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AJOURE´ Magazin April 2019

Entdecke jetzt die AJOURE´ April Ausgabe mit Cover-Star Stefanie Heinzmann. AJOURE´ ist alles, was eine Frau braucht. Wir zeigen euch die Lifestyle-Welt und bringen euch immer auf dem neuesten Stand – schneller als alle anderen!

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AJOURE / LIEBE & BEZIEHUNG<br />

ERIKA LUST<br />

FEMINISMUS IM PORNOGESCHÄFT<br />

VORSICHT<br />

PORNO<br />

Porno und Feminismus, das mag für dich<br />

im ersten Moment vielleicht gar nicht zusammengehen.<br />

Oder du gehörst zu den<br />

Mädels, die schon ab und zu Porno gucken,<br />

sich bisher aber doch irgendwie auch an<br />

den Massen-Clips gestört haben? Dann<br />

könnte die feministische Pornografie etwas<br />

für dich sein. Eine ganze Reihe Filmemacherinnen<br />

bringen den Sex für die<br />

Frau auf die Leinwand und eine der erfolgreichsten<br />

Produzentinnen ist die Schwedin<br />

Erika Lust.<br />

Wer Frau Lust genau ist<br />

„Lust“ ist ein Künstlername, eigentlich<br />

heißt die Dame Erika Hallqvist. Geboren<br />

ist sie in Stockholm und ins Pornogeschäft<br />

ist sie einfach so hineingerutscht. Erika<br />

Lust studierte ursprünglich Politikwissenschaften<br />

und Feminismus an der Universität<br />

von Lund. Begleitend zum Studium<br />

jobbte sie für die Filmbranche, erledigte<br />

Botengänge und bekam Assistentenjobs.<br />

Die Kunst des Filmemachens faszinierte<br />

sie zunehmend, sodass sie immer öfters<br />

Abendkurse besuchte. Schließlich bekam<br />

sie die Chance, einen eigenen Kurzfilm zu<br />

drehen. Kurzerhand entschied sie sich für<br />

ihre Lieblingsthemen: Feminismus und<br />

Sexualität. Heute lebt und arbeitet Erika<br />

Lust in Barcelona.<br />

Pornografie und Frauen<br />

Weibliche Sexualität und Geilheit fristen<br />

in unseren ach so modernen Zeiten immer<br />

noch ein trauriges Dasein. Die Sexszene ist<br />

eindeutig von Männern dominiert. Kerle,<br />

die Porno gucken, sind cool. Frauen dagegen,<br />

wenn sie nicht gerade unter sich sind,<br />

kassieren krumme Blicke. Außer natürlich,<br />

der Mann schlägt Pornogucken zur Stimulanz<br />

vor. Dann ist es in Ordnung. Frauen,<br />

die alleine oder unter Damen Pornografie<br />

genießen, werden allzu gerne als Emanzen<br />

abgestempelt oder ‚mit denen stimmt<br />

etwas nicht‘. Dabei ist feministische Pornografie<br />

alles andere als männerfeindlich<br />

oder von Lesbensex dominiert.<br />

Was Erika Lust anders macht<br />

Auch Erika Lust bekam von ihrem Freund<br />

gelegentlich normale Pornokost als Stimulanz<br />

serviert. Dabei fiel ihr auf, dass<br />

der gesehene Sex zwar körperliche Reaktionen<br />

bei ihr auslöste, der Geist und die<br />

Seele aber leer blieben. Die Libido sagt ja,<br />

Kopf und Herz schreien in den klassischen<br />

Männerhelden- und Stöhnstreifen aber<br />

eher laut auf. „Mir geht es bei meinen Filmen<br />

darum, alle drei Ebenen gleichermaßen<br />

zu stimulieren“, sagt Erika Lust. Nur<br />

dann entsteht wahre Lust. „Dazu erzähle<br />

ich Geschichten. Für mich gehört es zur<br />

Anregung dazu, zu wissen, warum diese<br />

Menschen sich getroffen haben und etwas<br />

füreinander empfinden“. Diese Geschichten<br />

sind aus dem Leben gegriffen, sie sind<br />

echt.<br />

Profis und Laien als Darsteller<br />

Beim Casting ihrer Filme berücksichtigt Erika<br />

Lust beiderlei. Den Profis müsse sie erst<br />

einmal wieder beibringen quasi ‚echten‘ Sex<br />

vor der Kamera zu haben. „Nicht einmal<br />

die Topstars der Branche vögeln privat so<br />

wie Film“, verrät die sympathische Schwedin.<br />

„Sie sind es gewohnt, Abstand zu halten,<br />

damit die Kamera möglichst viel einfangen<br />

kann. Im normalen Leben wäre das zumindest<br />

für die Frau höchst unbefriedigend.“ Erika<br />

Lust lässt ihre Darsteller Sex machen wie<br />

in der Natur und arbeitet dafür mit feineren<br />

Kameraeinstellungen. Auch sonst sind ihre<br />

Produktionen natürlicher. Alle Furz- und<br />

Schmatz-Geräusche, die beim Aufeinandertreffen<br />

zweier Körper so entstehen können,<br />

bleiben im Film. In herkömmlichen Streifen<br />

sind diese meistens herausgeschnitten und<br />

zu hören sind nur Männer ‚bei der Arbeit‘<br />

und gleichmäßig lustlos vom Tonband stöhnende<br />

Frauen.<br />

Die Frau macht alles selbst<br />

Geschichte, Drehbuch, Casting und Ausstattung<br />

- Erika Lust macht alles selbst. „Ich<br />

habe überall meine Finger drin und bin die<br />

Oberchefin.“ Erika Lust scheint dabei ein<br />

besonderes Feingefühl für die Bedürfnisse<br />

beiderlei Geschlechter zu haben. Auch in der<br />

Männerwelt lehnen viele die platte, frauenverachtende<br />

und eigentlich zutiefst unechte<br />

Pornografie ab. Erika Lusts Filme und Clips<br />

sind keine Emanzenstreifen oder Lesbenfilmchen<br />

und so können auch wahre Männer<br />

Freunde daran haben. Echter Feminismus<br />

klammert die Männerwelt nicht aus.<br />

Fotos: gustavofrazao / stock.adobe.com; Amazon PR

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