Nr. 23 (IV-2018) - Osnabrücker Wissen
Nr. 23 (IV-2018) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
Nr. 23 (IV-2018) - Osnabrücker Wissen
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NATUR & UMWELT<br />
NATUR & UMWELT<br />
Geschichte(n) aus dem<br />
Wo liegt Bad Laers<br />
Golgatha?<br />
Museum am Schölerberg<br />
Natur & Umwelt - Planetarium -<br />
Umweltbildungszentrum<br />
Klaus-Strick-Weg 10<br />
49082 Osnabrück<br />
Telefon: 0541 56003-0<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag: geschlossen · Dienstag: 9 bis 20 Uhr<br />
Mittwoch bis Freitag: 9 bis 18 Uhr<br />
Samstag: 14 bis 18 Uhr · Sonntag: 10 bis 18 Uhr<br />
www.museum-am-schoelerberg.de<br />
Was ist die dünne Haut der Erde?<br />
Einst stand der Boden im Mittelpunkt vieler Kulturen. Als heilige Mutter Erde war er Spender und Empfänger<br />
allen Lebens. Erst mit seiner Hilfe konnten ausreichend Lebensmittel produziert werden, die Bevölkerung<br />
wachsen und Hochkulturen sich entwickeln. Heute jedoch erfährt der Boden bei weitem nicht mehr die<br />
verdiente Aufmerksamkeit. Im Gegenteil: Boden wird als schmutzig wahrgenommen – fällt Seife, Staubsauger<br />
und Straße zum Opfer.<br />
Näher betrachtet ist der Boden überaus<br />
faszinierend. Er ist Lebensraum<br />
einer enormen Vielfalt von Bodenorganismen.<br />
Erst durch ihr komplexes<br />
Zusammenspiel entsteht Boden überhaupt<br />
– und das über lange Zeit.<br />
Wie lange wächst ein Zentimeter Boden?<br />
Durchschnittlich vergehen 150 Jahre für<br />
den Aufbau von nur einem Zentimeter<br />
Boden. Erst dann kann dieser seinen<br />
wichtigen Funktionen nachkommen:<br />
Boden ermöglicht beispielsweise Recycling<br />
in der Natur und hält so die Nährstoffkreisläufe<br />
in Gang. Er filtert und speichert<br />
Wasser, bindet Kohlenstoff und beeinflusst<br />
das Klima. Er ist Rohstofflieferant, aber<br />
auch Siedlungs- und Verkehrsfläche<br />
zugleich. Die Wachstumsrate<br />
der Versiegelung beträgt 90<br />
Fußballfelder pro Tag in<br />
Deutschland. Tagtäglich<br />
geht also frucht-<br />
barer Boden verloren; auch durch Erosion<br />
und unsachgemäße Bewirtschaftung.<br />
Daher ist ein nachhaltiger Umgang mit<br />
dem Boden unabdingbar, wenn zudem<br />
bald fast 10 Milliarden Menschen von ihm<br />
ernährt werden wollen.<br />
Gibt es ein Bodenbewusstsein in Osnabrück?<br />
Im <strong>Osnabrücker</strong> Stadtgebiet nehmen<br />
Siedlung und Verkehr 85 % des Bodens in<br />
Anspruch. Dennoch ist Osnabrück heute<br />
international für sein Engagement in<br />
diesem Bereich bekannt. Bereits 1996<br />
wurde ein Studiengang der Bodenwissenschaften<br />
eingerichtet (damals bundesweit<br />
einzigartig, das Bundes-Bodenschutzgesetz<br />
trat übrigens erst 1999 in Kraft).<br />
Im Rahmen der EXPO 2000 wurde am<br />
Schölerberg der Ausstellungspark<br />
Faszination Boden<br />
eröffnet. Ein Jahr später<br />
erfolgte die Eröffnung<br />
der Bodenerlebnisausstellung<br />
„unter.<br />
Welten“ im Museum am Schölerberg. Im<br />
Jahr 2002 wurde Osnabrück als Sitz des<br />
Europäischen Sekretariates von ELSA<br />
(European Land and Soil Alliance) e. V.<br />
