Develop³ Systems Engineering 01.2014
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Menschen & Unternehmen Stimmen zum <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />
Dr. Rainer Stetter, Geschäftsführer, ITQ<br />
„Software ist ein Kernthema“<br />
Hohe Produktivität in der Produktion kennt jeder, aber wie erreicht<br />
man hohe Produktivität in der Entwicklung? Klar erkennbar<br />
ist, dass im Rennen um innovative Lösungen nur der<br />
erfolgreich ist, der komplexe, mechatronische Produkte<br />
schnell und in guter Qualität zu tragbaren Kosten entwickelt.<br />
<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> kann hier als interdisziplinärer Ansatz<br />
insbesondere auch im Maschinen- und Anlagenbau das <strong>Engineering</strong><br />
durchgängiger und damit effizienter machen – unter<br />
Berücksichtigung der strategischen Rolle, die heute der Software<br />
als wesentlichem Bestandteil eines Produktes oder einer<br />
Maschine zukommt.<br />
Die Mehrzahl der Produkte besteht heute aus mechanischen<br />
und elektronischen Komponenten, in die wiederum Softwarekomponenten<br />
‚embedded‘ sind. Diese Cyber-physischen Systeme<br />
werden also auf mehreren Abstraktionsebenen funktional<br />
durch Software ‚getrieben‘. Dieser Trend zur Software führte<br />
übrigens bereits vor mehr als 15 Jahren zur Gründung des<br />
Fachverbands Software im VDMA – damals zogen gestandene<br />
Maschinenbauer noch die Augenbrauen hoch angesichts<br />
des Slogans: ‚In Zukunft gibt es keine Maschinen mehr mit<br />
Software, sondern Software mit Maschine.‘ Heute handelt es<br />
sich allerdings um ein gesellschaftspolitisches Kernthema, wie<br />
etwa die Spiegel-Veröffentlichung mit dem brisanten Titel<br />
‚Software frisst die Welt‘ (Spiegel 15/2014) zeigt.<br />
„Nur ein übergreifendes und abgestimmtes<br />
<strong>Engineering</strong> ist in der Lage, disziplinüber greifend<br />
Module und Plattformen zu entwickeln<br />
und somit wiederum Kosten zu senken.“<br />
neerings hin zu einem fertigen, mechatronischen Baukasten<br />
weit – Aufwand und Kosten dafür sind im Vorfeld immens.<br />
Durchgängig skalierbare Hard- und Software ermöglicht es an<br />
dieser Stelle, die Modularisierung von Maschinenfunktionen<br />
auch in der Software abzubilden – und trägt damit der Bedeutung<br />
der Software Rechnung.<br />
Allerdings: Auch wenn sich heutzutage mit nahezu jeder Automatisierungslösung<br />
modulare Softwaresysteme aufbauen<br />
lassen, fällt dem Maschinenbauer dennoch das Vordenken<br />
von Softwarestrukturen besonders schwer, da sich häufig die<br />
Modularisierung ‚nur‘ auf die Mechanik bezieht. Auch hier<br />
setzt das <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> an – nur ein übergreifendes<br />
und abgestimmtes <strong>Engineering</strong> ist in der Lage, disziplinübergreifend<br />
Module und Plattformen zu entwickeln und somit<br />
wiederum Kosten zu senken. Chancen beim <strong>Engineering</strong> ergeben<br />
sich darüber hinaus nicht nur über Disziplin-, sondern<br />
auch Unternehmensgrenzen hinweg – vielfach eine sehr große<br />
Herausforderung.<br />
Als zielführend hat sich die intensive und partnerschaftliche<br />
Zusammenarbeit von kleinen Unternehmen, die sich auf spezielle<br />
Aspekte des modernen Software-<strong>Engineering</strong>s fokussieren,<br />
mit Unternehmen, deren Schwerpunkt im klassischen<br />
Maschinenbau liegt, erwiesen. Diese Kombination von Unternehmen,<br />
die Spezialthemen wie etwa die Einführung von agilen<br />
Entwicklungsmethoden, objektorientierte Programmierung<br />
im Steuerungsumfeld oder Qualitätssicherung von mechatronischen<br />
Systemen durch Einsatz von leistungsfähigen<br />
Simulationsansätzen beherrschen, und Maschinenbauern,<br />
die weltweit Maschinen exportieren, bringt Effizienz und Flexibilität<br />
in die Entwicklungsprozesse – was wiederum den<br />
Grad der Innovationsfähigkeit erhöht.<br />
www.itq.de<br />
Kostenreduktion durch<br />
Wiederverwendung von Modulen<br />
Nutzt der Maschinenbau in der Produktentwicklung in den jeweiligen<br />
Disziplinen verschiedene <strong>Engineering</strong>-Werkzeuge,<br />
die nicht aufeinander abgestimmt sind, müssen immer noch<br />
sehr viele Daten zwischen den Gewerken manuell ausgetauscht<br />
werden. Tool- und Komponentenhersteller hadern<br />
zudem oft mit den unterschiedlichen Anforderungen der Maschinenbauer<br />
– was weitere Probleme mit sich bringt, wenn in<br />
Zeiten von Industrie 4.0 miteinander vernetzte und interagierende<br />
Systeme eine Komplexität erreichen, die eine Vereinheitlichung<br />
der Prozesse sowie Definition reibungsloser Schnittstellen<br />
und Austauschformate nochmals erschwert.<br />
Abhilfe schafft vielfach die Modularisierung von Maschinen –<br />
was in erster Linie das Wiederverwenden von Teillösungen bedeutet,<br />
die man anforderungsbedingt wieder nutzt und mit<br />
neuen Funktionen ausstattet. Allerdings ist der Weg des Engi-<br />
Anmerkung der Redaktion: siehe dazu auch den Terminhinweis<br />
„<strong>Engineering</strong> zum (Be-)Greifen“, S. 8<br />
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