Nr. 23 (IV-2018) - Osnabrücker Wissen
Nr. 23 (IV-2018) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
Was schenkte Osnabrück zur Hochzeit?<br />
präsentiert: Osnabrück in den 50er und 60er Jahren<br />
1965 erschien das Büchlein bereits in 10. Auflage, um „den Aufgebotenen“ Glück zu wünschen<br />
und sie mit der Stadt ihrer Trauung (noch) besser bekannt zu machen. Verkehrsverein, Rat und<br />
Verwaltung vereinten Tipps für das weitere Zusammenleben mit jeder Menge Werbebotschaften<br />
aus der Wirtschaftswunderzeit.<br />
„Es gibt nur wenige Städte in Deutschland,<br />
die von berühmten Männern ob<br />
ihrer Schönheit und herrlichen Lage mehr<br />
gepriesen wurden als Osnabrück.“ Mit<br />
dieser bescheidenen Einleitung beginnt<br />
die Präsentation der Hasestadt, die Historisches,<br />
Kulturelles und den „Tiergarten“<br />
vorstellt, bevor das Thema Hochzeit in<br />
allen Facetten beleuchtet wird. Weiter geht<br />
es mit Finanz-, Bau- und Einrichtungshinweisen,<br />
dann beschäftigen sich die Stadtwerke<br />
mit dem Thema „Elektrizität, Gas,<br />
Wasser im Dienste der Hausfrau“.<br />
Auf den Folgeseiten bekommt vor allem<br />
die Dame des Hauses Ratschläge für die<br />
perfekte Bekleidung in jeder Lebenslage.<br />
Sollte sie beispielsweise zum ersten Mal<br />
beim Chef ihres Mannes erwartet werden,<br />
muss sie elegant und modisch wirken,<br />
„aber doch sehr dezent, in keinem<br />
Falle herausfordernd oder allzu originell“.<br />
Daheim gilt der Grundsatz: „Machen Sie<br />
sich recht hübsch und gefallen Sie Ihrem<br />
Ehemann.“<br />
Welche Zeitung gelesen, welche Versicherung<br />
abgeschlossen und welche Nähmaschine<br />
gekauft werden könnte, wird<br />
anschließend abgehandelt, dann erst<br />
kommen die Themen Kinder, Gesundheit<br />
und Schönheit, Wäsche, Gäste sowie<br />
Essen und Trinken an die Reihe.<br />
Bilder Bücher © Osnabrück wünscht Glück zum gemeinsamen Lebensweg, hrsg. v. Verkehrsverein Stadt und Land Osnabrück e.V., 10. Auflage, Osnabrück 1965/66, Bld oben links © olegparylyak; fotolia.de<br />
Ehepaare als<br />
werberelevante Zielgruppe?<br />
Dass sich der Ratgebende Glücksbringer<br />
auch in der <strong>Osnabrücker</strong> Wirtschaft großer<br />
Beliebtheit erfreute, beweist die stattliche<br />
Zahl von 45 Anzeigen auf 128 Buchseiten.<br />
Ehepaare gelten Mitte der 60er Jahre<br />
offenbar als kauffreudige Zielgruppe. In<br />
erster Linie werden allerdings die Frauen<br />
adressiert, freilich in einer Weise, die von<br />
Emanzipation und Gleichberechtigung<br />
der Geschlechter wenig ahnen lässt.<br />
Fast alle Anzeigen zeugen vom Optimismus<br />
der Wirtschaftswunderjahre. Die<br />
Stadtsparkasse offeriert „Geld für jeden<br />
Zweck“, Hans Bahlmann verspricht eine<br />
große Auswahl modernster Fernsehgeräte,<br />
G. Klenk wirbt für „Wäschepflegen und<br />
Chemischreinigen in einer Hand“ und die<br />
Landesbausparkasse reimt „Mach es doch<br />
den anderen nach – spare für ein eigenes<br />
Dach!“.<br />
Auch die Großrösterei Graute mag es<br />
poetisch und kleidet ihren „guten Rat für<br />
die junge Hausfrau“ in die Verse:<br />
„Deck den Kaffeetisch manierlich,<br />
Ordne Tassen, Kuchen zierlich.<br />
Beim Kaffee-Kauf sei auf der Hut,<br />
Nimm GRAUTE-Kaffee, der ist gut.“<br />
Zu guter Letzt gibt es auch noch einen<br />
Gutschein für das junge Paar, gestiftet<br />
vom Einrichtungshaus Rincklake van<br />
Endert, das seinerzeit in der Krahnstraße<br />
1/2 zu finden ist. | Thorsten Stegemann<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
AUTOS FÜR ALLE<br />
Der Deutschen liebstes Kind<br />
avanciert in den 1960er Jahren zu<br />
einem der wichtigsten Symbole<br />
des Wirtschaftswunders. 1965<br />
werben rekordverdächtige 90 Automarken<br />
um Käufer - 9.267.4<strong>23</strong><br />
Pkw sind in diesem Jahr zugelassen.<br />
Volkswagen liegt mit gut 2,6<br />
Millionen Fahrzeugen an der Spitze,<br />
gefolgt von Opel, Ford und<br />
Mercedes-Benz.<br />
Schlagzeilen<br />
des Jahres 1965<br />
15. Februar<br />
In Köln wird Bernd Alois Zimmermanns<br />
Oper „Die Soldaten“ uraufgeführt, die<br />
heute als Meilenstein des modernen<br />
Musiktheaters gilt.<br />
18. März<br />
Alexei Archipowitsch Leonow verlässt<br />
sein Raumschiff „Woschod 2“ und<br />
schwebt als erster Mensch im Weltraum.<br />
31. Mai<br />
Weltpremiere: Die Deutsche Bundespost<br />
nimmt die erste elektronische Briefsortieranlage<br />
in Betrieb.<br />
26. Juni<br />
Die Deutsche Bahn fährt schneller als 200<br />
km/h –auf der Strecke München-Augsburg<br />
mit dem Schnellzug der Baureihe<br />
103.<br />
4. September<br />
Eine Fee und ein Aufsichtsbeamter<br />
gehen auf Sendung. Das Fernsehen<br />
überträgt zum ersten Mal die Ziehung der<br />
Lottozahlen.<br />
9. November<br />
Im Nordosten der USA und Teilen Kanadas<br />
müssen rund 30 Millionen Menschen<br />
bis zu zwölf Stunden ohne Strom auskommen.<br />
Das „Wohnzimmer“ im <strong>Osnabrücker</strong> acrona L<strong>IV</strong>ING,<br />
34 eingerichtet im original Stil der Wirtschaftswunderzeit.<br />
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