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Berliner Kurier 19.02.2019

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*<br />

POLITIK<br />

Ein Dilemma<br />

ohneAusweg<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Von<br />

Markus<br />

Decker<br />

US-Präsident Donald<br />

Trump fordert dieEuropäer<br />

auf, all jene IS-Kämpfer<br />

zurückzunehmen,die sich in<br />

US-Gewahrsambefinden. Damit<br />

stürzt er uns in ein Dilemma.<br />

Da sind zunächst praktische<br />

Fragen:Kann mandie<br />

Gefangenen eigentlichverurteilen?Schließlich<br />

kann die<br />

Beweislage im Einzelfall dünn<br />

sein. Auch fürTerroristen gilt<br />

aber, dass Tatennachgewiesen<br />

werden müssen. Und was<br />

passiert nach derHaft –zumal,<br />

wenn es sich um Menschen<br />

handelt, dieweiterhin<br />

alsgefährlich gelten?Observationensindaufwendig<br />

und<br />

ihrErfolgist nichtsicher.<br />

Das andere ist einemoralische<br />

Zwickmühle: Einerseits<br />

haben sich europäischeIslamisten,<br />

die nachSyrien ausreisten,für<br />

Brutalität entschieden;<br />

dafür tragen sie<br />

selbst die Verantwortung. Andererseits<br />

droht ihnen nun ihrerseitsBrutalität<br />

–etwa,<br />

wenn sie in den Folterkellern<br />

Assads landensollten. Das<br />

kann uns nicht egal sein. Es<br />

gibt keine einfachenLösungen.<br />

Aber zwei Prinzipien:<br />

Für deutsche Staatsbürger<br />

bleibt Deutschlandzuständig.<br />

Und: Dabei sind die Wertmaßstäbe<br />

desGrundgesetzes<br />

ausschlaggebend. Sonst<br />

nichts.<br />

MANN DESTAGES<br />

Alec Baldwin<br />

Er hat es wiedergetan: US-<br />

Schauspieler Alec Baldwin<br />

(60) trat erneut alsDonald<br />

Trump in derSatire-Show<br />

„Saturday<br />

Night Live“<br />

auf undversetzte<br />

so den<br />

echten US-<br />

Präsidenten<br />

in Rage.<br />

„Nichts“ sei<br />

lustig an der<br />

Sendung,<br />

polterte<br />

Trumpvia<br />

Trump. „Die Frage ist,wie<br />

kommendiese Sender mit<br />

diesenAngriffen auf Republikanerdurch<br />

–ohne Vergeltung?“<br />

Baldwinfragte zurück,<br />

ob er und seineFamilie sich<br />

jetzt bedrohtfühlenmüssen.<br />

Foto: Will Heath/dpa<br />

Foto: Militant Website/AP Photo<br />

Die<br />

deutschen<br />

Altlasten ten<br />

des IS<br />

Berlin – Der „Islamische<br />

Staat“ in Syrien ist militärisch<br />

fast besiegt. Terrorismusexperten<br />

plädieren nun<br />

dafür, deutsche Kämpfer des<br />

IS, die sich in der Hand der<br />

Kurden in Nordostsyrien befinden,<br />

zurückzuholen. Donald<br />

Trump habe sich wohl<br />

im Ton vergriffen, als er<br />

europäische Länder dazu<br />

aufgefordert habe, IS-Kämpfer<br />

zurückzunehmen (wir berichteten),<br />

sagte Terrorismusexperte<br />

Peter R. Neumann<br />

vom King’s College in<br />

London dem Redaktions-<br />

Netzwerk Deutschland<br />

(RND). In der Sache habe<br />

Trump jedoch recht.<br />

Seit Längerem zeichnet sich ab,<br />

dass die kurdische Selbstverwaltung<br />

nach einem Abzug der<br />

S<br />

Tweetdes<br />

US-Präsidenten<br />

setztBundesregierung unter<br />

Druck:Wie umgehen mit den<br />

europäischen Dschihadisten?<br />

US-Truppen zusammenbrechen<br />

werde. In diesem Fall kämen<br />

die Islamisten frei und<br />

würden zu Risikofaktoren. Die<br />

Bundesregierung habe in dieser<br />

Frage bisher eine abwartende<br />

Haltung gezeigt, so Neumann.<br />

Regierungsvertreter betonten<br />

zwar, dass diese Kämpfer als<br />

deutsche Staatsbürger ein<br />

Recht auf Rückkehr hätten, sie<br />

ließen aber keine besonderen<br />

Aktivitäten erkennen, um das<br />

Problem zu lösen.<br />

„Esgeht nicht darum, nett zu<br />

sein zu Terroristen; wir schulden<br />

ihnen nichts“, so Neumann.<br />

„Es geht darum, das Sicherheitsrisiko<br />

zu minimieren. Und<br />

das gelingt am besten, wenn<br />

man den Prozess aktiv gestaltet.“<br />

Im Übrigen müsse der<br />

Grundsatz gelten: „Wenn wir<br />

von anderen erwarten, dass sie<br />

ihre Staatsbürger zurücknehmen,<br />

dann müssen wir das auch<br />

tun –selbst wenn es nicht sonderlich<br />

populär ist.“<br />

Andernorts habe man deshalb<br />

längst reagiert, so der Terrorismusexperte.<br />

Frankreich<br />

etwa wolle alle 130 Islamisten<br />

in einem Zug zurücknehmen.<br />

In den Niederlanden habe man<br />

die Beweisführung in Islamisten-Prozessen<br />

erleichtert, in<br />

Gefängnissen spezielle Plätze<br />

geschaffen und in neue Pro-<br />

Diäten steigen aufüber 10000 Euro/Monat<br />

Automatismus greift: Bezüge der Bundestagsabgeordneten passensich der allgemeinenLohnsteigerung an<br />

Berlin –Auch in diesem Jahr<br />

steigen die Diäten der Bundestagsabgeordneten.<br />

Ab 1. Juli<br />

bekommen die Parlamentarier<br />

voraussichtlich erstmals über<br />

10 000 Euro im Monat. Der<br />

Grund für die Anhebung ist ein<br />

Automatismus.<br />

Es ist eine Aussicht auf rund<br />

Foto: Morukc Umnaber/dpa<br />

Eine kurdische Kämpferin der YPG. Die Milizen haben die Hauptlast beim<br />

Sieg über den IS getragen. Die USAwaren ihrewichtigste Stütze.<br />

300 Euro mehr. Ab 1. Juli werden<br />

die Diäten, also die Löhne,<br />

der 709 Bundestagsabgeordneten<br />

erhöht. Sie steigen von bisher<br />

9780,28 Euro im Monat auf<br />

dann etwas über 10 000 Euro.<br />

Es bedarf dafür keines weiteren<br />

Beschlusses: Seit 2016<br />

werden die Diäten der Bundestagsabgeordneten<br />

automatisch<br />

angepasst. Orientierung ist die<br />

Entwicklung des Nominallohns,<br />

die das Statistische Bundesamt<br />

errechnet –und zwar<br />

in beide Richtungen: Steigt der<br />

Nominallohn, also die tatsächliche<br />

Lohnsumme, dann steigen<br />

die Diäten. Der Bund der<br />

Steuerzahler (BdSt) kritisierte,<br />

die Abgeordneten versteckten<br />

sich hinter diesem Automatismus.<br />

„Weil Abgeordnete für<br />

sich entscheiden müssen, sollten<br />

sie auch öffentlich Rechenschaft<br />

ablegen“, sagt Verbandspräsident<br />

Reiner Holznagel<br />

dem RND.

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