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Berliner Zeitung 08.02.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 – S eite 28 *<br />

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Panorama<br />

LEUTE<br />

Joshua Trump, 11, hatte genug vom<br />

Vortragund ratzte weg. Dierund 80<br />

Minuten lange Rede zur Lage der Nation<br />

vonUS-Präsident Donald<br />

Trump war zu viel für den Schüler,<br />

der auf Initiativevon Melania Trump<br />

ins Repräsentantenhaus geladen<br />

war.Das Nickerchen blieb den Fotografen<br />

nicht verborgen: Aufnahmen<br />

zeigen, wie der Namensvetter<br />

Trumps zwei Plätzeneben der First<br />

Lady in seinen Sitz versunken wegdämmerte.Die<br />

Rede hatte um 21<br />

Uhrbegonnen, da kann man schon<br />

mal mit dem Bett liebäugeln.<br />

Veronica Ferres hat es geschafft.<br />

Nachdem sie nun schon so lange in<br />

Los Angeles lebt, hat die deutsche<br />

Schauspielerin endlich, endlich,<br />

endlich eine Rolle in einer starbesetzten<br />

Hollywoodproduktion ergattert.<br />

Siesei sehr aufgeregt, mit Gary<br />

Oldman, Armie Hammer und Evangeline<br />

Lilly beim Thriller „Dreamland“<br />

über die internationale Opioidkrise<br />

zusammenzuarbeiten, jubilierte<br />

Ferres auf Twitter.Der Film des<br />

US-Regisseurs Nicholas Jarecki („Arbitrage“)<br />

will mehrereStorys über<br />

die Opioidkrise verweben, womit<br />

der starke Schmerzmittelmissbrauch<br />

in Nordamerika seit den späten<br />

1990er-Jahren bezeichnet wird.<br />

Heidi Klum schaut genau hin. Für Botoxhabe<br />

der Drill Instructor für Models<br />

den Blick eines Adlers,damache<br />

man ihr überhaupt nichts<br />

vor. In ihrer Show habe<br />

sie viele mit dem Nervengift<br />

behandelte<br />

Mädchen, die gerade<br />

mal Anfang 20 sind.<br />

„Viele Mädchen<br />

wollen auch in<br />

Wirklichkeit<br />

so aussehen<br />

wie mit<br />

Apps“, sagte<br />

Klum. Siefinde<br />

das Wahnsinn, „aber<br />

das muss jeder für<br />

sich entscheiden“.<br />

Dass sie mit ihrer<br />

Show für diesen Trend<br />

mitverantwortlich ist,<br />

scheint der 45-Jährigen<br />

nicht in den Sinn zu<br />

kommen. (mpw./mit<br />

dpa, AFP)<br />

Botox? Da macht<br />

man ihr überhaupt nichts<br />

vor!<br />

GETTY<br />

TIERE<br />

Werbei diesem Süßerchen nach<br />

links wischt, der hat kein Herz.<br />

Flirtmit Fiffi. Gute Nachrichten aus<br />

Litauens Hauptstadt Vilnius: Dort<br />

gibt es jetzt die Dating-App „GetPet“<br />

–eine ArtTinder für Hunde aus dem<br />

Tierheim. Wereine Fellnase entdeckt,<br />

die sein Herz höher schlagen<br />

lässt, der kann nach rechts wischen<br />

und ein Treffen arrangieren. Täglich<br />

kommen neue Nutzer hinzu, auch<br />

ein paar „Matches“, also erfolgreiche<br />

Vermittlungen gab es bereits.Doch<br />

ganz wie beim Menschen-Tinder<br />

