysterie<br />
oder gibt es berechtigte Gründe, dort auf der<br />
Hut zu sein?<br />
Michael Maßmann: Es gibt in Osnabrück<br />
keine Orte, die man nach<br />
Einbruch der Dunkelheit meiden sollte.<br />
Dass die Bürgerinnen und Bürger dennoch<br />
verunsichert sind, ist keine Hysterie, sondern<br />
ein persönliches Empfinden. Und auch<br />
diese in der Bevölkerung vorhandenen Eindrücke<br />
nehmen wir sehr ernst. Es gibt Orte,<br />
die allein aufgrund ihrer Gegebenheiten<br />
(z.B. Straßenbeleuchtung, Bebauung) bedrohlich<br />
auf Menschen wirken. Daher sind<br />
wir im ständigen Austausch mit anderen<br />
Behörden und Institutionen, wie z.B. der<br />
Stadt Osnabrück, um die Sicherheit und das<br />
Sicherheitsempfinden des Bürgers zu verstärken.<br />
OSNABRÜCKER WISSEN: Viele Bürger<br />
haben den kleinen Waffenschein beantragt,<br />
der zum Mitführen von Reizgaswaffen in<br />
der Öffentlichkeit berechtigt. Halten Sie das<br />
angesichts der aktuellen Sicherheitslage in<br />
unserer Stadt für übertrieben? Gibt es legale<br />
Alternativen, um sich selbst zu schützen?<br />
Michael Maßmann: Die Beantragung eines<br />
kleinen Waffenscheins ist ein bundesweiter<br />
Trend, der entsprechend auch in Osnabrück<br />
zu beobachten ist.<br />
Alternativen sich zu schützen sind immer<br />
davon abhängig, wovor ich mich schützen<br />
möchte. Wir setzen in allen Bereichen einen<br />
sehr starken Fokus auf Prävention.<br />
Wir empfehlen den Bürgern nicht, sich zu<br />
bewaffnen oder „aufzurüsten“, sondern setzen<br />
auf Prävention. Dadurch wollen wir erreichen,<br />
dass der Bürger sich gar nicht erst<br />
in Gefahr begibt oder einer Gefahr ausgesetzt<br />
wird.<br />
Daher bieten wir beispielsweise zum Thema<br />
„Sich selbst schützen“ Selbstbehauptungskurse<br />
für Frauen und beim Thema Wohnungseinbruch<br />
Vorträge und Hausbesuche<br />
an. Wir sind auf Wochenmärkten und Messen<br />
vertreten und wollen im Gespräch mit<br />
dem Bürger darüber informieren, wie man<br />
sein Heim am besten sichern kann.<br />
OSNABRÜCKER WISSEN: Die Polizei<br />
in Osnabrück ist bei den meisten Bürgern<br />
beliebt und angesehen. Gibt es trotzdem<br />
Pläne, die Polizei-Bürgerarbeit in unserer<br />
Stadt zu verbessern?<br />
Michael Maßmann: Wir arbeiten an einer<br />
stetigen Verbesserung. Deshalb sind wir für<br />
unsere Bürgerinnen und Bürger da und ihre<br />
Ansprechpartner.<br />
So nehmen wir zum Beispiel an „Stadtteiltreffen“<br />
und „Runden Tischen“ teil, wo<br />
die Sorgen und Nöte der Bürger vor Ort<br />
direkt an uns herangetragen werden können.<br />
Durch diesen direkten Kontakt ist es uns<br />
möglich, Probleme schnell zu erkennen und<br />
zeitnah zu reagieren.<br />
OSNABRÜCKER WISSEN: Die Polizei<br />
ist stets auf Mithilfe der Bevölkerung angewiesen.<br />
Wenn Sie einen Wunsch an die<br />
<strong>Osnabrücker</strong> in puncto Zusammenarbeit<br />
mit der Behörde richten dürften, wie würde<br />
der lauten?<br />
Michael Maßmann: Sicherheit ist eine gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe und diese<br />
können wir nur durch eine vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit mit der Bevölkerung<br />
erreichen. Wir als Polizei machen uns viele<br />
Gedanken darüber, wie man durch Maßnahmen<br />
und Projekte der Kriminalität<br />
vorbeugen kann. Bei unserer Arbeit sind<br />
wir besonders auf die Mithilfe der Bevölkerung<br />
angewiesen. Die Bürgerinnen und<br />
Bürger sollten sich nicht scheuen, mit uns in<br />
Kontakt zu treten. Wer etwas Verdächtiges<br />
beobachtet oder z.B. eine Notlage erkennt,<br />
der sollte nicht wegschauen, sondern die<br />
