Develop³ Systems Engineering 01.2014
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Trends Industrie 4.0<br />
„Schon mit der digitalen Entwicklung<br />
eines Produkts im<br />
CAD-System werden bereits Daten<br />
erzeugt, die sich dazu verwenden<br />
lassen, die entsprechenden<br />
Produktionsmittel zu<br />
entwickeln, zu simulieren und<br />
zu testen.“<br />
Roland Bent, Geschäftsführer Marketing und<br />
Entwicklung, Phoenix Contact<br />
spielsweise Förderanlagen, in denen Shuttles Wegstrecken selbst<br />
erkunden und mit Hilfe von Agentensystemen sich selbst organisieren.<br />
In Industrie-4.0-Konzepten entsteht also die ‚Intelligenz‘<br />
aus der Vernetzung aller Teilsysteme und dem Zugriff auf möglichst<br />
viele Informationen...<br />
Zühlke (DFKI): ...die jetzt online verfügbar und damit nutzbar<br />
sind – das ist genau der Punkt. Ein Stau in einer Fertigungslinie<br />
lässt sich auf diese Weise zunächst einmal umfahren, ohne direkt<br />
zu Folgeproblemen zu führen. Entscheidend ist dabei,<br />
dass wir die insgesamt wachsende Komplexität wieder reduzieren<br />
können – denn mit komplexen Prozessen kann der<br />
Mensch schlecht umgehen. In der Automatisierung führt dies<br />
allerdings dazu, dass sich zwar die Komplexität für den Anwender<br />
reduziert, die für die Automatisierungsingenieure<br />
„Derzeit erhält der<br />
Automatisierer<br />
noch die Aufgabe,<br />
in seinem <strong>Engineering</strong>-Tool<br />
die Bewegungssteuerung zu programmieren.<br />
Dieser Bruch ist unsinnig –<br />
sinnvoller wäre es, dafür Daten aus der<br />
Simulation zu nutzen.“<br />
Gerd Hoppe, Corporate Management, Beckhoff Automation<br />
„Überwunden werden muss der Bruch bei der<br />
Verbindung von virtueller und realer Welt. Im<br />
PLM nutzen wir ja bereits wunderbare Objektwelten,<br />
geht es aber an den realen Betrieb,<br />
muss wieder eine SPS programmiert<br />
werden – das<br />
darf nicht sein!“<br />
Prof. Detlef Zühlke, Forschungsbereich<br />
Innovative Fabriksysteme, DFKI<br />
Das Round-Table-<br />
Gespräch wurde<br />
von den beiden<br />
develop 3 -Redakteuren<br />
Andreas Gees und<br />
Michael Corban<br />
geleitet<br />
Hoppe (Beckhoff Automation): Industrie 4.0 beschreibt keine<br />
revolutionäre, ganz andere Art der Produktionstechnik – sondern<br />
das Grundwesen dieses Ansatzes besteht in der Allgegenwärtigkeit<br />
von Informationen. In klassischen Systemen<br />
wird ja in strikten Produktionshierarchien von oben nach unten<br />
geplant und ausgeführt. Fehlende Informationen aus den<br />
untersten Produktionsebenen bringen darin das übergeordnete<br />
Planungssystem in Schwierigkeiten. Die Anwendung der<br />
Smart-Technologien – und damit der Informationsaustausch<br />
zwischen den beteiligten Systemen – soll es also ermöglichen,<br />
situativ zu reagieren. Der Einsatz smarter Produkte ist dabei<br />
nur ein mögliches Szenario. Entscheidend wird die Einbettung<br />
in bestehende Systeme sein. Es wird also eine Evolution geben<br />
hin zu intelligenteren und damit autonomeren Teilsystemen –<br />
das kann eine Vorrichtung innerhalb einer Maschine sein, die<br />
Maschine selbst oder auch eine ganze Fertigungslinie oder<br />
Halle. In allen diesen Einheiten müssen wir diese Smart-Technologien<br />
denken und daraus die richtigen Schlüsse ziehen.<br />
Nicht zuletzt können wir auf diese Weise auch ressourcenschonender<br />
produzieren.<br />
develop3: Speziell aus der Logistik kennen wir ja bereits erste<br />
Umsetzungen unter dem Stichwort ‚Internet der Dinge‘, bei-<br />
aber steigt. Beides müssen wir zusammenbringen, in dem wir<br />
weniger komplexe Subsysteme schaffen.<br />
Gutekunst (Balluff): Man kann es auch umdrehen: Gerade bezüglich<br />
des Zugriffs auf möglichst viele Informationen müssen<br />
wir über neue Konzepte nachdenken – wie Industrie 4.0. Die<br />
Datenflut bei uns im Unternehmen ist bereits jetzt so immens<br />
groß geworden, dass wir Wege suchen, sie zu kanalisieren und<br />
wertschöpfend zu nutzen. Das fängt bei der Sensorik an – ein<br />
entscheidender Baustein ist an dieser Stelle die Identifikation,<br />
insbesondere per RFID – und reicht über die interpretativen<br />
Systeme bis hin zu fabriks- und unternehmensübergreifenden<br />
Konzepten. Mithin zu der Frage, wie wir selbst unsere Lieferanten<br />
steuern – beziehungsweise unser Kunde uns als Lieferant.<br />
Daraus können ganz neue Geschäftsmodelle entstehen.<br />
develop3: Um diese neuen Modelle zu realisieren, ist dann aber<br />
wie erwähnt die Reduzierung der Komplexität der Subsysteme<br />
ein Schlüssel zur erfolgreichen Nutzung von Industrie 4.0. Und<br />
um den Anwender zu entlasten, trifft das vor allem die Entwickler<br />
von Automatisierungssystemen. In welcher Weise kann hier<br />
der ebenfalls bereits genannte Zugriff auf die CAD-Daten von<br />
Nutzen sein?<br />
32 develop 3 systems engineering 01–2014