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Berliner Kurier 09.01.2019

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**<br />

BERLIN<br />

Kolumne<br />

Chin Meyererklärt, waswir<br />

vonFranck Riberylernen<br />

SEITE 14<br />

DER<br />

ROTE<br />

TEPPICH<br />

Ehre, wemEhregebührt!<br />

Denis Petri,<br />

42 Jahrealt,<br />

ist Vorstand<br />

des Vereins<br />

„changing<br />

cities“.<br />

Foto: Changing Cities<br />

Erist ein Verkehrsaktivist.<br />

Ein Mann, der als<br />

Vorstand des Vereins<br />

„changing cities“ die Straßen<br />

sicherer machen will.<br />

Jetzt hat der Neuköllner<br />

Denis Petri mit zwei anderen<br />

<strong>Berliner</strong> Mitstreitern<br />

die Initiative „Personenbündnis<br />

für ein Mahnmal<br />

für die Verkehrstoten“ gegründet.<br />

Petri schlägt<br />

Alarm: „Immer mehr Menschen<br />

sterben durch Verkehrsunfälle.“<br />

2018 starben<br />

allein in Berlin 45 Menschen.<br />

Das sind 20 Prozent<br />

mehr als im Jahr zuvor. Seit<br />

der Gründung der Bundesrepublik<br />

wurden mehr als<br />

700 000 Menschen im Straßenverkehr<br />

getötet. „Damit<br />

muss Schluss sein“, so Petri.<br />

Ein zentrales Mahnmal sei<br />

laut Petri ein wichtiger<br />

Schritt, um Bewusstsein zu<br />

schaffen und Verantwortung<br />

anzuerkennen. Die Initiatoren<br />

wissen auch<br />

schon, wo es stehen sollte:<br />

Direkt gegenüber des Bundesministeriums<br />

für Verkehr<br />

an der Invalidenstraße<br />

in Berlin. Petri: „Den Getöteten<br />

soll in einer Art und<br />

Weise gedacht werden, die<br />

klar die Verantwortung der<br />

Bundesregierung anerkennt.“<br />

Der Deutsche Bundestag<br />

und das <strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus<br />

haben bereits<br />

entsprechende Petitionen<br />

erhalten. LEX<br />

Fragen?<br />

Wünsche?<br />

Tipps?<br />

Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />

(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />

10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />

E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />

Abo-Service: Tel. 030/232777<br />

Deutsche Wohnen<br />

Mieterwut über<br />

Park-Irrsinn<br />

Seid ihr denn<br />

total beschrankt?<br />

Von<br />

CHRISTIAN GEHRKE<br />

Lichtenberg – Dass die Wohnungsgesellschaft<br />

Deutsche<br />

Wohnen Mieten erhöht und<br />

Bewohner frieren lässt, darüber<br />

hat der KURIER häufiger<br />

berichtet. Doch jetzt hat<br />

sie einen Teil der Gensinger<br />

Straße in Friedrichsfelde mit<br />

Schranken abgesperrt. Das<br />

gab es so noch nicht: Autofahrer<br />

ohne gemieteten Parkplatz<br />

kommen nicht durch.<br />

Die Deutsche Wohnen kassiert<br />

Parkgebühren. Mehrere<br />

Häuser sind betroffen. Für<br />

Rettungswagen und Feuerwehr<br />

wird es richtig eng.<br />

Auf Nachfrage bei den Anwohnern<br />

bekommt man eigentlich<br />

nur eine Reaktion: Empörung.<br />

„Das ist für ältere Herrschaften<br />

eine unzumutbare Situation, sie<br />

kommen mit dem Auto nicht<br />

zur Haustür. Taxis mussten<br />

schon vor der Schranke warten“,<br />

so Anwohner Eberhard<br />

Kalk (74). Weil seine Frau wegen<br />

einer Gehbehinderung auf<br />

einen Rollator angewiesen ist,<br />

war er gezwungen, einen Parkplatz<br />

im abgesperrten Bereich<br />

zu mieten.<br />

Zur Erklärung: Die Deutsche<br />

Wohnen hat am 16. November<br />

die Gensinger Straße zwischen<br />

Hausnummern 74 bis 98 mit<br />

zwei Schranken abgeriegelt,<br />

um vor den Haustüren und dem<br />

angrenzenden größeren Parkplatz<br />

Geld zu verlangen. Laut<br />

Deutsche Wohnen handelt es<br />

