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Allergiker-Qual: WieAmbrosia sich ausbreitet – Brandenburg Seite 16<br />
Stadt unter<br />
Strom<br />
Seite 6<br />
2°/9°<br />
Ab und an sonnig<br />
Wetter Seite 2<br />
Ost-Gefühle: Mit Stolz<br />
in die Zukunft<br />
Politik Seite 5<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Daten-Streit: Kartellamt<br />
attackiert Facebook<br />
Tagesthema Seite 2, Kommentar Seite 8<br />
Freitag,8.Februar 2019 Nr.33HA-75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Bestseller-Queen: Abschied<br />
von Rosamunde Pilcher<br />
Panorama Seite 28<br />
Berlinale<br />
Dieser giftige<br />
Cocktail<br />
Susanne Lenz<br />
Feuilleton-Redakteurin<br />
Indem ersten Superman-Film aus<br />
dem Jahr 1978 muss der Held eine<br />
furchtbare Entscheidung treffen.<br />
Sein Gegenspieler plant, durch ein<br />
Erdbeben die amerikanische Westküste<br />
zu zerstören, gleichzeitig<br />
schickt er eine Rakete Richtung Ostküste<br />
los.Superman gibt sein Bestes,<br />
er repariert die Golden Gate Bridge,<br />
stoppt die Wassermassen des gebrochenen<br />
Hooverdamms,doch überall<br />
Unheil zu verhindern, ist nicht zu<br />
schaffen. Superman muss wählen.<br />
Ich kann dieses Dilemma so gut<br />
nachfühlen. Während der Berlinale<br />
wäre ich am liebsten in allen Kinos<br />
gleichzeitig. Es ist das Unglück der<br />
schier unendlichen Möglichkeiten,<br />
die sich einem in den nächsten zehn<br />
Tagen bieten. Die angebliche Entscheidungshilfe<br />
„Programmheft“ ist<br />
doch auch nur eine Mischung aus<br />
Behauptungen, Ankündigungen,<br />
Versprechungen. Aber was soll man<br />
machen. Ichjedenfalls sauge an diesem<br />
giftigen Cocktail, als hinge mein<br />
Leben davon ab.<br />
Ob man mit der Berlinale glücklich<br />
wird, hängt davon ab,was für ein<br />
TypMensch man ist. Ich gehöre zu<br />
den bedauernswerten Typen, die der<br />
amerikanische Psychologe Barry<br />
Schwartz als Maximizer bezeichnet.<br />
Als solcher will ich immer die bestmögliche<br />
Entscheidung treffen, und<br />
dafür wäge ich hin und her, und im<br />
Hinterkopf lauert die Angst, mir<br />
könne etwas entgehen. Schwartz<br />
sagt, solche Menschen neigten zu Depressionen.<br />
Ichweiß, was er meint.<br />
Von Freunden höre ich immer,<br />
das Schöne bei der Berlinale sei<br />
doch, sich durch das Programm treiben,<br />
sich überraschen zu lassen. Sie<br />
stellen sich an den Ticketschalter,<br />
kaufen, was es gibt, und erzählen<br />
später vonihren tollen Kinoerlebnissen.<br />
Diese Menschen definiert<br />
Schwartz als Satisficer.Sie haben die<br />
Gabe, mit etwas zufrieden zu sein,<br />
solange es nicht ganz schlecht ist.<br />
Mein Vorsatz für dieses Festival:<br />
keine Selbstzerfleischung. Vielleicht<br />
lerne ich dieses Jahr endlich das<br />
echte Berlinale-Gefühl kennen.<br />
Auftakt mit Abschied<br />
Die Berlinale hat begonnen. Und damit das letzte Festival von Dieter Kosslick. Der<br />
Direktor mit dem roten Schal geht –aber so ganz erst in zehn Tagen. Seiten 12, 21 &22<br />
Kampf um die <strong>Berliner</strong> Luft<br />
Der Senat will auf Tempo-30-Zonen in vielen Straßen verzichten. Umweltschützer sind entsetzt<br />
VonPeter Neumann<br />
Im Streit um die Reinhaltung<br />
der <strong>Berliner</strong> Luft bahnt sich ein<br />
neuer Konflikt an. Zwar will der<br />
Senat spätestens Ende Juni auf<br />
elf Straßenabschnitten Dieselfahrverbote<br />
verhängen –sowie es das<br />
Verwaltungsgericht angeordnet hat.<br />
Doch auf vielen weiteren Abschnitten,<br />
deren Luft ebenfalls stärker als<br />
erlaubt mit Stickstoffdioxid belastet<br />
wird, soll es nicht einmal Tempo 30<br />
geben. DieVerwaltung hofft, dass für<br />
ganz Berlin geltende „gesamtstädtische<br />
Maßnahmen“ dortreichen werden,<br />
die Luftqualität deutlich zu verbessern.<br />
Nun hat die Deutsche Umwelthilfe,<br />
die das Gerichtsurteil erstritten<br />
hat, den Senat gewarnt. „Die<br />
Maßnahmen müssen messbareVerbesserungen<br />
bringen“, sagte Bundesgeschäftsführer<br />
Jürgen Resch am<br />
Donnerstag der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Dieelf Straßenabschnitte,auf denen<br />
der Senat Dieselfahrverbote anordnen<br />
wird, sind insgesamt etwas<br />
mehr als einen Kilometer lang. Für<br />
106 weitereTeilstücke,auf denen die<br />
Belastung nicht ganz so groß ist,<br />
muss der künftige <strong>Berliner</strong> Luftreinhalteplan<br />
ebenfalls Maßnahmen<br />
enthalten. Anfangs war davon die<br />
Rede,dass dies in fast allen Fällen auf<br />
Tempo 30 hinauslaufen dürfte.Doch<br />
nun hören sich die offiziellen Aussagen<br />
differenzierter an. „Nicht auf allen<br />
106 Abschnitten, für die luftverbessernde<br />
Maßnahmen zu prüfen<br />
sind, wird eszielführend und damit<br />
sinnvoll sein, Tempo 30 anzuordnen“,<br />
sagte Dorothee Winden, Sprecherin<br />
der Umweltsenatorin Regine<br />
Günther (parteilos, für Grüne). Ein<br />
Tempolimit wäre nur dort angebracht,<br />
wo „gesamtstädtische Maßnahmen“<br />
nicht reichen. Dazu zählen<br />
die Ausrüstung vonBVG-Bussen mit<br />
Stickoxidkatalysatoren, die Umstellung<br />
auf Elektrofahrzeuge, Informationen<br />
über Nachrüstungen sowie<br />
die Förderung vonE-Mobilität in der<br />
Wirtschaft. Auch neue Ampelschaltungen<br />
für einen flüssigeren Verkehr<br />
sowie die Förderung des Umweltverbunds,<br />
zudem der Fußgänger- und<br />
Radverkehr gehören, können sich<br />
stadtweit auswirken.<br />
„Die Umwelthilfe wird prüfen, ob sie<br />
neue rechtliche Schritte unternimmt.“<br />
Peter Kremer, Rechtsanwalt in Berlin<br />
Nicht einmal Tempo 30 senke die<br />
Luftbelastung wesentlich, entgegnete<br />
Jürgen Resch. „Der Senat muss<br />
sicher stellen, dass die Grenzwerte<br />
wirklich eingehalten werden.“ Berlin<br />
werde um„verkehrslenkende Maßnahmen“<br />
nicht herumkommen.<br />
„Die Verkehrsmenge muss drastisch<br />
reduziertwerden“, forderte Resch.<br />
„Der Senat muss bis Ende März<br />
einen neuen Luftreinhalteplan aufstellen,<br />
mit dem er nachweist, dass<br />
die Grenzwerte eingehalten werden“,<br />
bekräftigte Rechtsanwalt Peter<br />
Kremer,der die Umwelthilfe vordem<br />
Verwaltungsgericht vertreten hat.<br />
„Alle Maßnahmen, die auf das freiwillige<br />
Verhalten von Verkehrsteilnehmernabstellen,<br />
dürfen nicht berücksichtigt<br />
werden. Auch dürfen<br />
keine Maßnahmen berücksichtigt<br />
werden, deren Wirkung nicht sicher<br />
vorhergesagt werden kann. Setzt der<br />
Senat weiter auf solche Maßnahmen,<br />
widersetzt er sich schlicht dem<br />
Richterspruch. DieUmwelthilfe wird<br />
daher anhand des Luftreinhalteplans<br />
prüfen, ob sie neue rechtliche<br />
Schritte unternimmt.“ Der Verband<br />
hält eine Vollstreckung für möglich.<br />
Für die Senatsplaner ist es eine<br />
Gratwanderung, sagte Tilmann Heuser<br />
vom Bund für Umwelt und Naturschutz<br />
Deutschland (BUND). „Einerseits<br />
müssen sie dieVorgaben des<br />
Urteils abarbeiten – sonst drohen<br />
neue Klagen“, sagte er.„Andererseits<br />
dürfen sie auch nicht übers Ziel hinausschießen.<br />
Die Maßnahmen<br />
müssen verhältnismäßig sein –sonst<br />
ziehen Autofahrer vorGericht.“<br />
Kommentar Seite8<br />
DPA<br />
Teurer Umzug<br />
des BND<br />
nach Berlin<br />
Kritiker beklagen Art der<br />
Kostenkalkulation<br />
VonMarkus Decker<br />
AmFreitagvormittag wirdKanzlerin<br />
Angela Merkel die neue Zentrale<br />
des Bundesnachrichtendienstes<br />
(BND) in Berlin-Mitte eröffnen.<br />
Viel Ärger hat es in den vergangenen<br />
Jahren um das Projekt gegeben.<br />
Auch jetzt sind längst nicht alle Beobachter<br />
des Umzugs zufrieden, im<br />
Gegenteil. Etliche Kritiker beklagen<br />
die Artder Kostenkalkulation.<br />
Der Festakt findet mehr als zwölf<br />
Jahrenach dem ersten Spatenstich im<br />
Oktober 2006 statt. Die Kosten des<br />
Projekts stiegen im Lauf der Jahrevon<br />
720 Millionen Euro auf 1,086 Milliarden<br />
Euro.Hinzu kommen 300 Millionen<br />
Euro für Umzug und Erstausstattung.<br />
Eine Sprecherin des Bundesamtes<br />
für Bauwesen und Raumordnung<br />
sagte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
(Redaktionsnetzwerk Deutschland),<br />
die Kosten bei öffentlichen Bauvorhaben<br />
des Bundes würden jeweils auf<br />
der Grundlage der zum Planungszeitpunkt<br />
geltenden Preise berechnet.<br />
Das sehe die Bundeshaushaltsordnung<br />
so vor. Absehbare Preissteigerungen<br />
während der Bauzeit würden<br />
damit regelmäßig nicht berücksichtigt<br />
–mit der Folge,dassdie tatsächlichen<br />
Kosten oft höher ausfielen.<br />
DerParlamentarische Staatssekretär<br />
im Bundesinnenministerium,<br />
Marco Wanderwitz (CDU), fordert,<br />
dies zu ändern: „Wir können die mit<br />
Sicherheit zu erwartenden Preissteigerungen<br />
im Vorfeld nicht einstellen.“<br />
Auch der SPD-Haushaltsexperte<br />
Johannes Kahrs mahnt Korrekturen<br />
an.„Der Bund sollte sich ein Vorbild<br />
an Hamburg nehmen und das Bundesrecht<br />
ändern. Hamburgpreist die<br />
Inflation ein und bekommt damit einen<br />
ehrlicheren Preis. Soein Verfahrensollteauch<br />
der Bund einführen.“<br />
Berlin Seite11, Leitartikel Seite8<br />
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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019<br />
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Tagesthema<br />
Alltag im Netz<br />
Der<br />
gläserne<br />
Nutzer<br />
VonJörg Hunke<br />
Gar nicht schlecht der Text, das<br />
Foto oder das Video – und<br />
schon drückt der Nutzer den Button<br />
auf der Facebook-Seite, um<br />
die gefundene Information im<br />
Netz zu teilen. So ist das Standard.<br />
Und wer auf anderen Seiten unterwegs<br />
ist und dort etwas Interessantes<br />
findet, der drückt den<br />
blauen Facebook-Button. So ist<br />
das über die Jahrezur Routine geworden.<br />
Was kaum einer weiß: Allein<br />
dadurch, dass ein blaues Facebook-Kästchen<br />
auf der Seite des<br />
Drittanbieters installiert ist, sammelt<br />
Facebook persönliche Daten<br />
über das Nutzerverhalten. Der<br />
Browser sendet persönliche Daten<br />
wie die IP-Adresse oder lokal<br />
abgelegte Cookies an die sozialen<br />
Dienste. Das passiert auch dann,<br />
wenn ein Webseitenbesucher gar<br />
kein Konto bei Facebook hat oder<br />
die Teilen-Funktion nicht nutzen<br />
möchte.<br />
Noch gläserner sind eingeloggte<br />
Nutzer: Facebook etwa<br />
identifiziert sie eindeutig und erfährt<br />
so, auf welchen Seiten sie<br />
unterwegs sind. Eine Kollegin<br />
hatte beispielsweise die Seite des<br />
Online-Shops About You angeklickt.<br />
Das hatte zur Folge, dass<br />
ihr Angebote bei Facebook angezeigt<br />
wurden. Eine Erklärung erhielt<br />
sie, als sie ein Dreieck-Symbol<br />
auf der Werbefläche anklickte.<br />
In dem Fall war es so, dass About<br />
You die Zielgruppe der Frauen<br />
über 18 Jahren erreichen wollte.<br />
„Diese Information basiert auf<br />
deinem Facebook-Profil und wo<br />
du dich mit dem Internet verbunden<br />
hast“, heißt es noch. Als in<br />
den USA darüber debattiert<br />
wurde, wie diese persönlichen<br />
Daten Wahlen beeinflussen können,<br />
sagte der Computer-Wissenschaftler<br />
Peter Eckesley: „Facebook<br />
kann mithilfe von Künstlicher<br />
Intelligenz fast alles über uns<br />
erfahren.“ Unternehmen wissen<br />
das zu schätzen. Für Online-Werbung<br />
geben sie in Deutschland<br />
immer mehr Geld aus,imvergangenen<br />
Jahr wurde mit mehr zwei<br />
Milliarden Euro ein neuer Höchstwert<br />
erreicht. Von„sehr relevanten<br />
Bestandteilen in der Kommunikationsstrategie“,<br />
spricht Rasmus<br />
Griese vom Bundesverband Digitale<br />
Wirtschaft. Es gibt aber auch<br />
Seitenbetreiber,die zurückhaltend<br />
sind. Siesetzen auf die Zwei-Klick-<br />
Variante. Der Nutzer muss zunächst<br />
seine Zustimmung zur<br />
Kommunikation mit Facebook erteilen,<br />
erst dann wird der Button<br />
aktiv. Dann kann der Anwender<br />
seine Empfehlung übermitteln.<br />
Facebook<br />
Instagram<br />
Snapchat<br />
Twitter<br />
Xing<br />
Genutzte Onlineanwendungen<br />
mindestens wöchentlich,<br />
in Deutschland 2018<br />
Basis: 2009 Befragte ab 14 Jahren<br />
Suchmaschinen<br />
wie Google<br />
73 %<br />
Lesen und Schreiben<br />
von E-Mails<br />
90 Millionen<br />
kleine oder mittlere<br />
Unternehmen<br />
nutzen Facebook<br />
Nutzung<br />
sozialer Medien<br />
Mindestens wöchentlich, in Prozent<br />
der deutschen Gesamtbevölkerung,<br />
2018, in Klammern 2017<br />
15 (9)<br />
9(6)<br />
4 (3)<br />
4 (2)<br />
31 (33)<br />
Facebook darf nicht mehr<br />
automatisch dieWhatsAppund<br />
Instagram-Daten seiner<br />
Kunden auswerten. Das<br />
hat jetzt das Bundeskartellamt entschieden.<br />
Der Grund: Der Konzern<br />
missbrauche seine Marktmacht.<br />
Was wird Facebook konkret untersagt?<br />
Das soziale Netzwerk darf Daten<br />
anderer Dienste nur noch mit dem<br />
Facebook-Konto des Nutzers verknüpfen,<br />
wenn dieser es ausdrücklich<br />
erlaubt hat –und darf zugleich<br />
diese Erlaubnis nicht zur Bedingung<br />
machen, um Facebook überhaupt<br />
nutzen zu können. Konkret geht es<br />
um Informationen, die bei der Nutzung<br />
der Facebook-Töchter Whats-<br />
App und Instagram anfallen, aber<br />
auch um Daten, die auf Webseiten<br />
entstehen, die Facebook-Tools wie<br />
den „Gefällt-mir“-Button nutzen. Facebook<br />
muss nun binnen eines Jahres<br />
seine Nutzungsbedingungen ändern.<br />
Hat Facebook eine marktbeherrschende<br />
Stellung?<br />
Onlinebanking<br />
34 %<br />
Ortungsdienste<br />
für ortsbezogene<br />
Informationen<br />
im Internet<br />
25 %<br />
93%<br />
Landkarten/<br />
Stadtpläne<br />
im Internet<br />
26 %<br />
des Werbeumsatzes<br />
werden über Mobile<br />
Ads generiert<br />
Das Bundeskartellamt hält dies<br />
für eindeutig. In Deutschland nutzen<br />
32 Millionen Menschen Facebook,<br />
davon 23 Millionen sogar täglich.<br />
Facebook ist in Deutschland<br />
nicht nur das größte soziale Netzwerk,esgibt<br />
auch keinen relevanten<br />
Wettbewerber mehr. Alle anderen<br />
Netzwerke sind viel zu klein, um eine<br />
echte Alternativezusein. Undselbst<br />
wenn man die Konkurrenz in die Betrachtung<br />
einbezieht, sieht das Kartellamt<br />
eine marktbeherrschende<br />
Stellung Facebooks, unter anderem<br />
weil WhatsApp und Instagram ja<br />
auch zu Facebook gehören. DieFeststellung<br />
der Marktmacht ist wichtig,<br />
weil für marktbeherrschende Unternehmen<br />
strengereRegeln gelten. Die<br />
Kunden müssen hier besser geschützt<br />
werden, weil sie nicht einfach<br />
zu einem Konkurrenten wechseln<br />
können.<br />
Missbraucht Facebook seine Marktmacht?<br />
Das Kartellamt sieht eine unzulässige<br />
Benachteiligung der Facebook-Nutzer<br />
darin, dass diese einer<br />
Weblogs von<br />
Bloggern nutzen<br />
7%<br />
Soziale Netzwerke<br />
Online-<br />
Nachschlagewerke<br />
wie Wikipedia<br />
35 %<br />
In Deutschland geben die<br />
Unternehmen inzwischen rund<br />
2Milliarden Euro<br />
für Online-Werbung aus,<br />
der Wert wächst jährlich um<br />
7%<br />
Waren im Internet bestellen/<br />
Onlineshopping<br />
17 %<br />
Das Kartellamt<br />
63 % Foto-Communitys<br />
verbietet Facebook, automatisch<br />
wie Instagram<br />
Informationen von WhatsApp, Instagram 17 %<br />
und anderen Quellen zu nutzen<br />
Auf Daten-Diät<br />
VonChristian Rath<br />
umfassenden Datenerfassung und<br />
-auswertung zustimmen müssen,<br />
die nicht in ihrem Interesse liege.<br />
DasKartellamt beruft sich dabei ausdrücklich<br />
auf die 2018 in Kraft getretene<br />
Datenschutz-Grundverordnung<br />
(DSGVO). Das Interesse der<br />
Nutzer an ihrer informationellen<br />
Selbstbestimmung überwiege das<br />
Interesse Facebooks an der Zusammenführung<br />
möglichst vieler Daten<br />
über die Nutzer,sodieWettbewerbshüter.<br />
Die Kunden hätten zwar keinen<br />
finanziellen Schaden, aber<br />
„Kontrollverlust“. Richard Kelber,<br />
der neue Bundesdatenschutzbeauftragte,<br />
unterstützt die Argumentation<br />
des Bundeskartellamts ausdrücklich.<br />
Darf Facebook nun gar keine Daten<br />
mehr über die Kunden sammeln?<br />
Facebook darf über die Facebook-Nutzung<br />
der Kunden weiterhin<br />
Daten sammeln und auswerten.<br />
Dies sei kartellrechtlich nicht unangemessen<br />
und werde von den Kunden<br />
auch erwartet. Schließlich sei<br />
Facebook ein kostenloser Dienst, der<br />
Onlinecommunitys<br />
wie Facebook<br />
33 %<br />
keine<br />
Onlinenutzung 11 %<br />
Ja<br />
89%<br />
Nein<br />
7%<br />
Privatsphäre-<br />
Einstellungen<br />
Setzen Siesichin<br />
derRegel damit<br />
auseinander?<br />
nutzen Facebook<br />
in Deutschland<br />
Weiß nicht<br />
4%<br />
32 Millionen<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: ARD/ZDF-ONLINESTUDIE 2018, BITKOM<br />
mit zielgenauer Werbung sein Geld<br />
verdiene.Auch WhatsApp und Instagram<br />
dürfen die dort anfallenden<br />
Daten ihrer Kunden weiterhin sammeln<br />
und für eigene Zwecke auswerten.<br />
In „erheblich beschränktem“<br />
Umfang wollen die Kartellwächter<br />
Facebook sogar weiterhin die Nutzung<br />
vonDaten aus anderen Quellen<br />
erlauben. Facebook soll hierzu in<br />
den nächsten vier Monaten einen<br />
Vorschlag vorlegen.<br />
Wie reagiertFacebook?<br />
Facebook betont, dass es die Vorgaben<br />
der DSGVObeachte.Die umfassende<br />
Datenzusammenführung<br />
sei im Interesse der Kunden, weil<br />
Facebook so sein Angebot individueller<br />
auf die Nutzer ausrichten<br />
könne. Der Konzern bestreitet zudem,<br />
dass es eine marktbeherrschende<br />
Stellung habe. Außerdem<br />
seien die Kartellwächter für Datenschutzfragen<br />
überhaupt nicht zuständig.<br />
Facebook hat angekündigt,<br />
dass es gegen den Beschluss des<br />
Kartellamts Beschwerde einlegen<br />
will.<br />
„Wir alle sind<br />
Handelsgut<br />
geworden“<br />
Herr von Notz, was genau ist das<br />
Problem beim Zusammenführen<br />
vonInformationen?<br />
Wir haben heute praktisch keinerlei<br />
Transparenz bezüglich des<br />
genauen Geschäftsmodells von<br />
Facebook. Wir wissen, dass Daten<br />
und Informationen der Nutzer zu<br />
Profilen zusammengefügt, aufbereitet<br />
und an Dritte weiterverkauft<br />
werden. Das aus datenschutzrechtlicher<br />
Sicht Problematische<br />
ist, dass diese Profile immer aussagekräftiger<br />
werden und unser alltägliches<br />
Leben bestimmen. Das<br />
erreicht Facebook durch die Verknüpfung<br />
verschiedener Dienste.<br />
Wir alle sind zum Handelsgut einerWerbeplattformgeworden.<br />
Waskann Facebook noch mit unseren<br />
Daten anfangen?<br />
Deutlich wurden die Probleme<br />
vor allem bei<br />
der Trump-<br />
Wahl oder<br />
beim Brexit,<br />
wo durch die<br />
Bereitstellung<br />
intransparenter,<br />
sehr maßgeschneider-<br />
Regulierung<br />
DPA<br />
Konstantin von<br />
Notz (Grüne)<br />
ter Werbung<br />
an die Nutzer<br />
demokratische<br />
Willensbildungsprozesse verzerrt<br />
wurden. Es geht hier also<br />
längst nicht nur um den Ausverkauf<br />
privater Daten, sondern auch um<br />
Verzerrungen der Meinungsbildung<br />
in der digitalen Demokratie.<br />
Facebook greift in unser Leben ein?<br />
Klar, unsere privaten Daten<br />
und Informationen sind längst begehrtes<br />
Handelsgut. Wir alle werden<br />
in eine Artdigitales Kastensystem<br />
einsortiert, die Folgen werden<br />
langsam spürbar:Derjenige,der in<br />
der falschen Straße wohnt, bekommt<br />
keinen Kredit mehr,derjenige,<br />
der die falschen Facebook-<br />
Freunde hat, keinen Job, derjenige,<br />
der über seine Krankheit bei Facebook<br />
berichtet hat, wirdesschwer<br />
haben, künftig eine Versicherung<br />
zu bekommen. Dassind alles Fragen,<br />
mit denen wir uns als mündige<br />
Bürger in der digitalen Gesellschaft<br />
und als Gesetzgeber zwingend<br />
sehr intensiv auseinander<br />
setzen müssen.<br />
Kommt das Kartellamt zu spät?<br />
Wir haben eine Regulierung<br />
seit Jahren angemahnt und man<br />
hätte sie sich früher gewünscht.<br />
Dennoch ist es jetzt gut, dass endlich<br />
erste Schritte unternommen<br />
wurden, weitere müssen aber<br />
dringend folgen.<br />
DasGespräch führte Judith Köneke.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE REISEWETTER<br />
Heute wechselt sich die Sonne mit einigen Wolken am Himmel ab. Dabei<br />
steigen die Höchstwerte auf 7bis 9Grad, und der Wind weht schwach bis<br />
mäßig aus südwestlichen Richtungen. Inder Nacht gibt es kaum Auflockerungen,<br />
dafür viele Wolken und stellenweise Regen bei starken Böen, und<br />
die Tiefstwerte gehen auf 5bis 2Grad zurück.<br />
Biowetter: Die derzeitige Witterung<br />
bringt beschleunigten Stoffwechsel<br />
und erhöhten Blutdruck. Die Arbeitsleistung<br />
ist gut, das Konzentrationsvermögen<br />
profitiert etwas von 3°/8°<br />
Wittenberge<br />
der Wetterlage.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 39 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 20 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 25 µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 50%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 9Grad.<br />
Wind: schwach aus Südwest.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
1°/8° 2°/9°<br />
Luckenwalde<br />
1°/8°<br />
Sonnabend<br />
Sonntag<br />
Montag<br />
Regenschauer Regen bedeckt<br />
5°/9° 5°/9° 2°/6°<br />
Prenzlau<br />
1°/7°<br />
Cottbus<br />
1°/7°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
0°/8°<br />
Nördlich von Irland liegt Sturmtief Thomas, das etliche Regenwolken über die<br />
Britischen Inseln ostwärts schickt. Auch inNordeuropa und im nördlichen Mitteleuropa<br />
ist es ungemütlich. Dabei fällt inSkandinavien stellenweise Schnee,<br />
sonst in milderer Luft meist Regen. Der westliche und zentrale Mittelmeerraum<br />
profitiert derweil von Hochdruckeinfluss.<br />
Köln<br />
3°/8°<br />
Sylt<br />
4°/7°<br />
Saarbrücken<br />
1°/6°<br />
Hannover<br />
4°/9°<br />
Konstanz<br />
0°/5°<br />
Hamburg<br />
4°/7°<br />
Erfurt<br />
1°/6°<br />
Frankfurt/Main<br />
2°/8°<br />
Stuttgart<br />
1°/8°<br />
Rostock<br />
4°/7°<br />
Magdeburg<br />
2°/8°<br />
Nürnberg<br />
-1°/6°<br />
München<br />
-1°/6°<br />
Rügen<br />
2°/7°<br />
Dresden<br />
0°/6°<br />
Deutschland: Heute breiten sich<br />
über der Nordwesthälfte reichlich<br />
Wolken mit wenigen Regenfällen<br />
aus. Sonst ist es teils trüb, teils<br />
freundlich. Die Höchstwerte belaufen<br />
sich auf 5bis 9Grad, die Tiefsttemperaturen<br />
auf 6bis 2Grad. Der Wind<br />
weht teilweise mit stürmischen Böen<br />
aus Südwest. Morgen pendeln sich<br />
die Höchsttemperaturen bei 6bis<br />
10 Grad ein. Dazu ist es wechselnd<br />
bis stark bewölkt. Hin und wieder<br />
gibt esSchauer. Der Wind weht regional<br />
mit Sturmböen aus Südwest.<br />
Schneehöhen:<br />
Thüringer Wald bis 90 cm<br />
Harz bis 55 cm<br />
Erzgebirge bis 160 cm<br />
Bayerische Alpen bis 400 cm<br />
Mondphasen: 12.02. 19.02. 26.02. 06.03.<br />
Sonnenaufgang: 07:37 Uhr Sonnenuntergang: 17:05 Uhr Mondaufgang: 09:19 Uhr Monduntergang: 20:50 Uhr<br />
Lissabon<br />
16°<br />
Las Palmas<br />
22°<br />
Madrid<br />
15°<br />
Reykjavik<br />
-2°<br />
Dublin<br />
11°<br />
London<br />
12°<br />
Paris<br />
10°<br />
Bordeaux<br />
16°<br />
Palma<br />
18°<br />
Algier<br />
21°<br />
Nizza<br />
15°<br />
Trondheim<br />
1°<br />
Oslo<br />
2°<br />
Stockholm<br />
5°<br />
Kopenhagen<br />
6°<br />
Berlin<br />
9°<br />
Mailand<br />
11°<br />
Tunis<br />
18°<br />
Rom<br />
14°<br />
Warschau<br />
5°<br />
Wien<br />
9° Budapest<br />
5°<br />
Palermo<br />
18°<br />
Kiruna<br />
-11°<br />
Oulu<br />
0°<br />
Dubrovnik<br />
13°<br />
Athen<br />
12°<br />
St. Petersburg<br />
2°<br />
Wilna<br />
1°<br />
Kiew<br />
-1°<br />
Odessa<br />
5°<br />
Varna<br />
7°<br />
Istanbul<br />
10°<br />
Iraklio<br />
12°<br />
Archangelsk<br />
-1°<br />
Moskau<br />
0°<br />
Ankara<br />
8°<br />
Antalya<br />
10°<br />
Acapulco 33° sonnig<br />
Bali 31° Gewitter<br />
Bangkok 36° sonnig<br />
Barbados 27° heiter<br />
Buenos Aires 35° wolkig<br />
Casablanca 19° sonnig<br />
Chicago -9° bewölkt<br />
Dakar 30° bewölkt<br />
Dubai 23° sonnig<br />
Hongkong 25° heiter<br />
Jerusalem 13° sonnig<br />
Johannesburg 28° wolkig<br />
Kairo 19° sonnig<br />
Kapstadt 27° wolkig<br />
Los Angeles 14° sonnig<br />
Manila 32° sonnig<br />
Miami 27° wolkig<br />
Nairobi 29° heiter<br />
Neu Delhi 20° sonnig<br />
New York 15° Regen<br />
Peking -1° bewölkt<br />
Perth 35° sonnig<br />
Phuket 33° sonnig<br />
Rio de Janeiro 31° wolkig<br />
San Francisco 9° Regen<br />
Santo Domingo 27° wolkig<br />
Seychellen 29° wolkig<br />
Singapur 35° heiter<br />
Sydney 33° bewölkt<br />
Tokio 11° wolkig<br />
Toronto 10° bedeckt
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 3· ·<br />
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Seite 3<br />
Solange das Eis trägt<br />
Uunartoq (l.) und Knud unterwegs mit ihren Schlitten und ihren Hunden ZEITENSPIEGEL/SASCHA MONTAG (2)<br />
Knud lenkt den Schlitten über das<br />
Eis. Seine Hunde rennen im Takt<br />
ihres Herzschlags. Der Himmel ist<br />
blau an diesem Tag, die Eisberge<br />
sehen aus wie mit der Schere zackig geschnitten.<br />
Scharfzeichnen sich die Konturen<br />
jenes Felsens ab, der der Insel, auf der er<br />
steht, ihren Namen gibt: Uummannaq. Geformt<br />
wie ein Herz, bedeutet das auf Grönländisch.<br />
Geformt wie das Herz einer Robbe.<br />
Knud lässt den schroffen Berg hinter sich,<br />
seine Heimat, das Städtchen mit der Schule,<br />
der Kneipe, dem Supermarkt, der großen<br />
Fischfabrik. Das Kinderheim, sein Zuhause,<br />
ist längst nicht mehr zu sehen.<br />
600 Kilometer nördlich vomPolarkreis,an<br />
der Westküste Grönlands, ist die Welt von<br />
Knud in diesen Wochen größer als sonst. Er<br />
ist auf dem Wegüber den gefrorenen Fjord<br />
im Nordosten von Grönland, hinaus in die<br />
Einöde, kilometerweit über das Eis, das im<br />
Winter die kleine Insel mit den umliegenden<br />
Siedlungen verbindet. Dann brettern die<br />
Grönländer mit ihren Motorschlitten oder<br />
dem Auto durch das ewige Weiß. Nach einer<br />
Stunde Fahrt verlieren sich die Spuren der<br />
Reifen. DerSchnee ist tief, so tief, dass Knud<br />
immer wieder anhalten und seinen Schlitten<br />
mit bloßen Händen freischaufeln muss. Die<br />
Hunde kämpfen sich weiter.<br />
Derdas Feuer in sich trägt<br />
Knuds Ziel ist Saattut, ein winziges Fleckchen<br />
mit bunten Häuschen, Farbtupfer,<br />
schon aus der Ferne zuerahnen. Er stoppt<br />
die Hunde und wickelt seinen grau-braunen<br />
Fuchspelz enger um sich, die Zigarette hängt<br />
lässig in seinem Mundwinkel. An einer Wäscheleine<br />
am Rand des Dorfs baumeln Unterhemden,<br />
geblümte Höschen, fünf silbrig<br />
glänzende Felle vonRingelrobben.<br />
Jakob Uunartoq Løvstrøm blickt aus dem<br />
Fenster, erwartet auf Knud. Løvstrøm, von<br />
allen nur Uunartoq genannt, ist 76 Jahre alt,<br />
einer der letzten traditionellen Jäger Grönlands,<br />
einer der besten dazu. Uunartoq bedeutet<br />
„Der, der das Feuer in sich trägt“.<br />
Doch an diesem Tagist er krank, er schnieft,<br />
seine Augen tränen. Knud, noch durchgefrorenvon<br />
der langen Schlittenfahrt, betritt das<br />
Häuschen und fällt ihm in die Arme.<br />
„Da kommt der junge Uunartoq“, sagen<br />
die Nachbarn, wenn Knud durch Saattut<br />
stapft. Knud ist einer, der nicht viele Worte<br />
macht, egal, worum es geht. Grübchen bilden<br />
sich, wenn er grinst. Doch in sich trägt er<br />
einen Schmerz, der es ihm an manchen Tagen<br />
schwer macht aufzustehen. Er teilt ein<br />
Schicksal mit vielen der grönländischen Jugendlichen.<br />
Im Kinderheim von Uummannaq leben<br />
all die kleinen und großen Menschen, auf denen<br />
die Last eines schweren kolonialen Erbes<br />
lastet. Manche in Grönland sagen, es sei<br />
der Verlust der Identität, das Verschwinden<br />
von Traditionen, dieser rasante Wandel, der<br />
das Leben sinnlos scheinen lässt. Hinzu<br />
kommen die Abgeschiedenheit, die wochenlange<br />
Dunkelheit, die Depressionen, der Alkohol,<br />
der die Probleme erst ertränkt und<br />
dann vergrößert.<br />
Grönland hat traurige Spitzenwerte,<br />
wenn es um Missbrauch von Kindern und<br />
um Gewalt gegen Kinder geht –und eine der<br />
höchsten Suizidraten der Welt. Jeder in<br />
Grönland hat mindestens einen Freund oder<br />
Angehörigen, einen Nachbarn andiese Epidemie<br />
verloren. Es gibt Statistiken, nach denen<br />
in Grönland die Hälfte aller Jungen zwischen<br />
fünfzehn und neunundzwanzig Jahreneinen<br />
Suizidversuch unternommen hat.<br />
Knud ist mehr als ein halbes Jahrhundert<br />
jünger als Uunartoq, gerade volljährig geworden.<br />
Er spielt Gitarre und Geige, erhat<br />
eine Freundin, der er auf Facebook täglich<br />
Herzchen schickt. Uunartoq könnte sein<br />
Großvater sein. Doch mehr als Blut verbindet<br />
sie. Sie sind Freunde, seit Knud in das<br />
Kinderheim kam und Uunartoq zu seinem<br />
Lehrer wurde,der ihm zeigte zu überleben.<br />
Knud hat von Uunartoq gelernt, zu angeln<br />
und Fische auszunehmen, Gletscherwasser<br />
zu schmelzen und ein Lager im<br />
Schnee zu bauen. Er hat gelernt, zu erkennen,<br />
ob das Eis auf dem gefrorenen Uummannaq-Fjord<br />
seinen Schlitten noch trägt.<br />
Und Uunartoq hat ihm beigebracht, ein<br />
Hunderudel zu zähmen. Uunartoq hat Knud<br />
begleitet, jahrelang. Es ist Uunartoq, der<br />
Knud gerettet hat. Jetzt ist es an Knud, seinen<br />
Ziehgroßvater zu begleiten –bei seinem letzten<br />
Hundeschlittenrennen.<br />
Für Uunartoq beginnt die Zeit des Abschieds,<br />
die Zeit in seinem Leben, in denen<br />
Uunartoq viele Dinge,die er liebt, ein letztes<br />
Maltun wird. „Es ist, wie es ist“, sagt Uunartoq.<br />
„Es kommt, wie es kommt.“ Unnartoq<br />
hat seine Entscheidung getroffen: Noch einmal<br />
will er kämpfen, um ein wenig Ehre, um<br />
es den anderen zu zeigen, vorallem aber sich<br />
selbst. Knud wirdanseiner Seite sein.<br />
Die Geschichte von Uunartoq und Knud<br />
ist die einer besonderen Freundschaft und es<br />
ist eine über das Leben zwischen Tradition<br />
und Moderne, eine von Ende und Aufbruch.<br />
Wie können Traditionen überleben, in einer<br />
Welt, die sich rasend wandelt –und was würde<br />
ihrVerlust bedeuten?<br />
Die Dunkelheit legt sich über das Dörfchen.<br />
Nur ineinigen der bunten Häuschen<br />
brennt noch Licht, viele von ihnen stehen<br />
leer. ImWohnzimmer von Uunartoq leuchten<br />
Kerzen. Draußen ist es minus 25 Grad<br />
kalt, innen in der offenen Wohnstube 25<br />
Grad warm. Uunartoq und Knud beugen<br />
sich über Knuds Smartphone und sehen Videos<br />
von Sportwagen. „Meinst du, ich bin<br />
auch so schnell mit meinem Schlitten?“ Unnartoq<br />
lacht sein zahnloses Lachen.<br />
Am nächsten Morgen weckt Uunartoq<br />
Knud mit seinem Husten. Er ist nervös.Esist<br />
der letzte Tagvor seinem großen Rennen,<br />
und er ist noch immer schwach. Vorsich hat<br />
er sein Hundegeschirr. Mit einer feinen Nadel<br />
bessert er die Leine aus, entwirrt die<br />
Schnüre, am Küchentisch sitzend. An der<br />
Wand tickt eine Uhraus Rentierhorn. In Uunartoqs<br />
Haus ist die Zeit stehengeblieben,<br />
als die Zeiten noch besser waren –zumindest<br />
aus der Sicht eines Jägers betrachtet. In einer<br />
Vitrine liegt ein Eisbärenschädel, polierte<br />
Walrosshauer liegen auf der Schrankwand.<br />
Uunartoq ist einer der<br />
letzten traditionellen<br />
Jäger Grönlands,<br />
der junge Knud ist<br />
sein Schüler.Die beiden<br />
verbindet<br />
eine besondere<br />
Freundschaft –und die<br />
Leidenschaft für das<br />
Schlittenfahren<br />
VonIsabel Stettin, Uummannaq<br />
Im warmen Wohnzimmer:Knud (l.) und Uunartoq<br />
beugen sich über Knuds Smartphone.<br />
DieJagd, sagt er,stecke ihm in den Knochen.<br />
„Ich muss raus,umzuatmen, Knud.“<br />
Schon immer jagten die Grönländer, was<br />
sie brauchten. Ihr Garten ist das Meer. Die<br />
Jagd macht die Grönländer unabhängig von<br />
den teuren importierten Lebensmitteln aus<br />
dem Supermarkt, sie bedeutet kulturellen<br />
Wert und Identität. Es ging nie um Überfluss,<br />
es ging ums Überleben. Auch um das Überleben<br />
einer Kultur.Knud war zwölf, als er seine<br />
erste Robbe gefangen hat, so alt wie Uunartoq<br />
einst. Als andere Jugendliche ihr erstes<br />
Bier probierten, um sich erwachsen zu fühlen,<br />
hat Knud seine Hände in das noch<br />
warme Fleisch der Robbe getaucht, das Blut<br />
über das Gesicht geschmiert. Heiliges Blut.<br />
Dann hat er ein Stück der rohen Leber abgeschnitten,<br />
sie mit Uunartoq und den anderen<br />
Jägern geteilt. Jedes Tier hat es verdient,<br />
ihm mit Respekt zu begegnen, sagt Uunartoq.Jeder<br />
Jäger dankt seinem Opfer,sowill es<br />
das Ritual.<br />
Doch längst ist die Jagd nach Walen und<br />
Eisbären verpönt, der Exportvon Robbenfellen<br />
verboten. Das Leben hat sich verändert,<br />
seitdem kaum noch jemand Robbenfell<br />
kauft. Fünf Dinge gibt es, mit denen die<br />
Grönländer Touristen locken: Nordlichter,<br />
Wale, Hundeschlitten, Schnee und Eis. Von<br />
allem hatte Uunartoq sein Leben lang reichlich.<br />
Doch das Eis wird dünner und dünner.<br />
Undmit dem Eisschwindet auch Uunartoqs<br />
traditionelles Leben als Inuit.<br />
Der Klimawandel lässt das Eis schneller<br />
schmelzen, die Gletscher im Uummannaq-<br />
Fjord. Die Zeit, in der das Eis zubrüchig für<br />
Schlitten und zu dick für die Boote ist, dehnt<br />
sich. Oft nur noch acht Wochen trägt die Decke<br />
sicher, von Februar bis April, bevor das<br />
Eistaut. Früher warenesacht Monate.<br />
Früher war der Schlitten für Jäger wie Uunartoq<br />
unverzichtbar.Nur mitihm konnte er<br />
losziehen auf die Suche nach Robben. Mit<br />
dem Schlitten gleitet Uunartoq lautlos dahin.<br />
Mit ihren lärmenden Motorschlitten<br />
vertreiben die anderen die Tiere, die Robben<br />
ziehen sich aus Furcht zurück. Früher fing<br />
Uunartoq an guten Tagen fünf Robben, jetzt<br />
ist er froh, wenn er nach Tagen eine erwischt.<br />
DieEisbären werden immer weniger,der Klimawandel<br />
verschlingt ihre Lebensgrundlage.<br />
Doch esist nicht nur das Wetter. Mit<br />
dem Wandel verändern sich auch die Menschen,<br />
sagt Uunartoq. Der jungen Generation<br />
der grönländischen Inuit, Leuten wie<br />
Knud, fehlt die Orientierung. In der städtischen<br />
Kultur der weißen Europäer fanden<br />
sich schon die Elternoft nur schwer zurecht,<br />
es fehlen die Vorbilder.<br />
Dicke Flocken wirbeln vom Himmel.<br />
Keine guten Bedingungen für das Rennen,<br />
murmelt Uunartoq.Als Knud und Uunartoq<br />
in ihren gefütterten Overalls auf dem Eisankommen,<br />
jault Uunartoqs Rudel. Hunde in<br />
allen Farben, gemustert und gescheckt, eisbärenfarben,<br />
cremig weiß, braun.<br />
Uunartoq und Knud spannen die zehn<br />
Hunde vorUunartoqs Holzschlitten undbefestigen<br />
ihnamMotorschlitten. Früher hatte<br />
jede Familie Hunde, jetzt parken vor jedem<br />
derHäuser dieFahrzeuge –auchvor Uunartoqs<br />
Haus. Motorschlitten sind zu bequem,<br />
um darauf zu verzichten. Sie müssen nicht<br />
täglich gefüttert werden, im Sommer müssendie<br />
Männer keine schwerenWassereimer<br />
zu ihnen schleppen. Auch darum gibt es<br />
heute inganz Grönland kaum mehr 15 000<br />
Grönlandhunde. Vor zehn, fünfzehn Jahren<br />
waren es mehr als doppelt so viele.<br />
„Hunde sind unsere besten Freunde und<br />
die stärksten Verbündeten“, predigt Uunartoq<br />
immer wieder. „Aber sie sind keine Kuscheltiere.<br />
Sie sind dadraußen dein Werkzeug,<br />
um zu überleben.“<br />
Uunartoq und Knud fahren zum Startpunkt.<br />
Direkt neben einem mächtigen Eisberg<br />
rammen sie Haken inden Schnee und<br />
befestigen die Kette, ander die Hunde bis<br />
zum nächsten Tagruhen. Es sind noch 24<br />
Stunden bis zum Rennen. Uunartoq wirft getrocknetes<br />
Walfleisch in den Schnee, gierig<br />
schnappen die Tieredanach.<br />
Der nächste Tagist der Tagdes Rennens.<br />
DieSonne bricht sich hellblau. DieganzeFamilie<br />
von Uunartoq ist angereist, beide<br />
Töchter, der Sohn, der Schwiegersohn, einige<br />
Enkel; und natürlich schaut auch Uunartoqs<br />
Frau zu. Siealle drängen sich auf einen<br />
Motorschlitten, um den Start des Rennens<br />
zu verfolgen. 200 Zuschauer warten<br />
hinter der Linie. 18Hundeschlitten starten,<br />
Uunartoqs Nachbarn, erfahrene Fahrer aus<br />
den umliegenden Siedlungen. Sein Neffe gilt<br />
als einer der Favoriten.<br />
Er, der das Feuer insich trägt, ist mit Abstand<br />
der älteste. Und vielleicht der nervöseste.<br />
Uunartoq steckt eine Flasche Cola in<br />
seine Jackentasche und eine Tafel fast gefrorene<br />
Schokolade in die Eisbärfellhose. Für<br />
den Notfall. Letztes Jahr starb ein junger Fahrer<br />
aus dem Dorf, er wurde erst nach dem<br />
Rennen gefunden, auf dem Schlitten liegend.<br />
Er war innerlich verblutet. Die Hunde<br />
warteten bei ihm.<br />
Die beißende Kälte im Gesicht<br />
DasWetter ist unbarmherzig, eisigkalt, es hat<br />
noch mehr geschneit. Noch einmal prüft Uunartoq<br />
seinen Schlitten, streicht über die Kufen,<br />
klopft gegen das Holz, kontrolliert, ob all<br />
seine Hunde angespannt sind. Er atmet tief<br />
durch. Er ist bereit. DerRennleiter schwenkt<br />
die rote Flagge: Aufdie Plätze! Diegelbe: Fertig!<br />
Diegrüne: Los!<br />
Die Fahrer entfernen sich in Sekundenschelle,<br />
werden zu Punkten. Der kleine<br />
Punkt, der Uunartoq ist, wirdlangsamer kleiner<br />
als die anderen Schlitten. Angespannt<br />
steht Knud da, er feuertUunartoqund seine<br />
Hunde an. Er weiß, was Uunartoq das Rennen<br />
bedeutet. „Ich hoffe, dass er unter den<br />
ersten fünf landet“, sagt er. „Glauben kann<br />
ich es nicht.“<br />
Er kennt all das, das Uunartoq jetzt gerade<br />
erlebt: die beißende Kälte im Gesicht,<br />
den Fahrtwind, die Stille –auchwennandere<br />
Schlitten in der Nähe sind. „Du bist allein,<br />
nur du, die Natur,rundherum nichts als Eisberge.“<br />
Knud hat mit neun Jahren gelernt,<br />
den Schlitten zu lenken. DieStille ist es,die er<br />
braucht.<br />
Die Zuschauer brettern mit ihren Motorschlitten<br />
fort inRichtung Ziellinie. Nach einer<br />
guten Stunde taucht der erste Punkt aus<br />
der Ferne auf, der erste Fahrer. Einer nach<br />
dem anderen fährtüberdie Linie,unter dem<br />
Johlen undJubeln der Familie,wirdmitsamt<br />
Schlitten in die Luft gehoben. Zwanzig Minuten<br />
später erkennt Knud ihn endlich: Uunartoq<br />
kommt näher in seiner blauen Jacke. Uunartoq<br />
erreicht als 13. das Ziel. Er hat esgeschafft.<br />
Einletztes Mal.<br />
Isabel Stettin hat gelernt, dass es in<br />
der Sprache der Inuit kein Wort für „Zukunft“<br />
gibt. Weil nur das Heute zählt.