110 wählen. Wir wünschen uns, dass die<br />
Menschen lieber einmal mehr als einmal zu<br />
wenig den Notruf wählen.<br />
Interview: Michael Luttmer<br />
Hintergrund © Laura Сrazy, fotolia.de<br />
Gruppenbild © Hochschule Osnabrück, Julius Gervens, Projektleiterin © Hochschule Osnabrück, Julius Gervens<br />
Das Projektteam auf der Projektabschlussveranstaltung mit Rednerin Prof. Dr.<br />
Leonie Herwartz-Emden (oben links), Dr. Katja Kohrs vom MWK (unten links) und<br />
Vizepräsident der Hochschule Osnabrück Prof. Dr. Alexander Schmehmann (rechts)<br />
Wie finden Schülerinnen<br />
und Schüler erfolgreich ins Studium?<br />
Nach fünf Jahren Laufzeit endet das Projekt „Erfolgreich ins Studium!“<br />
an der Hochschule Osnabrück. Es hat sich das Ziel gesetzt neue, nicht<br />
traditionelle Zielgruppen für MINT-Studiengänge zu gewinnen und sie in<br />
ihrem Studienerfolg zu unterstützen.<br />
Das Projekt unterstützt seit fünf Jahren<br />
insbesondere junge Menschen, für die<br />
ein Studium besondere Hürden bedeutet.<br />
Diese Hürden können vielfältig sein: So<br />
entscheiden sich von 100 Kindern aus<br />
einer Akademiker-<br />
Familie 79 für ein Studium<br />
– bei Kindern aus<br />
Familien ohne akademischen<br />
Hintergrund<br />
sind es nur 27. Diesen<br />
Umstand nennt das<br />
Deutsche Zentrum für Hochschul- und<br />
<strong>Wissen</strong>schaftsforschung (DZHW) „Bildungstrichter“.<br />
Auch Migrationserfahrung,<br />
eine schwache soziale Lage oder<br />
fehlende Förderung können die Entscheidung<br />
für ein Studium erschweren und den<br />
Studienerfolg gefährden.<br />
Welche Erfolgsfaktoren helfen?<br />
Das Projekt beinhaltet drei Bausteine,<br />
die aufeinander aufbauen. Im ersten<br />
wird durch die Angebote des Schüler-<br />
Forschung-Zentrums Osnabrück das<br />
Interesse für MINT geweckt. Die Jungforscherinnen<br />
und Jungforscher erhalten<br />
zudem bereits Einblicke in Hochschule<br />
und Universität. Durch die frühzeitige<br />
Beschäftigung mit dem MINT-Bereich<br />
und entsprechenden Berufen wird eine<br />
frühzeitige Berufs- und Studienorientierung<br />
ermöglicht, die durch das Kennenlernen<br />
von Rollenvorbildern, wie<br />
<strong>Wissen</strong>schaftlern, Ingenieurinnen<br />
und Studierenden,<br />
ergänzt wird.<br />
Im zweiten Baustein werden<br />
Informationskonzepte<br />
und Veranstaltungsformate<br />
für eine erweiterte<br />
Berufs- und Studienorientierung und ein<br />
interkulturelles Mentoring-Programm<br />
für den Übergang vom Studium in den<br />
Beruf entwickelt und umgesetzt. Schließlich<br />
wird durch das Mentoring-Programm für<br />
den Studieneinstieg im dritten Baustein<br />
der Studienstart erleichtert. Hier betreuen<br />
Mentorinnen und Mentoren verschiedene<br />
Gruppen von Erstsemesterstudierenden.<br />
Das Projekt begleitet somit Schülerinnen<br />
und Schüler von der Sekundarstufe<br />
I - über die Sekundarstufe II - in einen<br />
erfolgreichen Einstieg ins Studium und<br />
schließlich vom Studium in den Beruf.<br />
| Carina Sander<br />
Projektleiterin Prof. Barbara Schwarze begrüßt<br />
die Anwesenden auf der Projektabschlusstagung<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
WIE GEHT ES WEITER?<br />
Das Projekt „Erfolgreich ins Studium!“<br />
wurde vom Niedersächsischen<br />
Ministerium für <strong>Wissen</strong>schaft und<br />
Kultur für fünf Jahre bis Ende <strong>2018</strong><br />
gefördert. Nach dem Ende der Projektlaufzeit<br />
werden die Maßnahmen<br />
aus den verschiedenen Bausteinen<br />
von der Hochschule Osnabrück und<br />
ihrem LearningCenter für weitere<br />
Jahre fortgeführt.<br />
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