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BERLIN<br />
Kolumne<br />
Chin Meyererklärt, waswir<br />
vonFranck Riberylernen<br />
SEITE 14<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Denis Petri,<br />
42 Jahrealt,<br />
ist Vorstand<br />
des Vereins<br />
„changing<br />
cities“.<br />
Foto: Changing Cities<br />
Erist ein Verkehrsaktivist.<br />
Ein Mann, der als<br />
Vorstand des Vereins<br />
„changing cities“ die Straßen<br />
sicherer machen will.<br />
Jetzt hat der Neuköllner<br />
Denis Petri mit zwei anderen<br />
<strong>Berliner</strong> Mitstreitern<br />
die Initiative „Personenbündnis<br />
für ein Mahnmal<br />
für die Verkehrstoten“ gegründet.<br />
Petri schlägt<br />
Alarm: „Immer mehr Menschen<br />
sterben durch Verkehrsunfälle.“<br />
2018 starben<br />
allein in Berlin 45 Menschen.<br />
Das sind 20 Prozent<br />
mehr als im Jahr zuvor. Seit<br />
der Gründung der Bundesrepublik<br />
wurden mehr als<br />
700 000 Menschen im Straßenverkehr<br />
getötet. „Damit<br />
muss Schluss sein“, so Petri.<br />
Ein zentrales Mahnmal sei<br />
laut Petri ein wichtiger<br />
Schritt, um Bewusstsein zu<br />
schaffen und Verantwortung<br />
anzuerkennen. Die Initiatoren<br />
wissen auch<br />
schon, wo es stehen sollte:<br />
Direkt gegenüber des Bundesministeriums<br />
für Verkehr<br />
an der Invalidenstraße<br />
in Berlin. Petri: „Den Getöteten<br />
soll in einer Art und<br />
Weise gedacht werden, die<br />
klar die Verantwortung der<br />
Bundesregierung anerkennt.“<br />
Der Deutsche Bundestag<br />
und das <strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus<br />
haben bereits<br />
entsprechende Petitionen<br />
erhalten. LEX<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />
(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />
10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />
E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />
Abo-Service: Tel. 030/232777<br />
Deutsche Wohnen<br />
Mieterwut über<br />
Park-Irrsinn<br />
Seid ihr denn<br />
total beschrankt?<br />
Von<br />
CHRISTIAN GEHRKE<br />
Lichtenberg – Dass die Wohnungsgesellschaft<br />
Deutsche<br />
Wohnen Mieten erhöht und<br />
Bewohner frieren lässt, darüber<br />
hat der KURIER häufiger<br />
berichtet. Doch jetzt hat<br />
sie einen Teil der Gensinger<br />
Straße in Friedrichsfelde mit<br />
Schranken abgesperrt. Das<br />
gab es so noch nicht: Autofahrer<br />
ohne gemieteten Parkplatz<br />
kommen nicht durch.<br />
Die Deutsche Wohnen kassiert<br />
Parkgebühren. Mehrere<br />
Häuser sind betroffen. Für<br />
Rettungswagen und Feuerwehr<br />
wird es richtig eng.<br />
Auf Nachfrage bei den Anwohnern<br />
bekommt man eigentlich<br />
nur eine Reaktion: Empörung.<br />
„Das ist für ältere Herrschaften<br />
eine unzumutbare Situation, sie<br />
kommen mit dem Auto nicht<br />
zur Haustür. Taxis mussten<br />
schon vor der Schranke warten“,<br />
so Anwohner Eberhard<br />
Kalk (74). Weil seine Frau wegen<br />
einer Gehbehinderung auf<br />
einen Rollator angewiesen ist,<br />
war er gezwungen, einen Parkplatz<br />
im abgesperrten Bereich<br />
zu mieten.<br />
Zur Erklärung: Die Deutsche<br />
Wohnen hat am 16. November<br />
die Gensinger Straße zwischen<br />
Hausnummern 74 bis 98 mit<br />
zwei Schranken abgeriegelt,<br />
um vor den Haustüren und dem<br />
angrenzenden größeren Parkplatz<br />
Geld zu verlangen. Laut<br />
Deutsche Wohnen handelt es<br />
sich um 170 Stellflächen, ein<br />
