Berliner Kurier 15.03.2019
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10 BERLIN BERLINER KURIER, Freitag, 15. März2019*<br />
Immer weniger Grün<br />
Berlin, uns graut vordir!<br />
Die Zahl der Straßenbäume geht zurück,weil viel<br />
mehr gefällt als gepflanzt wird. Und Pflege ist teuer<br />
Von<br />
GERHARD LEHRKE<br />
Berlin – Die Straßenbäume<br />
sind der Stolz der Stadt. Leider<br />
werden es seit Jahren immer<br />
weniger. Bei einer Anhörung<br />
im Umweltausschuss<br />
des Abgeordnetenhauses<br />
nannte Christian Hönig, studierter<br />
Förster und Baumschutz-Fachreferent<br />
des Naturschutzverbands<br />
BUND<br />
Berlin, erschreckende Zahlen.<br />
Seit 2005 wurden in der<br />
Stadt fast 71 000 Straßenbäume<br />
gefällt, aber nur knapp<br />
38 000 neu gepflanzt.<br />
Laut Umweltsenatorin Regine<br />
Günther (parteilos, für Grüne)<br />
sank die Zahl der Linden, Eichen,<br />
Kastanien oder Ahorne<br />
am Straßenrand von 440 000<br />
im Jahr 2013 auf 433 000. Sie<br />
verwies darauf, dass 2017 viele<br />
Bäume dem Sturm Xavier zum<br />
Opfer fielen, 2018 gepflanzte<br />
Bäume wegen Dürre verdorrten.<br />
Allein von 2012 bis 2018<br />
gingen 22 000 Bäume verloren,<br />
obwohl seit 2012 die Stadtbaumkampagne<br />
läuft und deswegen<br />
8300 neue Bäume ge-<br />
pflanzt wurden. Der Senat gibt<br />
dabei 1500 Euro für einen neuen<br />
Baum dazu, wenn 500 Euro<br />
Spenden eingegangen sind.<br />
Hönig konstatiert, dass die<br />
Grünflächenämter personell<br />
mit dem Rücken zur Wand<br />
stünden. Deshalb ließen sie zur<br />
Verhinderung von Unfällen<br />
Bäume eher fällen oder stark<br />
zurückschneiden, statt sie zu<br />
pflegen. Sie bräuchten aber<br />
Pflege, weil sie unter Nährstoffund<br />
Wassermangel leiden, die<br />
Lichtverhältnisse in Straßen<br />
die Photosynthese –Nährstoffund<br />
Sauerstoffproduktion der<br />
Blätter aus Wasser und Kohlendioxid<br />
–erschweren. Ultimativer<br />
Baum-Killer sei Tausalz.<br />
Der BUND-Referent fordert<br />
eine Stärkung der Grünflächenämter.<br />
Ein Geldregen aus Sonderprogrammen,<br />
wie ihn Günther<br />
vorgetragen hatte (14,4<br />
Millionen Euro 2017 bis 2019),<br />
helfe nicht. Es müssten Leute<br />
her, die sich langfristig um die<br />
Bäume kümmern können.<br />
Oliver Schruoffeneger (Grüne),<br />
Umweltstadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf,<br />
stößt ins<br />
gleiche Horn. Sein Bezirk habe<br />
aus Personalmangel vor anderthalb<br />
Jahren aufgehört, Bäume<br />
Fotos: Wächter,Imago, BUND<br />
Oliver Schruoffeneger klagt<br />
über Personalmangel bei<br />
den Baumschützern.<br />
Kahlschlag auf der<br />
Sonnenallee: Reihenweise<br />
fielen Bäume auf dem<br />
Mittelstreifen.<br />
Christian Hönig lobt Bäume<br />
als Spender vonSchatten<br />
und Luftfeuchtigkeit.<br />
zu pflanzen. Stattdessen widme<br />
man sich der lange vernachlässigten<br />
Baumpflege, die die Lebensdauer<br />
verlängere. Die Zuweisungen<br />
Berlins an die Bezirke<br />
müssen wieder steigen: Gab<br />
es 2001 noch 61 Euro pro Baum<br />
und Jahr, sind es jetzt nur noch<br />
47. Das reiche nicht, er habe gerade<br />
noch zwei Leute, die sich<br />
um Baumpflegekonzepte und<br />
Fällanträge kümmern. Nötig wären<br />
über 80 Euro.<br />
Der Baumverlust dürfte sich in<br />
den nächsten Jahren verschär-<br />
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