ADAC Motorwelt Februar 2019

REISE & FREIZEIT
Biosphère-Museum
in Montreal: Der
Glaskuppelbau
wurde 1967 errichtet
Typisch Kanada: Shoppen
oder snacken im St. Lawrence
Market in Toronto
Königsweg: Die
Strecke zwischen Montreal
und Québec
Ferienunterkunft:
Viele Kanadier bieten
wunderschöne Wohnungen
und Häuser für Touristen an
wagens, setze den Tempomat auf 100
km/h und schwimme tiefenentspannt im
Highway-Verkehr mit.
Ein Unterschied zum westlichen Kanada:
Fährt man bei Vancouver über die
Rocky Mountains, wird permanent vor
Bären gewarnt – hier im Osten sind Elche
die Gefahr. Hunderte Warnschilder haben
wir bereits passiert, aber kein einziger
800-Kilo-Riesenhirsch in Sicht. Nach
einer Tagesreise in Richtung Osten über
die Thousand Islands, nach denen auch
das bekannte Dressing benannt ist, erreichen
wir Montreal.
Wer individuell unterwegs ist und
auch die Unterkunft privat wählt (z. B.
über Vermittlungsportale), lernt in Kanada
immer nette Vermieter kennen. Sandy,
die aus Guadeloupe stammt, wartet mitten
in einer der schönen Wohngegenden
Montreals vor ihrem Häuschen. Mit ihrem
drei Monate alten Baby im Arm erklärt sie,
wo wir parken können, wie die Klimaanlage
funktioniert, dass es die besten Bagels
der Stadt im jüdischen Viertel gibt und
dass wir abends unbedingt auf den Mont
Royal steigen sollten. Spätestens in der
bretonischen Crêperie entfaltet dieser Mix
aus Frankreich und Nordamerika eine landestypische
Suchtwirkung.
Gleich an der nächsten Straßenecke,
im Nordosten Montreals, beginnt der
Königsweg, der Chemin du Roy. Diese
Straße schlängelt sich über 280 Kilometer
am Nordufer des Sankt-Lorenz-Stroms
entlang. Vermutlich gibt es keine schönere
Art, die Geschichte der Provinz Québec
kennenzulernen, als über diese im Jahr
1737 fertiggestellte Straße.
Französisches Flair unter der
mächtigen Zitadelle
Damals fuhren Postkutschen hier entlang,
und bis heute sind in vielen pittoresken
Dörfern Häuser, Kirchen und Geschäfte
aus jener Zeit erhalten. Wie so oft
in Kanada kommen wir mit Einheimischen
ins Gespräch. Zwei ältere Damen,
die in Deschambault die Aussicht auf den
Sankt-Lorenz-Strom genießen, erklären,
wie es hier im Winter aussieht: „Da können
Sie dort unten Eislaufen“, sagen sie,
„und im Januar/Februar haben wir manchmal
morgens zwei Meter Schnee vor der
Haustür.“ Aber jetzt ist es August, blauer
Himmel oben, unten fließt der Strom
Richtung Atlantik, und bei 28 Grad riecht
es nach sommerlichen Blumen.
Der Chemin du Roy endet in Québec,
Hauptstadt der gleichnamigen Provinz.
Teile der Altstadt mit dem Hotel Château
Frontenac und der mächtigen Zitadelle
liegen hoch über dem Sankt-Lorenz-
Strom. Die ältesten Viertel stammen
aus der Kolonialzeit und sind heute der
Anziehungspunkt für Shopping- und
Kreuzfahrttouristen oder Liebhaber der
fran zösisch angehauchten Küche. So
lecker Meeresfrüchte, raffinierte W
Fotos: Fotolia/R.M. Nunes, mauritius images, Shutterstock Editorial(2)
46 ADAC motorwelt 2/2019