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Berliner Kurier 15.03.2019

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*<br />

KULTUR<br />

Wolf Biermann<br />

Aufreißer,<br />

BERLINERKURIER,Freitag,15.März2019<br />

In seinem neuen<br />

Novellenband<br />

schreibt Biermann<br />

über Frauen, Sexu.<br />

Liebe. Sein eigenes<br />

Triebleben kommt<br />

dabei nicht zu kurz.<br />

Weiberheld,<br />

Versager im Bettt<br />

Im Buch „Barbara“ leuchtet der Liedermacher sein Triebleben grell aus<br />

Mit und ohne Mauer –inder<br />

Ost-West-Welt kennt sich<br />

Wolf Biermann aus. Aus bewegtem<br />

deutsch-deutschen<br />

Leben hat er neue Geschichten<br />

zusammengetragen. Dabei<br />

bleibt mancher Schneidezahn<br />

auf der Strecke,und sein<br />

Sexleben –das wird mehr als<br />

grell ausgeleuchtet.<br />

Für viele Geschichtenüber kleine<br />

und große Helden im Leben<br />

des deutsch-deutschen Dichters<br />

fand der 82-Jährige keinen Platz<br />

in seiner drei Jahre alten Autobiografie<br />

„Warte nicht auf bessre<br />

Zeiten!“. Im nun erschienenen<br />

Band „Barbara“ erzählt<br />

Biermann süffisant und kurzweilig<br />

diese „Liebesnovellen<br />

und andere Raubtiergeschichten“.<br />

„Meine stärkste Schwäche:<br />

Wenn ich eine Geschichte<br />

schreibe, neige ich dazu, abzuschweifen<br />

in Nebengeschichten“,<br />

sagt Biermann.<br />

So kam es zu „Barbara“ (Ullstein<br />

Verlag, 288 Seiten, 20 Euro).<br />

Darin geht es etwa um den<br />

Kohlen-Otto, der verbotenerweise<br />

die Briketts zu Biermann<br />

„rauf inne Wohnung“ liefert,<br />

Mit ihrem neuesten<br />

Werk „Memories of<br />

Fools“ lädt uns die preisgekrönte<br />

Zirkuskompanie<br />

Cirk La Putyka zu einem<br />

fantastischen Abenteuer<br />

ein und kommt mit<br />

Kreativität, verspieltem<br />

Humor und ausgefeilten<br />

Designs auf die Bühne<br />

des Chamäleon Theaters zurück.<br />

Regisseur Rostislav<br />

Novák hat mit seiner Kreation<br />

dann aber bei einer Sauftour an<br />

den falschen Volkspolizisten geriet<br />

und im Steinbruch landet.<br />

Da ist die Monika aus dem Hinterhof,die<br />

an der Homosexualität<br />

ihres Mannes zerbricht. Garance<br />

wird von der Stasi gezwungen,<br />

sich im Westen des<br />

geteilten Berlins als Spionin zu<br />

prostituieren. Oder es geht um<br />

den Zirkusdirektor und seinen<br />

alten Löwen, in dessen Maul<br />

Biermanns Sohn Manuel seinen<br />

Kopf stecken will. „Ich will, dass<br />

grad so tolle Geschichten, in denen<br />

ich, wenn überhaupt, nur eine<br />

Nebenrolle spiele, nicht mit<br />

mir unter den Sargdeckel geraten,<br />

sondern zwischen zwei<br />

Buchdeckeln weiterleben“, sagt<br />

Autor Biermann.<br />

Natürlich geht es immer wieder<br />

auch um Musik, seine Liedtexte<br />

und Gedichte. Allerdings:<br />

Häufig auftauchende Motive<br />

sind Frauen, Sex, Liebe. Mal beschreibt<br />

sich Biermann als den<br />

großen Aufreißer und Weiberheld,<br />

wenige Seiten später versagt<br />

er im Bett. Für den 82-Jährigen<br />

ist das „mein ewiges Thema,<br />

sowohl in der Poesie wie<br />

auch in der Prosa: Liebespaare<br />

eine bildgewaltige Collage aus<br />

kraftvoller Akrobatik, leichtfüßigen<br />

Choreografien und<br />

in großer politischer<br />

Landschaft“.<br />

Amüsant kann es<br />

werden, wenn sich<br />

die Wege seiner prominenten<br />

Freunde<br />

unerkannt kreuzen.<br />

Etwa Robert Havemann<br />

und Manfred<br />

Krug, 1966 auf einer<br />

Landstraße im Brandenburgischen.<br />

Der<br />

Kommunist und Regimekritiker<br />

stur im Trabi,<br />

ungeduldig dahinter<br />

im geerbten West-Mercedes<br />

der Schauspieler und<br />

Lebemann. Trabifahrer<br />

Havemann trotzt lange<br />

dem ungeduldig geplanten<br />

Überholmanöver von Krugs<br />

drängelnder Bonzenkarre.<br />

„Da er sich für den Klügeren<br />

hielt, gab er nach“, schreibt<br />

Biermann über Havemann.<br />

Doch aus dem haltendenMercedes<br />

springt „die Silhouette eines<br />

riesigen Kerls“, reißt die<br />

Tür des Trabis auf: „Dann<br />

schlug er mit der rechten Rückhand<br />

einmal kräftig ins dunkle<br />

Innere.“ Danach fehlen Havemann<br />

drei Zähne. Gerd Roth<br />

Die Zirkusrebellen sind zurück im Chamäleon<br />

Foto: Chamäleon/zVg<br />

herrlich skurrilen Charakteren<br />

geschaffen.<br />

Seine Show ist eine farbenfrohe<br />

artistische Erzählung<br />

von einem großen<br />

Kindheitstraum<br />

und der Mission, die Erinnerungen<br />

der<br />

Menschheit zu wahren<br />

–bevor sie für immer<br />

aus unserem Gedächtnis verschwinden.<br />

Tickets ab 39 Euro<br />

unter 030/4000590.<br />

Foto: dpa

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