4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Arbeitslosen steht Geld für<br />
Nachwuchs im EU-Ausland zu<br />
DerEuropäische Gerichtshof (EuGH)<br />
hat die Rechte vonEU-Bürgerngestärkt,<br />
die für ihreimAusland lebenden<br />
Familienangehörigen Kindergeld<br />
beziehen.WerAnspruch auf Familienleistungen<br />
habe,sodie Luxemburger<br />
Richter in einem am Donnerstag<br />
veröffentlichten Urteil, müsse<br />
diese auch im Falle vonArbeitslosigkeit<br />
erhalten. Eine Beschäftigung sei<br />
keineVoraussetzung für das Kindergeld.<br />
Konkret ging es in demVerfahrenumeinen<br />
Rumänen, dem die irischen<br />
Sozialbehörden das Kindergeld<br />
verweigerten, nachdem er seinen<br />
Jobverloren hatte. (fra.)<br />
Nur wenige Haftplätze für<br />
ausreisepflichtige Ausländer<br />
DieZahl der Haftplätzefür ausreisepflichtige<br />
Ausländer bleibt auf niedrigem<br />
Niveau. DenBundesländern<br />
standen Anfang des Jahres 479 AbschiebungshaftplätzezurVerfügung.<br />
Voreinem halben Jahr waren es 438.<br />
Dasgeht aus einer Antwortdes Bundesinnenministeriums<br />
auf eine Anfrage<br />
der FDP hervor. Zurzeit leben<br />
fast 230 000 Ausreisepflichtige in<br />
Deutschland. (köp.)<br />
Frankreich zieht Botschafter<br />
aus Italien vorerst ab<br />
Frankreich hat nach wochenlangen<br />
Streitigkeiten mit Italien seinen Botschafter<br />
aus dem Nachbarland für<br />
Gespräche zurückbeordert. Die<br />
jüngsten Einmischungen Italiens<br />
seien eine „inakzeptable Provokation“,<br />
teilte das französische Außenministerium<br />
am Donnerstag mit.<br />
Daher werdenun der französische<br />
Botschafter für Konsultationen zurückgerufen.<br />
Zu dem diplomatischen<br />
Eklat dürfte auch ein Treffen<br />
des italienischen Vize-Regierungschefs<br />
Luigi Di Maio mit französischen<br />
„Gelbwesten“-Aktivisten beigetragen<br />
haben. (dpa)<br />
Guaidó fordert, Blockade von<br />
Hilfslieferungen zu beenden<br />
Venezuelanische Behörden blockieren diese<br />
Autobahnbrückenach Kolumbien. DPA<br />
Venezuelas selbst ernannter Übergangspräsident<br />
Juan Guaidó hat das<br />
Militär aufgerufen, internationale<br />
Hilfslieferungen ins Land zu lassen.<br />
Guaidó bezeichnete die Blockade einer<br />
Brücke an der GrenzezuKolumbien<br />
am Mittwoch als „absurde Reaktion<br />
eines Regimes,das sich nicht<br />
für die Bürger interessiert“. Im Ringen<br />
um eine Lösung der Staatskrise<br />
in Venezuela nimmt die Kontaktgruppe<br />
zwischen der EU und lateinamerikanischen<br />
Staaten am Donnerstag<br />
ihreArbeit auf. (AFP)<br />
Proteste auf Samos gegen<br />
Zustände in Flüchtlingslager<br />
AusProtest gegen die Zustände im<br />
restlos überfüllten Registrierlager auf<br />
der griechischen Insel Samos haben<br />
dortBeschäftigte aller staatlichen<br />
und kommunalen Behörden die Arbeit<br />
niedergelegt. HumanitäreOrganisationen<br />
prangernseit Monaten an,<br />
dass die Situation im Lager auf Samos<br />
mit einer Aufnahmekapazität für 648<br />
Menschen dramatisch sei. Dortleben<br />
nach Angaben der griechischen Regierung<br />
3700 Menschen. (dpa)<br />
Festgefahren in der Brexit-Sackgasse<br />
Diebritische Premierministerin May und EU-Kommissionschef Juncker können den Backstop-Streit nicht lösen<br />
VonDamir Fras, Brüssel<br />
Die Spannung steigt im<br />
Brexit-Krimi. Gut50Tage<br />
sind es noch, bis Großbritannien<br />
die Europäische<br />
Union verlässt –doch die Frage,<br />
ob der Austritt geordnet oder planlos<br />
verlaufen wird, ist immer noch nicht<br />
beantwortet. Auch ein erneuter Besuch<br />
der britischen Premierministerin<br />
Theresa May amDonnerstag in<br />
Brüssel zeigte keinen Weg aus der<br />
Sackgasse auf.<br />
Die Stimmung war angespannt,<br />
die Gesichter blieben ernst, als sich<br />
May und EU-Kommissionspräsident<br />
Jean-Claude Juncker am späten<br />
Vormittag in der Brüsseler EU-<br />
Zentrale fotografieren ließen. Kein<br />
Wunder: Inden vergangenen Tagen<br />
ist der ToninSachen Brexit bisweilen<br />
missraten. EU-Ratspräsident<br />
Donald Tusk fabulierte von einem<br />
„besonderen Platz in der Hölle“ für<br />
jene Brexit-Befürworter, die offenbar<br />
nicht den Hauch eines Plans gehabt<br />
hätten, wie der Austritt ihres<br />
Landes aus der EU organisiert werden<br />
solle.<br />
Und Guy Verhofstadt, der Brexit-<br />
Beauftragte des Europäischen Parlaments,<br />
legte munter nach. Er bezweifle,<br />
dass Luzifer die Brexiteers<br />
willkommen heißen würde,sagte er:<br />
„Denn nach dem, was sie Großbritannien<br />
angetan haben, würden sie<br />
es wohl sogar schaffen, die Hölle zu<br />
spalten.“<br />
„Robust,aber konstruktiv“<br />
Ernste Gesichter in Brüssel: Theresa Mayund Jean Claude Juncker.<br />
AP/FRANCISCO SECO<br />
„Wir glauben, dass eine Zollunion notwendig<br />
ist, um den reibungslosen Handel zu<br />
gewährleisten, den unsere Unternehmen,<br />
Arbeitnehmer und Verbraucher benötigen.“<br />
Labour-Chef Jeremy Corbyn in einem Brief an die<br />
britische Premierministerin Theresa May<br />
Neue Nähe zu Washington<br />
90 Minuten sprachen May und Juncker<br />
am Donnerstag miteinander<br />
hinter verschlossenen Türen. Hinterher<br />
sagte Kommissionssprecher<br />
Margaritis Schiras, die Verhandlungen<br />
seien „robust, aber konstruktiv“<br />
verlaufen. Aus dem Diplomatensprech<br />
übersetzt heißt das: Die Sache<br />
ist festgefahren, keine Lösung in<br />
Sicht.<br />
Seit Wochen schon sind die Positionen<br />
beider Seiten klar, aber sie<br />
sind nach wie vor nicht vereinbar.<br />
Nach ihrer krachenden Niederlage<br />
im Londoner Unterhaus,bei der sich<br />
eine Mehrheit der Abgeordneten gegen<br />
einen sogenannten No-Deal-<br />
Brexit und zugleich für Nachverhandlungen<br />
des Austrittsvertrags<br />
mit der EU ausgesprochen hatte,<br />
wollte May versuchen, die EU zu<br />
überzeugen.<br />
Doch das gelang ihr nicht. Die<br />
EU will das Brexit-Abkommen partout<br />
nicht neu verhandeln. Das<br />
habe auch Juncker, sosagte es sein<br />
Sprecher am Donnerstag, der britischen<br />
Regierungschefin wieder einmal<br />
mitgeteilt. Allenfalls könne es<br />
Ergänzungen an der sogenannten<br />
Politischen Erklärung geben, die<br />
dem Ende November 2018 unterschriebenen<br />
Abkommen anhängt.<br />
Es geht um die sogenannte Backstop-Klausel,<br />
die Mays Kritiker im<br />
eigenen Land nicht akzeptieren<br />
wollen.<br />
Die Klausel sieht vor, dass Großbritannien<br />
so lange Mitglied der<br />
Zollunion mit der EU bleibt, bis eine<br />
Lösung für die irisch-nordirische<br />
Grenze gefunden ist. Wenn es dagegen<br />
zu einem vertragslosen Austritt<br />
Großbritanniens am 29. März kommen<br />
sollte,dann müssten zwischen<br />
dem EU-Mitglied Irland und dem<br />
Nicht-Mehr-Mitglied Nordirland<br />
Grenzkontrollen eingeführt werden.<br />
DieEUfürchtetein Wiederaufflammen<br />
der Gewalt entlang der<br />
Grenze, die seit dem Karfreitagsabkommen<br />
aus dem Jahr 1998 praktisch<br />
beendet ist. Allerdings will die<br />
EU auch ihren Binnenmarkt schützen.<br />
Denn die Grenze zwischen Irland<br />
und Nordirland würde bei einem<br />
No-Deal-Brexit automatisch<br />
zu einer EU-Außengrenze ähnlich<br />
jener zwischen Polen und der<br />
Ukraine.<br />
Neue Gespräche Ende Februar<br />
Nach britischer Ansicht könnte die<br />
EU das Problem schnell lösen, wenn<br />
sie den Backstop zeitlich befristen<br />
und das auch rechtsverbindlich zusagen<br />
würde. Das aber lehnt die EU<br />
vehement ab, denn dazu müsste<br />
nach Brüsseler Lesart der Vertrag<br />
noch einmal aufgemacht werden.<br />
Nach EU-Ansicht wiederum<br />
könnte Großbritannien das Problem<br />
schnell lösen, wenn May nur ihren<br />
Widerstand gegen eine dauerhafte<br />
Zollunion und eine Anbindung an<br />
den EU-Binnenmarkt nach dem Brexitaufgeben<br />
würde.Dazu aber ist die<br />
britische Regierungschefin bislang<br />
nicht bereit.<br />
Obwohl die Einigung in der Sache<br />
am Donnerstag nicht gelang, einigten<br />
sich May und Juncker wenigstens<br />
in einem Punkt. VorEnde des<br />
Monats soll es wieder ein Gespräch<br />
zwischen ihnen geben. Bis dahin<br />
müssen die Unterhändler beider Seiten<br />
ausloten, ob es doch noch einen<br />
Wegaus der Sackgasse gibt, den bislang<br />
niemand gesehen hat.<br />
Damir Fras sieht, wie die<br />
Stimmung zwischen Brüssel<br />
und London schlechter wird.<br />
Außenminister Heiko Maas hebt bei einem Besuch in den USA die deutsche Rolle im Nahen und Mittleren Osten hervor<br />
VonStefan Koch, Washington<br />
Der deutsche Außenminister ist<br />
diese Woche in einer veränderten<br />
Rolle zu erleben. Heiko Maas,der<br />
als Antwort auf die Administration<br />
von Donald Trump bisher stärkere<br />
multilaterale Strukturen forderte,<br />
sucht demonstrativ den Schulterschluss<br />
mit den amerikanischen<br />
Partnern.<br />
Während der Anti-Terror-Konferenz<br />
im US-Außenministerium und<br />
bei seinem Gespräch mit Sicherheitsberater<br />
John Bolton hob der<br />
SPD-Politiker in besonderem Maße<br />
die deutschen Beiträge für die Krisenherde<br />
im Nahen und Mittleren<br />
Osten hervor – von der anhaltend<br />
starken Präsenz in Afghanistan bis<br />
hin zu den Hilfestellungen im Norden<br />
Iraks und die Beteiligung an den<br />
militärischen Aufklärungsflügen.<br />
Die überraschende Nähe kommt<br />
nicht von ungefähr: Auf der internationalen<br />
Bühne kommt zurzeit so<br />
viel ins Rutschen, dass weitere Verunsicherungen<br />
nach Möglichkeit<br />
vermieden werden sollen. Will sich<br />
der Vertreter Berlins im Ringen um<br />
die Abrüstungsverträge in der US-<br />
Hauptstadt Gehör verschaffen, ist<br />
eine enge Abstimmung bei anderen<br />
Themen unerlässlich.<br />
Maas wirbt für neue Gesprächsformate,<br />
um in der Rüstungskontrolle<br />
größere, internationale Abkommen<br />
zu entwickeln, die nicht<br />
nur die USA und Russland umfassen,<br />
sondernauch China. Ob der Außenminister<br />
tatsächlich eine „Abrüstungsdynamik“<br />
in Gang setzen kann,<br />
ist noch ungewiss.Aber eine internationale<br />
Rüstungskontrollkonferenz<br />
in Berlin im kommenden Monat<br />
könnte tatsächlich ein erster Schritt<br />
sein. Sein Tenor: Angesichts neuer<br />
bedrohlicher Technologien bedürfe<br />
es auch neuer Regeln.<br />
Es ist eher eine Zufälligkeit, dass<br />
Deutschland im April den Vorsitz im<br />
Sicherheitsrat derVereinten Nationen<br />
übernimmt. Maas will auch diesen<br />
Hebel nutzen, um neue Waffen nach<br />
Möglichkeit zu verhindern oder wenigstens<br />
zu begrenzen.<br />
Miteinem wohlwollenden Unterton<br />
verfolgte Maas daher die Ankün-<br />
digungen des US-Präsidenten, die<br />
„endlosen Kriege“ in absehbarer Zeit<br />
zu beenden. Noch gibt es kein konkretes<br />
Datum für einen größeren<br />
Truppenabzug aus Afghanistan.<br />
Aber in seiner„Rede zur Lage der Nation“<br />
hatte Trump am Dienstagabend<br />
betont, verstärkt nach politischen<br />
Lösungen zu suchen.<br />
Veränderte Strategien<br />
Schneller als erwartet sieht sich<br />
Maas mit grundlegend veränderten<br />
Strategiepapieren konfrontiert: So<br />
erwägt Trumps Sicherheitsberater<br />
noch in diesem Jahr etwa die Hälfte<br />
der 14 000 US-Soldaten vomHindukusch<br />
heimzuholen.<br />
Wie esinamerikanischen Regierungskreisen<br />
heißt, wird esimVorfeld<br />
einen detaillierten Zeitplan<br />
ausdrücklich nicht geben: „Entscheidend<br />
bleibt die Situation vor<br />
Ort. Je größer aber die Fortschritte<br />
sind, umso schneller können wir die<br />
Soldaten abziehen“, sagte ein Regierungsmitarbeiter<br />
auf der Anti-<br />
Terror-Konferenz im US-Außenministerium.<br />
Es ist ein Konzept, das das Pentagon<br />
in abgewandelter Form auch für<br />
den Irak und Syrien verfolgt: Anstelle<br />
der aufwendigen und kostenintensiven<br />
Stationierungen von größeren<br />
Truppenkontingenten soll sich das<br />
US-Militär auf die punktuelle Bekämpfung<br />
von Terrorbanden konzentrieren.<br />
So zeigte sich der US-Präsident<br />
am Mittwoch (Ortszeit) sicher, bereits<br />
in den kommenden Tagen die<br />
Rückeroberung der letzten Stellungen<br />
der Dschihadistenmiliz Islamischer<br />
Staat (IS) zu verkünden.<br />
„Überreste –das ist alles was sie haben,<br />
Überreste –aber Überreste können<br />
sehr gefährlich sein“, so Trump.<br />
Nichtsdestotrotz sehe sich die US-<br />
Regierung weiterhin dem Kampf gegen<br />
den Terror verpflichtet: „Wir<br />
werden alles tun, um jedes Gramm<br />
und jede letzte Person dieses IS-<br />
Wahnsinns zu besiegen.“<br />
Mit Blick auf diese Aussagen hält<br />
sich Maas bedeckt, betont aber zugleich:<br />
„Wir begrüßen es, dass die<br />
USA ihre führende Rolle im Kampf<br />
gegen den IS beibehalten.“<br />
Der Gelbe Sack<br />
ist für die<br />
Tonne<br />
Rechtslage blockiert<br />
Kreislauf beim Recycling<br />
VonMarina Kormbaki<br />
Verpackungsplastik, das im Gelben<br />
Sack landet und wieder aufbereitet<br />
wird, darf derzeit nicht erneut<br />
als Lebensmittelverpackung<br />
zum Einsatz kommen. Für das dafür<br />
infrage kommende technische Verfahren<br />
liege noch keine Zulassung<br />
der EU-Kommission vor, heißt es in<br />
der Antwort des Bundeslandwirtschaftsministeriums<br />
auf eine schriftliche<br />
Frage der FDP-Bundestagsabgeordneten<br />
Judith Skudelny.<br />
Grünes Licht von der Europäischen<br />
Behörde für Lebensmittelsicherheit<br />
sei jedoch nötig, um zu garantieren,<br />
dass der neu gewonnene<br />
Kunststoff (Rezyklat) keine gesundheitsgefährdenden<br />
Stoffe auf Lebensmittel<br />
überträgt, schreibt das<br />
Ministerium in seiner Antwort.„Dies<br />
soll im Laufe des Jahres 2019 erfolgen“,<br />
heißt es darin.<br />
Notwendige Voraussetzungen<br />
„Die Grundvoraussetzung für eine<br />
funktionierende Kreislaufwirtschaft<br />
liegt noch gar nicht vor: AusLebensmittelverpackungen<br />
dürfen derzeit<br />
gar keine neuen Lebensmittelverpackungen<br />
hergestellt werden“, beklagt<br />
die FDP-Politikerin Skudelny.<br />
Sieruft die große Koalition dazu auf,<br />
rasch die rechtlichen Voraussetzungen<br />
für eine Kreislaufwirtschaft zu<br />
schaffen: „Statt sich über das sogenannte<br />
Downcycling zu beklagen –<br />
die Tatsache, dass Kunststoff nach<br />
dem Recycling nicht wieder in derselben<br />
Funktion eingesetzt wird –,<br />
sollte sich die Bundesregierung<br />
Recyceltes Plastik darf nicht als Lebensmittelverpackung<br />
herhalten.<br />
IMAGO<br />
darum kümmern, überhaupt die<br />
notwendigen Voraussetzungen eines<br />
Kreislaufs zu schaffen“, sagte<br />
die FDP-Bundestagsabgeordnete<br />
Skudelny der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (RedaktionsnetzwerkDeutschland).<br />
Derzeit werden 40 Prozent des<br />
Plastikmülls für neue Kunststoffprodukte<br />
verwertet. Allerdings sind<br />
diese aufgrund der minderen Kunststoffqualität<br />
nicht identisch mit den<br />
Ursprungsverpackungen.<br />
Neues Gesetz in Kraft<br />
Zu Jahresbeginn trat das neueVerpackungsgesetz<br />
in Kraft. Es soll die Entsorgung<br />
und Wiederverwertung von<br />
Verpackungen transparenter machen.<br />
Dazu müssen Hersteller, die<br />
Verpackungen in Umlauf bringen, in<br />
der neu geschaffenen „Zentralen<br />
Stelle Verpackungsregister“ angeben,<br />
wie viel Verpackungsmaterial<br />
bei ihren Produkten anfällt und die<br />
entsprechenden Kosten für die Wiederverwertung<br />
tragen. Auch die Recyclingquote<br />
wurde gesetzlich angehoben<br />
–von 36 auf 58 Prozent.<br />
Bundesumweltministerin Svenja<br />
Schulze(SPD) will Ende Februar mit<br />
Vertretern der wichtigsten Supermarktketten<br />
und Lebensmittelkonzernen<br />
über Vermeidung von Plastikmüll<br />
sprechen. Konkret soll es<br />
dabei etwa um in Plastik verpackte<br />
Bio-Gurken, Bananen oder Äpfel<br />
gehen. Die SPD-Politikerin setzt dafür<br />
vorallem auf freiwilligeVereinbarungen<br />
mit dem Handel, Öko-Bewusstsein<br />
der Bürger und EU-weite<br />
Regelungen.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 5 *<br />
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Politik<br />
Bis zur Gleichberechtigung von Ost und West ist noch Arbeit nötig.Doch der Ostbeauftragte der Bundesregierung findet, dass es Anlass gibt, optimistisch in die Zukunft zu schauen.<br />
IMAGO/PETER MEISSNER<br />
„Wir sind dem Westen 30 Jahre voraus“<br />
Der OstbeauftragteChristian Hirte über die Entwicklungseit der Wiedervereinigung, Behörden in den neuenLändern und die Gründe, stolz auf dasErreichte zu sein<br />
Christian Hirte bestreitet<br />
nicht, dass im Verhältnis<br />
zwischen dem Osten und<br />
dem Westen der Republik<br />
noch vieles im Argen liegt. Doch der<br />
Ost-Beauftragte der Bundesregierung<br />
plädiert dafür, das Positive zusehen:<br />
„Jeder,der rumjammert, der soll sich<br />
mal überlegen, wo wir ohne Mauerfall<br />
und Einheit stehen würden.“<br />
Herr Hirte, Ostdeutschland steht wegen<br />
der bevorstehenden Landtagswahlen<br />
im Fokus wie noch nie. Wir<br />
werden mit Ostpapieren geradezu<br />
überschwemmt. Istdas ein gutes oder<br />
ein schlechtes Zeichen?<br />
Unter dem Strich ist das eher eine<br />
positiveEntwicklung. Es hilft, die besonderen<br />
Probleme in den Blick zu<br />
nehmen.<br />
Würden Sie der These zustimmen,<br />
dass sich die Zukunft Deutschlands<br />
im Osten entscheidet –insbesondere<br />
mit Blick auf die AfD?<br />
Ich vertrete ohnehin die These,<br />
dass vieles von dem, was wir in den<br />
neuen Bundesländern erleben, nur<br />
ein Vorspiel gesamtdeutscher Phänomene<br />
ist. Wir sind dem Westen 30<br />
Jahrevoraus –bei der Demografie oder<br />
bei gesellschaftlichen Prozessen wie in<br />
Kirchen, Gewerkschaften und Vereinen,<br />
bei denen wir sehen, dass die Bindekraft<br />
nachlässt. DieVereinzelung ist<br />
stärker vorangeschritten und auch die<br />
politische Bindung weniger starkals in<br />
den alten Bundesländern.<br />
Wasfolgt daraus?<br />
Wirmüssen nicht gleich das Ende<br />
der Demokratie heraufbeschwören,<br />
wir sind nicht in einer Situation wie<br />
in den 30er-Jahren. Aber wir müssen<br />
jetzt entscheiden, wie wir auf die<br />
Fliehkräfte reagieren. So hat etwa die<br />
Aggressivität der Auseinandersetzungen<br />
zwischen Rechts und Links<br />
ein Niveau erreicht, wie wir es seit<br />
Jahrzehnten nicht mehr kannten.<br />
Auch die alte Bundesrepublik kannte<br />
natürlich heftige politische Auseinandersetzungen,<br />
etwa um die Ostpolitik<br />
oder die Nachrüstung. Aber<br />
all das ist eben sehr lang her. Auch<br />
darum schaut die ganze Republik<br />
jetzt nach Osten. Alle wissen: Die<br />
Zeiten der behaglichen Komfortzone<br />
der Bonner Republik sind vorbei.<br />
Ein konkretes Ost-West-Problem betrifft<br />
die Zahl der Bundesbehörden.<br />
Da liegt der Osten immer noch weit<br />
zurück. Wiewollen Siedas ändern?<br />
Gleich nach der Wiedervereinigung<br />
hat sich eine Föderalismus-<br />
Kommission mit der Verwaltungsstruktur<br />
in Deutschland beschäftigt<br />
und Empfehlungen ausgesprochen,<br />
die vom Bundestag 1992 gebilligt<br />
wurden. Da ging es um die Frage,wie<br />
man Behörden in Deutschland verteilt.<br />
Daraufhin wurden sie teilweise<br />
verlagert. Das Bundesarbeitsgericht<br />
kam zum Beispiel nach Erfurt. Es<br />
wurde so ziemlich alles, was damals<br />
beschlossen wurde,auch umgesetzt.<br />
Aber genau an einer Stelle hat man<br />
nicht geliefert: „Neue Bundeseinrichtungen<br />
sind grundsätzlich in<br />
den Neuen Bundesländern anzusiedeln.“<br />
Manwollte allmählich auf ein<br />
gleiches Beschäftigungsniveau kommen.<br />
Denn das haben wir noch<br />
lange nicht erreicht. Wir haben 2,3<br />
Bundesbeschäftigte pro 1 000 Einwohner<br />
in Deutschland insgesamt.<br />
In Sachsen jedoch sind wir nur bei<br />
0,9 und in meiner Heimat Thüringen<br />
bei 0,7. Da wurden die Hausaufgaben<br />
nicht ordentlich gemacht.<br />
ZUR PERSON<br />
Christian Hirte,geboren 1976 im thüringischen Bad Salzungen, studierte JurainJena.<br />
Seit 2008 isterMitglieddes Bundestages,seit 2014 stellvertretenderLandesvorsitzender der<br />
CDUThüringen.Seit 2018 ist Hirte Beauftragter der Bundesregierung für die neuen<br />
Bundesländer.<br />
Wasschlagen Sievor?<br />
Ich fordere Regierung und Parlament<br />
auf, an der ungleichen Verteilung<br />
von Bundesbehörden etwas zu<br />
ändern. Zuletzt sind wir schon ein<br />
paar Schritte gegangen. Das Fernstraßenbundesamt<br />
kommt nach<br />
Sachsen, das Kompetenzzentrum<br />
Wald und Holz nach Mecklenburg-<br />
Vorpommern und jetzt ganz frisch<br />
die Agentur für Innovationen bei der<br />
Cybersicherheit nach Sachsen und<br />
Sachsen-Anhalt. Nur dürfen wir dabei<br />
nicht stehen bleiben. Horst Seehofer<br />
hat als Ministerpräsident von<br />
Bayern in vorbildlicher Art und<br />
Weise Behörden in die Fläche verlagert.<br />
Entsprechende Erwartungen<br />
habe ich auch an meine Regierungskollegen.<br />
Läge es nicht nahe, das gesetzlich zu<br />
regeln, bis ein Gleichstand erreicht ist?<br />
Aus meiner Sicht brauchen wir<br />
nicht zwingend ein entsprechendes<br />
Gesetz. Ich denke, ein formalisiertes<br />
Verfahren auf Bundesebene würde<br />
uns schon helfen. Bislang entscheidet<br />
jedes Ministerium mehr oder weniger<br />
in Eigenregie darüber, woBehörden<br />
im eigenen Geschäftsbereich angesiedelt<br />
werden. Bei der Erfahrung,<br />
ob und wie ich als Ostbeauftragter bei<br />
der Standortsuche vonden jeweiligen<br />
Ministerien beteiligt werde, bin ich<br />
nach knapp einem Jahr im Amt etwas<br />
ernüchtert.Wirbrauchen Augenmaß,<br />
es muss nicht zwingend alles in den<br />
Osten. Eine deutsch-französische<br />
Einrichtung nach Cottbus zu verlagern,<br />
das wärevielleicht nicht richtig.<br />
Aber wir brauchen den ernsthaften<br />
Willen aller, die ungleiche Verteilung<br />
sukzessiveabzubauen.<br />
Ein weiteres Problem sind die Eliten.<br />
Noch immer kommen die 25 Präsidenten<br />
der obersten ostdeutschen Gerichte<br />
aus demWesten. Finden Siedas<br />
hinnehmbar?<br />
Vielleicht gehören beide Themen<br />
zusammen. Denn wenn nach einem<br />
Behördenstandort gesucht wird,<br />
dann sitzen eben fast nur Leute beisammen,<br />
die aus dem Westen kommen,<br />
die kommen gar nicht auf die<br />
Idee,was es für hervorragende Standorte<br />
jenseits der Elbe geben könnte.<br />
Und wenn es dann doch der Osten<br />
sein soll, dann fällt ihnen nicht viel<br />
mehr als Leipzig ein, weil sie mehr<br />
auch nicht kennen. VonLeipzig haben<br />
sie mal in der Schule bei Goethe<br />
oder Bach gehört. BisAnklam sind die<br />
beiden leider nie gekommen.<br />
Einletztes Feld des Unbehagens ist das<br />
mentale. Plötzlich stehen „Besserwessis“<br />
und „Jammerossis“ wieder gegeneinander.Wie<br />
erklären Siesich das?<br />
In der Tat, die Debatte war völlig<br />
weg, bis sie jetzt auf einmal wieder<br />
hochkam – besonders ausgelöst<br />
durch die AfD. Dass dabei auch unser<br />
Koalitionspartner in den Jammer-Duktus<br />
einfällt, kann ich politisch<br />
nicht nachvollziehen. Wir haben<br />
mehr Anlass, mit Stolz auf das<br />
Erreichte und mit Optimismus in die<br />
Zukunft zu blicken, als auf die Dinge<br />
zu schauen, die eben nicht hervorragend<br />
funktioniert haben. Natürlich<br />
gab es politische und wirtschaftliche<br />
Unfälle auf dem Wegnach 1990, gerade<br />
wenn man sich die Treuhand<br />
anschaut. Aber unter dem Strich<br />
muss man doch sagen, dass wir eine<br />
tolle Entwicklung hatten. Jeder, der<br />
rumjammert, der soll sich mal in<br />
Osteuropa umsehen oder überlegen,<br />
wo wir ohne Mauerfall und Einheit<br />
stehen würden.<br />
Dasheißt, Sieraten dazu, mental abzurüsten<br />
und nicht wieder in die alten<br />
Reflexe zu verfallen?<br />
Ja, denn alles andere wäre für die<br />
Zukunft genau der falsche Ansatz.<br />
Wir sind heute in Ostdeutschland<br />
auf einem Niveau wie weite Teile<br />
Frankreichs oder Großbritanniens.<br />
Dashat sich vor30Jahren in der DDR<br />
niemand vorstellen können.<br />
DasGespräch führte Markus Decker.<br />
Die AfD hat eine Chance<br />
Dass der Verfassungsschutz öffentlich von einem „Prüffall“ sprach, war riskant, sagen Juristen. Die Klage der Partei ändert jedoch nichts an der angeordneten Beobachtung<br />
VonMarkus Decker und Jörg Köpke<br />
Das<br />
Kölner Verwaltungsgericht<br />
rechnet in rund drei Wochen<br />
mit einer Entscheidung über den Eilantrag<br />
der AfD gegen das Bundesamt<br />
für Verfassungsschutz (BfV). DiePartei<br />
will der Behörde verbieten lassen,<br />
sie öffentlich einen„Prüffall“ zu nennen.<br />
Dies habe einen stigmatisierenden<br />
Charakter,sagt die AfD.Der Verfassungsschutz<br />
habe nun eine Woche<br />
Zeit für eine Stellungnahme,<br />
sagte eine Gerichtssprecherin am<br />
Donnerstag. Die zuständige Kammer<br />
gehe von einer Entscheidung in<br />
etwa drei Wochen aus.<br />
Eine Partei kann zum Prüffall<br />
werden, wenn die Behörden erste<br />
Anzeichen für extremistische Bestrebungen<br />
erkennen. Beieinem Prüffall<br />
ist eine Beobachtung mit V-Leuten<br />
oder anderen nachrichtendienstlichen<br />
Mitteln aber grundsätzlich<br />
nicht erlaubt. BfV-Chef Thomas Haldenwang<br />
hatte die Entscheidung am<br />
15. Januar in einer Pressekonferenz<br />
öffentlich gemacht.<br />
Bedenken in den Landesämtern<br />
DerVerfassungsrechtler Ulrich Battis<br />
sagte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> (Redaktionsnetzwerk<br />
Deutschland): „Das öffentlich<br />
zu machen, war ein bedauerlicher<br />
Formfehler. Esändert aber<br />
nichts daran, dass der Verfassungsschutz<br />
gute Gründe für die Prüfung<br />
hat. Durcheine Klage kann man das<br />
nicht rückgängig machen.“ In Justizkreisen<br />
wird diese Einschätzung geteilt;<br />
zugleich wirddarauf verwiesen,<br />
dass sich die verschiedenen Stufen<br />
der Beobachtung im Gesetz nicht<br />
wiederfänden. Das mache die Sache<br />
schwierig. Die Klage der AfD richtet<br />
sich ferner gegen die Begründungen<br />
in dem 443-seitigen Verfassungsschutzdossier.<br />
Die AfD fühlt sich stigmatisiert.<br />
Aus Kreisen der Landesämter für<br />
Verfassungsschutz verlautete bereits<br />
am Tagder Verkündung, dass es eigentlich<br />
nicht üblich sei „Prüffälle“<br />
zu veröffentlichen. Sie monierten<br />
DPA/DANIEL KARMANN<br />
überdies eine angeblich mangelnde<br />
Beteiligung der Länder. Freilich verlautet<br />
aus den Ländern jetzt ebenfalls,<br />
dass es nichts an der tatsächlichen<br />
Prüfung selbst ändere, wenn<br />
die AfD Recht bekomme. Das Bundesamt<br />
für Verfassungsschutz sei<br />
dann lediglich gezwungen, den<br />
„Prüffall“ AfD nicht mehr als solchen<br />
zu benennen. Täte sie es doch,<br />
müsste sie nach dem Willen der AfD<br />
ein Ordnungsgeld in Höhe von<br />
10 000 Euro zahlen.<br />
Weitergabe an die Medien<br />
Haldenwang hatte auf der öffentlichen<br />
Pressekonferenz Mitte Januar<br />
erklärt, die Gesamtpartei als „Prüffall“<br />
sowie den rechtsnationalen<br />
„Flügel“ um den Thüringer Landeschef<br />
Björn Höcke sowie die Nachwuchsorganisation<br />
„Junge Alternative“<br />
(JA) als „Verdachtsfall“ einzustufen.<br />
Anschließend war das als vertraulich<br />
eingestufte Prüfgutachten<br />
über die Medien an die Öffentlichkeit<br />
gelangt. Auch dagegen hat die<br />
AfD protestiert. „Die Prüfung, ob das<br />
Bundesamt für Verfassungsschutz<br />
wegen der Weitergabe vertraulicher<br />
Informationen zur AfD an die Medien<br />
Strafanzeige stellen wird, dauert<br />
noch an“, heißt es in einer Antwort<br />
des Bundesinnenministeriums<br />
auf eine Anfrage der AfD,die der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> (RND) vorliegt.<br />
AfD-Vizefraktionschef Leif-Erik<br />
Holm bezeichnete es als „Skandal“,<br />
dass das Bundesamt „noch immer<br />
keine Ermittlungen wegen der Herausgabe<br />
vertraulicher Dokumente<br />
eingeleitet“ habe. Ersprach gegenüber<br />
dem RND von„einer inszenierten<br />
Kampagne“. Laut Süddeutscher<br />
<strong>Zeitung</strong> war Regierungsjuristen offenbar<br />
bewusst, dass das BfV mit der<br />
Veröffentlichung ein juristisches Risiko<br />
eingeht. Der Verfassungsschutz<br />
habe sein Vorgehen aber damit begründet,<br />
dass der öffentliche Hinweis<br />
auf „mangelnde Verdichtung<br />
von Anhaltspunkten“ eher zu einer<br />
Entlastung der AfD führe.
6* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019<br />
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Made in Berlin<br />
BERLINER BEKANNTE<br />
Wo Luftschiffe<br />
sicher parken<br />
konnten<br />
VonJochen Knoblach<br />
Amalten Flugplatz. Das Straßenschild<br />
im zwischen Biesdorfund<br />
Karlshorst gelegenen Ortsteil Biesenhorst<br />
ist so ziemlich der letzte<br />
Hinweis darauf, dass dieser Ort im<br />
Osten der Stadt einmal ein sehr<br />
wichtiger war im deutschen Flugwesen.<br />
Bedeutsam war allerdings nicht<br />
jener Flugplatz, der hier im ersten<br />
Weltkrieg existierte und von dem<br />
noch eine vor sich hin bröckelnde<br />
Hallenreihe mit Kuppeldächern übrig<br />
blieb. Auf diesem Areal entstand<br />
Anfang des vorigen Jahrhunderts<br />
eine technische Meisterleistung und<br />
Weltneuheit auf dem Gebiet der<br />
Luftschifffahrt, mit der Biesdorf in<br />
den Blickpunkt der Öffentlichkeit<br />
geriet: ein Luftschiff-Hangar, der<br />
sich drehen ließ.<br />
Auftraggeber war Wilhelm von<br />
Siemens.Der Sohn des Gründers des<br />
heutigen Technologiekonzerns,<br />
hatte sich 1907 entschlossen, in die<br />
Entwicklung der motorisierten Luftschifffahrt<br />
einzusteigen und dem<br />
Grafen von Zeppelin Konkurrenz zu<br />
machen. Um ein „Erprobungsluftschiff“<br />
unterbringen zu können, war<br />
eine große Halle nötig. Man entschied<br />
sich für eine Freifläche in<br />
Biesdorf-Süd, die Wilhelm von Siemens<br />
gehörte. Er hatte das 600-<br />
Hektar-Areal samt Schloss Biesdorf<br />
bereits 1887 erworben. DerArchitekt<br />
Karl Janisch, der auch Siemensstadt<br />
erbaute,übernahm im Sommer 1907<br />
die Planungen für die Luftschiffhalle.<br />
Mit dem Bau selbst wurde die Tempelhofer<br />
Firma Steffens &Nölle beauftragt,<br />
die einige Jahrespäter auch<br />
den <strong>Berliner</strong> Funkturmerrichtete.<br />
Zwei JahreBauzeit<br />
1909 war die Halle fertig. Eingigantisches<br />
Bauwerk von 136 Metern<br />
Länge, 25Metern Höhe und 30 Metern<br />
Breite war entstanden. Trotz<br />
Leichtbaukonstruktion wog der<br />
Hangar 1200 Tonnen. Dennoch ließ<br />
er sich drehen. Denn die Halle war<br />
auf 24 Laufwagen gelagert. Der Antrieb<br />
erfolgte durch jeweils zwei Benzin-<br />
und Elektromotoren. Dadurch<br />
war es möglich, den Hangar je nach<br />
Windrichtung in die optimale Position<br />
zu bringen und das windempfindliche<br />
sowie schwer steuerbare<br />
Luftschiff vergleichsweise gefahrlos<br />
hinein- und hinauszumanövrieren.<br />
Im Januar 1911 fand dann die erste<br />
Probefahrtmit einem vonSiemens &<br />
Schuckert entwickelten Luftschiff in<br />
Biesdorfstatt. Insgesamt wurden von<br />
dem Hangar aus 44 Erprobungsfahrten<br />
durchgeführt. Der erhoffte Einsatz<br />
beim Militär blieb jedoch aus.<br />
Dort bekamen die Luftschiffe des<br />
Grafen von Zeppelin den Zuschlag.<br />
Die Biesdorfer Halle wurde bis zum<br />
Ende des Ersten Weltkriegs weiter genutzt<br />
und war Bestandteil des Luftschiff-Trupps<br />
Nr.23, der während des<br />
Krieges andere Luftschiffe betreute.<br />
Siewar auch Vorbild für weiteredrehbare<br />
Hallen wie beispielsweise bei<br />
Cuxhaven. Aufgrund des Versailler<br />
Vertrages musste der Hangar später<br />
samt seiner Fundamente abgerissen<br />
werden. Die Firma Steffens &Nölle,<br />
die die Halle vor110 Jahren errichtete,<br />
heißt heute Tns Turmbau und hat ihren<br />
Sitz inzwischen im Bezirk Marzahn-Hellersdorf,<br />
zu dem übrigens<br />
auch Biesdorfgehört.<br />
Das Siemens-Luftschiff und der drehbare<br />
Hangar in Biesdorf<br />
SIEMENS<br />
Jahresstromverbrauch in Berlin<br />
in Terrawattstunden, 2017<br />
davon nach Berlin<br />
importiert<br />
4,53<br />
Erneuerbare<br />
Energie<br />
35<br />
Braunkohle<br />
22<br />
Erdgas<br />
13<br />
Steinkohle<br />
13<br />
Kernenergie<br />
12<br />
insgesamt<br />
12,37<br />
Terrawattstunden<br />
Stromerzeugung in Deutschland<br />
Anteile in Prozent, 2018<br />
<strong>Berliner</strong> CO 2 -Emission<br />
durch Stromverbrauch<br />
in 1000 Tonnen<br />
Heizöl, Abfall<br />
5<br />
13 355<br />
davon inBerlin<br />
produziert<br />
7,84<br />
Wer den Strom<br />
in Berlin verbraucht<br />
in Prozent, 2016<br />
Stromerzeugung in Berlin<br />
Anteile in Prozent, 2017<br />
Heizöl, Abfall<br />
3,0<br />
Stromerzeuger<br />
Die größten <strong>Berliner</strong> Kraftwerke<br />
werden vonVattenfall betrieben<br />
weitere Stromerzeuger in Berlin:<br />
11 427<br />
48,5<br />
31,4<br />
13,1<br />
7,0<br />
Braunkohle<br />
4,3<br />
7849 7203<br />
1990 2000 '10 '15<br />
Gewerbe, Handel,<br />
Dienstleistungen<br />
Haushalte<br />
Industriebetriebe<br />
Verkehr<br />
Erdgas<br />
44,7<br />
Erneuerbare<br />
Energie<br />
4,9<br />
Reuter West (Steinkohle),<br />
installierte Leistung: 564 Megawatt<br />
Reuter (Steinkohle),<br />
installierte Leistung: 160 Megawatt<br />
Moabit (Steinkohle),<br />
installierte Leistung: 140 Megawatt<br />
Mitte (Erdgas),<br />
installierte Leistung: 444 Megawatt<br />
Lichterfelde (Erdgas),<br />
installierte Leistung: 288 Megawatt<br />
Klingenberg (Erdgas),<br />
installierte Leistung 760 Megawatt<br />
4Windkraftanlagen<br />
installierte Leistung: 12,4 Megawatt<br />
7181 Solaranlagen<br />
installierte Leistung: 97,5 Megawatt<br />
41 Biomasse-Heizkraftwerke<br />
installierte Leistung: 42,7 Megawatt<br />
Steinkohle<br />
43,1<br />
QUELLE: AMT FÜR STATISTIK BERLIN/BRANDENBURG, STROMNETZ BERLIN, VATTENFALL<br />
Schluss<br />
mit Rauchen<br />
Während Deutschland sein Klimaziel zu<br />
verfehlen droht, zeigt Berlin, wie es geht.<br />
Eine Stadt ohne Kohle, dennoch unter Strom<br />
VonJochen Knoblach (Text) und Sabine Hecher (Grafik)<br />
Wenngleich Berlin in Sachen Feinstaub und Stickoxid<br />
nach wie vor ein massives Problem hat und bei der<br />
Problemlösung ziemlich ratlos erscheint, darf die<br />
Stadt bei der Kohlendioxid-Vermeidung als nationalerVorzeigeortgelten.<br />
Denn während Deutschland seine Klimaziele<br />
voraussichtlich verfehlen und den CO 2 -Ausstoß bis 2020 gegenüber<br />
1990 nicht um die angestrebten 40, sondern wohl nur um rund 32<br />
Prozent reduzieren wird, hatte Berlin allein bei der Stromerzeugung<br />
bereits vor vier Jahren eine Reduzierung um 46 Prozent erreicht.<br />
Konkret waren es sechs Millionen Tonnen Kohlendioxid weniger,so<br />
das Statistische Landesamt. Es geht also.<br />
Tatsächlich wird der größte Teil des in Berlin benötigten Stroms<br />
auch in der Stadt erzeugt. Mehr als 1000 Kleinst- bis Großkraftwerkegibt<br />
es hier.Sie vorallem produzieren zwei Drittel des Stroms,<br />
den die <strong>Berliner</strong> verbrauchen. Dabei ist Kohle auch in Berlin noch<br />
immer ein wichtiger Energieträger, aber nicht mehr lange. Denn<br />
während bundesweit ein Kohleausstieg im Jahr 2038 erwogen wird,<br />
ist dieser hier bereits seit fast drei Jahren beschlossene Sache. 2016<br />
hatten sich das Land Berlin und Grundversorger Vattenfall, der in<br />
der Stadt alle Großkraftwerke sowie etwa 60 kleinere Strommeiler<br />
betreibt, auf einen Kohleverzicht geeinigt.„Bis spätestens 2030 werden<br />
wir in Berlin aus der Steinkohle heraus sein“, sagte Vattenfall-<br />
Chef Magnus Hall kürzlich in einem Interview. Bei der Braunkohle<br />
ist das bereits geschehen. Im Mai 2017 wurde am Kraftwerk KlingenberginRummelsburgder<br />
letzte Kohlefrachter gelöscht. Seitdem<br />
wird dort nur noch Erdgas zu Wärme und Strom gemacht. Unter<br />
dem Strich dürfte sich die jährliche Kohlendioxid-Emission allein<br />
dort mindestens halbieren. Effekt: etwa 700 000 Tonnen CO 2 weniger.Eine<br />
Stadt wirdrauchfrei.<br />
Auch für die drei noch verbliebenen Steinkohle-Kraftwerke Reuter,<br />
Reuter West und Moabit ist der Anfang vom Ende bereits gemacht.<br />
Im zwischen Spree und Siemensstadt gelegenen Kraftwerk<br />
Reuter entsteht derzeit Deutschlands größter Power-to-Heat-Block.<br />
Knapp 100 Millionen Euro investiert<br />
Vattenfall in die Anlage,die den Steinkohlenblock<br />
des Heizkraftwerks ersetzen<br />
soll. Es ist eine ArtriesigerWasserkocher,<br />
der Strom inWärme umwandeln<br />
soll, wenn vorübergehend<br />
zu viel Strometwa ausWindkraftanlagen<br />
im Netz ist. „Eine effiziente und<br />
wirtschaftlich günstige Form,Energie<br />
zu speichern“, heißt es bei Vattenfall.<br />
Insgesamt will der schwedische Konzern<br />
bis 2022 zwei Milliarden Euro in<br />
Berlin investieren.<br />
Ist also alles perfekt? „Berlin<br />
macht einiges besser, aber längst<br />
nicht alles“, sagt Claudia Kemfert,<br />
Energieexpertin am Deutschen Institut<br />
für Wirtschaftsforschung (DIW).<br />
So attestiertsie Berlin in punkto Kohleausstieg<br />
einen deutlichen Vorsprung,<br />
die Emissionen seien erfolgreich<br />
gesenkt worden. „Aber Berlin<br />
kann deutlich mehr Energiewende<br />
wagen als derzeit“, sagt die DIW-Professorin<br />
und denkt an den Ausstieg<br />
auch aus dem fossilen Erdgas. „Je<br />
schneller,desto besser.“<br />
Tatsächlich ist der Anteil erneuerbarer<br />
Energien in Berlin gering. Wurden<br />
bundesweit im vergangenen Jahr<br />
35 Prozent des erzeugten Stroms aus<br />
Wind, Sonne oder Biogas gewonnen,<br />
so waren es in Berlin im Jahr 2017<br />
So wird der Strom in<br />
Berlin verteilt<br />
34707<br />
Kilometer Kabel und Leitungen<br />
sind in Berlin verlegt.<br />
80<br />
Umspannwerke gibt es in der<br />
Stadt sowie ...<br />
11000<br />
Netzstationen und ...<br />
16700<br />
Verteilerkästen.<br />
nicht einmal fünf Prozent. Dashat freilich Gründe,etwa dass in einer<br />
Großstadt kaum Platz für Windkraftanlagen ist. Die landeseigenen<br />
Stadtwerke haben daher auf Flächen der <strong>Berliner</strong> Stadtgüter südlich<br />
der Stadt eigene Windkraftanlagen mit einer Leistung von zwölf<br />
Megawatt installiert, die Strom nach Berlin liefern. Dennoch müsse<br />
sich Berlin mehr einfallen lassen, so Energieexpertin Claudia Kemfert:<br />
„Berlin sollte auf Biomasse setzen, die Gebäudeenergieeffizienz<br />
verbessernund insbesondereSolarenergie deutlich ausbauen.“<br />
Letzteres steht tatsächlich ganz oben auf der städtischen Energieagenda.<br />
„Solarcity“ heißt ein Masterplan, der bis zum Sommer<br />
ermitteln soll, wie viele der <strong>Berliner</strong> Dachflächen für die Photovoltaik<br />
genutzt werden könnten. Immerhin geht es dabei um ein Potenzial<br />
von insgesamt 2400 Hektar. Jedenfalls soll „möglichst<br />
schnell“ einViertel des in Berlin benötigten Stroms aus Sonnenkraft<br />
gewonnen werden.<br />
Darüber hinaus wird esumEffizienz, eine smarte Stadt und intelligente<br />
Energiesteuerung gehen. Dafür sind die Bedingungen<br />
hier gut. Schließlich gibt es in der Stadt mehr als 30 Forschungseinrichtungen,<br />
Universitäten und Hochschulen, die in den Bereichen<br />
Energie und Umwelt forschen. Zudem locken die Herausforderungen<br />
neue Akteure nach Berlin. Nach Angaben der hiesigen Wirtschaftsfördergesellschaft<br />
Berlin Partner haben sich allein in den<br />
vergangenen fünf Jahren mehr als 50 Unternehmen aus dem Bereich<br />
Energietechnik neu in der Stadt angesiedelt. Über 1000 Jobs<br />
und Investitionen von zusammen 130 Millionen Euro sind die unmittelbare<br />
Folgen. Und auch die einschlägige Start-up-Szene<br />
wächst. An fünf offenbar hoffnungsvollen Energie-Start-ups hat<br />
sich die landeseigene Investitionsbank Berlin schon mal beteiligt.<br />
NEU IN DER STADT<br />
Auto<br />
vom<br />
Discounter<br />
VonTheresa Dräbing<br />
Lidl vertreibt jetzt auch Autos.Seit<br />
dieser Woche können Kunden<br />
über die Internetseite des Discounters<br />
einen Leasingvertrag für einen<br />
Fiat 500 abschließen.Wiebei den Lebensmitteln<br />
handelt Lidl im Autogeschäft<br />
ebenfalls mit Discountpreisen:<br />
89 Euro nur soll der Wagen monatlich<br />
kosten. Im Komplettpaket für<br />
164 Euro monatlich wären auch die<br />
Kfz-Versicherung, Wartungskosten<br />
sowie Winterreifen enthalten. Eine<br />
Kampfansage an den Autohandel.<br />
Wassteckt dahinter?<br />
Der Kooperationspartner bei dieser<br />
Aktion ist das <strong>Berliner</strong> Start-upVehiculum.<br />
Dasjunge Unternehmen ist<br />
spezialisiert auf das Leasinggeschäft.<br />
Vehiculum beschäftigt 60 Mitarbeiter<br />
und hat seit der Gründung vor drei<br />
Jahren einen Umsatz von knapp 300<br />
Millionen Euro gemacht, bislang ausschließlich<br />
im Geschäftskundenbereich.<br />
Jetzt wollen sie auch in den Privatkundenbereich<br />
einsteigen. „Mit<br />
einer monatlichen Zahlung ist Leasing<br />
in Zeiten von Film- oder Musikstreaming-Anbietern<br />
zwar ultramodern,<br />
in der Anschaffung aber so<br />
kompliziert und unübersichtlich wie<br />
vor 20Jahren“, so Vehiculum-Gründer<br />
Lukas Steinhilber. Deshalb habe<br />
man den ganzen Prozess digitalisiert,<br />
ein Leasingvertrag könne innerhalb<br />
von 15Minuten online abgeschlossen<br />
werden. Beim Leasing erwerben<br />
Kunden die Nutzungsrechte für einen<br />
bestimmten Zeitraum, ähnlich wie<br />
bei einer Miete. Vehiculum fungiert<br />
dabei als Vermittler, den Vertrag<br />
schließt der Kunde mit der Santander-Bank.<br />
Die Autos stammen von<br />
größeren Autohändlern.<br />
Druck auf Händler wächst<br />
Die Kooperation mit Lidl verschafft<br />
dem Start-up Aufmerksamkeit. Autoexperte<br />
und Professor für Automobilwirtschaft<br />
an der Universität Duisburg-Essen<br />
Ferdinand Dudenhöffer<br />
hält das Angebot für „sensationell“<br />
und warnt zugleich: Zu dem Preis<br />
kann kein Händler mehr mithalten.<br />
„Autohändler im Neuwagenverkauf<br />
müssen sich überlegen, wie sie der<br />
neuen Konkurrenz begegnen“, sagt<br />
Dudenhöffer.<br />
Vehiculum ist nicht die einzige<br />
Plattform mit einem solchen Geschäftsmodell.<br />
Immer mehr Hersteller<br />
und Start-ups bieten Autos als<br />
Komplettpaket und im Abo an. „Dahin<br />
wird sich der Markt mehr und<br />
mehr entwickeln“, prognostiziert<br />
Dudenhöffer. Zumindest, so beobachtet<br />
er seit einigen Jahren, nimmt<br />
das Geschäft von Abos und Leasingmodellen<br />
zahlenmäßig zu.<br />
Den günstigen Preis könnten<br />
Start-ups wieVehiculum erzielen, indem<br />
sie an Verkaufsfläche, Vorführmodellen<br />
und anderen Dienstleistungen<br />
sparen. Nach Dudenhöffers<br />
Rechnung kalkulieren Neuwagenhändler<br />
etwa zehn Prozent des Verkaufspreises<br />
für diese Posten ein.<br />
Gleichzeitig bedeutet dies aber auch,<br />
dass im reinen Onlinegeschäft die<br />
Beratung und, zumindest bei der<br />
Lidl-Aktion, auch die Auswahl fehlt.<br />
Kunden können lediglich zwischen<br />
Farbe,Vertragslaufzeit und Laufleistung<br />
wählen. Die restliche Ausstattung<br />
ist bei allen Fiat-500-Wagen die<br />
gleiche.<br />
Vehiculum jedenfalls zeigt sich<br />
zufrieden. Bislang sei knapp für die<br />
Hälfte der 1000 Wagen ein Leasingvertrag<br />
zustande gekommen. Die<br />
Aktion läuft noch bis Ende April.<br />
VEHICULUM
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 7 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Wirtschaft<br />
MÄRKTE<br />
NACHRICHTEN<br />
DAX-30 in Punkten<br />
8.11.18<br />
8.11.18<br />
▼ 11022,02 (–2,67 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent in US-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
8.11.18<br />
Stand der Daten: 07.02.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
7.2.19<br />
▼ 61,70 (–1,34 %)<br />
7.2.19<br />
▼ 1,1345 (–0,43 %)<br />
Quelle<br />
aus DAXund MDAX vom07.02.zum Vortag<br />
Alstria Office 13,43 +0,37 W<br />
7.2.19<br />
DeliveryHero 35,28 W –0,23<br />
Aroundtown 7,68 W –0,26<br />
RWESt. 21,45 W –0,28<br />
Gerresheimer 58,35 W –0,34<br />
SartoriusVz. 133,90 W –0,37<br />
Verlierer<br />
aus DAX und MDAX vom 07.02. zum Vortag<br />
GEA Group 19,83 WWWWWWWWWWW –17,75<br />
Wirecard 110,75 WWWWWWWWW –15,00<br />
freenet NA 17,52 WWWWW –6,39<br />
DeutscheBank NA 7,39 WWWWW –6,33<br />
Commerzbank 6,11 WWWWW –6,25<br />
Wacker Chemie 86,68 WWWW –6,19<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 07.02. ±% z. 06.02.<br />
Euro Stoxx 50(EU) –1,93<br />
3596/2909 3150,76<br />
CAC 40(FR) – 1,84<br />
5657/4556 4985,56<br />
S&P UK(UK) –1,02<br />
1590/1323 1437,73<br />
RTS (RU) – 1,29<br />
1339/1033 1200,14<br />
IBEX (ES) –1,79<br />
10291/8286 8938,30<br />
Dow Jones (US) –0,92<br />
26952/21713 25156,74<br />
Bovespa (BR) +0,49<br />
98589/69069 95103,75<br />
Nikkei (JP) – 0,59<br />
24448/18949 20751,28<br />
Hang Seng (HK) +0,17<br />
31978/24541 27954,08*<br />
Stx Singap. 20 (SG) +0,97<br />
1583/1350 1509,90<br />
Festgeld für 5.000 Euro<br />
Kundenkontakt 3Mon. 6Mon. 12 Mon.<br />
Crédit Agricole **<br />
ca-consumerfinance.de 0,81 0,91 1,01<br />
Akbank<br />
akbank.de 0,50 0,50 0,85<br />
PrivatBank 1891 **<br />
privatbank1891.com 0,40 0,50 0,70<br />
DenizBank **<br />
denizbank.de 0,35 0,45 0,65<br />
akf bank **<br />
akf.de 0,20 0,45 0,70<br />
Deutsche Bank *<br />
deutsche-bank.de - 0,05 0,20<br />
Santander<br />
santander.de - 0,01 0,20<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,00 0,00 0,20<br />
ING<br />
ing-diba.de - - 0,03<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de - - 0,01<br />
Isbank<br />
isbank.de 0,55 0,55 0,90<br />
PSD Berlin Brandenburg<br />
psd-bb.de 0,02 0,03 0,05<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse<br />
mbs-potsdam.de - - 0,01<br />
Sparda Berlin<br />
sparda-b.de - - 0,00<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse<br />
-030/86986969 - - -<br />
Mittelwert von 80 Banken 0,24 0,28 0,45<br />
*Neukundenangebot<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch),Sparbriefe (Donnerstag), Festgeld (Freitag), Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle:FMH-Finanzberatung<br />
Tonnenschwere Rohrefür die zukünftigeOstsee-ErdgastrasseNord Stream 2lagern im Hafen von Sassnitz-Mukran.<br />
EU torpediert Pipeline Nord Stream 2<br />
Nachdem Frankreich ins Lager der Gegner gewechselt ist, droht Deutschland Abstimmungsniederlage<br />
Von Marina Kormbaki<br />
und Andreas Niesmann<br />
Noch am Mittwoch gab es<br />
eine Erfolgsmeldung:<br />
600 Kilometer Rohre lägen<br />
bereits auf dem<br />
Grund der Ostsee verkündete der österreichische<br />
Energiekonzerns OMV<br />
stolz. Etwa ein Viertel der Gaspipeline<br />
Nord Stream 2sei damit zwar fertig.ZwaristdieStreckezwischendem<br />
russischen Wyborg, wo die Piepline<br />
ihren Ausgangspunkt hat, und Lubmin<br />
in Mecklenburg-Vorpommern,<br />
wo sie ankommt. „nur“ 1200 Kilometer<br />
lang. Da die betonummantelten<br />
Rohre aber doppelt verlegt werden,<br />
müssen die Ingenieurenoch weitere<br />
1800 Kilometer auf dem Meeresgrund<br />
versenken.<br />
Selbst Winterstürme halten die<br />
Verlegmannschaften auf der Ostsee<br />
offenbar nicht auf. Das könnte nun<br />
aber ein politischer Sturm schaffen,<br />
der an diesem Freitag in Brüssel loszubrechen<br />
droht. Die Europäische<br />
Kommission versucht seit längerem,<br />
das vor allem bei vielen Osteuropäern<br />
unbeliebte Pipelineprojekt zu<br />
verhindern. Um eine Handhabe<br />
gegen die Röhrezubekommen, plant<br />
Brüssel eine Revision der sogenannten<br />
Gas-Richtlinie.Brüssel will erreichen,<br />
dass die strengen Regeln für<br />
Pipelines innerhalb der EU auch für<br />
Gasleitungen außerhalb der Gemeinschaft<br />
gelten. So müssten etwa<br />
der Betrieb und die Erdgas-Belieferung<br />
der Pipelines strikt getrennt<br />
Anklage gegen den Container-König<br />
Die Staatsanwaltschaft bringt den P&R-Gründerwegen angeblichen Milliardenbetrugs vorGericht<br />
Von Carsten Hoefer<br />
Importe: Der deutsche Industrie-<br />
und Handelskammertag<br />
(DIHK) betonte die<br />
wirtschaftliche Bedeutung<br />
der Gaseinfuhren. „Europa<br />
benötigt mehr Gasimporte.“<br />
Die europäische Förderung<br />
sei stark rückläufig,zugleich<br />
brauchen Industrie und<br />
Haushalte in den nächsten<br />
Jahren eher mehr als wenigerGas“,<br />
so DIHK-Hauptgeschäftsführer<br />
Wansleben.<br />
werden. Der russische Energieriese<br />
Gazprom hat bei Nord Stream 2aber<br />
beides in der Hand. Setzt sich die<br />
Kommission durch, könnte das Projekt<br />
unwirtschaftlich werden –und<br />
stünde vordem Aus.<br />
Deutschland versucht, die neue<br />
Richtlinie mit allen Mitteln zu verhindern<br />
und hatte bislang Frankreich<br />
auf seiner Seite. Doch nun ist<br />
Paris offenbar umgeschwenkt. Die<br />
französische Regierung sei für die<br />
Richtlinie, teilte das Außenministerium<br />
in Parismit. Deutschland droht<br />
damit eine empfindliche Abstimmungsniederlage<br />
–die angestrebte<br />
Sperrminorität scheint ohne Frankreich<br />
nicht mehr erreichbar.<br />
te.P&R verkaufte Container als Kapitalanlage<br />
an Privatanleger –insgesamt<br />
1,6 Millionen Stück. Tatsächlich<br />
vorhanden waren den Ermittlernzufolge<br />
etwas über 617000.<br />
Viele der geprellten P&R-Kunden<br />
sind Rentner und Pensionäre, die<br />
ihre Altersvorsorge aufbessern wollten.<br />
Laut Insolvenzverwalter Michael<br />
Jaffé ist fast ein Drittel der Anleger<br />
über 70 Jahrealt. P&R vermietete die<br />
Container dann in deren Auftrag an<br />
Frachtunternehmen, damit sollte die<br />
Rendite finanziert werden. Außerdem<br />
bot P&R den Anlegern den<br />
Rückkauf nach fünf Jahren an.<br />
Insolvenzverwalter Jaffé hofft, mit<br />
der Verwertung der existierenden<br />
Container noch gut eine halbe Milliarde<br />
Euro erlösen zu können. Somit<br />
steht die Vermutung im Raum, dass<br />
BEDENKEN DER WIRTSCHAFT<br />
Besorgnis: Der Ostausschuss<br />
der Deutschen Wirtschaft<br />
hält es für bedenklich,<br />
„dass ein ökonomisch sinnvolles<br />
Projekt, an dem Unternehmen<br />
aus mehreren europäischen<br />
Ländern, darunter<br />
auch aus Frankreich, finanziell<br />
beteiligt sind, aufgrund<br />
sachfremder politischer Erwägungen<br />
und anhaltendem<br />
Druck aus den USA in Frage<br />
gestellt wird“.<br />
Flüssiggas: Zwarstammten<br />
derzeit rund 30 Prozent des<br />
Erdgases in der EU aus russischen<br />
Quellen, allerdings<br />
habe Gas insgesamt nur<br />
einen Anteil vonunter zehn<br />
Prozent am europäischen<br />
Energiemix, erklärte Wolfgang<br />
Büchele, Vorsitzender<br />
des Ost-Ausschusses. Zudem<br />
sei das Angebot durch<br />
den Ausbau vonFlüssiggas-<br />
Terminals stark diversifiziert.<br />
Im politischen Berlin ist die Aufregung<br />
groß –bei Pipelinegegnernund<br />
Befürwortern. DieGrünen etwa würden<br />
es begrüßen, wenn sich Frankreich<br />
gegen Deutschland stellte.<br />
„Sollte sich Frankreich am Freitag<br />
tatsächlich für eine Änderung der<br />
Gas-Richtlinie aussprechen, wäre<br />
das ein mutiger und begrüßenswerter<br />
Schritt“, sagte Grünen-Chefin Annalena<br />
Baerbock der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
(Redaktionsnetzwerk Deutschland.„DennsogäbeesunterdenMitgliedstaaten<br />
eine Mehrheit für eine<br />
stärkere Regulierung der Pipeline.<br />
Dies würde dazu führen, dass Pipeline<br />
und Gaslieferung nicht mehr in<br />
einer Hand liegen dürfen, was Nord<br />
am Ende um die drei Milliarden Euro<br />
verloren sein könnten. Chefermittler<br />
Kornprobst begründete die Beschränkung<br />
auf 414 Fälle mit der<br />
Komplexität der Ermittlungen und<br />
der gebotenen Eile -Roth sitzt seit<br />
vergangenem Jahr in Untersuchungshaft.<br />
Das betrügerische Geschäftsmodell<br />
von P&R ähnelte dem Vorgehen<br />
bei Flowtex: Mit dem Geld immer<br />
neuer Kunden wurden die versprochenen<br />
hohen Renditen für die alten<br />
Anleger gezahlt. Da übersechzig Prozent<br />
der verkauften Container nicht<br />
existierte, deckten die Einnahmen<br />
aus der Vermietung der Container<br />
aberbeiweitemnichtdieRenditeversprechen.<br />
Das System konnte nur<br />
funktionieren, solange ständig neue<br />
Anleger gefunden wurden. Korn-<br />
FOTO: JENS BÜTTNER/DPA<br />
Stream 2für Gazprom weniger lukrativ<br />
machen würde“, erläuterte sie.<br />
„Das wäre sehr zu begrüßen, denn<br />
das Projekt ist politisch und ökologisch<br />
ein Desaster“. Auch der CDU-<br />
Außenpolitiker Norbert Röttgen äußerte<br />
Verständnis für den Schwenk<br />
der Franzosen: „Dass in dieser Lage<br />
und nach langem ZögernFrankreich<br />
das Gut der europäischen Einheit<br />
und Handlungsfähigkeit über die Solidarität<br />
mit Deutschland stellt, ist<br />
nicht nur verständlich, sondernrichtig.“<br />
Der Vorsitzende des Auswärtigen<br />
Ausschusses im Bundestag teilt<br />
die vonfranzösischer Seite geäußerte<br />
Sorge um den Zusammenhalt in<br />
Europa, wenn Russland ost- und mitteleuropäische<br />
Staaten bei Gaslieferungen<br />
umgehen könnte. „Die Politik<br />
der Bundesregierung in Sachen<br />
Nord Stream II ist seit Jahren einseitig,<br />
ohne Rücksicht auf die mehrheitliche<br />
Ablehnung in der EU und vorallem<br />
die Sicherheitsbedenken unsererosteuropäischen<br />
Nachbarn“, sagte<br />
Röttgen.<br />
Die FDP warnt hingegen vor<br />
einem Souveränitätsverlust. „Würde<br />
Brüssel die Nutzung von Nord Stream<br />
2 europarechtlich blockieren,<br />
wäre dies für Deutschland ein energiepolitisches<br />
Debakel“, sagte der<br />
stellvertretende Fraktionsvorsitzende<br />
der FDP im Bundestag, Alexander<br />
Graf Lambsdorff, dem RND. „Angesichts<br />
des bevorstehenden Atomund<br />
Kohleausstiegs würden wir die<br />
Kontrolle über unsereEnergiepolitik<br />
vollends verlieren.“<br />
Nach dem Milliardenbetrug bei<br />
der insolventen Containerfirma<br />
P&R hat die Staatsanwaltschaft München<br />
IAnklage gegen Firmengründer<br />
HeinzRotherhoben.Dem75Jahrealten<br />
Manager werden 414 Fälle des gewerbsmäßigen<br />
Betrugs mit einem<br />
Schaden von knapp 18 Millionen<br />
Euro vorgeworfen, wie der Leitende<br />
Oberstaatsanwalt Hans Kornprobst<br />
am Donnerstag sagte. Dabei sei nur<br />
ein kleiner Teil der „gigantisch großen<br />
Anlagesumme“ von 3,5 Milliarden<br />
Euro berücksichtigt. Gegen drei<br />
weitereBeschuldigte sind dieErmittlungen<br />
noch nicht abgeschlossen.<br />
Roth ist die Schlüsselfigur im<br />
möglicherweise größten Betrugsfall<br />
der deutschen Nachkriegsgeschichprobst<br />
sprach von„Merkmaleneines<br />
Schneeballsystems“. Die Mitte der<br />
1970-er Jahre gegründete Firmengruppe<br />
war nach den Erkenntnissen<br />
der Staatsanwälte aber nicht vonAnfang<br />
an auf Schwindel angelegt. Der<br />
Hauptverdächtige Roth hat zwar mit<br />
den Ermittlern gesprochen, aber<br />
kein Geständnis abgelegt: „Erhat Angaben<br />
gemacht. Dasheißt nicht, dass<br />
eralleszugegebenhätte“,sagteKornprobst.<br />
Die Unstimmigkeit im P&R-Geschäftsmodell<br />
bestand unter anderem<br />
darin, dass P&R weit mehr Geld<br />
auszahlte, als die Containervermietung<br />
einbrachte.Zweifel an P&R und<br />
Diskussionen in der Fachwelt gab es<br />
schon lange –weshalb inzwischen<br />
auch die Finanzaufsicht in der Kritik<br />
steht. (dpa)<br />
Konjunktursorgen in<br />
Deutschland nehmen zu<br />
Diedeutsche Wirtschaft steuertauf<br />
schwierigereZeitenzu. Unter anderemwegen<br />
des Brexits und geringererNachfrageauf<br />
dem Weltmarkt erwarten<br />
mehr Firmen schlechtere<br />
Geschäfte,wie aus der neuen Konjunkturumfrage<br />
des Deutschen Industrie-<br />
und Handelskammertags<br />
(DIHK) hervorgeht. Eine Wirtschaftskrise<br />
erwartet der DIHK<br />
nicht. DerSpitzenverband rechnet<br />
für dieses Jahr nur noch mit einem<br />
Wirtschaftswachstum in Deutschland<br />
von0,9 Prozent nach zuvor 1,7<br />
Prozent. DieBundesregierung hatte<br />
ihrePrognose zuletzt auf 1,0 Prozent<br />
verringert. DieEU-Kommission erwartet<br />
für die Bundesrepublik in<br />
ihrer jüngsten Schätzung ein Wachstum<br />
von1,1 Prozent. (dpa)<br />
Diesel-Marktanteil<br />
in der EU sinkt weiter<br />
DerDiesel-Antrieb steht in der EU<br />
nach wie vorstarkunter Druck. Im<br />
vierten Quartal fiel der Marktanteil<br />
des Selbstzünders in der EU auf 34,1<br />
Prozent, wie der europäische Herstellerverband<br />
Acea mitteilte.Im<br />
Vorjahr hatte er noch 41,2 Prozent<br />
betragen. Profitieren konnte davon<br />
vorallem der Benziner,dessen Anteil<br />
an den Neuzulassungen von52,3<br />
auf 57,2 Prozent wuchs.AuchalternativeAntriebewie<br />
Elektromotoren<br />
gewannen hinzu, ihr Anteil betrug<br />
8,6 Prozent. Im Gesamtjahr lag der<br />
Diesel EU-weit bei einem Anteil von<br />
35,9 Prozent, 2017 waren es 44 Prozent.<br />
Vorallem in Deutschland verschrecken<br />
Diskussionen um Dieselfahrverbote<br />
in Innenstädten die<br />
Autokäufer. (dpa)<br />
Thomas Cook<br />
verkauft Condor<br />
Condorfliegt mit rund 50 Maschinen.<br />
FOTO: MANN/PICTURE ALLIANCE<br />
Derbritische TouristikkonzernThomas<br />
Cook stellt seine Airline-Sparte<br />
mit der deutschen Condor zum Verkauf.<br />
„Gesternwurden mehrereInvestmentbanken<br />
beauftragt, diesen<br />
Prozess aktiv zu begleiten“, sagte<br />
Airline-Chef Christoph Debus am<br />
Donnerstag. Er rechne mit einem<br />
