11.02.2019 Aufrufe

Develop³ Systems Engineering 01.2014

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Trends Industrie 4.0<br />

Hondo Santos ist als Director<br />

Logistics bei Balluff<br />

bereits mit ersten Umsetzungen<br />

der Industrie-<br />

4.0-Konzepte vertraut. Für<br />

ihn ergeben sich daraus<br />

vor allem neue Möglichkeiten,<br />

über die Unternehmensgrenzen<br />

hinweg<br />

neue Prozesse und aus<br />

Wertschöpfungsketten<br />

ganze Wertschöpfungsnetze<br />

zu gestalten<br />

develop3: Was muss dazu mit Blick etwa auf Montageprozesse<br />

getan werden?<br />

Hoppe (Beckhoff Automation): Wir müssen eine Metasprache<br />

entwickeln – eine Taxonomie und Ontologie beziehungsweise<br />

eine Begriffswelt –, die es erlaubt, die Herstellung eines Produktes<br />

so zu beschreiben, dass sich diese Informationen weltweit<br />

an vielen verschiedenen Maschinen nutzen lassen. Das<br />

gibt es in dieser Form noch nicht, auch wenn es in Teilbereichen<br />

beziehungsweise Branchen bereits Industrie-4.0-Inseln gibt.<br />

Dann lässt sich auch die Stückzahl Eins realisieren, ohne dass<br />

man dazu zunächst einen komplexen <strong>Engineering</strong>-Prozess<br />

aufsetzen muss.<br />

develop3: Damit nähern wir uns dann aber wieder<br />

dem eingangs erwähnten ‚smarten‘ Produkt, dem<br />

ich über die digitale Entwicklung analog zum NC-<br />

Code bereits sämtliche Informationen mitgebe,<br />

wie es zu fertigen ist...<br />

Hoppe (Beckhoff Automation): ...was aber nur<br />

funktioniert, wenn die Fertigungsmaschinen beziehungsweise<br />

-anlagen das auch verstehen! An<br />

welcher Stelle die Fertigungshinweise liegen,<br />

spielt keine Rolle – wichtig ist, dass der Produktionsvorgang<br />

so beschrieben ist, dass die jeweils<br />

vorhandenen Maschinen und Anlagen daraus<br />

selbstständig und autonom die notwendigen Schritte extrahieren<br />

können. Derzeit gibt es dazu keine einheitliche Taxonomie<br />

– im Rahmen der Umsetzung von Industrie 4.0 müssen<br />

wir diese aber entwickeln.<br />

Sandhöfner (B&R): Das Ziel von Industrie 4.0 beinhaltet auf<br />

diese Weise die Möglichkeit, zwischen unterschiedlichen Wegen<br />

– zwischen Prozessen unterschiedlicher Anbieter – wählen<br />

zu können. Das setzt einheitliche Daten voraus, die innerhalb<br />

der gesamten Prozesskette verstanden werden.<br />

Zühlke (DFKI): Hier fehlen uns in der Tat derzeit sowohl eine Referenzarchitektur<br />

als auch wissenschaftliche Begrifflichkeiten<br />

für viele Dinge. Rede ich beispielsweise mit Kollegen aus der Informatik,<br />

finden sich dort teilweise völlig andere Begrifflichkeiten<br />

als in der Produktionstechnik. Hier sind wir alle gefordert,<br />

zusammenzukommen, wobei wir erst am Anfang stehen. Aus<br />

wissenschaftlicher Sicht sind hier noch extrem viele Aufgaben<br />

zu lösen, was meiner Meinung nach auch noch nicht in zwei<br />

oder drei Jahren abgeschlossen ist – wir reden hier über eine<br />

Vision.<br />

develop3: Was sind denn die nächsten Schritte, die vorrangig angegangen<br />

werden müssen?<br />

Zühlke (DFKI): Die neue Welt wird nur funktionieren, wenn wir<br />

Standards schaffen! Nur so werden die Komponenten einer<br />

Produktionsumgebung wie Lego-Bausteine per Plug&Play zueinander<br />

passen. Ein zweiter, wesentlicher Aspekt betrifft hinsichtlich<br />

der erforderlichen offenen Netzwerke das Thema Sicherheit<br />

– im Englischen die Security. Denn die beteiligten Unternehmen<br />

werden sich natürlich fragen, ob sie ihre Informa-<br />

tionen in solch einen Legostein legen sollen und was damit<br />

passiert. Nur auf diese Weise lässt sich allerdings eine<br />

Plug&Play-Fertigung modular aufbauen. Überwunden werden<br />

muss auch der bereits thematisierte Bruch bei der Verbindung<br />

von virtueller und realer Welt. Unsere Kollegen im Bereich<br />

des Product Lifecycle Managements nutzen ja bereits<br />

wunderbare Objektwelten, in denen sich Parameter verändern<br />

lassen. Geht es aber an den realen Betrieb, muss wieder<br />

eine SPS programmiert werden – das darf nicht sein!<br />

Bent (Phoenix Contact): Automatisierungs- und IKT-Welt müssen<br />

eine gemeinsame Sprache finden – das ist die große Chance,<br />

die hinter Industrie 4.0 steckt. Denn industriebranchenübergreifend<br />

ist hier ja ein Konsens entstanden, eine gemeinsame<br />

Vision, die keiner alleine umsetzen kann. Aufgabe der von Bitkom,<br />

VDMA und ZVEI gegründeten Plattform Industrie 4.0 ist<br />

es deshalb, gemeinsam an der Umsetzung zu arbeiten.<br />

Santos (Balluff): Nur so werden wir auch in der Lage sein, die<br />

vielen, bereits heute gespeicherten Informationen sinnvoll zu<br />

nutzen. Denn bislang greifen wir Vergleichbares nur in Teilbereichen<br />

beziehungsweise punktuell bezogen auf bestimmte<br />

Aufgabenstellungen auf. Industrie 4.0 muss uns dabei helfen,<br />

all diese Informationen sinnvoll zu nutzen – im Sinne der<br />

eingangs erwähnten Wertschöpfungsnetzwerke. Und an der<br />

Unternehmensgrenze darf diese Vernetzung nicht aufhören.<br />

develop3: Der Diskussionsstoff rund um das Thema Industrie 4.0<br />

wird uns also so schnell nicht ausgehen, die weitere Entwicklung<br />

bleibt spannend. Wir danken allen Teilnehmern für dieses<br />

Round-Table-Gespräch.<br />

VIDEO-TIPP<br />

Eine Video-Zusammenfassung dieses<br />

Round-Table-Gesprächs finden Sie unter:<br />

t1p.de/1xtt<br />

Nähere Angaben zur Plattform Industrie<br />

4.0 der drei Verbände Bitkom, VDMA und<br />

ZVEI finden sich unter:<br />

www.plattform-i40.de<br />

www.balluff.com<br />

www.beckhoff.de<br />

www.br-automation.com<br />

www.dfki.de<br />

www.phoenixcontact.com<br />

34 develop 3 systems engineering 01–2014

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!