einstimmig festgelegt. Fortwährend wird<br />
hier für das Thema Boden sensibilisiert<br />
und Akteure werden miteinander vernetzt:<br />
Denn man achtet und schützt nur,<br />
was man kennt und versteht. | Hendrik<br />
Hoerner<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
SONDERAUSSTELLUNG<br />
AM SCHÖLERBERG<br />
Wer mehr über die Faszination<br />
Boden und seine Lebewesen erfahren<br />
möchte, ist herzlich eingeladen<br />
die aktuelle Sonderausstellung<br />
dazu im Museum am<br />
Schölerberg zu besuchen. Noch<br />
bis zum 17. März 2019.<br />
Bilder © Hendrik Hoerner<br />
Bilder © Paul Stegemann<br />
Mehrere Dutzend „Calvarienberge“ erinnern in ganz Deutschland<br />
an das Leiden Christi auf dem sagenumwobenen Hügel Golgatha.<br />
Auch im <strong>Osnabrücker</strong> Land gibt es einen „Ort des Schädels“.<br />
Wer aus Bad Laer kommend auf der Glandorfer<br />
Straße unterwegs ist, sieht linkerhand<br />
einen imposanten Baum, der im Volksmund<br />
„Prediger-Linde“ heißt. In die gekappte<br />
Krone wurde einst eine Kanzel gebaut,<br />
damit der Geistliche von erhöhter Stelle zu<br />
den Gläubigen sprechen konnte. Am Fuß<br />
der Linde erinnert das sogenannte „Buschkotten<br />
Krüß“ an einen schwer kranken<br />
Sohn des Bauern Buschkotte, der hier vor<br />
fast 200 Jahren nach einer Telgter Wallfahrt<br />
geheilt erwacht sein soll.<br />
„Wer reuig blickt zum Kreuz hinauf, / vollendet<br />
gut den Lebenslauf“, mahnt die alte<br />
Inschrift und korrespondiert so mit dem<br />
Ensemble auf der gegenüberliegenden Straßenseite.<br />
Hier steht eine Kapelle am Beginn<br />
eines 275 Meter langen Kreuzweges, den der<br />
Schulvikar Mathias Sommer in den 1850er<br />
Jahren errichtete. Links finden sich 14 Stationsbilder,<br />
denen auf der rechten Seite 14<br />
Stelen entsprechen, die den sogenannten<br />
„Nothelfern“, Heiligen der katholischen<br />
Kirche, gewidmet sind. Sie erinnern aber<br />
auch an Glaubenszeugen unterschiedlicher<br />
Konfessionen, die im 20. Jahrhundert Geschichte<br />
schrieben – etwa an Edith Stein,<br />
Martin Luther King, Pater Alfred Delp<br />
oder Maximilian Kolbe. Seit 1930 wird die<br />
Anlage, an deren Stelle einst eine germanische<br />
Burg und Gerichtsstätte gestanden<br />
haben soll, von einer großen Kreuzigungsgruppe<br />
beschlossen.<br />
Der Calvarienberg im <strong>Osnabrücker</strong> Land<br />
gehört zum Bad Laerer Ortsteil Hardensetten<br />
und zieht vor allem in der Karwoche<br />
viele Besucher an. Landschaftsfreunde finden<br />
hier außerhalb der Feiertage ein wenig<br />
Ruhe und Entspannung – trotz der nahe<br />
gelegenen Schnellstraße. | Thorsten Stegemann<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
ZU FUSS ZUM KREUZWEG<br />
Wer aus Bad Laer die Glandorfer<br />
Straße entlangfährt, findet bereits<br />
vor der Prediger-Linde<br />
einen Hinweis auf einen Parkplatz,<br />
den Besucher des Kreuzweges<br />
nutzen können. An der<br />
Hauptstraße herrscht absolutes<br />
Halteverbot.<br />
32 Fruchtbarer Boden ist eine zentrale Grundlage des Lebens.<br />
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