Fotos: Volkmar Otto<br />
Platz kostet 35 Euro im Monat.<br />
Der Deutschen Wohnen gehört<br />
nach eigenen Angaben diese<br />
Zufahrtsstraße samt Platz.<br />
Mieterin Christa Henke (80),<br />
die gerade zu ihrer Wohnung in<br />
Hausnummer 98 will, sagt: „Ich<br />
habe zwar kein Auto, aber so etwas<br />
Ungerechtes habe ich selten<br />
erlebt.“ Inzwischen hat<br />
Mieter Roland Kuschel (78) eine<br />
Anwohnerinitiative gegründet,<br />
damit die Beschrankung<br />
auf den anliegenden größeren<br />
Parkplatz versetzt wird. So<br />
könnte die Gensinger Straße<br />
wieder frei durchfahren werden,<br />
erklärt er. Kuschel wohnt<br />
seit 1974 in Hausnummer 84.<br />
„Dieser Blödsinn stößt auf Widerstand.“<br />
Kuschel zählt auf:<br />
„Rettungswagen, Polizei und<br />
Feuerwehr kommen nicht in<br />
die Straße. Dazu müssen Pflegedienste<br />
und sämtliche Lieferdienste<br />
vor der Schranke warten.“<br />
Sein Vorwurf: Die Deutsche<br />
Wohnen habe im Frühjahr<br />
die Anwohner per Post nur<br />
über neue Parkplätze informiert<br />
–mehr nicht.<br />
In der Silvesternacht ist eine<br />
Absperrung zerstört worden.<br />
Die Anwohner erzählen sich,<br />
dass ein Rettungs- oder Polizeiwagen<br />
im Notfall eine der zwei<br />
Schranken durchbrechen<br />
musste. Die Feuerwehr bestätigt<br />
auf KURIER-Anfrage, dass<br />
es in der Silvesternacht im abgesperrten<br />
Gebiet zwei Notarzt-Einsätze<br />
gab. Beide Male<br />
waren es sehr schwere Fälle.<br />
Ob die Retter die Absperrung<br />
dafür zerstören mussten, ist<br />
aber weiter unklar. Roland Kuschel,<br />
der wegen seiner gehbehinderten<br />
Frau ebenfalls einen<br />
Parkplatz mieten musste, sagt:<br />
„Die Deutsche Wohnen verlangte<br />
für die Miete sogar eine<br />
Schufa-Auskunft. Das ist einfach<br />
frech.“ Besagte Wohnungsgesellschaft<br />
weiß davon<br />
auf KURIER-Anfrage nichts.<br />
Marko Rosteck, Sprecher der<br />
Deutschen Wohnen, erklärt<br />
weiter: „Die Mieter haben uns<br />
von der sehr schwierigen Parkplatzsituation<br />
berichtet. In der<br />
Umgebung gibt es ein neues<br />
Wohngebiet. Mit der Parkplatzvermietung<br />
haben wir auf<br />
diesen Mieterwunsch reagiert.“<br />
Im Notfall könnten Polizei und<br />
Feuerwehr die Schranke mit einem<br />
Dreikant-Schlüssel öffnen.<br />
Pflegedienste und andere Lieferdienste<br />
können für regelmäßige<br />
Besuche einen Schlüssel<br />
vom Hausmeister bekommen,<br />
so Rosteck. „Das Absperren von<br />
Parkraum ist ganz normal.“<br />
Reiner Wild vom Mieterverein:<br />
„Auch wenn die Deutschen<br />
Wohnen im Recht ist,<br />
muss sie im Notfall Möglichkeiten<br />
vorhalten. Wir beobachten<br />
auch bei den kommunalen<br />
Wohnungsgesellschaften, dass<br />
Parkplätze zu Geld gemacht<br />
werden.“ Die Initiative um Roland<br />
Kuschel will sich das nicht<br />
bieten lassen.<br />
Heidrun Kalk (76) braucht wegen ihrerGehbehinderung<br />
einen Parkplatz.<br />
Ihr Mann Eberhard (74) fährtsie.<br />
Dass eine Schrankeschon kaputt ist,<br />
wundertdie Frau nicht.<br />
Eine Anwohnerinitiativehat Roland<br />
Kuschel (78) gegründet.Erfindet,<br />
dassdas Vorgehen der Deutschen<br />
Wohnen „Blödsinn“ ist.Die Beschrankung<br />
müsse versetzt werden.<br />
Die 35 Euro<br />
für den Parkplatz<br />
im Monat<br />
möchte<br />
sich Anwohnerin<br />
Ilona<br />
Schönherr<br />
(69) lieber<br />
sparen. Die<br />
Kosten im<br />
Jahr summierensich<br />
schließlich<br />
auf 420 Euro.