funktioniertesdann doch nicht:<br />

Schließlich haben die Hunde nicht<br />

die Möglichkeit, nach links zu wischen<br />

und so ein Herrchen oder<br />

Frauchen abzulehnen. Mist! (avo.)<br />

AP<br />

Herrin über Liebe, Leid und Leidenschaft<br />

VonHarry Nutt und Marcus Weingärtner<br />

Die Haare einer brünetten<br />

Frau wehen im Fahrtwind,<br />

das Oldtimer-Cabrio<br />

bewegt sich gemächlich<br />

durch eine hügelige Landschaft<br />

am Meer auf ein herrschaftliches<br />

Anwesen einer britischen<br />

Adelsfamilie zu. Noch ist alles in bester<br />

Ordnung, das Wetter ist mild, das<br />

Leben schön. Aber die Frau hat ein<br />

Geheimnis, sie bringt ihre Vergangenheit<br />

mit, deren langsame Enträtselung<br />

dem Leser –und nicht weniger<br />

häufig dem Fernsehzuschauer –<br />

in aller Ausführlichkeit aufgegeben<br />

wird.<br />

Wirbefinden uns in der typischen<br />

Anordnung eines Rosamunde-Pilcher-Romans,<br />

der in Deutschland<br />

zum Inbegriff eines Heile-Welt-<br />

Genres geworden ist, in dem wohlgeratene<br />

Menschen mitunter in<br />

Konflikt mit ihren nicht immer ganz<br />

einfachen Familienverhältnissen geraten.<br />

Einerfolgreicher Landarzt, der<br />

plötzlich erfahren muss, dass er einen<br />

erwachsenen Sohn hat, der sich<br />

leidenschaftlich zu der eigenen<br />

Tochter hingezogen fühlt. Wasnun?<br />

Inzest, Erbschaftsstreitereien und<br />

wiederaufflackernde Liebesgeschichten<br />

bilden häufig das Handlungsgerüst<br />

einfach konstruierter<br />

Romane, die unter der behutsamen<br />

Federführung von Rosamunde Pilcher<br />

stets von einfühlsamen Dialogen<br />

getragen werden, mit denen sich<br />

ein von ganz anderen Alltagssorgen<br />

geplagtes Publikum mühelos identifizieren<br />

konnte.<br />

Allein für das ZDF sind nach diesem<br />

Erzählmuster zwischen 1989<br />

und 2019 145 Filme entstanden, Tausende<br />

Filmleute und Schauspieler<br />

erhielten durch Pilchers unermüdliche<br />

Textproduktion Anstellungsund<br />

Honorarverträge, ehe Rosamunde<br />

Pilcher 2012, im Alter von87<br />

Jahren, angekündigt hatte, nun<br />

keine weiteren Romane mehr zu<br />

schreiben, weil sie sich allmählich zu<br />

alt fühle.Inder Nacht zum Donnerstag<br />

ist sie im Alter von94Jahren den<br />

Folgen eines Schlaganfalls erlegen.<br />

IhrLeben selbst las sich wie einer<br />

ihrer immergleichen, im besten Falle<br />

versöhnlich zu nennenden Romane:<br />

Geboren wurde Rosamunde Scott in<br />

der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts,<br />

genau: 1924, da, wo fast alle<br />

ihreGeschichten später spielten –im<br />

britischen Cornwall, jenem von der<br />

Natur besonders schön herausge-<br />

Zum Tode der britischen Schriftstellerin Rosamunde Pilcher<br />

Very british! Rosamunde Pilcher auf ihrem schottischen Landsitz im Jahr 2011.<br />

