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Altlandkreis Ausgabe März/April 2019 - Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel

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Die Schleierfälle bei Bad Bayersoien.<br />

len Richtungen nutzbaren Gewässerverbund<br />

mit 54 Nebenbächen<br />

konnten Fische zwischen bei<strong>den</strong><br />

Seen hin und her pendeln. „Eine<br />

wunderbare Sache aus Sicht der<br />

Naturschützer und Fischereibiologen“,<br />

so Rempe.<br />

Ein Beispiel, bei dem der menschliche<br />

Eingriff in die Natur beinahe<br />

zum Aussterben einer Fischart<br />

geführt hätte, ist die Seeforelle:<br />

Wegen der zahlreichen Barrieren<br />

konnte diese nicht mehr in die<br />

Ammer aufsteigen (sprich: flussaufwärts<br />

schwimmen), deshalb<br />

nicht mehr ablaichen, womit jegliche<br />

eigene Reproduktion verhindert<br />

wurde. Hätten Berufsfischer<br />

nicht begonnen, die Seeforellen<br />

intensiv aus Zuchtanlagen in <strong>den</strong><br />

See einzusetzen, hätte man schon<br />

vor vielen Jahrzehnten das letzte<br />

Exemplar dieses urbayerischen<br />

Großfisches gesehen. Gab es<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts in<br />

der Ammer noch einen reichen<br />

Fischbestand mit rund 30 heimischen<br />

Arten, waren es Ende der<br />

Achtzigerjahre nur noch 16 in der<br />

mittleren und oberen Ammer, im<br />

Mündungsgebiet waren noch 22<br />

Fischarten nachweisbar, von <strong>den</strong>en<br />

aber etwa die Hälfte auf der<br />

Roten Liste der bedrohten Tierarten<br />

geführt wur<strong>den</strong>. „Durch die<br />

Wehre können beispielsweise von<br />

Hochwasser verdriftete Fische nicht<br />

mehr an ihren eigentliche Standort<br />

zurückkehren, weil sie die meisten<br />

der großen Höhenunterschiede an<br />

Foto: Fotografi e Werner Schubert<br />

<strong>den</strong> Wehren nicht bewältigen können,“<br />

erklärt Armin Rempe. Und<br />

genau deshalb setzt er sich seit<br />

über 30 Jahren <strong>für</strong> die Ammer ein,<br />

um die Artenvielfalt in einem der<br />

letzten Wildflüsse des bayerischen<br />

Alpenvorlandes zu bewahren – mit<br />

Erfolg.<br />

Sieben der zehn Wehre<br />

umgebaut<br />

Der erste Schritt war das im Jahr<br />

1963 errichtete Schnalz-Wehr, das<br />

durch die Rutschung einer Abraumhalde<br />

des Kohlebergwerks<br />

Peißenberg notwendig wurde.<br />

2000 bis 2001 wurde das Schnalz-<br />

Wehr mit einer Fischwanderhilfe,<br />

im Volksmund „Fischtreppe“<br />

genannt, ausgestattet. Es folgten<br />

weitere Umbaumaßnahmen an<br />

<strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Wehren, die<br />

mit unterschiedlichen Wanderhilfen<br />

wie „Raue Rampe“ oder<br />

„Sohlgleiten“ versehen wur<strong>den</strong>.<br />

Mittlerweile sind sieben der zehn<br />

Wehre renaturiert. Zudem gibt es<br />

konkrete Planungen <strong>für</strong> die kommen<strong>den</strong><br />

Jahre zur Renaturierung<br />

des PKG-Wehrs in Peißenberg und<br />

des Oderdinger Wehrs. Einzig <strong>für</strong><br />

das Rottenbucher Ammerwehr<br />

können noch keine detaillierten<br />

Angaben gemacht wer<strong>den</strong>.<br />

Sämtliche Teilerfolge des Projekts<br />

konnten nur erzielt wer<strong>den</strong>, weil<br />

die 1995 erlassene Kajakverordnung<br />

<strong>den</strong> zunehmen<strong>den</strong> Bootsverkehr<br />

auf der Ammer regulierte<br />

und unter anderem Schonzeiten<br />

<strong>für</strong> Fische beachtete. Anfang der<br />

1980er Jahre begannen die Fischer<br />

der Anglergemeinschaft Lech-Ammer<br />

e.V. unter ihrem Vorsitzen<strong>den</strong>,<br />

Armin Rempe, <strong>den</strong> Bootsbetrieb<br />

auf der Ammer zahlenmäßig zu<br />

erfassen. <strong>Das</strong> Ergebnis: Schon damals<br />

bewegten sich an schönen<br />

Tagen über 300 Boote auf der Ammer.<br />

Den Fischern ist es schließlich<br />

gelungen, <strong>den</strong> damaligen Landrat<br />

davon zu überzeugten, dass dieser<br />

eingeschränkt wer<strong>den</strong> müsse. Viele<br />

Jahre intensiver Schreibarbeit, dutzende<br />

Verhandlungen und etliche<br />

Petitionen folgten, bis der Bootsbetrieb<br />

aus Sicht der Fischer „or<strong>den</strong>tlich<br />

und sinnvoll geregelt war“.<br />

Der Fels neben dem Steg zur Soyermühle wurde 1999 gesprengt.<br />

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