mehrmonatigen Prozess.„Es handelt<br />
sich um eine strategische Entscheidung<br />
des Konzerns,der sich<br />
auf seine eigenen Hotels und die Digitalisierung<br />
der Vertriebswege konzentrieren<br />
will. Zudem sollen die<br />
Schulden zurückgefahren werden“,<br />
begründete Debus die Entscheidung.<br />
„Für Kunden ändertsich<br />
nichts.Condor wirdweiterhin die<br />
Flüge wie geplant durchführen.“<br />
Insgesamt gehören 103 Flugzeuge zu<br />
den Airlines,die 9000 Arbeitnehmer<br />
beschäftigen. 4000 davon arbeiten<br />
bei der deutschen Condor. (dpa)<br />
Abnahmemenge<br />
in Liter<br />
HEIZÖLPREISE<br />
Durchschnittspreis<br />
je 100 LiterinEuro<br />
(in Klammern Vorwoche)<br />
1000 73,83 (73,26)<br />
3000 69,19 (68,85)<br />
5000 67,40 (67,17)<br />
10 000 65,81 (65,57)<br />
15 000 65,28 (65,06)<br />
incl. MWSt., frei Haus an Abladestelle,<br />
Quelle: www.dieter-maeder.de<br />
Preisermittlung 7.2.2019
8* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Auto-Verkehr<br />
ZITAT<br />
Keine Angst vor<br />
Fahrverboten<br />
Peter Neumann<br />
glaubt nicht, dass es in Berlin große<br />
Gelbwestenproteste geben wird.<br />
InStuttgart wird bereits gegen Dieselfahrverbote<br />
protestiert. Gut möglich,<br />
dass inzwischen auch einige <strong>Berliner</strong> Autofahrer<br />
gelbe Westen bereitgelegt haben,<br />
damit sie umgehend auf die Straße gehen<br />
können, wenn auch hier Fahrbeschränkungen<br />
eingeführt werden. Die Opposition<br />
läuft sich schon warm, damit eine<br />
große Protestwelle herauskommt. Siewissen,<br />
dass der generelle Unmut der Autofahrer<br />
wächst, und sie werden alles unternehmen,<br />
um politisches Kapital daraus zu<br />
schlagen. Doch objektiv gesehen gibt es<br />
keinen Anlass, gegen die <strong>Berliner</strong> Dieselfahrverbote<br />
zu demonstrieren. Dafür sind<br />
sie einfach zu unwesentlich. Anders als in<br />
Stuttgart betreffen sie nicht die gesamte<br />
Innenstadt, sondern lediglich einen klitzekleinen<br />
Teil des mehrereTausend Kilometer<br />
langen Straßennetzes in Berlin.<br />
Zusammengenommen sind die elf<br />
Fahrverbotsabschnitte etwas mehr als einen<br />
Kilometer lang, einer misst sogar nur<br />
49 Meter. Die Dieselfahrer müssen also<br />
nur ganz leicht auf das Gaspedal tippen,<br />
und schon liegt die Fahrverbotszone hinter<br />
ihnen. Hinzu kommt, dass die Polizei<br />
weiterhin keine Möglichkeit hat zu kontrollieren,<br />
ob ein Auto dort fahren darf<br />
oder nicht. Solange es keine blaue Plakette<br />
gibt, bleibt den Ordnungshüterndie<br />
Möglichkeit, einzelne Autos anzuhalten,<br />
um die Fahrzeugpapiereprüfen zu lassen.<br />
In den 90er-Jahren sahen Konzepte,<br />
die unter den CDU-SenatorenVolker Hassemer<br />
und Herwig Haase erarbeitet wurden,<br />
die Aussperrung vonFahrzeugen mit<br />
schlechten Abgaswerten aus der gesamten<br />
Innenstadt vor. Die damaligen Pläne<br />
waren nicht nur radikaler, sondern auch<br />
wirkungsvoller als die Ideen des rot-rotgrünen<br />
Senats. Die jetzt geplanten Verbote<br />
haben nur einen symbolischen Wert.<br />
Facebook<br />
Der Machtkampf<br />
ist eröffnet<br />
Matthias Koch<br />
hofft, dass den Datensammlern<br />
nachhaltig Grenzen gesetzt werden.<br />
Daumen runter für Facebook: So wie<br />
bisher kann es nicht weitergehen, jedenfalls<br />
nicht in Deutschland. Das Bundeskartellamt<br />
setzt der übergriffigen Datenkrake<br />
aus dem Silicon Valley Grenzen.<br />
Jeder Nutzer bleibt natürlich frei darin,<br />
Facebook sein gesamtes Leben zu erzählen.<br />
UndFacebook bleibt darin frei, die so<br />
erworbenen Daten an Unternehmen zu<br />
verkaufen.<br />
Doch jetzt wird es spannend. Facebook<br />
scheint es nach der weltweit aufsehenerregenden<br />
Entscheidung auf einen<br />
Machtkampf anzulegen. Sollte sich der<br />
Konzernimanstehenden Rechtsstreit vor<br />
Gericht durchsetzen, könnten die deutschen<br />
Wettbewerbshüter am Ende blamiert<br />
dastehen. Doch wenn die deutsche<br />
Justiz sich hinter das Kartellamt stellt,<br />
zieht Facebook den Kürzeren. Dann wird<br />
Deutschland als Trendsetter erscheinen<br />
in einer längst überfälligen globalen Gegenwehr.<br />
Die Verknüpfung von Wettbewerbsrecht<br />
und Datenschutzrecht könnte<br />
sich als eine verblüffend effektive Waffe<br />
im Kampf gegen die neuen Datensupermächte<br />
erweisen. Wenn es schlecht läuft<br />
für den Datenkonzern, wirdder Blick bald<br />
nicht mehr an rechtlichen Spezialproblemen<br />
hängen bleiben, sondern zum Zentrum<br />
des Geschäftsmodells wandern.<br />
Immer mehr Erwachsenen geht mittlerweile<br />
auf, wie herablassend Facebook<br />
sie behandelt. DerKonzerngaukelt ihnen<br />
etwas Tolles und Kostenloses vor, die<br />
schöne Inszenierung ihres Egos. Das<br />
macht süchtig, es wirdentsprechend konstruiert<br />
und laufend optimiert. Und es<br />
vernebelt den Blick auf den Kern des zynischen<br />
Spiels, bei dem jeder zuerst etwas<br />
für die moderne Internetwirtschaft sehr<br />
Wertvolles hergeben muss: seine Daten.<br />
Die neue BND-Zentrale an der<br />
Chausseestraße nutzt so ziemlich<br />
alle Register der architektonischen<br />
Machtdemonstration,<br />
wie sie aus der westlichen Welt, aber auch<br />
aus China und Japan, Indien oder dem alten<br />
Südamerika bekannt sind: strikte Achsialität<br />
der Bauten, Ehrenhof zum Vorfahren, gigantische<br />
Größe, endlose Pfeilerreihen. Und<br />
doch wurde diese architektonische Macht-<br />
Anmaßung einer nachgeordneten Behörde –<br />
nichts anderes ist der BND! –von 2005 von<br />
einer Jury gezielt ausgewählt, 2006 vomBundestag<br />
finanziert und dann trotz aller Kostensteigerungen<br />
und Skandale auch gebaut.<br />
Die Jury, die damals entschied, hatte mit<br />
dem Chef des Bundesnachrichtendienstes<br />
August Hanning, dem Chef der Bundesbauverwaltungen<br />
Florian Mausbach und dem<br />
<strong>Berliner</strong> Senatsbaudirektor Hans Stimmann<br />
eine 100-Prozent-Mehrheit der Verwaltungsvertretung.<br />
Es gab in ihr keinen einzigen<br />
verantwortlichen Politiker, auch keine<br />
Frau. Und offenbar erinnerte sich niemand<br />
an die Stasi und ihre Architektur in der Normannenstraße.<br />
Bei einer anderen Zusammensetzung<br />
der Jury wäre möglicherweise<br />
die politische Symbolik dieser Macht-Architektur<br />
schneller aufgefallen.<br />
Allerdings sind die Herren der Jury durchaus<br />
belesen. Mankann also davon ausgehen,<br />
dass sie sahen, was sie entschieden:Wohl nie<br />
hat sich –abgesehen vom speziellen Zweck<br />
und Nutzer des Hauses –die deutsche Verwaltung<br />
in demokratischen Zeiten ein solches<br />
Monument geleistet wie dieses hier.<br />
Jeder Staat braucht seine Verwaltungen,<br />
um seine Existenz zu garantieren. Woran<br />
nicht zuletzt den Schwachen im Staat gelegen<br />
sein muss, die ohne die Hilfe der Gemeinschaft<br />
nicht zurechtkommen. Schwa-<br />
Neulich schlendere ich mit einer Freundin<br />
durch Friedenau, als wir beide auf<br />
ein „Hallo!“ von der gegenüberliegenden<br />
Straßenseite reagieren. „Robin, hi!“ Meine<br />
Freundin schaut die Frau an, während diese<br />
mich warmherzig mit einem „Grüß dich“ offen<br />
und direkt anblickt.<br />
Während wir weiter die Straße entlangspazieren<br />
fragt mich meine Freundin:<br />
„Warum hast du ihr nicht gesagt, dass du<br />
nicht Robin bist?“ „Keine Ahnung“, sage ich<br />
schulterzuckend. „Für sie bin ich es offensichtlich.“<br />
Meine Freundin versteht nicht,<br />
wovonich spreche.Ich erkläreihr:„So etwas<br />
passiert, verstehst du?“ Meine Freundin<br />
fängt laut an zu lachen: „… aber das ist doch<br />
absolut lächerlich!“ „Ja, ist es“, gebe ich zu,<br />
„trotzdem passiertesmir oft.“<br />
„Also warte mal, wildfremde Menschen,<br />
die du nicht kennst, rufen dich einfach bei einem<br />
anderen Namen?“, fragt sie ungläubig.<br />
„Jupp“, sage ich, „und es passiertderarthäufig,<br />
dass ich mir denke: Wassoll’s?Ich habe<br />
nicht die Energie, etwas zu erklären, was sie<br />
nicht sehen können.<br />
Kürzlich passierte mir dasselbe im Yogakurs.<br />
Eine Frau war felsenfest davon überzeugt,<br />
dass ich jemand sei, der ich nicht bin.<br />
In diesem Fall kannte ich sogar die Person,<br />
mit der sie mich verwechselte: Sie ist viel<br />
kleiner als ich, hat einen deutlich helleren<br />
Hautton und ist Französin. Doch die Frau<br />
war sich ihrer Sache so sicher,dass ich selbst<br />
irritiert war, als sie insistierte: „Oh, du bist<br />
doch Claudine,oder? Wiejetzt? Du bist nicht<br />
BND-Neubau<br />
Staat im<br />
Büroraster<br />
Nikolaus Bernau<br />
erkennt in der Langeweile der Schießscharten-Architektur die<br />
Unterwerfung der Gesellschaft unter die Verwaltung.<br />
che Staatsverwaltungen können sich nur reiche<br />
Menschen leisten –das zeigt sich bei jedem<br />
Shutdown in den USA, bei den<br />
Brexit-Verhandlungen, im ständigen Gerede<br />
neoliberaler Enthusiasten, der Markt könne<br />
„es“ besser.Auch dieser Irrglaube führte uns<br />
in die aktuelle Wohnungskrise.<br />
Doch immer droht auch die Gefahr, dass<br />
sich die Verwaltungen zum eigenen Wohl<br />
den Staat unterwerfen –was an Architekturen<br />
durchaus abzulesen ist. In den aufbruchsfreudigen<br />
Neunzigern wagte der<br />
Bund viel mit seinen Bauten im neuen<br />
Deutschland, etwa mit dem bunten, heiter<br />
geschwungenen Umweltbundesamt in Dessau.<br />
Auch die Wohnschlange für die Bundestagsmitarbeiter<br />
an der Spree, sogar die von<br />
KOLUMNE<br />
Vonwegen<br />
zum Verwechseln<br />
ähnlich!<br />
Rose-Anne Clermont<br />
Autorin<br />
BERLINER ZEITUNG/THOMAS PLAßMANN<br />
Stefan Braunfels entworfenen Bundestagshäuser<br />
und das vonAxel Schultes und Charlotte<br />
Frank entworfene Kanzleramt zeigten<br />
mit ihrer erstaunlichen Offenheit, dass der<br />
Bund bei allem neuen Repräsentationsbewusstsein<br />
doch auch die architektonischen<br />
Traditionen Bonns weiterführen wollte:<br />
Transparenz, Heiterkeit, den Mutzum ästhetischen<br />
Experiment. Dasist lange her.<br />
Fast alle seither entstandenen Bundesverwaltungsbauten<br />
sind dem 75-Zentimeter-Raster<br />
der Büronormen unterworfen<br />
worden, sie prägen das Nordufer der Spree<br />
zwischen Reichstag und Hauptbahnhof,den<br />
Riesenneubau des Innenministeriums, jetzt<br />
den BND.Sie unterscheiden sich im Wesentlichen<br />
nur durch die städtebauliche Position,<br />
einige My in den Oberflächenabstufungen<br />
und in der Auswahlder Materialien sowie im<br />
Schnitt der Fensterlaibungen –schräg nach<br />
innen, schräg nach außen, gerade oder,ganz<br />
gewagt, auch einmal abgerundet.<br />
DasProblem ist nicht nur die Langeweile,<br />
sonderndie Aussage, die Politik und Verwaltungsleitungen<br />
über den Zustand und das<br />
Ideal der Gesellschaften mit solchen Bauten<br />
machen. Diese Fassaden zeigen eine sozial<br />
homogenisierte, auf schnellen Wohlstand<br />
ausgerichtete,amGang der Entscheidungen<br />
letztlich desinteressierte Gesellschaft, die<br />
sich willig den Entscheidungen einer anonymen<br />
Verwaltung unterwirft. Aber ist das dieses<br />
Land der Bürgerinitiativen, der für alles<br />
Mögliche engagierten Vereine,der Bildungsreformen<br />
und der Lesefreudigen, des auch<br />
leidenschaftlichen politischen Streits, der<br />
suchenden Geschichtsfans, freudigen Spielund<br />
Sportlustigen, der Tüftler, Spinner und<br />
der Normalos? Pflanzt bunte Kletterrosen<br />
und wildenWein vordie Schießschartenfassaden<br />
und baut mal eine Kurveein.<br />
Claudine? Du siehst ihr so verblüffend ähnlich!“<br />
Obschon es hier sehr oft passiert, ist es<br />
kein rein deutsches Phänomen, sondern eines,<br />
das Angehörige von Minderheiten oft<br />
einholt. Ich sehe durchaus die Enttäuschung,<br />
manchmal auch die Scham in den<br />
Augen, wenn ich sage,dass ich nicht die Person<br />
bin, für die ich gehalten werde.<br />
Bei Kindern erlebe ich solche Verwechslungen<br />
seltener als bei Erwachsenen, obwohl<br />
beides vorkommt. Was genau mag<br />
beim Älterwerden passieren, das die Fähigkeit<br />
des Auseinanderhaltens mindert? Und<br />
warum insistieren Erwachsene, die meine<br />
Kinder mit anderen farbigen Kindern verwechseln,<br />
häufig: „Ich sehe keine Farbe.“<br />
Wir alle erkennen Hautfarben, ganz sicher,und<br />
wir wären dumm, wenn wir glaubten,<br />
dass es nicht so wäre. Meine Kinder erzählen<br />
mir, dass sich regelmäßig Mitschüler<br />
zu ihnen rumdrehen, wenn es in der Stunde<br />
um Rassentrennung oder um Dr.Martin Luther<br />
King geht. Ich lache dann, aber nicht,<br />
weil ich glaube, dass es lustig ist, sondern<br />
weil mir genau dasselbe widerfahren ist: Das<br />
Erleben der Geschichte, die uns unterscheidet,<br />
wiederholt sich.<br />
Dieser Monat ist „Black History Month“.<br />
In Berlin wie in vielen anderen Städten der<br />
Welt finden zahlreicheVeranstaltungen statt,<br />
bei denen schwarze Menschen, deren Taten<br />
entweder Geschichte geschrieben haben<br />
oder ignoriert worden sind, jetzt posthum<br />
gewürdigt werden. In der Aufreihung dieser<br />
Menschen erkennt der eine oder anderevielleicht,<br />
dass das schmale Gesichtdes Wissenschaftlers<br />
W. E. B. Dubois völlig anders aussieht<br />
als das breite Gesicht von Dr. Martin<br />
Luther King. Oder dass die dunklen Augen<br />
der Sängerin Marian Anderson funkelten,<br />
während die der Sängerin Leontyne Price<br />
eher traurig aussahen. Und vielleicht erkennt<br />
der eine oder anderedann diese Menschen<br />
auch nicht mehr nur an der Farbe ihrer<br />
Haut,sondernamWesen ihres Charakters.<br />
„Deutschland will<br />
bis 2038 Kohle verbrennen.<br />
Das ist absolut absurd.<br />
Und die Leute denken,<br />
das wäre etwas Gutes.<br />
Wir müssen mit solchen<br />
Sachen aufhören.“<br />
Greta Thunberg, 16, schwedische Klimaaktivistin zum<br />
Vorschlag der deutschen Kohlekommission<br />
AUSLESE<br />
Die „Maut-Mauler“<br />
schweigen nicht<br />
Die Klage Österreichs gegen die deutschen<br />
Maut-Pläne vor dem EuGH<br />
wirdwohl scheitern–das legt das Gutachten<br />
des Generalanwalts nahe.Verkehrsminister<br />
Alexander Dobrindt motzt nun:„Die<br />
Maut-Maulerei der Österreicher muss<br />
endlich ein Ende haben.“ Die Leser österreichischer<br />
<strong>Zeitung</strong>en sehen das anders.<br />
In der konservativenWiener Presse äußern<br />
sie unter dem entsprechenden Bericht<br />
ihre Ansichten. Pelayo schreibt:<br />
„Vermutlich benutzen mehr deutsche Autofahrer<br />
österreichische Autobahnen als<br />
umgekehrt. Wenn wir das deutsche Mautsystem<br />
bei uns einführen, müsste das<br />
doch untermStrich ein Gewinn für Österreich<br />
sein …“. Toni. M.: „So erkennt man,<br />
wie hoch die Wertigkeit der Mitgliedstaatenist.<br />
Deutschland wirdimmer recht bekommen.“<br />
Undcmoss schlägt vor, „Österreich<br />
könnte analog zu Deutschland von<br />
allen Studierenden Studiengebühren verlangen<br />
und den Österreichern diese über<br />
die Familienbeihilfe rückerstatten.“<br />
Im Boulevardblatt Kronenzeitung<br />
herrscht Anti-EU-Stimmung. Fritz meint,<br />
der Generalanwalt habe „zu viel Alkohol<br />
getrunken“; wenn der EuGH nicht zu anderem<br />
anderen Urteil käme,wäredies das<br />
„Ende dieser EU“. Stimme 79 droht: „Ich<br />
freue mich schon auf die EU-Wahlen.“<br />
Der Profi-Kommentator des linksliberalen<br />
Standard findet, die Klage habe nie<br />
eine Chance gehabt und verfolge nur das<br />
Ziel, Stimmung imeigenen Land zu machen.<br />
Maritta Tkalec<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 – S eite 9 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Betrunkener Polizist:<br />
Der Fall wird zur<br />
Chefsache<br />
Seite 13<br />
Wohnungsnot I–Finanzsenator Kollatz favorisiert den Neubau Seite 10<br />
Wohnungsnot II –Verfassungsrechtler Battis ist gegen Enteignungen Seite 14<br />
Stadtbild<br />
Der böse<br />
Daten-Drache<br />
Stefanie Hildebrandt<br />
findet Datenschutz wichtig,<br />
aber bitte mit Augenmaß.<br />
Inder Kitagruppe meines Sohnes<br />
haben die Kinder sich selber gemalt.<br />
Ich verglich die Bildnisse und<br />
versuchte zu raten, welches wohl<br />
von meinem Kind stammte. Dann<br />
schaute ich auf der Rückseite nach<br />
dem Namen und lag völlig daneben.<br />
Mein Sohn war der mit dem eher<br />
schlichten Konterfei, sehr große Augen,<br />
runder Kopf, wenig Haar, sonst<br />
nix. „Künstlerische Reduktion eben.<br />
Mut zur Lücke. Der Betrachter füllt<br />
die Leerstellen mit eigenen Erfahrungen“,<br />
sagte mein Mutterherzund<br />
hoffte heimlich doch auf einen Spättalentierten.<br />
Alles Schönreden half<br />
nichts. Die anderen Kinder hatten<br />
aufwendigere Bilder gemalt, sogar<br />
Sprechblasen mit ersten Worten<br />
hatte ein Mädchen, deren Namen<br />
ich zwar kenne, aber hier lieber verschweige,gezeichnet.<br />
Diese Anekdote wäre für sich genommen<br />
gut für einen Plausch unter<br />
Müttern. Unsjedoch führt sie direkt<br />
in den Dschungel des Datenschutzes.<br />
Seitdem im vergangenen Frühjahr<br />
die neue Datenschutz-Grundverordnung<br />
(DSGVO) in Kraft getreten<br />
ist, treibt dieses Gewächs mitunter<br />
seltsame Blüten. Plötzlich hieß es<br />
in unserer Kita nicht mehr:„Martina<br />
ist krank“, sondern „Martina ist abwesend“.<br />
Nach dem Grund gefragt,<br />
drucksten die Erzieherinnen verlegen.<br />
Spätestens seit ein Kindergarten<br />
in Dormagen aus Angst vordem bösen<br />
DSGVO-Drachen Spielkameraden<br />
auf Gruppenfotos für die Kita-<br />
Erinnerungsmappe geschwärzt<br />
hatte, war auch die letzte Pädagogin<br />
alarmiert.<br />
Zu Recht muss man jetzt sagen.<br />
Denn gerade wurde bekannt, dass<br />
einige Eltern ineiner Hennigsdorfer<br />
Kita darauf drangen, die Zeichnungen<br />
ihrer Kinder mögen bitte nicht<br />
mehr mit Namen gekennzeichnet<br />
werden. Hat daeine Mutter Angst,<br />
dass ihr Kind als Urheber des Loser-<br />
Bilds zu identifizieren ist? Befürchtet<br />
ein Vater mitleidige Blicke ob der<br />
simplen Bildkomposition des Nachwuchses?<br />
Um dennoch eine Bild-Kind-Zuordnung<br />
gewährleisten und den Entwicklungsfortschritt<br />
korrekt dokumentieren<br />
zu können, vergeben die<br />
Erzieherinnen in Hennigsdorf stattdessen<br />
Nummern. „Der Schneemann<br />
von Nummer sechs ist eine<br />
echte Krücke“, heißt es dann eben.<br />
Bis irgendein Kind doch für Aufklärung<br />
sorgt und für alle hörbar über<br />
den Flur kräht:„Den hat Olegemalt.“<br />
„Uns erreichen jeden Tag neue<br />
Fälle, bei denen ich denke: Ach, das<br />
ist auch ein Problem?“, sagte Sven<br />
Müller,Pressesprecher der brandenburgischen<br />
Landesbeauftragten für<br />
den Datenschutz, den Kollegen bei<br />
der Märkischen Oderzeitung, die<br />
über den Fall berichteten.<br />
Undvielleicht ist es ja wirklich ein<br />
Problem, wenn es immer das eigene<br />
Kind ist, welches den krakeligsten<br />
Baum malt, wenn der Regenbogen<br />
des Nachbarn bunter ist. Ein Problem<br />
ehrgeiziger Eltern ist es, nicht<br />
das der Kinder. Die sind nämlich<br />
meistens stolz wie Bolle, wenn sie<br />
ihreKunstwerke zeigen. DasVergleichen<br />
und Bewerten lernen sie schon<br />
noch früh genug. Ich aber nehme<br />
mir vor, es noch viel öfter zu unterlassen.<br />
Muss ein Lehrer,der in Berlin unterrichtet, ein Beamter sein? Diese Frage entzweit die rot-rot-grüne Landesregierung.<br />
Nun ist es offiziell: Der<br />
SPD-Landesparteitag<br />
wird Ende März darüber<br />
abstimmen, ob auch<br />
Berlin seine Lehrer wieder verbeamten<br />
sollte. Die SPD Frohnau hat einen<br />
entsprechenden Antrag in dieser<br />
Woche beschlossen und wirdihn<br />
auf dem Parteitag einbringen. „Am<br />
20. Februar wirdesauch noch einen<br />
unterstützenden Beschluss des<br />
Kreisverbandes Reinickendorf geben“,<br />
sagte Dirk Mader, SPD-Vorsitzender<br />
im gutbürgerlichen Ortsteil<br />
Frohnau hoch im Norden der Stadt,<br />
der<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />
Damit müssen sich führende Politiker<br />
der Partei wie der Regierende<br />
Bürgermeister Michael Müller nun<br />
auf Druck von Parteifreunden öffentlich<br />
positionieren. Zudem<br />
könnte das heikle Thema für einen<br />
handfesten Konflikt im rot-rot-grünen<br />
Senat sorgen. Denn führende<br />
Linke- und Grünen-Politiker lehnen<br />
die Rückkehr zur Lehrerverbeamtung<br />
bisher ab. Müller Vorgänger<br />
KlausWowereit hatte dieseVerbeamtung<br />
2004 abgeschafft. Er wollte die<br />
hohen Pensionskosten sparen, außerdem<br />
würden Lehrer anders als<br />
Richter keine hoheitlichen Aufgaben<br />
erfüllen. Es geht um mehr als 32 000<br />
Bundesländer: Berlin ist<br />
das einzigeBundesland, das<br />
Lehrer als Angestellte beschäftigt.<br />
Zuvor hatte auch<br />
Sachsen aus Personalmangeldie<br />
Verbeamtung wieder<br />
eingeführt, um mehr Pädagogen<br />
anzulocken.<br />
PARTEIINTERNER KONFLIKT<br />
Parteiintern: In der Debatte<br />
um die Verbeamtung treibt<br />
auch SPD-Fraktionschef<br />
Raed Saleh, der gut mit der<br />
Reinickendorfer SPD kann,<br />
den Regierenden Bürgermeister<br />
Michael Müller<br />
(SPD) vorsich her.<br />
Debatte: In der SPD haben<br />
sich bereits der Spandauer<br />
Bezirksbürgermeister Helmut<br />
Kleebank und viele Mitglieder<br />
der Abgeordnetenhausfraktion<br />
für eine Rückkehr zur<br />
Lehrerverbeamtung stark gemacht.<br />
Lehrkräfte an den staatlichen Schulen,<br />
von denen mittlerweile 60 Prozent<br />
als Angestellte beschäftigt sind.<br />
Aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung<br />
und Wissenschaft (GEW) ist<br />
klar, dass eine Rückkehr zur Verbeamtung<br />
neue Ungerechtigkeiten mit<br />
sich bringen würde.„Gut5000 Lehrkräfte<br />
sind über 50 und hätten damit<br />
die derzeitige Altersgrenze für die<br />
Verbeamtung verpasst“, sagte GEW-<br />
Landeschef Tom Erdmann. Man<br />
sollte sich vielmehr fragen, wieso Beamte<br />
zumindest netto mehr verdienen<br />
als Angestellte. Die Pädagogeninitiative„Bildet<br />
Berlin!“ forderte bereits,allen<br />
Lehrerndie Verbeamtung<br />
anzubieten, ohne Altersbeschränkung<br />
und Gesundheitscheck. Berlin<br />
ist mittlerweile das einzige Bundesland,<br />
das Lehrer nicht verbeamtet.<br />
Schätzungen, wonach zuletzt gut<br />
400 Lehrer in andere Bundesländer<br />
wechselten, um verbeamtet zu werden,<br />
hält man in der Verwaltung für<br />
eine „plausible Größenordnung“.<br />
Die GEW nannte das „Qualitätspaket“<br />
von Bildungssenatorin<br />
Sandra Scheeres (SPD) für besseren<br />
Unterricht einen Schnellschuss. Um<br />
angesichts des Personalmangels<br />
mehr Lehrer in Berlin zu halten,<br />
Unsportliche Kinder<br />
ADOBE STOCK<br />
müssten die Klassengrößen gesenkt<br />
werden: auf 22 Kinder in Grundschulen<br />
und 27 Schüler an weiterführenden<br />
Schulen. An Brennpunktschulen<br />
dürften es maximal 20 Kinder<br />
sein, sagte GEW-Chef Erdmann.<br />
Scheeres Idee von einer zusätzlichen<br />
Deutschstunde in den ersten<br />
vier Grundschulklassen hält Erdmann<br />
für „das Prinzip Gießkanne“.<br />
Vielmehr sollten dieStunden, die für<br />
gezielte Sprachförderung zur Verfügung<br />
stehen, dort endlich verbindlich<br />
eingesetzt werden. Außerdem<br />
müssten Seiteneinsteiger und Lehrer<br />
in Willkommensklassen gezielt weiterqualifiziert<br />
werden und eine berufliche<br />
Perspektive erhalten. Zudem<br />
sollten Verwaltungsleiter und<br />
auch Pflegekräfte etwa für Kinder<br />
mit Diabetes an die Schulen.<br />
Die GEW-Vertreter kritisierten<br />
auch, dass Erzieher anders als Lehrer<br />
von der Brennpunktzulage kaum<br />
profitieren würden –und jene, die<br />
bei freien Trägern beschäftigt sind,<br />
gar nicht.<br />
Martin Klesmann sieht<br />
viel Sprunghaftigkeit in<br />
der <strong>Berliner</strong> Bildungspolitik.<br />
Schuleingangsuntersuchungen zeigen starke motorische Defizite bei Erstklässlern. Einige Bezirke fallen besonders auf<br />
VonMartin Klesmann<br />
Viele angehende Erstklässler könen<br />
nicht längereZeit auf einem<br />
Bein hüpfen. Oder simple Strichzeichnungen<br />
vervollständigen. Sie<br />
haben große motorische Defizite.<br />
Das ist das Ergebnis der Schuleingangsuntersuchungen<br />
2017, die die<br />
Senatsverwaltung für Gesundheit<br />
nun veröffentlichte.Getestet werden<br />
dabei unter anderem die Fähigkeit,<br />
das Gleichgewicht zu halten, einen<br />
Stift zu führen oder auch das Sprachvermögen.<br />
Fast ein Drittel der untersuchten<br />
Fünfjährigen hatte demnach Probleme<br />
mit der Körperkoordination,<br />
bei knapp 13 Prozent war sie auffällig,<br />
bei knapp 16 Prozent grenzwertig.<br />
Selbst bei Kindern, die zwei Jahre<br />
SPD sorgt sich um<br />
<strong>Berliner</strong> Lehrer<br />
Showdown auf dem Parteitag: Initiative fordert<br />
Verbeamtung von Pädagogen<br />
lang eine Kita besucht haben, hatten<br />
noch 29 Prozent teils gravierende<br />
Probleme.<br />
Auffällig ist, dass es Unterschiede<br />
nach der ethnischen Herkunft gibt –<br />
und, dass die festgestellten Defizite<br />
in einigen Bezirken deutlich höher<br />
sind als in anderen. Während gut 27<br />
Prozent der Kinder deutscher oder<br />
osteuropäischer Herkunft auffielen,<br />
waren die Defizite unter türkischstämmigen<br />
Kindern (35 Prozent)<br />
und arabischstämmigen Fünfjährigen<br />
(36 Prozent) deutlich höher. Die<br />
höchste Defizit-Quote stellten Amtsärzte<br />
in Tempelhof-Schöneberg fest,<br />
dort waren über 38 Prozent der Kinder<br />
auffällig oder grenzwertig.<br />
Die Werte sind seit Jahren etwa<br />
gleich hoch, wobei der Anteil der besonders<br />
auffälligen Kinder in den<br />
VonMartin Klesmann<br />
vergangenen beiden Jahren zurückgegangen<br />
ist. Doch bleiben die feinmotorischen<br />
Defizite oder Beeinträchtigungen<br />
in der Auge-Hand-<br />
Koordination weiter auf bedenklichem<br />
Niveau. DieKleinen sollten für<br />
den Test Strichzeichnungen exakt<br />
abzeichnen. Knapp 20 Prozent der<br />
Kinder waren hier insgesamt besonders<br />
auffällig, unter Fünfjährigen<br />
arabischer Herkunft waren es beachtliche<br />
36 Prozent.<br />
DieGründe für die Defizite liegen<br />
auf der Hand, sagen Experten: Mangelnde<br />
Förderung durch die Eltern,<br />
wenig Anleitung zu Sportund Bewegung,<br />
und in zunehmendem Maße<br />
ersetzt eine Spielkonsole den Bastelnachmittag.<br />
Doch auch hier ist Berlin<br />
vielfältig. „Der Anteil vonKindern<br />
mit eigenen elektronischen Geräten<br />
ist in Lichtenbergund Marzahn-Hellersdorf<br />
mit fast 40 Prozent besonders<br />
hoch“, sagte Gesundheitssenatorin<br />
Dilek Kolat (SPD). In Friedrichshain-Kreuzberg<br />
besäßen nur<br />
14,9 Prozent ein eigenes Gerät. Insgesamt<br />
nutzen gut 30 Prozent der<br />
Kinder elektronische Geräte wie<br />
Fernseher oder Computer länger als<br />
eine Stunde proTag.<br />
Der Anteil der übergewichtigen<br />
Kinder liegt in Gropiusstadt, Reinickendorf-Ost,<br />
Wedding und Hohenschönhausen-Nord<br />
mit mehr als 16<br />
Prozent am weitesten über dem <strong>Berliner</strong><br />
Durchschnitt vonzehn Prozent.<br />
Dilek Kolat stellte klar, dass ein<br />
früher Kita-Besuch förderlich für<br />
Kinder sei.„Jedoch ist der Einfluss eines<br />
Kita-Besuches schwächer als der<br />
der sozialen Lage einer Familie.“<br />
NACHRICHTEN<br />
Warnstreiks auch in Kitas<br />
und Schulen am 13. Februar<br />
DieGewerkschaften GEW, Verdi, die<br />
Gewerkschaft der Polizei und die IG<br />
Bauhaben ihreMitglieder für kommenden<br />
Mittwoch, den 13. Februar,<br />
zu einem ganztätigenWarnstreik aufgerufen.<br />
Betroffen sind auch die landeseigenen<br />
Kitas,was Elternvor Betreuungsprobleme<br />
stellen könnte.<br />
Hintergrund ist, dass die zweiteVerhandlungsrunde<br />
der Gewerkschaften<br />
mitder Tarifgemeinschaft der Länder<br />
ergebnislos verlaufen ist. DieGewerkschaften<br />
fordernsechs Prozent<br />
mehr Lohn fürdie Landesbediensteten,<br />
GEWundVerdiwollen auch eine<br />
Besserbezahlung der <strong>Berliner</strong> Erzieher<br />
erreichen. (mak.)<br />
Folgen der Trockenheit<br />
werden nun sichtbar<br />
Diegroße Trockenheit im Sommer<br />
2018 könnte gravierendereFolgen für<br />
<strong>Berliner</strong> Stadtbäume haben, als bisher<br />
sichtbar waren.„Wir gehen davon<br />
aus,dass viele Gehölzewie Buchen,<br />
Eichen oder Linden erst in diesem<br />
Jahr die Schäden vomvergangenen<br />
Jahr zeigen“, sagte Sprecher Derk Ehlert.<br />
BeiNadelbäumen wie Kiefernsei<br />
erst 2020 damit zu rechnen, dass die<br />
Schäden sichtbar werden.Der Regen<br />
imWinter habe die Schäden bislang<br />
nicht wettmachen können.„DerWinter<br />
war nicht so regenreich wie gefühlt“,<br />
sagt Ehlert. DerBoden sei<br />
noch nicht so starkmitWasser gesättigt<br />
wie nötig. (dpa)<br />
Gebäude beschmiert–<br />
Staatsschutz ermittelt<br />
Unbekannte haben ein Firmengebäude<br />
in Berlin-Moabit mit Farbe beschmiert.Wiedie<br />
Polizei mitteilte,bemerkten<br />
Mitarbeiter eines Objektschutzes<br />
gegen 3.20 UhramDonnerstag<br />
die rote undpinke Farbe auf<br />
etwa zehn Metern Länge an einer<br />
Fensterfront und einer Hauswand am<br />
Friedrich-Krause-Ufer.Der Staatsschutz<br />
hat die Ermittlungen übernommen.<br />
(dpa)<br />
Mishmi-Takine aus Tierpark<br />
nach Indien umgezogen<br />
Drei Mishmi-Takine aus dem Tierparksind<br />
in einen indischen Zooin<br />
ihren natürlichen Lebensraum umgezogen.<br />
DieHuftiereDanny,Charles<br />
undWeibchen Clairetraten ihreReise<br />
laut Tierparkinden Padmaja Naidu<br />
Himalayan Zooimindischen Darjeeling<br />
bereits am 17. Januar an. In<br />
Transportboxen mit genügend Heu<br />
und Möhren ging es auf die Reise.Die<br />
Huftieresind geborene <strong>Berliner</strong>,verließen<br />
die Hauptstadt nun aber im<br />
Zuge einer internationalen Zusammenarbeit.<br />
Ende des Jahres sollen dafür<br />
zwei kleine Pandas aus Darjeeling<br />
nach Berlin kommen. (dpa)<br />
Die Mishmi-Takine aus Berlin leben<br />
inzwischen in Indien.<br />
DPA
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Esgibt Tage, andenen müssen<br />
selbst stressgewöhnte<br />
Politiker einen ganz außerordentlichen<br />
Spagat hinbekommen.<br />
An jenem Tag, als die Reporter<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> in seinem<br />
Büro erscheinen, muss sich Finanzsenator<br />
Matthias Kollatz (SPD)<br />
um seinen knapp zweijährigen Sohn<br />
Maximilian kümmern, der krank ist.<br />
Berlins oberster Finanzer spricht<br />
über die Anforderungen der wachsenden<br />
Stadt und warum er gegen<br />
Schlagbäume vor den Toren ist –<br />
stets mit einem schniefenden Kind<br />
auf dem Schoß.<br />
Wirwollen mit den städtischenWohnungsbauunternehmen<br />
6000 Wohnungen<br />
im Jahr bauen. Um in zehn<br />
Jahr ungefähr 100 000 Wohnungen<br />
mehr zu haben, wollen wir also 3000<br />
bis 4000 pro Jahr kaufen. Wenn Sie<br />
jedes Jahr 40 000 neue Leute in der<br />
Stadt haben, ist es auf lange Sicht unmöglich,<br />
eine sinnvolle Entwicklung<br />
nur im Bestand zu betreiben. Zuwanderung<br />
macht im Übrigen auch<br />
nicht davor halt, dass irgendwer sagt:<br />
Es wäre uns lieber, wenn ihr nicht<br />
kämt. Außerdem ist eine wachsende<br />
Stadt viel spannender als eine<br />
schrumpfende Stadt.<br />
Herr Kollatz, haben Sie schon Geld<br />
zurückgelegt für den Ankauf der<br />
GSW-Wohnungen oder für die Enteignung<br />
der Deutsche Wohnen und<br />
weitereImmobilienkäufe?<br />
Das müssen wir sortieren. Ich<br />
habe bereits vor zwei Jahren gesagt,<br />
dass wir in eine aktiveAnkaufspolitik<br />
gehen und zudem unser gesetzliches<br />
Vorkaufsrecht in Milieuschutzgebieten<br />
stärker nutzen wollen. Wirhaben<br />
weit über 3000 Wohnungen über die<br />
bezirklichen Vorkaufsrechte entweder<br />
erworben oder die Mieter durch<br />
Abwendungsvereinbarungen geschützt,<br />
in denen sich die Vermieter<br />
zur Einhaltung der Milieuschutzziele<br />
verpflichten. Da wir erst in der<br />
Anlaufphase sind, kann das in dieser<br />
Legislaturperiode durchaus die Dimension<br />
von 10000 Wohnungen erreichen.<br />
Wir betreiben ferner selektive<br />
Zukäufe für die Wohnungsbaugesellschaften.<br />
Voriges Jahr haben<br />
wir mehr als 3000 Wohnungen gekauft.<br />
Auch das wirdzunehmen. Politische<br />
Priorität hat aber weiterhin<br />
der Neubau. Zum Geld: Auf meine<br />
Initiative ist Ende 2017 ein Ankaufsfonds<br />
des Landes aufgelegt worden,<br />
und ich werde dieses Jahr vorschlagen,<br />
weiter aufzustocken.<br />
Bisher hatte der Fonds ein Volumen<br />
von 150 Millionen Euro, wie viel sollen<br />
es künftig werden?<br />
Ichgehe davon aus,dass es sich in<br />
dieser Größenordnung fortsetzt.<br />
Stichwortselektiver Zukauf:Wann ist<br />
ein Zukauf selektiv und wann nicht?<br />
Bei einem selektiven Zukauf gibt<br />
es einen Verkäufer und ein gemeinsames<br />
Verständnis über einen Preis.<br />
Es ist wichtig, dass wir als Land sagen,<br />
wir wollen keine überhöhten<br />
Spekulationspreise zahlen, sondern<br />
wir wollen uns an den Verkehrswerten<br />
orientieren. Die Verkehrswerte<br />
sind das,was aus den Mieten erwirtschaftet<br />
werden kann.<br />
Kritiker sprechen eher voneinem Zufallsmodell.<br />
Dass diejenigen, die am<br />
lautesten schreien, bei Ankäufen berücksichtigt<br />
werden.<br />
Das ist gerade nicht der Fall. Der<br />
selektive Zukauf ist ein rationales<br />
Modell. Ende vorigen Jahres haben<br />
Anzeige<br />
Lesen Sie am Wochenende<br />
Reise<br />
Schmackhaft: In der Cheddar<br />
Gorge reift der bekannte Käse<br />
Petri Heil: In Destin in Florida dreht<br />
sich alles ums Hochseefischen<br />
wir beispielsweise die Mehrheit an<br />
einem Fonds erworben, dem das<br />
Pallasseum in Schöneberggehört…<br />
…Sozialpalast genannt …<br />
…dabei geht es um einen Komplex<br />
mit mehr als 500 Sozialwohnungen,<br />
die wir als Sozial-Immobilie erhalten<br />
wollen. Siehaben da kein lautes<br />
Getöse gehört.<br />
Wie sehen denn die Kriterien für einen<br />
Erwerb aus: Wann kauft Berlin?<br />
Der Regierende Bürgermeister<br />
hat mein Haus und das Haus von<br />
Stadtentwicklungssenatorin Katrin<br />
Lompscher (Linke) gebeten, Kriterien<br />
zu entwickeln. EinKriterium ist,<br />
dass wir in Milieuschutzgebieten<br />
kaufen, wo es gelingen kann, Verdrängungsprozesse<br />
schützenswerter<br />
Mieterschaften zu verhindern. Das<br />
wenden wir jetzt schon an. Das<br />
zweite Kriterium ist, ob Mietwohnungen<br />
dauerhaft gesichert werden<br />
„Neubau hat<br />
weiterhin<br />
politische<br />
Priorität“<br />
können, wie im Pallasseum. Eindrittes<br />
Kriterium ist, dass der Erwerb<br />
wirtschaftlich sein muss. Und ein<br />
viertes ist, dass die soziale Mischung<br />
gesichertwerden muss.Esdarfnicht<br />
sein, dass die Mieter in den Außenbezirken<br />
keine Chancen haben.<br />
Würde denn der artikulierte Wunsch<br />
des Regierenden Bürgermeisters, die<br />
zurzeit etwa 51 000 Wohnungen der<br />
ehemals landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft<br />
GSW,die nun der privaten<br />
DeutscheWohnen gehört, zu erwerben,<br />
zum Ansatz des selektiven<br />
Ankaufs passen?<br />
Sicherlich dann, wenn man es in<br />
Etappen macht. Wir müssen aber<br />
erst mal sehen, ob wir in Gespräche<br />
mit der Deutschen Wohnen kommen.<br />
Der Regierende Bürgermeister<br />
hat mich gebeten, ihn in der Frage<br />
vorzubereiten. Kontakte gibt es derzeit<br />
wegen der rechtlichen Auseinandersetzungen<br />
um die Karl-Marx-<br />
Allee,wodas Unternehmen mehrere<br />
Hundert Wohnungen übernehmen<br />
will. Wir sagen, dass es hier um die<br />
Logik des Altschuldenhilfegesetzes<br />
geht: Entweder sollen die in den<br />
90er-Jahren veräußerten Wohnungen<br />
zu Genossenschaften werden<br />
oder an die Mieter gehen. In dieser<br />
Frage haben Richter uns in vier Verfahren<br />
Rechtsschutz gegeben und<br />
damit den Vollzug der Ende 2018 geschlossenen<br />
Kaufverträge zwischen<br />
dem bisherigen Eigentümer und der<br />
Deutsche Wohnen untersagt. Wenn<br />
wir im Hauptverfahren siegen,<br />
würde daraus ein Vorkaufsrecht des<br />
Landes resultieren. Dabei geht es um<br />
750 bis 800 Wohnungen.<br />
Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD)<br />
soll innerhalb von zehn Jahren<br />
etwa 100000 günstige Wohnungen<br />
finanzieren. Um das zu schaffen,<br />
plädiert er für eine Mischung aus<br />
Neubau und den Ankauf bestehender<br />
Wohnungen. Dennoch will er die<br />
privaten Bauherren nicht verprellen<br />
Berlin muss sich abstrampeln, das sagt zumindest Finanzsenator Matthias Kollatz.<br />
Wo wäre denn bei den Verhandlungen<br />
über die GSW-Wohnungen finanziell<br />
die Obergrenze?<br />
Wir werden als Land Berlin nie<br />
Obergrenzen nennen. Das wäre völlig<br />
falsch. Wichtig ist aber, dass unsere<br />
Wohnungsbaugesellschaften<br />
versuchen, stadtweit zu agieren. Die<br />
GSW hat jedoch praktisch keine Bestände<br />
im Osten. Es macht aber keinen<br />
Sinn, eine Zukaufpolitik nur auf<br />
den Westen zu beschränken.<br />
Nungibt es auch noch denVorstoß einer<br />
Initiative zur Enteignung der<br />
Deutsche Wohnen. Gesetzt den Fall,<br />
das angestrebte Volksbegehren ist erfolgreich:<br />
Gäbe es Geld für eine Entschädigung?<br />
Man muss erst mal sehen, wie<br />
sich das weiter entwickelt. DieInitiativehat<br />
ja angekündigt, dass sie nicht<br />
zumVerkehrswertentschädigen will,<br />
sondern darunter. Die zweite wichtige<br />
Frage ist aber, obeine Enteignung<br />
verfassungsrechtlich über-<br />
ZUR PERSON<br />
Seit Dezember 2014 ist Matthias Kollatz Finanzsenator.Das politische Schicksal des aus<br />
Hessen stammenden SPD-Politikers ist eng mit dem des Regierenden Bürgermeisters<br />
Michael Müller verbunden. Als Müller zum Nachfolger vonKlaus Wowereit wurde, holte er<br />
Kollatz vonder Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers nach Berlin.<br />
Seit einem Jahr ist Kollatz gleichzeitig Vorsitzender des Vorstandes der Tarifgemeinschaft<br />
deutscher Länder.Indieser Eigenschaft führtder 61-Jährigederzeit in Potsdam die<br />
Verhandlungen in der Ländertarifrunde mit den Gewerkschaften für den öffentlichen Dienst.<br />
haupt zulässig ist. Wenn eine Vergesellschaftung<br />
das letzte Mittel ist,<br />
stellt sich die Frage, obvorher alles<br />
getan wurde, was man zur Bewältigung<br />
von Wohnungsnot tun kann.<br />
ZumBeispiel beim Neubau.<br />
Washalten Sie von der Strategie der<br />
Linken, die Marktmacht der Privaten<br />
zu brechen, um Einfluss auf die Mietenentwicklung<br />
zu bekommen?<br />
Wenn wir auf die deutsche Geschichte<br />
schauen, dann sind wir mit<br />
einem rein staatlich finanzierten<br />
Wohnungsbau in dem einen Teil<br />
Deutschlands nicht so gut gefahren.<br />
In großen Städten wie Berlin, Hamburgund<br />
München haben wir bis zu<br />
20 Prozent öffentlichen und bis zu<br />
zwölf Prozent genossenschaftlichen<br />
Anteil am Wohnungsbaubestand.<br />
Diese Anteile sollten konstant bleiben.<br />
Seitdem ich hier bin, habe ich<br />
unter der Überschrift Konsolidieren<br />
und Investieren gehandelt. Wenn es<br />
dazu andere Vorstellungen gibt,<br />
BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER<br />
müsste man die begründen –und<br />
man müsste sehen, dass es dafür in<br />
Deutschland kein Beispiel gibt. Eine<br />
andere Frage ist: Waresrichtig, die<br />
GSW zu verkaufen? Ichwar ja damals<br />
nicht in Berlin. Aber ich hätte dazu<br />
geraten, nicht zu verkaufen. Berlin<br />
befand sich damals allerdings in einer<br />
schwierigen Situation. Es war auf<br />
jeden Fall richtig, dass Berlin nicht<br />
wie andere Städte noch weiter verkauft<br />
hat, sondernversucht, den Bestand<br />
systematisch zu vergrößern.<br />
Das kann man ziemlich genau einsortieren:<br />
Es begann mit dem Tag, an<br />
dem Michael Müller Stadtentwicklungssenator<br />
wurde.<br />
Zur Karl-Marx-Allee. Wenn Sie vor<br />
Gericht Erfolg haben sollten: Was<br />
würde das bedeuten für Verkäufe, die<br />
damals nach dem gleichen Muster<br />
stattgefunden haben?<br />
Wirbetreten damit auch rechtlich<br />
Neuland. Aber man kann die Frage<br />
erst beantworten, wenn wir eine<br />
Entscheidung in der Hauptsache haben.<br />
Wenn es gelingt, ist es sicher im<br />
Interesse der Mieterinnen und Mieter<br />
–und es ist auch im Sinne der<br />
Stadtentwicklung der beste Weg.<br />
Nun heißt es ja von Kritikern der Rekommunalisierung<br />
oft, dass damit<br />
Geld verloren gehe, das man in den<br />
Neubau stecken sollte. Könnten Sie<br />
mehr bauen, wenn Sie keine Ankaufspolitik<br />
machen würden?<br />
Natürlich könnten wir dann auch<br />
mehr bauen. Trotzdem ist Rekommunalisierung<br />
sinnvoll. Aber die,die<br />
glauben, dass man ohne eine Mischung<br />
auskommt, die irren sich.<br />
Sie haben durchblicken lassen, dass<br />
nach Ihrem Eindruck nicht alle im<br />
Senat ihren Fokus auf den Wohnungsneubau<br />
gerichtet haben. Von<br />
wem würden Sie sich mehr wünschen?<br />
Ichsage hier jetzt nichts Personalisiertes.<br />
Ich wünsche mir aber, dass<br />
wir alle alles dafür tun, die ehrgeizigen<br />
Ziele zu verwirklichen. Ich sage<br />
das auch als Finanzsenator: Inden<br />
vergangenen Jahren sind 44 000<br />
Leute von Berlin nach Brandenburg<br />
gezogen. Dafür gibt es sicher immer<br />
gute individuelle Gründe. Aber vielleicht<br />
wären nicht ganz so viele weggezogen,<br />
wenn wir beim Neubau<br />
besser wären. Das sind 700 bis 800<br />
Millionen Euro weniger Steuern pro<br />
Jahr.Das heißt, wir sind auch gut beraten,<br />
möglichst vielen in Berlin eine<br />
Heimat zu geben. Viele von denen,<br />
die im Umland wohnen, nutzen ja<br />
auch unsereInfrastruktur.<br />
Im Moment hat man den Eindruck,<br />
dass es in der Stadt ein starkes Gegeneinander<br />
gibt: zwischen denen, die<br />
hier sind, und denen, die hierher wollen.<br />
Sehen Siedas auch so?<br />
Wir alle freuen uns doch, dass es<br />
jetzt mehr Jobs gibt in Berlin. Wir<br />
hatten mal 20 Prozent Arbeitslosigkeit,<br />
jetzt liegen wir zwischen sieben<br />
und acht Prozent. Eine Stadt, die weniger<br />
Arbeitslosigkeit hat, hat auch<br />
mehr Wachstum – und sie zieht<br />
Leute an. Wir haben 50 000 neue Arbeitsplätze<br />
jedes Jahr. Berlin soll bezahlbar<br />
bleiben für alle, aber bitte<br />
schön für alle.Esmacht keinen Sinn,<br />
sich der Illusionen hinzugeben, dass<br />
man Schlagbäume aufstellen<br />
könnte. Städte, die das versucht haben,<br />
sind alle kläglich gescheitert.<br />
Wir müssen uns eben abstrampeln<br />
beim Neubau, beim Schulbau, beim<br />
Kita-Bau oder beim ÖPNV.<br />
Selbst im Senat wird inzwischen vor<br />
Investorenfeindlichkeit gewarnt. Wie<br />
sehen Sie das? Ist Berlin manchmal<br />
investorenfeindlich?<br />
Ich freue mich, wenn Investitionen<br />
in Berlin Arbeitsplätzezur Folge<br />
haben. Zum Thema Vorkaufsrechte:<br />
Diese stehen in Verträgen drin, weil<br />
eine frühere Generation von Politikern<br />
gedacht hat, es kann einmal<br />
eine Situation eintreten, in der man<br />
diese Grundstücke oder Gebäude<br />
vielleicht braucht. Deswegen gibt<br />
man sich ein Vorkaufsrecht. Wenn<br />
wir jetzt zum Beispiel die Verwaltung<br />
aufbauen, dann braucht man auch<br />
neue Gebäude.Sohaben wir etwa im<br />
Bezirk Mitte derzeit viel angemietet.<br />
Wenn wir dort eine Chance haben,<br />
etwas im Vorkaufsrecht zu bekommen,<br />
werden wir das tun.<br />
Es gibt das Beispiel Hypoport, eines<br />
der wenigen börsennotierten Unternehmen<br />
Berlins, noch dazu aus dem<br />
begehrten Bereich der technologiebasierten<br />
Finanzdienstleister. Die wollten<br />
sich in Mitte vergrößern und dafür<br />
investieren. Da haben Sieper Vorkaufsrecht<br />
eingegriffen und das verhindert.<br />
Warum?<br />
Wir haben in Mitte zum Beispiel<br />
die Finanzverwaltung, die Wissenschaftsverwaltung<br />
und die Innenverwaltung<br />
–sie alle wachsen. Wir<br />
haben einfach einen großen Bedarf<br />
an allen Standorten. Das Rathaus<br />
von Mitte ist zum Beispiel in einer<br />
Mietimmobilie. Das ist auch nicht<br />
die Lösung. Deswegen wollen wir<br />
neben dem Haus der Statistik am<br />
Alexanderplatz ein neues Rathaus<br />
bauen, damit wir aus dem Mietvertrag<br />
rauskommen können. Dasist alles<br />
im Interesse der Steuerzahler.<br />
DasInterviewführten Ulrich Paul<br />
und Elmar Schütze.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 11<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Klare Formen außen, klare Aufgaben innen: die neue Zentrale des Bundesnachrichtendienstes im Herzen von Berlin<br />
WWW.MAURITIUS-IMAGES.COM<br />
Feier in zwei Akten<br />
Nach einigen Bauverzögerungen und Kostensteigerungen wird an diesem Freitag die neue Zentrale des Bundesnachrichtendienstes eröffnet<br />
VonUlrich Paul<br />
Das Gebäude ist 280 Meter<br />
lang, 150 Meter breit<br />
und ragt 30 Meter in die<br />
Höhe: die neue Zentrale<br />
des Bundesnachrichtendienstes<br />
(BND) an der Chausseestraße in<br />
Mitte. Mehr als zwölf Jahre nach<br />
dem ersten Spatenstich im Oktober<br />
2006 und nach einer Kostensteigerung<br />
von 720 Millionen Euro auf<br />
1,086 Milliarden Euro wirddas neue<br />
Domizil des deutschen Auslandsgeheimdienstes<br />
an diesem Freitag offiziell<br />
eröffnet. Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel (CDU) soll die Eröffnungsrede<br />
halten.<br />
Gefeiert wird inzwei Akten. Einmal<br />
ist ein interner Festakt im Gebäude<br />
vorgesehen, bei dem Merkel<br />
zu den BND-Mitarbeitern spricht.<br />
Dann tritt die Kanzlerin bei einem<br />
Festakt vor geladenen Gästen aus<br />
Politik und diplomatischem Korps<br />
auf. „Das ist für uns der offizielle<br />
Startschuss“, heißt es im Geheimdienst.<br />
Beim schrittweisen Umzug<br />
des BND waren zuvor von November<br />
2017 bis zum Januar 2019 rund<br />
58 000 Möbelstücke und rund<br />
100 000 Umzugskartons in den riesigen<br />
Komplex transportiert worden.<br />
Die neue BND-Zentrale bietet<br />
Platz für 4000 Beschäftigte. Erst<br />
3200 Leute sind jedoch zurzeit an<br />
der Chausseestraße tätig. Nur etwa<br />
900 Mitarbeiter sind aus dem bayrischen<br />
Pullach nach Berlin umgezogen,<br />
heißt es. 2000 sollten eigentlich<br />
kommen. So sucht der Nachrichtendienst<br />
für viele Stellen in der<br />
Bundeshauptstadt derzeit noch<br />
Mitarbeiter. Etwa Informatiker,Verwaltungsangestellte<br />
und Dolmetscher.Aktuelle<br />
Job-Angebote für Satelliten-<br />
und Luftbildauswerter sowie<br />
für die Fernmelde- und die elektronische<br />
Aufklärung zeigen, dass<br />
nicht nur normale Berufsbilder gefragt<br />
sind.<br />
Im Westen unter Palmen<br />
DER BAU<br />
10. April 2003<br />
•<br />
Entscheidung zum Umzug des BND<br />
19. Oktober 2006<br />
•<br />
Erster Spatenstich<br />
November 2008<br />
•<br />
Baubeginn des<br />
Hauptgebäudes<br />
November 2016<br />
•<br />
Fertigstellung der<br />
neuen Zentrale<br />
2017 bis 2019<br />
•<br />
Einzug<br />
Die neue BND-Zentrale entstand<br />
nach Plänen des <strong>Berliner</strong> Architekten<br />
Jan Kleihues. Erhat den Bau in<br />
längere und kürzere Gebäudeflügel<br />
gegliedert, um die Fassaden aufzulockern.<br />
Zwei künstliche Palmen,<br />
die zur Kunst am Bau gehören, stehen<br />
vor der Westfassade –eine Anspielung<br />
auf das Einsatzgebiet der<br />
Spione in fernen Ländern.<br />
Aus Sicherheitsgründen wurde<br />
das Hauptgebäude etwa 30 Meter<br />
von der Chausseestraße entfernt<br />
hinter einem Metallzaun errichtet –<br />
und in eine etwa fünf Meter tiefe<br />
Senke gestellt, eine Art moderner<br />
Burgwall. Damit ist es unmöglich,<br />
ebenerdig in das Haus einzudringen.<br />
DieBND-Zentrale wirdsogut geschützt<br />
wie kaum ein anderes Gebäude<br />
in der Stadt. DieZufahrtzum<br />
Parkhaus ist durch eine elektronische<br />
Barrieregesichert, die aus dem<br />
Boden nach oben schießt, wenn jemand<br />
ohne Erlaubnis durchfahren<br />
will. Umgeben wird der gesamte<br />
Komplex von einem Sicherheitsstreifen.<br />
Kameras haben jeden Winkel<br />
im Blick.<br />
In den Torhäusernander Chausseestraße<br />
befindet sich der Haupteingang.<br />
Die Mitarbeiter werden<br />
dort mittels Handvenenscanner<br />
identifiziert. Elektronische Geräte<br />
wie Handys oder Laptops müssen<br />
am Eingang in Schließfächernabgegeben<br />
werden. Immerhin besteht<br />
Spionagegefahr. Jeder Mitarbeiter<br />
hat eine eigene elektronische Karte,<br />
mit der er sich im Haus bewegt.<br />
Wenn er das Gebäude betritt, wird<br />
sein individuellerWegzum Bürofreigeschaltet.<br />
Herzstück der BND-Zentrale ist<br />
das Führungs- und Informationszentrum.<br />
Der holzgetäfelte Raum<br />
liegt mitten in dem Komplex. Auf einer<br />
großen Medienwand werden<br />
hier Berichte und Fotos eingespielt,<br />
zum Beispiel Satellitenbilder aus Syrien<br />
oder Afghanistan. Zum riesigen<br />
BND-Komplex gehört im Norden<br />
eine Technik- und Logistikzentrale<br />
mit einem Parkhaus, imSüden eine<br />
Schule und ein Internat für den BND<br />
und den Verfassungsschutz sowie<br />
ein Besucherzentrum. Das Besucherzentrum,<br />
in dem der BND über<br />
seine Arbeit informieren will, eröffnet<br />
später. AbApril sollen Besuchergruppen<br />
empfangen werden.<br />
Wasöffentlich kaum ins Bewusstsein<br />
rückte: Die Fertigstellung der<br />
BND-Zentrale hat sich wie die des<br />
Großflughafens BER mehrere Jahre<br />
verzögert. Der Bau beider Projekte<br />
wurde im Jahr 2006 gestartet, beide<br />
sollten ursprünglich im Jahr 2011<br />
fertig werden. Während am BER<br />
noch gebaut wird, nimmt die BND-<br />
Zentrale aber immerhin jetzt ihreArbeit<br />
auf.<br />
Zu Verzögerungen beim BND-<br />
Neubau kam es unter anderem, weil<br />
bereits installierte Lüftungskanäle<br />
mit einer Länge von zwölf Kilometern<br />
wieder ausgebaut werden<br />
mussten. Die Schächte hatten angeblich<br />
nicht die erforderliche Qualität.<br />
Wegen des Ausbaus konnten andere<br />
Baufirmen nicht wie geplant<br />
weiterarbeiten, was zu Mehrkosten<br />
durch Bauverzögerungen und Umplanungen<br />
führte.<br />
Beiden Baukosten von1,086 Milliarden<br />
Euro bleibt es freilich nicht.<br />
Hinzu kommen noch Ausgaben in<br />
Höhe von rund 300 Millionen Euro<br />
für die Erstausstattung des Hauses<br />
und den Umzug.<br />
Die Preissteigerungen waren<br />
nicht die einzigen unwillkommenen<br />
Überraschungen. Im Jahr 2011 geriet<br />
die bestbewachte Baustelle der<br />
Hauptstadt in die Schlagzeilen, weil<br />
Bau-Pläne verschwunden waren.<br />
2015 wurden schließlich Wasserhähne<br />
gestohlen, woraufhin ein hoher<br />
Sachschaden durch auslaufendes<br />
Wasser entstand.<br />
Die neue BND-Zentrale steht auf<br />
einem zehn Hektar großen Areal, das<br />
eine bewegte Geschichte hinter sich<br />
hat. Im Jahr 1820 wurde hier zunächst<br />
ein Exerzierplatz angelegt.<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts entstand<br />
auf dem Platz die Garde-Füsilier-Kaserne.<br />
Der Dichter Hans Leip, der<br />
1915 in der Kaserne diente, schrieb<br />
in der Wachstube den Text des berühmt<br />
gewordenen Soldatenliedes<br />
„Lili Marleen“.<br />
Schließlich ein Investor<br />
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kaserne<br />
zerstört. Die DDR-Führung<br />
ließ auf dem Areal 1950 ein Stadion<br />
errichten. Erst trug es den Namen<br />
Walter-Ulbricht-Stadion, zu den<br />
Weltfestspielen 1973 wurde es in Stadion<br />
der Weltjugend umbenannt.<br />
Nach der Wiedervereinigung ließ der<br />
Senat die Arena abreißen. Sie sollte<br />
Platz machen für eine Mehrzweckhalle<br />
für 15 000 Besucher, die Berlin<br />
im Zuge seiner Olympiabewerbung<br />
plante. Als die Bewerbung kläglich<br />
scheiterte, zerschlugen sich diese<br />
Pläne.Auch für ein später konzipiertes<br />
Wohngebiet fand sich kein Investor.Bis<br />
der BND kam.<br />
Bloß nicht schräg denken<br />
Das neue Haus des BND ist eine Machtgeste, wie sie kein anderer Geheimdienst je gewagt hat. Eine Stilkritik<br />
VonNikolaus Bernau<br />
Der Bau atmet geradezu die Aura<br />
vonGeheimnis,Macht und Verrat.<br />
Keinem Privatkonzern wäre eine<br />
solch ausgreifende, monumentale<br />
Selbstdarstellung mitten in der Stadt<br />
gestattet worden, keine andere Bundesverwaltung<br />
hat sich jemals zu einer<br />
solchen Architektur der Macht<br />
hinreißen lassen.<br />
Der breite Rayon, der die neue<br />
Zentrale des BND auf allen Seiten<br />
umgibt, löst mit den straffen Zaungitternund<br />
den schrägen Gräben Bilder<br />
alter Festungsanlagen aus. Auch die<br />
dürren Bäumchen, die lächerlichen<br />
Kunst-Palmen (ist in ihnen ein Riesen-Mikro,<br />
eine Kamera, ein Abhörgerät<br />
versteckt?), der gewaltige rostorangene<br />
Monolith, der vonvielen Höfen<br />
aus sichtbar ist, schon gar nicht<br />
die streng geschnittenen Hecken brechen<br />
den Eindruck radikaler Distanzierung<br />
von der umgebenden Stadt<br />
auf. Dabei war der Entwurf von Jan<br />
Kleihues 2005 von der Drei-Mann-<br />
Jury auch deswegen so gelobt worden,<br />
weil er sich gut in die Stadt einpasse.<br />
Ein Versprechen, das so wenig<br />
eingehalten wurde wie die Kosten des<br />
Umzugs aus Pullach nach Berlin, die<br />
auf 1,3 Milliarden Euro anstiegen.<br />
Es ist einer der größten öffentlichen<br />
Bauten Europas, angeblich der<br />
größte Deutschlands. 14000 Fenster<br />
mit jeweils 75 Zentimeter Breite –drei<br />
proStandardbüro–öffnen sich in den<br />
mit eloxiertem Aluminium verkleideten<br />
Fassaden. Siescheinen aber blind<br />
zu sein, starr vor Sicht- und Abhörschutz.<br />
Nach Angaben des Architekten<br />
sind die Fenster zu öffnen. Allerdings<br />
sieht man diese Möglichkeit<br />
dem Baunicht an. Undjede Behauptung<br />
ökologischer Verantwortung<br />
bricht an dem extrem energieintensivenMaterialluxus<br />
zusammen.<br />
Strickt geradeaus sind die Fassaden<br />
entworfen, scheinbar immer im<br />
gleichen Takt gegliedert –die feinen<br />
Unterschiede nimmt man erst bei<br />
sehr genauem Studium dieser Riesenanlage<br />
wahr.Das erinnertanHans<br />
Poelzigs IG-Farben-Bau in Frankfurt,<br />
an das einstige Reichsluftfahrtministerium<br />
Görings, und wie bei diesen<br />
wird die Mitte durch einen Ehrenhof<br />
betont. Erinnert ist damit aber auch<br />
an barocke Fürstenpalais mit ihren<br />
Vorhöfen, in denen heute noch in Paris<br />
oder einst im königlich-kaiserlichen<br />
Berlin an der Wilhelmstraße<br />
hohe Politik gemacht wurde.<br />
Auch innen herrscht, man kann es<br />
den Fotos entnehmen, die der BND<br />
freigegeben hat, die Jan Kleihues in<br />
einem wirklich schönen Architekturbuch<br />
veröffentlichen durfte (Hatje<br />
CantzVerlag Berlin), das Rechteckraster.Perfekt<br />
sind die Details ausgeklügelt,<br />
das Zusammenfügen von Holz<br />
und Stein und Marmor und Beton,<br />
die Lampen und die Handrelings in<br />
den endlos langen, geraden Gängen<br />
und der monumentalen Halle mit ihremvielstöckigen<br />
Pfeilerumgang, die<br />
an Franco Stellas Großen Hof des<br />
Humboldt-Forums erinnert.<br />
Oder an die Hallen und Treppenhäuser<br />
der <strong>Berliner</strong> Messe, die vom<br />
Übervater aller „Rationalisten“ Oswald<br />
Mathias Ungers entworfen<br />
wurde. Hier zeigt sich der fast fetischistische<br />
Glauben an eine perfekte,<br />
über den Zeiten stehende Architektur,<br />
die im endlos repetierbaren, angeblich<br />
abstrakten Rechteck ihr Symbol<br />
gefunden hat.<br />
Der BND-Bau ist vergleichslos in<br />
der Architekturgeschichte der Geheimdienste:<br />
Der CIA oder auch der<br />
alte BND in Pullach verbargen ihre<br />
Macht mit Bauten auf dem Land; der<br />
russische Geheimdienst logiert ineiner<br />
einstigen Versicherungszentrale,<br />
der britische in einem bunkerartigen<br />
Klotz an der Themse. Keiner dieser<br />
Bauten bedient sich so vieler Machtsymbole,die<br />
Politiker eigentlich strikt<br />
von untergeordneten Verwaltungen<br />
fern halten. Alleine das Kanzleramt<br />
kann unter den neueren politischen<br />
Bauten Deutschlands mit der BND-<br />
Zentrale mithalten.<br />
Ein Regelbruch, zumal die BND-<br />
Zentrale im Unterschied zum vergleichsweise<br />
offenen Kanzleramt<br />
eine einzige riesige Misstrauenserklärung<br />
an den Anspruch jedes Menschen<br />
ist, als Individuum wahrgenommen<br />
zu werden. Diese Architektur<br />
erzählt immer wieder die eine Geschichte:<br />
nur nicht auffallen, nur<br />
nicht gegen den Strich denken, nur<br />
nicht Ichsein. Dasschräge,gegen den<br />
Strich Denken, das Ungewöhnliche,<br />
Überraschende ist hier bestenfalls als<br />
Kunst am Bauvorgesehen.<br />
Kein auch nur halbwegs auf Erfolg<br />
ausgerichtetes kommerzielles Unternehmen,<br />
und schon gar keines, das<br />
wie der BND mit Informationen von<br />
und über Menschen handelt, würde<br />
sich heute noch eine solche Architektur<br />
errichten, die die Individualität<br />
der Mitarbeiter systematisch zur Nebensache<br />
macht. Hoffentlich rankt<br />
sich bald irgendwo ein Efeu oder ein<br />
Wein an den glatten Fassaden hoch,<br />
um diesem Monument des Ordnungswahns<br />
wenigstens einen<br />
Hauch von lebendiger Anarchie zu<br />
geben.<br />
Undhoffentlich ist der BND intern<br />
nicht so geisttötend monoton strukturiert,<br />
wie er sich jetzt nach Außen<br />
darstellt.
