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Develop³ Systems Engineering 01.2014

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Menschen & Unternehmen Titelstory<br />

develop 3 : Muss für ein erfolgreiches <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> in dem<br />

oben beschriebenen Sinne also ‚nur‘ ein im weitesten Sinne ‚offenes‘<br />

Modell entwickelt werden, das in der Lage ist, die daraus<br />

resultierende Komplexität handhabbar zu machen?<br />

Dumitrescu: Ja, ein disziplinunabhängiges Modell ist die Idealvorstellung<br />

– da müssen wir Schritt für Schritt darauf hinarbeiten.<br />

Ich sehe aber noch einen Punkt davor, der vor allem die Meden<br />

Beteiligten zusammen und fragen nach einem Modell, liefert<br />

der Konstrukteur ein 3D-Modell des Gehäuses, der Schaltungstechniker<br />

aber ein Schaltbild. Fragt man dann, wie sie<br />

sich über Probleme austauschen, stellen wir häufig fest, dass<br />

hier die Kommunikation verbessert werden muss. Unser Vorgehen<br />

ist dann, dass wir andere Methoden vorschlagen, um<br />

die Systeme disziplinunabhängig und damit letztlich systemübergreifend<br />

zu modellieren. In gewisser Weise ist dieses Problem<br />

aber hausgemacht!<br />

develop 3 : Hausgemacht? Könnten Sie das erläutern?<br />

Bild: it’s OWL<br />

„<strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong><br />

ist eine Diszi -<br />

plin, die Tools und<br />

Methoden für die<br />

durchgängige und<br />

disziplinübergreifende Entwicklung technischer<br />

Systeme bereitstellt – wobei das zu<br />

entwickelnde System und die Gesamtheit<br />

aller Entwicklungstätigkeiten im Mittelpunkt<br />

stehen.“<br />

Dr.-Ing. Roman Dumitrescu ist Geschäftsführer Strategie, Forschung<br />

und Entwicklung der it's OWL Clustermanagement GmbH in Paderborn<br />

sowie Leiter der Abteilung <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> am Fraunhofer-IPT<br />

in Paderborn<br />

thodik betrifft. Wie sieht das Modell aus, was für Informationen<br />

muss es beinhalten – noch vor den Schnittstellen wird es<br />

in der Fachgruppe um die Methodik gehen. Dazu gehört dann<br />

auch, dass sich die ‚klassischen‘ Konstrukteure in den Unternehmen<br />

damit auseinander setzen müssen, dass bezüglich<br />

der Gesamtfunktionalität am Ende des Tages auch die Elektrotechnik,<br />

Informatik und die Automatisierung eine wesentliche<br />

Rolle spielen. Oftmals ist es ja so, dass diese Prozesse traditionell<br />

nacheinander durchgeführt werden, basierend jeweils<br />

auf Design-Reviews – besser wäre es aber, wenn sich alle Beteiligten<br />

zu Beginn einmal zusammenfinden und zunächst<br />

das Verständnis über das zu entwickelnde System in einem<br />

Modell zusammentragen.<br />

develop 3 : Im ersten Schritt geht es also zunächst einmal um die<br />

organisatorische Aufstellung?<br />

Dumitrescu: Ja, nehmen wir etwa stellvertretend ein Beispiel<br />

aus der elektrischen Verbindungstechnik. Setzen wir uns mit<br />

Dumitrescu: Nun – wir haben die Leute so ausgebildet und<br />

dann auch noch die Unternehmen entsprechend organisiert!<br />

An dieser Stelle besteht an Hochschulen und Unternehmen<br />

gleichermaßen Optimierungsbedarf. Die Vermittlung von<br />

spezialisiertem Fach-Know-how ist zwar gut und erforderlich,<br />

es fehlt aber das Verständnis, dass es neben der eigenen Disziplin<br />

auch andere Kollegen gibt, die an einer Entwicklung mitwirken.<br />

Dieses Verständnis muss geschaffen und gestärkt<br />

werden, hier fehlt vor allem die entsprechende Methodenkompetenz.<br />

develop 3 : Der einzelne Konstrukteur, Entwickler und auch Automatisierer<br />

muss also so weit ‚über den Tellerrand‘ blicken können,<br />

dass er sich mit den Kollegen verständigen kann?<br />

Dumitrescu: Exakt so ist es. Wir haben übrigens in der eingangs<br />

erwähnten Studie auch untersucht, welche Wege es<br />

denn gibt, zum <strong>Systems</strong> Engineer zu werden. Neben speziellen<br />

Studiengängen, von denen ich persönlich nicht überzeugt bin,<br />

denke ich, dass die Ausbildung zum traditionellen Ingenieur<br />

mit den zahlreichen Vertiefungen sinnvoll ist – was fehlt, sind<br />

zusätzliche Ausbildungsinhalte, in denen erläutert wird, wie<br />

die anderen Disziplinen ‚ticken‘ und wie man kooperieren<br />

kann, um einfach effizienter zu arbeiten. Der Blick auf die<br />

Hochschulen zeigt, dass das nicht so einfach ist, denn aufgrund<br />

der Einteilung in Fakultäten ist es oft nicht möglich, sich<br />

Vorlesungen aus anderen Bereichen anrechnen zu lassen. Viele<br />

Probleme sind also gerade in diesem Bereich selbst verursacht.<br />

develop 3 : Blickt man auf die sich daraus logischerweise ergebende<br />

Diskussion Richtung Industrie 4.0 fällt auf, dass hier neben<br />

Mechanik- und Elektrotechnikingenieure sowie Automatisierer<br />

auch die ITler treten – die Anforderungen sind also noch einmal<br />

höher?<br />

Dumitrescu: Interessanterweise wird das durch die Studie<br />

ebenfalls belegt. Gefragt wurde dort unter anderem, welche<br />

Anforderungen die Unternehmen an ihre Ingenieure stellen.<br />

Heraus kam, dass neben dem Fachwissen in der Breite fast<br />

gleichbedeutend die Soft Skills sind – und dabei geht es nicht<br />

um die Fähigkeit zum Präsentieren oder Ähnliches. Es zeigt<br />

sich vielmehr: Die meisten Probleme in den Unternehmen<br />

tauchen nur an den Schnittstellen zwischen den Disziplinen<br />

auf! Und diese bekommt man nur in den Griff, wenn man sich<br />

unterhält und kommuniziert – leider haben Entwickler mit<br />

sehr fokussierten Aufgabenstellungen das ein bisschen ver-<br />

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