„Mir geht es um das Leben und<br />

die Beziehungen zwischen den Menschen.<br />

Wirkliche Liebe kann nur in<br />

einer Beziehung bestehen.“<br />

Rosamunde Pilcher<br />

in einem Interview über das Verhältnis von Romantik<br />

und Realität in ihren Romanen<br />

Unser täglich Brot<br />

PA<br />

putzten Landstrich, auch Gottes eigenes<br />

Land genannt. Sie war die<br />

Tochter eines britischen Marineoffiziers,<br />

der in Burma diente. Der Vater<br />

war häufig absent, die Mutter übernahm<br />

die Erziehung und offenbar<br />

förderte sie früh die Begabung ihrer<br />

Tochter –sie schrieb bereits als Teenager.<br />

Indes zur „Meisterin der Liebesschnulze“,<br />

wie sie des öfteren in<br />

England als auch in Deutschland<br />

verächtlich geziehen wurde, wurde<br />

Pilcher erst wesentlich später.<br />

Nach dem Schulabschluss trat die<br />

knapp 18-Jährige erst einmal dem<br />

Women’s Royal Naval Service bei –<br />

dem Königlichen Marinedienst der<br />

Frauen, es war der Zweite Weltkrieg.<br />

Für ihre Zeit durchaus nicht selbstverständlich,<br />

hatte sie bald einen eigenen<br />

Beruf, sie wurde Sekretärin im<br />

britischen Außenministerium und<br />

von dort 1943 nach Indien berufen,<br />

wo sie bis zum Ende des Zweiten<br />

Weltkrieges blieb.<br />

Mit der modernen Lebensführung<br />

indes war es nach dem Krieg<br />

vorbei, die junge Frau heiratete im<br />

Jahr 1946 den Textilunternehmer<br />

Graham Pilcher, mit dem sie bis zu<br />

dessen Tode vor rund zehn Jahren<br />

verheiratet blieb.Das Paar zoginden<br />

schottischen Ort Longforgan bei<br />

Dundee. Wie Cornwall beeinflusste<br />

auch Schottland Pilchers Ideen von<br />

Land und Liebe nachdrücklich. Auf<br />

dem Land wurde sie zur Hausfrau<br />

und Mutter und begann Ende der<br />

40er Jahre mit dem Verfassen von<br />

Kurz- und Liebesgeschichten,<br />

hauptsächlich für Frauenmagazine.<br />

Pilcher scheint sich des Erfolgs ihrer<br />

Geschichten zu dieser Zeit nicht sicher<br />

gewesen zu sein, denn sie<br />

schrieb unter dem Pseudonym Jane<br />

Fraser,das sie später ablegte.<br />

Der Erfolg, der sie vor allem in<br />

Deutschland anhaltend berühmt<br />

machte, setzte recht spät ein, erst<br />

1987 kam es zum kommerziellen<br />

Durchbruch mit der für sie schon typischen<br />

Familiensaga um Liebe,<br />

Leid und Leidenschaft mit dem Titel<br />

„The Shell Seekers“, zu deutsch: „Die<br />

Muschelsucher“, die sich allein hierzulande<br />

rund 1,7 Millionen Mal verkaufte.<br />

Ihre bislang über 60 Millionen<br />

weltweit verkauften Bücher haben<br />

sie seither zu einer der erfolgreichsten<br />

Autorinnen der<br />

Gegenwartgemacht.<br />

Mit dem im Jahr 2000 erschienenen<br />

Roman „Wintersonne“ beendete<br />

sie ihre schriftstellerische Laufbahn.<br />

Äthiopien hat einen Erfolg im Patentstreit errungen und darf auch künftig abgabenfrei seine Nationalspeise verzehren<br />