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
So sieht Berlinale-Begeisterung auf dem roten Teppich aus: Die Schauspielerinnen Iris Berben, Andie MacDowell und HeikeMakatsch (v. l.) strahlen entschlossen. CHRISTIAN SCHULZ (3)<br />
Willkommen und Adieu<br />
DIETER KOSSLICK<br />
konnte sich nicht wehren. DieEröffnung<br />
der 69. Internationalen Filmfestspiele<br />
Berlin am Donnerstagabend<br />
am Marlene-Dietrich-Platz<br />
fühlte sich über weite Strecken wie<br />
eine „Danke Dieter!“-Gala an. Weil<br />
alle das Bedürfnis hatten, zum Beginn<br />
seiner 18. und letzten Berlinale<br />
den Festivaldirektor zu würdigen,<br />
der dem Ganzen fast zwei Jahrzehnte<br />
lang seinen Stempel aufgedrückt<br />
hat. Schon zum Anfang sang Moderatorin<br />
Anke Engelke im Duett mit<br />
Max Raabe „Ich bin nur wegen dir<br />
hier“, und jedem war klar, wen sie<br />
meinten. In Anspielung auf das 69.<br />
Festival wies Engelke darauf hin:<br />
„Das ist das letzte Mal, dass das hier<br />
eine U-70-Party ist.“ Sie verband ein<br />
Lob mit einer Spitze: „Ich bin sehr<br />
froh, dass so viele Frauen im Saal<br />
sind. Wirsind schon mal nicht im Innenministerium<br />
...“ Engelke war in<br />
Lästerlaune: „Ich befasse mich nicht<br />
mit dem <strong>Berliner</strong> Flughafen. Genau<br />
wie die Verantwortlichen auch.“<br />
Richtig heftig gab sie dem Regierenden<br />
Bürgermeister Michael Müller<br />
einen mit: „Ihm haben wir zu verdanken,<br />
dass Serien wie ,4Blocks‘<br />
nicht nur Fiktion sind.“<br />
MICHAEL MÜLLER<br />
ging auf diese Anspielung auf das<br />
sich munter entwickelnde Familienclan-Unwesen<br />
in der Stadt gar nicht<br />
erst ein. Er tat das, was an diesem<br />
Abend alle taten: Er lobte Kosslick<br />
und dessen politisches Festival. Müller:<br />
„Wir haben traumhafte Film-<br />
abende erlebt, die Berlinale hat uns<br />
aber auch immer wieder wachgerüttelt.“<br />
Kulturstaatsministerin Monika<br />
Grütters gab sich ebenfalls als Kosslick-Fan<br />
zu erkennen: „Hätte ich, wie<br />
er, einen schwarzen Hut, ich würde<br />
ihn zur Eröffnung seiner letzten Berlinale<br />
vorihm ziehen.“<br />
JULIETTE BINOCHE<br />
eröffnete als Jurypräsidentin gemeinsam<br />
mit dem Direktor das Festival.<br />
Zuvor hatte Jurymitglied<br />
SandraHüller die Live-Übertragung<br />
der Festivaleröffnung im Fernsehen<br />
privat genutzt, indem sie sich an<br />
ihreTochter wandte: „Geh jetzt bitte<br />
ins Bett!“ Danach wurde zur Festivaleröffnung<br />
die Weltpremiere von<br />
„The Kindness of Strangers“ der dänischen<br />
Regisseurin Lone Scherfig<br />
gezeigt.<br />
ANDIE MACDOWELL<br />
schritt als Maskottchen eines Hauptsponsors<br />
über den Teppich in den<br />
Berlinale-Palast, der auch in diesem<br />
Jahr seine traditionelle rote Farbe<br />
hatte, aber der grünste aller Zeiten<br />
sein soll, weil er aus Recyclingmaterial<br />
besteht. Zu den Gästen der Eröffnungsgala<br />
gehörten Oscar-Preisträger<br />
Florian Gallenberger,Schauspieler<br />
wie Sebastian Koch, Veronika Ferres<br />
und Alexandra Maria Lara, die<br />
Regisseure Wim Wenders, Feo Aladag<br />
und Fatih Akin, Musiker Marius<br />
Müller-Westernhagen, Bundesaußenminister<br />
Heiko Maas und Norwegens<br />
Kulturministerin Trine Skei<br />
Grande.<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Bei der Eröffnung der Berlinale sagen<br />
der Festivaldirektor und auch die<br />
Filmakademie-Präsidentin tschüss<br />
Festivaldirektor Dieter Kosslick umarmt<br />
Kulturstaatsministerin Monika Grütters.<br />
Nach der Eröffnungspremiere noch zur<br />
Party: Model Toni Garrn.<br />
LARS EIDINGER<br />
erzählte, dass seine Frau die wilde<br />
Mischung, die er zu Hause für die<br />
Berlinale-Eröffnung anzog, kritisch<br />
kommentierte. „Sie hat gesagt, dass<br />
sie so nicht gehen würde.“ Er blieb<br />
beim blauen Sakko, einem grünen<br />
Rüschenhemd und dem braunen<br />
Pullover darunter: „Das ist mein<br />
Schutzpanzer. Hier verkleide ich<br />
mich –sogeniereich mich weniger.“<br />
MAX WASCHKE<br />
kam ganz in Weiß –von der Jacke bis<br />
zu den Schuhen. Erst scherzte er,<br />
dass er den Dresscode der Einladung,<br />
wohl übersehen habe: „Das<br />
Kleingedruckte habe ich nicht gelesen.“<br />
Dann erklärte er sein Äußeres<br />
zum Statement: „Es ist mein Zeichen<br />
der Solidarität mit der Suffragettenbewegung.“<br />
TONI GARRN<br />
Sibel Kekilli, Nikolai Kinski, Heike<br />
Makatsch und Claudia Michelsen<br />
hatten am Eröffnungsabend der Berlinale<br />
eines gemeinsam: Sie planten<br />
nicht, nach dem Startfilm des Festivals<br />
brav nach Hause zufahren. Für<br />
sie begann mit den Festspielenauch<br />
das große Hinund Herzwischen den<br />
Orten der Empfänge und Partys.<br />
Nach der Eröffnungspremiere hatten<br />
sie bei der jährlichen Berlinale-<br />
Party von Bulgari zugesagt, zu der<br />
die Firmainden Secret Garden in der<br />
Gartenstraße in Mitte eingeladen<br />
hatte.Schon traditionell im Hotel SO<br />
Berlin/Das Stue ging es beim Empfang<br />
von Ufa und Gala weiter, bei<br />
dem Anke Engelke ihr Feierabendgetränk<br />
nehmen wollte.<br />
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Für Unerschrockene: Ausbildung<br />
zum Schädlingsbekämpfer<br />
Kollege Bello: Immer häufiger<br />
darf der Hund mit ins Büro<br />
IRIS BERBEN<br />
startete bei der Berlinale-Eröffnung<br />
den Schlussspurtihrer Abschiedstour<br />
als Präsidentin der Deutschen Filmakademie.AmWochenende<br />
steht die<br />
Nachfolger-Wahl an, sie will sich<br />
nicht wieder stellen: „Es ist mein<br />
selbst gewollter Abschied und nach<br />
neun Jahren die richtige Zeit dafür.“<br />
Am Freitag wird sie bei Lola@Berlinale<br />
ihren letzten Termin in der alten<br />
Funktion, die sie seit 2010 ausübt, absolvieren.Werihr<br />
im Amt folgen wird,<br />
entscheidet eine demokratischeWahl<br />
in der Filmakademie. Die Nachfolge<br />
vonDieter Kosslick ist längst geregelt.<br />
Um einen echten Kosslick vollwertig<br />
zu ersetzen, braucht es zwei Fachleute:<br />
Die70. Berlinale soll 2020 in der<br />
Verantwortung des neuen künstlerischen<br />
Leiters Carlo Chatrian und der<br />
geschäftsführenden Leiterin Mariette<br />
Rissenbeek gefeiertwerden.<br />
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Check der Bewerbungsmappen
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 13 *<br />
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Berlin<br />
Das <strong>Berliner</strong> Wetter imJanuar 2019<br />
Temperatur Monatsmittel:<br />
Langjähriges Monatsmittel:<br />
Niederschläge gesamt:<br />
Langjähriges Monatsmittel<br />
Niederschlag:<br />
Sonnenschein gesamt:<br />
Langjähriges Monatsmittel:<br />
1,7°C heiter wolkig bedeckt Regenschaueregeschauer<br />
Schneefall Nebel<br />
0,8°C °C<br />
Regen Gewitter Schnee-<br />
Schnee-<br />
15<br />
47,5 l/m 2<br />
Wärmster Tag: 8,7°C<br />
48,0 l/m 2 10<br />
46,7 h<br />
52,0 h<br />
5<br />
Temperatur<br />
Niederschlag<br />
l/m2<br />
20<br />
15<br />
Temperatur<br />
Tagesmaximum in Grad Celsius<br />
2019 2018<br />
Tagesminimum<br />
2019 2018<br />
Niederschläge in Liter pro Quadratmeter<br />
2019 2018<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
10<br />
5<br />
Kälteste Nacht: –6,9°C<br />
0<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31<br />
BLZ/REEG; QUELLE: WETTERKONTOR GMBH AUF DER BASIS VON DATEN DER WETTERSTATION TEMPELHOF<br />
Milde Temperaturen, Wind und Regen –<br />
die Vorhersagen für die nächsten Tage<br />
zeigen, dass sich derWinter in unserer Region<br />
weiter unentschieden verhält. DerFebruar ist<br />
laut Portal Wetterkontor (wetterkontor.de)<br />
Der Winter weiß immer noch nicht so richtig, was er will<br />
zwar statistisch der Monat der winterlichen<br />
Hochs und recht trocken. Zurzeit aber dominieren<br />
wieder Tiefs aus dem Westen, vomAtlantik.<br />
Auch der Januar war insgesamt in Berlin<br />
ein vergleichsweise milder Monat, obwohl<br />
mancher ganz schön bibberte. Im Durchschnitt<br />
lagen die Temperaturen bei 1,7 Grad<br />
Celsius und damit fast ein Grad über dem<br />
langjährigen Monatsmittel aus dem Vergleichszeitraum<br />
von1981 bis 2010. Es gab laut<br />
Wetterkontor etwas weniger Sonnenschein –<br />
46,7 statt 52 Stunden –als im Durchschnitt.<br />
Der Niederschlag entsprach dem langjährigen<br />
Mittel.Wieesweitergeht, hängt davon ab,<br />
welche Luftmassen sich für längere Zeit<br />
durchsetzen. Wie der Meteorologe Kai Zorn<br />
erklärt, könnte es durchaus noch einen richtig<br />
kaltenWinter geben, mit Schnee bis ins Flachland.<br />
Ab Mitte März –wenn kaum jemand<br />
mehr damit rechnet. (BLZ)<br />
Niemand roch eine Alkoholfahne<br />
Ein Polizist soll bei einer Trunkenheitsfahrt einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht haben. Wiegroß sind die Probleme in der Behörde?<br />
Ein betrunkener Polizist soll<br />
eine junge Frau totgefahren<br />
haben. Erst wusste Polizeipräsidentin<br />
Barbara<br />
Slowik nichts von der Alkoholfahrt.<br />
Jetzt macht sie die Angelegenheit<br />
zur Chefsache.<br />
Der Fall erschüttert die Hinterbliebenen<br />
des Opfers. Und er erschüttert<br />
die Polizei: Vorgut einem<br />
Jahr prallte in Mitte ein Funkstreifenwagen,<br />
der mit Blaulicht unterwegs<br />
war, mit 90 Kilometern pro<br />
Stunde in den Renault Clio, den die<br />
21-jährige Fabien Martini steuerte.<br />
Diejunge Frau starb.Der 51-jährige<br />
Fahrer des Polizeiwagens und sein<br />
Beifahrer wurden verletzt.<br />
Bisvor kurzemermittelte die Polizei<br />
„nur“ wegen fahrlässiger Tötung<br />
gegen den Fahrer. Doch am<br />
Mittwoch bekam der Fall eine Wendung:<br />
Der Polizist soll 1,1 Promille<br />
Alkohol im Blut gehabt haben. Das<br />
ergab die Untersuchung seines Blutes<br />
im Krankenhaus, wie die <strong>Berliner</strong><br />
Morgenpost zuerst berichtete.<br />
Ein anonymer Hinweis an den Anwalt,<br />
der die Familie der getöteten<br />
Fabien Martini als Nebenkläger vertritt,<br />
brachte die neuen Ermittlungen<br />
ins Rollen. Im vergangenen<br />
Herbst beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft,<br />
wie berichtet, die<br />
Krankenakte des Polizisten. Daraus<br />
soll hervorgehen, wie viel Alkohol<br />
der Mann im Blut hatte.<br />
Gegen den Todesfahrer leitete<br />
die Polizei inzwischen ein Disziplinarverfahren<br />
ein. Darum kümmere<br />
sich die Polizeipräsidentin nun<br />
höchstpersönlich, heißt es aus dem<br />
Polizeipräsidium. Bis Mittwochfrüh<br />
hatte BarbaraSlowik noch keine Ahnung<br />
von der mutmaßlichen Trunkenheitsfahrt<br />
ihres Untergebenen.<br />
Davon erfuhr sie erst aus den Medien.<br />
Keiner hat etwas gemerkt<br />
Der tödliche Unfall ereignete sich im Januar 2018 auf der Grunerstraße in Mitte. MORRIS PUDWELL<br />
Rätselhaft bleibt, wieso keiner der<br />
Kollegen des Hauptkommissars<br />
dessen angeblichen Alkoholkonsum<br />
bemerkte – zum Beispiel die<br />
Beamten, die mit der Unfallaufnahme<br />
befasst waren. Sieverzichteten<br />
auf einen Alkohol-Schnelltest,<br />
wie er in solchen Fällen üblich ist.<br />
Auch der Beifahrer des Funkwagens<br />
roch angeblich keine Alkoholfahne<br />
bei seinem Kollegen. Ebenso die<br />
Vorgesetzten, die den Mann mit<br />
dem Streifenwagen losschickten:<br />
Siewaren ahnungslos.<br />
„Dir wirdnicht wirklich geholfen“<br />
„Das ist symptomatisch für die<br />
ganze Behörde“, sagt ein älterer Beamter.<br />
Eigentlich sind Kollegen und<br />
Vorgesetzte gehalten, Beamte, die<br />
unter Alkoholverdacht stehen, darauf<br />
anzusprechen und das zu melden.<br />
Den Betroffenen sollen Hilfsangebote<br />
vermittelt werden. Für so<br />
etwas gibt es den Sozialmedizinischen<br />
Dienst, der seinen Sitz in<br />
Spandau hat. Zusätzlich gibt es<br />
nach Angaben des Polizeipräsidiums<br />
Ansprechpartner in den örtlichen<br />
Direktionen.„Doch da wirddir<br />
nicht wirklich geholfen“, sagt der<br />
Beamte. „Der Sozialmedizinische<br />
Dienst ist nicht mehr als ein Türschild.“<br />
DerPolizistenberuf ist hart. Viele<br />
Beamte wurden Zeugen menschlicher<br />
Tragödien. Das geht oft nicht<br />
spurlos an ihnen vorüber. Manche<br />
Polizisten greifen zu Alkohol, Drogen<br />
oder Medikamenten. Andere<br />
wiederum leiden an posttraumatischen<br />
Belastungsstörungen, ohne<br />
dies jemandem zu erzählen.<br />
Eine Statistik, wie viele <strong>Berliner</strong><br />
Polizisten unter Alkohol-, Medikamenten-<br />
oder Drogenproblemen<br />
leiden, gibt es nicht, sondern nur<br />
vage Schätzungen. Diese gehen von<br />
fünf Prozent der Belegschaft aus.<br />
Allerdings sagt der Krankenstand<br />
bei der Polizei einiges über Gesundheit<br />
und Arbeitsbedingungen aus:<br />
Im Schnitt ist nach Angaben der Senatsgesundheitsverwaltung<br />
jeder<br />
Beschäftigte bei der Polizei 49,4<br />
Tage im Jahr krank. Übertroffen<br />
wird dieser Wert nur noch von der<br />
Feuerwehr (50,4 Tage). Zum Vergleich:<br />
Am gesündesten leben die<br />
Mitarbeiter in der Senatskanzlei<br />
beim Regierenden Bürgermeister<br />
(19,7 Krankentage). (kop., lex.)<br />
Veranstaltungen<br />
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14 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Die Initiative „Deutsche<br />
Wohnen & Co. enteignen!“<br />
agiert unter falscher<br />
Flagge. Die Initiative<br />
zielt nicht auf Enteignung, sondernauf<br />
Sozialisierung.<br />
DieinArtikel 14 Abs. 3des Grundgesetzes<br />
(GG) verfassungsrechtlich<br />
geregelte Enteignung ist ein rechtsstaatliches<br />
Instrument, durch das der<br />
Gesetzgeber die Verwaltung ermächtigt,<br />
ein für ein bestimmtesVorhaben,<br />
etwa den Bau einer Eisenbahntrasse,<br />
erforderliches Grundstück zwangsweise<br />
zu beschaffen. Die Enteignung<br />
muss dem Wohl der Allgemeinheit<br />
dienen. Der Eingriff in das grundrechtlich<br />
geschützte Eigentum muss<br />
gemäß dem rechtsstaatlichen Übermaßverbot<br />
erforderlich und nicht unverhältnismäßig<br />
belastend sein. Art<br />
und Ausmaß der Entschädigung<br />
müssen gesetzlich geregelt sein. Der<br />
Eigentümer kann sich gegen die Enteignung<br />
und wegen der Höhe der<br />
Entschädigung gerichtlich wehren.<br />
Gemäß Artikel 15 GG können zum<br />
Zwecke der Vergesellschaftung durch<br />
ein Gesetz Grund und Boden, Naturschätzeund<br />
Produktionsmittel in Gemeineigentum<br />
überführt werden.<br />
Die Väter und Mütter des Grundgesetzes<br />
haben diese Sozialisierung bewusst<br />
als Alternativezur grundrechtsgeschützten<br />
Marktwirtschaft konzipiert,<br />
und zwar auf Drängen der damals<br />
den Sozialismus verfechtenden<br />
SPD und KPD.Den vorherrschenden<br />
Zeitgeist der zweiten Hälfte der 40er-<br />
Jahrebelegt auch, dass die CDU in ihrem<br />
Ahlener Programm den Kapitalismus<br />
für abgewirtschaftet erklärte.<br />
Artikel 15 GG ist weder ausdrücklich<br />
noch durch stillen Verfassungswandel<br />
außer Kraft getreten.<br />
Artikel 15 GG ist also trotz weitreichenden<br />
Schutzes der wirtschaftlichen<br />
Betätigung durch das Eigentumsgrundrecht<br />
und das Grundrecht<br />
der Berufsfreiheit bis heute geltendes<br />
Recht, auch wenn dieVorschrift in der<br />
Geschichte der Bundesrepublik<br />
Gastbeitrag<br />
Enteignung schafft keine einzige neue Wohnung<br />
Deutschland nie angewendet worden<br />
ist. Dasinder Finanzkrise gemäß Artikel<br />
74 Nr.15GGerlassene Rettungsübernahmegesetz<br />
zugunsten von<br />
Banken, zum Beispiel der Commerzbank,<br />
ist zwar mit einer Sozialisierung<br />
verglichen worden, aber nicht eine<br />
solche gewesen.<br />
Wenn Berlin in Ausübung seiner<br />
Gesetzgebungskompetenz ein Sozialisierungsgesetz<br />
erließe, so könnte<br />
dies auch nicht als verfassungswidriger<br />
Verstoß gegen die bundesstaatliche<br />
Rechts- und Wirtschaftseinheit<br />
bewertet werden, weil der Bund<br />
durch Ausübung seiner konkurrierenden<br />
Gesetzgebung (Art. 72 GG)<br />
Remedur schaffen könnte.<br />
Anders als die Anordnung einer<br />
Enteignung unterliegt die politische<br />
Entscheidung für eine Sozialisierung<br />
nicht den strengen Begrenzungen<br />
durch das Übermaßverbot. Die Sozialisierung<br />
muss keineswegs verfassungsrechtlich<br />
erforderlich sein. Der<br />
Zugriff auf Grund und Boden ist also<br />
bei der Sozialisierung verfassungsrechtlich<br />
leichter möglich als bei einer<br />
Enteignung.<br />
Allerdings muss das Sozialisierungsgesetz<br />
Artund Ausmaß der Entschädigung<br />
der Eigentümer regeln.<br />
Wie bei der Enteignung muss die<br />
Höhe der Entschädigung gemäß Artikel<br />
14 Abs. 3, Satz 3GGdurch gerechten<br />
Ausgleich der öffentlichen und<br />
privaten Belange im Gesetz bestimmt<br />
werden.<br />
Das Bundesverfassungsgericht<br />
(BVerfG) hat gegen die ständige<br />
Rechtsprechung der für die Höhe der<br />
Entschädigung zuständigen Zivilgerichte<br />
schon früh entschieden, dass<br />
die Interessen der Allgemeinheit<br />
beim Bodeneigentum in weit stärkeremMaße<br />
zur Geltung zu bringen zu<br />
seien als bei anderen Vermögensgütern.<br />
Der Gesetzgeber könne jeden<br />
nach den Umständen vollen Wertersatz,<br />
aber auch eine darunter liegende<br />
Entschädigung festlegen. Der<br />
Bundesgesetzgeber ist dem gefolgt<br />
UlrichBattis, Verfassungs- und Verwaltungsrechtler,<br />
überdas Grundgesetz, dieMöglichkeiten einer<br />
Sozialisierung von Wohnraum und die Auswirkungen<br />
eines solchen Schrittesauf den Föderalismus<br />
„Überfällig ist aber auch, die Arbeitsfähigkeit<br />
der kaputt gesparten Bauverwaltung durch<br />
mehr Personal wiederherzustellen.“<br />
Ulrich Battis, Verfassungs- und Verwaltungsrechtler<br />
und hat etwa im Baugesetzbuch den<br />
Handlungsspielraum des Artikel 14<br />
Abs. 3, Satz 3GGnutzend eine normativ<br />
begrenzte Verkehrswertentschädigung<br />
eingeführt. Mehrere gesetzliche<br />
Reduktionsklauseln, zum<br />
Beispiel hinsichtlich Spekulationsgewinnen,<br />
eigenmächtigen Veränderungen,<br />
städtebaulichen Missständen,<br />
schränken die Verkehrsschädigung<br />
ein. Durch die Verweisung von<br />
DDP IMAGES/MAJA HITIJ<br />
Artikel 15 GG auf Artikel 14 Abs. 3, Satz<br />
3GGgilt für die Entschädigung wegen<br />
Sozialisierung prinzipiell nichts<br />
anderes. Der Spielraum des entschädigenden<br />
Gesetzgebers ist tendenziell,<br />
nicht aber prinzipiell größer als<br />
bei der Enteignung. Langjährige<br />
Rechtsstreitigkeiten um die Höhe der<br />
Entschädigung wären im Falle einer<br />
Sozialisierung mit Sicherheit zu erwarten.<br />
Angesichts des vonder Initiative„Deutsche<br />
Wohnen &Co. enteignen“<br />
angestrebten Umfangs der Sozialisierung<br />
sind viele Milliarden an<br />
Entschädigung zu erwarten. Ob es<br />
sich um einen hohen einstelligen<br />
oder einen mittleren zweistelligen<br />
Milliardenbetrag handelt, kann dahinstehen.<br />
Das immer noch hoch verschuldete<br />
Land Berlin ist ab 1. Januar 2020<br />
an die Schuldenbremse von Artikel<br />
109 Abs. 3, 143 dAbs.2GGgebunden.<br />
Es ist nicht ersichtlich, wie der <strong>Berliner</strong><br />
Gesetzgeber diesen zwingenden<br />
Vorgaben des Bundes- und des Europarechts<br />
gerecht werden kann. Die<br />
Vertreter der Initiative wollen bezeichnenderweise<br />
die Lösung dieser<br />
(unlösbaren) Aufgabe der <strong>Berliner</strong> Senatsverwaltung<br />
überlassen.<br />
Hinzu kommt ein politisches Argument:<br />
Berlin hat zwar die Gesetzgebungskompetenz,<br />
um eine Sozialisierung<br />
gemäß Artikel 15 GG umzusetzen.<br />
Aber die bundespolitischen<br />
Wirkungen wären fatal. Bayern hat im<br />
Jahre 2018 über sechs Milliarden in<br />
den Länderfinanzausgleich eingezahlt.<br />
Berlin hat daraus mehr als vier<br />
Milliarden erhalten. Auch nach der<br />
anstehenden Umstellung des föderalen<br />
Finanzausgleichs durch die Haushalts-<br />
und Finanzreform 2018 wird<br />
Berlin Empfängerland und Nutznießer<br />
der Verteilung des Anteils an der<br />
Mehrwertsteuer durch die Länder<br />
bleiben und Ausgleichszahlungen<br />
des Bundes erhalten. Eine maßgebliche<br />
Mitfinanzierung der <strong>Berliner</strong> Sozialisierung<br />
durch den Rest der Republik<br />
dürfte politisch nicht zu vermitteln<br />
sein; von der Signalwirkung auf<br />
die Investitionsbereitschaft in- und<br />
ausländischer Investoren ganz zu<br />
schweigen.<br />
Durcheine Sozialisierung der Bestände<br />
der Deutsche Wohnen, der<br />
Vonovia vonADO,Akelius u.a. würde<br />
keine einzige neue Wohnung geschaffen.<br />
Artikel 28 Abs. 1Satz 2der<br />
<strong>Berliner</strong> Verfassung verpflichtet aber<br />
das Land Berlin, die Schaffung angemessenen<br />
Wohnraums insbesondere<br />
für Menschen mit geringem<br />
Einkommen sowie die Bildung von<br />
Wohnungseigentum zu fördern.<br />
Dieser Verpflichtung widerspricht<br />
eine Sozialisierung des bestehenden<br />
Wohnraums total. Auch der vom Senat<br />
propagierte beschränkte Ankauf<br />
oder Rückkauf von Wohneigentum<br />
erfüllt nicht die Pflicht, die Schaffung<br />
neuen Wohnraums zu fördern. Die<br />
dafür erforderlichen Mittel könnten<br />
für Neubauten verwendet werden.<br />
Die dadurch ausgelösten positiven<br />
Effekte für den <strong>Berliner</strong> Wohnungsmarkt<br />
könnten zum Beispiel durch<br />
Kooperationen mit der Immobilienwirtschaft<br />
verstärkt werden. Gar<br />
keine zusätzlichen Finanzmittel<br />
bräuchte es,umdas wirkungsvollste<br />
Instrument zur Verbesserung des<br />
Wohnungsmarktes zu schaffen: die<br />
überfällige Verbesserung der Abläufe<br />
in der das Bauen begleitenden Bezirks-<br />
und Senatsverwaltung in der<br />
wachsenden Stadt Berlin. Überfällig<br />
ist aber auch, die Arbeitsfähigkeit der<br />
kaputt gesparten Bauverwaltung<br />
durch mehr Personal wiederherzustellen.<br />
AufdemWohn- und Mietgipfel<br />
im Bundeskanzleramt sind 2018<br />
zusätzlich zur Koalitionsvereinbarung<br />
von CDU/CSU und SPD zahlreiche<br />
Initiativen angestoßen worden.<br />
Statt durch Sozialisierung ins<br />
politische und finanzielle Abseits zu<br />
fallen, sollte Berlin endlich die bestehenden<br />
rechtlichen und finanziellen<br />
Möglichkeiten für die Förderung des<br />
Wohnungsbaus entschlossen nutzen,<br />
flankiert durch zielführende Initiativen<br />
im Bundesrat.<br />
Bisherige Beiträge in der Debatte: Peter<br />
Strieder (18. Januar), Ralf Hoffrogge,<br />
InitiativeEnteignung (21. Januar), Sebastian<br />
Czaja, FDP (25. Januar), Carola<br />
Bluhm, Linke (28. Januar), Harald<br />
Laatsch, AfD (29. Januar), Antje Kapek,<br />
Grüne (30. Januar), Burkard<br />
Dregger,CDU (5. Februar), Iris Spranger,SPD<br />
(6. Februar)<br />
Bekanntmachungen<br />
Beteiligung der Bürger<br />
an der Bauleitplanung<br />
Bezirk Marzahn-Hellersdorf<br />
Beteiligung der Öffentlichkeit<br />
gemäß §3Abs. 2BauGB<br />
Bebauungsplan 10-45<br />
Tel.-Nr. (030) 90293-5241<br />
(Geltungsbereich vgl. Planausschnitt)<br />
Ziel/Zweck: Festsetzung von Gewerbegebieten,<br />
allgemeinen Wohngebieten,<br />
private Grünfläche, Grünfläche<br />
mit der Zweckbestimmung<br />
„Private Dauerkleingärten“, öffentliche<br />
Parkanlage mit der Zweckbestimmung<br />
„Skateanlage“, Gemeinbedarfsflächen<br />
mit den Zweckbestimmungen<br />
„Kindertagesstätte“,<br />
„Schule“, „Soziales Stadtteilzentrum“,<br />
„Sport- und Spielanlagen“<br />
und „Jugendfreizeiteinrichtung“<br />
sowie öffentlichen Verkehrsflächen<br />
und öffentlichen Verkehrsflächen mit<br />
den Zweckbestimmungen „Radund<br />
Fußweg“, „Stadtplatz“ und<br />
„Verkehrsberuhigter Bereich“.<br />
Der Entwurf des Bebauungsplans<br />
10-45 liegt mit Begründung und<br />
XXI-40bb<br />
Umweltbericht sowie den wesentlichen<br />
umweltbezogenen Stellungnahmen<br />
gemäß §3Abs. 2BauGB<br />
öffentlich aus.<br />
Dem Amtsblatt von Berlin und dem<br />
Internet sind die Arten der verfügbaren<br />
umweltbezogenen Informationen<br />
für den Bebauungsplan<br />
10-45 zu entnehmen.<br />
Zu diesem Bebauungsplanverfahren findet am 16. Februar 2019 ab 14.00 Uhr bis<br />
16.30 Uhr in der Rahe-Hirsch-Schule, Peter-Weiss-Gasse 8in12627 Berlin eine<br />
Informationsveranstaltung statt.<br />
Bebauungsplan XXI-40bb<br />
Tel.-Nr. (030) 90293-5241 (Geltungsbereich vgl. Planausschnitt)<br />
Ziel/Zweck: Festsetzung von Wohnbau- und Mischgebietsflächen sowie öffentlichen<br />
Verkehrsflächen<br />
Der Entwurf des Bebauungsplans XXI-40bb liegt mit Begründung gemäß §3Abs. 2<br />
BauGB öffentlich aus. Das Verfahren wird als beschleunigtes Verfahren gemäß<br />
§13aAbs. 1ohne Umweltprüfung geführt.<br />
Während der Auslegungsfrist können Stellungnahmen abgegeben werden. Diese<br />
sind in die anschließende Abwägung der öffentlichen und privaten Belange gegeneinander<br />
und untereinander einzubeziehen. Nicht fristgerecht abgegebene<br />
Stellungnahmen können unberücksichtigt bleiben.<br />
Ort: Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin, Abteilung Stadtentwicklung,<br />
Gesundheit, Personal und Finanzen, Stadtentwicklungsamt, Fachbereich<br />
Stadtplanung, Bürodienstgebäude Helene-Weigel-Platz 8, 12681 Berlin,<br />
4. Etage, Foyer<br />
Zeit: vom 18. Februar 2019 bis einschließlich 18. März 2019, Montag bis Mittwoch<br />
von 8.00 bis 16.00 Uhr, Donnerstag von 8.00 bis 18.00 Uhr, Freitag von<br />
8.00 bis 14.00 Uhr sowie nach Vereinbarung<br />
Die Verarbeitung personenbezogener Daten erfolgt auf der Grundlage des § 3<br />
BauGB in Verbindung mit Art. 6Abs. 1Buchst. eDatenschutz-Grundverordnung und<br />
<strong>Berliner</strong> Datenschutzgesetz. Geben Sie Ihre Stellungnahmen ohne Absenderangaben<br />
ab, erhalten Sie keine Mitteilung über das Ergebnis der Prüfung Ihrer<br />
Stellungnahme. Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der „Information über die<br />
Datenverarbeitung im Bereich des Bebauungsplanverfahrens“, die mit ausliegt.<br />
Die Unterlagen sind zusätzlich ab dem Auslegungszeitraum auch im Internet unter<br />
der Beteiligungsplattform des Landes Berlin einsehbar: www.mein.berlin.de<br />
Die neuen Blitzer sindgepanzert<br />
Polizei erprobt mobile Tempo-Messgeräte. Stahl und Panzerglas schützen sie vor Angriffen<br />
VonPeter Neumann<br />
Das gepanzerte Fahrzeug sieht<br />
unheimlich aus, fast wie ein<br />
Ein-Mann-Bunker auf Rädern. Doch<br />
hinter dem breiten Schlitz, der sich<br />
waagrecht durch den grau lackierten<br />
Stahl zieht, verbirgt sich kein Heckenschütze.<br />
EinMessgerät stellt die<br />
Geschwindigkeit der Fahrzeuge fest,<br />
die an dem Anhänger vorbeifahren,<br />
und wenn sie zu schnell sind, wird<br />
ein Blitzer ausgelöst. Vitronic Poliscan<br />
Enforcement Trailer heißt das<br />
neueste Tempo-Messgerät der <strong>Berliner</strong><br />
Polizei. Seit kurzem steht die<br />
schusssichere Stahlkonstruktion am<br />
Columbiadamm in Kreuzberg und<br />
nimmt den Verkehr ins Visier, der in<br />
Richtung Flughafenstraße rollt.<br />
Säule in Köpenick beschädigt<br />
Der futuristisch aussehende Blitzer<br />
parkt am Columbiadamm. MORRIS PUDWELL<br />
„Der neue Geschwindigkeitsmessanhänger<br />
wird seit Mittwoch eingesetzt“,<br />
hieß es am Donnerstag bei<br />
der Polizei. Nachdem das Personal<br />
geschult worden ist, sollen nun Erfahrungen<br />
gesammelt werden, um<br />
über einen möglichen Kauf zu entscheiden.<br />
Der 1,3 Tonnen schwere<br />
Blitzeranhänger, der am Columbiadamm<br />
steht, hat ein Wiesbadener<br />
Kennzeichen –inWiesbaden hat die<br />
Firma Vitronic ihren Sitz. Das Gerät<br />
ist gemietet, wofür pro Monat etwa<br />
5000 Euro berechnet werden. Beieinem<br />
Kauf würden 130 000 Euro fällig.<br />
Der zweite Blitzeranhänger geht<br />
nächste Woche in Betrieb.Beide Geräte<br />
werden sechs Monate getestet.<br />
Diehalbstationären Blitzer gelten<br />
als ein ideales Mittelding zwischen<br />
den Messgeräten, die an kritischen<br />
Straßenabschnitten dauerhaft stationiertsind,<br />
und den mobilen Anlagen,<br />
die von Polizisten vor Ort betreut<br />
werden müssen. „Sie können<br />
überall aufgestellt werden, wo sie gerade<br />
gebraucht werden: in Tempo-<br />
30-Bereichen, vor Schulen und Kindergärten,<br />
auf der Stadtautobahn“,<br />
sagt ein Polizeibeamter. Die Stärke<br />
der Technik liege darin, dass sie flexibel<br />
einsetzbar ist und während des<br />
Betriebs kein Personal benötigt.<br />
DieAkkus liefernStrom für sieben<br />
Tage. Eine massive Stahlummantelung,<br />
die auch die beiden Räder und<br />
die Deichsel umschließt, und Panzerglas<br />
schützen die Technik vorAngriffen<br />
erboster Autofahrer.Dass solche<br />
Attacken auch in Berlin erfolgten<br />
zeigt das Beispiel eines fest stationierten<br />
Blitzers in Treptow-Köpenick.<br />
Die Säule, die Anfang November<br />
in der Straße An der Wuhlheide<br />
aufgestellt wurde, ist im ersten Monat<br />
drei Malbeschädigt worden.<br />
Am Mittwoch gegen 14.15 Uhr<br />
wurde der halbstationäre Blitzer am<br />
Columbiadamm scharf geschaltet.<br />
Bereits in den ersten knapp 17 Stunden<br />
bis 7Uhr am Donnerstagmorgen<br />
löste er 98 Mal aus. Die höchste<br />
gemessene Geschwindigkeit betrug<br />
84 Kilometer proStunde –34zuviel.<br />
„Nicht angepasste Geschwindigkeit“<br />
ist die dritthäufigste Unfallursache<br />
in Berlin. Darum hat die Polizei<br />
auch die Zahl der fest stationierten<br />
Blitzer aufgestockt. Zu den 22<br />
Anlagen, die es bisher gab,sind zehn<br />
weiteredazugekommen. Im Dezember<br />
vergangenen Jahres wurde damit<br />
begonnen, diese Blitzer in Betrieb zu<br />
nehmen. In diesem Jahr werden zwei<br />
weitere Anlagen dazu kommen –im<br />
Tiergartentunnel und im Tunnel<br />
Flughafen Tegel (Autobahn A111).<br />
Mehr Unfälle mit Fußgängern<br />
Doch nicht in jedem Fall sind Autofahrer<br />
von solcher Technik beeindruckt.<br />
Als kurz vor Weihnachten<br />
2018 der Blitzer auf der Autobahn<br />
A111 in Heiligensee in Betrieb genommen<br />
wurde, löste er schon bald<br />
mehrmals aus –obwohl Polizisten in<br />
Dienstkleidung gut sichtbar neben<br />
dem Gerät standen, traten viele Fahrerdennoch<br />
nicht aufs Bremspedal.<br />
Im Märzmöchte die <strong>Berliner</strong> Polizei<br />
ihreVerkehrsunfallbilanz für das<br />
vergangene Jahr vorstellen. Wie berichtet,<br />
deuten bisherige Auswertungen<br />
darauf hin, dass die Zahl der Zusammenstöße<br />
2018 erneut gestiegen<br />
ist. So lag die Zahl der Kollisionen<br />
mit FußgängernimZeitraum Januar<br />
bis September um 5,3 Prozent höher<br />
als in denselben Monaten des Vorjahres.Bei<br />
den Unfällen mit Radfahrerbeteiligung<br />
betrug der Zuwachs<br />
12,9 Prozent. Die Zahl der Menschen,<br />
die verletzt oder getötet wurden,<br />
stieg um 5,7 Prozent. (mit nkk.)<br />
Neue Liebe<br />
im<br />
Affen-Gehege<br />
Gorilla-Dame Bibi zeigt<br />
Interesse an Silberrücken<br />
Gorilla-Männchen Sango fühlt<br />
sich als neuer Chef im Gehege<br />
des <strong>Berliner</strong> Zoos sichtlich wohl. Der<br />
14-jährige Silberrücken habe sich<br />
während seiner ersten Stunden in der<br />
Hauptstadt anscheinend verliebt,<br />
teilte der <strong>Berliner</strong> ZooamDonnerstag<br />
mit. Einerstes Aufeinandertreffen mit<br />
den Gorilla-Weibchen Djambala (17),<br />
Bibi (21) und Mpenzi (33) sei „beeindruckend“<br />
verlaufen. „Wir haben<br />
Gesten beobachten können, die wir<br />
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Dreckschleudernauf dem Abstellgleis:<br />
Alternative Antriebe für Schiffe<br />
Komfortaus Schweden:<br />
Der Volvo XC60 DS im Test<br />
bei Gorillas noch nie wahrgenommen<br />
haben“, sagte ein Tierarzt.<br />
Gorilla-Dame Bibi sei dem etwa<br />
230 Kilo schweren Sango nicht mehr<br />
von der Seite gewichen. Als Zeichen<br />
ihrer Zuneigung habe sie ihm ihren<br />
Handrücken präsentiert. Sie gilt als<br />
ausgeglichen und fürsorglich.<br />
Mpenzi und Djambala beobachteten<br />
den Neuankömmling dagegen<br />
lieber aus sicherer Entfernung. „Mit<br />
etwas Glück werden Sango und Bibi<br />
in Zukunft für Nachwuchs sorgen“,<br />
hoffen die Pfleger. AbFreitag ist das<br />
Menschenaffenhaus im Zoo Berlin<br />
wieder regulär geöffnet. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 15 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
CDU<br />
missbilligt<br />
Lompscher<br />
Antrag in Parlament<br />
angekündigt<br />
VonElmar Schütze<br />
Berlins größte Oppositionspartei,<br />
die CDU, will einen Keil in die<br />
rot-rot-grüne Regierungskoalition<br />
treiben. Zur nächsten Plenarsitzung<br />
des Abgeordnetenhauses am 21. Februar<br />
will die Fraktion einen Missbilligungsantrag<br />
gegen Bausenatorin<br />
Katrin Lompscher (Linke) einbringen.<br />
Dabei hoffe man auch auf Stimmen<br />
von Rot-Rot-Grün, hieß es am<br />
Donnerstag.<br />
In der Begründung für den Antrag<br />
heißt es,Katrin Lompscher sei ihrem<br />
Amt nicht gewachsen und in Wahrheit<br />
„eine Nicht-Bausenatorin“ und<br />
deswegen„ein Klotz am Bein unserer<br />
wachsenden Stadt“. Diese dürfe die<br />
Mietenkrise nicht noch weiter verschärfen<br />
und müsse deshalb ihr Amt<br />
aufgeben. Lompschers Leistung sei<br />
„inakzeptabel und auch lächerlich“,<br />
sagte Christian Gräff, wohnungsbaupolitischer<br />
der CDU-Fraktion.<br />
Am schnellsten am Twitter-Knopf<br />
war am Donnerstagvormittag Katalin<br />
Gennburg, frühere Mitarbeiterin<br />
von Katrin Lompscher und heutige<br />
Linke-Abgeordnete. „Man kann geringe<br />
Umfragewerte, Plagiatsvorwürfe<br />
gegen CDU-Spitzenpolitiker<br />
und Machtgerangel im eigenen Laden<br />
nicht mit immer neuen Missbilligungsanträgen<br />
vertuschen. Die<br />
sind besoffen!“, schrieb sie.<br />
Dennoch kann sich CDU-Mann<br />
Gräff nach eigenen Worten zehn<br />
Stimmen aus der rot-rot-grünen Regierungskoalition<br />
vorstellen.<br />
Schließlich gebe es in der SPD aber<br />
auch bei den Grünen viel Kritik an<br />
Lompscher. „Irgendwann muss die<br />
SPD Farbe bekennen“, sagte Gräff.<br />
Der Antrag gegen die Bausenatorin<br />
ist der zweite der größten Oppositionsfraktion<br />
gegen eine Senatorin<br />
in den vergangenen zwei Monaten.<br />
Im Dezember hatte sie einen Missbilligungsantrag<br />
gegen Verkehrssenatorin<br />
Regine Günther (für Grüne)<br />
eingebracht, die FDP und die AfD<br />
hatten sich dem angeschlossen. Es<br />
ging dabei um die Umstände und die<br />
Rolle Günthers bei der Entlassung<br />
des erkrankten Staatssekretärs Jens-<br />
Holger Kirchner. Der Antrag scheiterte<br />
mit 59:87 Stimmen. Die Abstimmung<br />
war namentlich. DieCDU<br />
hatte ursprünglich eine geheime Abstimmung<br />
beantragen wollen.<br />
Unmittelbare Folgen hätte eine<br />
Missbilligung übrigens nicht. Der<br />
Betreffende wäre jedoch politisch<br />
starkgeschwächt.<br />
Wachgeküsst<br />
Neu-Hohenschönhausen will nicht nur Schlafstadt sein und plant Freizeitangebote für 20 Millionen Euro<br />
VonMikeWilms<br />
Hohenschönhausen muss<br />
schöner werden. Darin<br />
sind sich die Parteien im<br />
Bezirk Lichtenberg einig.<br />
Linke, SPD und CDU haben jeweils<br />
ehrgeizige Pläne entwickelt, mit denen<br />
sie vorallem das Hochhausviertel<br />
Neu-Hohenschönhausen aufwerten<br />
wollen. „Wir fangen aber bei Null<br />
an“, sagte Bezirksbürgermeister Michael<br />
Grunst (Linke) bei einem Pressegespräch<br />
seiner Partei am Donnerstag.<br />
Dasalte Vorhaben, das Umfeld<br />
des Stadtplatzes von einem Investor<br />
entwickeln zu lassen, sei vom<br />
Tisch. DerInteressent habe nicht zugegriffen,<br />
bis die vomLand Berlin gesetzte<br />
Frist ablief, so Grunst. Nunsei<br />
es am Bezirk, Ideen zu entwickeln.<br />
„Klar ist, dass Neu-Hohenschönhausen<br />
endlich ein echtes Zentrum<br />
braucht, wie es die meisten <strong>Berliner</strong><br />
Stadtviertel haben“, sagte Grunst.<br />
Diebedauerliche Baulücke zwischen<br />
dem S-Bahnhof Hohenschönhausen<br />
und dem Prerower Platz mit dem<br />
Linden-Center müsse geschlossen<br />
werden. Das Konzept der Linksfraktion<br />
im Bezirksparlament, an dem<br />
auch Bürgermeister Grunst beteiligt<br />
war, sieht den Bau eines Kulturhauses<br />
am Stadtplatz vor, womöglich auf<br />
einem Teil des angrenzenden Parkplatzes.<br />
Das Gebäude könnte neuer<br />
Standort der Anna-Seghers-Bibliothek<br />
werden, deren Mietvertrag im<br />
Linden-Center ausläuft. Es soll aber<br />
auch für Events, Kleingewerbe, die<br />
Ansiedlung von Ärzten und neue<br />
Wohnformen offen stehen.<br />
Terrasse am Stadtplatz<br />
„Wir interessieren uns außerdem für<br />
eine bestehende Landesimmobilie<br />
am Stadtplatz“, sagte Bezirksbürgermeister<br />
Grunst am Donnerstag. Das<br />
teilweise leerstehende Haus in der<br />
Wustrower Straße 18 könne in das<br />
geplante Ensemble einbezogen werden,<br />
zum Beispiel als Standort eines<br />
Restaurants mit offener Terrasse<br />
zum Stadtplatz hin. „Meiner Ansicht<br />
nach könnte so ein Stadtteilzentrum<br />
für 50 000 <strong>Berliner</strong> entstehen“, so<br />
Grunst. Er will verhindern, dass sich<br />
Neu-Hohenschönhausen zu einer<br />
reinen Schlafstadt entwickelt, in der<br />
es zwar genug Wohnraum, aber zu<br />
wenige Freizeitmöglichkeiten gibt.<br />
Das vorgelegte Konzept sieht die<br />
baldige Ausschreibung eines städtebaulichen<br />
Wettbewerbs vor. Architektenbüros<br />
sollen sich mit eigenen<br />
Ideen für das neue Zentrum bewerben.<br />
Grunst wäre dafür offen, noch<br />
einen Schritt weiterzugehen und das<br />
vollständige Areal bis zum S-Bahnhof<br />
Hohenschönhausen neuzuge-<br />
Bezirksbürgermeister Michael Grunst am Stadtplatz<br />
Stadtviertel: Neu-<br />
Hohenschönhausen ist ein<br />
Ortsteil vonLichtenberg.Er<br />
umschließt das Neubau-<br />
Gebiet Hohenschönhausen-<br />
Nord und war namensgebend<br />
für den ehemaligen<br />
Bezirk Hohenschönhausen.<br />
NEU-HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
Einwohner: Mehr als 55000<br />
Menschen leben in Neu-Hohenschönhausen.<br />
Damit ist<br />
der Ortsteil derzeit der bevölkerungsreichste<br />
im heutigen<br />
Bezirk Lichtenberg.Eine zentrale<br />
Anlaufstelle ist das Linden-Center.<br />
GERD ENGELSMANN<br />
Nahverkehr: Der Ortsteil<br />
wird vonzweiRegionalbahn-<br />
Linien, einer S-Bahn-Linie,<br />
drei Tram-Linien und mehreren<br />
Bus-Linien erschlossen.<br />
Die meisten dieser Routen<br />
gabesbereits zu DDR-Zeiten.<br />
stalten. „Ich denke dabei auch an die<br />
Brücke“, sagte er bei einer Ortsbegehung<br />
am Donnerstag. In Südeuropa<br />
habe er die Erfahrung gemacht, dass<br />
Brücken bei ansprechender Gestaltung<br />
als Treffpunkte und Aufenthaltsorte<br />
genutzt werden könnten.<br />
Eine offene Frage ist die Finanzierung<br />
des Gesamtprojekts Stadtteilzentrum,<br />
das nach ersten Schätzungen<br />
20 Millionen Euro kosten würde.<br />
„Der Bezirk Lichtenberg bräuchte<br />
dabei sicher die Unterstützung des<br />
Senats“, sagte Grunst. Für ihn stehe<br />
aber außer Frage,dass der Baueines<br />
neuen Zentrums im Sinne der Bürger<br />
sei. Bei öffentlichen Dialogveranstaltungen<br />
der jüngsten Zeit habe<br />
es dafür viel Zustimmung gegeben.<br />
„Ich würde mich deshalb freuen,<br />
wenn wir einen ersten Spatenstich<br />
im Jahr 2021 schaffen“, so Grunst.<br />
Die geplante Bebauung dürfe jedoch<br />
nicht zulasten des Stadtgrüns<br />
gehen, sagten die Vorsitzenden der<br />
Linksfraktion im Bezirksparlament,<br />
Kerstin Zimmer und Norman Wolf,<br />
am Donnerstag. Im Gegenteil sollten<br />
zur Steigerung der Lebensqualität<br />
1000 neue Bäume in Neu-Hohenschönhausen<br />
gepflanzt werden –<br />
verbunden mit der Sanierung reparaturbedürftiger<br />
Kinderspielplätze<br />
und dem Baueines Wasserspielplatzesinder<br />
Neubrandenburger Straße.<br />
Museumshalle für DDR-Kunst<br />
Bereits im August vergangenen Jahres<br />
hatte die SPD in Lichtenberg ein<br />
Konzept für die Belebung des Hochhausviertels<br />
vorgelegt. Ihr „Hohenschönhausenplan“<br />
legt den Schwerpunkt<br />
nicht auf den Stadtplatz, sondern<br />
auf den nahen Prerower Platz.<br />
Dort soll nach dem Willen der Baustadträtin<br />
und SPD-Kreischefin Birgit<br />
Monteiro eine Kunsthalle entstehen.„Die<br />
Halle könnte sich der DDR-<br />
Kunst widmen, aber auch die Arbeit<br />
ortsansässiger Künstler sichtbar machen“,<br />
sagte Monteiro. In kaum einem<br />
Stadtteil Berlins gebe es so viele<br />
Ateliers wie in Hohenschönhausen.<br />
Ein Ziel der SPD-Planungen für<br />
den Prerower Platz ist es,mehr Wirtschaftskraft<br />
und Touristen nach Hohenschönhausen<br />
zu holen.„Ein echter<br />
Besuchermagnet hätte außerdem<br />
denVorteil, dass wieder über Investitionen<br />
in den öffentlichen Personennahverkehr<br />
in der Bezirksregion geredet<br />
werden müsste“, so Monteiro.<br />
Die CDU im Bezirk drängt ebenfalls<br />
auf Verbesserungen im öffentlichen<br />
Personennahverkehr. Der S-<br />
Bahnhof Hohenschönhausen müsse<br />
zum Verkehrsknotenpunkt ausgebaut,<br />
die Linie S75 wieder bis Westkreuz<br />
verlängert werden. Die CDU<br />
kündigt einen Zehn-Punkte-Plan an.<br />
POLIZEIREPORT<br />
Neukölln Arcaden geräumt.<br />
DiePolizei hat am Donnerstagabend<br />
die Neukölln Arcaden geräumt.<br />
Grund war eine Tasche mit einem<br />
„sprengstoffverdächtigen Gegenstand“,<br />
wie ein Polizeisprecher sagte.<br />
Zuvorhatte ein Mann gegen 18 Uhr<br />
die dortige Postbankfiliale betreten<br />
und Geld gefordert. DieAngestellten<br />
hätten Alarmausgelöst. DerUnbekannte<br />
habe daraufhin eine Tasche<br />
abgestellt und sei geflohen, so der Polizeisprecher<br />
weiter.Kriminaltechniker<br />
untersuchten das Gepäckstück.<br />
DerInhalt der Tasche habe sich als<br />
harmlos erwiesen, wie die Polizei am<br />
späten Abend mitteilte.Sie sucht nun<br />
nach dem Mann und befragte während<br />
des Einsatzes Zeugen.(jsch./dpa)<br />
Reifen zerstochen.<br />
In Moabit haben Unbekannte die<br />
Reifen an 44 Autos zerstochen. Es ist<br />
der vierte Fall mit der gleichen Vorgehensweise<br />
innerhalb vonzwei<br />
Wochen. Zuletzt hatten Unbekannte<br />
in der Nacht zu Donnerstag in mehrerenStraßen<br />
in Moabit Reifen von<br />
44 geparkten Fahrzeugen zerstochen.<br />
An zwei der Autos wurde ein<br />
Davidsterninden Lack geritzt. In der<br />
Nacht zu Dienstag waren in BohnsdorfReifen<br />
von62Pkw zerstochen<br />
und fünf Autos mit Davidsternen<br />
zerkratzt worden. Zwei ähnliche Vorfälle<br />
gab es zuvor in Charlottenburg<br />
und Neukölln. Insgesamt wurden<br />
224 Fahrzeuge beschädigt. DiePolizeigeht<br />
bisher vonVandalismus aus.<br />
Transporter angezündet.<br />
Unbekannte haben erneut einen<br />
Transporter des Online-Händlers<br />
Amazon angezündet. Es ist das vierte<br />
abgebrannte Firmen-Fahrzeug innerhalb<br />
einer Woche.Passanten hatten<br />
in der Nacht zu Donnerstag die<br />
Feuerwehr alarmiert, als sie die<br />
Flammen an der Sarrazinstraße in<br />
Friedenau sahen. Einsatzkräfte<br />
löschten das Feuer.Ein davor geparktes<br />
Auto,eine Straßenlaterne sowie<br />
zwei Fahrräder wurden durch<br />
den Brand ebenfalls beschädigt. Der<br />
Staatsschutz hat wie in den anderen<br />
Fällen die Ermittlungen übernommen.<br />
Unbekannte hatten voretwa<br />
einer Woche in Karlshorst und in Gesundbrunnen<br />
Fahrzeuge vonAmazoninBrand<br />
gesetzt.<br />
Taxifahrer überfallen.<br />
Ein57Jahrealter Taxifahrer ist in Reinickendorfausgeraubt<br />
worden. Zwei<br />
Männer waren in der Nacht zu Donnerstag<br />
am Engelmannweg in das<br />
Taxi gestiegen und bis zur Straße Am<br />
Nordgraben Ecke Gorkistraße gefahrenworden.<br />
Dorthabe einer derTäter<br />
dem Fahrer ein Messer an den Hals<br />
gehalten. Diebeiden Männer seien<br />
mit ihrer Beute unerkannt geflüchtet.<br />
DerTaxifahrer blieb unverletzt. (lex.)<br />
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16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019<br />
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Brandenburg<br />
NACHRICHTEN<br />
Weniger Diebstähle in<br />
Krankenhäusern<br />
Geldbörsen, Fahrräder,Arzneimittel:<br />
In Brandenburger Krankenhäusernist<br />
es 2017 zu weniger Diebstählen<br />
gekommen. Wurden laut der polizeilichen<br />
Kriminalstatistik 2013<br />
noch 407 Diebstähle registriert, warenesnach<br />
der letzten Zählung 2017<br />
noch 348 Fälle.Auch für das Jahr<br />
2018 sind die Zahlen rückläufig, wie<br />
das Landeskriminalamt Brandenburg(LKA)<br />
mitteilte.Endgültige Zahlen<br />
liegen noch nicht vor. EinDiebstahl<br />
vonmedizinischen Geräten im<br />
Wert von500 000 Euro sorgte 2017 allerdings<br />
dafür,dass die Schadenssumme<br />
um ein Vielfaches anstieg:<br />
752 660 Euro Schaden meldeten die<br />
Krankenhäuser.Zum Vergleich: 2016<br />
waren es 375 159 Euro.Und 2013<br />
wurden 270 540 Euro Schadenssumme<br />
registriert. (dpa)<br />
Hund läuft auf Straße –Auto<br />
überschlägt sich<br />
Eine Autofahrerin hat sich in Rathenow(Havelland)<br />
mit ihrem Wagen<br />
überschlagen, weil sie einem Hund<br />
ausgewichen war.Die 50-Jährige war<br />
am Mittwochabend auf der Bundesstraße<br />
B188 unterwegs,als ihr der<br />
entlaufene Jagdhund vordas Auto<br />
lief, wie die Polizei am Donnerstag<br />
mitteilte.Die Frau versuchte vergeblich<br />
auszuweichen und fuhr in den<br />
Straßengraben, wo sich der Wagen<br />
überschlug. Siewurde leicht verletzt<br />
und kam in ein Krankenhaus.Der<br />
Hund erlag seinen schweren Verletzungen.<br />
Kurz danach meldete sich<br />
der Hundehalter,weil er sein Tier<br />
suchte.Andem Auto entstand ein<br />
Schaden von8000 Euro. (dpa)<br />
Keine Entscheidung über<br />
Raubkunst im Barberini<br />
Der Hof des Barberini mit einem Kunstwerk<br />
von Wolfgang Mattheuer.<br />
DPA<br />
DieGerichtsentscheidung über ein<br />
angebliches Raubkunst-Gemälde im<br />
Potsdamer Museum Barberini wird<br />
voraussichtlich erst kommende Woche<br />
fallen. DieZivilkammer des<br />
Landgerichts Potsdam habe die Frist<br />
für eine Stellungnahme des Museums<br />
bis zum Freitag um 24 Uhrverlängert,<br />
sagte Gerichtssprecher Sascha<br />
Beck. DieErben eines französischen<br />
Sammlers fordernvor dem<br />
Gericht die Herausgabe des Werks<br />
„Regatta in Venedig“ des Neo-Impressionisten<br />
Henri-Edmond Cross<br />
(1856 –1910), das derzeit im Barberini<br />
gezeigt wird. DasBild wurde vom<br />
Museum of Fine Arts in Houston für<br />
eine Cross-Ausstellung in Potsdam<br />
ausgeliehen. DieErben machen geltend,<br />
dass das Gemälde im Zweiten<br />
Weltkrieg beschlagnahmt worden<br />
sei. DieWerke vonCross wurden von<br />
den Nationalsozialisten als „entartet“<br />
verfemt. (dpa)<br />
Verdächtiger nach Polen<br />
ausgeliefert<br />
Fast ein halbes Jahr nach dem Todeiner<br />
polnischen Frau, die am 24. August<br />
2018 im Havelkanal bei Wustermark(Havelland)<br />
gefunden wurde,<br />
ist der Tatverdächtige nach Polen<br />
ausgeliefertworden. Diedeutschen<br />
Behörden werden den noch ungeklärten<br />
Fall bald an polnische Ermittler<br />
übergeben, hieß es bei Gericht.<br />
Verdächtig ist der polnische<br />
Freund der 29-Jährigen. (dpa)<br />
Jede einzelne Pflanze produziertbis zu eine Million Pollen. Da die Ambrosia auch noch von Juli bis Oktober blüht, belastet dies die Allergiker sehr lange.<br />
Kampf gegen hochgefährliche Pflanze<br />
Die Ambrosia sorgt für massive Probleme bei Allergikern. Trotz aller Maßnahmen breitet sie sich weiter aus<br />
VonTorsten Müller,Drebkau<br />
Wäre esdas ganze Jahr<br />
lang Winter,dann hätten<br />
Drebkau und andereOrteimSüdosten<br />
von Brandenburg ein gravierendes<br />
Problem weniger. Denn sobald das<br />
Frühjahr den Boden wärmt, geht in<br />
diesem Teil der Lausitz wieder eine<br />
Saat auf, die niemand bestellt hat<br />
und vielen Einwohnern, Ärzten und<br />
Verantwortlichen in den Kommunen<br />
im wahrsten Sinne des Wortes erhebliche<br />
Kopfschmerzenbereitet.<br />
Dann wachsen wieder die hochallergenen<br />
Ambrosiapflanzen –die<br />
bundesweit am stärksten damit belastete<br />
Region ist das Gebiet zwischen<br />
Cottbus und Lübben –mit den<br />
Städten Drebkau, Calau und Vetschau<br />
im Zentrum.<br />
Aufgrund der Wärme dort, der<br />
Trockenheit und der Bodenbeschaffenheit<br />
breitet sich das invasive und<br />
lange blühende Traubenkraut besonders<br />
kräftig aus. Inder Blütezeit<br />
zwischen Juli und Oktober werden<br />
häufig Pollenwerte gemessen, die<br />
um ein Vielfaches über jenen Grenzmarken<br />
liegen, die als gesundheitsgefährdend<br />
gelten. Für Patienten mit<br />
Atemwegs- und Hautproblemen sowie<br />
für Asthmakranke ist die sonst<br />
recht schöne Niederlausitz im Sommer<br />
kein guter Ortzum Leben.<br />
Lage hat sich sogar verschlechtert<br />
Eigentlich ist dies alles längst bekannt.<br />
Seit mehr als einem Jahrzehnt<br />
gibt es Arbeitskreise,Infobroschüren<br />
und einen im Internet gepflegten<br />
Standort-Atlas.Niemand –weder auf<br />
Landes- noch auf örtlicher Ebene –<br />
sagt, dass er die Lage nicht ernst<br />
nimmt.„Und doch hat sich die Situation<br />
nicht verbessert“, sagt der Bürgermeister<br />
von Drebkau, Paul<br />
Köhne.„Es ist eher eine Verschlechterung<br />
eingetreten.“<br />
Seit vielen Jahren versucht der<br />
Ort, gegen die sich rasch vermehrende<br />
Pflanze anzugehen: mit dem<br />
Gefahr: Etwa zwölf Prozent<br />
der Bundesbürger sollen bereits<br />
allergisch auf Ambrosia<br />
artemisiifolia reagieren. Die<br />
Pflanze wird zu den 100 gefährlichsten<br />
„invasiven Arten“<br />
gezählt. Das sind Arten,<br />
die meist aus anderen Länderneingeschleppt<br />
wurden,<br />
die wenigenatürliche Feinde<br />
haben und sich so invasiv<br />
ausbreiten, dass sie andere,<br />
heimische Arten verdrängen<br />
und so die Artenvielfalt gefährden.<br />
