AJOURE / KATEGORIE PEOPLE Interview Fotos: Max Sonnenschein AJOURE MAGAZIN SEITE: 40 | APRIL <strong>2019</strong>
AJOURE / PEOPLE JULIA DIETZE IRON SKY 2: THE COMING RACE IHRE ÜBERZEUGENDSTE UND WANDLUNGSFÄHIGSTE ROLLE Iron Sky hat bis heute einen absoluten Kultstatus bei den deutschen Fans. Doch auch international war der erste Film ein Knaller, auch wenn Kinos weltweit damals unsicher waren, ob die Art Humor angenommen werden würde. Umso gespannter schauen wir auf Teil 2, der in den Startlöchern steht. Am 20. März geht es los und wir wollten es uns nicht nehmen lassen, uns mit Julia Dietze zu treffen, von der wir nach der Pressevorführung der Meinung waren, dass sie die beste Leistung im Film erbracht hat. So haben wir uns auf drei bis vier Kaffee getroffen und uns ausgiebig mit ihr unterhalten. Alles zu „Iron Sky: The Coming Race“, zur neuen Staffel von „Beck is Back!“ und was sie nach „Let´s Dance“ noch vom Tanzen hält, erfahrst du jetzt. Was erwartet die Zuschauer im <strong>2019</strong>er Iron Sky im Vergleich zu dem, der 2012 lief? Es ist erst einmal ein ganz anderes Grundthema. Der 2012er baut auf der Verschwörungstheorie auf, dass die Nazis von der Antarktis aus zur dunklen Seite des Mondes geflüchtet sind. Meine Rolle Renate Richter wuchs in der zweiten Generation auf dem Mond auf, kannte die Erde nicht, hatte noch nie Sonnenlicht gesehen und war komplett konditioniert von der militärischen Ideologie der Mondnazis. Im Jahr 2018 landet sie dann durch einen afroamerikanischen Astronauten in New York, realisiert dort, was die Nazis alles an Verbrechen begangen haben und kämpft dann gegen eine Invasion und baut eine neue Generation auf dem Mond auf, während die Erde im Nuklearkrieg untergeht. In „The Coming Race“ geht es darum, dass Aliens die höchsten politischen Funktionen auf unserer Erde besetzen und unsere Gestalt annehmen können. Das sind die sogenannten „Shapeshifter“. Somit baut der zweite Teil ebenfalls auf einer Verschwörungstheorie auf. Es gibt einen alten Kultfilm von Joe Carpenter „They Live“. Dort kann die Hauptfigur die wahre Gestalt dieser Shapeshifter sehen, wenn er eine Sonnenbrille aufsetzt. Die Menschheit ist unter diesen Reptilien-Aliens quasi versklavt und arbeitet in deren System. Außerdem beschäftigt sich der Film mit der „Hollow-Earth“-Verschwörungstheorie. Dort leben alle Aliens, die nicht gerade damit beschäftigt sind, die Oberwelt zu regieren. Der Film beginnt mit der „alten Renate”, die schon eine erwachsene Tochter hat, welche Anfang bis Mitte zwanzig ist. Mein Spielalter liegt zwischen 24 und 85. Die Maske hat jeden Morgen vier Stunden gedauert. Ich bin jeden Tag um drei Uhr aufgestanden und wurde von vier bis acht Uhr in die alte Renate Richter verwandelt. Ich liebe es, mich so in eine Rolle zu transformieren. Wir hatten eine Maskenbildnerin von „Game of Thrones“ mit an Bord, die uns ein Gel auf die Haut aufgetragen hat, welches die Haut ganz faltig hat werden lassen. Zudem wurden mir hängende Wangen und ein faltiger Nacken angeklebt. Ich habe mir zwei Monate lang im Al- tersheim die Körpersprache der Senioren angelernt. In Hinsicht auf meine Rollenvorbereitung bin ich ein absoluter Nerd. Meine Intention war komplett darauf gerichtet, mich so authentisch wie möglich wie eine alte Frau zu bewegen. Mein gesamter Fokus lag im Alltag auf der Körpersprache älterer Menschen, zum Beispiel wenn ich einen Hüftfehler in der Gangart beobachtet habe, der sich weiterleitet auf die linke Schulter und in einen baumelnden Arm bis hin zu einem krummen Rücken. Jedes kleine Detail wirkt sich auf die Haltung aus. Ich war aber nicht ausschließlich im Altersheim, sondern habe meine Beobachtungen zum Beispiel auch in der Innenstadt betrieben. Dabei ist mir aufgefallen, wie überrascht und erfreut die Reaktionen der älteren Leute waren, wenn ich ihnen direkt in die Augen schaue, da die meisten jungen Menschen entweder auf ihr Handy oder auf andere junge Menschen schauen. Das Alter wird in unserer heutigen Zeit unsichtbar. Während des Drehs habe ich mit Michael Chekhovs „Imaginary Center Technik“ gearbeitet. Da ist der Fokus auf deine Vorstellungskraft gelegt. Mein „Imaginary Center“ war eine Eisenkralle im Nacken. Das hat meine Beweglichkeit im Hals eingeschränkt und mich emotional so bedrückt, dass es perfekt zur Atmosphäre meiner „alte Renate” gepasst hat. Selbst nach der aufwendigen Maske, der Perücke und dem Kostüm meinte der Regisseur zu mir, dass meine Augen noch zu wach für eine alte Frau seien. Also habe ich mir Nebelschwaden um AJOURE MAGAZIN SEITE: 41 | APRIL <strong>2019</strong>