11.02.2019 Aufrufe

Develop³ Systems Engineering 01.2014

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Trends Sensorik<br />

Bild 3: Beispiel für eine<br />

CPPS-Kraftmessplattform<br />

(Cyber-Physical Production<br />

System, Embedded Kraftmessplattform)<br />

für die<br />

5-Achs-Bearbeitung mit<br />

integrierten Lage- und Beschleunigungssensoren<br />

Mit Sensoren die digitale Produktion gestalten<br />

Die Möglichkeiten der Vernetzung und vielfachen Verwendung<br />

von Prozessdaten werden heute unter dem Begriff Cyänderte<br />

Datenverarbeitung auf dem System. Für die Prozessüberwachung<br />

oder Prozessregelung werden vom System<br />

dann nur noch die notwendigen Kennwerte übertragen.<br />

Durch die Rekonfigurierbarkeit kann die Verrechnungsmethode<br />

jederzeit optimal an die jeweiligen Anforderungen angepasst<br />

werden (Bild 3).<br />

Integrierte Signalverarbeitung<br />

mit Zellularen Neuronalen Netzwerken<br />

Ein interessantes Beispiel für die sensorintegrierte Signalverarbeitung<br />

mit neuartigen Kamerasystemen ist die Schmelzbadüberwachung<br />

beim Laserschweißen. Ermöglicht wird das<br />

durch Zellulare Neuronale Netzwerke (CNN). Die Besonderheit<br />

dieser Systeme besteht darin, dass jedes einzelne Pixel des optischen<br />

Sensors mit einer eigenen Einheit zur Datenverar -<br />

beitung und Speicherung verbunden ist. Zusammen bilden<br />

diese Komponenten jeweils eine Zelle. Dieser Aufbau ermöglicht<br />

die parallele Verarbeitung der Daten sämtlicher Bildpunkte.<br />

Die einzelnen Zellen des Sensorsystems sind zudem mit<br />

den jeweils unmittelbar benachbarten Zellen verbunden.<br />

Hierdurch entsteht ein Netzwerk einzeln verarbeitender Elemente.<br />

Die interzellularen Verbindungen führen dazu, dass die Zellen<br />

nicht nur die Daten eines einzelnen Pixels verarbeiten, sondern<br />

gleichzeitig miteinander interagieren können. Dieser Aufbau<br />

ist an das Vorbild natürlicher neuronaler Netzwerke angelehnt,<br />

wobei die einzelnen Zellen des CNN biologischen Nervenzellen<br />

nachempfunden sind [2]. Unter Vorgabe geeigneter<br />

Algorithmen ermöglicht die CNN-Architektur die besonders<br />

schnelle Verarbeitung von Bilddaten. Der zellulare Aufbau des<br />

<strong>Systems</strong> führt jedoch dazu, dass die verarbeiteten Daten abermals<br />

in Bildform ausgegeben werden. In entsprechenden Kamerasystemen<br />

wird deshalb der CNN-basierte Prozessor in<br />

Fokalebene durch ein nachgeschaltetes FPGA (Field Programmable<br />

Gate Array) ergänzt. Dieses steuert den Fokalprozessor<br />

und interpretiert die ausgegebenen Daten. Da die Daten bereits<br />

in vorverarbeiteter Form vorliegen, ist durch den FPGA-<br />

Prozessor eine wesentlich geringerer Rechenleistung aufzubringen,<br />

als dies bei einer direkten Auswertung der Bilddaten<br />

der Fall wäre. Insgesamt befähigt dieser Aufbau somit das<br />

System zu einer internen Datenverarbeitung bei sehr hohen<br />

Verarbeitungsgeschwindigkeiten, wobei Bildraten von mehr<br />

als 10.000 fps erreicht werden können [3] und das Ergebnis der<br />

Auswertung direkt als Regelungs- oder Steuersignal ausgegeben<br />

werden kann. Die aufgenommenen Bilddaten müssen also<br />

zur weiteren Auswertung nicht an einen Messrechner übertragen<br />

werden – was allerdings nachteilig ist, wenn die Speicherung<br />

der Bilddaten etwa zu Dokumentationszwecken ausdrücklich<br />

gefordert wird.<br />

Aufgrund der dargestellten Vorteile besitzen CNN-Kamerasysteme<br />

eine hohe Eignung zur Verwendung in den Bereichen der<br />

Echtzeit-Überwachung und der Echtzeit-Regelung. Abt et al.<br />

realisierten beispielsweise eine Echtzeit-Regelung eines Laserstrahltiefschweißverfahrens<br />

für überlappende Bleche [4]. Der<br />

Prozess wird in diesem Fall koaxial durch die Laserschweißoptik<br />

mit Hilfe eines CNN-basierten Kamerasystems überwacht.<br />

Durch Überwachung und Analyse der für den Tiefschweißprozess<br />

typischen Dampfkapillare und des umgebenden<br />

Schmelzbads ermöglicht das Kamerasystem, den aktuellen<br />

Prozesszustand zu ermitteln.<br />

Multisensorsystem als Lab-on-a-Chip<br />

Die Überwachung von Prozessen und Maschinen in der Produktionstechnik<br />

basiert heute auf der Erfassung physikalischer<br />

Kenngrößen – die Überwachung oder sogar Regelung<br />

von Hilfsstoffen erfolgt kaum. Durch eine ständige und intensive<br />

Kontrolle kann allerdings die Verlängerung der Lebensdauer<br />

und das Einhalten der geforderten Eigenschaften von<br />

Kühlschmierstoffen, Elektrolyten und Dielektrika realisiert<br />

werden – was insbesondere die Entwicklung von chemischen<br />

Sensoren erfordert, die in flüssigen oder gasförmigen Phasen<br />

im laufenden Fertigungsprozess chemische Kennwerte ermitteln<br />

können. Ähnlich wie Biosensoren weisen chemische Sensoren<br />

eine Rezeptivität für die zu analysierenden Stoffe auf. Die<br />

Bindung zwischen Analyt und sensitiver Schicht muss reversibel<br />

sein, um eine fortwährende Analyse zu gewährleisten.<br />

Die Struktur eines chemischen Sensors ist dabei nicht nur<br />

exakt auf einen Analyten ausgerichtet, sondern ermöglicht die<br />

Bindung von verschiedenen Analyten. Über einen Messwandler<br />

kann die chemische Messgröße elektrisch erfasst werden.<br />

Um beispielsweise in Kühlschmierstoffanlagen schnell und<br />

gezielt vor Ort – und im Prozess! – notwendige Anpassungen<br />

vornehmen zu können, lassen sich zur Charakterisierung des<br />

Zustandes der Kühlschmierstoffe mehrere Einzelsensoren zu<br />

einem Sensor-Array zusammenfügen, einem Lab-on-a-Chip<br />

(Bild 4). Die Sensitivität für mehrere Analyte erfordert dabei eine<br />

intelligente Auswertung der Sensorsignale. Hierbei ist es<br />

wiederum mit Hilfe von künstlichen neuronalen Netzwerken<br />

möglich, einen kausalen Zusammenhang zwischen den Sensordaten<br />

und spezifischen chemischen Kenngrößen herzustellen.<br />

Kühlschmierstoffe lassen sich auf diese Weise länger<br />

nutzen und durch die kontinuierliche Analyse kann das Entstehen<br />

toxischer Substanzen frühzeitig durch Zugabe von exakt<br />

dosierten Additiven wirkungsvoll verhindert werden.<br />

38 develop 3 systems engineering 01–2014

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!