Die Ambrosia, auch<br />
Beifußblättriges Traubenkraut<br />
genannt, stammt aus<br />
Nordamerika.<br />
konsequenten Mähen von Straßenrändern<br />
und öffentlichen Grünflächen<br />
sowie mit sogenannten Ausreißtagen,<br />
bei denen die Bevölkerung<br />
mobilisiert und sensibilisiert<br />
werden soll.<br />
Doch als Unterstützung erhielt<br />
der Ortdafür bislang –sowie andere<br />
Kommunen auch –lediglich ein paar<br />
Tausend Euro jährlich aus Lottomitteln.<br />
Aber das alles sei nur ein Tropfen<br />
auf dem heißen Stein, sagt der<br />
Gemeindechef. „Uns fehlen Maschinen,<br />
Personal und auch die rechtlichen<br />
Grundlagen. Gegen den Ambrosiabewuchs<br />
auf privaten Flächen<br />
stehen uns keine ordnungsrechtlichen<br />
Mittel zur Verfügung.“<br />
So hat man in Drebkau auch in<br />
diesem Jahr gänzlich darauf verzichtet,<br />
wieder Lottomittel zu beantragen.<br />
Mitdenen sei der flächenmäßigen<br />
Ausbreitung des schädlichen<br />
Unkrauts einfach nicht beizukommen.<br />
Stattdessen arbeitet die Stadt<br />
zusammen mit den Orten Kolkwitz,<br />
GEFÄHRLICHE „INVASIVE ART“<br />
Einschleppung: Die allergene<br />
Ambrosia artemisiifolia<br />
wurde im 19. Jahrhundert<br />
vomMenschen aus Amerika<br />
über Saatgut, Getreide und<br />
verunreinigtes Vogelfutter<br />
nach Europa eingeschleppt.<br />
In Brandenburg wuchertsie<br />
vorallem in den Kreisen<br />
Spree-Neiße, Oberspreewald-Lausitz,<br />
Elbe-Elster und<br />
Dahme-Spreewald. Dortgibt<br />
es Messstationen für die Pollenbelastung.Sie<br />
übersteigt<br />
vielerorts an mehr als 40 Tagenpro<br />
Saison die Grenzwerte,<br />
die als gesundheitsgefährdend<br />
gelten.<br />
Pflanze: Eine Ambrosiapflanze<br />
kann bis zu zwei Meter<br />
hoch werden. Die einjährigePflanze<br />
produziertbis zu<br />
eine Million Pollen und<br />
60000 Samen. Der wiederum<br />
ist bis zu 40 Jahre<br />
keimfähig.Die Pflanze blüht<br />
vonJuli bis Oktober und führt<br />
zu einerVerlängerung der Beschwerdesaison<br />
für Allergiker.<br />
Die Landesregierung<br />
geht davonaus, dass die<br />
derzeitigeWeiterverbreitung<br />
in Brandenburg vorallem dadurch<br />
geschieht, weil ambrosiabelastetes<br />
Erdmaterial irgendwo<br />
abgeladen wird.<br />
Vetschau, Calau und Forst an einem<br />
generellen Positionspapier samt Forderungskatalog,<br />
die der Landesregierung<br />
vorgelegt werden sollen.<br />
„Wir erhoffen uns ein Umdenken<br />
und eine namhafte finanzielle Unterstützung<br />
durch das Land“, sagt<br />
Bürgermeister Paul Köhne.<br />
Dies sei längst überfällig, sagt<br />
auch der grüne Landtagsabgeordnete<br />
Benjamin Raschke,der sich seit<br />
Jahren mit dem Problem befasst und<br />
die Region im Stich gelassen sieht.<br />
„Es fehlt ein richtiger, verlässlicher<br />
Posten zur Ambrosiabekämpfung im<br />
Landeshaushalt, der sowohl den<br />
Kommunen als auch den Landwirtschaftsbetrieben<br />
zugute kommt“,<br />
sagt er. Inbestimmten Landstrichen<br />
der Region gibt es kein Feld mehr,<br />
das nicht von der Invasion des pollenreichen<br />
und gut keimungsfähigen<br />
Gewächses betroffen ist. Standorte<br />
von mehr als 1000 Pflanzen gehören<br />
dort zum normalen Erscheinungsbild.<br />
„Es braucht viel Geld, ein<br />
Dritter Warnstreik dieser Woche<br />
koordiniertes Vorgehen aller Beteiligten<br />
und Rechtssicherheit“, sagt er.<br />
Eigentlich ist lange bekannt, wie<br />
man das Problem sprichwörtlich bei<br />
der Wurzel packen kann: Um die<br />
Ausbreitung zu stoppen, muss auf<br />
den betroffenen Gebieten zum einen<br />
sehr regelmäßig gemäht werden, zusätzlich<br />
sind Pflanzenschutzmaßnahmen<br />
nötig. Außerdem sollte zuweilen<br />
auch drei Jahre lang auf den<br />
Anbau bestimmter Kulturen verzichtet<br />
werden. Andere Länder wie die<br />
Schweiz machen es vor. Dortgilt eine<br />
Melde- und Bekämpfungspflicht.<br />
Die Ambrosia ist als „besonders gefährliches<br />
Unkraut“ deklariert. Private,regionale<br />
und nationale Betreiber<br />
und Behörden arbeiten auf gesetzlicher<br />
Grundlage Hand in Hand.<br />
Wenigstens Vormarsch beenden<br />
Dass auch das Land Brandenburg<br />
Handlungsbedarfsieht, zeigt sich an<br />
der neuen Stelle eines Ambrosia-Beauftragten<br />
beim Landesamt für<br />
ländliche Entwicklung. Matthias<br />
Hoffmann hat die Arbeit im Oktober<br />
2018 angetreten. Er habe viele Gespräche<br />
mit Vertretern der Kommunen<br />
und mit Landwirten geführt,<br />
sagt der 51-jährige Agrar-Ingenieur.<br />
„Ich will die Zusammenarbeit von<br />
Grünflächenämtern, Straßenmeistereien<br />
und Agrarbetrieben verstärken,<br />
es dürfen keine Streifen stehen<br />
bleiben.“ Ziel sei es, imNorden des<br />
Landes, woeserst vereinzelte Ambrosia-Standorte<br />
gibt, die Pflanzewieder<br />
ganz zu beseitigen. „In der Niederlausitz<br />
werden wir sie nicht ausrotten<br />
können“, sagt Matthias Hoffmann.<br />
„Aber wir wollen ihren<br />
Vormarsch beenden und sie auch<br />
zurückdrängen.“<br />
Über einen eigenen Etat zur Vergabe<br />
von Zuschüssen oder Fördergeld<br />
verfügt der Ambrosia-Beauftragte<br />
allerdings nicht. Ob und wann<br />
das kommt, ist unklar. Aber ganz sicher<br />
ist, dass das Frühlingserwachen<br />
in Drebkau und Umgebung schon<br />
bald wieder ansteht.<br />
Nach Cottbus und Frankfurt (Oder) traf der Ausstand bei Bussen und Bahnen nun die Stadt Brandenburg/Havel<br />
Ein Warnstreik der Bus- und<br />
Bahnfahrer hat am Donnerstagmorgen<br />
den öffentlichen Nahverkehr<br />
in Brandenburg/Havel lahmgelegt.<br />
MitBetriebsbeginn um 3.30 Uhr<br />
fuhren weder Busse noch Bahnen<br />
aus den Depots,wie die Verkehrsbetriebe<br />
Brandenburg(VBBr) bestätigten.<br />
Etwa 60 Mitarbeiter traten nach<br />
Angaben der Gewerkschaft Verdi bis<br />
9Uhr in den Ausstand. Das Unternehmen<br />
hat 150 bis 160 Beschäftigte.<br />
Es handelte sich bereits um den dritten<br />
Ausstand der Woche, amDienstag<br />
und Mittwoch gab es Warnstreiks<br />
in Frankfurt(Oder) und Cottbus.<br />
Verdi-Streikleiter Jens Gröger<br />
zeigte sich zufrieden mit der Beteiligung.<br />
Der Warnstreik sei „hundertprozentig<br />
gelungen“, sagte er. „Ziel<br />
war es, den Arbeitgebern zuzeigen,<br />
dass mit uns nicht zu scherzen ist.“<br />
Hintergrund sind die Tarifverhandlungen<br />
zwischen Verdi und<br />
dem Kommunalen Arbeitgeberverband<br />
Brandenburg (KAV). Die Ge-<br />
werkschaft fordert einheitlich eine<br />
Anhebung aller Entgeltgruppen und<br />
-stufen um 1,80 Euro je Arbeitsstunde<br />
für die Beschäftigten des öffentlichen<br />
Nahverkehrs. Das Einstiegsgehalt<br />
eines Busfahrers liegt<br />
laut Verdi beispielsweise bei knapp<br />
2000 Euro brutto. Bei einer Anhebung<br />
um 1,80 Euro würde der Stundenlohn<br />
bei 13,50 Euro liegen.<br />
Die Arbeitgeberseite hält die Forderungen<br />
der Gewerkschaften für<br />
überzogen.<br />
GALITSKAYA<br />
„Ich halte es für Augenmaß, dass<br />
der Warnstreik in den Schulferien<br />
passiert ist“, sagte der Chef der Verkehrsbetriebe<br />
Brandenburg/Havel,<br />
Jörg Vogler. Die Gewerkschaft gehe<br />
mit einer hohen Forderung in die Tarifverhandlung,<br />
gleichwohl wolle sie<br />
es sich nicht mit der Bevölkerung<br />
verscherzen, fügte er hinzu.<br />
VBBr-ChefVogler sieht in dem Tarifkonflikt<br />
auch das Land Brandenburg<br />
inder Pflicht, mehr für den öffentlichen<br />
Nahverkehr zu tun. (dpa)<br />
Urteil gegen<br />
Dreifachmörder<br />
rechtskräftig<br />
Revision des 26-Jährigen<br />
wurde abgelehnt<br />
VonKlaus Peters, Frankfurt(Oder)<br />
Das Urteil gegen den dreifachen<br />
Mörder vonMüllrose und Beeskow<br />
ist rechtskräftig. Der Bundesgerichtshof<br />
(BGH) habe die Revision<br />
des 26-Jährigen als unbegründet verworfen,<br />
teilte das Landgericht Frankfurt(Oder)<br />
am Donnerstag mit.<br />
Das Landgericht hatte den 26-<br />
Jährigen im Februar 2018 wegen<br />
Mordes an seiner Großmutter und<br />
zwei Polizisten zu lebenslanger Haft<br />
verurteilt. Zudem stellten die Richter<br />
die besondere Schwere der Schuld<br />
fest und stellten die Möglichkeit einer<br />
anschließenden Sicherungsverwahrung<br />
unter den Vorbehalt einer<br />
späteren Entscheidung.<br />
Laut dem Urteil hatte der junge<br />
Mann im Februar 2017 nach einem<br />
Streit zuerst seine 79-jährige Großmutter<br />
in Müllrose (Oder-Spree) erstochen<br />
und danach auf der Flucht<br />
zwei Polizeibeamte an einer Bundesstraße<br />
bei Beeskow mit überhöhter<br />
Geschwindigkeit totgefahren. Die<br />
beiden 49 und 52 Jahre alten Beamten<br />
sollten das Fluchtauto mit einem<br />
Nagelbrett stoppen. Sie starben sofortnach<br />
dem Zusammenstoß.<br />
In der Revision wollte die Verteidigung<br />
nach Angaben des Landgerichts<br />
unter anderem prüfen lassen,<br />
ob Aufnahmen einer Dashcam als<br />
Beweismittel ausgewertet werden<br />
durften. Die Kamera eines vorbeifahrenden<br />
Lastwagens hatte die letzten<br />
Sekunden vordem tödlichen Zusammenstoß<br />
mit den beiden Polizisten<br />
aufgezeichnet. Dazu habe der<br />
BGH darauf hingewiesen, dass die<br />
Verteidigung selbst die erneute Auswertung<br />
der Aufzeichnungen in der<br />
Hauptverhandlung beantragt hatte,<br />
so das Landgericht. (dpa)<br />
Der Sitz der FirmaLunapharmist in<br />
Blankenfelde-Mahlow.<br />
DPA/PLEUL<br />
Lunapharm<br />
weitere Erlaubnis<br />
entzogen<br />
Firma erhebt Vorwürfe<br />
gegen Ministerium<br />
N<br />
ach dem Skandal um gestohlene<br />
Krebsmedikamente aus<br />
Griechenland wurde dem Pharmahändler<br />
Lunapharm die Großhandelserlaubnis<br />
entzogen. „Damit<br />
wurde dem Unternehmen mit Sitz in<br />
Blankenfelde-Mahlownun auch jeglicher<br />
Handel mit Arzneimitteln auf<br />
Dauer untersagt“, teilte das Gesundheitsministerium<br />
mit. Seit Mitte Januar<br />
ist dem Unternehmen die Herstellung<br />
von Arzneimitteln und der<br />
Handel damit untersagt. Die Großhandelserlaubnis<br />
ruhte nur.<br />
Die Geschäftsführerin von Lunapharm,<br />
Susanne Krautz-Zeitel, erhebt<br />
Vorwürfe gegen das Ministerium<br />
und Medien. DieFirma sei aufgrund<br />
unbewiesener Unterstellungen<br />
ohne belastbare Beweise und<br />
ohne Möglichkeit einer Verteidigung<br />
„öffentlich vorgeführt, ja geradezu<br />
geschlachtet“ worden. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 17<br />
·························································································································································································································································································<br />
Gesundheit<br />
Immer mehr Operationen am Herzen<br />
Hauptgrund ist, dass die Menschen immer fitter werden und die Vorsorge besser funktioniert. Auch die Zahl der Herztoten sinkt<br />
In Deutschland ist die Zahl der<br />
Herzoperationen bei betagten<br />
Patienten überproportional angestiegen.<br />
Gab esimJahr 2000<br />
rund 4225 Herz-Operationen bei<br />
Menschen über 80, waren es nach<br />
den jüngsten Zahlen für 2017 bereits<br />
16242 Eingriffe, heißt es im neuen<br />
Herzbericht 2018, der am Donnerstag<br />
in Berlin vorgestellt wurde. Inkeiner<br />
anderen Altersgruppe haben sich die<br />
OP-Zahlen laut Bericht in diesem<br />
Ausmaß entwickelt.<br />
Ärzte erklären sich den großen Zuwachs<br />
nicht allein mit der alternden<br />
Gesellschaft. Neben schonenderen<br />
Narkosen gebe es heute minimal-invasive<br />
Techniken und OP-Methoden<br />
ohne Brustkorb-Öffnung, sagte Wolfgang<br />
Harringer, Präsident der Deutschen<br />
Gesellschaft für Thorax-, Herzund<br />
Gefäßchirurgie. Das verringere<br />
das Risiko. Die heutige Generation<br />
der über 80-Jährigen sei auch eine<br />
völlig andere. „Die Menschen sind<br />
durch die Bank fitter und aktiver.“<br />
Es sei etwas dran, dass in Deutschland<br />
zum Beispiel mehr Schrittmacher<br />
verpflanzt und mehr Stents eingesetzt<br />
würden als in anderen europäischen<br />
Ländern, ergänzte Dietrich<br />
Andresen, Vorstandsvorsitzender der<br />
Deutschen Herzstiftung. „Es wird<br />
aber nicht zu viel operiert“, betonte<br />
er. Die Entwicklung sei auch eine<br />
Folge des Wohlfahrtsstaats, der die<br />
Lebensqualität als Richtgröße mit in<br />
den Blick nehme. Operationen würden<br />
auch noch im hohen Alter ausgeführt,<br />
weil Patienten dann zum Beispiel<br />
weniger Brustschmerzen und<br />
Die Zahl der Herzoperationen ist gestiegen. Und das ist tatsächlich eine gute Nachricht.<br />
Atemnot hätten –und dadurch mehr<br />
Bewegungsfreiheit.<br />
DieZahl der Sterbefälle durch Herzerkrankungen<br />
ist gesunken. Im Jahr<br />
2016 starben insgesamt etwa 207000<br />
Menschen an einem Herzinfarkt, an<br />
Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen<br />
oder ähnlichen Erkrankungen.<br />
2015 hatte es etwa 221500Todesfälle<br />
durch Herzkrankheiten gegeben.<br />
Auch das sei eine Folge der verbesserten<br />
medizinischen Versorgung –und<br />
einer besseren Vorsorge.Entwarnung<br />
könne aber nicht gegeben werden,<br />
denn trotz der Fortschritte in der<br />
Herzmedizin hätten Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen„ihren Schrecken noch<br />
lange nicht verloren“, warnte Dietrich<br />
Andresen, Vorstandschef der<br />
Herzstiftung.<br />
Herzkrankheiten sind in Deutschland<br />
nach wie vor Todesursache<br />
Nummer eins. Insgesamt verursachten<br />
koronare Herzkrankheiten, das<br />
sind die Grunderkrankungen des<br />
Herzinfarkts, 2016 knapp 122300<br />
Sterbefälle –nach 128230 im Jahr davor.<br />
Die Zahl der Todesfälle durch<br />
Herzschwäche nahm 2016 deutlich<br />
um etwa 7000 auf rund 40300 ab.<br />
GETTYIMAGES<br />
Seit Jahren sterben zudem deutlich<br />
mehr Frauen als Männer an<br />
Herzkrankheiten – 2016 waren es<br />
mehr als 107500 Frauen und etwa<br />
99500 Männer. Als mögliche Ursachen<br />
für das Geschlechtergefälle sehen<br />
Herzspezialisten anatomische<br />
Unterschiede an Herz und Gefäßen,<br />
Genetik, aber auch die Wirkung von<br />
Herzmedikamenten sowie die unterschiedliche<br />
Symptomatik von Herzkrankheiten.<br />
Die Herzstiftung und die Fachgesellschaften<br />
für Kardiologie, Herzchirurgie<br />
und Kinderkardiologie fordern<br />
mehr öffentliche Investitionen<br />
in die Prävention und dabei einen<br />
stärkeren Fokus auf sozial Benachteiligte.Noch<br />
heute seien fast 30 Prozent<br />
der Reha-Herzpatienten Raucher,<br />
18Prozent seien stark übergewichtig<br />
und 22 Prozent hätten Diabetes.<br />
Untersuchungen zeigen<br />
demnach, dass Raucher, stark Übergewichtige<br />
mit einem erhöhen Herzinfarktrisiko<br />
und auch Infarktpatienten<br />
häufiger in sozial benachteiligten<br />
Stadtgebieten anzutreffen sind.<br />
Deshalb seien Präventionskonzepte<br />
nötig, „die auf sozial benachteiligte<br />
Personen und Brennpunktstadtteile<br />
fokussieren“, heißt es im Bericht.<br />
Eine beträchtliche Zahl der Krankenhauseinweisungen<br />
und Todesfälle<br />
könnte vermieden werden,<br />
wenn die Menschen insgesamt mehr<br />
Vorsorge betrieben. Studien zufolge<br />
sind 90 Prozent aller Infarkte durch<br />
einen ungesunden Lebensstil wie<br />
Rauchen, Bewegungsmangel und<br />
Fettleibigkeit zu erklären. Fortschritte<br />
sieht der Herzbericht in Sachsen-Anhalt.<br />
Zwar ist in dem Bundesland mit<br />
295 Herztoten pro100000 Einwohner<br />
die Sterblichkeit aufgrund von Herzkrankheiten<br />
immer noch am höchsten,<br />
allerdings konnte die Herzinfarktsterbeziffer<br />
Sachsen-Anhalt von<br />
82 Gestorbenen pro100000 auf 75 gesenkt<br />
werden. In Sachsen-Anhalt<br />
wird seit einiger Zeit ein Herzinfarktregister<br />
aufgebaut, zudem gab es Aufklärungskampagnen.<br />
Neben Sachsen-Anhalt (295) weisen<br />
auch andere ostdeutsche Bundesländer<br />
wie Thüringen (263) und<br />
Mecklenburg-Vorpommern (264)<br />
überdurchschnittlich viele Todesfälle<br />
durch Herz-Kreislauferkrankungen<br />
aus. Inden Tabellen gibt es nicht allein<br />
Ost-West-Unterschiede.Betrachten<br />
die Statistiker allein die Einlieferungen<br />
in Kliniken nach einem akuten<br />
Herzinfarkt kommt das Saarland<br />
im Jahr 2017 mit 305 Patienten pro<br />
100000 Einwohner auf einen negativen<br />
Spitzenwert. Berlin weist 237 Patienten<br />
pro 100000 Einwohner aus.<br />
Dergeringsten Wert meldete Sachsen<br />
mit 197 Patienten pro 100000 Einwohner.<br />
(AFP/dpa)<br />
Keime haben keine Chance mehr<br />
Spezielles Silber-Gewebe soll Verbreitung multiresistenter Keime im Krankenhaus verhindern<br />
VonClaudia Drescher<br />
Mit routiniertem Griff drückt<br />
Anke Preußner ein Gelpad gegen<br />
den Vorhang eines Patientenzimmers.<br />
„Ich führe einen sogenannten<br />
Abklatsch durch, eine mikrobielle<br />
Umgebungsuntersuchung“,<br />
erklärtdie Hygienefachkraft<br />
des Dresdner Universitätsklinikums<br />
Carl Gustav Carus. Eine Woche lang<br />
werdedie Probe bei 37 Grad bebrütet<br />
und anschließend ihreBelastung mit<br />
multiresistenten Keimen (MRSA) gemessen.<br />
All das ist Teil einer halbjährigen<br />
Studie, die zeigen soll, ob ein<br />
spezielles technisches Textil „made<br />
in Sachsen“ Vorteile gegenüber herkömmlichen<br />
Stoffen bietet.<br />
Der Clou: In diesen Spezialstoff<br />
aus dem erzgebirgischen Geyer sind<br />
Fäden aus reinem Silber eingewebt.<br />
Durch die natürliche Luftfeuchtigkeit<br />
werden laut Hersteller Silber-Ionen<br />
freigesetzt, die sich an den<br />
MRSA-Keimen anlagern und deren<br />
DNA angreifen. Damit vermehren<br />
sich die Erreger nicht weiter. „Nach<br />
einer Laborstudie im vergangenen<br />
Jahr testen wir das Material nun in<br />
der Praxis“, sagt JörgBrändl. DerGeschäftsführer<br />
des gleichnamigen<br />
Textilunternehmens kümmert sich<br />
um Produktion und Vertrieb des Gewebes.<br />
Die Idee für „BacteriaEx“, so der<br />
Markenname, hatte ein anderes,<br />
1837 gegründetes Traditionsunternehmen<br />
aus Crimmitschau. Neben<br />
hochwertigen Bekleidungsstoffen<br />
und einer eigenen Maßkonfektion<br />
setzt Spengler und Fürst inzwischen<br />
verstärkt auf technische Textilien.<br />
Mit Unterstützung eines Branchenverbands<br />
arbeiten beide Unternehmen<br />
seit zwei Jahren an dem silberhaltigen<br />
Hightech-Gewebe, das<br />
nach bisherigen Erkenntnissen binnen<br />
einer Stunde 99,9 Prozent Bakterienfreiheit<br />
erzielen soll. „Neben der<br />
Uniklinik, wo Fenster- und Duschvorhänge<br />
getestet werden, läuft im<br />
Elblandklinikum Meißen eine weitere<br />
Testreihe mit Bettwäsche und<br />
Spannbettlaken“, erläutert Brändl.<br />
Demnach verliert das Gewebe seine<br />
antibakterielle Wirkung weder durch<br />
Waschen noch über die Einsatzzeit<br />
und bietet denselben Komfort wie<br />
herkömmliche Textilien. Erst im vergangenen<br />
Jahr machten MRSA-<br />
Keime in Sachsen Schlagzeilen, als<br />
zwei Patienten mit schweren Vorerkrankungen<br />
infolge einer Infektion<br />
in einem Dresdner Krankenhaus<br />
starben. Für Menschen mit intaktem<br />
Immunsystem sind die Erreger in<br />
der Regel harmlos. Für geschwächte<br />
Patienten, etwa auf einer Intensivstation,<br />
sowie für das medizinische<br />
Personal können sie jedoch zum<br />
Problem werden.<br />
Zwar sind MRSA-Infektionen laut<br />
Robert-Koch-Institut (RKI) seit einigen<br />
Jahren rückläufig. Dennoch treten<br />
die hartnäckigen Krankenhauskeime<br />
in Sachsen noch immer vergleichsweise<br />
häufig auf: Pro 100 000<br />
Einwohner wurden 2018 in Sachsen<br />
nach jüngsten Angaben des RKI 4,41<br />
Fälle gemeldet.<br />
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Titelfoto: ©Monique Wüstenhagen
18 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019<br />
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Sport<br />
Shoppingtour auf einem leeren Markt<br />
Das Tischtennisteam des TTC Eastside kämpft gegen das Aus in der Champions League. Doch schon jetzt hat ein schwieriger Umbruch begonnen<br />
VonMichael Jahn<br />
Guo Ruichen, eine erst 20-<br />
jährige Chinesin, wurde<br />
vor knapp zwei Wochen<br />
zum Albtraum für die<br />
Tischtennis-Asse des TTC Berlin<br />
Eastside. Das große Talent schmettert<br />
für den tschechischen Meister<br />
SKST Mart Hodonin. Im Hinspiel des<br />
Viertelfinales der Champions<br />
League bezwang sie die beiden weitaus<br />
erfahreneren Gina Pota 3:1 und<br />
Shan Xiaona in 3:2-Sätzen. Am Ende<br />
siegte Hodonin 3:1 (10:7 Sätze). Deshalb<br />
hat Berlin eine äußerst komplizierte<br />
Ausgangsposition für das<br />
Rückspiel (Freitag, 18.30 Uhr/Freizeitforum<br />
Marzahn). Neben Guogehören<br />
die beiden starken Spielerinnen<br />
Natalia Partyka und Iveta Vacenovska<br />
zum Team der Gäste. Eswar<br />
der zweite Rückschlag für Eastside in<br />
den zurückliegenden Wochen.<br />
Trotziger Präsident<br />
Erfolg durch Routine: Matilda Ekholm kann derzeit in Diensten des TTC Eastside überzeugen.<br />
Nach dem verlorenen Finale im<br />
deutschen Pokalwettbewerb Anfang<br />
Januar vor heimischer Kulisse gegen<br />
Kolbermoor (1:3) droht der erfolgsverwöhnten<br />
Mannschaft aus Berlin<br />
nun auch das Aus inder europäischen<br />
Königsklasse.Dortwar das Erreichen<br />
des Halbfinales das Ziel.<br />
TTC-Präsident Alexander Teichmann<br />
sagt trotzig: „Wir konzentrieren<br />
uns jetzt auf das Rückspiel. Es<br />
gab in der Vergangenheit genügend<br />
Beispiele dafür, dass unser Team<br />
über sich hinausgewachsen ist.“<br />
Aber auch Teichmann weiß, dass<br />
die Mannschaft im Moment eine<br />
schwierige Phase durchlebt. Gina<br />
Pota, oft als „Miss Champions<br />
League“ tituliert, weil sie eigentlich<br />
uneinholbar scheinende Rückstände<br />
aufholte und in Siege verwandelte,<br />
befindet sich seit Wochen<br />
in einem sportlichen Tief. UndShan<br />
Xiaona, die im Juli 2018 ein Mädchen<br />
zur Welt brachte, hat den Trainingsrückstand<br />
noch immer nicht komplett<br />
aufholen können. Teichmann<br />
meint: „Sie macht von Spiel zu Spiel<br />
Fortschritte, aber es fehlt noch die<br />
letzte Konsequenz.“ Der Alltag mit<br />
Muttersein und Training ist immer<br />
neu zu organisieren.<br />
Nur Nina Mittelham und die<br />
Schwedin Matilda Ekholm konnten<br />
zuletzt meist überzeugen. Die TTC-<br />
Spielerinnen sind bei den zahlreichen<br />
internationalen Turnieren, bei<br />
denen gutes Geld zu verdienen ist,<br />
stark beansprucht. Der Wettkampfkalender<br />
ist eng getaktet. Verkraften<br />
die älteren Spielerinnen, die das<br />
Herzstück des TTCbilden, diese Auftritte<br />
in Europa und Asien, verbunden<br />
mit langen Reisen, nicht mehr so<br />
gut? Oder ist ein zwischenzeitliches<br />
sportliches Tief sogar normal?<br />
Viele Protagonisten sind schon<br />
sehr lange im aufreibenden internationalen<br />
Tischtennis-Zirkus unterwegs:<br />
Pota, 34, Shan, 36, und Ekholm,<br />
36, gehören dazu. Mit Kathrin<br />
Mühlbach, 27, und Nina Mittelham,<br />
22, stehen nur zwei junge Spielerinnen<br />
zur Verfügung. Die erst 15-jährige<br />
Inderin Diya Chitale, ein großes<br />
Talent, ist noch nicht soweit, um die<br />
Etablierten verdrängen zu können.<br />
Erfolg in Montreux<br />
Andreas Hain, der erfahrene Manager<br />
des TTC sagt: „Der Verjüngungsprozess<br />
ist bei uns ein Thema. Mit<br />
der Verpflichtung von Nina Mittelham<br />
haben wir ja schon begonnen.“<br />
Doch die Geschichte mit dem Alter<br />
ist im Tischtennis nicht mit anderen<br />
IMAGO<br />
Sportarten, etwa dem Fußball, zu<br />
vergleichen. Hain sagt: „Durch die<br />
Verkürzung der Sätze auf elf Gewinnpunkte<br />
können viele Spitzenkräfte<br />
viel länger als früher auf hohem<br />
Level spielen.“ Erfolgreiche<br />
Spielerinnen um die 40 Jahre sind<br />
zwar nicht die Regel, aber auch keine<br />
Seltenheit.<br />
Für das nach wie vorhohe Niveau<br />
bei Eastside spricht auch die Tatsache,<br />
dass in Mittelham, Ekholm und<br />
Pota gleich drei Spielerinnen am zurückliegenden<br />
Wochenende beim<br />
Europe Top16-Turnier in Montreux<br />
an die Tische traten –mit wechselndem<br />
Erfolg. Siegerin wurde zum ersten<br />
Maldie deutsche Nationalspielerin<br />
Petrissa Solja, 24. Die ehemalige<br />
TTC-Akteurin brachte in der Saison<br />
2017/18 allerdings mit ihrer „mentalen<br />
Auszeit“ das Team von Trainerin<br />
Irina Palina in die Bredouille. Sie fiel<br />
die komplette Spielzeit aus und<br />
schloss sich später dem Erstliga-Aufsteiger<br />
Langstadt an. Sie wollte sich<br />
dem permanenten Leistungsdruck<br />
in Berlin nicht mehr aussetzen.<br />
TeureSpitzenkräfte<br />
Der TTC ist weiter sehr gut aufgestellt.<br />
Der Vertrag mit Shan Xiaona<br />
wurde erst um weiteredreiJahreverlängert,<br />
da man davon ausgeht, dass<br />
sie bald wieder ihr enormes Potenzial<br />
abrufen kann.„Auf ihrem Niveau<br />
können nicht viele in Europa spielen“,<br />
sagt Alexander Teichmann.<br />
Shan, die bei Olympia in Rio mit dem<br />
deutschen Team die Silbermedaille<br />
gewann, will sich auf Olympia 2020<br />
in Tokio vorbereiten.<br />
Fakt ist auch: Diekünftige Kaderplanung<br />
gestaltet sich schwierig.<br />
Jüngere Spielerinnen, die sich auf<br />
dem Niveau der aktuellen TTC-<br />
Frauen bewegen, gibt es kaum –weder<br />
in der Bundesliga, noch in anderen<br />
europäischen Ligen. Manager<br />
Hain sagt: „Der Marktist leergefegt.“<br />
Und die wenigen Spitzenkräfte<br />
wie Europas Nummer 1, Sofia Polcanova,<br />
24, aus Österreich oder die Rumänin<br />
Bernadette Szöcs, 23, sind<br />
teuer.„Wirwerden sehen, was machbar<br />
ist“, sagt Hain, der ein großes<br />
Netzwerk hat, „wir planen schon<br />
langfristig.“ Jetzt steht erst das Rückspiel<br />
gegen die starkenTschechen aus<br />
Hodonin auf dem Plan. „Das wird<br />
sehr kompliziert“, sagt Hain, „aber<br />
wir sind auch nicht aussichtslos.“<br />
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•Besuch eines italienischen Marktesin<br />
Omegna und Besuch des Botanischen<br />
Gartens „Villa Taranto“ in Verbania inkl.<br />
Transfer: € 49,–<br />
Zustiege: Gesundbrunnen •Berlin Hbf<br />
•Südkreuz<br />
Mehr Informationen auchunter www.berliner-zeitung.de/leserreisen<br />
Detaillierte Informationen zur Reise und rechtliche Hinweise erhalten Sie vom Reiseveranstalter.<br />
Reiseveranstalter (i.S.d.G.): AKE-Eisenbahntouristik Inh. Jörg Petry, Kasselburger Weg 16, 54568 Gerolstein<br />
©Eric Schulze
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 19 *<br />
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Sport<br />
Maurer<br />
wird<br />
Weltmeister<br />
WieDominik Paris den<br />
alpinen Skisport erobert<br />
Dominik Paris war 18 Jahre alt<br />
und ein talentierter Skifahrer,<br />
als seine Karriere beendet zu sein<br />
schien. Zwei Jahrelang hatte sich der<br />
junge Südtiroler als Aushilfsmaurer<br />
verdingt, die Familie brauchte Geld,<br />
das Training kam zu kurz. Und im<br />
Zweifel zogParis noch stets „das Feiern<br />
mit den Kollegen“ einer<br />
schweißtreibenden Einheit vor.<br />
Doch dann entschied er sich zu einem<br />
radikalen Schritt, der sein Leben<br />
veränderte –und ihn elf Jahre<br />
später zum Super-G-Weltmeister sowie<br />
ersten Anwärter auf Abfahrtsgold<br />
machte.<br />
Teenager Paris ging für 100 Tage<br />
auf eine Alm am Splügenpass und arbeitete<br />
an der Grenze zwischen Italien<br />
und der Schweiz als Hirte. „Das<br />
war für mich der Wendepunkt in<br />
meinem Leben“, sagt er, „ich habe<br />
dort gelernt, wie wichtig es ist, sich<br />
auf das Wesentliche zu konzentrieren<br />
und dass es keinen Ersatz für<br />
harte Arbeit gibt.“ Als er wieder nach<br />
Hause ins Ultental bei Meran kam,<br />
war er zwölf Kilo leichter, hatte „einen<br />
klaren Kopf“ und einen Plan:<br />
Skirennfahrer werden.<br />
DerBruder stirbt<br />
Paris war in bescheidenen Verhältnissen<br />
aufgewachsen. DerVater, ein<br />
Skilehrer, stellte ihn erstmals auf die<br />
Bretter, als er dreieinhalb Jahre alt<br />
war. Mit 15 zählte er zum Südtiroler<br />
Landeskader, „neben Skifahren hat<br />
es nichts anderes gegeben“. Das änderte<br />
sich auf dem Bau, doch auch<br />
da lernte er die Skikarriere. „Wenn<br />
man den ganzen TagkiloschwereSäcke<br />
schleppt, darfman nicht ans Aufgeben<br />
denken“, sagt er. InArbeitsschuhen<br />
habe er sich oft gefühlt, als<br />
stünde er „stundenlang barfuß auf<br />
hartem Stahl“. Nach zwei Jahren war<br />
ihm klar: „Nie wieder!“ Im Winter<br />
Gestatten, Weltmeister:der südtiroler<br />
Dominik Paris bei der WM in Are AP/FACIOTTI<br />
nach seiner Rückkehr von der Alm<br />
startete er im Europacup. Inder Saison<br />
darauf durfte er im Weltcup ran.<br />
Paris gewann 2013 die brutalen<br />
Abfahrten in Bormio und Kitzbühel<br />
sowie WM-Silber gewonnen, doch<br />
im Juni 2013 ereilte ihn ein schwerer<br />
Schicksalsschlag, als sein Bruder<br />
Rene bei einem Motorradunfall ums<br />
Leben kam. Parisstellte alles infrage,<br />
doch Rene, mit dem er als Kind Ski<br />
fuhr,„hätte gewollt, dass ich weitermache<br />
und hart daran arbeite, mir<br />
meine Träume zu erfüllen“.<br />
Das tat er –mit Musik als Therapie.<br />
Paris ist großer Fan von härtestem<br />
Metal, spielt Gitarre und singt.<br />
Wobei: „Es ist eher wie ein Brüllen<br />
gefolgt von Geschrei“, sagt er, „aber<br />
das ist meine Artzuentspannen.“ In<br />
Italien ist er der „Metallaro delle<br />
nevi“, der Schneemetaller.<br />
Im Herbst hat Paris mit seiner<br />
Band „Rise of Voltage“ ein Album<br />
veröffentlicht, im Sommer schenkte<br />
Freundin Kristina ihm Sohn Niko.<br />
Weil er in diesem Winter erneut in<br />
Bormio und zum dritten Maldie Abfahrt<br />
auf der berüchtigten Streif in<br />
Kitzbühel gewann, spricht er jetzt<br />
von„meinem magischen Jahr“.<br />
Die Gazzetta dello Sport nannte<br />
ihn „Superman Paris“ Rockt er auch<br />
die AbfahrtamSonnabend?„Der Anfang<br />
ist gemacht“, sagt er. (sid)<br />
Man kickt deutsch<br />
Norwich City kann den Aufstieg in die Premier League schaffen –mit Know-how aus der Bundesliga<br />
VonHendrik Buchheister,Manchester<br />
Den wohl größten Abend<br />
der Vereinsgeschichte<br />
erlebte Norwich City am<br />
19. Oktober 1993. Das<br />
Team aus der Grafschaft Norfolk im<br />
Osten Englands war im Uefa-Pokal<br />
zu Gast beim FC Bayern.Eswar eines<br />
dieser David-gegen-Goliath-Duelle,<br />
mit dem besseren Ausgang für den<br />
Außenseiter. Norwich gewann 2:1<br />
und schaffte den einzigen Sieg einer<br />
britischen Klubmannschaft überhaupt<br />
im Münchner Olympiastadion.<br />
Im Rückspiel an der Carrow<br />
Road gab es ein 1:1, Norwich war<br />
weiter,der FC Bayern raus.<br />
In der Gegenwart gibt es wieder<br />
Erstaunliches zu besichtigen bei den<br />
Canaries, den Kanarienvögeln, wie<br />
Norwich wegen der Vereinsfarben<br />
genannt wird. Der Klub hat am vergangenen<br />
Wochenende die Tabellenführung<br />
in Englands zweiter Liga,<br />
der Championship, übernommen<br />
durch den 3:1-Erfolg beim bisherigen<br />
Spitzenreiter Leeds United und<br />
ist drei Jahrenach dem jüngsten Abstieg<br />
2016 auf dem besten Wegzurück<br />
in die Premier League.<br />
DerAufschwung ist starkdeutsch<br />
geprägt, mit Trainer Daniel Farke,<br />
der 2017 von Borussia Dortmunds<br />
Reserve kam, und vielen deutschen<br />
Spielernund anderen alten Bekannten<br />
aus der Bundesliga. Einige von<br />
ihnen sind Christoph Zimmermann,<br />
Timm Klose, Tom Trybull, Mario<br />
Vrancic, Moritz Leitner, Marco Stiepermann<br />
und Teemu Pukki. DieFans<br />
begleiten die deutsche Revolution<br />
mit Freude. Sie haben einen Blur-<br />
Song umgedichtet und singen: „All<br />
the Germans! So many Germans!“<br />
DasWagner-Prinzip<br />
Nicht zu übersehen sind die Parallelen<br />
zu Huddersfield Town, das 2017<br />
mit dem deutschen Trainer David<br />
Wagner und vielen ehemals in<br />
Deutschland aktiven Profis den Aufstieg<br />
in die Premier League schaffte.<br />
Die Gemeinsamkeiten sind kein Zufall.<br />
Denn Norwichs Sportchef Stuart<br />
Webber war zuvor bei Huddersfield<br />
tätig gewesen und hatte Wagner im<br />
Herbst 2015 vonDortmunds zweiter<br />
Mannschaft nach England geholt.<br />
Als er einen Trainer für seinen neuen<br />
Arbeitgeber suchte, ging er nach<br />
dem gleichen Rezept vor. Er schaute<br />
wieder nach Dortmund und engagierte<br />
Wagners Nachfolger Farke.<br />
WieHuddersfield kann auch Norwich<br />
keine Fantasiesummen ausgeben.<br />
Der Klub muss innovativ sein<br />
Schwarzgelb? Gelbgrün: Norwichs früherer Dortmunder Christoph Zimmermann.<br />
Brandstiftung in Braunschweig<br />
IMAGO<br />
bei der Rekrutierung seines Personals<br />
und hat sich deshalb auf eine<br />
Nische spezialisiert. Er setzt auf Profis,<br />
deren Potenzial bislang verkannt<br />
wurde, die in höheren Ligen keine<br />
oder nur selten eine Chance bekommen<br />
hatten oder deren Karriere sich<br />
nicht entfaltet hat wie erhofft.<br />
Die Folgen sind beachtlich. Zimmermann,<br />
ehemals Dortmunds<br />
zweite Mannschaft, ist zu einem verlässlichen<br />
Abwehrchef in der wohl<br />
besten zweiten Liga Europas geworden,<br />
Vrancic, früher Paderborn und<br />
Darmstadt, ist der Mann für besondere<br />
Momente und verbuchte im<br />
Spitzenspiel gegen Leeds einen Doppelpack,<br />
der frühere Schalker Pukki<br />
traf in dieser Saison schon 18 Mal<br />
und ist Top-Torjäger des Klubs.<br />
Neben den Zuwanderern mit<br />
deutscher Geschichte finden sich in<br />
der Mannschaft Talente aus dem eigenen<br />
Nachwuchs und Routiniers<br />
wie der niederländische TorwartTim<br />
Krul. Er wurde vorallem dadurch bekannt,<br />
dass ihn Nationaltrainer<br />
Louis van Gaal im Viertelfinale der<br />
Weltmeisterschaft 2014 gegen Costa<br />
Rica zum Elfmeterschießen einwechselte,<br />
woermit zwei Paraden<br />
Heldenstatus erreichte.<br />
Ästhetische Ballbesitz-Spiel<br />
Norwich setzt auf ein für die zweite<br />
englische Liga ungewöhnlich ästhetisches<br />
Ballbesitz-Spiel. „Ich will,<br />
dass wir auf dem Rasen die Protagonisten<br />
sind. Ich mag es, den Ball zu<br />
haben, wie Guardiola oder Tuchel<br />
oder Bayern München“, sagte Farke<br />
im Herbst 2017 dem Guardian. Entscheidend<br />
für den aktuellen Erfolg<br />
ist laut Verteidiger Zimmermann<br />
aber vorallem der Mannschaftsgeist.<br />
Unser größtes Plus ist der Zusammenhalt<br />
und die Geschlossenheit.<br />
Du guckst auf dem Platz rechts und<br />
links neben dich und denkst: Mit<br />
diesen Jungs willst du Erfolg haben“,<br />
sagte er nach dem Spiel in Leeds.<br />
Er hatte geduscht, saß auf der Ersatzbank<br />
und schaute sich ein bisschen<br />
ehrfürchtig um im leeren Stadion<br />
an der Elland Road, einer klassisch<br />
britischen Spielstätte mit großer<br />
Vergangenheit. Der Aufstieg in<br />
die Premier League –das wäre ein<br />
Traum, oder? „Wahrscheinlich mehr<br />
als das.Esist schon ein Traum, wie es<br />
im Moment ist. Wenn es noch eine<br />
Ebene höher gehen würde, wäre das<br />
unbeschreiblich“, sagte Zimmermann.<br />
DieChancen stehen gut, dass<br />
Norwich in dieser Saison Unbeschreibliches<br />
erreicht. Wie schon<br />
1993, mit dem Sieg beim FC Bayern.<br />
Andrea Petkovic führt das deutsche Tennisteam ins Erstrunden-Match gegen Weißrussland –als Außenseiter<br />
Andrea Petkovic ist die Vorfreude<br />
auf ihr Comeback im Fed Cupanzusehen.<br />
Die erfahrene Darmstädterin<br />
tritt beim Erstrundenduell<br />
der deutschen Tennisprofis gegen<br />
Weißrussland an, das am Sonnabend<br />
in Braunschweig beginnt (13<br />
Uhr/DAZN). Nach den Absagen von<br />
Wimbledonsiegerin Angelique Kerber<br />
und der Weltranglisten-16. Julia<br />
Görges liegt es wohl vorallem an Petkovic,<br />
ob der Vorjahres-Coup von<br />
Minsk wiederholt werden kann. „Wir<br />
sind sicherlich nicht die Favoriten,<br />
aber das bedeutet im Tennis gar<br />
nichts“, sagte sie: „Und wir haben ja<br />
auch noch den Heimvorteil. Ich<br />
freue mich sehr.“<br />
Beiihrem letzten Auftritt hatte die<br />
Hessin vor zwei Jahren in den USA<br />
gegen Coco Vandeweghe den Sieg<br />
nach einem fatalen Einbruch im<br />
zweiten Satz verspielt. Deutschland<br />
verlor 0:4, Petkovic kam nicht mehr<br />
im FedCup zum Einsatz. Anders nun<br />
unter Teamchef Jens Gerlach, der vor<br />
einem Jahr in der weißrussischen<br />
Hauptstadt sein Debüt mit einem<br />
Rumpfteam und einem überraschenden<br />
3:2-Erfolg gefeierthatte.<br />
Rückkehr nach zwei Jahren Pause: Andrea Petkovic schlägt im FedCup auf.<br />
In Braunschweig stehen Kerber<br />
und Görges erneut nicht zur Verfügung.<br />
Neben Andrea Petkovic hat<br />
Gerlach Tatjana Maria(31/Bad Saulgau),<br />
Mona Barthel (28/Neumünster),<br />
Laura Siegemund (30/Metzingen)<br />
und Doppel-Spezialistin Anna-<br />
Lena Grönefeld (33/Nordhorn) nominiert.<br />
„Wir sind eine sehr<br />
erfahrene Mannschaft“, sagte Gerlach.<br />
DPA/WASS<br />
Die weit jüngeren Weißrussinnen<br />
treten dagegen in Bestbesetzung mit<br />
Aryna Sabalenka (20/Nr. 9), Alexandra<br />
Sasnowitsch (24/Nr. 33), der<br />
zweimaligen Australian-Open-Siegerin<br />
Wiktoria Asarenka (29/Nr. 48)<br />
und Wera Lapko (20/Nr.60) an. 2017<br />
scheiterten sie in ähnlicher Besetzung<br />
erst im Endspiel an den USA.<br />
Alle vier Einzelspielerinnen der<br />
Gäste sind in der Weltrangliste bes-<br />
ser platziert als die beste Deutsche:<br />
Doch Maria, als Nummer 67 einen<br />
Platz vor Petkovic geführt, wuchs<br />
schon in Minsk über sich hinaus und<br />
trug zwei Punkte zum Sieg bei.<br />
Allerdings spricht die Form gegen<br />
das deutsche Team. Petkovic scheiterte<br />
in Brisbane und St.Petersburgin<br />
der Qualifikation, bei den Australian<br />
Open gab sie in Runde eins mit Kreislaufproblemen<br />
auf, Maria erwischte<br />
gegen Serena Williams (USA) einen<br />
schwarzen Tag. Nur Siegemund<br />
schaffte es in Melbourne in die zweite<br />
Runde. Umso wichtiger sind Teamgeist<br />
und Heimvorteil: „Wir schauen<br />
mal, dass wir am Samstagabend in einer<br />
guten Position sind und am Sonntag<br />
die Bude zum Brennen bringen“,<br />
sagte Gerlach.<br />
In einem möglichen Halbfinale<br />
(20./21. April) wären Kerber und<br />
Görges womöglich wieder dabei.<br />
„Sie haben nur für die erste Partie abgesagt“,<br />
betonte Gerlach. Vergangenes<br />
Jahr war aber auch mit den beiden<br />
Spitzenspielerinnen in der Vorschlussrunde<br />
gegen den späteren<br />
Fed-Cup-Sieger Tschechien (1:4)<br />
Endstation. (sid)<br />
NACHRICHTEN<br />
Uefa stimmt erneut für<br />
Ceferin und Grindel<br />
FUSSBALL. Uefa-Präsident Aleksander<br />
Ceferin ist wie erwartet in seine<br />
zweite Amtszeit bis 2023 gewählt<br />
worden. Der51Jahrealte Slowene<br />
trat an diesem Donnerstag beim<br />
Kongress der Europäischen Fußball-<br />
Union ohne Gegenkandidat an, die<br />
Wahl der 55 Uefa-Mitgliedsverbände<br />
erfolgte durch Akklamation. Ceferin<br />
führtden Europa-Verband seit September<br />
2016. Damals folgte er auf<br />
den Franzosen Michel Platini, der<br />
2015 gesperrtworden war.Außerdem<br />
bleibt DFB-Präsident Reinhard<br />
Grindel für vier weitereJahreMitglied<br />
im Council des Weltverbandes.<br />
Grindel gehörtdem Fifa-Gremium<br />
seit 2017 an. Beim Fifa-Kongress am<br />
5. Juni in Pariswirdernun formal<br />
seine erste volle Amtszeit beginnen.<br />
Pechstein verzichtet auf<br />
zwei WM-Rennen<br />
EISSCHNELLLAUF. Claudia Pechstein<br />
verzichtet als Reaktion auf ihre<br />
juristische Niederlage vordem Europäischen<br />
Gerichtshof für Menschenrechte<br />
bei der Einzelstrecken-WM in<br />
Inzell auf zwei Rennen. Siestrich ihre<br />
Starts über 3000 mamNachmittag<br />
und in der Team-Verfolgung am Freitag.<br />
An den Rennen über ihreSpezialstrecke<br />
5000 mamSonnabend<br />
und im MassenstartamSonntag will<br />
die 46-Jährige teilnehmen. Durch<br />
den Verzicht Pechsteins in der Verfolgung<br />
bekommt der WM-Gastgeber<br />
nun kein Frauenteam für dieVerfolgung<br />
zusammen.<br />
Füchse verlieren nach hoher<br />
Führung<br />
HANDBALL. DieFüchse Berlin haben<br />
trotz einer frühen Fünf-Tore-<br />
Führung gegen den TBVLemgo mit<br />
34:30 verloren. Bester Fuchs-Werfer<br />
war Hans Lindbergmit acht Treffern,<br />
Geburtstagskind Paul Drux traf sechs<br />
Mal. Sauer war der Nationalspieler<br />
dennoch: „Wir haben unsereQualität<br />
einfach nicht auf die Platte gekriegt,<br />
weder im Angriff noch in der<br />
Abwehr.“In der Handball-Bundesliga<br />
bleiben die Füchse weiterhin auf<br />
Platz fünf.<br />
BR Volleys festigen Platz vier<br />
mit Sieg in Frankfurt<br />
VOLLEYBALL. DieBRVolleys haben<br />
in der Volleyball-Bundesliga ihren<br />
vierten Tabellenplatz gefestigt. Beim<br />
unmittelbaren Verfolger United Volleys<br />
Frankfurtgewann der deutsche<br />
Meister am Donnerstagabend verdient<br />
mit 3:1.Vor1324 Zuschauernin<br />
der FraportArena vonFrankfurtverwandelte<br />
der Australier Adam White<br />
gleich den ersten Matchball zum<br />
Sieg.<br />
Eisschnelllauf<br />
Weltmeisterschaft in Inzell<br />
Frauen, Teamsprint: 1. Niederlande (Janine<br />
Smit, Letitia De Jong,SannekedeNeeling,Jutta<br />
Leerdam) 1:26,29 min; 2. Kanada (Marsha Hudey,<br />
Kaylin Irvine, Kali Christ, Heather McLean)<br />
1:27,21; 3. Russland (Jekaterina Schichowa, Olga<br />
Fatkulina, Angelina Golikowa, Daria Katschanowa)<br />
1:27,26; 4. Italien 1:28,18; 5. China 1:29,16; 6.<br />
Südkorea 1:29,83; 7. Norwegen 1:30,57<br />
Fußball<br />
ZAHLEN<br />
DFB-Pokal, Achtelfinale<br />
Hamburger SV -1.FCNürnberg 1:0 (0:0)<br />
1. FC Heidenheim -Bayer Leverkusen 2:1 (0:1)<br />
MSV Duisburg -SCPaderborn07 1:3 (0:0)<br />
Bor.Dortmund -W.Bremen 5:7 (1:1, 1:1, 3:3) n.E<br />
Holstein Kiel -FCAugsburg 0:1 (0:0)<br />
RB Leipzig -VfL Wolfsburg 1:0 (1:0)<br />
FC Schalke04-Fortuna Düsseldorf 4:1 (1:0)<br />
Hertha BSC -BayernMünchen2:3 (2:2, 1:1) n. V.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 – S eite 20 *<br />
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Sport<br />
Schlussbild: nach zwei hitzigen Fußballstunden<br />
WITTERS<br />
Verhinderte Helden<br />
Diese Pokalgeschichte hätte mit einem Elfmeterschießen enden können, Hertha hatte einen Plan –doch die Bayern hatten fast immer den Ball<br />
VonPaul Linke<br />
Maximilian Mittelstädt<br />
hatte sich eine Decke<br />
um die Schultern gelegt.<br />
Mit Klublogo. In<br />
Klubfarben. Bodenlang hing sie an<br />
seinem Körper herunter, inden die<br />
Kälte gekrochen war nach zwei hitzigen<br />
Fußballstunden. Hätte sich dieser<br />
verlängerte Pokalabend anders<br />
entwickelt für Hertha BSC, wäreMittelstädt<br />
ein Held gewesen –und die<br />
Decke sein Superheldenumhang.<br />
Mittelstädt hat ja das Führungstor<br />
gegen den FC Bayern geschossen<br />
am Mittwochabend. Am Ende seiner<br />
Schussbewegung geriet er ins Straucheln<br />
und blieb doch auf den Beinen;<br />
er beschleunigte wieder,sprang<br />
ungebremst und für die Kollegen uneinholbar<br />
über die Werbebande, um<br />
sich vorden Fans in der Ostkurve feiern<br />
zulassen. Diesen Moment hatte<br />
er so lange herbeigesehnt.<br />
Mittelstädt ist 21, gebürtiger <strong>Berliner</strong>,ausgebildet<br />
in Staaken, Zehlendorf,<br />
vor sieben Jahren bekam er einen<br />
Ausbildungsplatz in Herthas Jugendakademie.<br />
Der Maximilian, der<br />
noch ein Maxi sein darf, sagte also:<br />
„Ich bin überglücklich, dass ich mein<br />
erstes TorimOlympiastadion erzielt<br />
habe, und gleich so ein besonderes:<br />
gegen den FC Bayern, vor so einer<br />
Kulisse, das macht mich sehr stolz.“<br />
Und nachdem seine Augen ausgeleuchtet<br />
hatten dann das hier:<br />
„Schade, dass es am Ende nicht gereicht<br />
hat.“ Zwölf Minuten fehlten<br />
bis zum Elfmeterschießen.<br />
Mittelstädt hat diesem Spiel so<br />
viel gegeben, all die Sprints, Grätschen,<br />
Tacklings,dass kaum was übrig<br />
blieb von seiner Kraft, als Hertha<br />
noch einmal versuchte,das 3:3 zu erzielen,<br />
„das Spiel irgendwie zu retten“,<br />
wie Pal Dardai sagte. Der Trainer<br />
wollte Mittelstädt auswechseln,<br />
aber er hatte zuvor schon Vedad Ibisevic<br />
und Salomon Kalou wegen<br />
akuter Übermüdung aus dem Spielverkehr<br />
gezogen. Mittelstädt musste<br />
bleiben. „Weil er ein ein guter Elfmeterschütze<br />
ist“, sagte Dardai. „Wir<br />
hatten nicht mehr viele.“<br />
Zwölf Minuten. Es gab noch Hoffnung,<br />
die bayrische Passmaschinen<br />
zu bezwingen oder wenigstens zu ärgern,<br />
und einen finalen Plan gab es<br />
auch. Lukas Klünter kam spät ins<br />
Spiel, der Schnellste im Team; noch<br />
später Jordan Torunarigha, der Kopfballstärkste.<br />
Mit Glück, einer Prise<br />
Zufall und dem Extraschuss Fantasie<br />
hätten zwei Superlative vielleicht zu<br />
einer Superheldentat geführt. „Aber<br />
wir hatten keine saubere Balleroberung<br />
mehr“, sagte Dardai, „kein sauberer<br />
Pass kam nach vorne.“<br />
„Lieber habe ich eine Platzwunde<br />
oder springe so hoch,<br />
dass der Bayernspieler<br />
aus dem Sechzehner fliegt.“<br />
Pal Dardai hat so seine Meinung zum Gegentor in der Nachspielzeit<br />
Erst in der Verlängerung war die<br />
fußballerische Übermacht der Bayern<br />
nicht mehr zu leugnen, einer<br />
Mannschaft, die sich zumindest gegen<br />
Hertha einen Mats Hummels<br />
leisten konnte. Der Verteidiger hatte<br />
zwar rechtzeitig eine Erkältung auskuriert,<br />
seine Abwehrkräfte aber warennoch<br />
geschwächt, wie er vordem<br />
2:2 durch Davie Selke demonstrierte.<br />
Michael Preetz stand gegen Mitternacht<br />
im Pressekonferenzraum,<br />
wie immer mit dem Rücken an die<br />
Wand gelehnt, wie immer mit dem<br />
Statistikbogen in der Hand. Nach der<br />
Lektürefaltete er das Papier und warf<br />
es in den Mülleimer. Nach ein paar<br />
Stunden Schlaf sagte Herthas Manager:<br />
„Was auffällig war, aber dafür<br />
hätte ich den Statistikbogen nicht lesen<br />
müssen, dass die Bayern überwiegend<br />
den Ball hatten.“ In Prozent:<br />
26:74. Vierzig hatte Dardai von<br />
seinem Team gefordert. Denn Ballbesitz<br />
erhöht nicht nur die Chancen,<br />
gezielt in Tornähe zu kommen, sondernbedeutet<br />
ja auch Erholung vom<br />
ständigen Hinterherlaufen.<br />
Wie das halbe Olympiastadion<br />
hätte sich auch Preetz ein Elfmeterschießen<br />
gewünscht. „Ich glaube,“<br />
sagte er, „das hätte zum äußeren<br />
Rahmen gepasst, der spektakulär<br />
war. Dann ist es eine Lotterie, alles<br />
drin. Aber das stand nicht auf dem<br />
Zettel.“ Da stand 4:23 Torschüsse<br />
und (dank Hummels) 2:14 Ecken.<br />
Und ganz unten in gefetteter Schrift<br />
der Name Serge Gnabry, Man ofthe<br />
Match. Zwei Tore waren ihm gelungen.<br />
Das dritte für die Bayern durfte<br />
Kingsley Coman erzielen.<br />
PerSkjelbred hatte eigentlich eine<br />
gute Sicht auf diese entscheidende<br />
Szene. Aber er sah wohl annähernd<br />
doppelt, als er vor dem 3:2 „fünf<br />
Leute von uns und einen Bayernspieler“<br />
vordem eigenen Torerkannt<br />
haben wollte.Dreiwaren es in Wahrheit,<br />
die sich nicht einig waren, wer<br />
wie wann Coman am Kopfball hindernsoll.<br />
Darunter auch Mittelstädt,<br />
und das passte zu seiner verhinderten<br />
Heldengeschichte. Dardai empfahl<br />
übrigens für die Zukunft:„Lieber<br />
habe ich eine Platzwunde oder<br />
springe so hoch, dass der Bayernspieler<br />
aus dem Sechzehner fliegt.“<br />
Es sollte kein Vorwurfsein.<br />
Ein richtiges Drecksspiel sei das<br />
gewesen, sagte Skjelbred. „Weil wir<br />
viel laufen mussten.“ Ein Blick nach<br />
unten bestätigte diese Einschätzung.<br />
Wie Tape Art sah das aus, was der<br />
Vielläufer an seinen Füßen und Beinen<br />
trug. Bishoch zur Kniekehle war<br />
alles beklebt, unten die geschwollenen<br />
Zehen umwickelt. So humpelte<br />
Skjelbred in die Kabine.Indie Nacht.<br />
Ausdieser Pokalgeschichte heraus.<br />
Er sieht ihn, er sieht ihn nicht<br />
Der Pokalpatzer von Mats Hummels vergrößert die Sorgen des FC Bayern, dass die Abwehr der Offensivkraft des FC Liverpool nicht standhalten kann<br />
VonPatrick Berger<br />
Den Humor kann man Mats<br />
Hummels wahrlich nicht absprechen.<br />
Mit einer gehörigen Portion<br />
Selbstironie reagierte der Nationalspieler<br />
auf seinen kapitalen Bock<br />
im Achtelfinalspiel des DFB-Pokals<br />
bei Hertha BSC, der ihn, seinen<br />
Teamkollegen und alle anderen Beteiligten<br />
Überstunden bescherte.<br />
Mit einer verunglückten Kopfballrückgabe<br />
zu Sven Ulreich leitete der<br />
Weltmeister das 2:2 durch Davie<br />
Selke in der 69. Minute ein, das die<br />
Verlängerung bringen sollte. „Wir<br />
hätten ohne meinen Fehler schneller<br />
fertig sein können“, sagte Hummels<br />
hinterher im Bauch des Olympiastadions,„wenn<br />
mir das Ding nicht passiert,<br />
gehen wir früher und souveräner<br />
vom Platz.“ Immerhin gehört<br />
Hummels zur seltenen Spezies des<br />
Bundesligaprofis,die sich auch nach<br />
eigenen Fehlern den oft unbequemen<br />
Fragen der Journalisten stellt.<br />
Am Morgen danach, und da wären<br />
wir bei Hummels Fähigkeit, sich<br />
Kopfball mit Folgen: Mats Hummels<br />
der selbst schadet. Schon sieben<br />
Tore kassierten die Bayern in den<br />
vier Spielen in 2018. Mit 23Gegentreffern<br />
haben sie sieben mehr als<br />
zum gleichen Zeitpunkt in der Vorsaison<br />
kassiert, gar doppelt so viele<br />
wie 2016/2017 seinerzeit.<br />
Nach dem wichtigen Sieg schlenderte<br />
Kovac erleichtert durch die<br />
Mixed Zone seines Heimatstadions<br />
BEHRENDT/CONTRAST<br />
selbst gerne gekonnt auf den Armzu<br />
nehmen, postete der Abwehrspieler<br />
des FC Bayern ein Foto von sich, in<br />
dem er beschwichtigend die Arme<br />