VonJohannes Dieterich, Johannesburg<br />

Indschera wird ähnlich wie Crêpes aus flüssigem Teig hergestellt.<br />

Mehr als 100 Millionen Äthiopier<br />

können aufatmen. Sie werden<br />

wie seit Tausenden von Jahren auch<br />

in Zukunft ihreIndscheragenannten<br />

Fladenbrote essen können, ohne einer<br />

niederländischen Firma dafür<br />

Abgaben zu bezahlen. EinGericht in<br />

DenHaag hat jetzt entschieden, dass<br />

ein von Jans Roosjen angemeldetes<br />

Patent auf Teff-Produkte „null und<br />

nichtig“ sei, weil der holländische<br />

Patentanmelder nichts Neues erfunden<br />

habe.<br />

Teff ist eine alte Getreidesorte<br />

mit kleinsten Samen, die am Horn<br />

von Afrika beheimatet ist und<br />

Äthiopiern und Eritreern zur Herstellung<br />

ihres Grundnahrungsmittels<br />

Indschera dient. Dabei handelt<br />

es sich um ein säuerliches Fladenbrot,<br />

das sowohl als Beilage wie als<br />

Besteck zum Einsatz kommt: Man<br />

nimmt die Fleisch- und Gemüsegerichte<br />

mit den Fingern zwischen<br />

den Fladen eingequetscht auf. Man<br />

bete nicht „Unser täglich Brot gib<br />

uns heute“, sondern „Unser Indschera<br />

gibt uns heute“, sagt ein<br />

Äthiopier in Johannesburg.<br />

IMAGEBROKER<br />

Als Direktor der holländischen<br />

FirmaHealth and Performance Food<br />

International hatte Roosjen vor<br />

mehr als 15 Jahren ein Patent für Produkte<br />

aus gemahlenem Teff angemeldet.<br />

Er rechnete sich offenbar<br />

satte Geschäfte aus,denn Teff ist glutenfrei<br />

und enthält wichtige Nährstoffe<br />

–Eigenschaften, die ganz nach<br />

dem Geschmack europäischer und<br />

amerikanischer Konsumenten sind.<br />

Zunächst versprach Roosjen dem<br />

äthiopischen Staat einen Anteil an<br />

dem Verkauf der Teff-Produkte,doch<br />

seine Firma meldete 2005 Konkurs<br />

an –was seine Patentrechte für Europa,<br />

Japan und die USA allerdings<br />

nicht beeinträchtigte. Das brachte<br />

die Regierung in Addis Abeba gegen<br />

ihn auf: Sienahm sowohl diplomatische<br />

wie rechtliche Schritte auf, um<br />

sich die intellektuellen Eigentumsrechte<br />

an dem Tausende von Jahren<br />

alten Grundnahrungsmittel wieder<br />

zurückzuerobern. „Eine großartige<br />

Nachricht“, twitterte der äthiopische<br />

Politiker Fitsum Arega nach der Bekanntgabe<br />

des Urteils: „Ich hoffe,wir<br />

lernen daraus, dass unsere nationalen<br />

Besitzstände von allen respektiertund<br />

geschützt werden.“<br />

NACHRICHTEN<br />

Kölner Archiv-Einsturz:<br />

Oberbauleiter verurteilt<br />

Im zweiten Strafprozess um den Einsturzdes<br />

Kölner Stadtarchivs hat das<br />

Landgericht einen Angeklagten wegen<br />

fahrlässiger Tötung zu einer<br />

Haftstrafe voneinem Jahr auf Bewährung<br />

verurteilt. Derehemalige<br />

Oberbauleiter soll beim Baueiner U-<br />

Bahn-Haltestelle vordem Archivgebäude<br />

seine Überwachungspflichten<br />

verletzt haben. Beidem Unglück<br />

am 3. März2009 waren zwei Anwohner<br />

ums Leben gekommen, es entstand<br />

ein Milliardenschaden. Das<br />

Gericht war der Überzeugung, dass<br />

der Einsturzdurch Fehler bei den<br />

Bauarbeiten ausgelöst wurde. (dpa)<br />

Suche nach Fußballer Sala:<br />

Leiche aus Wrack geborgen<br />

Dievor wenigen Tagen im abgestürzten<br />

Flugzeug des vermissten argentinischen<br />

Fußballers Emiliano Sala<br />

entdeckte Leiche ist geborgen worden.<br />

Dasbestätigte die britische<br />

Flugunfallbehörde AAIB.Umwen es<br />

sich bei dem Toten handelt, ist aber<br />

weiterhin unklar.Laut Behörde sollte<br />

die Leiche nun zur gerichtsmedizinischen<br />

Untersuchung nach Portland<br />

in Südengland gebracht werden.<br />

Sala wollte am 21. Januar vonFrankreich<br />

aus zu seinem neuen Verein<br />

nach Wales fliegen. Beim Flug über<br />

den Ärmelkanal verschwand die Propellermaschine<br />

mit dem 28 Jahrealten<br />

Fußballer und seinem Piloten<br />

aber vonden Radarschirmen. (dpa)<br />

Mindestens zehn Tote bei<br />

Hauseinsturz in Istanbul<br />

Rettungskräfte suchen in den Trümmern<br />

nach Überlebenden.<br />

AFP<br />

Beim Einsturzeines mehrstöckigen<br />

Wohnhauses in der türkischen Metropole<br />

Istanbul sind mindestens<br />

zehn Menschen getötet worden. Die<br />

Suche nach Überlebenden gehe weiter,sagte<br />

der Gouverneur der Provinz<br />

Istanbul, Ali Yerlikaya, am Unfallort.<br />

Helfer retteten 13 Menschen<br />

aus dem Geröll, darunter ein kleines<br />

Mädchen. DasHaus im Stadtteil Kartal<br />

auf der asiatischen Seite der Stadt<br />

war am Mittwochnachmittag in sich<br />

zusammengefallen. Wasdas Unglück<br />

ausgelöst hatte,blieb auch am<br />

Donnerstag unklar. (dpa)<br />

Högel-Prozess: Ermittlungen<br />

wegen Falschaussagen<br />

Im Prozess gegen den Ex-Krankenpfleger<br />

Niels Högel hat die Staatsanwaltschaft<br />

im niedersächsischen Oldenburggegen<br />

vier Zeugen Verfahrenwegen<br />

Meineids eingeleitet. Das<br />

bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.<br />

DieVerfahren richten<br />

sich demnach gegen einen leitenden<br />

Oberarzt, einen stellvertretenden<br />

Stationsleiter und zwei Krankenschwesterndes<br />

Klinikums Oldenburg.<br />

In dem Prozess gegen Högel,<br />

bei dem es um 100-fachen Mord<br />

geht, hatten sich die Zeugen mehrfach<br />

auf Erinnerungslücken berufen.<br />

DerVorsitzende Richter hatte sich in<br />

dem Verfahren vordem Landgericht<br />

Oldenburgdarüber verärgertgezeigt<br />

und die vier Zeugen vereidigt. (dpa)

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