sich um 170 Stellflächen, ein<br />

Fotos: Volkmar Otto<br />

Platz kostet 35 Euro im Monat.<br />

Der Deutschen Wohnen gehört<br />

nach eigenen Angaben diese<br />

Zufahrtsstraße samt Platz.<br />

Mieterin Christa Henke (80),<br />

die gerade zu ihrer Wohnung in<br />

Hausnummer 98 will, sagt: „Ich<br />

habe zwar kein Auto, aber so etwas<br />

Ungerechtes habe ich selten<br />

erlebt.“ Inzwischen hat<br />

Mieter Roland Kuschel (78) eine<br />

Anwohnerinitiative gegründet,<br />

damit die Beschrankung<br />

auf den anliegenden größeren<br />

Parkplatz versetzt wird. So<br />

könnte die Gensinger Straße<br />

wieder frei durchfahren werden,<br />

erklärt er. Kuschel wohnt<br />

seit 1974 in Hausnummer 84.<br />

„Dieser Blödsinn stößt auf Widerstand.“<br />

Kuschel zählt auf:<br />

„Rettungswagen, Polizei und<br />

Feuerwehr kommen nicht in<br />

die Straße. Dazu müssen Pflegedienste<br />

und sämtliche Lieferdienste<br />

vor der Schranke warten.“<br />

Sein Vorwurf: Die Deutsche<br />

Wohnen habe im Frühjahr<br />

die Anwohner per Post nur<br />

über neue Parkplätze informiert<br />

–mehr nicht.<br />

In der Silvesternacht ist eine<br />

Absperrung zerstört worden.<br />

Die Anwohner erzählen sich,<br />

dass ein Rettungs- oder Polizeiwagen<br />

im Notfall eine der zwei<br />

Schranken durchbrechen<br />

musste. Die Feuerwehr bestätigt<br />

auf KURIER-Anfrage, dass<br />

es in der Silvesternacht im abgesperrten<br />

Gebiet zwei Notarzt-Einsätze<br />

gab. Beide Male<br />

waren es sehr schwere Fälle.<br />

Ob die Retter die Absperrung<br />

dafür zerstören mussten, ist<br />

aber weiter unklar. Roland Kuschel,<br />

der wegen seiner gehbehinderten<br />

Frau ebenfalls einen<br />

Parkplatz mieten musste, sagt:<br />

„Die Deutsche Wohnen verlangte<br />

für die Miete sogar eine<br />

Schufa-Auskunft. Das ist einfach<br />

frech.“ Besagte Wohnungsgesellschaft<br />

weiß davon<br />

auf KURIER-Anfrage nichts.<br />

Marko Rosteck, Sprecher der<br />

Deutschen Wohnen, erklärt<br />

weiter: „Die Mieter haben uns<br />

von der sehr schwierigen Parkplatzsituation<br />

berichtet. In der<br />

Umgebung gibt es ein neues<br />

Wohngebiet. Mit der Parkplatzvermietung<br />

haben wir auf<br />

diesen Mieterwunsch reagiert.“<br />

Im Notfall könnten Polizei und<br />

Feuerwehr die Schranke mit einem<br />

Dreikant-Schlüssel öffnen.<br />

Pflegedienste und andere Lieferdienste<br />

können für regelmäßige<br />

Besuche einen Schlüssel<br />

vom Hausmeister bekommen,<br />

so Rosteck. „Das Absperren von<br />

Parkraum ist ganz normal.“<br />

Reiner Wild vom Mieterverein:<br />

„Auch wenn die Deutschen<br />

Wohnen im Recht ist,<br />

muss sie im Notfall Möglichkeiten<br />

vorhalten. Wir beobachten<br />

auch bei den kommunalen<br />

Wohnungsgesellschaften, dass<br />

Parkplätze zu Geld gemacht<br />

werden.“ Die Initiative um Roland<br />

Kuschel will sich das nicht<br />

bieten lassen.<br />

Heidrun Kalk (76) braucht wegen ihrerGehbehinderung<br />

einen Parkplatz.<br />

Ihr Mann Eberhard (74) fährtsie.<br />

Dass eine Schrankeschon kaputt ist,<br />

wundertdie Frau nicht.<br />

Eine Anwohnerinitiativehat Roland<br />

Kuschel (78) gegründet.Erfindet,<br />

dassdas Vorgehen der Deutschen<br />

Wohnen „Blödsinn“ ist.Die Beschrankung<br />

müsse versetzt werden.<br />

Die 35 Euro<br />

für den Parkplatz<br />

im Monat<br />

möchte<br />

sich Anwohnerin<br />

Ilona<br />

Schönherr<br />

(69) lieber<br />

sparen. Die<br />

Kosten im<br />

Jahr summierensich<br />

schließlich<br />

auf 420 Euro.

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