ausstreckt. „Ganz ruhig, ich sehe den<br />
Selke schon. Oder auch nicht ...“,<br />
schrieb der 30-Jährige dazu. Selbstironie<br />
soll übrigens das psychische<br />
Wohlbefinden fördern, sind sich Psychotherapeuten<br />
einig.<br />
Trainer Niko Kovac nahm Hummels<br />
indes in Schutz. Man müsse<br />
jetzt nicht alles über Mats ausschütten,<br />
sagte der gebürtige <strong>Berliner</strong><br />
nach dem 3:2 (2:2/1:1)-Sieg, der den<br />
verdienten Einzug ins Viertelfinale<br />
brachte.„Ichweiß ganz genau, wie es<br />
ist, wenn man als Spieler einen Fehler<br />
macht. Dann will man sich am<br />
liebsten irgendwo einbuddeln. Es ist<br />
nicht allzu viel passiert, da werden<br />
wir drüber hinwegsehen.“<br />
Allerdings weiß Kovac als sportlicher<br />
Verantwortlicher nur zu gut,<br />
dass sein Team seit Jahresbeginn in<br />
keinem einzigen Pflichtspiel ohne<br />
Gegentor blieb und sich mit groben<br />
Fehlerninder Defensiveimmer wieund<br />
herzte den einen oder anderen<br />
Lokaljournalisten, den er noch aus<br />
Zeiten als Spieler bei Hertha BSC<br />
kennt. Dann wurde er gefragt, ob er<br />
das Gefühl habe, dass seine Mannschaft<br />
im aktuellen Zustand auch<br />
größereTeams schlagen könne –wie<br />
den FC Liverpool zum Beispiel. Die<br />
kurze und knappe Antwort des in<br />
Wedding geborenen Fußballlehrers:<br />
„Ja!“ Danach war die Pressekonferenz<br />
beendet und Kovac verabschiedete<br />
sich in Richtung Feierabend.<br />
Mit einer anderen Antwort war<br />
freilich nicht zu rechnen. Undtrotzdem<br />
weiß Kovac, dass die Hürde im<br />
Achtelfinale der Champions League<br />
am 19. Februar und 13. März gegen<br />
die von Jürgen Klopp trainierten<br />
Liverpooler mit den Offensivstars<br />
Sadio Mané, Roberto Firmino und<br />
Mohamed Salah in dieser Verfassung<br />
extrem hoch wird. „Wenn wir in diesem<br />
Jahr etwas erreichen wollen, in<br />
der Champions League,Liga oder im<br />
Pokal“, warnte der Deutsch-Kroate,<br />
„dann dürfen wir solche einfachen<br />
Tore nicht herschenken.“ Kovac<br />
machte „billige Fehler“ als Hauptkritikpunkt<br />
in dieser Saison aus. „Das<br />
ist man in dieser Form nicht gewohnt,<br />
da muss man sich heute<br />
nicht einen Spieler rauspicken, sonderndas<br />
ist reihum. Dasmüssen wir<br />
runterreduzieren.“<br />
Die einfachen Fehler, eben solche,<br />
wie Mats Hummels in der<br />
Schlussphase eines Spiels häufig unterlaufen,<br />
ziehen sich wie ein roter<br />
Faden durch die durchwachsene Saison<br />
der Bayern, die in der Meisterschaft<br />
ganze sieben Punkte Rückstand<br />
auf Spitzenreiter Borussia<br />
Dortmund haben.<br />
Eine klare Spielidee, und das<br />
muss dem Trainer Anlass zur weiteren<br />
Sorgen geben, ist beim Rekordmeister<br />
momentan nur schwer zu<br />
erkennen. Gegen Hertha ging viel<br />
über die Flügel, die von Doppel-<br />
Knipser Serge Gnabry und Siegtorschütze<br />
Kingsley Coman beackert<br />
wurde. ImZentrum zeigte sich der<br />
Meister erschreckend ideenlos. Es<br />
wirkt zudem, als sei den Bayern das<br />
Mia-san-mia-Gefühl abhandengekommen.<br />
DieTeams in der Liga und<br />
auch im Pokal gehen zwar mit Respekt,<br />
aber nicht mehr mit der Ehrfurcht<br />
wie einst in die Duelle.Mannschaften<br />
wie zuletzt Leverkusen (1:3)<br />
oder nun auch Hertha machen es<br />
vor. Die Bayern müssen sich strecken,<br />
damit Mats Hummels und Co.<br />
demnächst nicht häufiger in Selbstironie<br />
verfallen müssen.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 – S eite 21<br />
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Berlinale<br />
Das Künstlerpaar<br />
Römer+Römer ist von<br />
Lichtkunst fasziniert.<br />
Seiten 24 und 25<br />
„Meine Arbeit ist ein lebenslängliches Erinnerungswerk.“<br />
Stefan Moses über seine Fotografien, die nun retrospektiv im DHM gezeigt werden Seite 23<br />
Abschied<br />
ohne<br />
Eitelkeit<br />
Der queere Film hat Wieland<br />
Speck viel zu verdanken<br />
VonMarcus Weingärtner<br />
Wieland Speck ist keiner, der<br />
krampfhaft an seinem Posten<br />
festhält. 2017 hat er den Vorsitz der<br />
Panorama-Sektion der Berlinale abgegeben,<br />
im kommenden Jahr nun<br />
soll auch Schluss sein mit der Leitung<br />
des Teddy-Awards,soSpeck am<br />
Telefon in einem Nebensatz. Ob das<br />
schon offiziell sei? Immerhin hat er<br />
den Teddy mitbegründet –den einzigen<br />
queeren Filmpreis weltweit.<br />
Nun, antwortet Speck lapidar, er<br />
habe es ja gesagt. Dann wäredas damit<br />
wohl auch in der Welt.<br />
Wieland Speck, Jahrgang 1951, ist<br />
auch keiner, der sich selbst allzu<br />
gerne reden hört. Keiner,der sich auf<br />
dem roten Teppich um die eigene<br />
Achse dreht, bis ihn auch noch die<br />
letzte Linse eingefangen hat. Grund<br />
genug dafür<br />
hätte er jedoch.<br />
Das Panorama<br />
feiert in diesem<br />
Jahr seine 40.<br />
Edition und es ist<br />
nicht zuletzt<br />
Wieland<br />
Speck<br />
Bärenkopf<br />
BERLINALE/ALI GANDHTSCHI<br />
Wieland Specks<br />
Leitung und seiner<br />
Begeisterung<br />
für das Independent-Kino<br />
im Allgemeinen<br />
und den queeren Filmen<br />
im Besonderen zu verdanken, dass<br />
die Sektion sich in den vergangenen<br />
Jahrzehnten zu einem Schwesterfestival<br />
vonWeltruf entwickelt hat. Auch<br />
dafür wirderindiesem Jahr mit einer<br />
Berlinale-Kamerageehrt.<br />
Als Nachfolger des Panorama-<br />
Gründers Manfred Salzgeber, der<br />
1994 an den Folgen von Aids starb,<br />
gelang es Speck, den gemeinsamen<br />
Wegfortzusetzen. Mit sicherem Gespür<br />
für relevantes Kino gelang es<br />
Speck und seinem Team, gerade das<br />
schwul-lesbische Kino aus einer mitunter<br />
belächelten Nische der Berlinale<br />
herauszuführen – das Panorama<br />
hat nicht weniger erreicht, als<br />
den Sehnsüchten und Nöten einer<br />
Minderheit Raum zu geben.<br />
Ob man in Zeiten von Netflix und<br />
offen schwul-lesbischen Darstellern<br />
in vielen Produktionen denn überhaupt<br />
noch ein queeres Kino brauche,<br />
bejaht Speck nachdrücklich: „Man<br />
braucht es genauso wie das heterosexuelle<br />
Kino.Nichts ist obsolet, denn es<br />
ist eine Minderheit, die immer eine<br />
Minderheit bleiben wird.“<br />
Die schwul-lesbische Community<br />
hat Wieland Speck somit nicht<br />
nur deshalb viel zu verdanken, weil<br />
er die queere Filmkunst aus ihrer<br />
Ecke herausgeholt hat, sondern weil<br />
er erkannt hat, dass das Kino als<br />
emanzipatorischer Trigger nicht zu<br />
unterschätzen ist –nicht zuletzt sind<br />
Serien und Filme mit queeren Rollen<br />
das Produkt der Bemühungen von<br />
Kunstschaffenden wie Speck.<br />
Speck selbst blickt trotz alledem<br />
wenig sentimental auf seinen Abschied.<br />
Auf seine Beziehungen im<br />
Berlinale-Kosmos auch nicht. Auf<br />
die Frage, oberDieter Kosslick, dessen<br />
Berlinale-ÄrazuEnde geht, denn<br />
vermissen werde, ob sich gar so etwas<br />
wie eine Freundschaft entwickelt<br />
habe über die Jahre, antwortet<br />
Speck diplomatisch: „Man muss<br />
auch loslassen können. Ich freue<br />
mich sehr auf Carlo Chatrian.“<br />
Ein sicherer Ortim„Winter Palace“: Jude (FinlayWojtak-Hissong )findet mit Mutter und Bruder Obdach im Restaurant von Timofey(Bill Nighy, r.).<br />
Das Winterwunder von Manhattan<br />
Gelungener Einstand: Lone Scherfigs „The Kindness of Strangers“ eröffnet den Wettbewerb der Berlinale<br />
VonPhilipp Bühler<br />
Gemeinschaft braucht<br />
Räume. In„Italienisch für<br />
Anfänger“, mit dem Lone<br />
Scherfig 2001 den Silbernen<br />
Bären gewann, war es eine Kirche,<br />
zweckentfremdet für einen Italienisch-Kurs.<br />
In „The Kindness of<br />
Strangers“ gibt es wieder so ein Gotteshaus.<br />
Diesmal trifft sich hier der<br />
Therapiekreis„Vergebung“, für,wenn<br />
man so will, anonyme Miesepeter.<br />
Dasführtschon nah zum Thema von<br />
Scherfigs Film, mit dem am Donnerstag<br />
die Berlinale eröffnet wurde.<br />
Aber der Räume sind noch mehr.In<br />
einem Obdachlosenheim, es ist tiefsterWinter<br />
in NewYork, bekommen die<br />
Ärmsten Essen und ein Bett für die<br />
Nacht. In einem russischen Restaurant,<br />
geführt von einem verdächtig<br />
britischen Russen, kommen die Liebessuchenden<br />
nach und nach zusammen.<br />
Es sind Orte und Räume, indenen<br />
Menschen auf Mitgefühl und Anteilnahme<br />
hoffen und sich ein wenig<br />
das Herz wärmen können. Undnatürlich<br />
steht dahinter die Idee, auch das<br />
Kino könnte solch ein Ortsein.<br />
Aufder Pressekonferenz zu ihrem<br />
Film räumte Scherfig die Ähnlichkeit<br />
zu ihrem früheren Erfolg freimütig<br />
ein. Erstmals seitdem stammt das<br />
Drehbuch ausschließlich von ihr,<br />
wieder ist es ein Ensemblefilm, und<br />
auf die „Freundlichkeit von Fremden“<br />
lief schon in„Italienisch für Anfänger“<br />
alles hinaus. Doch thematisch,<br />
meint Scherfig zu Recht, sei ihr<br />
neuer Film viel breiter angelegt.<br />
Missbrauch, vor allem gegenüber<br />
Frauen und Kindern, spielt eine<br />
große Rolle. Und die Obdachlosigkeit<br />
ist nicht mehr bloß spirituell gemeint,<br />
etwa als Problem eines glaubensschwachen<br />
Pfarrers, sondern<br />
sehr konkret.<br />
Um zwei Pole kreist Scherfigs Ensemble:<br />
Da wäre zum einen Clara<br />
(Zoe Kazan), die mit ihren kleinen<br />
Wettbewerb<br />
Söhnen vor dem prügelnden Ehemann<br />
flieht. Eigentlich eine Mittelschichtsexistenz,<br />
steht sie plötzlich<br />
ohne Geld da und will ihre Nöte vor<br />
den Kindern verbergen. Bevor sie<br />
unter dem Flügel von Timofeys (Bill<br />
Nighy) Restaurant landen, hat sie<br />
Es sind Orte und Räume, indenen Menschen<br />
sich ein wenig das Herz wärmen können. Und<br />
natürlich steht dahinter die Idee, auch das<br />
Kino könnte solch ein Ort sein.<br />
Alles so schön golden hier<br />
mehrere Buffets geplündert sowie<br />
sich im Luxuskaufhaus das gesamte<br />
Kostüm von Audrey Hepburn in<br />
„Frühstück bei Tiffany“ zusammengeklaut<br />
–der Film spielt mit einigen<br />
New-York-Klischees. Am gebenden<br />
Ende der Skala sieht man Alice (Andrea<br />
Riseborough) als Krankenschwester,<br />
Therapeutin und multibegabten<br />
Hilfeengel, der ihre grenzenlose<br />
Gutherzigkeit privat kein<br />
Glück bringt.<br />
In diesem besonderen Jahr glänzen und glitzern die Taschen und Tassen<br />
VonCornelia Geißler<br />
ImLondoner Victoria &AlbertMuseum<br />
gibt es gerade Kleider und<br />
Accessoires vonChristian Dior zu sehen.<br />
In den Potsdamer-Platz-Arkaden<br />
sind Designer-Taschen ausgestellt.<br />
Kaufen kann man die einen<br />
wie die anderen Objekte nicht. In<br />
Glaskästen auf weißen Stelen drängen<br />
sich zu zweit oder dritt die Berlinale-Taschen<br />
der Kosslick-Ära. Ach.<br />
Erhältlich ist die diesjährige Tasche<br />
nebenan am Verkaufsstand. In<br />
schüchternem Grau oder verschämtem<br />
Schmuddelweiß, bedruckt mit<br />
einem Bären in Nadelstreifen, sieht<br />
Fanartikel<br />
sie wie ein Mischling mehrerer Jahre<br />
aus, ist immerhin regensicher. Sie<br />
darf aber nicht so schwer bepackt<br />
werden, sonst schneiden die Kordel-<br />
Gurte anden Schultern ein. Der erfahrene<br />
Berlinale-Besucher weiß ohnehin,<br />
dass im Kino nur leichtes Gepäck<br />
erlaubt ist.<br />
An den ersten drei Tagen erfreuten<br />
sich die Büroklammerneines besonderen<br />
Zuspruchs. Das lässt sich<br />
einfach erklären: Im Zuge der technischen<br />
Revolution und des Klimawandels<br />
verschwindet beschriebenes<br />
Papier aus Haushalten und Studentenbuden.<br />
Da kann man sich für<br />
die paar Blätter,die man noch aufbewahrt,<br />
filigrane goldene Bärchen zu<br />
einem halben Euro proStück leisten<br />
(20 „Paper Clips“ kosten 9,90 Euro).<br />
Was inden vergangenen Jahren<br />
noch vornehmlich in Rot gehalten<br />
war, glänzt und glitzert zuKosslicks<br />
Abschiedsberlinale golden: Baumwollbeutel,<br />
Notizbücher, Schlüsselbänder,auch<br />
der kleine Bär auf dem<br />
Baby-Body. Aus dem edlen Farbschema<br />
brechen nur die Taschen<br />
aus, die aus Berlinale-Bannern der<br />
Vorjahre bestehen. Weil jede anders<br />
aussieht, gibt es die nur reell und<br />
nicht im Online-Shop zu kaufen.Wie<br />
es sich für ein Trendprodukt (Öko!)<br />
gehört, sind sie ziemlich teuer.<br />
BERLINALE/ PER ARNESEN<br />
„Italienisch für Anfänger“ war ein<br />
Dogma-Film. Wackelkamera und<br />
nervöser Schnitt, die Kennzeichen<br />
des damals so ungemein frischen<br />
Stils, sind bei Scherfig längst einer<br />
Eleganz gewichen, die sie sich vorallem<br />
in britischen Literaturadaptionen<br />
und Historienfilmen („An Education“)<br />
angeeignet hat. Und so<br />
merkt man gerade im Vergleich, wie<br />
viel echter die damaligen Figuren<br />
wirkten, wie viel größer ihreviel kleineren<br />
Probleme. „The Kindness of<br />
Strangers“, eine dänisch-kanadische<br />
Koproduktion, erscheint demgegenüber<br />
fast kitschig –ampositiven Ausgang<br />
gibt es kaum einen Zweifel –,<br />
ein Weihnachtsmärchen mit vielleicht<br />
allzu exemplarischen Figuren.<br />
Doch eben diese miesepetrige<br />
Sicht ist es, die Scherfig herausfordert<br />
mit ihrem Film, der uns ganz<br />
unsubtil zwingen will, hinzusehen.<br />
„Sie sehen mich an wie ein Stück<br />
Dreck“, sagt ein Obdachloser zur<br />
Teilzeitbettlerin Clara.„Sie sind nicht<br />
besser als ich.“ So ist es, das Leid<br />
kann jeden treffen, und für solche<br />
Erkenntnisse des Sehens ist das Kino<br />
ein guter Ort. Lone Scherfig versteht<br />
ihn noch immer zu nutzen, mit warmem<br />
Humor und viel Herz.<br />
DIEWOCHE BEGINNTMIT REVOLUTION<br />
GLANZ &GLIMMER<br />
Selbst Männer tragen<br />
Frauenpower<br />
Draußen vordem Hyatt Hotel warten<br />
schon mittags die Autogrammsammler,drinnen<br />
rufen die Fotografen<br />
immer wieder „Juliette,Juliette“.<br />
DieJuryund ihrePräsidentin Juliette<br />
Binoche bringen mehr Starpower<br />
auf die Berlinale als der Wettbewerb,<br />
den sie beurteilen müssen. Trendgemäß<br />
ist die aktuelle Jury klar in weiblicher<br />
Hand, denn neben Binoche<br />
sitzen ihreSchauspielerkolleginnen<br />
Trudie Styler und SandraHüller.RajendraRoy<br />
präsentiertdazu stolz ein<br />
T-Shirtmit dem Schriftzug „The FutureofFilm<br />
is Female“ –erhat eine<br />
weibliche Filmreihe am NewYorker<br />
MoMa kuratiert. Wietickt diese Jury,<br />
welche Vorlieben hat sie?, waren Fragen,<br />
die im voll besetzten Pressesaal<br />
kursierten. Große Chancen haben,<br />
wie immer,politische Filme.„Wenn<br />
es menschlich ist, ist es politisch“,<br />
betont Juliette Binoche und verweist<br />
auf eine Welt, die immer egoistischer<br />
Rajendra Roy, Filmkurator des Museum of<br />
ModernArt in NewYork DPA/CHRISTOPH SOEDER<br />
werdeund Mauernbaue.Trudie Styler<br />
lobt die Berlinale für ihren Mut–<br />
ihren Film über den Tiananmen-<br />
Platz hätte 1995 kein anderes Festival<br />
zeigen wollen. Vorwärtsweisend ist<br />
für sie aber auch der hohe Anteil von<br />
weiblichen Regisseurinnen im Wettbewerb:<br />
sieben vonsiebzehn. Das<br />
erhöht die Chance,dass der Goldene<br />
Bär in diesem Jahr in Frauenhände<br />
geht, ohne Diskussionen über Quoten<br />
auszulösen, wie noch im vergangenen<br />
Jahr,als die rumänische Regisseurin<br />
Adine Pintilie mit einem<br />
seltsamen Film gewann, den kaum<br />
einer mochte.Beim Filmgucken will<br />
Trudie Styler transzendentale Erfahrungen<br />
machen. Diese Vorliebe<br />
kennt man auch vonihrem Mann,<br />
dem Musiker Sting. Noch voreinigen<br />
Jahren wäreStyler garantiertnach<br />
ihm befragt worden –heute ist das<br />
tabu. Torsten Wahl<br />
VERANSTALTUNGSREIHE<br />
MONTAGS, 19 UHR IMPODEWIL,<br />
KLOSTERSTRASSE68<br />
PROGRAMM:<br />
WWW.100JAHREREVOLUTION.BERLIN/<br />
REVOLUTIONSZENTRUM-PODEWIL
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019<br />
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Berlinale<br />
Förderung<br />
Nur im<br />
richtigen<br />
Kino<br />
Lage für deutsche Filme im<br />
Ausland schwierig<br />
Die künftige Berlinale-Chefin<br />
Mariette Rissenbeek wünscht<br />
sich mehr Unterstützung für deutsche<br />
Filme auf internationalem Parkett.<br />
„Deutsche Filme kommen bei<br />
Festivals im Ausland gerade dann<br />
gut an, wenn sie eine spezifische Prägung<br />
haben oder ein spezifisches<br />
Thema behandeln. Dann finden sie<br />
dort auch ein Publikum“, sagte Rissenbeek<br />
während einer Diskussion<br />
zur kulturellen Filmförderung in der<br />
Akademie der Künste in Berlin.<br />
„Im Kino im Ausland ist es etwas<br />
schwieriger, da kann man renommierte<br />
Regisseure ins Kino bringen,<br />
bei Debütfilmen ist das sehr schwierig“,<br />
sagte die gebürtige Niederländerin.<br />
Sie übernimmt im Frühjahr<br />
als Geschäftsführerin neben dem<br />
künstlerischen Leiter Carlo Chatrian<br />
die Berlinale-Spitze vom bisherigen<br />
Festivalleiter Dieter Kosslick.<br />
Die Verleihsituation sei nicht anders<br />
als in Deutschland, sagte Rissenbeek.<br />
„Die Verleiher haben immer<br />
größere Schwierigkeiten, in einem<br />
normalen Kino an ein Publikum zu<br />
kommen, das auch besondere Filme<br />
sehen will.“ Es sei eine sehr gezielte<br />
Arbeit, Menschen für einen Film zu<br />
erwärmen und dafür zu gewinnen.<br />
Dafür müsse ein Kino ein Profil entwickeln,<br />
um sein Publikum zu halten.<br />
Dabei äußerte sie Zweifel, „ob jeder<br />
Verleiher im Ausland die richtigen Kinos<br />
für einen deutschen Film kennt“.<br />
Kinos sollten gezielt inspiriert werden,<br />
bestimmte Filmprogramme zu<br />
zeigen, sagte Rissenbeek. (dpa)<br />
Die künftige Berlinale-Chefin, die Niederländerin<br />
Mariette Rissenbeek. IMAGO<br />
FairFilmAward<br />
Ein Preis<br />
für die Helden<br />
unserer Zeit<br />
Petzold-„Polizeiruf“ und<br />
Vox-Serie gewinnen<br />
Was ist fair? DasWortist dehnbar<br />
wie Blasenkaugummi. Und so<br />
werden für den Preis, der schon am<br />
Eröffnungsabend der Berlinale überreicht<br />
wird, auch etliche Kriterien<br />
herangezogen: Der FairFilmAward,<br />
vonder Bundesvereinigung der Filmschaffenden-Verbände<br />
und Crew<br />
United vergeben, will berücksichtigen:<br />
Chancengerechtigkeit, Gagenhöhe,<br />
Kommunikation und Arbeitsklima,<br />
Arbeitszeiten und Qualifizierung,<br />
den Umweltschutz sowieso.<br />
Werdaüberall punktet, könnte auch<br />
als Superheld des 21. Jahrhunderts<br />
ausgezeichnet werden. Gewinner in<br />
der Kategorie Spielfilm ist der Fernsehfilm„Tatorte“<br />
aus der Reihe„Polizeiruf<br />
110“, inszeniert von Christian<br />
Petzold für die Claussen+Putz Filmproduktion.<br />
Die Vox-Serie „Das<br />
Wichtigste im Leben“, produziert<br />
von Bantry Bay Productions, erhielt<br />
die Auszeichnung in der Kategorie<br />
Serie. Natürlich ging es auch bei der<br />
Auswahl fair zu: Grundlage ist eine<br />
umfassende Umfrage unter 1500<br />
projektbeteiligten Filmschaffenden,<br />
teilen die Veranstalter mit. (cg.)<br />
„Une Colonie“ −ein einfühlsames Porträt der zwölfjährigen Mylia (Émilie Bierre) von der kanadischen Filmemacherin Geneviève Dulude-De Celles<br />
Im Zeitraffer erwachsen werden<br />
Leben mit Mut, auch wenn es wehtut: Filme über die schwierige Zeit nach dem Kindsein<br />
VonSarah Pepin<br />
Weder erwachsen noch<br />
Kind zu sein, ist einer<br />
der intensivsten und<br />
furchterregendsten<br />
Abschnitte eines Menschenlebens.<br />
DieTeenagerzeit und die damit einhergehende<br />
Selbstfindung, die sich<br />
stetig durch die Auseinandersetzung<br />
mit Familie und Freunden vollzieht,<br />
steht traditionell im Mittelpunkt der<br />
Sektion Generation der Berlinale.<br />
Diesmal reflektieren 62 Kurz- und<br />
Langfilme aus 36 Ländern die verschiedenen<br />
Wirklichkeiten, denen<br />
junge Menschen auf ihrem Wegins<br />
Leben ausgesetzt sind. Darunter fallen<br />
die diversen ersten Male,die sich<br />
durch diese Zeit ziehen: die erste<br />
Party, der erste Kuss,der erste Sex.<br />
Aber viele der jungen Protagonisten<br />
in den Generation-Geschichten<br />
können sich in dieser<br />
Zeit nicht auf diese so existenziellen<br />
Momente konzentrieren. Sie<br />
müssen zu schnell erwachsen werden<br />
und sie sind dabei mit Situationen<br />
konfrontiert, die ihre psychische<br />
Dispositionen komplett überfordern.<br />
Ihre Probleme resultieren<br />
aus gescheiterten Familien, kriminellen<br />
Eltern, aus sexueller Gewalt,<br />
Drogen und anderen Traumata.<br />
Generation Kplus und 14plus<br />
In „Goldie“ (14plus) von Sam de<br />
Jong zum Beispiel kommen die Enttäuschung<br />
und Wutder gleichnamigen<br />
Hauptfigur nur langsam zum<br />
Vorschein. Goldie, gespielt vom<br />
amerikanischen Model Slick Woods,<br />
ist von einem Tagauf den anderen<br />
für ihrejüngeren SchwesternSherrie<br />
und Supreme verantwortlich. Ihre<br />
Mutter wurde aufgrund von dubiosenGeschäften<br />
verhaftet, derVater ist<br />
abwesend. Für Goldie, eine toughe<br />
Jugendliche mit viel New-York-Attitüde,beginnt<br />
ein Kampf gegen das Jugendamt.<br />
Die 18-Jährige will auf jeden<br />
Fall vermeiden, dass Sherrie und<br />
Supreme getrennt werden und bei<br />
unterschiedlichen Pflegefamilien<br />
aufwachsen – nur weiß sie selber<br />
nicht, wo sie ihre Geschwister unterbringen<br />
soll. Die nächtlichen Streifzüge<br />
machen Goldie zugänglicher,<br />
ihre Abgebrühtheit schwindet, Verletzlichkeit<br />
tritt hervor, ebenso wie<br />
tiefe Einsamkeit. Um ihreFamilie zu<br />
ernähren, will sie Tänzerin und Rapperin<br />
werden und bereitet sich auf<br />
einen Musikvideodreh vor.<br />
Der Holländer Sam deJong nutzt<br />
in seinem Film poppige, verspielte<br />
Animationen, die ein bisschen zu<br />
viel ablenken; das kann der Ausstrahlung<br />
von Slick Woods, die diesen<br />
Film trägt, aber nichts anhaben.<br />
Dunkle Stadt<br />
Ruhiger geht es in dem schönsten<br />
Film der Reihe zu. „Une colonie“<br />
(Kplus) von der kanadischen Filmemacherin<br />
Geneviève Dulude-De<br />
Celles zeichnet das einfühlsame Porträt<br />
der zwölfjährigen Mylia (Émilie<br />
Bierre) und ihres ersten Gymnasiumjahres<br />
im ländlichen Québec.<br />
Mylia ist ein schüchternes Mädchen,<br />
das sich mit ihrer kleinen Schwester<br />
nach einem langen Sommer auf die<br />
Veränderung der Oberschule einstellt.<br />
Dann geht alles ganz schnell,<br />
sie trinkt zum ersten Mal Alkohol<br />
und besucht Partys.<br />
Aber sie passt nicht richtig hinein<br />
in die Clique, die sie kennenlernt.<br />
Jimmy (Jacob Whiteduck-Lavoie) ist<br />
glücklicherweise ebenfalls anders, er<br />
lebt als Junge der First Nations, wie<br />
die Ureinwohner in Kanada genannt<br />
werden, im Reservat nebenan. Mit<br />
ihm findet sie ihren Platz im neuen<br />
Alltag. Zwar ist Mylias Zuhause in<br />
„Une colonie“ ein sicherer Ort, aber<br />
auch intakte Familien sind nicht gegenProbleme<br />
gefeit. In lyrischen, äußerst<br />
behutsam montierten Bildern<br />
gibt die Regisseurin Einblick in die<br />
Psyche eines jungen Mädchens. In<br />
Mylia kann sich wohl jede Person im<br />
Publikum wiederfinden. Sie hat etwas<br />
Universelles,was auch an Émilie<br />
Bierres herausragendem Schauspiel<br />
liegt: In ihrem Gesicht spiegeln sich<br />
all die widerstrebenden Gefühle der<br />
frühen Teenagerzeit: Unbeholfenheit,<br />
Wut, Aufregung und Freude.<br />
Auch V, wie die Protagonistin<br />
Veera (Veera Lapinkoski) sich in Tonislav<br />
Hristovs Film „The Magic Life<br />
of V“ (14plus) nennt, hadertmit sich<br />
selbst. Deshalb hat sie früh angefangen,<br />
in sogenannten „LARPs“ mitzumachen,<br />
Live-Rollenspielen. Nur so<br />
kann sie ihrer traumatischen Kindheit,<br />
die von einem alkoholsüchtigen<br />
Vater und einem behinderten<br />
Bruder geprägt war, für kurze Zeit<br />
entfliehen. MalverkörpertVeeraeine<br />
Zauberin, mal ist sie Soldatin.<br />
Hauptsache, sie kann die schmerzende<br />
Vergangenheit vergessen.<br />
Diese hingegen tendiert dazu,<br />
sich früher oder später zu Wort zu<br />
melden, wenn sie verdrängt wird,<br />
und Veera muss sich nach Jahren<br />
ohne Kontakt ihrem Vater stellen,<br />
um wirklich frei zu werden. Auch<br />
Hristov zeigt große Einfühlsamkeit<br />
in diesem Porträt einer jungen Frau.<br />
Dabei ist das reale Problem der Alkoholsucht<br />
in Finnland stets präsent.<br />
WasGoldie,Veeraund Mylia eint,<br />
ist Mut, auch wenn es wehtut. Tatendrang,<br />
auch wenn alles hoffnungslos<br />
wirkt. Davonkann auch ein erwachsenes<br />
Publikum etwas lernen.<br />
„Hellhole“, ein Film des belgischen Regisseur Bas Devos, zeigt, was Gewalt mit Menschen macht<br />
VonAlexandraSeitz<br />
Wannes ist ein flämischer Arzt,<br />
der Obdachlose versorgt.<br />
Manchmal skypt er mit seinem<br />
Sohn, der beim Militär ist und irgendwo<br />
im Mittleren Osten einen<br />
Kampfjet fliegt. Medhi, ein algerischstämmiger<br />
Halbwüchsiger,geht<br />
noch zur Schule.Als ihn sein der Familie<br />
entfremdeter Bruder um einen<br />
Gefallen bittet, gerät er in Gewissensnot.<br />
DieItalienerin Alba arbeitet<br />
als Dolmetscherin im EU-Parlament<br />
und spürt immer deutlicher einen<br />
auf ihr lastenden diffusen Druck.<br />
Wannes, Medhi und Alba kennen<br />
einander nicht, doch alle drei leben<br />
in Brüssel, einer Stadt, die nach den<br />
Terror-Anschlägen vom März 2016<br />
nicht mehr dieselbe ist. Siefühlt sich<br />
anders an für ihre Einwohnerschaft,<br />
ist fremd geworden, ein unsicherer<br />
Ort, an dem das Misstrauen und die<br />
Angst eingezogen sind.<br />
In Brüssel lebt auch der 1983 in<br />
Zoersel, Belgien, geborene Regisseur<br />
BasDevos,der mit „Hellhole“ seinen<br />
zweiten Langfilm bei der Berlinale<br />
vorstellt; Devos’ Debüt, „Violet“,<br />
wurde vor fünf Jahren in der Sektion<br />
Generation 14plus mit dem Großen<br />
Preis der Jury ausgezeichnet. Wie<br />
„Hellhole“ handelte auch „Violet“<br />
Panorama<br />
Der Schüler Medhi (Hamza Belarbi) gerät in Brüssel in Gewissensnot. BERLINALE /ALINE BELFORT<br />
von den Auswirkungen eines Gewaltaktes<br />
auf das Leben von Menschen.<br />
Und wie „Violet“ umkreist<br />
auch„Hellhole“ diesesThema mit einer<br />
konzentrierten Aufmerksamkeit,<br />
die sich vorallem auf das richtet, was<br />
ungesagt bleibt und nicht gezeigt<br />
werden kann. Das bedeutet, dass<br />
Devos mit einem beeindruckenden<br />
BERLINALE /DANNY TAILLON<br />
Mut zur Auslassung arbeitet, dass er<br />
Leerstellen lässt und Ellipsen setzt,<br />
die das ohnehin lockere narrative<br />
Geflecht, das den Alltagswegen der<br />
drei Hauptfiguren folgt, endgültig<br />
auflösen könnten.<br />
Stattdessen aber entsteht eine<br />
ungeheure Dichte, ziehen die für<br />
sich stehenden szenischen Vignetten<br />
einander magnetisch an, bildet<br />
sich aus der allen gemeinsamen<br />
Einsamkeit und Irritation<br />
schließlich eine gesellschaftliche<br />
Befindlichkeit der Ratlosigkeit<br />
und der Ohnmacht heraus.<br />
Die formale Meisterschaft Devos’<br />
zeigt sich in der Intensität, die er mithilfe<br />
gemächlicher Kamerakreisfahrten<br />
und zeitlupen-geduldiger<br />
Schwenks um Häuserecken herum<br />
herzustellen vermag. Diese setzen Zäsuren<br />
im Handlungsverlauf und bilden<br />
zugleich Inseln, die Zeit geben<br />
nachzudenken. Wie ist es so weit gekommen?<br />
Undwie geht es jetzt weiter?<br />
Diskussion<br />
Wo ist der<br />
ästhetische<br />
Widerstand?<br />
Die „Woche der Kritik“<br />
eröffnet mit Schlingensief<br />
VonDoris Meierhenrich<br />
Seit fünf Jahren veranstaltet der<br />
Verband der deutschen Filmkritik<br />
in Querlage zum Roten-Teppich-<br />
Event Berlinale eine „Woche der Kritik“.<br />
Sie begann diesmal mit einer<br />
Konferenz zu einem der unbequemsten<br />
Kino- und Theatermenschen der<br />
jüngeren Vergangenheit: Christoph<br />
Schlingensief. Ihn zum Thema zu<br />
machen, heißt immer auch, sich<br />
selbst mit auf den Seziertisch zu legen.<br />
Alles andere wäre sinnlos –jedenfalls<br />
für das erklärte Vorhaben der<br />
Veranstalter,aus Schlingensiefs Radikalität,<br />
seiner ästhetisch-politischen<br />
Brisanz für das kraft- bis mutlose<br />
Kino heute Funken zu schlagen.<br />
Für das Theater darfman zweifellos<br />
dasselbe hoffen, leider nur bleibt<br />
auch dieses Maleine Konferenz nun<br />
mal Konferenz und die Schadloshaltung<br />
der Diskutanten auf der Bühne<br />
wichtiger als das ungesicherte Denken<br />
in Aktion, das Produktivmachen<br />
der eigenen Angst, wie es eben ein<br />
Christoph Schlingensief zeit seines<br />
Lebens zelebrierte.2010 starb er mit<br />
knapp fünfzig Jahren. Wie sehr ein<br />
derart menschenfreundlicher, mutiger,<br />
selbstironischer und sich doch<br />
immer mit vollem Ernst mit in die<br />
Waagschale werfender Künstler<br />
fehlt, konnte man beim Blick auf das<br />
Bühnenfoto über die sich ziehenden<br />
Stunden schön verinnerlichen:<br />
Christoph im Pfeildiagramm zwischen<br />
„Hass“, „Glück“ und „Gefahr“.<br />
Dass sich an diesem Abend niemand<br />
als Nachfolger anbot, war zu<br />
befürchten: ein Kunstabdichter wie<br />
der Regisseur Milo Rau, dem alles<br />
Anarchische, Ungeplante in seinen<br />
durchgerechneten Doku-Fiktionen<br />
fremd ist, erschien eher deplaziert<br />
auf einem Schlingensief-Podium.<br />
Immerhin gaben die vorgeführten<br />
Filme und ein sich langsam betrinkender<br />
UdoKier Zeugnis davon, was<br />
„böse Kunst“ einmal war: „Das Kettensägenmassaker“<br />
von 1990, mit<br />
dem Schlingensief die Wiedervereinigung<br />
als blutige Schlachtveranstaltung<br />
der Ossis durch die Wessis<br />
vorwegnahm, ist in seiner grotesken<br />
Hellsichtigkeit bis heute beispiellos.<br />
VomKettensägenmassaker beschmaddert:<br />
Christoph Schlingensief. FILMGALERIE 451<br />
Und was Theater einmal konnte,<br />
sah man krasser denn je in Ausschnitten<br />
aus den Neunzigern. Da zog der<br />
nie um eine Peinlichkeit verlegene<br />
Schlingensief in„Passion Impossible“<br />
mit Megafon aus dem Hamburger<br />
Schauspielhaus,die ganzePerlenkettengesellschaft<br />
hinterher,und hinein<br />
in die Bahnhofsmission, wo Menschen<br />
plötzlich die Mikros bekamen,<br />
die nie zuvor Gehör fanden: Obdachlose,Junkies,Behinderte.Dass<br />
es dabei<br />
nicht um das Ausstellen exotischer<br />
Wesen ging, sondern umWut,<br />
Konventionssprengung, Selbst-Überschreitungen,<br />
vermitteln diese Kurzfilme<br />
klar.Schockierend fast, weil solche<br />
Menschen mittlerweile oft auf<br />
deutschen Bühnen stehen, nur eben<br />
sehr selten als souveräne Stimme. Irgendwann<br />
sagt die Schauspielerin Bibiana<br />
Beglau auf dem Podium etwas<br />
Zentrales: Es gebe keinen ästhetischen<br />
Widerstand mehr, weil „Dysfunktionalität“<br />
verboten sei. Wirtschaftsdiktat<br />
überall. Schlingensief<br />
hätte gekontert: Na und?
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 23<br />
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Feuilleton<br />
Die Wüste der<br />
bösen<br />
Ahnungen<br />
James Andersons Krimi<br />
„Desert Moon“<br />
VonSylvia Staude<br />
Ein Mann, sein Truck, der Highway<br />
117 und dieWüste vonUtah:<br />
Nicht viel mehr braucht der amerikanische<br />
Autor James Anderson für<br />
seinen Kriminalroman „Desert<br />
Moon“. Na ja, ein paar Nebenfiguren<br />
noch, die jeweils eine Menge Schicksal<br />
hinter ihrem Rücken verbergen.<br />
Da ist Walt Butterfield, 79 Jahre<br />
alt, aber mit der Kraft eines weit Jüngeren.<br />
Walt hat einst, 1987, die Männer<br />
getötet, die seine Frau vergewaltigten<br />
und schwer verletzten. Seitdem<br />
ist sein Diner meist geschlossen. Und<br />
der Trucker Benkann nicht sagen, ob<br />
er nun Walts bester Freund ist oder<br />
eher nicht. Da ist die schwangereobdachlose<br />
Ginny,ein Teenager,der davon<br />
träumt, aufs College zu gehen.<br />
Benwar mal mit ihrer Mutter zusammen.<br />
Da ist eine mysteriöse Frau in<br />
einem abgelegenen Haus; als Bensie<br />
beobachtet, wie sie nackt ein imaginäres<br />
Cello spielt, verliebt er sich sofort.<br />
Da ist der Prediger, andem Ben<br />
regelmäßig vorbeifährt, während er<br />
in Hitze und Staub ein Kreuz die<br />
Straße hinauf und hinab schleppt.<br />
Nackt am Cello<br />
Minimal ist in „Desert Moon“, was<br />
man Krimihandlung nennen kann.<br />
Sie geht, natürlich, von der geheimnisvollen<br />
Frau am Luftcello aus, die<br />
ihren Mann verlassen hat –womöglich<br />
dabei ein äußerst wertvolles Instrument<br />
stehlend. Ist also der<br />
Mann, der in Bens Truck mitfahren<br />
möchte, tatsächlich von einer TV-<br />
Produktionsfirma, wie er sagt, die einen<br />
Film über die Arbeit eines Truckers<br />
machen möchte? Oder steht er<br />
in Diensten des reichen Ehemannes,<br />
der Leute engagiert, seine Frau (und<br />
das Cello) zu finden? Ben Jones zögert,<br />
das Geld zu nehmen, das man<br />
ihm für die Filmrecherche anbietet,<br />
obwohl er mit den Ratenzahlungen<br />
für seinen nur geleasten Laster<br />
schwer im Verzug ist.<br />
Aber immer noch ist er zuverlässig.<br />
Auf jede popelige, rumpelige,<br />
manchmal gefährliche Seitenstraße<br />
fährt Ben mit seinem Laster ab, um<br />
den Leuten Sachen zu bringen, die<br />
sie bestellt haben; und sei es auch<br />
nur ein Karton Eiscreme.Aber vorallem<br />
fährt erauf der einsamen State<br />
Street 117, die er liebt, soweit man<br />
eine Straße überhaupt lieben kann:<br />
„Der Highway vormir rekelte sich in<br />
der Sonne. Ergehörte mir, ein schönes<br />
Gefühl. Dass er nur mir gehörte,<br />
weil ihn sonst niemand haben<br />
wollte,störte mich nicht.“<br />
Die Dinge spitzen sich in diesem<br />
späten Debütroman –James Anderson<br />
hat davor unter anderem als Trucker<br />
gearbeitet –solangsam zu, dass<br />
man schon meinen könnte, Ben<br />
sieht Gespenster.Fühlt sich verfolgt,<br />
wo es gar keinen Grund gibt zu Misstrauen.<br />
Es ist eine Geschichte, die<br />
von den lakonischen Dialogen, den<br />
Himmels- und Wüsten- und Wetterbeschreibungen<br />
lebt. Vonder Trostlosigkeit<br />
auf Bens Wegen. Den Figuren,<br />
die einerseits wie aus Zeit und<br />
Raum gefallen sind. Dieandererseits<br />
faszinieren in ihrer Seltsamkeit, der<br />
Krassheit ihrer Seelenverletzungen.<br />
Der Himmel über der Wüste mag<br />
leuchten, ein atemberaubender<br />
Mond mag über dem Diner,das niemals<br />
öffnet, stehen, es ist dennoch<br />
ein durch und durch dunkler Roman,<br />
der böse Ahnungen weckt. In<br />
der „verdammt großen Wüste“ gehen<br />
Menschen verloren oder verlierensich<br />
selbst. Undauch die Polizei,<br />
die es hier eher am<br />
Rande gibt, vermag<br />
sie nicht zu finden.<br />
James Anderson:<br />
DesertMoon.<br />
Kriminalroman.<br />
Übersetzt vonHarriet Fricke.<br />
Polar,Hamburg 2018.<br />
330S., 18 Euro<br />
Porträtist der Nation<br />
Stefan Moses’ fotografische Exkursion in ein „Exotisches Land“ –imDeutschen Historischen Museum<br />
VonIngeborg Ruthe<br />
Der Bilderberg, den Stefan<br />
Moses hinterließ, zählt<br />
400 000 Negative. Der<br />
aus Niederschlesien<br />
stammende Fotograf (1928–2018)<br />
hat sein konsequent thematisches<br />
Lebenswerk tatsächlich „den Deutschen“<br />
gewidmet. Und den Migranten.<br />
Ebenso Menschen in Israel, in<br />
den Kibbuz-Gemeinschaften, an der<br />
Klagemauer in Jerusalem, den Soldatinnen<br />
im Jerusalemer Café. Auch<br />
den Alltagsszenen in Frankreich,<br />
England, Griechenland, Italien,<br />
Chile –mit <strong>Zeitung</strong>sjungen, Schuhputzern,<br />
Händlernund Touristen.<br />
Im Deutschen Historischen Museum<br />
füllen jetzt Moses markante<br />
Reportage-Serien der 1950er- bis<br />
1970er-Jahre die Wände des oberen<br />
Sonderausstellungsbaus. Die Schau<br />
heißt „Das exotische Land“. Ja, exotisch<br />
war für ihn dieses Land zwischen<br />
Alpen, Nord- und Ostsee,<br />
„überall unerforschte Geschichte“,<br />
pflegte er zu sagen.<br />
Anhand vonrund 200 Fotografien<br />
sowie Zeitschriften und Büchern<br />
zeichnet diese Werkschau Moses Weg<br />
vom umtriebigen Bildreporter zu einem<br />
der prägendsten Porträtfotografen<br />
und Chronisten der Bundesrepublik<br />
nach. Etliche Fotos stammen aus<br />
der Zeit als Theaterfotograf in Weimar,1950,<br />
wohin es ihn nach Kriegsende<br />
verschlagen hatte: VEB-Betriebsversammlung,<br />
Straßenszene<br />
mit FDJ-Fahnen-Aufmarsch. Und<br />
eine Hausversammlung in einem<br />
Leipziger Hinterhof: abblätternder<br />
Putz, Wäscheleinen mit Strümpfen<br />
und Unterhosen. Dazwischen die Bewohner,<br />
vor ihnen der agitierende<br />
Redner. Skeptisch blicken die Hausfrauen<br />
auf den Parteimissionar, der<br />
die „sozialistische Hausgemeinschaft“<br />
einforderte.<br />
Moses ging bald darauf in den<br />
Westen, nach München, wurde gefragter<br />
Fotoreporter des Kindler-Verlags,<br />
später des Magazins Stern, er<br />
arbeitete für die Agentur Magnum<br />
und die Magazine Revue und Twen.<br />
Seither erspürte er mit der Kamera<br />
die Befindlichkeiten der Menschen<br />
im Nachkriegs- und Wirtschaftswunderland,<br />
ihre Arbeit, ihren Alltag,<br />
auch ihreReligion.<br />
Voreinem Jahr ist Moses im Alter<br />
von 89Jahren gestorben. Wasbleibt,<br />
sind seine nie effektheischenden,<br />
meist mit Kleinbildkamera und auf<br />
Schwarz-Weiß-Filmen gebannten,<br />
vermeintlich paradoxen Momente<br />
vonbeobachtender Distanz und empathischer<br />
Nähe −nun an der Museumswand.<br />
Es ist nicht zu übersehen,<br />
sie alle sind inspiriert von Fotografen-Ikonen<br />
wie Irving Penn und RichardAvedon.<br />
VonHarry Nutt<br />
Die Zahl der Kinoleinwände ist in<br />
Deutschland im vergangenen<br />
auf 4849 angewachsen, vor denen<br />
rund 800 000 Besucher zusätzlich<br />
Platz finden. Ein stattliches Wachstum,<br />
das aber im gleichen Zeitraum<br />
2018 vonden Kinobesuchernindem<br />
Ausmaß nicht annähernd in Anspruch<br />
genommen worden ist. Kurz<br />
vorBeginn der Berlinale hat die <strong>Berliner</strong><br />
Filmförderungsanstalt FFA ernüchterndes<br />
statistisches Material<br />
veröffentlicht. Die Zahl der Kinobesuche<br />
schrumpfte gegenüber dem<br />
Vorjahr, wie berichtet, von 122 Millionen<br />
auf etwa 105 Millionen, ein<br />
Rückgang von 14Prozent. Der Umsatz<br />
der Branche sank von mehr als<br />
einer Milliarde auf nunmehr 900 Millionen<br />
Euro.<br />
Die Gründe dafür sind vielfältig<br />
und mit dem Verweis auf einen langen<br />
heißen Sommer, indem zudem<br />
Frauen unter Trockenhauben im Friseursalon, 1960er Jahre<br />
Selbstporträt um 1960<br />
ELSE BECHTELER-MOSES<br />
Spielende Kinder in Israel<br />
Zu wenig Zugkraft<br />
ELSA BECHTELER-MOSES<br />
BECHTELER-MOSES<br />
Kulturstaatsministerin Monika Grütters will Runden Tisch zur Kinokrise einberufen<br />
die Fußballweltmeisterschaft stattfand,<br />
nicht hinreichend benannt.<br />
Dassieht auch Kulturstaatsministerin<br />
Monika Grütters (CDU) so, die<br />
angesichts der Zahlen umgehend<br />
Gesprächsbedarf mit Vertretern der<br />
Filmbranche angemeldet hat. „Ja,<br />
wir hatten einen extrem heißen, langen<br />
und somit kinounfreundlichen<br />
Sommer“, ließ Grütters am Donnerstag<br />
in einer Pressemitteilung<br />
verlauten. „Zur Wahrheit gehörtaber<br />
auch: Wir hatten 2018 nicht nur viel<br />
Sonne, sondern auch wenige zugkräftige<br />
Filme, insbesondere aus<br />
Deutschland. Und zur Wahrheit gehört<br />
erst recht, dass es an zu wenig<br />
Geld in den Fördertöpfen nicht liegen<br />
kann, denn die sind gut gefüllt.“<br />
Kulturstaatsministerin Grütters<br />
verweist damit auf eine in den vergangenen<br />
Jahren stetig gestiegene<br />
Film- und Serienförderung, in die<br />
vonBund und Ländernmehr als 400<br />
Millionen Euro hineingegeben wer-<br />
den. „Diese filmpolitischen Erfolge<br />
werdeich verteidigen und mich weiter<br />
dafür einsetzen, dass die Fördertöpfe<br />
gut gefüllt sind“, so Grütters.<br />
„Aber ich kann und will nicht verhehlen,<br />
dass ich (…) durchaus ein<br />
gewisses Missverhältnis zwischen<br />
Investition und Ertrag sehe: zwischen<br />
dem massiven Ausbau der<br />
deutschen Filmförderung einerseits<br />
und der Strahlkraft des deutschen<br />
Films wie auch der Zahl deutscher<br />
Filmerfolge andererseits. Darüber<br />
müssen wir sprechen.“<br />
Monika Grütters kündigte einen<br />
Runden Tisch an, in dem darüber<br />
gesprochen werden soll, wie die<br />
Filmförderung neu zu justieren sei.<br />
Gemeinsam mit Produzenten, Produktionsdienstleistern,<br />
Filmverleihern<br />
und Kinobetreibern möchte<br />
sie ausloten, wie ein ausgewogenes<br />
Verhältnis zwischen Aufwand und<br />
Nutzen der Filmförderung erreicht<br />
werden könne.<br />
Auch Moses hätte als „Weltfotograf“<br />
Karriere machen können, zog<br />
es aber vor, lieber in Passau, Bonn,<br />
Berlin zu fotografieren. Sein Sucher<br />
richtete sich auf das Volk und seine<br />
Regierenden. Letztere zeigt er mal<br />
machtbewusst, mal unter der Last<br />
des Amtes leidend. Mit besonderer<br />
Ironie registrierte er auch Alltagssituationen,<br />
etwa das Motiv dreier<br />
Frauen unter Friseurhauben.<br />
Schon nach 1960 stand sein Entschluss<br />
fest, eine „Soziologie der<br />
Deutschen“ anzulegen. So wurde er<br />
zum Porträtisten der Nation. 1962,<br />
im Jahr nach dem Mauerbau, begann<br />
er, imWesten Berufstätige vor<br />
ein graues Filztuch zu stellen und zu<br />
porträtieren. Er zog durch Städte<br />
und Dörfer, nahm behutsam Leute<br />
aller Milieus auf, vom Künstler bis<br />
zum Kohlekumpel. Er machte exemplarische<br />
Menschenbilder: Frauen<br />
und Männer in derben Berufen, vom<br />
Wurstmaxe bis zur Arbeiterin in der<br />
Fischfabrik, vom Hauer im Schacht<br />
bis zum pietätsvollen Begräbnisbeamten.<br />
Er gab den Porträtierten dieser<br />
nach 1990 im Osten wiederholten<br />
„Berufstypologie“ nach dem Vorbild<br />
August Sanders jene Bedeutung<br />
und Würde, die das Individuelle<br />
nicht ausspart.<br />
Dieser allürenfreie Meister des<br />
Metiers,der in Breslau die Kunst der<br />
Fotografie erlernt und dann als Jude<br />
in einem NS-Zwangslager gerade so<br />
überlebt hatte, kannte keine Vorurteile.<br />
Ihn interessierten Menschen,<br />
schwer arbeitende Leute, Kinder,<br />
Alte. Aber auch die im Rampenlicht.<br />
So erfasste er Kanzler Adenauers angespannte<br />
Mimik und den wackligen<br />
Gang beim Verlassen eines Bundeswehr-Hubschraubers<br />
und die<br />
starre Gestik beim Staatsbesuch des<br />
US-Präsidenten Eisenhower 1959.<br />
Später gelangen Moses unverwechselbare<br />
Aufnahmen vom bräsigen<br />
Ludwig Erhard in seiner Staatskarosse<br />
oder 1983 von Willy Brandt<br />
beim Spaziergang in einem Wäldchen,<br />
wo der charismatische SPD-<br />
Politiker poetisch entrückt wirkt.<br />
Moses verstand es ebenso, den<br />
vergeistigten Habitus vonIntellektuellen<br />
wie Adorno und Ernst Bloch<br />
oder Künstlernwie der betagten Tilla<br />
Durieux in strenges Schwarz-Weiß<br />
zu bannen, neben einem alten<br />
Baum; das war im Jahr 1963. Übrigens<br />
kam der Wald im Spätwerk<br />
noch stärker als metaphorisches<br />
Motiv hinzu. Zuletzt fotografierte<br />
Moses nur noch sehr alte Bäume und<br />
sehr alte Gesichter. Aber das wäre<br />
dann schon eine nächste Moses-<br />
Ausstellung.<br />
Deutsches Historisches Museum (DHM)<br />
Unter den Linden 2, Obergeschoss im Pei-Bau,<br />
bis 12.Mai, täglich10–18 Uhr<br />
In Bezug auf die schwierige Situation<br />
der Kinos forderte Grütters zudem<br />
klare Regeln, die das Kino als<br />
Kulturort schützen. Dies werde nicht<br />
nur in der nächsten Novelle des Filmförderungsgesetzes<br />
eine Rolle spielen,<br />
sonderndarauf ziele auch das im<br />
Koalitionsprogramm vereinbarte<br />
„Zukunftsprogramm Kino“ ab, betonte<br />
Grütters. „Die Kinoleinwand<br />
darfnicht zur bloßenWerbeplattform<br />
für Video-on-Demand-Produktionen<br />
degradiert werden. Undwer von der<br />
Förderung profitieren möchte, muss<br />
sich an diese Regeln halten.“<br />
DieHoffnung auf ein besseres Ergebnis<br />
für 2019 macht indes ein<br />
Film, dessen Kinoauswertung wegen<br />
seines späten Filmstarts nicht mehr<br />
vollständig erfasst worden ist. Die<br />
Verfilmung der Autobiografie von<br />
Hape Kerkeling, „Der Junge muss an<br />
die frische Luft“, hat inzwischen bereits<br />
2,5 Millionen Zuschauer angelockt<br />
–ein Spitzenwert.<br />
NACHRICHTEN<br />
Späte Entschuldigung für<br />
Absage an George Orwell<br />
Fast 70 Jahrenach dem Toddes englischen<br />
Schriftstellers George Orwell<br />
hat sich der British Council dafür<br />
entschuldigt, seinerzeit einen Essay<br />
des Autors abgelehnt zu haben. Wie<br />
das Kulturinstitut mitteilte,hatte es<br />
die 1946 bei Orwell bestellte Abhandlung<br />
über die englische Küche<br />
zwar als „exzellent“ bezeichnet, sie<br />
aber dennoch zurückgewiesen. Die<br />
britische Küche beschrieb der Autor<br />
von„Farm der Tiere“ und „1984“ in<br />
dem Essay als „eine simple,eher<br />
schwereund vielleicht etwas barbarische<br />
Kost“. Es sei unklug, einen solchen<br />
Artikel für kontinentale Leser<br />
zu veröffentlichen, befand der British<br />
Council, der sich um die Förderung<br />
britischer Kultur im Ausland<br />
kümmert. (dpa)<br />
Eichendorff-Literaturpreis<br />
geht an Christa Ludwig<br />
DieSchriftstellerin Christa Ludwig<br />
wirdmit dem Eichendorff-Literaturpreis<br />
2019 ausgezeichnet, der mit<br />
5000 Euro dotiertist. „IhreWerke<br />
sind sensibel und eindringlich, sie<br />
sind bildend und voll innerer Anteilnahme<br />
an Mensch und Natur“, teilte<br />
der „Wangener Kreis“ mit, der den<br />
Preis jährlich vergibt. Zu Ludwigs<br />
Werken zählt beispielsweise der Roman<br />
„Ein Bündel Wegerich“ über die<br />
deutsch-jüdische Dichterin Else Lasker-Schüler.Sie<br />
schreibt auch Kinder-und<br />
Jugendbücher. (dpa)<br />
US-Festival für deutsche<br />
Filme feiertBjarne Mädel<br />
Mitdem Schauspieler Bjarne Mädel<br />
(50) und der Komödie „25 km/h“ soll<br />
am 8. Märzdas größte deutschsprachige<br />
Filmfestival in den USA eröffnet<br />
werden. Zum23. Malpräsentierendas<br />
Goethe-Institut und das<br />
Szene-Kino CastroTheatreinSan<br />
Francisco das Festival „Berlin &<br />
Beyond“ mit fast zwei Dutzend<br />
Spielfilmen, Dokus und Kurzfilmen<br />
aus Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz. DasRoadmovie „25 km/h“<br />
vonMarkus Goller feiertinSan Francisco<br />
seine internationale Premiere.<br />
Mädel werdeals sechster Empfänger<br />
mit dem Spotlight Awardals bester<br />
Schauspieler ausgezeichnet, wie<br />
Festival-Leiter Sophoan Sorn am<br />
Mittwoch mitteilte.Das Festival zog<br />
zuletzt mehr als 10 000 Zuschauer<br />
an. (dpa)<br />
Für Diversität: Grammy-Gala<br />
mit neuen Regeln<br />
Nach Kritik über zu viele weiße und<br />
männliche Grammy-Gewinner wollen<br />
dieVeranstalter beim wichtigsten<br />
Musikpreis der USA künftig mit<br />
neuen Regeln arbeiten. Beider Verleihung<br />
am Sonntag in Los Angeles<br />
treten in den vier wichtigsten Kategorien<br />
nicht mehr fünf, sondernacht<br />
Künstler gegeneinander an. DasZiel:<br />
mehr weibliche Preisträger und<br />
mehr Trophäen für Afroamerikaner<br />
und Musiker etwa lateinamerikanischer<br />
und asiatischer Abstammung.<br />
Verliehen werden die Preise in 84 Kategorien.<br />
(dpa)<br />
TOP 10<br />
Mittwoch, 6. Februar<br />
1 DFB-Pokal ARD 7,36 26 %<br />
2 Tagesthemen ARD 5,59 17 %<br />
3 Tagesschau ARD 5,25 17 %<br />
4 Sportschau Studio ARD 4,91 17 %<br />
5 Aktenzeichen XY ZDF 4,90 15 %<br />
6 SOKOWismar ZDF 3,91 18 %<br />
7 heute ZDF 3,89 16 %<br />
8 Wer weiß denn...? ARD 3,79 18 %<br />
9 RTL aktuell RTL 3,27 14 %<br />
10 Bares für Rares RTL 3,22 27 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019<br />
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Tagestipp<br />
BÜHNE<br />
Ballhaus Ost (✆ 44 03 91 68)<br />
19.00: Yeswetortured some folks!<br />
21.00: My name’sTomas Gonzalezand we have 60<br />
min. (Tomas Gonzales /K7Productions)<br />
<strong>Berliner</strong> Ensemble (✆ 28 40 81 55)<br />
19.30: Macbeth; 20.00 Kleines Haus: Wheeler<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Die Mausefalle<br />
Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />
19.30: Lucia di Lammermoor<br />
Glaspalast auf dem Pfefferberg (✆ 939 35 85 55)<br />
19.00: Schneewittchen /Aschenbrödel<br />
Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />
19.30: Eine linkeGeschichte<br />
Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />
20.00: Schachnovelle<br />
Komische Oper Berlin (✆ 47 99 74 00)<br />
19.30: La Bohème<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(✆ 88 59 11 88) 20.00: Hase Hase<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
19.30: Ein Bericht für eine Akademie<br />
20.30 Studio: The Making-of<br />
Neuköllner Oper (✆ 68 89 07 77)<br />
20.00: Elfie<br />
Radialsystem V (✆ 288 78 85 88)<br />
20.00: Hopeless. –Open Spaces #1 (Martin Hansen,<br />
Sergiu Matis und Manon Parent)<br />
RambaZamba Theater (✆ 44 04 90 44)<br />
19.30: Die Frauen vomMeer<br />
Russisches Haus (✆ -20 30 23 20)<br />
19.00 Konzertsaal: Der Mantel (<strong>Berliner</strong> Filiale des<br />
Moskauer Theater des modernen Schauspiels)<br />
Schaubude Puppentheater (✆ 423 43 14)<br />
20.00: Maria &Myselfies (Trèßurz, Freiburg/Stuttgart)<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
19.30: Champignol wider Willen<br />
20.00: status quo<br />
Schlosspark Theater (✆ 789 56 67 -1 00)<br />
20.00: Mörder undMörderinnen<br />
Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />
19.00 Kantine: Dirty Debüt #4 Sleep<br />
20.00 Festsaal: Phaedra (Monster Truck)<br />
Staatsoper Unterden Linden (✆ 20 35 45 55)<br />
19.00: Don Giovanni<br />
Anzeige<br />
KALENDER<br />
Theater Thikwa (✆ 61 20 26 20)<br />
20.00 Studio: Diane for aday (hannsjana)<br />
Theater untermDach (✆ 902 95 38 17)<br />
20.00: Der Reservist<br />
TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />
20.00: Frau Luna –Operette in zwei Akten<br />
ufaFabrik (✆ 75 50 30)<br />
20.00 Varieté Salon: Gaia Gaudi (Gardi Hutter &Co)<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
19.00, 21.30: Coming Society<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
Admiralspalast (✆ 22 50 70 00)<br />
20.00: Ne Million istsoschnell weg(Karsten Kaie)<br />
20.00: Stresssituation (KurtKrömer)<br />
Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />
20.00: The Beatles Close-Up (Les Brünettes)<br />
BKA (✆ 202 20 07)<br />
20.00: Wasmachen Sie eigentlich tagsüber? (Stefan<br />
Danziger)<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Circa’sPeepshow(Circa ContemporaryCircus)<br />
Charlottchen (✆ 324 47 17)<br />
20.30: Egoist in (Anja Gläser)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Lügenpresse (Jörg Schumacher)<br />
20.00: Zwei Zimmer,Küche: Staat!<br />
Estrel Festival Center (✆ 68 31 68 31)<br />
20.30: Beatles-Musical –All youneed is love!(Twist<br />
&Shout)<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: Pointen aus Stahl &Aphorismen aufSatin<br />
(Benjamin Eisenberg)<br />
Mercedes-Benz Arena (✆ 20 60 70 88 99)<br />
19.00: Dinosaurier<br />
Palazzo (✆ 018 06 38 88 83)<br />
19.30: Glücksjäger<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.00: Idiom –The Show<br />
Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />
20.00: Die LiveShow<br />
23.00: Rebell ComedySpecial (Benaissa)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Menschen. Ämter.Katastrophen.<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
19.30: Tanz der Vampire –Das Musical<br />
BEN BECKER<br />
ICH, JUDAS<br />
LETZTMALIG ZUSATZTERMINE 2019!<br />
22. +23.03.2019<br />
<strong>Berliner</strong> Dom<br />
ticketsunterwww.benbecker.de<br />
Kabarett<br />
Kröm<br />
de la<br />
Kröm<br />
Soll der Titel des Programms<br />
bereits erahnen lassen,<br />
dass auch Kurt Krömer älter<br />
geworden ist und eine Lebenskrise<br />
zur Bearbeitung auf die<br />
Bühne bringt? „Stresssituation“<br />
jedenfalls klingt nach<br />
therapeutischer Nachbehandlung,<br />
auch wenn die auffällige<br />
Aneinanderreihung des Konsonanten<br />
„s“ in der Wortmitte<br />
eine gewisse Schärfe mit sich<br />
bringt. Früher waren Krömer-<br />
Programme von klarer Diktion.<br />
„Na, Du alte Kackbratze“<br />
konnte man nur als Appell an<br />
das Publikum verstehen, es<br />
sich bloß nicht allzu gefällig<br />
einzurichten. Heute kann man<br />
davon ausgehen, dass die Besucher<br />
gerade deshalb in den<br />
Admiralspalast kommen, um<br />
sich auf Krömer-Niveau beschimpfen<br />
zu lassen. Schlimm<br />
waren im Umgang mit Krömer<br />
ohnehin immer nur jene, die<br />
versuchten, ihm gegenüber<br />
frech und schlagfertig zu sein.<br />
HarryNutt<br />
Kurt Krömer: Stresssituation,20Uhr,<br />
Admiralspalast,Friedrichstraße101<br />
Brennende<br />
Pinsel<br />
Das Künstlerpaar Römer +Römer<br />
hat das Burning-Man-Kunstfestival von<br />
Nevada malerisch verewigt<br />
Irmgard Berner<br />
erfährtvon Römer +Römer,wie in Black<br />
Rock City an die 10 000 Fotos entstanden.<br />
Digital bearbeitet, montiert, verfremdet<br />
wurden die Bilder dann durch Farbpunkte<br />
und -flecken auf lasierende, teils<br />
mit SprayPaint aufgebrachte, stark leuchtende<br />
Farbflächen. Das verleiht den Motivenihren<br />
Monitor-Effekt, die Pixelpunkte<br />
erzeugen Bildrauschen.<br />
Römer +Römer:links „Electric Cloud“,<br />
2018, Öl und Acryl,<br />
120 cm Durchmesser;rechts<br />
„Rabid Transit“, 2017,<br />
Öl und Acryl ,230 x300 cm<br />
COURTESY OF THE ARTISTS<br />
Als wären Außerirdische in<br />
der nächtlichen Wüste von<br />
Nevada gelandet, flirren<br />
sphärische Lichtkörper vor<br />
einem schwarz-grün-rot vibrierenden<br />
Nachthimmel. Linien aus Lichtpunkten<br />
zeichnen fliegende Untertassen,<br />
formen funkelnde Flächen<br />
zu irisierenden Wolken oder einem<br />
Doppeldeckerbus, der rotglühend<br />
aus der Dunkelheit auftaucht.<br />
Lichtformen, deren Umrisse<br />
Schicht um Schicht aufbrechen wie<br />
Lavamassen. Kreise drehend und<br />
Flammen werfend, fluten sie Luft<br />
und Wüstenboden in Leuchtgelb,<br />
Pink, Neongrün, Knallweiß und<br />
Blau. Räder, Netze, futuristische Gerätschaften<br />
elektrisieren die Umgebung.<br />
Ein Hai, ein Käfig, ein gigantischer<br />
VW-Käfer, ein oszillierendes<br />
„House of Enlightenment“ –Utopia<br />
lässt grüßen. Unterbrochen sind die<br />
bunt überstrahlten Lichtzeichnungen<br />
vorSandschwarznur vonSchattengestalten,<br />
Menschen, deren wabernde<br />
Konturen sich im Pixelglitzerstaub<br />
auflösen.<br />
Eingefangen hat all die Fackelwagen,<br />
kunstvoll gestalteten Art Cars<br />
und spektakulären Lichtarchitekturen<br />
das Künstlerpaar Römer +Römer<br />
auf dem Burning-Man Festival<br />
von Black Rock City. Nina und Torsten<br />
Römer haben den fulminanten,<br />
temporären Jahrmarktzauber aus<br />
LED-Installationen auf Leinwände<br />
gebannt: Als Ölgemälde im Panoramaformat,<br />
auf klassischen Rundbildern<br />
oder auf Kleinformaten verdichteten<br />
sie ihn zu Punktehaufen<br />
im Stil des Pointillismus –oder besser<br />
Pixelismus –und versetzten das<br />
flüchtige Event durch fleißige Pinselarbeit<br />
in einen ewigen Stillstand.<br />
Ihre Wirkung entfalten die Glutlichtgemälde<br />
gerade im Haus am<br />
Lützowplatz, wo „Burning Man –<br />
Electric Sky“ das Ergebnis ihrer zweijährigen,<br />
kuratorisch vom Hausherrn<br />
Marc Wellmann begleiteten<br />
Arbeit, nun ausgestellt ist. Für das<br />
Projekt war das deutsch-russische<br />
Künstler-Ehepaar, das sich als Meisterschüler<br />
von A. R. Penck an der<br />
Düsseldorfer Akademie vor gut<br />
zwanzig Jahren kennenlernte und<br />
seitdem die gemeinsame Handschrift<br />
weiterentwickelt, im Sommer<br />
2017 zum Burning-Man-Festival<br />
nach Nevada gereist. Mit 70000 Besuchernstößt<br />
das Riesenspektakel in<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Astor Film Lounge (✆ 883 85 51) Der Junge muss<br />
an diefrische Luft 15.00; Green Book 17.30, 20.30<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Green Book 14.30,<br />
17.30,20.30<br />
Delphi LUX (✆ 322 93 10 40) Green Book (OmU)<br />
13.00,17.30,19.10, 22.00; The Favourite 14.50,<br />
19.20; Womit haben wir das verdient? 14.15,<br />
18.30; Capernaum (OmU) 14.15, 18.30; Capernaum<br />
15.50, 20.40; Fahrenheit 11/9 (OmU)<br />
13.50, 21.45;Yuli (OmU) 16.40; Shoplifters 19.10;<br />
Der Junge muss an die frische Luft 16.20, 18.40;<br />
Beautiful Boy (OmU) 21.00; The Favourite (OmU)<br />
14.00, 20.30, 22.00; Rafiki (OmU) 16.30, 21.00;<br />
Colette 18.30<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) The Mule 17.45,<br />
20.15; HaveANice Day 22.30; Ben isBack 17.30;<br />
Frühes Versprechen 20.00; Kamikaze 1989 (DFmenglU)<br />
22.30<br />
Kant Kino (✆ 319 9866) Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 313.20, 15.40, 18.00, 20.20; The Favourite<br />
16.00, 18.00, 20.40; Yuli 15.00, 17.30,<br />
20.00; Beautiful Boy 13.30, 18.30; Maria Stuart<br />
16.00; Bohemian Rhapsody 21.00; Mia und der<br />
weiße Löwe 13.45; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
18.40; 25km/h 21.00; Checker Tobi und das Geheimnis<br />
unseres Planeten 14.00, 16.00<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) Creed 220.00,<br />
23.00; Der Junge muss an die frische Luft 20.15;<br />
Glass 22.45; Bohemian Rhapsody 19.45, 22.50;<br />
Glass 20.00; Aquaman 22.50; Maria Stuart 19.45;<br />
AStar IsBorn 22.30<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88) Colette 11.00;<br />
Gegen den Strom –Kona fer istrio (OmU) 13.10;<br />
Westwood (OmU) 14.50; #Female Pleasure (OmU)<br />
16.15; Yuli 18.00; Shoplifters – Manbiki kazoku<br />
(OmU) 20.00; BlacKkKlansman (OmU) 22.15; Drei<br />
Gesichter 11.00; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
(OmU) 12.40; Werk ohne Autor 14.40; Capernaum<br />
17.45; Beautiful Boy (OmU) 19.45; Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 21.45; Climax (OmU) 23.55; Sibel<br />
(OmU) 11.00; Fahrenheit 11/9 (OmU) 12.30;<br />
Astrid 14.50; 3D: Spider-Man: A New Universe<br />
16.50; Der Junge muss an die frische Luft 18.50;<br />
The Mule (OmU) 20.30; The House That Jack Built<br />
(OmU) 22.30<br />
Intimes (✆ 29 77 76 40) Pippi im Taka-Tuka-Land<br />
13.00; Mary Poppins‘ Rückkehr 15.00; Adam und<br />
Evelyn 16.45; Kalte Füße 19.00; Beautiful Boy<br />
21.15;Victoria (DFmenglU) 23.30<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 81 29) Der Vorname<br />
16.00; Roma (OmU) 17.45; Colette (OmU) 20.15;<br />
25 km/h 22.30; Chris the Swiss (OmU) 16.15;<br />
Dream Away (OmU) 18.00; Stiller Kamerad 19.45;<br />
RBG (OmU) 21.30<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Spider-Man:ANew<br />
Universe 11.00; Ralph reichts 2 11.00, 14.30,<br />
17.00; Drachenzähmen leicht gemacht 311.00,<br />
11.30, 14.00, 14.30, 16.45; Creed 2 11.00,<br />
14.15, 16.30, 19.45, 22.45; Kalte Füße 11.15;<br />
Der kleine Drache Kokosnuss 11.15; Ben is Back<br />
11.15; 3D: Ralph reichts 211.30, 14.15; Mia und<br />
der weiße Löwe 11.30,14.00,16.45; Die Frau des<br />
Nobelpreisträgers 11.30; The Lego Movie II11.45,<br />
14.15, 17.15; Checker Tobi 11.45, 14.45; Immenhof<br />
12.00; Mary Poppins‘ Rückkehr 13.45; Die unglaublichen<br />
Abenteuer von Bella 13.45; Der Junge<br />
muss an die frische Luft 13.45, 17.30; Plötzlich<br />
Familie 14.30, 17.30, 20.15; 3D: The Lego Movie<br />
II (OF) 14.45; 3D: Drachenzähmen leicht gemacht<br />
315.00, 17.45, 19.30, 22.30; Aquaman 16.30;<br />
Glass 16.45, 19.45, 22.45; Green Book 17.00,<br />
19.45, 23.00; Bohemian Rhapsody 17.00, 20.30;<br />
The Favourite 17.15, 23.00; IMAX 3D: Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3 17.15, 20.00, 23.00;<br />
Manhattan Queen 19.30; The Mule 20.00, 23.30;<br />
100Dinge20.00;3D: TheLegoMovie II 20.15; 3D:<br />
Aquaman 20.15; The Prodigy 20.30, 23.30; The<br />
Possession of HannahGrace20.30, 23.15; Holmes<br />
und Watson 22.30; Belleville Cop 22.45; Midnight<br />
Movie: Der Killerclown 23.00; The Favourite (OF)<br />
23.15; Polaroid 23.15<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 861079) Shoplifters –<br />
Manbiki kazoku (OmU) 18.00; Adam und Evelyn<br />
20.15; 25 km/h 22.10;Asi mit Niwoh –Die Jürgen<br />
Zeltinger Geschichte 18.00; Have ANice Day –Hao<br />
ji le (OmU) 19.45; Fahrenheit 11/9 (OmU) 21.20;<br />
Mandy (OmU) 23.45<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 0200) Ralph reichts 2<br />
13.40, 16.30; Drachenzähmen leicht gemacht 3<br />
13.40, 16.40; 3D: Ralph reichts 214.00, 16.50;<br />
The Lego Movie II 14.10; Checker Tobi und das<br />
Geheimnis unseres Planeten 14.20; Mia und der<br />
weiße Löwe 14.30, 17.20; 3D: Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 314.40, 17.30, 20.15, 23.00; 3D:<br />
The Lego Movie II 17.00; Plötzlich Familie 17.10,<br />
19.45; Glass 19.20,22.30; Creed 219.40, 22.45;<br />
100 Dinge 19.50; 3D: Aquaman 20.00, 22.40;<br />
Der Junge muss an die frische Luft 20.10; Phantastische<br />
Tierwesen 22.45; Unknown User 223.00;<br />
Bumblebee 23.10<br />
Kino Kiste (✆ 998 74 81) Der Junge muss andie<br />
frische Luft 13.30; Feuerwehrmann Sam 15.15;<br />
Maria Stuart 16.25; Shoplifters 18.35<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 41 09) Immenhof<br />
11.50,14.20;The Lego Movie II 12.00,14.30; 3D:<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 312.00, 14.15,<br />
17.00, 19.40, 22.45; Ralph reichts 2 12.15,<br />
14.40,17.20,19.30; Feuerwehrmann Sam 12.15;<br />
Mia und der weiße Löwe 12.20, 14.50, 16.50; Der<br />
kleine Drache Kokosnuss 12.20; Die unglaublichen<br />
Abenteuer von Bella 12.40; Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 313.00, 15.00, 16.00, 18.00; Checker<br />
Tobi und das Geheimnis unseres Planeten 13.50,<br />
15.40; Tabaluga 15.10; Plötzlich Familie 16.50,<br />
20.10; 3D: The Lego Movie II 17.15; Holmes und<br />
Watson 17.30; Der Junge muss an die frische Luft<br />
17.40; 100 Dinge 19.30; Aquaman 19.45; Creed<br />
219.50,22.15; Bohemian Rhapsody 19.50; Glass<br />
20.00, 22.20; The Prodigy 20.30,22.50; Phantastische<br />
Tierwesen 22.10; The Possession of Hannah<br />
Grace 22.45; Bumblebee 22.50; Polaroid 23.00;<br />
Kalte Füße 23.00<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A The Favourite (OmU)<br />
17.15, 20.00, 22.40; B Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 16.40, 22.00; Yuli (OmU) 19.30<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 24 64) Shoplifters –<br />
Manbiki kazoku (OmU) 18.00; Rafiki (OmU) 18.15;<br />
Roma (OmU) 20.00; Capernaum (OmU) 20.30<br />
Moviemento (✆ 692 4785) Checker Tobi und das<br />
Geheimnis unseres Planeten 14.00, 16.00; RBG<br />
(OmU) 18.00; The Favourite (OmU) 20.15, 22.45;<br />
Der blaue Tiger 10.30; Yuli (OmU) 13.00, 20.00;<br />
Der kleine Drache Kokosnuss 15.30; The Favourite<br />
(OmU) 17.30; Cold War: Der Breitengrad der Liebe<br />
–Zimna wojna (OmenglU) 22.30; Pettersson und<br />
Findus: Findus zieht um 10.30; Womit haben wir<br />
das verdient? 12.30, 17.15; The Favourite (OmU)<br />
14.45; #Female Pleasure (OmU) 19.30; Climax<br />
(OmU) 21.45<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Weit. Die Geschichte von<br />
einem Weg umdie Welt 15.00; Fahrenheit 11/9<br />
(OmU) 17.15; Capernaum (OmU) 19.30;Bohemian<br />
Rhapsody (OmU) 21.45; Generation Wealth (OmU)<br />
15.00; Gegen den Strom –Kona fer istrio (OmU)<br />
16.45; Yuli (OmU) 18.30; Rafiki 20.30; Shoplifters<br />
–Manbiki kazoku (OmU) 22.15; Kinobar im Sputnik<br />
Asi mit Niwoh –Die Jürgen Zeltinger Geschichte<br />
19.30<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Green Book 14.30, 17.20,<br />
20.15; New Checker Tobi und das Geheimnis unseres<br />
Planeten 14.00; Der Junge muss andie frische<br />
Luft 16.00; The Favourite 18.20, 21.00<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) The Lego Movie II<br />
10.00, 13.00, 15.00; Ralph reichts 210.00, 12.00,<br />
14.30, 17.15; Drachenzähmen leicht gemacht 3<br />
10.00,12.45,15.15; Der kleine Drache Kokosnuss<br />
10.00, 13.30; Checker Tobi und das Geheimnis<br />
unseres Planeten 10.00, 15.30; Feuerwehrmann<br />
Sam 13.15;Mia und der weiße Löwe 15.45, 18.00;<br />
3D: The Lego Movie II 17.30; Der Junge muss an<br />
die frische Luft 17.30, 20.00; 3D: Drachenzähmen<br />
leicht gemacht317.45, 20.00;Glass 20.15; Creed<br />
220.15; Plötzlich Familie 20.30<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Union Filmtheater<br />
Mary Poppins‘ Rückkehr 10.15, 15.00;<br />
Operation Arktis 10.30; Die unglaublichen Abenteuer<br />
von Bella 10.30, 15.30; Der Junge muss<br />
an die frische Luft 13.00; Checker Tobi und das<br />
Geheimnis unseres Planeten 13.00; Beautiful Boy<br />
13.00,17.45;Yuli 15.35;Glück ist was für Weicheier<br />
17.45, 20.00; The Favourite 18.00; Green Book<br />
20.15,23.00; 100 Dinge 22.15<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt amEastgate (✆ 93 03 02 60) The<br />
Lego Movie II 11.30, 14.15; Ralph reichts 211.30,<br />
14.15, 17.00, 19.45; Der kleine Drache Kokosnuss<br />
11.45; Tabaluga 11.50; 3D: Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 311.50, 14.30, 17.10, 20.15, 23.00;<br />
Immenhof 12.00; Checker Tobi und das Geheimnis<br />
unseres Planeten 12.00; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
312.20, 15.00, 17.40; Die unglaublichen<br />
Abenteuer von Bella 14.00; Der Junge muss an<br />
die frische Luft 14.00, 17.30; 3D: Ralph reichts<br />
214.30; Mia und der weiße Löwe 14.30, 17.15;<br />
Glass 16.45, 19.45, 23.00; 3D: The Lego Movie<br />
II 17.00; Plötzlich Familie 17.00, 20.00; Creed 2<br />
19.50, 23.00; Bohemian Rhapsody 20.00; The<br />
Possession ofHannah Grace 20.15, 23.00; 3D:<br />
Aquaman 20.15;Aquaman 22.40; Polaroid 23.00;<br />
Midnight Movie: Der Killerclown 23.00<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Leon und die magischen<br />
Worte 17.00; Cold War: Der Breitengrad der Liebe<br />
18.45; Gegenden Strom 20.30;Das Mädchen, das<br />
lesen konnte 18.00; Shoplifters19.45; Have ANice<br />
Day 22.00<br />
Babylon (✆ 242 59 69) 60‘s OST: Jahrgang 45<br />
17.45; Berlin Independent Film Festival: Kindsein:<br />
Ich sehe was, was du nicht siehst! (OmenglU)<br />
18.00; DOK.Argentina: El (im)posible olvido –The<br />
(Im)Possible Oblivion (OmenglU) 19.30; Berlin Independent<br />
Film Festival: Kurzfilmblock (III) 20.00;<br />
Pathfinder (m. Live-Vertonung) 20.00; 60‘s OST:<br />
Die Sonne imNetz (OmU) 21.15; 60‘s OST: Heißer<br />
Sommer 22.15; Berlin Independent Film Festival:<br />
The Godfathers ofHardcore (OF) 22.30<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73)<br />
Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten<br />
14.15, 16.00; RBG (OmU) 18.00; AStar IsBorn<br />
(OmU) 20.15; Der Junge muss andie frische Luft<br />
11.00, 14.45, 19.00; Der kleine Drache Kokosnuss<br />
13.00;Womit haben wir das verdient? 16.45,<br />
21.15<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Spider-<br />
Man: ANew Universe 11.00, 23.15; 3D: Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3 11.00, 14.15, 17.00,<br />
19.30, 22.30; 100 Dinge 11.10; The Lego Movie<br />
II 11.15, 13.50; Checker Tobi und das Geheimnis<br />
unseres Planeten 11.20; Immenhof 11.30;3D: Ralph<br />
reichts 211.50,14.45, 16.30; Feuerwehrmann<br />
Sam 12.00; Drachenzähmen leicht gemacht 3<br />
12.00,13.45, 17.30; DerJunge muss an diefrische<br />
Luft 13.40, 20.20; Mia und der weiße Löwe 14.00,<br />
16.30; Die unglaublichen Abenteuer von Bella<br />
14.00; Ralph reichts 214.10, 17.00; Kalte Füße<br />
14.40; Plötzlich Familie 16.30, 19.40; 3D: The<br />
Lego Movie II 16.45; Creed 217.00, 19.50, 22.40;<br />
Glass 17.10, 20.10, 23.10; Bohemian Rhapsody<br />
19.30;3D: Aquaman19.30, 23.00; ThePossession<br />
of Hannah Grace 20.15, 23.00; Manhattan Queen<br />
20.30; Die Rückkehr des Pokals 22.45; The Prodigy<br />
22.50; Polaroid 23.10<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 4603) Have ANice Day<br />
–Hao ji le (OmU) 18.00; Woche der Kritik: Fausto<br />
(OmenglU) 20.00; Berlin Babylon (Omdt+englU)<br />
15.15;The Favourite (OmU) 17.15, 19.45, 22.15;<br />
Green Book (OmU) 19.00, 21.45; Die Frau des<br />
Nobelpreisträgers (OmU) 14.45; Fahrenheit 11/9<br />
(OmU) 17.00; Maria Stuart –Mary Queen of Scots<br />
(OmU) 19.30; Shoplifters –Manbiki kazoku (OmU)<br />
22.00; Colette (OmU) 14.45; Capernaum (OmU)<br />
17.15; Yuli (OmU) 19.45; Adam und Evelyn 22.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
The Lego Movie II 12.00, 14.20, 17.00; Ralph<br />
reichts 212.00, 14.45,17.30,19.30; Mia und der<br />
weiße Löwe 12.00, 14.20; Mary Poppins‘ Rückkehr<br />
12.00;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 3 12.00, 14.10,<br />
15.00, 16.55; Checker Tobi und das Geheimnis<br />
unseres Planeten 12.00, 14.20; Bumblebee<br />
12.00; Der kleine Drache Kokosnuss 12.15; Tabaluga<br />
12.30; The Lego Movie II(OF) 14.25; 3D:<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 314.30, 17.10,<br />
19.50, 22.50; Der Grinch 14.50; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3–How to TrainYour Dragon III (OF)<br />
16.50; Creed 217.05, 20.15, 22.10; Spider-Man:<br />
A New Universe 17.15; Doctor Who: Resolution<br />
2019 (OF) 17.30; Plötzlich Familie 17.40, 20.00,<br />
23.00; Manhattan Queen 19.30; Glass 19.45,<br />
22.30; Preview: Organize Isler 2–Sazan Sarmali<br />
(OmU) 20.00; The Possession of Hannah Grace<br />
20.10; The Prodigy 20.30; Aquaman (OF) 22.15;<br />
The Prodigy (OF) 22.30; The Possession of Hannah<br />
Grace (OF) 22.50; Sir-Ayet (OmU) 22.50; Hedefim<br />
Sensin (OmU) 22.50<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) Rafiki (OmenglU) 10.00;<br />
Shoplifters –Manbiki kazoku (OmU) 11.45; Adam<br />
und Evelyn 14.00; Der kleine Drache Kokosnuss<br />
16.00;Capernaum (OmenglU) 18.45;Rafiki (OmU)<br />
21.00;ColdWar:Der Breitengrad der Liebe –Zimna<br />
wojna (OmenglU) 22.40<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Green Book (OmU)<br />
15.00,17.50, 20.45<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Green Book 15.30,<br />
18.30; Green Book (OmU) 21.30; The Favourite<br />
14.45; The Favourite (OmU) 17.20, 20.00; Capernaum<br />
15.00, 17.45, 20.30; Der Junge muss<br />
an die frische Luft 16.20; Anderswo.Allein in Afrika<br />
18.40; BlacKkKlansman (OmU) 21.00<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 3–HowtoTrain Your Dragon III (OF)16.30,<br />
19.00, 21.30; Drachenzähmen leicht gemacht 3–<br />
How toTrain Your Dragon III (OmU) 17.45, 20.15;<br />
Green Book (OF) 16.40, 19.30, 22.20; The Favourite<br />
(OF) 18.15,21.00; Maria Stuart –Mary Queen<br />
of Scots (OmU) 16.15; Beautiful Boy (OmU) 19.00;<br />
Fahrenheit 11/9 (OmU) 21.45<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34) Immenhof<br />
11.45; Tabaluga 11.55; The Lego Movie II<br />
12.00,14.35; Ralphreichts 212.05, 14.45,17.05,<br />
19.45; Drachenzähmen leicht gemacht 312.20,<br />
15.00, 17.40; Feuerwehrmann Sam 12.40; Plötzlich<br />
Familie 14.10, 20.30, 22.30; 3D: Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 314.15, 17.00,20.20, 23.00;<br />
Mia und der weiße Löwe 14.50, 17.25; Der Junge<br />
muss an diefrischeLuft17.15, 19.55; 3D:The Lego<br />
Movie II17.30; 3D:Aquaman 19.35; Glass 20.10,<br />
22.50; Robin Hood 22.40
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
KUNSTWERK DER WOCHE<br />
Römer +Römer: Das sind Nina Römer,<br />
geborene Tangian, zur Welt gekommen<br />
1978 in Moskau, und Torsten Römer,geboren<br />
1968 in Aachen. Sie sind seit ihrer<br />
Zeit an der Düsseldorfer Kunstakademie<br />
ein Paar im Leben und für die Kunst,<br />
2017 reisten die beiden nach Nevada<br />
und erlebten das spektakuläre Burning-<br />
Festival, das sie nun ganz aufihregroßformatig<br />
malerische Weise verarbeiten.<br />
Haus am Lützowplatz, Lützowplatz 9,<br />
Di-So, 11-18 Uhr.Bis 10. März.<br />
Tel.: 2613805 oder:www.hal-berlin.de<br />
der Wüste mittlerweile nicht nur an<br />
gerade noch bewältigbare Grenzen,<br />
sondern sprengt jedes Jahr für acht<br />
Tage den Himmel in alle Spektralfarben<br />
bis hin zur Feuersbrunst. Ein<br />
Zauber, der am sechsten Taginder<br />
Verbrennung einer überdimensionierten<br />
Statue, des Burning Man,<br />
kulminiert. Das Kunstfestival wurde<br />
1986 am Baker Beach bei SanFrancisco<br />
von zwei Dutzend Teilnehmern<br />
erstmals veranstaltet, die taten das<br />
aus Liebeskummer.Dann zogesimmer<br />
mehr an, so dass es schließlich<br />
in die kargen Weiten der Black Rock<br />
Desertausweichen musste.<br />
Römer +Römer sind schon länger<br />
fasziniert von derartiger Festival-<br />
Energie. 2015 zeigte die Galerie Michael<br />
Schultz ihre auf dem Fusion<br />
Festival Mecklenburg-Vorpommern<br />
in Malerei festgehaltenen Impressionen.<br />
Wie damals dienten den Wahlberlinern<br />
auch für „Electric Sky“ Fotos<br />
als Vorlage. InErwartung großer<br />
Feuerinszenierungen und ausgerüstet<br />
mit wüstentauglichen Kameras<br />
bot sich ihnen indes das überbordende<br />
Schauspiel aus Millionen kleinen<br />
LED-Lichtern. Das preiswerte<br />
Leuchtmittel bewegte sich farbenfroh<br />
verbastelt und verbaut in den<br />
utopischen Fantasiegebilden. Den<br />
Punkte-Malern kam das nur zupass,<br />
speist sich ihreBildsprache doch aus<br />
der Siebdruck-Ästhetik, aber auch<br />
aus abstrakten und surrealistischen<br />
Darstellungsweisen und aus einer<br />
Zeit ab Anfang der 2000er-Jahre, als<br />
die analoge von der digitalen Fotografie<br />
faktisch abgelöst wird. Seitdem<br />
erscheinen ihnen Momente<br />
noch flüchtiger,die Bildervergänglicher.<br />
Sie lagern auf Festplatten, sind<br />
im Verschwinden begriffen.<br />
Wie mit einer Glutkruste überzogen<br />
scheinen denn auch die „Burner“<br />
genannten Festivalteilnehmer<br />
im Feuerschein der in den Himmel<br />
züngelnden Flammen zu vibrieren.<br />
Ein pink-goldenes Licht flutet die<br />
dämmrige Wüstenlandschaft und<br />
bringt ihre Silhouetten zum Brutzeln,<br />
während auf dem Altar der Statuen-Mann<br />
brennt. Genauso schnell<br />
wie Black Rock City entstanden ist,<br />
verschwindet sie. Die Komplettsäuberung<br />
tilgt noch die letzten Spuren.<br />
Alles lebt dann nur noch in Fotos,<br />
Texten,Videos,Erzählungen und Erinnerungen.<br />
Und jetzt auch in den<br />
Gemälden vonRömer +Römer.<br />
Wellness<br />
Entspannen<br />
mit<br />
Robotern<br />
Ist Ihnen alles zu viel? Leiden<br />
Sie unter Erfolgsdruck, Liebesmangel,<br />
Zukunftsangst?<br />
Fehlt es Ihnen an Farbe im Alltag?<br />
Sind Sie allein? Möchten<br />
Sie Ihre religiösen und transzendentalen<br />
Impulse retten,<br />
defragmentieren und boostern?<br />
Wir empfehlen einen Besuch<br />
von Susanne Kennedys<br />
Bühneninstallation „Coming<br />
Society“ in der Volksbühne. Sie<br />
betreten eine farbenprächtige<br />
Therapie-Utopie, besonders<br />
fröhlich sind die posthumanen<br />
Cyborgs, die sich unters Publikummischen,<br />
zwar nicht, aber<br />
sie arbeiten an sich und nehmen<br />
verschiedene, teils skurrile<br />
Anwendungen in Anspruch.<br />
Und das ist, was wir<br />
auch den Zuschauern empfehlen.<br />
Begeben Sie sich hinein,<br />
genießen Sie die gute Stunde,<br />
erfreuen Siesichamfriedlichen<br />
Farbenspiel und daran, dass<br />
Menschen und Roboter einst<br />
nicht mehr zu unterscheiden<br />
sein werden. Ulrich Seidler<br />
Coming Society, 19 +21.30Uhr,Volksbühne,<br />
Rosa-Luxemburg-Platz<br />
Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />
20.00: Staunen –Circus of Stars<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Gelogene Wahrheiten (Wühlmäuse-Ensemble)<br />
KLASSIK<br />
Grunewaldkirche Wilmersdorf (✆ 897 33 33)<br />
18.00: Wolf Ferrari Ensemble und Freunde: Niek van<br />
Oosterum, MoonMelodies –Reprise –MoonMelodies<br />
zum Wiederhören, Werkevon Ravel, Mozart, Berens,<br />
Piazzolla, Pop, Lesungen u. a.<br />
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />
20.00 Gr.Saal: Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin,<br />
Emmanuel Pahud (Flöte), Ltg.Alain Altinoglu, Ludwig<br />
vanBeethoven: Ouvertüre zu Collins Trauerspiel<br />
„Coriolan“ c-Moll op. 62; Matthias Pintscher:„Transir“<br />
für Flöte und Kammerorchester;Sergej Prokofjew:<br />
Sinfonie Nr.5B-Dur op. 100<br />
20.00 Kl. Saal: Alexander Krichel (Klavier)<br />
Pierre Boulez Saal (✆ 47 99 74 11)<br />
19.30: Alexander Melnikov (Cembalo,Hammerklavier,<br />
Klavier)<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
20.00: Guitar Ladies:Heike Matthiesen (Gitarre),<br />
Werkevon Pratten, Giuliani, Linnemann u. a.<br />
KINDER<br />
FEZ Berlin (✆ 530 71 -0)<br />
10.00: Das Zauberschloss 2019: LUMOS –Die magischeRevolution<br />
Berlins beste Winterferien! (ab 6J.)<br />
Galli Theater Berlin (✆ 27 59 69 71)<br />
17.00: Der gestiefelte Kater (ab 4J.)<br />
Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />
18.00: Schweben (ab 8J.)<br />
Monbijou-Theater (✆ 288 86 69 99)<br />
17.00 Märchenhütte: Hase undIgel/Der Wolf und<br />
die sieben Geißlein,<br />
Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />
16.30: Der Wettlauf zwischen Hase und Igel (ab 4J.)<br />
Puppentheater Firlefanz (✆ 283 35 60)<br />
16.00: Der gestiefelte Kater,Abenteuer-Puppenspiel<br />
(ab 3bis 8J.)<br />
Puppentheater Prenzlkasper (✆ 21 79 10 60)<br />
17.00: Hänsel &Gretel, Ulrich Müller-Hönow<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Brotfabrik (✆ 471 40 01)<br />
19.30: Steter Wind verschloss den Mund, Ute Baran,<br />
Lesung und Gespräch<br />
FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum<br />
(✆ 50 58 52 33) 19.00: Zwischen Barrieren,<br />
Träumen und Selbstorganisation –Erfahrungen junger<br />
Geflüchteter,Buchvorstellung des Autor*innenkollektivs<br />
Jugendliche ohne Grenzen<br />
kallasch& –Moabiter Barprojekt (Unionstr.2)<br />
18.45: Eagel Slam –PoetrySlam Moabit, Poetry<br />
Slam mit Improrunde<br />
Morgenstern (✆ 89 94 40)<br />
19.30: Und das Meer so blau. Brecht nicht mit<br />
Brecht. Songs, Balladen und Gedichten vonBertolt<br />
Brecht, Die Barthel und der Augustin<br />
Periplaneta Kreativzentrum (✆ 44 67 34 33)<br />
20.00: Post Mortem, Martin Riemer<br />
Schloss Schönhausen (✆ 033 19 69 42 00)<br />
20.00Schlosskasse: Mein Liederbuch, Dagmar Manzel,<br />
Liederabend und Lesung musikalisch begleitet<br />
vonFrank Schulte (Piano)<br />
Z-Bar (✆ 28 38 91 21)<br />
20.30: Lyrikals Modus, Lesung und Gespräch,<br />
Moderation: Andrea Schmidt &JoFrank<br />
KONZERT<br />
A-Trane (✆ 313 25 50)<br />
21.00: Bruno Muller’sFederation of Groove<br />
Auster Club (✆ 6113302)<br />
19.00: Of TheValley, Martin Baltser<br />
Badehaus (✆ 95 59 27 76)<br />
20.00: The Once<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.00: Kodie Shane<br />
Bi Nuu (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: JayRock<br />
Columbiahalle (✆ 69 81 28 14)<br />
20.00: The Wombats<br />
Festsaal Kreuzberg (✆ 551 50 65 87)<br />
20.00: s4tp:Tom Beck u. a.<br />
Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />
19.00: While She Sleeps<br />
Kiste (✆ 998 74 81)<br />
21.00: Frankie goes to liverpool<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00: Cloud Nothings<br />
Petruskirche Lichterfelde (✆ 81 80 99 66)<br />
20.00: Farfarello<br />
Pfefferberg Haus 13 (✆ 44 38 34 71)<br />
20.00: Back On Earth: Blueprint Band –Berlin<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal<br />
(✆ 254 88 -1 32) 20.00: Ginzburg Dynastie<br />
Schlot (✆ 448 21 60)<br />
21.00: Peter Bruuns All TooHuman<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
19.00: Wood In Di Fire<br />
SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />
20.00: John Garcia &The Band of Gold, Dead Quiet<br />
Tempodrom (✆ 69 53 38 85)<br />
20.00: Anatolisches Musik-Festival mit Musa Eroglu,<br />
Sevcan Orhan, Mustafa Özarslan<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
22.00 Grüner Salon: Anas Mahgrebi &COYG<br />
Wabe (✆ 902 95 38 50)<br />
20.00: Good Vibrations: Markus Ehrlichs Flexible<br />
Eingreiftruppe feat. Julius Heise<br />
Werkstatt der Kulturen (✆ 609 77 00)<br />
21.00: Kumar Sublevao-Beat, 1884 reloaded –Afro<br />
Cuban Jazz in the Diaspora<br />
Wild At Heart (✆ 611 70 10)<br />
22.00: Chicken Reloaded +Beatmaster-M-Allstars<br />
Yorckschlösschen (✆ 215 80 70)<br />
21.00: Georgia Ciavatta &The Ora Trio<br />
Zig Zag Jazz Club (✆ 94 04 91)<br />
21.15: Ivar Arutyunyan4<br />
Zimmer 16 (✆ 48 09 68 00)<br />
21.00: Schwester<br />
CLUB<br />
Berghain (Am Wriezener Bahnhof)<br />
17.00 Halle am Berghain: CTM 2019:Eishalle<br />
23.59 Panorama Bar:FinestFriday, Kiki, LoYoTo,<br />
Steve Bug,Woody<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00: Schwoof, Clärchen &Freunde<br />
Gretchen (✆ 25 92 27 02)<br />
23.00: Aguaelulos –Panorama Colombia Berlinale<br />
Party, Panterra, Mamiwolwai, Camo, MRMD<br />
Kulturbrauerei/Frannz (✆ 726 27 93 33)<br />
21.00 3Floors: Fisch sucht Fahrrad<br />
Prince Charles (Prinzenstr. 85f)<br />
23.00: Detroit Swindle<br />
Suicide Circus (Revaler Str.99)<br />
23.59: Klub NachtxUmgng Music, Wrong Assessment,<br />
Alfredo Mazzilli, Sixfingers, Kr:pt<br />
Tresor Club (Köpenicker Str.70)<br />
23.59: Herrensauna, Aasthma (live),Minor Science,<br />
PositiveLife Force, SPFDJ,MCMLXXXV<br />
WaterGate (✆ 61 28 03 94)<br />
23.55: Rise, Andhim, Super Flu,Hyenah, JAMIIE,<br />
Walter Griot<br />
Yaam (✆ 615 13 54)<br />
22.00: Blockhead (live) –Free Sweatpants Album<br />
Releaseshow, Ankur Seres, The Soulvendor &friends<br />
BALLROOM<br />
Haus der Sinne (✆ 44 04 91 55)<br />
21.30: Tangobar<br />
KINO<br />
Wolf (✆ 921 03 93 33) Rafiki (Omdt+englU)<br />
12.10, 17.30; Shoplifters –Manbiki kazoku (OmU)<br />
14.00, 21.10; Have ANice Day –Hao ji le (OmU)<br />
14.30, 19.20; Mo & Friese entdecken die Welt<br />
16.10; Roma (OmU) 16.30; Cold War: Der Breitengrad<br />
der Liebe –Zimna wojna (OmU) 19.10; Studio<br />
6Screening: Climax (OmU) 20.00; The Favourite<br />
(OmU) 21.00; Climax (OmenglU) 23.20<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3 13.00, 15.20, 18.00,<br />
20.15; Miaund der weiße Löwe13.45; CheckerTobi<br />
und das Geheimnis unseres Planeten 16.00; Green<br />
Book 17.40,20.30<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Checker<br />
Tobi und das Geheimnis unseres Planeten 14.00,<br />
16.00; Green Book (OmU) 18.00,20.50; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3 13.45, 16.00, 18.20,<br />
21.00; The Favourite (OmU) 17.20, 20.40; Der<br />
kleine Drache Kokosnuss 14.15; Womit haben wir<br />
das verdient? 16.15; Capernaum 18.20; The Favourite<br />
14.40, 20.00; Green Book 14.30, 17.20,<br />
20.15<br />
Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Ralphreichts 214.00,16.15;Checker Tobi und das<br />
Geheimnisunseres Planeten 14.00; The Lego Movie<br />
II 14.10; Plötzlich Familie 14.10; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 314.10, 16.50; 3D: Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 314.20, 17.00, 19.30; Mia<br />
und der weiße Löwe 14.30; Maria Stuart 14.30,<br />
19.40; Green Book 16.40, 19.30; The Favourite<br />
16.45,19.40; 3D: The Lego Movie II16.50; Ben is<br />
Back 17.00; Die Frau des Nobelpreisträgers 17.20;<br />
Der Junge muss an die frische Luft 19.00; Beautiful<br />
Boy 19.30; The Mule 19.40; Yuli 19.50; Werk<br />
ohne Autor 21.30; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
3–How to Train Your Dragon III (OmU) 22.00; Capernaum<br />
(OmU) 22.20; The Mule (OmU) 22.30;<br />
Green Book (OmU) 22.30; Bohemian Rhapsody<br />
(OmU) 22.30; The Favourite (OmU) 22.40; Beautiful<br />
Boy (OmU) 22.40<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Cold War: Der Breitengrad<br />
der Liebe –Zimna wojna (OmU) 18.00; Rückschau<br />
Berlinale 1989: KleineVera 19.30; Donbass<br />
(OmU) 22.00<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) 3D:<br />
Spider-Man: ANew Universe 12.00; 3D: Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3 12.00, 14.35, 17.10,<br />
20.00, 22.40; Die unglaublichen Abenteuer von<br />
Bella 12.00; The Lego Movie II 12.05, 14.35;<br />
3D: Ralph reichts 2 12.05; Mia und der weiße<br />
Löwe 12.05, 14.30, 16.55; Ralph reichts 212.10,<br />
14.20, 16.55; Drachenzähmen leicht gemacht 3<br />
12.10, 14.50, 17.25; Checker Tobi und das Geheimnis<br />
unseres Planeten 12.15, 14.50; Der Junge<br />
muss an die frische Luft 14.20, 17.05, 20.05;<br />
Immenhof 14.25; Der kleine Drache Kokosnuss<br />
14.40; Holmes und Watson 14.45; Green Book<br />
16.40, 19.40; Plötzlich Familie 16.45, 19.40;<br />
Aquaman 16.55; Manhattan Queen 17.00; 3D:<br />
The Lego Movie II 17.15, 19.50; Creed 219.35,<br />
22.35; Bohemian Rhapsody 19.35; Maria Stuart<br />
19.40; Glass 19.40, 22.35; 25 km/h 19.45; 3D:<br />
Aquaman 22.25; Phantastische Tierwesen 22.30;<br />
ThePossession of Hannah Grace 22.40; TheProdigy<br />
22.45; Sneak Preview 22.45; Midnight Movie: Der<br />
Killerclown 22.45<br />
Zeiss-Großplanetarium (✆ 42 18 45 12) Matangi<br />
/Maya /M.I.A. (OmU) 20.30<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 02 00) Der kleine<br />
Drache Kokosnuss 10.00; Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 311.00, 13.30,16.15; Die unglaublichen<br />
Abenteuervon Bella11.00; Mary Poppins‘Rückkehr<br />
11.10; The Lego Movie II 11.20, 13.50; Immenhof<br />
11.50; Feuerwehrmann Sam 12.00; Checker Tobi<br />
und das Geheimnis unseres Planeten 12.05; Kalte<br />
Füße 12.15; Bohemian Rhapsody 13.35; Ralph<br />
reichts 213.50, 16.45; Mia und der weiße Löwe<br />
14.15, 16.50; 3D: Ralph reichts 214.30; Plötzlich<br />
Familie 14.30, 20.15; 3D: Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 314.35, 17.20, 19.30, 22.15; 100 Dinge<br />
14.50; Green Book 16.40, 19.40; Der Junge muss<br />
an die frische Luft 16.40, 19.20; Creed 217.15,<br />
20.10, 23.15; Manhattan Queen 17.30; 3D: The<br />
Lego Movie II 17.40; Maria Stuart 19.50; Glass<br />
19.50, 23.00; The Possession of Hannah Grace<br />
20.20, 22.45; The Prodigy 20.30, 23.10; Belleville<br />
Cop 22.00; Die Rückkehr des Pokals 22.45; 3D:<br />
Aquaman 22.45; Robin Hood 23.15<br />
SCHÖNEBERG<br />
Cinema amWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04)<br />
Womit haben wir das verdient? 15.00, 20.30; Bohemian<br />
Rhapsody 17.30<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02) Maria Stuart 18.00,<br />
20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Green Book (OmU)14.50,<br />
20.30;The Favourite (OmU) 17.45<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Rafiki (OmU) 18.15; Ben<br />
is Back (OmU) 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11)The Lego<br />
Movie II 10.00, 12.25, 14.50,16.55; Ralph reichts<br />
210.00,12.05, 14.35, 17.20, 23.05; Mia und der<br />
weiße Löwe 10.00,12.30, 14.30, 17.40; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3 10.00, 12.20, 14.45;<br />
Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten<br />
12.25; 3D: Drachenzähmen leicht gemacht 3<br />
15.00, 17.25, 20.10; Doctor Who: Resolution 2019<br />
(OF) 17.30; Aquaman 19.45, 22.50; Glass 20.05,<br />
22.55; Creed 2 20.05, 23.00; Plötzlich Familie<br />
20.10; Polaroid 23.00<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81) Der<br />
Jungemuss an diefrische Luft13.30,15.45;Bohemian<br />
Rhapsody 17.45; Yuli 20.15<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11)Der Junge muss an die<br />
frische Luft 15.00, 17.40, 20.15, 22.45<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />
The Lego Movie II 10.00, 12.20, 14.45, 17.00;<br />
Ralph reichts 210.00, 12.00, 14.30, 17.15; Mia<br />
und der weiße Löwe 10.00, 12.10, 14.40, 17.15;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 310.00, 12.20,<br />
14.00, 14.40; Der kleine Drache Kokosnuss 10.00,<br />
12.00; Der Grinch 10.00; Checker Tobi 10.00,<br />
12.00, 14.30; Die unglaublichen Abenteuer von<br />
Bella 12.30; 3D: Drachenzähmen leicht gemacht<br />
314.15, 17.15, 19.40, 22.30; Creed 216.35,<br />
19.45, 23.00; Green Book 17.25, 20.00, 22.40;<br />
Doctor Who: Resolution 2019 (OF) 17.30; Maria<br />
Stuart 19.40; Plötzlich Familie 19.45, 23.00; Glass<br />
20.00, 22.50; Manhattan Queen 20.30; Aquaman<br />
22.35; Unknown User 223.00<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) TheLegoMovie<br />
II 10.00, 14.15, 16.15; Mia und der weiße Löwe<br />
10.00, 14.15, 16.15; Feuerwehrmann Sam 10.00;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 310.00, 14.00;<br />
Mary Poppins‘ Rückkehr 11.45; 3D: The Lego Movie<br />
II 12.00, 18.30; 3D: Ralph reichts 212.00; 3D:<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 312.00, 16.00,<br />
18.15, 20.30; Ralph reichts 2 14.00, 16.15,<br />
18.15; Der Junge muss andie frische Luft 18.15,<br />
20.30; Glass 20.30; Creed 220.30<br />
TIERGARTEN<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Ben is Back<br />
(OmU) 17.00; Rafiki (OmU) 19.00<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50) The Lego Movie II 10.00,<br />
12.30, 15.00, 17.30; Ralph reichts 2 10.00,<br />
12.30, 14.15, 16.30; Mia und der weiße Löwe<br />
10.00, 14.00, 16.00;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 3 10.00, 12.15,<br />
14.30, 16.45; Die unglaublichen Abenteuer von<br />
Bella 10.00; Immenhof 12.00; Feuerwehrmann<br />
Sam 12.30; Der Junge muss andie frische Luft<br />
15.00;3D: Ralph reichts217.30;3D: Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 318.00, 20.00, 22.30; Glass<br />
19.00, 22.00; Creed 219.00, 22.00; Plötzlich Familie<br />
20.00,22.30; Kalte Füße 20.15, 22.30<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) Emil und die Detektive<br />
13.30; Colette 15.45; MariaStuart 18.00; Bohemian<br />
Rhapsody 20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 311.20, 14.00,<br />
16.45; 3D: Ralph reichts 211.30, 14.45, 17.30;<br />
Der kleine Drache Kokosnuss 11.30; Die unglaublichen<br />
Abenteuer von Bella 11.40; Tabaluga 11.45;<br />
3D: Drachenzähmen leicht gemacht 3 11.50,<br />
14.30, 17.15, 20.00, 22.50; The Lego Movie<br />
II 12.00, 14.40; Ralph reichts 2 12.00, 14.15,<br />
17.00; Feuerwehrmann Sam 12.00; Spider-Man:A<br />
NewUniverse 13.45; Immenhof 14.00; Mia und der<br />
weiße Löwe 14.20, 17.15; Der Junge muss andie<br />
frische Luft 14.45, 19.45; Plötzlich Familie 16.40;<br />
Creed 216.50,20.10, 22.20; Glass 17.00, 20.00,<br />
22.45; 3D:The Lego Movie II 17.20; 3D: Aquaman<br />
19.30, 22.40; Bohemian Rhapsody 19.40; The<br />
Prodigy 19.55, 23.10; Phantastische Tierwesen<br />
20.00; The Possession of Hannah Grace 20.15,<br />
23.00; Preview: Organize Isler 2–Sazan Sarmali<br />
(OmU) 22.35; Unknown User 223.10; Holmes und<br />
Watson 23.10<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12)<br />
Cold War: Der Breitengrad der Liebe –Zimna wojna<br />
(OmU) 17.00; Shoplifters 19.00; Styx 21.15<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 7020) Fahrenheit<br />
11/9 (OmU) 13.30; Der kleine Drache Kokosnuss<br />
13.30; Mia und der weiße Löwe 14.00, 16.15;<br />
Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten<br />
14.15, 16.30; Green Book 15.30, 18.15, 21.00;<br />
The Favourite 16.00, 20.45; Yuli 18.30; Die Frau<br />
des Nobelpreisträgers 18.30; Womit haben wir das<br />
verdient? 18.45; Frühes Versprechen 20.45; Der<br />
Junge muss andie frische Luft 21.00<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 72 33)<br />
The Lego Movie II 11.00, 14.10; Smallfoot –Ein eisigartigesAbenteuer<br />
11.00; Ralph reichts 211.00,<br />
13.45, 16.40, 20.15, 23.00; Mia und der weiße<br />
Löwe 11.00, 14.25, 16.45; 3D: Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3 11.00, 14.00, 17.15, 19.45,<br />
23.00; Drachenzähmen leicht gemacht 311.10,<br />
14.15, 17.00; Immenhof 11.15, 14.10;<br />
Die unglaublichen Abenteuer von Bella 11.15;<br />
Plötzlich Familie 13.45,20.00; Maria Stuart 13.45;<br />
Phantastische Tierwesen 16.35; 3D: TheLegoMovie<br />
II 17.00; Manhattan Queen 17.00; Der Junge muss<br />
an die frische Luft 17.15, 20.00; The Mule 19.30;<br />
Glass 19.35, 23.00; Bohemian Rhapsody 19.45;<br />
The Possession of Hannah Grace 20.15, 23.00;<br />
Robin Hood 22.45; 3D: Aquaman 22.55; Mortal<br />
Engines–Krieg der Städte 23.00;100 Dinge23.00<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11)The Lego<br />
Movie II 12.00, 14.30, 16.40; Tabaluga 12.00;<br />
Spider-Man: ANew Universe 12.00; Ralph reichts<br />
212.00, 15.00, 16.40, 19.30; Mia und der weiße<br />
Löwe 12.00, 14.15, 17.20; Drachenzähmen leicht<br />
gemacht 312.00, 14.00, 14.30; Checker Tobi und<br />
das Geheimnis unseres Planeten 12.00, 14.40;3D:<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 314.15, 17.10,<br />
19.45, 22.40; Plötzlich Familie 16.50, 20.15,<br />
23.00; Creed 217.15, 19.30, 22.20; Doctor Who:<br />
Resolution 2019 (OF) 17.30; Manhattan Queen<br />
19.40; Preview: Organize Isler 2–Sazan Sarmali<br />
(OmU) 20.00; Glass 20.15, 22.30; Müslüm (OmU)<br />
22.20; Belleville Cop 22.40; Polaroid 23.00<br />
City Kino Wedding (✆ 01 77/270 1976) Have A<br />
Nice Day 19.00; Rafiki (OmU) 20.45<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Berlin-Film-Katalog:<br />
Roman einer jungen Ehe 18.00; Drei Gesichter<br />
(OmU) 20.00; Have ANice Day –Hao ji le (OmU)<br />
21.45<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 3 11.00, 13.15, 15.30, 17.45,<br />
20.00; Green Book (OmU) 22.15; Green Book<br />
12.15, 17.00, 19.45; Checker Tobi und das Geheimnis<br />
unseres Planeten 15.00; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 322.30<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Feuerwehrmann<br />
Sam 14.30; Adam und Evelyn 16.00; Capernaum<br />
(OmU) 18.00; Yuli (OmU) 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Mary Poppins‘<br />
Rückkehr 13.00; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
15.30;The Favourite 17.45; Filmische Lesung (Jenseits<br />
des Nordlichts –Annuntiatio Domini) 20.30<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Pippi außer Rand und Band<br />
16.00; Die Erbinnen 18.00; RBG 20.30<br />
Capitol (✆ 831 64 17) Green Book 14.30,17.30,<br />
20.30<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 8877) Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 312.30, 15.00; 3D: Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 317.30,20.00<br />
CineStar Frankfurt/Oder (✆ 04 51/703 02 00) U<br />
1-6 Der kleine Drache Kokosnuss 9.30; Mia und der<br />
weiße Löwe 11.30, 14.00, 14.15, 16.30, 17.00;<br />
Tabaluga 11.45; Ralph reichts 2 11.45, 14.00,<br />
14.15, 16.50, 17.30; Mary Poppins‘ Rückkehr<br />
11.45; Immenhof 12.00, 14.30; Feuerwehrmann<br />
Sam 12.00; Plötzlich Familie 14.00, 17.00, 20.00,<br />
23.00; 3D: Drachenzähmen leicht gemacht 3<br />
14.15,17.00,19.45;The Lego Movie II14.30; 3D:<br />
Ralph reichts 214.45, 17.15; Kalte Füße 14.45;<br />
Drachenzähmen leicht gemacht 314.45, 17.30;<br />
Der Junge muss an die frische Luft 16.45, 17.30,<br />
19.30, 20.15; 3D: Aquaman 16.45; 3D: The Lego<br />
Movie II17.15; Bohemian Rhapsody 19.30; Creed<br />
219.45, 20.00, 23.00; Glass 20.00, 23.00; 100<br />
Dinge20.15;Robin Hood 22.45; 3D: Phantastische<br />
Tierwesen 22.45; 3D: Bumblebee 23.00<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 54 54) Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 310.00, 14.00; Mia<br />
und der weiße Löwe 10.00, 14.00, 16.00; Der kleine<br />
Drache Kokosnuss 10.00; 3D: Ralph reichts 2<br />
12.00, 18.00; 3D: Drachenzähmen leicht gemacht<br />
312.00, 16.15, 18.00, 20.30; Immenhof 12.00;<br />
Ralph reichts 214.00, 16.00; Der Junge muss an<br />
die frische Luft 18.30; Glass 20.30; Bohemian<br />
Rhapsody 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 48 28)<br />
Immenhof 12.00; The Lego Movie II12.15, 14.30;<br />
Ralph reichts 2 12.30, 15.00, 17.20; Drachenzähmen<br />
leicht gemacht 313.15, 15.30; Mia und<br />
der weiße Löwe 14.10, 16.15; 3D: The Lego Movie<br />
II 17.00; 3D: Drachenzähmen leicht gemacht<br />
317.45, 19.30; Der Junge muss andie frische<br />
Luft 18.15; Aquaman 19.45, 22.00; Glass 20.00,<br />
22.35; Plötzlich Familie 20.15, 22.45; Polaroid<br />
22.40<br />
Kammerspiele Kleinmachnow (✆ 03 32 03/84 75 84)<br />
Mary Poppins‘ Rückkehr 10.00; Checker Tobi und<br />
das Geheimnis unseres Planeten 16.00; Der Junge<br />
muss an diefrische Luft 18.00; Die Frau des Nobelpreisträgers<br />
20.00<br />
Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />
Ralphreichts 217.00; Creed 219.00; Glass 21.15<br />
MovielandErkner (✆ 033 62/3668) Ralph reichts<br />
214.00, 16.30; Drachenzähmen leicht gemacht<br />
3 15.00; 3D: Drachenzähmen leicht gemacht 3<br />
17.30, 20.00; Der Junge muss an die frische Luft<br />
19.00,21.00
26 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019<br />
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Netzwerk<br />
NACHRICHTEN<br />
Twitter enttäuscht Anleger<br />
trotz Rekorderlösen<br />
STREAMING<br />
Die Neuheiten<br />
im<br />
Februar<br />
VonMarcus Posimski<br />
Traditionsgemäß geht im Februar<br />
die Mid-Season los, neben September/Oktober<br />
die wichtigste Zeit<br />
für neue Serien. Hier sind drei Tipps<br />
für den Monat der großen Auswahl.<br />
Umbrella Academy: Großartige Besetzung,<br />
außergewöhnliche Charaktere<br />
und eine frische Story sorgen in den<br />
neuen Staffel für eine perfekte Symbiose.<br />
Ellen Page („Inception“) ist<br />
mit vonder Partie und sie ist, wie eigentlich<br />
immer,auch hier ein Qualitäts-Garant.<br />
DieSerie basiertauf den<br />
gleichnamigen Erfolgscomics aus<br />
dem Hause „Dark Horse Comics“.<br />
Also endlich mal eine Adaption, die<br />
nicht vonDCoder Marvel ist.<br />
Bei Netflix istdie ersteStaffel ab dem 15. Februar<br />
zu sehen.<br />
Gigantes: Ähnlich zur Telekom hier in<br />
Deutschland ist in Spanien der Telefonanbieter<br />
Movistar mit dieser eigenproduzierten<br />
Serie vor kurzem<br />
an den Start gegangen. Mit „Gigantes“<br />
konnte das Unternehmen Kritiker<br />
und Zuschauer gleichermaßen<br />
überraschen. Es geht um die Guerreros,<br />
die jahrzehntelang den Drogenverkehr<br />
zwischen Spanien und dem<br />
Rest Europas kontrolliert haben.<br />
Doch jetzt steht die Familie vor entscheidenden<br />
Veränderungen, auch<br />
weil das Familienoberhaupt an Alzheimer<br />
leidet. Die Geschichte aus<br />
Madrid ist kein einfaches Mafiaoder<br />
Gangsterdrama, sondern vielmehr<br />
eine gelungene Mischung aus<br />
Familiendrama, Gangstergeschichte,Krimi<br />
und Romantik.<br />
BeiMagenta TV ist die Serie seit dem 7. Februar<br />
2019 zu sehen.<br />
Baden in Florida: Juan (Mahershala<br />
Ali)und Chiron (Alex R. Hibbert).<br />
DPA<br />
Moonlight: Der Film sei zunächst<br />
einmal ein Wunderwerk aus Licht<br />
und Farbe,hieß es damals in unserer<br />
Rezension. „Das tropische Grün der<br />
Palmen, das Blau des Himmels und<br />
die sichtbare Luftfeuchte unter karibischer<br />
Sonne evozieren alles, was<br />
man beim Wort Florida erwartet und<br />
ersehnt.“ Doch es bleibt nicht so romantisch.<br />
Erzählt wirdeine traurige,<br />
oft schlimme Geschichte eines aus<br />
armen Verhältnissen stammenden<br />
Afroamerikaners, der als Teenager<br />
und junger Mann mit seiner Homosexualität<br />
ringt. Erstaunlich, dass ein<br />
Mini-Budget von 1,5 Millionen Dollar<br />
ausgereicht hat, um den Oscar als<br />
bester Film zu erhalten. Zur Erinnerung:<br />
Bei der Verleihung war zunächst<br />
irrtümlicherweise „La La<br />
Land“ ausgerufen worden.<br />
BeiiTunes ab dem 14. Februar 2019, bei Netflix<br />
ab dem 15. Februar 2019<br />
Marcus Posimski hat<br />
amerikanische Kultur mit<br />
Schwerpunkt Film studiert.<br />
Alles schneller und vielfältiger –die neue 5G-Technik soll die Nutzungsmöglichkeiten im Netz weiter verbessern.<br />
Gefährliche Schnittstelle<br />
Wenn es um das schnelle Internet geht, werden Bedenken von vielen Seiten geäußert. Warum eigentlich?<br />
VonChristoph Dernbach<br />
und JennyTobien<br />
Die Telekommunikationsbranche<br />
in Deutschland<br />
bereitet sich auf die Einführung<br />
der 5. Mobilfunkgeneration<br />
(5G) vor. Die Datenübertragung<br />
soll deutlich schneller<br />
werden. Insbesondere für Wirtschaft,<br />
Politik und Gesellschaft hat<br />
5G eine zentrale Bedeutung, etwa<br />
bei autonom fahrenden Autos oder<br />
der Telemedizin. Viele Anbieter setzen<br />
beim Aufbau der Infrastruktur<br />
auf Technik des Marktführers Huawei.<br />
Doch gegen chinesische Unternehmen<br />
wie Huawei und ZTE werden<br />
immer häufiger Vorbehalte laut.<br />
Welche konkreten Vorwürfe gegen<br />
Huaweistehen im Raum?<br />
Die offiziell geäußerten Vorbehalte<br />
beziehen sich auf drei Bereiche.Zum<br />
einen wirdbefürchtet, Daten<br />
und Gespräche aus dem Mobilfunknetz<br />
könnten ausspioniert werden.<br />
Bedenken werden auch<br />
geäußert, ob die Technik vonHuawei<br />
in einem möglichen Cyberkonflikt<br />
Attacken aus China und anderen Regionen<br />
standhalten kann oder ob<br />
eine Hintertür für Angreifer eingebaut<br />
wurde. Schließlich steht Huawei<br />
imVerdacht der Industriespionage.<br />
Gibt es handfeste Beweise für diese<br />
Beschuldigungen?<br />
Bislang haben Telekommunikationsunternehmen<br />
und Sicherheitsfirmen<br />
keine illegalen Hintertüren<br />
in den Huawei-Geräten entdeckt,<br />
obwohl insbesondere die<br />
Mobilfunkanbieter die eingekaufte<br />
Ausrüstung vor dem Einsatz auf<br />
Herz und Nieren prüfen. Huawei<br />
bietet aber –wie alle anderen Hersteller<br />
auch – eine offiziell dokumentierte<br />
Schnittstelle für rechtmäßige<br />
Abhörmaßnahmen, die in<br />
Deutschland nur voneinem Gericht<br />
angeordnet werden können. Solche<br />
Schnittstellen bei Geräten von<br />
Cisco und anderen westlichen Herstellern<br />
wurden auch vom US-Geheimdienst<br />
bei den Abhörmaßnahmen<br />
verwendet, die durch die Enthüllungen<br />
des Whistleblowers Edward<br />
Snowden vor rund fünf Jahren<br />
bekannt geworden waren.<br />
Wie wahrscheinlich ist es, dass Mobilfunknetze<br />
von China manipuliert<br />
werden, um Industrieunternehmen<br />
auszuspionieren?<br />
Bandbreiten −welche Möglichkeiten sie bieten<br />
5G<br />
2020<br />
4G<br />
2008<br />
3G<br />
1998<br />
2G<br />
1991<br />
1−10 GB/s<br />
15 MB/s<br />
0,1 −8MB/s<br />
0,1 MB/s<br />
SMS<br />
SMS<br />
SMS<br />
SMS<br />
Dem chinesischen Staat und<br />
auch Unternehmen aus China wird<br />
immer wieder vorgeworfen, im großen<br />
Stil Industriespionage zu betreiben.<br />
Allerdings ist bislang kein<br />
einziger Fall bekannt, dass dabei<br />
Geräte von Huawei oder ZTE eine<br />
maßgeblich Rolle gespielt haben.<br />
Experten weisen darauf hin, dass es<br />
viel einfacher sei, die gewünschten<br />
Informationen durch herkömmliche<br />
Cyberangriffe –etwa durch manipulierte<br />
E-Mails – abzufischen.<br />
Allerdings wurde Huawei in den<br />
USA vor vier Jahren bei einem eher<br />
kleineren Fall von Industriespionage<br />
bei T-Mobile USA erwischt.<br />
Die USA warnen schon seit Monaten<br />
von einer Beteiligung des chinesischen<br />
Ausrüsters. Warum?<br />
In den USA haben Sicherheitsbehörden<br />
Bedenken vor dem Einsatz<br />
vonInfrastruktur-Technik aus China,<br />
weil befürchtet wird, dass die chinesischen<br />
Unternehmen sich im Zweifelsfall<br />
Anordnungen von Regierungsstellen<br />
in Peking unterwerfen<br />
müssen. Huawei bestreitet das. Der<br />
US-Botschafter in Berlin, Richard<br />
Grenell, sieht sogar einen Konsens in<br />
der Haltung der amerikanischen und<br />
der deutschen Wirtschaft. In beiden<br />
Ländern werde befürchtet, „dass die<br />
Sicherheit vonTelekommunikationsnetzen<br />
und Lieferketten gefährdet ist,<br />
wenn Lieferanten der Kontrolle oder<br />
dem Einfluss ausländischer Regierungen<br />
unterliegen“, sagte er. Darin<br />
liege „das Risiko eines unbefugten<br />
Internet<br />
Internet<br />
Internet<br />
Video<br />
Video<br />
Smart<br />
Home<br />
BLZ/REEG<br />
Zugangs und bösartiger Cyberaktivitäten“.<br />
Die Vorbehalte in den USA<br />
müssen aber auch im Kontext des<br />
Handelskriegs zwischen den USA<br />
und China gesehen werden. Huawei<br />
gilt als innovativer und flexibler als<br />
US-Anbieter wie Cisco und Intel.<br />
Und welche Rolle spielt das Bundesamt<br />
für Sicherheit in der Informationstechnik<br />
(BSI)?<br />
Das BSI hat sich im Streit um<br />
Huawei nicht eindeutig positioniert.<br />
Im vergangenen Dezember<br />
beteiligte sich das Bundesamt noch<br />
an der Eröffnungsfeier eines Huawei-Sicherheitslabors<br />
in Bonn. BSI-<br />
Präsident Arne Schönbohm sagte<br />
damals: „Wir begrüßen die Eröffnung<br />
dieses Labors, das einen weiteren<br />
und tieferen technischen Austausch<br />
zwischen Huawei und dem<br />
BSI ermöglicht, um die zukünftigen<br />
Herausforderungen der Cybersicherheit<br />
anzugehen.“ Als nationale<br />
Cybersicherheitsbehörde stehe das<br />
BSI aber „regelmäßig in einem technischen<br />
Austausch mit einer Vielzahl<br />
internationaler Hersteller von<br />
Informations- und Kommunikationstechnik,<br />
deren Produkten eine<br />
hohe Relevanz in deutschen IT-Infrastrukturen<br />
von Staat, Wirtschaft<br />
und Gesellschaft zukommt“. Zu den<br />
Vorbehalten aus den Reihen der Geheimdienste<br />
will sich das BSI nicht<br />
äußern.<br />
Wie positionieren sich die deutschen<br />
Kommunikationsprovider Telekom,<br />
Vodafone und Telefónica?<br />
AFP/DAVID MCNEW<br />
Die Provider wollen sich eigentlich<br />
nicht von Huawei lossagen,<br />
weil die Geräte der Chinesen technisch<br />
fortschrittlich und vergleichsweise<br />
preiswert sind. Um<br />
Bedenken aus dem Wegzuräumen,<br />
haben Telekom, Vodafone und<br />
Telefónica vorgeschlagen, die Geräte<br />
einer strengen Zertifizierung<br />
zu unterwerfen und darauf zu bestehen,<br />
dass die eingesetzte Software<br />
offen eingesehen werden<br />
kann, um mögliche Schwachstellen<br />
zu identifizieren und Sicherheitslücken<br />
zur Notauch ohne Mitarbeit<br />
des Lieferanten schließen zu<br />
können. Manverlassesich ohnehin<br />
nicht nur auf einen Hersteller, sondern<br />
setzte auch auf Geräte von<br />
Huawei-Konkurrenten.<br />
Bereiten sich die Provider auf ein<br />
Worst-Case-Szenario vor, um auch<br />
ohne Huawei-Technik im Kernnetz<br />
auskommen zu können?<br />
Ja,die Maßnahmen dürften allerdings<br />
den 5G-Ausbau verzögern und<br />
teurer machen, erst recht, wenn auch<br />
die bereits vorhandenen 4G-Komponenten<br />
von Huawei ausgetauscht<br />
werden müssten. Diese Regelung<br />
würde es aber weiter ermöglichen,<br />
Technik von Huawei in den Basisstationen<br />
für die Funkverbindungen zu<br />
den Mobiltelefonen zu verwenden.<br />
Experten weisen allerdings darauf<br />
hin, dass künftig die Grenzen zwischen<br />
dem Kernnetz und dem Zugangsnetz<br />
(Radio Access Network)<br />
immer weiter verschwimmen, weil<br />
mehr Rechenkapazität in die Basisstationen<br />
wandert.<br />
Gibt es Alternativen zu Huawei?<br />
Ja,die gibt es –und sogaraus Europa.<br />
Denn mit Nokia und Ericsson<br />
stünden skandinavische Alternativen<br />
bereit. Bei einem großen Huawei-Boykott<br />
in mehreren Ländern<br />
wären die beiden Unternehmen<br />
aber voraussichtlich nicht in der<br />
Lage,den ErsatzbedarfinkurzerZeit<br />
zu decken. Aus den USA ist Cisco in<br />
der Branche aktiv. Zudem drängen<br />
der kalifornische Chiphersteller Intel,<br />
der südkoreanische Tech-Konzern<br />
Samsung sowie taiwanesische<br />
Unternehmen wie MediaTek auf den<br />
Markt. DieGeräte vonHuaweigelten<br />
aber als preiswertund innovativ.Außerdem<br />
eilt dem Konzern der Ruf<br />
voraus, besser auf individuelle Kundenwünsche<br />
einzugehen als seine<br />
Wettbewerber. Aus China ist neben<br />
Huawei ist noch ZTE in der Branche<br />
relevant. (dpa)<br />
Twitter hat erstmals ein ganzes Geschäftsjahr<br />
mit schwarzenZahlen abgeschlossen<br />
und im vierten Quartal<br />
Rekorderlöse verbucht. Anleger reagierten<br />
dennoch negativ auf den Finanzbericht.<br />
DerGeschäftsausblick<br />
blieb unter den Erwartungen. Für das<br />
laufende Quartal stellte Twitter am<br />
Donnerstag einen Umsatz zwischen<br />
715 Millionen und 775 Millionen Dollar<br />
in Aussicht. In den drei Monaten<br />
bis Ende Dezember legteder Umsatz<br />
verglichen mit demVorjahreswertum<br />
24 Prozentauf rund 909 Millionen<br />
Dollar zu. Erstmals veröffentlichte<br />
das Unternehmenauchdie Zahl seiner<br />
täglichen Nutzer.DieserWert<br />
wuchsgegenüber demVorquartal um<br />
1,6 Prozentauf 126Millionen User.<br />
Snapchat kamzuletzt auf 186Millionentäglich<br />
aktiveNutzer, Facebook<br />
auf 1,52 Milliarden. (dpa)<br />
Digitalgeschäft der<br />
NewYorkTimes boomt<br />
Daswichtige Digitalgeschäft der<br />
NewYorkTimes hat zum Jahresende<br />
überraschend kräftig zugelegt. Im<br />
vierten Quartal kamen 265 000 Abo-<br />
Kunden hinzu, wie die NewYork<br />
Times Company –der Verlag hinter<br />
der US-Tageszeitung –mitteilte.Damit<br />
habe man den höchsten Zuwachs<br />
seit dem US-Wahlkampf 2016<br />
verbucht. ZumJahresende brachte<br />
das Blatt es auf 3,4 Millionen Digitalabos,wobei<br />
es hier bei weitem nicht<br />
nur um News-Inhalte geht, viele<br />
Kunden abonnieren etwa auch<br />
Kochrezepte oder Kreuzworträtsel.<br />
Angesichts des starken Wachstums<br />
setzt sich das Unternehmen ehrgeizige<br />
Ziele –bis zum Jahr 2025 soll die<br />
Markevon zehn Millionen Abos geknackt<br />
werden. (dpa)<br />
Ehrgeizige Ziele werden bei der NewYork<br />
Times verfolgt.<br />
DPA<br />
Zoll-Plattformknackt<br />
Milliarden-Marke<br />
Mitihrem Internet-Portal zoll-auktion.de<br />
haben die deutschen Behörden<br />
die Umsatzgrenzevon einer Milliarde<br />
Euro durchbrochen. Seit 17<br />
Jahren gibt es das virtuelle Auktionshaus<br />
des Zolls für Bund, Länder und<br />
Gemeinden. Dortwerden gepfändete,beschlagnahmte<br />
oder aussortierte<br />
Artikel versteigert. DieZahl der<br />
Anbieter steigt stetig, mittlerweile<br />
sind es knapp 4900, die ihreGüter<br />
über die vonBad Hersfeld aus betreute<br />
Website des Hauptzollamts<br />
Gießen versteigern. (dpa)<br />
Kinderpornografie-Prozess:<br />
Plädoyersverschoben<br />
Kurz vorseinem Ende ist es im Limburger<br />
Prozess um die Kinderpornografie-Plattform„Elysium“<br />
zu einer<br />
Verzögerung gekommen.Wegen der<br />
Erkrankung einesVerteidigers konnten<br />
die Plädoyers nicht gehalten werden.<br />
DasLandgericht Limburgsah<br />
dadurch eine ordnungsgemäßeVerteidigung<br />
gefährdet, was ein Revisionsgrund<br />
wäre. DieSchlussvorträge<br />
sollen am 28. Februar gehalten werden.<br />
DasGericht verhandelt seit August<br />
gegen die mutmaßliche Führungsriege<br />
der Plattform. Angeklagt<br />
sind vier Männer im Alter zwischen<br />
41 und 63 Jahren, die das Forumbetrieben<br />
oder sich am Betrieb beteiligt<br />
haben. EinAngeklagter soll Kinder<br />
sexuell missbraucht haben. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 27<br />
·························································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 (für<br />
HG) Tagesschau 9.05 (für HG) Live nach Neun<br />
9.55 (für HG) Sturm der Liebe 10.45 (für HG)<br />
Ski alpin: WM 12.15 (für HG) ARD-Buffet 13.00<br />
(für HG) ZDF-Mittagsmagazin 14.00 (für HG)<br />
Tagesschau 14.10 (für HG) Rote Rosen 15.00<br />
(für HG) Tagesschau 15.10 (für HG) Sturm der<br />
Liebe 16.00 (für HG) Tagesschau 16.05 (für<br />
HG) Sportschau. Ski alpin: WM, Kombinationsslalom<br />
Damen /ca. 17.25 Eisschnelllauf: WM,<br />
500 mDamen und Herren, Teamverfolgung Damen<br />
18.00 (für HG) Wer weiß denn sowas?<br />
18.50 (für HG) Quizduell –Der Olymp 19.45<br />
(für HG) Sportschau vor acht 19.55 (für HG)<br />
Börse vor acht 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Toni, männlich, Hebamme –<br />
Allein unter Frauen<br />
TV-Komödie, D2019<br />
Mit Leo Reisinger, WolkeHegenbarth u.a.<br />
Regie: Sibylle Tafel<br />
21.45 (für HG) Tagesthemen<br />
22.00 (für HG) Polizeiruf 110<br />
Sumpfgebiete.TV-Kriminalfilm,D2016<br />
Mit Matthias Brandt,Ulrich Noethen,<br />
Niels Bormann u.a.<br />
23.30 (für HG) Mordkommission Istanbul<br />
Mord amBosporus<br />
TV-Kriminalfilm,D2009<br />
RTL<br />
6.00 Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG)<br />
Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap 9.00<br />
Unter uns. Daily Soap 9.30 Freundinnen –<br />
Jetzt erst recht 10.00 Die Superhändler –4<br />
Räume, 1Deal 11.00 Der Nächste, bitte!<br />
12.00 Punkt 12 14.00 Die Superhändler –4<br />
Räume, 1Deal. 15.00 Meine Geschichte –<br />
Mein Leben. Streit inPatchwork Familie eskaliert<br />
bei der Hochzeit 16.00 Meine Geschichte<br />
–Mein Leben 17.00 Freundinnen –Jetzt<br />
erst recht. Unterhaltungsserie 17.30 Unter<br />
uns. Daily Soap 18.00 Explosiv –Das Magazin<br />
18.30 Exclusiv –Das Starmagazin 18.45 aktuell<br />
19.05 (für HG) Alles was zählt. Soap 19.40<br />
(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />
20.15 Big Bounce –DieTrampolin Show<br />
Moderation: Matthias Opdenhövel,<br />
Wolff-Christoph Fuss<br />
In der 3. Folge der Trampolin Show<br />
springen u. a. Marcel Parcharidis und<br />
Steven Rindle mit.<br />
22.30 Markus Krebs –Witzearena<br />
Moderation: Markus Krebs<br />
0.00 Nachtjournal<br />
0.30 Big Bounce –Die Trampolin Show<br />
Moderation: Matthias Opdenhövel,<br />
Wolff-Christoph Fuss<br />
2.25 Der Bachelor<br />
ZDF<br />
Sat.1<br />
TV-Tipps RBB<br />
Tagesschau 24<br />
Zusätzlich zur gedruckten Ausgabe:<br />
A<br />
die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> als E-Paper. lex Nowak(Matthias Schweighöfer) wird<br />
vonseiner FreundinCarolin für den<br />
Überallhin mitnehmen &mobil informiert kernigenFotografen bleiben<br />
Jens verlassen. Die Ur-<br />
fürdas Scheitern seiner Beziehung<br />
Auf bis zu drei Geräten gleichzeitig lesensachen<br />
Zoomfunktion –höherer Lesekomfort meintAlex schnell gefunden zu haben: Er ist<br />
kein „richtigerMann“. Um eben ein solcher<br />
zu werden versuchtsichersichfortan als Auf-<br />
MDR WDR Gleich anrufen und Angebot bestellen: reißer und Vorzeige-Chauvi. Unterstützung Arte<br />
12.30 (für HG) Alles Glück dieser Erde. TV-Heimatfilm,A2003<br />
14.00 (für HG) MDR um zwei<br />
15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt 16.00 (für<br />
HG) MDR umvier 17.45 (für HG) Aktuell<br />
18.10 (für HG) Brisant Classix 18.54 (für HG)<br />
Sandmann 19.00 (für HG) MDR Regional<br />
19.30 (für HG)Aktuell 19.50 (für HG) Elefant,<br />
Tiger &Co. 20.15 (für HG) Die Schlager des<br />
Monats 21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für HG)<br />
Riverboat 0.05 MDR Kultur –Filmmagazin<br />
0.20 (für HG) Liebe, Lügen, Leidenschaften.<br />
TV-Liebesmelodram, D/A 2002<br />
Bayern<br />
14.40 (für HG) Gefragt –Gejagt 15.30 (für<br />
HG) Blaues Blut und Grüner Daumen 16.00<br />
(für HG) Rundschau 16.15 (für HG) Wir inBayern<br />
17.30 Regional 18.00 (für HG) Abendschau<br />
18.30 (für HG) Rundschau 19.00 (für<br />
HG) Unser Land 19.30 (für HG) Landgasthäuser<br />
20.00 (für HG)Tagesschau 20.15 Hubert<br />
und Staller 21.45 (für HG) Rundschau Magazin<br />
22.00 (für HG) Höhepunkte der fränkischen<br />
Fastnacht 22.45 (für HG) DerWeg nach<br />
Westen. Western, USA 1967 0.50 (für HG)Wir<br />
in Bayern 2.05 Frankenschau aktuell<br />
Vox<br />
15.00 Shopping Queen 16.00 Makel? Los!<br />
17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 First<br />
Dates –Ein Tisch für zwei 19.00 Das perfekte<br />
Dinner 20.00 Prominent! 20.15 (für HG) Law<br />
&Order: Special Victims Unit 21.10 (für HG)<br />
Law &Order: SpecialVictims Unit 22.10 (für<br />
HG) Law &Order: Special Victims Unit 23.05<br />
(für HG) Chicago Justice 0.00 nachrichten<br />
0.20 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. In Schuss und Asche<br />
1.20 (für HG) Medical Detectives –Geheimnisse<br />
der Gerichtsmedizin. Es geschah am...<br />
Super RTL<br />
14.35 Bugs Bunny &Looney Tunes 14.55 Dragons<br />
–Die Wächter von Berk 15.20 AL-<br />
VINNN!!! und die Chipmunks 15.45 Hotel<br />
Transsilvanien –Die Serie 16.15 Sally Bollywood<br />
16.40 Grizzy &die Lemminge 17.10<br />
Scooby-Doo! 17.35 Inspector Gadget 18.10<br />
Die Tomund Jerry Show 18.40 Woozle Goozle<br />
und die Weltentdecker 19.10 Bugs Bunny &<br />
LooneyTunes 19.40 Super ToyClub 20.15 (für<br />
HG) Arthur und die Minimoys 3–Die große<br />
Entscheidung. Familienfilm, F2010 22.05 Alf<br />
22.35 Alf 23.05 Alf 23.35 Alf<br />
Sport1<br />
18.00 Storage Hunters. Das Lager des Jahrhunderts<br />
18.30 Storage Hunters. Kammerjäger<br />
und Kanonen 19.00 Volkswagen Pokalfieber<br />
19.45 Bundesliga aktuell 20.00 Die PS-Profis<br />
–Mehr Power aus dem Pott 20.30 Die PS-<br />
Profis –Mehr Power aus dem Pott. Ein preiswerter<br />
Familienvan 21.30 Die PS-Profis Schule.<br />
Viel Rauch um nichts 22.00 FC Bayern Inside<br />
22.30 Sky Sport News –Die 2.<br />
Bundesliga. 21. Spieltag 23.30 Bundesliga<br />
aktuell 0.00 Sport-Clips<br />
5.30 (für HG) ARD-Morgenmagazin 9.00 heute<br />
Xpress 9.05 Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante. Amerikanische<br />
Hochzeit 11.15 (für HG) SOKO Stuttgart.<br />
Auf die Plätze,fertig,tot 12.00 heute 12.10<br />
drehscheibe 13.00 (für HG) ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />
Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />
15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />
heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops.<br />
Eine Falle für Hartl 17.00 (für HG)<br />
heute 17.10 (für HG) hallo deutschland 17.45<br />
(für HG) Leute heute 18.00 (für HG) SOKO<br />
Wien. Hexenjagd 19.00 (für HG) heute 19.25<br />
(für HG) Bettys Diagnose. Gewissensbisse<br />
20.15 (für HG) Der Staatsanwalt<br />
Sauberer Tod. Krimiserie. Mit Rainer<br />
Hunold, Fiona Coors, Simon Eckert u.a.<br />
21.15 (für HG) SOKO Leipzig<br />
Ranya.Krimiserie<br />
Mit Marco Girnth, Steffen Schroeder<br />
22.00 (für HG) heute-journal<br />
22.30 (für HG) heute-show<br />
Mit Oliver Welke<br />
23.00 aspekte<br />
Die Bären sind los –Berlinale-Eröffnung<br />
23.45 heute+<br />
0.00 Starsky und Hutch Hutch wird süchtig<br />
5.10 Auf Streife. Reportagereihe 5.30 Frühstücksfernsehen<br />
10.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />
–Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander<br />
Hold, Stephan Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />
Schulien 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit<br />
–Wir kämpfen für Sie! Mit Alexander Hold,<br />
Stephan Lucas, Alexander Stephens, Isabella<br />
Schulien 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte<br />
im Einsatz 14.00 Auf Streife.Reportagereihe<br />
15.00 Auf Streife –Die Spezialisten.Reportagereihe<br />
16.00 Klinik am Südring 17.00<br />
Klinik am Südring –Die Familienhelfer 17.30<br />
Klinik am Südring –Die Familienhelfer 18.00<br />
Endlich Feierabend! 19.00 Genial daneben –<br />
Das Quiz 19.55 Nachrichten<br />
20.15 What aMan<br />
Komödie, D/USA 2011<br />
Mit Matthias Schweighöfer, Elyas<br />
M'Barek, Sibel Kekilli, Mavie Hörbiger,<br />
Milan Peschel, Thomas Kretschmann u.a.<br />
Regie: Matthias Schweighöfer<br />
22.20 111 höllische Hobbys!<br />
0.20 Knallerfrauen<br />
0.50 Knallerfrauen<br />
1.15 Knallerfrauen<br />
1.40 Switch Reloaded<br />
2.00 Switch Reloaded<br />
2.25 Sechserpack<br />
14.05 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungenÄrzte<br />
14.55 (für HG) In aller Freundschaft<br />
–Die jungen Ärzte 15.45 (für HG) Aktuell<br />
16.05 Hier und heute 18.00 (für HG) aktuell<br />
/Lokalzeit 18.15 (für HG) Servicezeit<br />
18.45 (für HG) Aktuelle Stunde 19.30 Lokalzeit<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
Karneval mit Haltung 21.00 (für HG) Unser<br />
Westen 21.45 (für HG) Aktuell 22.00 (für HG)<br />
KölnerTreff 23.30 (für HG) Jet zolaache –Das<br />
Beste aus der Bütt 1.00 (für HG) Karneval ist<br />
überall 2.00 Lokalzeit aus Köln<br />
NDR<br />
14.00 (für HG) aktuell 14.15 (für HG) die<br />
nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
16.00 (für HG) aktuell 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard,Seebär &<br />
Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 (für HG)<br />
Hofgeschichten 18.45 (für HG) DAS! 19.30<br />
Ländermagazine 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) die nordstory 21.15 (für HG)<br />
Getrennte Eltern –Der Streit um den Unterhalt<br />
21.45 (für HG) aktuell 22.00 (für HG) NDR<br />
Talk Show 0.00 (für HG) Inas Nacht 1.00 (für<br />
HG) NDR Talk Show<br />
Kabel eins<br />
9.20 Navy CIS: L.A. 10.15 Navy CIS 11.10<br />
Without aTrace 12.05 Numb3rs 13.05 Castle<br />
14.00 The Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A.<br />
15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer<br />
Leben täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –<br />
Der Profi kommt 18.55 Achtung Kontrolle!Wir<br />
kümmern uns drum 20.15 Elementary. Goldenes<br />
Handwerk 21.15 Navy CIS. Blutsbrüder<br />
22.15 Navy CIS. San Dominick 23.15 Navy<br />
CIS: L.A. Russisch Roulette 0.05 Navy CIS. Ein<br />
guter Patriot 0.56 Late News 1.00 Navy CIS.<br />
Blutsbrüder 1.40 Navy CIS. San Dominick<br />
RTL 2<br />
5.15 Privatdetektive imEinsatz 7.55 Frauentausch<br />
9.55 Frauentausch 11.55 Die Geissens<br />
–Eine schrecklich glamouröse Familie!<br />
12.55 Die Geissens –Eine schrecklich glamouröse<br />
Familie! 14.00 Köln 50667 15.00<br />
Berlin –Tag &Nacht 16.00 Hilf mir! Jung,pleite,<br />
verzweifelt ... 17.00 News 17.10 Ibiza Diary<br />
18.05 Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &<br />
Nacht 20.15 Robot Overlords –Herrschaft der<br />
Maschinen. Sci-Fi-Film, GB/CDN 2014 22.00<br />
Kick-Ass. Actionkomödie, GB/USA 2010 0.15<br />
The Cabin in the Woods. Horrorfilm, USA 2012<br />
Eurosport 1<br />
16.00 Ski alpin:Weltmeisterschaften. Kombination<br />
Damen, Slalom 17.15 Ski alpin: Weltmeisterschaften<br />
17.45 Skispringen: Weltcup<br />
19.00 Matchday live –Warm-up 19.30<br />
#TGIM –StreamTeam 20.15 Fußball. Freitag<br />
International. Match der Woche 22.15 Mann<br />
gegen Mann –Das Bundesliga-Duell. Die neue<br />
Bundesliga-Show 23.15 WATTS 23.25 Eurosport<br />
News 23.30 Ski alpin:Weltmeisterschaften<br />
0.00 Skispringen: Weltcup 0.45 Radsport:<br />
Volta alaComunitat Valenciana<br />
PROSIEBEN, 20.15 UHR ACTIONTHRILLER<br />
Mission: Impossible –Rogue Nation<br />
CIA-Direktor Alan Hunleybeschließt,die „Impossible Mission Force“aufzulösen.<br />
Zu brisantwaren ihm in jüngster Zeit die Aktionendes Superagenten<br />
EthanHunt(TomCruise). Dieser hatderweil ganz andereSorgen: Die Untergrundorganisation<br />
„Syndikat“hat Anschlägeauf Staatsoberhäupter geplant.<br />
Hunt muss seine alten Kollegenaktivieren, um die Ermordungdes österreichischen<br />
Regierungschefs zu vereiteln.Zum fünften Malist Hollywood-Star Tom<br />
Cruisenachdem Vorbild der gleichnamigenTV-Serieingeheimer Mission unterwegs,<br />
zum ersten Malunter der Regie vonChristopherMcQuarrie, mit dem<br />
Cruisebereits zuvorin„Jack Reacher“ zusammengearbeitet hatte.Mit „Mission:<br />
Impossible –Fallout“lief letztes Jahr ein sechster Teil der Reihe in den Kinos an,<br />
der erneutmit Cruiseinder Hauptrolle und McQuarrieals Regisseur entstand.<br />
(USA/Chin./2015)<br />
Foto: ProSieben<br />
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SAT.1, 20.15 UHR KOMÖDIE<br />
What Exklusiv aManfür Abonnenten!<br />
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*bei bestehendem Printabonnement (Mo. –Sa.) nur<br />
4,99 €statt 29,99 €. Ihnen steht ein gesetzliches<br />
Widerrufsrecht zu. Alle Informationen über dieses Recht<br />
und die Widerrufsbelehrung fnden Sie unter<br />
www.berliner-zeitung.de/widerruf<br />
<strong>Berliner</strong> Verlag, Alte Jakobstraße 105, 10969 Berlin<br />
bekommterdabei vonseiner Jugendfreundin<br />
Nele und Kumpel Okke.Seichte Komödie,mit<br />
der Matthias Schweighöfer nichtnur<br />
sein Regiedebütgab,sondern auch gleich<br />
TilSchweiger nacheiferte und nebenseiner<br />
Funktion als Hauptdarstellerauchnoch als<br />
Drehbuchautorund Produzentfungierte.<br />
(Dtl./USA/2011)<br />
Foto: Sat.1<br />
SUDOKU<br />
NORMALVARIANTE –MITTEL -mittel<br />
7 9 2<br />
9 3 4 6<br />
8 3<br />
5 9<br />
2 1 4<br />
3 7<br />
5 6<br />
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Auflösung<br />
vom VOM 7.2.2019<br />
2019<br />
MITTEL mittel<br />
1 2 3 6 4 7 5 8 9<br />
8 9 7 1 2 5 6 4 3<br />
6 4 5 9 3 8 2 1 7<br />
7 6 9 2 1 4 3 5 8<br />
4 5 2 3 8 9 1 7 6<br />
3 1 8 7 5 6 4 9 2<br />
2 8 4 5 9 3 7 6 1<br />
5 3 6 8 7 1 9 2 4<br />
9 7 1 4 6 2 8 3 5<br />
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VOM 7. 2. 2019<br />
vom 7.2.2019<br />
SCHWER<br />
schwer<br />
6 8 3 5 7 4 2 9 1<br />
7 5 9 8 2 1 3 4 6<br />
2 1 4 3 6 9 7 8 5<br />
8 3 2 7 4 5 6 1 9<br />
1 7 5 6 9 8 4 3 2<br />
4 9 6 2 1 3 8 5 7<br />
5 2 8 9 3 6 1 7 4<br />
9 6 1 4 8 7 5 2 3<br />
3 4 7 1 5 2 9 6 8<br />
5.35 Panda, Gorilla &Co. 6.20 Rote Rosen<br />
7.10 Sturm der Liebe 8.00 Brandenburg aktuell<br />
/Abendschau 8.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 9.00 In aller Freundschaft 9.45<br />
In aller Freundschaft –Die jungen Ärzte 10.35<br />
zibb. zuhause in berlin &brandenburg 11.30<br />
Brisant 12.10 Elefant, Tiger &Co. 13.00<br />
rbb24 13.10 Verrückt nach Meer 14.00 Kesslers<br />
Expedition 14.45 Traumhäuser 15.15 Panda,<br />
Gorilla &Co. 16.00 rbb24 16.15 Gefragt –<br />
Gejagt 17.00 rbb24 17.05 Elefant, Tiger &Co.<br />
17.55 Sandmann 18.00 rbb UM6 –Das Ländermagazin<br />
18.30 zibb. zuhause in berlin &<br />
brandenburg 19.30 Brandenburg aktuell /<br />
Abendschau 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Echt witzig!<br />
Die legendärsten Comedyserien<br />
Vorgestellt werden Szenen aus „Klimbim“,<br />
„RudisTagesshow“, „Hallervordens<br />
Spott-Light“ und „TV normal“.<br />
21.45 rbb24<br />
22.00 Berlinale-Studio<br />
22.30 Riverboat<br />
Gäste: Dr.Reiner Haseloff (Ministerpräsident<br />
von Sachsen-Anhalt), Dr.Gabriele<br />
Haseloff (Frau von Dr. Reiner Haseloff),<br />
Jörg Hartmann (Schauspieler),<br />
DJ Ötzi (Schlagersänger) u.a.<br />
ProSieben<br />
11.00 How IMet Your Mother. Zum Affen gemacht/Heimvorteil<br />
11.55 2Broke Girls. Der<br />
Weihnachtskredit/Die Spaßfabrik 12.50 Mom.<br />
Adam und dieAnonymen. Comedyserie 13.15<br />
Twoand aHalf Men. Der vergessene Sohn/<br />
Lass dir die Zitrone schmecken/Pamela und<br />
Purzelchen. Comedyserie 14.35 The Middle.<br />
Der Optimist/Die Sprechzeiten. Comedyserie<br />
15.35 The Big Bang Theory. Fruchtzwerg fliegt<br />
ins All/Die Date-Variable/Händchen halten,<br />
bitte! Comedyserie 17.00 taff 18.00 Newstime<br />
18.10 Die Simpsons. Eine Simpsons-<br />
Weihnachtsgeschichte/Marge gegen Singles,<br />
Senioren, kinderlose Paare, Teenager und<br />
Schwule. Zeichentrickserie 19.05 Galileo<br />
20.15 Mission: Impossible –Rogue Nation<br />
Actionthriller,USA/HK/CHN 2015<br />
MitTom Cruise,Jeremy Renner,Simon<br />
Pegg,Rebecca Ferguson, Ving Rhames,<br />
Sean Harris, Simon McBurney u.a.<br />
Regie: Christopher McQuarrie<br />
23.00 Killer Elite Actionfilm, GB/AUS 2011<br />
Mit Jason Statham, Clive Owen, Robert<br />
De Niro,Dominic Purcell u.a.<br />
Regie: Gary McKendry<br />
1.10 The Drop –Bargeld Drama, USA 2014<br />
Mit TomHardy, Noomi Rapace, James<br />
Gandolfini,Matthias Schoenaerts u.a.<br />
13.00 Stadt Land Kunst 13.55 (für HG) Landkrimi.<br />
TV-Kriminalfilm, A2015 15.25 Frankreichs<br />
mythische Orte 15.50 Europas legendäre<br />
Straßen 16.45 (für HG) X:enius 17.10 In<br />
der Welt zu Hause 17.40 (für HG) Der alte<br />
Mann und der Storch 18.35 (für HG) Biene<br />
Majas wilde Schwestern 19.20 Arte Journal<br />
19.40 (für HG) Re: 20.15 Der zweite Schuss.<br />
TV-Drama, F2016 21.40 Hula-Girls im Cocktailrausch<br />
22.35 Tracks 23.20 Calypso Rose –<br />
Konzert inParis 0.25 Arte Journal 0.45 Toots<br />
&The Maytals 2.05 (für HG) Inseln der Zukunft<br />
3Sat<br />
13.20 (für HG) Terra X14.05 (für HG) Terra X<br />
14.45 (für HG) Terra X 15.30 Im Schatten der<br />
Vulkane (1/4) 16.15 Im Schatten der Vulkane<br />
(2/4) 17.00 Im Schatten der Vulkane (3/4)<br />
17.45 Im Schatten der Vulkane (4/4) 18.30<br />
nano 19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit<br />
20.00 (für HG) Tagesschau 20.15 (für HG)<br />
Körper entschlacken mit Detox 21.00 makro<br />
21.30 auslandsjournal extra 22.00 (für HG)<br />
ZIB 2 22.25 (für HG) Elle. Drama, F/D/B<br />
2016 0.30 Berlinale-Studio 1.00 (für HG)<br />
Zapp 1.30 10vor10 2.00 (für HG) extra 3<br />
Phoenix<br />
10.00 phoenix vor ort 10.30 phoenix plus<br />
11.15 Eröffnung des neuen BND-Gebäudes in<br />
Berlin. Live 12.45 phoenix plus 14.00 phoenix<br />
vor ort 14.45 phoenix plus 16.00 maybrit illner<br />
17.05 Hauptsache billig? –Das System<br />
Discounter 17.30 phoenix der tag 18.00<br />
phoenix persönlich 18.30 DieAnden Ecuadors<br />
19.15 Mystisches Venezuela 20.00 (für HG)<br />
Tagesschau 20.15 So tickt China 22.30 Chinas<br />
unbekannte Mauer 23.00 phoenix der tag<br />
0.00 phoenix persönlich 0.30 Die Meisterin<br />
des Tattoos 0.45 So tickt China<br />
Kika<br />
13.20 Mirette ermittelt 13.40 (für HG) Tiere<br />
bis unters Dach 14.10 (für HG) Schloss Einstein<br />
15.00 (für HG) Lenas Ranch 15.45 Horseland,<br />
die Pferderanch 16.45 Geronimo Stilton<br />
17.35 Die unglaublichen Abenteuer von<br />
Blinky Bill 18.00 Shaun das Schaf 18.15 (für<br />
HG) Glücksbärchis –Willkommen im Wolkenland<br />
18.35 Ella 18.50 Sandmann 19.00 (für<br />
HG) Wickie und die starken Männer 19.30 The<br />
Nutty Professor –Harold und der Zaubertrank.<br />
TV-Animationsfilm, USA/CDN 2008 20.40 (für<br />
HG) Mascha und der Bär<br />
Dmax<br />
13.15 Ice Lake Rebels 14.15 Abenteuer Survival<br />
15.15 Highway Cops 15.45 Highway Cops<br />
16.15 Die Zwangsvollstrecker 17.15 Fang des<br />
Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas 18.15<br />
Fang des Lebens –Der gefährlichste JobAlaskas<br />
19.15 A2 –Abenteuer Autobahn 20.15<br />
Fluss-Monster 21.15 Naked Survival Special:<br />
Überleben im Doppelpack 23.15 Drug Wars<br />
23.45 Drug Wars 0.15 Der Feind in meinem<br />
Körper 1.10 Der Feind in meinem Körper 2.00<br />
Der Feind inmeinem Körper<br />
5.02 hessenschau 5.30 ARD-Morgenmagazin<br />
9.00 Tagesschau-Nachrichten 9.15 Zapp 9.45<br />
Shift 10.00 Tagesschau-Nachrichten 10.15 quer<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau-Nachrichten 19.15<br />
Mex –Das Marktmagazin 20.00 Tagesschau<br />
20.15 KinderohneSchutz?–Unterwegs im Westen<br />
20.45 Exakt –Die Story 21.17 Musste Weimar<br />
scheitern? 22.00 Tagesthemen 22.15 mehr/<br />
wert 22.45 Extra 23.00 Tagesthemen 23.15 Euroblick<br />
23.45 Die Tagesschau vor20Jahren 0.00<br />
Tagesthemen 0.15 Fakt ist! 1.15 Tagesschau<br />
1.25 mehr/wert 2.00 Tagesschau 2.10 Schätze<br />
der Welt 2.25 Thüringen Journal 2.55 Extra<br />
ONE<br />
11.50 Verrückt nach Meer 12.40 Sturmder Liebe<br />
13.25 Sturmder Liebe 14.15 PfarrerBraun. Ein<br />
ZeichenGottes. TV-Kriminalfilm, D2007 15.45 In<br />
aller Freundschaft –Die jungen Ärzte 16.35 Bezaubernde<br />
Jeannie 16.55 Bezaubernde Jeannie<br />
17.20 Lindenstraße 17.50 Hart aber herzlich<br />
18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />
20.15 Nuhr im Ersten 21.00 Theo gegen den Rest<br />
der Welt. Komödie, D1980 22.40 Großstadtrevier<br />
23.30 Großstadtrevier 0.20 Theo gegen denRest<br />
der Welt. Komödie, D1980 2.00 Hustle –Unehrlich<br />
währtamlängsten 2.50 extra33.20 kinokino<br />
shortcuts 3.30 Hartaber herzlich 4.15 Lindenstraße<br />
4.45 VerrücktnachMeer<br />
ZDF NEO<br />
5.35 Professor T. 6.30 DieRettungsflieger 7.15<br />
Topfgeldjäger 8.10 Lafer! Lichter! Lecker! 8.55<br />
Bares fürRares 9.45 Bares für Rares 10.40 Du<br />
ahnst es nicht! 11.25 Die Rettungsflieger 12.10<br />
Die Rettungsflieger 12.55 Der junge Inspektor<br />
Morse. AlteLiebe. TV-Kriminalfilm, GB 2012 14.25<br />
Kommissar Stolberg 15.25 DieRettungsflieger<br />
16.10 Die Rettungsflieger 17.00 Der junge Inspektor<br />
Morse. AlteLiebe. TV-Kriminalfilm, GB 2012<br />
18.30 Bares für Rares 19.20 Bares für Rares<br />
20.15 Father Brown. Totentanz. Krimiserie 21.00<br />
Father Brown. Auf leisen Pfoten 21.45 Father<br />
Brown. Die BlumenimGrün 22.30 Druck 22.50<br />
SilentWitness 4.05 Father Brown<br />
ZDF INFO<br />
8.00 auslandsjournal 8.30 ZDF-History 9.15 Armee<br />
am Limit –Was wird aus der Bundeswehr?<br />
10.00 Fremdenlegion –Die härteste Elitetruppe<br />
der Welt 10.45 Special Air Service –Englands geheime<br />
Krieger 11.30 ZDF-History 13.30 (für HG)<br />
Geheimnisse des Dritten Reichs 15.00 ZDF-History<br />
15.45 Der Zweite Weltkrieg 18.45 Der 68er-<br />
Check –Sieben Mythen und Wahrheiten 19.30<br />
ZDF-History 20.15 (für HG) Der Mordanschlag –<br />
Die Dokumentation 21.00 TodinBad Kleinen<br />
21.45 Der Fall Susanne Albrecht 22.30 Die Geschichte<br />
der RAF 0.45 (für HG) heute-journal 1.15<br />
Die Geschichte der RAF 3.30 Der Prager Frühling<br />
und die Deutschen –VomTraum zum Trauma<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Konzert Mit Werken von Beethoven, Pintscher,<br />
Prokofjew, ca.117 Minuten<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Brandenburgisches Konzert Mit Werken von<br />
Vivaldi, J. Haydn, Gossec, ca. 116 Minuten<br />
22.00 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Einstand Schostakowitsch: Streichquartett Nr.<br />
8c-Moll op. 110 (Aris-Quartett), ca. 30 Min.<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Inger-Maria Mahlke: „Archipel”<br />
(10/35). Es liest Eva Gosciejewicz, ca. 30 Min.<br />
23.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Inger-Maria Mahlke: „Archipel”<br />
(10/35), ca. 31 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
„Außergewöhnliche Belastung” Mit Fiona<br />
Metscher (Jessica), Johanna Gastdorf (Ruth),<br />
Eva Löbau (Henny), Elif Kardesseven (Arzu),<br />
Max Tuveri (Willert), Stephen Appleton (Wolf).<br />
Regie: Dunja Arnaszus, ca. 55 Minuten<br />
MAGAZIN<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Mikrokosmos –die Kulturreportage LebendigesArchiv:<br />
Sinti und Roma als Storyteller in<br />
eigener Sache.,ca. 45 Minuten<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Eine Stadt als Experimentierkammer<br />
für das Dritte Reich. Coburg und der Nationalsozialismus.<br />
Von Brigitte Baetz, ca. 50<br />
Minuten<br />
23.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Fazit Kultur vomTage. u.a. 69. Internationale<br />
Filmfestspiele Berlin, ca. 55 Minuten<br />
0.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Lange Nacht „Der Theatermacher”. Die Lange<br />
Nacht über Thomas Bernhard, ca. 175 Min.<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Bobby Caldwell. Mit Sabine Korsukéwitz,<br />
ca. 30 Minuten<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
On stage Alternative Pop aus Beirut. Die libanesische<br />
Band Mashrou' Leila., ca. 55 Min.<br />
22.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Spielraum Soul City.Neues aus der Black Music-Szene.<br />
Mit Jan Tengeler,ca. 45 Minuten<br />
1.05 Deutschlandfunk Kultur (97.7 MHz)<br />
Deutschlandfunk Radionacht Rock. Aktuelles<br />
aus Pop und Rock, neue elektronische<br />
(Dance-)Musik, Independent, Hip-Hop /<br />
Schwerpunkt: Durchbruch der britischen New<br />
Wave vor 40Jahren., ca. 235 Minuten
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 33 · F reitag, 8. Februar 2019 – S eite 28 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Panorama<br />
LEUTE<br />
Joshua Trump, 11, hatte genug vom<br />
Vortragund ratzte weg. Dierund 80<br />
Minuten lange Rede zur Lage der Nation<br />
vonUS-Präsident Donald<br />
Trump war zu viel für den Schüler,<br />
der auf Initiativevon Melania Trump<br />
ins Repräsentantenhaus geladen<br />
war.Das Nickerchen blieb den Fotografen<br />
nicht verborgen: Aufnahmen<br />
zeigen, wie der Namensvetter<br />
Trumps zwei Plätzeneben der First<br />
Lady in seinen Sitz versunken wegdämmerte.Die<br />
Rede hatte um 21<br />
Uhrbegonnen, da kann man schon<br />
mal mit dem Bett liebäugeln.<br />
Veronica Ferres hat es geschafft.<br />
Nachdem sie nun schon so lange in<br />
Los Angeles lebt, hat die deutsche<br />
Schauspielerin endlich, endlich,<br />
endlich eine Rolle in einer starbesetzten<br />
Hollywoodproduktion ergattert.<br />
Siesei sehr aufgeregt, mit Gary<br />
Oldman, Armie Hammer und Evangeline<br />
Lilly beim Thriller „Dreamland“<br />
über die internationale Opioidkrise<br />
zusammenzuarbeiten, jubilierte<br />
Ferres auf Twitter.Der Film des<br />
US-Regisseurs Nicholas Jarecki („Arbitrage“)<br />
will mehrereStorys über<br />
die Opioidkrise verweben, womit<br />
der starke Schmerzmittelmissbrauch<br />
in Nordamerika seit den späten<br />
1990er-Jahren bezeichnet wird.<br />
Heidi Klum schaut genau hin. Für Botoxhabe<br />
der Drill Instructor für Models<br />
den Blick eines Adlers,damache<br />
man ihr überhaupt nichts<br />
vor. In ihrer Show habe<br />
sie viele mit dem Nervengift<br />
behandelte<br />
Mädchen, die gerade<br />
mal Anfang 20 sind.<br />
„Viele Mädchen<br />
wollen auch in<br />
Wirklichkeit<br />
so aussehen<br />
wie mit<br />
Apps“, sagte<br />
Klum. Siefinde<br />
das Wahnsinn, „aber<br />
das muss jeder für<br />
sich entscheiden“.<br />
Dass sie mit ihrer<br />
Show für diesen Trend<br />
mitverantwortlich ist,<br />
scheint der 45-Jährigen<br />
nicht in den Sinn zu<br />
kommen. (mpw./mit<br />
dpa, AFP)<br />
Botox? Da macht<br />
man ihr überhaupt nichts<br />
vor!<br />
GETTY<br />
TIERE<br />
Werbei diesem Süßerchen nach<br />
links wischt, der hat kein Herz.<br />
Flirtmit Fiffi. Gute Nachrichten aus<br />
Litauens Hauptstadt Vilnius: Dort<br />
gibt es jetzt die Dating-App „GetPet“<br />
–eine ArtTinder für Hunde aus dem<br />
Tierheim. Wereine Fellnase entdeckt,<br />
die sein Herz höher schlagen<br />
lässt, der kann nach rechts wischen<br />
und ein Treffen arrangieren. Täglich<br />
kommen neue Nutzer hinzu, auch<br />
ein paar „Matches“, also erfolgreiche<br />
Vermittlungen gab es bereits.Doch<br />
ganz wie beim Menschen-Tinder<br />
funktioniertesdann doch nicht:<br />
Schließlich haben die Hunde nicht<br />
die Möglichkeit, nach links zu wischen<br />
und so ein Herrchen oder<br />
Frauchen abzulehnen. Mist! (avo.)<br />
AP<br />
Herrin über Liebe, Leid und Leidenschaft<br />
VonHarry Nutt und Marcus Weingärtner<br />
Die Haare einer brünetten<br />
Frau wehen im Fahrtwind,<br />
das Oldtimer-Cabrio<br />
bewegt sich gemächlich<br />
durch eine hügelige Landschaft<br />
am Meer auf ein herrschaftliches<br />
Anwesen einer britischen<br />
Adelsfamilie zu. Noch ist alles in bester<br />
Ordnung, das Wetter ist mild, das<br />
Leben schön. Aber die Frau hat ein<br />
Geheimnis, sie bringt ihre Vergangenheit<br />
mit, deren langsame Enträtselung<br />
dem Leser –und nicht weniger<br />
häufig dem Fernsehzuschauer –<br />
in aller Ausführlichkeit aufgegeben<br />
wird.<br />
Wirbefinden uns in der typischen<br />
Anordnung eines Rosamunde-Pilcher-Romans,<br />
der in Deutschland<br />
zum Inbegriff eines Heile-Welt-<br />
Genres geworden ist, in dem wohlgeratene<br />
Menschen mitunter in<br />
Konflikt mit ihren nicht immer ganz<br />
einfachen Familienverhältnissen geraten.<br />
Einerfolgreicher Landarzt, der<br />
plötzlich erfahren muss, dass er einen<br />
erwachsenen Sohn hat, der sich<br />
leidenschaftlich zu der eigenen<br />
Tochter hingezogen fühlt. Wasnun?<br />
Inzest, Erbschaftsstreitereien und<br />
wiederaufflackernde Liebesgeschichten<br />
bilden häufig das Handlungsgerüst<br />
einfach konstruierter<br />
Romane, die unter der behutsamen<br />
Federführung von Rosamunde Pilcher<br />
stets von einfühlsamen Dialogen<br />
getragen werden, mit denen sich<br />
ein von ganz anderen Alltagssorgen<br />
geplagtes Publikum mühelos identifizieren<br />
konnte.<br />
Allein für das ZDF sind nach diesem<br />
Erzählmuster zwischen 1989<br />
und 2019 145 Filme entstanden, Tausende<br />
Filmleute und Schauspieler<br />
erhielten durch Pilchers unermüdliche<br />
Textproduktion Anstellungsund<br />
Honorarverträge, ehe Rosamunde<br />
Pilcher 2012, im Alter von87<br />
Jahren, angekündigt hatte, nun<br />
keine weiteren Romane mehr zu<br />
schreiben, weil sie sich allmählich zu<br />
alt fühle.Inder Nacht zum Donnerstag<br />
ist sie im Alter von94Jahren den<br />
Folgen eines Schlaganfalls erlegen.<br />
IhrLeben selbst las sich wie einer<br />
ihrer immergleichen, im besten Falle<br />
versöhnlich zu nennenden Romane:<br />
Geboren wurde Rosamunde Scott in<br />
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts,<br />
genau: 1924, da, wo fast alle<br />
ihreGeschichten später spielten –im<br />
britischen Cornwall, jenem von der<br />
Natur besonders schön herausge-<br />
Zum Tode der britischen Schriftstellerin Rosamunde Pilcher<br />
Very british! Rosamunde Pilcher auf ihrem schottischen Landsitz im Jahr 2011.<br />
„Mir geht es um das Leben und<br />
die Beziehungen zwischen den Menschen.<br />
Wirkliche Liebe kann nur in<br />
einer Beziehung bestehen.“<br />
Rosamunde Pilcher<br />
in einem Interview über das Verhältnis von Romantik<br />
und Realität in ihren Romanen<br />
Unser täglich Brot<br />
PA<br />
putzten Landstrich, auch Gottes eigenes<br />
Land genannt. Sie war die<br />
Tochter eines britischen Marineoffiziers,<br />
der in Burma diente. Der Vater<br />
war häufig absent, die Mutter übernahm<br />
die Erziehung und offenbar<br />
förderte sie früh die Begabung ihrer<br />
Tochter –sie schrieb bereits als Teenager.<br />
Indes zur „Meisterin der Liebesschnulze“,<br />
wie sie des öfteren in<br />
England als auch in Deutschland<br />
verächtlich geziehen wurde, wurde<br />
Pilcher erst wesentlich später.<br />
Nach dem Schulabschluss trat die<br />
knapp 18-Jährige erst einmal dem<br />
Women’s Royal Naval Service bei –<br />
dem Königlichen Marinedienst der<br />
Frauen, es war der Zweite Weltkrieg.<br />
Für ihre Zeit durchaus nicht selbstverständlich,<br />
hatte sie bald einen eigenen<br />
Beruf, sie wurde Sekretärin im<br />
britischen Außenministerium und<br />
von dort 1943 nach Indien berufen,<br />
wo sie bis zum Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges blieb.<br />
Mit der modernen Lebensführung<br />
indes war es nach dem Krieg<br />
vorbei, die junge Frau heiratete im<br />
Jahr 1946 den Textilunternehmer<br />
Graham Pilcher, mit dem sie bis zu<br />
dessen Tode vor rund zehn Jahren<br />
verheiratet blieb.Das Paar zoginden<br />
schottischen Ort Longforgan bei<br />
Dundee. Wie Cornwall beeinflusste<br />
auch Schottland Pilchers Ideen von<br />
Land und Liebe nachdrücklich. Auf<br />
dem Land wurde sie zur Hausfrau<br />
und Mutter und begann Ende der<br />
40er Jahre mit dem Verfassen von<br />
Kurz- und Liebesgeschichten,<br />
hauptsächlich für Frauenmagazine.<br />
Pilcher scheint sich des Erfolgs ihrer<br />
Geschichten zu dieser Zeit nicht sicher<br />
gewesen zu sein, denn sie<br />
schrieb unter dem Pseudonym Jane<br />
Fraser,das sie später ablegte.<br />
Der Erfolg, der sie vor allem in<br />
Deutschland anhaltend berühmt<br />
machte, setzte recht spät ein, erst<br />
1987 kam es zum kommerziellen<br />
Durchbruch mit der für sie schon typischen<br />
Familiensaga um Liebe,<br />
Leid und Leidenschaft mit dem Titel<br />
„The Shell Seekers“, zu deutsch: „Die<br />
Muschelsucher“, die sich allein hierzulande<br />
rund 1,7 Millionen Mal verkaufte.<br />
Ihre bislang über 60 Millionen<br />
weltweit verkauften Bücher haben<br />
sie seither zu einer der erfolgreichsten<br />
Autorinnen der<br />
Gegenwartgemacht.<br />
Mit dem im Jahr 2000 erschienenen<br />
Roman „Wintersonne“ beendete<br />
sie ihre schriftstellerische Laufbahn.<br />
Äthiopien hat einen Erfolg im Patentstreit errungen und darf auch künftig abgabenfrei seine Nationalspeise verzehren<br />
VonJohannes Dieterich, Johannesburg<br />
Indschera wird ähnlich wie Crêpes aus flüssigem Teig hergestellt.<br />
Mehr als 100 Millionen Äthiopier<br />
können aufatmen. Sie werden<br />
wie seit Tausenden von Jahren auch<br />
in Zukunft ihreIndscheragenannten<br />
Fladenbrote essen können, ohne einer<br />
niederländischen Firma dafür<br />
Abgaben zu bezahlen. EinGericht in<br />
DenHaag hat jetzt entschieden, dass<br />
ein von Jans Roosjen angemeldetes<br />
Patent auf Teff-Produkte „null und<br />
nichtig“ sei, weil der holländische<br />
Patentanmelder nichts Neues erfunden<br />
habe.<br />
Teff ist eine alte Getreidesorte<br />
mit kleinsten Samen, die am Horn<br />
von Afrika beheimatet ist und<br />
Äthiopiern und Eritreern zur Herstellung<br />
ihres Grundnahrungsmittels<br />
Indschera dient. Dabei handelt<br />
es sich um ein säuerliches Fladenbrot,<br />
das sowohl als Beilage wie als<br />
Besteck zum Einsatz kommt: Man<br />
nimmt die Fleisch- und Gemüsegerichte<br />
mit den Fingern zwischen<br />
den Fladen eingequetscht auf. Man<br />
bete nicht „Unser täglich Brot gib<br />
uns heute“, sondern „Unser Indschera<br />
gibt uns heute“, sagt ein<br />
Äthiopier in Johannesburg.<br />
IMAGEBROKER<br />
Als Direktor der holländischen<br />
FirmaHealth and Performance Food<br />
International hatte Roosjen vor<br />
mehr als 15 Jahren ein Patent für Produkte<br />
aus gemahlenem Teff angemeldet.<br />
Er rechnete sich offenbar<br />
satte Geschäfte aus,denn Teff ist glutenfrei<br />
und enthält wichtige Nährstoffe<br />
–Eigenschaften, die ganz nach<br />
dem Geschmack europäischer und<br />
amerikanischer Konsumenten sind.<br />
Zunächst versprach Roosjen dem<br />
äthiopischen Staat einen Anteil an<br />
dem Verkauf der Teff-Produkte,doch<br />
seine Firma meldete 2005 Konkurs<br />
an –was seine Patentrechte für Europa,<br />
Japan und die USA allerdings<br />
nicht beeinträchtigte. Das brachte<br />
die Regierung in Addis Abeba gegen<br />
ihn auf: Sienahm sowohl diplomatische<br />
wie rechtliche Schritte auf, um<br />
sich die intellektuellen Eigentumsrechte<br />
an dem Tausende von Jahren<br />
alten Grundnahrungsmittel wieder<br />
zurückzuerobern. „Eine großartige<br />
Nachricht“, twitterte der äthiopische<br />
Politiker Fitsum Arega nach der Bekanntgabe<br />
des Urteils: „Ich hoffe,wir<br />
lernen daraus, dass unsere nationalen<br />
Besitzstände von allen respektiertund<br />
geschützt werden.“<br />
NACHRICHTEN<br />
Kölner Archiv-Einsturz:<br />
Oberbauleiter verurteilt<br />
Im zweiten Strafprozess um den Einsturzdes<br />
Kölner Stadtarchivs hat das<br />
Landgericht einen Angeklagten wegen<br />
fahrlässiger Tötung zu einer<br />
Haftstrafe voneinem Jahr auf Bewährung<br />
verurteilt. Derehemalige<br />
Oberbauleiter soll beim Baueiner U-<br />
Bahn-Haltestelle vordem Archivgebäude<br />
seine Überwachungspflichten<br />
verletzt haben. Beidem Unglück<br />
am 3. März2009 waren zwei Anwohner<br />
ums Leben gekommen, es entstand<br />
ein Milliardenschaden. Das<br />
Gericht war der Überzeugung, dass<br />
der Einsturzdurch Fehler bei den<br />
Bauarbeiten ausgelöst wurde. (dpa)<br />
Suche nach Fußballer Sala:<br />
Leiche aus Wrack geborgen<br />
Dievor wenigen Tagen im abgestürzten<br />
Flugzeug des vermissten argentinischen<br />
Fußballers Emiliano Sala<br />
entdeckte Leiche ist geborgen worden.<br />
Dasbestätigte die britische<br />
Flugunfallbehörde AAIB.Umwen es<br />
sich bei dem Toten handelt, ist aber<br />
weiterhin unklar.Laut Behörde sollte<br />
die Leiche nun zur gerichtsmedizinischen<br />
Untersuchung nach Portland<br />
in Südengland gebracht werden.<br />
Sala wollte am 21. Januar vonFrankreich<br />
aus zu seinem neuen Verein<br />
nach Wales fliegen. Beim Flug über<br />
den Ärmelkanal verschwand die Propellermaschine<br />
mit dem 28 Jahrealten<br />
Fußballer und seinem Piloten<br />
aber vonden Radarschirmen. (dpa)<br />
Mindestens zehn Tote bei<br />
Hauseinsturz in Istanbul<br />
Rettungskräfte suchen in den Trümmern<br />
nach Überlebenden.<br />
AFP<br />
Beim Einsturzeines mehrstöckigen<br />
Wohnhauses in der türkischen Metropole<br />
Istanbul sind mindestens<br />
zehn Menschen getötet worden. Die<br />
Suche nach Überlebenden gehe weiter,sagte<br />
der Gouverneur der Provinz<br />
Istanbul, Ali Yerlikaya, am Unfallort.<br />
Helfer retteten 13 Menschen<br />
aus dem Geröll, darunter ein kleines<br />
Mädchen. DasHaus im Stadtteil Kartal<br />
auf der asiatischen Seite der Stadt<br />
war am Mittwochnachmittag in sich<br />
zusammengefallen. Wasdas Unglück<br />
ausgelöst hatte,blieb auch am<br />
Donnerstag unklar. (dpa)<br />
Högel-Prozess: Ermittlungen<br />
wegen Falschaussagen<br />
Im Prozess gegen den Ex-Krankenpfleger<br />
Niels Högel hat die Staatsanwaltschaft<br />
im niedersächsischen Oldenburggegen<br />
vier Zeugen Verfahrenwegen<br />
Meineids eingeleitet. Das<br />
bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.<br />
DieVerfahren richten<br />
sich demnach gegen einen leitenden<br />
Oberarzt, einen stellvertretenden<br />
Stationsleiter und zwei Krankenschwesterndes<br />
Klinikums Oldenburg.<br />
In dem Prozess gegen Högel,<br />
bei dem es um 100-fachen Mord<br />
geht, hatten sich die Zeugen mehrfach<br />
auf Erinnerungslücken berufen.<br />
DerVorsitzende Richter hatte sich in<br />
dem Verfahren vordem Landgericht<br />
Oldenburgdarüber verärgertgezeigt<br />
und die vier Zeugen vereidigt. (dpa)